[1013] Schatten der Zukunft (Ilario)

[Livia]

Livia nickte.
"Ihr habt recht. Es wäre eine Investition..." Der direkte Nutzen lag deutlich weniger bei ihm.
"Eine Silbermine kann ich euch heute nicht zusichern, die Verbindung eines Adligen und eines Patriziers hätte allerdings sicherlich gute Möglichkeiten, solch einen Wunsch zu erfüllen?"
Den Aspekt hatte Ilario nicht benannt, nicht nur Glanz gab solch altes Blut - es öffnete auch Türen, mehr noch, als in der kainitischen Welt... und gerade Landbesitz war zu guten Teilen in den Händen des alten Adels dieser Welt...

"Wenn ihr mir bei meinen merkantilen Interessen beistehen würdet."
..Das war nämlich eine offene Frage, war Ilario mit dem Hause Embriaci bereits so weit, dass er solch einen Brautpreis überhaupt leisten konnte ohne sich selbst zu ruinieren?
"Wäre ich jedoch gerne bereit, euch meine erste Aquise einer Silbermine bzw. eines Kontraktes mit einer solchen zuzusichern. Nach den von euch benannten Wünschen. Ich habe vor meine Kontakte in den kommenden Jahren deutlich auszuweiten... auch im Bezug auf Silber."
In diesem Sinn sprachen sie womöglich eine verwand genuge Sprache... Investition, Versprechen, Zusage...
Aber würde dieses Eingehen auf seinen Wunsch die Meinung des Kastellans ändern?

"Da ich die Ehe allerdings nicht bis zu jenem Zeitpunkt aufschieben möchte,
habe ich natürlich Verständnis, dass dies erneut den Investitionsschwerpunkt in eure Richtung verlagert.
Womöglich ließe sich dies aber anderweitig ausgleichen?"
Es war nicht so, dass sie nich noch wegen anderer Gefälligkeiten hier war... womöglich hatte der Kastellan also noch abseitige Wünsche?

[Ilario]

„Hm, sicherlich ein interessanter Aspekt und eine Überlegung wert. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich euch jedoch weder eine klare Zusage noch Absage erteilen, vor allem da ich zuerst sichten muss was an heiratsfähigem Material zur Verfügung steht und welche Tochter der Embriaci überhaupt in Frage käme. Euer Mann ist ja erst vor kurzem in den Stand eines Freiherrn erhoben worden, dennoch mit der Zusicherung eines dauerhaften Kontraktes, bei dessen Bruch alles an Mitgift zurückgegeben werden müsste, ziehe ich es in Erwägung. Aber noch viel wichtiger als diese sterbliche Ebene… Ist die kainitische, auf der ich zuerst Erkundigungen einholen werde. Schließlich will ich wissen ob mich diese Verbindung in Schwierigkeiten bringt. Da mir jedoch bewusst ist wie schnell die Menschen ihr Leben bisweilen beschließen… Bis wann müsstet ihr Bescheid wissen ob ihr euch besser anderweitig umhören solltet?“ Einladend sah der Kastellan Livia an, wollte ihr die Möglichkeit lassen selbst zu entscheiden wie viel Zeit ihr bliebe. Dann jedoch zeichnete sich eine nachdenkliche Falte auf seiner Stirn ab. „Da wir von Handel reden würde ich gern wissen wie ihr zu gewissen Vorbehalten gegenüber eurer Person steht. Mir wurde zugetragen, dass ihr es bei einem, schon länger zurückliegenden, Handel nicht so genau genommen habt. Dass ihr, als es schwierig wurde, davon zurückgetreten seid oder so ähnlich. Handelt es sich bei dieser Geschichte lediglich um üble Nachrede?“ Der neutrale Tonfall seiner Worte legte nahe, dass Ilario sich darüber noch kein Urteil erlaubt hatte, andernfalls würde er kaum hier mit ihr sitzen. Die Welt der Vampire war schließlich voller Lügen und so gab er Livia den Raum ihre Sichtweise darzulegen.

[Livia]

Livia nickte. Auf sterblichen Ebene waren sie also einer Meinung, es war einen Blick wert.
"Ich denke ein paar Jahre zur Etablierung wären vorhanden, aber spätestens 1016 müsste ich mich nach Alternativen umsehen..."

Auf seine andere Frage zuckte sie kurz, wirkte betrübt und... enttäuscht?
"Es ist beides - eine übliche Nachrede und doch nicht komplett erfunden.
Ich werde euch nicht belügen... wovon ihr sprecht, wird ein Ereignis mit dem wohlwerten Ajax vor einer Dekade gewesen sein.
Anders als die Öffentlichkeit es wahrgenommen hatte, standen wer wohlwerte Ajax und ich in meinen ersten Jahren in der Domäne tatsächlich öfter in Kontakt, wir hatten eine Reihe an Abmachungen und Unterstützungen.
Ich unterstütze ihn finanziell."
Weitere Details, vor allem, was sie von ihm erhalten hatte, ließ Livia erst einmal aus.

"Im Jahr der großen Hungersnot jedoch... investierte ich im Sinne meines Auftrages ihrer höchst verehrten Majestät meine gesamten Vermögenswerte in Nahrungsmittel und konnte die Unterstützung deswegen nicht rechtzeitig gewähren.
Der Liktor kam leider zu der Meinung, dass ich die Gelder in den Kontor nahe des Martinsorden investiert hatte - was allerdings bereits im Jahr zuvor geschah." Sie hob bedauernd die Schulter, irgendjemand hatte Ajax gezielt falsch informiert... aber was sollte sie das mit Ilario besprechen?
„Diese Schwäche kann ich nicht leugnen, selten stellen sich meine moralische Überzeugungen vor die kalte Rationalität und Überzeugungen der Zahlen…Aber in diesem einen Fall.“ Jeder hatte diese Situationen wohl schon erlebt und in der Händlerin Livia schlug eben mehr als nur ein totes Herz.

"Deswegen kann ich nicht behaupten, dass es gänzlich erfunden ist..." Gab sie zähneknirschend noch einmal zu. "Aber ich tat selbstverständlich alles, die Verzögerung und den Schaden wieder aufzuarbeiten...
Doch auch Ajax brach wenig später eine andere Absprache - wohl als Drohung oder Vergeltung, die mich zur Aufstellung von Truppen zwang..
Aber nach mehreren Treffen dachte ich, dass der wohlwerte Brujah unsere Versöhnung anerkannt hatte...
Die üble Nachrede bei eurer Person und auch, dass er nicht nur mir Quinto al Mare anbot, sondern auch euch und weiteren...
Spricht leider dagegen." Betrübt schüttelte sie den Kopf.
„Der Glaube, ich stünde in seiner politischen Fehde deutlich auf der Seite der wohlwerten Geißel, scheint alte Kooperationen vergessen gemacht und ihn sehr anfällig für negative Lesarten gemacht zu haben…“
Sie sprach es nicht aus – aber ein ‚bedauerlich‘, lag in Livias Ausdruck. Dann erwartete, wie Ilario diese Informationen aufnahm.

[Ilario]

„Nun gut. Gegen Mitte des Jahres 1016 werdet ihr von mir hören in dieser Sache, falls nicht schickt einen Boten.“ Einen Moment lang blickte er nachdenklich ins Dunkel der Nacht, sinnierend. „Der werte Ajax scheint in letzter Zeit etwas gereizt, den Bogen bisweilen etwas überspannend. Dann werde ich diese damalige Meinungsverschiedenheit nicht weiter beachten. Hinsichtlich meines damaligen Abkommens Quinto betreffend mit dem werten Brujah kann ich ihm kein Fehlverhalten vorwerfen.“ Ajax hatte ihm umgehend informiert und Kompensation angeboten als Quinto nicht mehr zur Verfügung durch den Brujah stand. „Ihr meint er könnte euch als Feind betrachten in seinem sich anbahnenden Konflikt mit der werten Geißel? Ist dem denn so, plant ihr oder habt ihr bereits Position bezogen?“

[Livia]

Livia nickte. Sie war mit seiner Aussage zufrieden und hatte nicht vor, ihm Dissenz mit dem Brujah einzureden.

"Ich habe Position bezogen, ja. Da ich die letzte Dekade Umgang mit beiden beteiligten pflegte und keiner der großen Gruppierungen zugeordnet bin, bot ich mich als Vermittlerin an.
Des wohlwerten Ajax Fehde war von Anfang an ein rein politischer Schritt, seine eigene von außen überhöht wahrgenommene Machtsituation zu belegen und damit zu Realität zu machen.
In gleichem Sinne könnte er eine solche Fehde natürlich auch beenden... Womöglich sogar mit erneutem Machtgewinn.
Daher bot ich dem wohlwerten Ajax an, ihm zu helfen, diese Fehde beizulegen. Sie auf eine Art und Weise beizulegen, die das Gesicht beider Parteien wahren könnte, womöglich beidseitig die Macht ausbauen könnte..."

Bedauern lag in ihrem Gesicht, sie hob die Schultern, die Antwort des Brujahs war wohl zu ersehen.

[Ilario]

„Eure Vermittlungsversuche sind also gescheitert. Nicht weiter verwunderlich, sind sich der werte Titus und der werte Ajax doch recht ähnlich, beide unnachgiebig wie Eisen und genauso spröde. Sie wurden eher brechen als nachzugeben. Ihnen fehlt die Flexibilität von Stahl. Ihr werdet euch also gegen ihn stellen sollte der Brujah aktiv gegen die Geißel vorgehen?“ Er ließ genug Zeit als auch Spielraum im Tonfall um unklar zu lassen ob es mehr Frage oder Feststellung war. „Wie kommt ihr darauf, dass Ajax Machtposition als größer wahrgenommen würde als sie tatsächlich ist? Die Stärken und Schwächen des Brujah sind doch recht offensichtlich, meint ihr nicht?“

[Livia]

"Gescheitert? Nun... so könnte man es nennen...
Nie wirklich begonnen jedoch auch.

Der wohlwerte Ajax war leider nie interessiert. Für ihn gibt es wohl nur eine Art und Weise diesen Konflikt zu beenden." Sie hob frustriert die Schultern.

"Auch wenn meine Sympathien und mein Gerechtigkeitssinn mittlerweile eine eindeutige Präferenz aufzeigen, wenn es zum Konflikt kommt, werde ich mich selbstverständlich involvieren, sobald einer meiner Bündnispartner betroffen ist oder es um den Schutz der Domäne geht." Sprach sie konkretisierend. Oder sie selbst.. .was keineswegs mehr ausgeschlossen war.

"Was ist mit euch? Gibt es eurerseits eine feste Positionierung oder Meinung?" Es wäre überraschend wenn dem so wäre, ebenso, wenn der Kastellan diese teilen würde... Aber es wäre doch unhöflich, die Frage nicht zu stellen.

[Ilario]

„Ja, es scheint der werte Liktor versteht sich nur auf die Sprache direkter oder angedrohter Gewalt. Bedauerlich, sagt man den Brujah doch eigentlich nach Krieger UND Gelehrte zu sein…“ Einen Moment schien es als würde der Kastellan sich in Schweigen hüllen über eine Positionierung oder Meinung seinerseits. Dann jedoch öffnete er sich der Vasallin. „Der werte Ajax ist Vasall des höchst verehrten Totila von Mailand, Lehnsherr unserer höchst verehrten Herrin. Der werte Titus Vasall Genuas und Amtsträger ihrer höchstverehrten Majestät… hieraus ergibt sich ein politisch hochbrisantes Spannungsfeld, in welches ich in meiner Funktion als Kastellan am besten gar nicht interveniere. Es wäre nicht nur für mich, sondern auch und vor allem für die Domäne gefährlich. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass die Domäne Genua oder meine Verbündeten in echte Gefahr geraten. Dann sähe ich mich gezwungen Position zu beziehen gegen diese Gefahr.“

[Livia]

Livia nickte. "Seht ihr einen der Beteiligten als euren direkten Verbündeten? Die Geißel, seine Clansschwester, den Liktor, dessen Mündel?" Sie hob fragend die Braue und lächelte sanft.

"Ich unterhalte beispielsweise enge Bindungen zu Seinfreda und deren enger Partnerin Angelique... Hier wäre eine direkte Positionierung also unvermeidbar - doch genau diese Automatismen von Bünden macht sie überhaupt erst wirksam, oder?" Fragte sie, stellte sie zugleich jedoch auch fest. Ob es um Ehre ging oder nicht... das Wort musste gehalten werden, es war ein wichtiges Zahlungsmittel. Und Livia ließ eine Positionierung erkennen.

"Aber das bedeutet, gerade ihr seid besonders wenig in der Lage zu handeln, da ihr euch im Schraubstock von Aufmerksamkeit und Interessen befindet?" Sie fragte diesmal weniger spielerisch.
"Gäbe es einen präferierten Ausgang für euch? Abseits von simplem Frieden natürlich!
Beispielsweise könntet ihr Interesse daran haben euren Mit-König, gegen das Mitglied der Heiligen zu stärken?
Oder den genueser Vasall in jedem Fall über den mailänder Vasall?"

[Ilario]

„Es gibt einzelne Abmachungen mit den Beteiligten dieses Konfliktes, ein direkter Verbündeter der mich in diesen hineinzieht eher nicht. Ich hoffe die Stationierung, oder eher Überlassung meiner Panzerreiter an die werte Seinfreda wird dem Mailänder nicht als Vorwand dienen. Das wäre dann aber seine Entscheidung, denn die Männer sind Söldner. Mehr nicht.“ Ein resignierender Blick gen Himmel. Er schien Ajax und dessen Methoden so einiges zuzutrauen. „Selbstverständlich bin ich in der Lage, notfalls auch entschlossen, zu handeln. Doch es erscheint mir klüger dies nicht zu tun. Aus diesem Konflikt darf kein Bürgerkrieg zwischen Vasallen Mailands und Genuas erwachsen. Zumal auch nicht ganz klar ist wo die werte Amalia steht. Eventuell muss sie an Ajax Seite stehen…
Dementsprechend habe ich weder ein besonderes Interesse daran die eine oder andere Seite zu stärken. Dieser Konflikt muss einer der Individuen bleiben… und er ist wohl um einiges vielschichtiger als auf den ersten Blick erkennbar. Wie so oft in diesen Nächten.“