[1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

[November '18]
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Nubis
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[1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Galeno hatte es nun doch noch einmal gewagt und um ein Treffen mit seiner Klanschwester gebeten. Das letzte Mal war sie verreist gewesen und hatte somit keine Zeit für ihn übrig gehabt. Doch dieses Mal, so hoffte er, würde es vielleicht passen.
So hatte er in der Hoffnung, sie sei in der <stadt, erneut einen Brief verfasst, in dem er um einen Termin für ein Treffen gebeten hatte und schlug von selbst Ort und Zeit vor. In den Wintermonaten, in denen es ohnehin meist ruhiger zu ging und in ihrem Kloster, in dem sie ihn einst schon einmal beinahe empfangen hätte.

Dieses Mal hatte er auch einige Fragen im Gepäck und etwas mehr von sich zu erzählen, als damals.

So stand er eines Nachts zu vereinbarter Stunde vor den Toren des Klosters und klopfte. Er benannte diejenige, zu der er wollte und dass er angemeldet sei und war frohen Mutes, dass dieses Mal alles gut werden würde.

Als Begleitung hatte er Luciano wieder mit dabei und sowohl er, wie der gross gewchsene Mönch, trugen ihre Roben und ein Kreuz um den Hals.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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La Vedova
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Re: [1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

Beitrag von La Vedova »

EIne Nonne mittleren alters öffnete das Tor des Klosters. Sie musterte die beiden Männer eingehend und beugte dann ihr Haupt zum Gruße, als Galeno sich als der erwartete Gast zu erkennen gab. Mit einem stummen Handwink bat sie die Männer herin, schloss das Tor wieder hinter ihnen und deutete in RIchtung der Kapelle auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofes. Sie wartete, bis Galeno sich auf den Weg machte und ordnete sich dann neben Luciano ein, dem sie ein scheues Lächeln zuwarf.

Die Kapelle war der älteste Teil des Klosters, eine kleine überwucherte Kuppel überragte den Kreuzbau aus hellem Stein. WInzige, offene Fenster zeigten, dass sie wohl von innen beleuchtet war. EIn schweres, einfaches Holztor wurde von der Nonne für Galano geöffnet.
Als er und Luciano die Kapelle betraten, schlugen ihnen einige Gerüche entgegen, die für Galeno sicherlich um einiges bekannter waren als für seinen Ghul: Weihrauch, Kalk, verschiedene Gerüche nach feuchter Erde und...ein Hauch von Blut...Außerdem sang eine klare, junge Stimme ein Lied auf Altgriechisch, die jedoch verstummte, als die Männer den Raum betraten. Sie gehörte zu einer jungen Nonne, sie an der Stufe zum Altar gestanden hatte und dort in einem großen Mörser etwas zerkleinert hatte. Nun schlug sie sittsam die AUgen nieder und hielt in iherer Arbeit inne.

Auf einem hölzernen Gerüst stand eine Nonne in dem typischen Habit des Klosters in weiß und schwarz, sie trug jedoch zusätzlich eine Schürze, die voller roter Flecken war. In der Hand hielt sie ein Fässchen und einen großen Pinsel. Momentan balancierte sie am Rand des Gerüstes, um an eine entlegene Ecke des Obergardens zu gelangen und diese mit dicker, brauner Farbe anzupinseln. Höhenangst schien sie keine zu kennen. Als die Tür zuschlug und die Nonne aufhörte zu singen, wandte sie sich um, blickte hinunter zu Galeno, musterte ihn und seinen Gefährten. Sie sah sehr ungesund aus, das flackernde Kerzenlicht verstärkte die Tiefe ihrer Augenringe und ihre spitzen Wangenknochen. Sie nickte. War es eine Begrüßung oder mehr eine Geste der Selbstbestätigung?Geschickt kletterte sie das Gerüst hinunter, sie kannte jede Leitersprosse und jede Planke. DIe letzten zwei Schritt sprang sie einfach. Die Bewegungen waren nicht grazil, sondern von einer einfachen Bedachtheit.
Auf dem Boden angelangt, legte sie ihre Maluntensilien zur Seite, griff nach ihrem Habit und knickste leicht.
"Willkommen in Sant Agnese, werter Galeno Fiore, bitte entschuldigt meinen Aufzug. Die Nächte sind so kurz und ich habe viel zu wenig Zeit für all die Dinge, die mir wichtig sind. Und auch Ihr seid mir natürlich willkommen, braver Begleiter...?", begrüßte sie auch den Mönch an Galenos Seite höflich, jedoch ohne seinen Namen zu kennen. Ihre Stimme war rau und trug auch noch nach all den Jahren den leichten fränkischen Singsang in der Betonung ihrer Silben. "Ich habe voller Vorfreude auf diese Nacht gewartet, denn selten begegne ich einem der unseren, mit dem ich meine Interessen teilen kann." Dann deutete sie auf die Malerarbeiten an den Wänden der Kapelle "Ich bin gerade dabei, den Zyklus der Heiligen Agnes zu verwirklichen, der mir schon über zwei Jahrzehnte vorschwebt. Nun habe ich endlich die Ruhe gefunden, meine Pläne in die Tat umzusetzen, wenn Ihr möchtet, kann ich sie Euch zeigen?"
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Nubis
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Re: [1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Galeno liess sich zur Kapelle geleiten, blieb während des Weges ruhig und sagte absolut kein Wort. Auch Luciano blieb, für seine Verhältnisse, sehr still. Das Lächeln allerdings erwiderte er freundlich.

In der Kapelle wurde gearbeitet und die Gerüche kamen beiden bekannt vor, war doch Luciano ständig mit dabei, wenn Galeno arbeitete. Schliesslich musste er ihm assistieren, wenn es um das Nutzen von Pflanzen ging, oder die Pergamente zu einem Buch gebunden werden mussten.

Der junge Mönch blieb beim Gerüst stehen und sah nach oben. Da lag noch viel Arbeit vor den Nonnen. Diejenige, die oben mit Malen beschäftigt war, kletterte hinab und grüsste ihn. Sie entschuldigte sich für ihren Aufzug und Galeno lächelte. Er selbst trug seine etwas verschlissene Robe und war jetzt nicht unbedingt ein edler Anblick.

„Werte Schwester im Blute, es freut mich, dass wir uns endlich einmal treffen können. Mein Begleiter heisst Luciano.“
Luciano verbeugte sich tief vor ihr und blieb aufmerksam, aber demütig bei Galeno stehen.
„Die Nächte sind oftmals sehr kurz, ja. Grosse Projekte sind manches Mal etwas schwerer umzusetzen. Ich kann dies sehr gut verstehen. Mir geht es mit meinen Forschungen ähnlich.“
Dann blickte er noch einmal zu ihrer Arbeit.
„Die heilige Agnes, Schutzpatronin der Jungsfrauen. Da habt ihr euch etwas vorgenommen, eine sehr interessante Geschichte, auch sehr tragisch.
Ich arbeite zur Zeit ebenfalls an einem grösseren Projekt, allerdings eher für uns geeignet und doch vage genug dargestellt, sodass beide Seiten ihren wichtigsten Ursprung sehen. Es ist allerdings eine Auftragsarbeit.“

Er nickte ihr zu, war durchaus interessiert an ihrer Arbeit, ihren Plänen, auch wenn er wegen anderen Dingen hergekommen war.
„Ihr könnt mir gern eure Pläne zeigen. Mich würde doch sehr interessieren, wie euer Stil ist, was für Farben Verwendung finden, wie ihr die Szenen darstellen möchtet, da es sich um einen Zyklus handelt. Vielleicht kann man voneinander lernen.“
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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La Vedova
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Re: [1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

Beitrag von La Vedova »

Erfreut nickte Seinfreda, als er betonte, wie tragisch die Geschichte der Heiligen Agnes war. "Die Heilige Agnes ist die Stammutter meiner Blutlinie, weshalb mir dieser Zyklus besonders am Herzen liegt", gab sie Auskunft über ihre Beweggründe.
"Eine Auftragsarbeit?"; fragte sie interessiert nach "Wo wird man Euer Werk bestaunen können?"
Luciano nickte sie freundlich zu.

Dann zeigte sie ihm voller Begeisterung ihre Vision:
"Seht ihr, dort oben habe ich schon die einzelnen Felder unterteilt. In der Apsis stelle ich mir ein Mosaik vor, das die Heilige mit einem weißen Schleier und goldenem Kleid sowie Ehering als Braut Christi zeigt mit einem Lamm an ihrer Seite. Sie soll auf Flammen stehen und kleine Jungfrauen tanzen einen Reigen um sie. Dann beginnt hier rechts das erste Bild, das den Stadtpräfekten und seinen Sohn bei der Werbung um die junge Agnes zeigt. Sie soll mit der einen Hand einen abwehrenden Gestus zeigen und mit der anderen zu einer herabfliegenden Taube deuten, als wolle sie sagen, sie sei schon mit Christus verlobt. Das zweite Bild zeigt sie dann vor dem Richter, schon unbekleidet aber umhüllt von ihrem langen Haar. Ein Engel zu ihrer Seite soll ihr ein strahlendes Gewand überreichen ähnlich wie bei der Verkündigung. Das nächste Bild zeigt dann Agnes in gleißendem Lichtgewand vor einem Bett beim Gebet über dem toten Jüngling, der sie schänden wollte. Hinter ihr möchte ich mehrere Frauen des Gewerbes zeigen, die die Szene beobachten. Das Nächste Bild auf der linken Seite der Kirche, dem letzten Gegenüber zeigt einen ähnlichen Bildaufbau: Der Jüngling, wie er von den Toten auferweckt auf die demütige Agnes deutet. Im Hintergrund wird schon der Scheiterhaufen aufgetürmt, der Präfekt flieht aus der Stadt zur Seite weg. Das nächste Bild zeigt Agnes auf dem Scheiterhaufen, von Feuer umspielt aber im Gebet und ohne Schmerzen, die Flammen weichen vor ihr zurück. Eine frontale Darstellung mit wenig Figurenpersonal, nur mit einem anderen, erschrockenen Richter. Im letzten Bild befielt ebendieser Richter einem Schergen, Agnes ein Schwert durch den Hals zu treiben, was dieser auch tut. Agnes zeige ich hier seitlich kniend im Gebet, ihr gegenüber wird ein Lamm auf dieselbe Weise geschlachtet..."
Bei ihrem Worten hatte die Nonne immer wieder auf verschiedene Teile der Wand gedeutet. Offenbar waren erste Grundierungen schon angebracht und sie arbeitete grade am ersten der Bildfelder. In der Apsis war noch nichts zu sehen. "Schwierig wird die gleißend goldene Farbe von Agnes Gewand und dem Licht. Natürlich wäre Gold die erste Wahl, doch kann ich angesichts der momentanen Situation Genuas nicht guten Gewissens Gold verwenden, wenn das Volk hungert. Deshalb habe ich mich entschieden, mit weißer und gelber Farbe zu arbeiten...oder gar mit Mosaikstücken, die im Kerzenlicht leuchten können..."
Sie sah Galeno aufmerksam an, beobachtete seine Reaktion auf ihre Gedanken. "Was meint ihr? Wie kann ich Göttliches Licht, Feuer, Heiligenschein und Haare in unterschiedlichen Abstufungen von Gold zeigen, ohne Gold zu verwenden?"
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Nubis
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Re: [1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Sie hatte sich wirklich viel vorgenommen. Immer wieder, wenn sie erklärte und zeigte, verfolgte Galeno ihren Finger mit den Augen und ihre Worte mit dem Geiste. Er versuchte sich das eine oder andere vorzustellen und nickte hier und da zustimmend, denn er empfand es als eine gelungene Darstellung des Zyklus. Man konnte auch an ihrer Art erkennen, dass es ihr am Herzen lag und dass sie praktisch Feuer und Flamme für ihr Werk war.

Doch sie hatte auch Schwierigkeiten und bei ihrer Frage an ihn, blickte er noch einmal die grosse Fläche an, die insgesamt alles einnehmen würde und grübelte etwas.

"Also für echtes Gold, müsste man einiges davon verwenden und wenn ihr dies nicht wollt, da es in den Augen der Bevölkerung womöglich Verschwendung von Ressourcen wäre, so muss ich euch zustimmen, dass ihr womöglich einen anderen Weg finden müsst."

Er überlegte etwas, sah sich die sonstige Bauweise des Gebäudes an, grübelte etwas mehr.
"Die winzigen Fenster würden zudem den Glanz des Goldes kaum zur Geltung bringen, fürchte ich. Also solltet ihr das Gold vielleicht imitieren mit Gelb- und Ockertönen, etwas Rot und etwas Grün oder Blau. Drumherum würde ich die Farben nicht zu kräftig und abgedunkelt wählen, sodass die kräftigeren Goldtöne dann dort herausstechen, wo das Licht sie treffen soll. Allerdings ist dies ein schwieriges Unterfangen, denke ich. Man müsste Gold in verschiedenen Lichtverhältnissen studieren, um eine gute Illusion zu schaffen, sodass jeder weiss, dass dies das Abbild von Gold ist und nicht einfach nur Gelb und ein paar andere Farben.
Habt ihr so etwas schon einmal versucht?"


Er sah zu den Farben, dann wieder zu den Wänden.
"Mosaike...nun, damit kenne ich mich leider absolut nicht aus. Ich kann sie entwerfen, aber nicht legen und weiss daher auch nicht über das Material Bescheid. Wenn es solche Steine gibt, die diese Wirkung erzielen können.
Heiligenscheine könnte man auch mit feinen Linien und Punkten so darstellen, dass sie wirklich Strahlen ausbilden, nicht nur einfache Kreise darstellen, wie in den meisten Arbeiten. Ähnlich der feinen Linien, die ich für meine Buchillustrationen nutze, um Pflanzen zum Beispiel darzustellen, oder das Flackern von Feuer."


Er war hier ebenfalls in seinem Element und er hatte hier und da selbst schon Überlegungen angestrebt, sich in seinem Stil etwas fortzubilden, doch war die Forschung wichtiger und das Material zum Üben auch nicht gerade günstig.

"Mein Auftrag dreht sich um einen Garten und ich soll das Innere eines Pavillons gestalten. Der Garten ist sowohl für unsereins, wie auch die Menschen gedacht. Die Auftraggeberin wünschte sich ein Abbild Liliths, wie sie ihre Gaben weiter reicht und hatte bestimmte Vorstellungen davon. Ich entwarf ein Bild, welches für uns genau dies zeigt, für Menschen aber Garten Eden zu sehen sein wird, mit den Engeln zum Schutze und Adam und Eva zusammen. Für beide Seiten wird es also eine gewisse Symbolik betreffen, für beide Seiten wird es zum Garten drumherum passen.
Im Pavillon soll auch ein Mosaik eingefasst werden. ich glaube, dass dafür sogar noch jemand gesucht wird. Den Entwurf dafür werde ich auch beisteuern, allerdings muss jemand anderer diese Vision dann in Realität umsetzen. Wo genau dieser Garten sein wird, weiss ich allerdings noch nicht. Es steckt wohl noch alles in einer grossen Planungsphase. Aber in Genua soll er sein. Er soll für Genua sein."
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La Vedova
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Re: [1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda schien die Idee von feinen Linien zu gefallen. "Das ist ein kluger Gedanke, Bruder. Dass ich darauf noch nicht gekommen bin...Linien in Strahlenform. Darüber muss ich unbedingt nachdenken..."Anerkennend sah sie ihn an. "Es ist mir wirklich eine Freude, Euch kennenzulernen. Und ich würde mich umso mehr freuen, wenn Ihr mich einen Blick auf Eure Arbeiten werfen ließet, so das nicht zu viel verlangt ist. Auch ich widme mich gerne der Buchillustration, vielleicht kann ich ja etwas von Euch lernen?"
Sie gab ihm einen sanften WInk mit der Hand und führte ihn nach vorne zum Altar, wo noch immer die junge Nonne stand. Dort befand sich ein steinernes Abbild der Heiligen Agnes, die gewisse Ähnlichkeiten zu einer kindlichen Malkavianerin der Domäne besaß. Desweiteren befand sich auf dem Tisch, der liebevoll mit einem bestickten Tuch und darauf Blumen, Blättern und besonderen Steinen geschmückt war, ein Buch, das jedoch zugeschlagen und von einer dünnen Decke vor Schmutz geschützt war.
Sie deutete darauf "Dies ist beispielsweise ein Werk von mir, das jedoch schon einige Zeit zurück liegt. Ein Psalter mit Kalendarium.."

Als er von seinem Auftrag sprach, erstarrte die Kappadozianerin leicht. "Das klingt nach einem anspruchsvollen Auftrag", meinte sie dann schließlich. "Darf ich fragen, wer die Auftraggeberin ist? Ist sie eine Kennerin römischer Wandmalereien?"
Ihr fiel eigentlich nur eine Person ein und konnte sich kaum vorstellen, dass diese eine solch offensichtliche Darstellung planen würde. SIe hatte sie schließlich davor gewarnt, zu offen aufzutreten...
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Nubis
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Re: [1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Er wirkte etwas verlegen und räusperte sich, trat zum Altar heran. Er musterte die Steinstatue der heiligen Agnes und hatte das Gefühl, dieses Abbild schon einmal gesehen zu haben, aber konnte nicht ganz einordnen wo genau. Aber das war auch nicht sonderlich wichtig.
Seine Schwester im Blute schien überschwänglich erfreut zu sein, dass sie einen Seelenverwandten in der künstlerischen Zunft zu haben schien, was ihn tatsächlich etwas verwirrte. Solch eine Art hätte er gar nicht erwartet, nicht nachdem Titus solch ein Holzblock war.
Er betrachtete auf das Buch auf dem Tisch, den Psalter, der ihr Werk war und auf den sie stolz zu sein schien. Etwas Anerkennung lag in seinem Blick und er lächelte wieder, verlegen. Er versuchte ein wenig auch Avelinas Lehren mit einwirken zu lassen.

"Also ob ihr etwas von mir lernen könnt..nun, ich weiss nicht so recht. Nicht weil ich euch nichts zeigen will, ganz im Gegenteil, ich zeige euch gern bei Gelegenheit ein paar meiner Arbeiten, auch wenn ich noch nicht all zu viel hier schaffen konnte und der restliche Teil in meinem damaligen Zuhause in einer Bibliothek zu finden ist.... Sondern weil ich fast das Gefühl habe, dass ihr sicherlich mit mehr Erfahrung aufwarten könnt, als ich dies kann. Zumindest nach dem zu urteilen, was andere so über euch sagen. Mir wurde bisher oft in hohen Tönen von euch berichtet, ihr wurdet als Freundin bezeichnet, als gute Heilerin, als jemand, der sich gut als ein Mentor eignen würde. Ich denke nicht, dass jemand dies über mich sagen würde. Ich bin sehr jung und noch sehr unerfahren in vielen Bereichen....natürlich auch dem Handwerk der Fresken und der Buchillustration."

Noch immer wirkte er recht verlegen und wusste nicht so recht, wie er mit Seinfreda umgehen sollte.

"Meine Auftraggeberin ist eine Kennerin von Kunst generell. Sie musiziert gern und ich denke, sie mag auch griechische oder römische Malerei. Kennt ihr sie? Sie hatte eine gute Vorstellung davon, was man unterbringen könnte. Jedoch war es nicht so einfach, es der Stille entsprechend zu gestalten. Aber ich denke, dass mir dies sehr gut gelungen ist. Zumindest hatte mein Ghul genau das gesagt, was ein Mensch darin deuten sollte."
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La Vedova
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Re: [1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

Beitrag von La Vedova »

Freundin, Heilerin, Mentorin...Seinfreda schmunzelte. Hatte er etwa mit Livia oder Angelique gesprochen? Sie schüttelte den Kopf. Falls er einen Mentor suchte, so kam sie keineswegs in Frage. Das sagte sie ihm jedoch nicht. "Es ist schön zu hören, dass nicht nur übel über mich geredet wird, sondern einige hier in Genua meine Bemühungen und Künste sehr wohl zu schätzen wissen. Ich würde mich auch sicherlich nicht als die beste Heilerin bezeichnen, tatsächlich gab es hier schon bessere Heiler als mich.", meinte sie schließlich mit einem sachten Seitenhieb und einem erst amüsierten, dann bitteren Unterton. Ja, sie wusste, dass geredet wurde. Und sie ahnte, was geredet wurde. Ersteres war ihr egal. Das zweite kitzelte ihre Rachsucht. Es war ein wirres Gemisch aus Gefühlen, das in ihr brodelte und ihr war bewusst, dass sie mit diesen wenigen Worten recht viel über sich preisgegeben hatte. Doch vielleicht verstand Galeno sie auch bloß als demütigs Herabspielen ihrer Fähigkeiten. Sie beobachtete das unsichere Auftreten ihres Clansbruders und grub sich mit der folgenden Frage noch etwas tiefer in sein Unbehagen:
"Nun, wenn Ihr mir nicht ihren Namen nennt, kann ich kaum sagen, ob ich sie kenne oder nicht?"
Ein freundliches Lächeln entschärfte die Worte ein wenig. "Unabhängig davon würde ich mir das Werk natürlich gerne ansehen, wenn es dann so weit ist.."

Sie wandte sich an die junge Nonne neben sich "Du kannst ruhig zu Bett gehen, wir machen morgen weiter, vielen Dank für die Hilfe." Daraufhin legte diese ihre Utensilien zur Seite und huschte aus der Kapelle, wobei ihr Seinfredas Blick folgte bis die Tür zuschlug. Die Kappadozianerin besah sich nun Luciano genauer, begutachtete ihn von oben bis unten, beinahe als wäre er zu ihr gekommen, um ihre medizinische Einschätzung zu bekommen.
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Nubis
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Re: [1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Galenos Blick folgte ebenfalls der Nonne die aus der Kapelle huschte und setzte dann erst mit dem Gespräch fort.

"Ihr spracht so, als wenn ihr sie kennen würdet..oder eine Vermutung hättet. Die werte Viscontessa die Braida, eine Rose. Und soweit ich weiss, wir dder Garten allen offen stehen, also werdet ihr dann, sobald er realisiert ist, einiges an Gelegenheiten haben, um es euch anzusehen."

Er rieb sich noch ein wenig die Seite und beobachtete, wie sie Luciano musterte. Diesem war die Aufmerksamkeit ihm gegenüber nicht gerade wohl und ein bisschen Schweiss trat ihm auf die Stirn. Sein Blick wanderte zu Galeno, doch der schien ihm gerade in der Situation auch nichts sagen zu wollen. Also lieber Ruhe bewahren.

"Wegen des besseren Heilers.... Dies ist unter anderem ein Grund, weswegen ich euch auch aufsuchen wollte. Ich hörte von Gaius und von seinem Schicksal."

Er wollte erst einmal abwarten, wie sie darauf reagieren würde. Jeder, mit dem er darüber gesprochen hatte, schien anders auf Gaius zu sprechen zu sein und sie soll wohl besonderen Kontakt zu ihm gehabt haben, also wollte er nicht sofort in ein Fettnäpfchen hüpfen...
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La Vedova
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Re: [1013] Von Heilung und Tod [Seinfreda, Galeno]

Beitrag von La Vedova »

Eine Rose? Sie hob die Brauen überrascht. Also weder LIvia noch Amalia, das was eine Überraschung- eine Gute. Offenbar hielt sich Amalia an ihren Ratschlag. "Viscontessa die Braida, ich glaube, wie hatten noch nicht das Vergnügen", sagte sie dann langsam. "Und sie Interessiert sich für...Lilith?"
Dann- endlich- wandte sie ihren Blick von Luciano ab und sah Galeno fragend an "Nun, wie steht Ihr denn als Diener Gottes und Kind der Nacht zu diesem Sujet?"

Seinfreda seufzte, als Gelono auf Gaius zu sprechen kam. Sie presste ihre Lippen zusammen und sah ihn fragend an. Noch hatte er keine Frage an sie gerichtet und so wartete sie ab und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen wie sehr sie allein die Nennung des Namens schmerzte.
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