[1014] Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

[Dezember '18]
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

[1014] Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

Beitrag von La Vedova »

Das Fest des auferstandenen Domus



Endlich war es so weit! Das Volk von Domus kam zur Abendstunde des Sonnabends zusammen, als alle Handwerker ihr Tageswerk getan hatten. Das neue Bauwerk, das Domus Medicorum, der Stolz von Domus wurde endlich eingeweiht. Die beiden Tore zum Platz hin waren festlich mit Zweigen und Bändern geschmückt, Kerzen waren an der steinernen Fassade aufgestellt worden.
Drei Stühle waren vor den Stufen aufgestellt worden. Einer vor der Martinstür, einer vor der Agnestür und einer in der Mitte vor einer noch leeren Nische, die darauf wartete, mit einer steinernen Figur gefüllt zu werden.

Die Menschen von Domus fanden sich auf dem Platz vor dem Domus Medicorum ein, auf dem verschiedene Stände günstig Speis und Trank darboten. Das ein oder andere Bier wurde gehoben, derbe Scherze mischten sich mit hellen Gelächter der Frauen. Auch Kinder waren dabei, spielten Fangen und Ritter mit Holzschwertern. An den Rändern des Platzes hatten sich mehrere Ritter des Martinsordens aufgestellt, die jedoch keine ernsten Gesichter zur Schau trugen, sondern guter Laune waren. Auch Nonnen fanden sich einige unter den Zuschauern. Sie hielten sich jedoch zurück, unterhielten sich freundlich mit den Frauenoder blickten erwartungsvoll zur „Bühne“. Dort waren einige große Gegenstände mit Tüchern verhüllt und warteten darauf, präsentiert zu werden.

Irgendwann begannen die Bürger von Domus immer wieder, ihre kleine Hymne anzustimmen. Die Zeilen waren stellenweise umgedichtet worden, die rauen Kehlen des Volkes taten oftmals mehr Wahrheit kund, als so mancher Herr es sich wohl gewünscht hätte.

Denn Domus ist stärker als alle gedacht!
Wir erheben uns, wenn auch niedergemacht!
Wir sind das Viertel von Genua, das keiner unterkriegen kann,
Wir sind Handwerker wieder dem Niedergang!
Frisch auf, frisch auf, frisch auf,
Vereint in unserer gemeinsam Misson:
Der Aufschwung von Domus in einer Fraktion!
Man zerstört unsere Häuser, wir baun sie wieder auf,
Ihr wolltet uns schwächen? Da scheißen wir drauf!


Schließlich traten der jung blonde Pater Georg, eine alte Nonne des Agnesordens, ein gestandener Martinsritter und der beliebte Senator Carpentiere aus dem Domus Medicorum heraus auf die Bühne.
Die drei Juroren nahmen ihre Sitze ein, während der Priester nach vorne vor das Volk trat und die Hände erhob.
Nicht sofort verstummten die Stimmen, doch dessen ungeachtet begann Pater Georg mit seiner tragenden Stimme, die es gewohnt war, täglich in San Ambrosio zu predigen, zu sprechen:


„Volk von Domus! Männer, Frauen und Kinder! Handwerker, Arbeiter und Edelmänner! Ritter, Nonnen und Künstler!

Mit Gottes Segen haben wir uns heute hier versammelt, um zu feiern und den Helden des vergangenen Krieges zu gedenken. Wir sind aus den Ruinen der Zerstörung auferstanden und haben im Schweiße unseres Angesichts das Viertel wieder aufgebaut! Ihr ward es, die eigenhändig Stein für Stein aufeinander geschichtet habt, ihr ward es, die mit frohem Lied auf den Lippen dem Elend und Leid getrotzt habt und die verbrannten Ruinen eures Medicorum wieder errichtet habt! Dafür wollen wir euch danken, edles Volk von Domus!
Mit einigen Jahren Verspätung können wir nun endlich auf unser, euer Werk blicken und mit stolz sagen, dass sich Domus nicht unterkriegen lässt. Anlässlich dieses Ereignisses, möchte ich euch eine Geschichte erzählen, wie sie und Johannes in der Bibel berichtete:

Es gab einmal einen kranken Mann, der hieß Lazarus und war der Bruder der Sünderin Maria, die dem Herrn die Füße gesalbt und sie mit ihren Haaren getrocknet hatte. Diese Maria schickte Jesus Christus, denn sie wusste, dass er Lazarus liebte wie er alle von uns liebt! Jesus jedoch sagte: Diese Krankheit führt nicht zum Tode, sondern dient der Verherrlichung Gottes! Er ging zurück nach Judäa, auch wenn die Juden dort zuvor versucht hatten zu steinigen und sprach, er wolle Lazarus aufwecken. Die Jünger rieten ihm davon ab und sagten, dass Lazarus schon gesund würde, wenn er schliefe, denn sie verstanden nicht, dass Lazarus tot war. Jesus aber sagte es ihnen und ging mit ihnen zu Lazarus, der schon vier Tage tot gewesen war. Er sagte zu Marta, der Schwester von Maria und Lazarus: Dein Bruder wird auferstehen. Und Marta sagte Ich weiß, er wird auferstehen bei der Auferstehung am jüngsten Tag.
Und Jesus sprach: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben, glaubst du das?“

Der Priester hielt kurz inne und machte eine bestätigende Geste mit den Armen „Glaubt ihr das auch, Volk von Domus?“

Inzwischen war es auf dem Platz ruhiger geworden, doch nun wurden wieder Stimmen laut „Ja, wir glauben!“ und „Ja, wer glaubt, wird wiedergeboren“ „Christus ist unser Herr und Erlöser!“, riefen die Stimmen der Bürger durcheinander.

Pater Georg nickte bestätigend. „Man führte Jesus zu Lazarus ans Grab und Jesus begann zu weinen, weil er Lazarus so geliebt hatte. Er befahl, den Stein vor der Grabkammer fortzunehmen und ging hinein, obwohl die Schwestern ihm davon abrieten weil der Bruder schon schlecht roch! Doch Jesus scholt sie: Habe ich dir nicht gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du glaubst?
Dann rief er in die Höhle hinein: Lazarus, komm heraus!
Und tatsächlich! Lazarus kam aus der Höhle, noch in den Bandagen und mit verhülltem Gesicht! Und man löste ihm die Binden und siehe da, er war wieder unter den Lebenden! So war es, Preiset den Herrn!“

„Amen! Preiset den Herren!“, erklang es von den Domuser Bürgern, die daraufhin ihre Bierkrüge hoben und zustimmend nickten. Sie kannten die Geschichte schon aus den Gottesdiensten und wussten, worauf Pater Georg hinauswollte.
Und tatsächlich bestätigte Pater Georg ihre Erwartungen.

„Seht her, Volk von Domus, wie auch wir Gottes Werk vollbracht haben. Unser geschändetes Genua ersteht wieder aus den Ruinen, unser verbranntes Domus aus der Asche. Unser Glaube an den Herrn hat uns beflügelt, nun ist Genua auferstanden! Ihr ward es, die ihr geglaubt habt und euer Glaube, euer Einsatz und euer Mut haben Domus wieder zu dem gemacht, was es nun ist! Alle haben etwas beigetragen: Die Reichen mit Geld, die Armen mit Schweiß. Es ist unser Viertel und unser gemeinsamer Glaube, unsere Hoffnung, unsere Arbeit! Seid stolz, Bürger von Domus, seid stolz und glaubt!“

Jemand reichte Georg ebenfalls einen Becher mit Bier. Er nickte dem Handwerker wohlwollend zu und hob seinen Trunk in die Höhe.

„Doch nun genug von mir. Heute soll schließlich auch noch etwas geschehen! Wie alle wissen, gab es einen Wettbewerb um das schönste Kunstwerk zu Ehren Gottes und unseres Viertels.“, er deutete auf die verhüllten Objekte.
„Senator Carpentiere wird nun die einzelnen Bewerber nennen und den Gewinner verkünden!“
Mit diesen Worten trat Pater Georg von der Bühne und mischte sich Schulterklopfend unter das Volk, während sich der Senator erhob und begann, einige Namen zu nennen und zu sich zu rufen. Dann wurden die einzelnen Werke unter Beifall des Publikums enthüllt.






_________________________________________________________________________
Alle Teilnehmer an dem Künstlerwettbewerb können nun ihre Künstler und deren Kunstwerke vorstellen.
Benutzeravatar
Alain le Beau
Tzimisce
Beiträge: 2493
Registriert: Mi 28. Feb 2018, 00:39

Re: [1013]Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

Beitrag von Alain le Beau »

Der blonde Tzimisce beteiligt sich an den Rufen um sich herum nur soweit, als dass er ein verächtliches Lächeln sehen lässt, wenn sich das Volk zu einem weiteren "Amen" bewegt. Stattdessen gleitet seine Hand beim nächsten "Preiset den Herren" unauffällig über den Hintern seiner hübschen Begleiterin. Da die beiden jedoch etwas abseits der Menge stehen, fällt das niemandem auf. "Preiset ihn!" flüstert Alain in das Ohr der jungen Dame und entlockt ihr so ein Kichern.

Der Tzimisce nippt an seinem Bier, während er mit halbem Ohr und ermüdetem Gesichtsausdruck der ewig alten Leier des Priesters lauscht.

Erst als die Kunstwerke enthüllt werden, wird er aufmerksam und drängt sich nach vorne, um besser sehen zu können. Neugierig begutachtet er, was der Wettbewerb hervorgebracht hat.
Love the Sinner. Love the Sin.
Benutzeravatar
Angelique
Autarkis
Beiträge: 4639
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 14:50

Re: [1013]Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

Beitrag von Angelique »

Teils zum Schutz, teils weil ein solches Ereignis eine soziale Verpflichtung war, standen auch die Söldner des Bärenbanners und ihr Anführer Roger in der Menge. Der kleine Page, der natürlich Angelique war, erfreute sich wie die spielenden Kinder am Spektakel...

...zumindest bis sie den bestialischen Bretonen erblickte. "Blond?!", zischte die Malkavianerin zu sich selbst und bebte vor Wut, die kleinen Fäustchen geballt. Sie fühlte sich furchtbar genasführt. Aber sie würde ihn im Auge behalten, diesen teuflischen Tzimisce!
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
Benutzeravatar
Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
Beiträge: 4493
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 12:41

Re: [1014] Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

1014…seit genau 30 Jahren war Toma nun in Genua. Von denen er gut 25 nur mit einer Maske außer Haus gegangen war. Kein Mensch hatte damals je sein Gesicht sehen. Mittlerweile taten sie das, doch ohne zu wissen dass er dieselbe Person war. Nach 30 Jahren würde niemand mehr so jung aussehen wie er es im Moment tat. Daher musste er diese Maske nun wieder tragen. War wieder der egozentrische Künstler, während sein unbedecktes Gesicht der neue Lehrling war…

Er hasste es und hatte sich bewusst abseits der Menschenmenge gestellt, mit den Armen vor der Brust verschränkt. Die Maske war neu, das dunkle Holz lokal. Sein Körper steckte von Kopf bis Fuß in grau bis schwarze Kleidung und sein schwarzes Haar hatte er sogar mit ein paar grauen Strähnen versäen, um älter zu wirken. Mehr Aufwand wollte er in diese Scharade nicht stecken. Er war hier weil es eine Möglichkeit war seine Kunst zu präsentieren, auch wenn er nicht völlig zufrieden mit seinem Werk gewesen war. Er hätte diese Chance etwas zu schaffen nie vertan. Doch er wollte nicht länger als nötig zwischen diesen Menschen verbringen.

Etwas vor ihm zwischen den Domuser Bürgern standen seine Diener. Jakob, Agatha und Johann hatten Martha in ihre Mitte genommen, damit ihr niemand zu nah kam. Sie nicht anrempelte oder anderweitig berührte. Alle freuten sich auf die Veranstaltung. Einmal wieder hinaus zu kommen, teil zu haben an der sterblichen Welt, obwohl für einige von ihnen immer das Gefühl blieb, dass auch sie nicht hier her passten. Auf Jakobs Schultern saß ein Kind, das freudig vor sich hinplapperte. Ein Junge von fünf Jahren, das Haar so blond wie der Rest der Familie.

Hinter Toma lehnten die Ursii an einer Hauswand, tranken und taten so als würden sie auch nur wegen dem geselligen Zusammensein hier sein, aber waren natürlich ausschließlich für Tomas Sicherheit da oder der der anderen...

Der Tzimisce ließ den Blick wandern und sah noch seinen ehemaligen Lehrling als auch dessen Gesellen. Toma entdeckte nach einer Weile auch seinen Bruder. Das hatte er nun nicht erwartet. Andererseits war Alain vermutlich überall da wo sich Menschen zusammen fanden.
Angewidert verzog er hinter der Maske das Gesicht.

Dann blickte er wieder zum Domus Medicorum, zu den Kunstwerken die da noch verborgen standen und fragte sich wer wohl noch etwas beigetragen hatte, was es war und ob sie ihm überhaupt Konkurrenz machen konnten?
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

Beitrag von La Vedova »

Als erstes emfing der Seantor einige Männer bei sich auf der Treppe, große muskelbepackte Männer, Handwerker.
"Diese Schmiede stammen aus Luccoli", erklärte der Senator der Menge. "Sie haben eine Arbeit für unsere Portale angefertigt, die wahrlich ihres Gleichen sucht!"
Mit einem Ruck entfernte er das erste Tuch von einem Tisch. Darunter kamen vier mächtige Torbeschläge zum Vorschein, die nun von den starken Männern so angehoben wurden, dass man die ins Bronze getriebenen Bilder erkennen konnte: In Quadratischen Feldern waren verschiedene Szenen dargestellt. Szenen aus Genuas Historie und Szenen aus Legenden aber vor allem Szenen, die die Stadt Genua zeigten und die Natur um sie herum. Zwischen den Bildfeldern waren Bänder angebracht, die sie umrahmten wie geflochtenes Schmuckwerk und Pflanzengestecke.
Die Leute drängten sich näher an die Stufen heran, um die vielen feinen Details der Metallarbeiten anzusehen, man hörte erstaunte Ausrufe, Arme streckten sich danach aus, um die Kunstwerke anzufassen. Freundlich aber bestimmt hielten einige Martinsritter die Leute davon ab, auf die Bühne hinaufzuklettern.
Das dunkle Metall glänzte im Licht der Fackeln und ließ die Figuren beinahe so aussehen, als würden sie sich auf den Beschlägen bewegen. Die feinen Relieffe erhoben sich aus dem Metall den Menschen entgegen, gleichzeitig waren Details ins Metall hineingeritzt. Feine Gesichter schienen aus dem Metall herauszublicken, ängstliche und leidende aber auch fröhliche und stolze Gesichter. Und Tiere waren auf den Torbeschlägen zu finden, so viele verschiedene Tiere! Hunde und Kühe, Pferde und Vögel. Jagdszenen und ein Bild, das die Ankunft eines Schiffes zeigte auf Wellen, unter denen Fische schwammen. So viele Details. Das Volk von Domus konnte den Augen nicht trauen.

Der Senator ließ den Leuten eine Weile, um sich das Wunderwerk anzusehen, dann trat er wieder nach vorne, hob die Arme und wartete, bis zumindest ein wenig Ruhe eingekehrt war.
"Nur die Ruhe! Diese Torbeschläge sollen an den beiden Portalen hier hinter mir angebracht werden. Ihr alle werdet noch genug Gelegenheit haben, sie zu betrachten! Diese Arbeit zeugt von handwerklichem Geschick, EInfallsreichtum und einer absoluten Materialkenntnis! Wir danken den Handwerkern von Luccoli für einen beeindruckenden und inspirierenden Beitrag!"
Applaus brandete auf und einzelne Rufe aus der Menge, die diesen Leuten von außerhalb zeigen sollte, dass man hier in Domus mindestens genau so viel vom Handwerk verstand!

Endlich ließen die Männer die schweren Metallplatten wieder auf den Tisch sinken. Sie blickten stolz und strahlend in die Menge und klopften sich gegenseitig bestätigend auf die Schultern.
Sie wussten, dass sie den Handwerkern von Domus eine starke Konkurrenz waren und warteten nun gespannt darauf, ob sie irgendjemand übertrumpfen konnte.










______


Bild
Bild
Brimir: 7 Erfolge auf Schmieden
Benutzeravatar
Livia
Jünger des Seth
Beiträge: 1434
Registriert: Do 23. Nov 2017, 22:04

Re: [1014] Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

Beitrag von Livia »

Zwei weitere Männer waren hier.
Sie waren sich nie begegnet.
Sie würden sich wohl nie begegnen.
Sie würden sich auch nicht mögen.
Aber doch verband sie eines... unendlich.

Der eine war schön, wirklich schön, er hatte die Dreißig fast erreicht, war bunt aber mittlerweile recht gut gekleidet, er hatte seine Muskeln, seinen Stoppelbart, seinen modischen Schnauzer und sonst volles braunes Kraushaar, dazu seine Laute. Der Troubadour würde heute für Unterhaltung sorgen, dessen war zumindest er sich sicher.

Der andere war unauffällig, wenig ansehnlich fast, er hatte die Dreißg auch fast erreicht, war aber in schwere Handwerkerkluft geschlagen, auch er hatte seine Muskeln und einen völlig unmodischen Schnauzer, nicht mehr ganz so volles braunes glattes Haar und ein irgendwie nettes Lächeln. Harmlos und Nett. Seine Gewandung zeigte deutlich, der Mann musste Handwerker sein, Zimmermann oder so... der Kenner würde einen Drechsler und Wagenbauer erkennen.

Jener Mann hatte auch eine Gabe für das neue Domus Medicorum gebracht:
Einen Karren - doch kein einfaches Stück für die Landwirtschaft oder den Handel - nein, ein prachtvolles Stück mit Schnitzereien an den Seiten, die rechte Seite stellte die Versorgung Kranker durch Männer und Frauen im Ornat dar, die Linke trug ein Bildnis der heiligen Jungfer, in der vorderen Innenseite war die Heilung des Blinden und auf der Außenseite die Genesung des Lahmen durch den Herrn Jesu dargestellt.
Ob dieser Wagen wohl besser für den Transport von Leichen oder von Kranken geeignet war?
Den dargestellten Heiligen war es wohl egal...

Der junge Handwerker jedoch präsentierte seine Gabe voller Stolz. Er war nur ein Mensch und konnte nicht mit der Kunst der Kainskinder konkurrieren... doch er war stolz und war für seine Werkstatt ein Stolz. Ein junges Talent für die größte Wagenbauerei der Region, und das Domus Medicorum würde ihren Wagen nutzen!
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: [1014] Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

Beitrag von Seresa »

Der kleine Hirte, über dessen Schafe in der heutigen Nacht wohl sein Vater wachen musste, stand etwas abseits der großen Menschenmassen. Ganz so, als wäre ihm der Kontakt mit ihnen zuwider. Als schätze er die zurückgezogene Einsamkeit des Lebens in Umland von Genua mehr, als den Trubel der lebhaften, bunten Gemeinschaft innerhalb der Mauern. Dennoch war auch er in der heutigen Nacht gekommen, auch wenn er selbst wohl nichts zu dem Bau hinzutragen konnte. Sein Blick wanderte über die Feiernden und auch die Gastgeber. Er schien nicht anders zu können als das zu tun, was in seiner Natur lag, denn sein wandernder Blick glitt über die Anwesenden ganz so, als wären sie in der heutigen Nacht seine Herde, welche er hütete vor den Wölfen in der Stadt. In einen dicken Umhang gehüllt, das Haupt unter dem dunklen Stoff verborgen, lehnte er entspannt auf seinem Hirtenstab aus abgedunkeltem Olivenholz, dessen Spitze mit einer schlichten, aber schönen Form verziert war.

Neben ihm stand ein großgewachsener, aber schlanker Mann mit einem Krug in der einen Hand und einer Verköstigung in der anderen. Er genoss die Veranstaltung sichtlich auf Grund des günstigen Essens und Trinkens, denn er lächelte viel und plapperte ungezwungen mit dem Hirten, der nur gelegentlich nickte oder den Kopf schüttelte und dann wohl doch einige leise Worte mit ihm wechselte. Die Haare des Mannes waren auf Grund des Alters bereits schütter geworden und an vielen Stellen ergraut. Sein Gesicht war von einigen Falten durchzogen, doch machten diese ihn gerade noch sympathischer, da sie zeigten, dass er ein Mann war, der gerne und viel lachte. Seine Kleidung war gut, wenn auch schlicht und nicht von sonderlich hoher Qualität, während sein ganzes Auftreten und Gebaren davon sprach, dass er sich selbst entgegen dem Hirten wohl sehr gerne unter den Menschen bewegte.

In die Lobpreisungen der Anwesenden stimmten Beide dann doch nicht mit ein, ganz so als wäre dies dann doch in ihren Augen viel zu viel des Guten gewesen. Der Hirte wohl nicht, weil er nicht in Domus lebte und auch der Mann an seiner Seite wirkte mehr wie ein Händler, welchen man wohl eher im Gebiet des Hafens oder in Broglio nahe des Handelshofs antreffen würde. Doch ein Fest war ein Fest und weshalb sollten Fremde nicht auch hier zugegen sein?!
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
Beiträge: 4493
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 12:41

Re: [1014] Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Ebenso wie die Menschen drängte sich Toma ebenfalls zum Eingang des Medicorum vor, die Menschen einfach beiseite schupsend, vor wo die großen Metalplatten ausgestellt wurden und musste so fassungslos feststellen, dass sie wirklich von bemerkenswerter Kunstfertigkeit und handwerklichem Können zeugten. Sollen das diese Menschen geschaffen haben? Luccolli...Brimir?

Es reizte ihn. Nicht weil Brimir so etwas geschaffen hatte, nicht weil er an dem Wettbewerb teilgenommen hatte, sondern weil er so gut war, weil er, Toma, hier verlieren könnte.
Ihrer beider Werke war von unterschiedlichem Motiv und unterschiedlichem Material. Etwas was man nicht eins zu eins vergleichen konnte, aber es war plastische Kunst. Beides war für den Torbogen bestimmt und zeigten Figuren...
Angespannt ballte Toma die Hände zu Fäusten und ein leises Knurren drang aus seiner Kehle was die Menschen die unmittelbar neben ihm standen irritiert zurückweichen ließ.

Als er sich wieder umdrehte um zu seinen mitgebrachten Werken zu gehen, sah er auch seinen Diener und ehemaligen Lehrling, wie dieser sein Werk von einem Karren heben wollte mit einem jungen Gesellen zusammen. Der Zimmermann hatte für den Badebereich des Medicorum einen Zuber gebaut, aus hellem Holz, sauber lasiert und mit einer angenehmen Form zum drinn liegen. Der Rand war abgerundet und überschwänglich verziert, sodass es wirken sollte, als würden stilisierte Wellen darüber schwappen.
Ein hübsches Werk, nur leider schien er bei der Verarbeitung ernste Fehler gemacht zu haben, denn in dem Moment wo sie es von einem Karren heben wollten, brach der ganze Zuber auseinander.
Die Bretter und Zierteile lösten sich und fielen krachend zu Boden.

Toma konnte seinen Augen nicht trauen. Was für eine Schande. Das war sein Lehrling gewesen...
Gereizt stapfte Toma auf den panisch gewordenen Mann zu der versuchte die Teile wieder einzusammeln und vielleicht noch schnell wieder zusammenzuschustern. Manch einer der Gäste, die das Malheur mit angesehen hatten, lachte schadenfroh. Da traf ihn eine schallernde Ohrfeige, die ihn direkt auch von den Beinen riss. Mit einem kurzen Aufschrei blieb er auf dem dreckigen Boden liegen. Mit einer Hand stützte er sich ab, die andere hatte er ins Gesicht gepresst. Hielt sich die schmerzende Wange.

„Schande“ zischte der Tzimisce und schlug den Guhl direkt noch einmal.
„Tut mir leid. Ich..ich weiss nicht…wie…das hätte nicht passieren dürfen.“
„In der Tat, das hätte nicht passieren dürfen. Du solltest besser sein als das!“

Aufgebracht drehte er ihm den Rücken zu, ließ ihn liegen und ging zu seinen eigenen Werken, die von den Ursii bewacht wurden und noch von Laken bedeckt waren.
Da zog er sie weg und präsentierte den Menschen seine Kunst.
Auf die er stolz gewesen war und doch nun nur noch schwächer glänzte.

Drei steinerne dicke Platten kamen darunter zum Vorschein. Ein Bildnis in drei Teilen. Passend zum Thema des Lazarus, der von den Toten auferstand, so wie das Medicorum aus der Asche auferstand. So war mittig ein Mann in Bandagen zu sehen der die Arme leicht ausgebreitet hatte und auf die Betrachter zu zuschreiten schien, während Engel ihn umgaben und ihm die Bandagen vom Körper schälten. Während links und rechts davon aus den anderen Platten Menschen knieten die aus ihrer Trauer gerissen zu dem Wiedergekehrten aufsahen.
Was nur wenige hier wieder erkennen mochten war das Gesicht Lazarus'.
Schien es nicht einem bekannten Genuesen zu ähneln? Dem Erbauer des ersten Medicorum?
Einer Statue im Elysium, für die Kinder der Nacht?

-------------------
Guhl: 0 Erfolge
Toma: 5 Erfolge
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
Benutzeravatar
Livia
Jünger des Seth
Beiträge: 1434
Registriert: Do 23. Nov 2017, 22:04

Re: [1014] Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

Beitrag von Livia »

Im Trubel dieser Menschenangelegenheiten waren eine ganze Reihe an Kainiten, eine davon war Livia. Auch wenn die Erzeugnisse ihrer Klienti nicht mit denen Tomas mithalten konnten, so war es doch ein spannendes Ereignis für die Merkurianerin. Immerhin hatte sie dem Tzimisce versprochen, ihm ein Produkt ihrer Handwerker zu präsentieren und sie wollte wie üblich Seinfreda eine Freude machen.
Wer sonst wohl noch hier sein würde aus ihrer Gesellschaft?

In der Tat stach ein Kainit wenig später hervor, der Handwerksmeister Toma hatte sein Kunstwerk enthüllen lassen und war zugleich zu sehen... Ein bemerkenswertes Stück. Mit der Gestalt dieses mysteriösen Geistes, des gefangenen Liktors... In Seinfredas Gedanken war er lange zu spüren gewesen, wohl auch bei dem Tzimisce?

Geschwind bewegte sich Livia in Richtung des Drachen, kam dann von vorne auf ihn zu, um ihn nicht zu überraschen oder zu erschrecken.
Ein freundliches Lächeln einer unauffälligen Händlersfrau traf den Kunsthandwerker. Erst mit seinem Nicken würde sie sich final nähern und grüßen.
Benutzeravatar
Angelique
Autarkis
Beiträge: 4639
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 14:50

Re: [1014] Festa medicinea nosocomii [offen für alle]

Beitrag von Angelique »

Neben den Drachen und doch respektvoll nicht seine Sicherheitszone unterschreitend, erschien das unscheinbare Kindchen und hauchte ein "Wundervoll, das ist Euch wohl gelungen."

Angelique behielt zwar immer den anderen Tzimisce im Auge, konnte aber nicht anders, als das Werk zu bewundern. Anders als manch Poser der Toreador verstand sie das, was Kunst ausdrücken wollte, und erkannte auch die Vorlage.

So wie der blutrünstinge Nero ein begnadeter Sänger gewesen sein sollte, so schuf auch der Drache die Seele berührende Schönheit.
Freundlich und ohne Falsch in der Stimme lächelte den Meister der Transformation an.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
Gesperrt

Zurück zu „1014“