[1014] Der letzte Akt [Toma]

[Dezember '18]
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Sousanna
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[1014] Der letzte Akt [Toma]

Beitrag von Sousanna »

Der Abend am Strand war vergangen und lange hatte der Tzimisce nichts von Sousanna gehört. Beinahe mochte man glauben, das Gespräch hätte eine Art Frieden gestiftet.
Doch an einem Sommerabend als der Staub der Straßen die Luft erfüllte und der Duft nach Heu sogar den Gestank der Städte ein wenig verdrängte, fand sich bei Abenddämmerung eine fein zusammengerollte Rolle hellen Pergaments, mit purpurfarbenem Band darum. Band und Pergament verströmten jenen verhassten Duft teuerster Öle.

Darauf stand in sorgsam gewählten und gewiss mit großer Mühe gesetzten Lettern, dass Sousanna von Byzanz den wohlwerten Meister um ein Gespräch ersuche. Sie habe Informationen voller Brisanz und würde sie gerne mit ihm teilen. Gerade wegen dem Versprechen bei ihrem letzten Aufeinandertreffen. Gerne würde sie ihn zu sich einladen. Entweder auf ihr Schiff oder in die nicht öffentlichen Wunderkammern des Alla Murra. Die Wahl und die Wahl des Zeitpunkts überließe sie ganz ihm. Doch es wäre dringend. Sie fürchte, seine Werkstätten könnten bedroht sein.

Und so wartete die Harpyie ab. Wartete ob er diese Möglichkeit verstreichen lassen würde oder ihre dargereichte Hand vielleicht nicht sofort ausschlagen würde.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1014] Der letzte Akt [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Seine Werkstätten waren in Gefahr? Ein äußerst ungutes Gefühl durchfuhr ihn.
Eine instinktive Angst auf eine mögliche Gefahr und der einhergehende Zorn damit.
War das eine Drohung? Ein solcher Hinweis konnte schließlich beides sein. Eine Warnung vor fremdgeführter Gewalt oder der eigenen angedachten.

Warum sollte sie ihm helfen? Wirklich wegen ihres...nun man könnte es Friedensabkommens nennen. Die Ravnos war nicht so naiv dass sie das nicht aus einem Grund tun würde, der ihr zum Vorteil werden könnte.

Die eigentliche Frage war jedoch, konnte er es sich erlauben diese Nachricht zu ignorieren? Darauf zu hoffen dass sie nur log... und was würde geschehen wenn er zu ihr gehen würde? Wären das nicht auch gute Fallen? In ihr Reich...auf ihr Schiff... Vor allem wenn er die letzten Monate bedachte. Seine Hand fuhr über seinen Hals wo nun endlich keine Wunde mehr sichtbar war. Aber die Erinnerung schon wieder knapp dem endgültigen Tod entgangen zu sein war all zu gegenwärtig.

Ihr Territorum…sicher nicht. Seines…würde sie nicht annehmen…Elysium…zu viele mögliche Ohren, wenn es wirklich etwas von Brisanz war.

Etwas wirklich neutrales…wo sie nicht im Vorteil war…wo es keine Zeugen und geschlossene Räume gab…

Einige Nächte später stand Johann vorm Alla Murra, schaute die ranzige Fassade und die betrunkenen Gäste an die sich davor aufhielten und hatte keinen wirklichen Gefallen daran diese Kneipe zu betreten. Es war aber auch nicht das erste Mal dass er Nachrichten hier überbracht hatte und so brachte er es einfach ein weiteres Mal über sich.
Betrat das Gebäude und hielt Ausschau nach der Kainitin oder Tiziano.

Um eine kurze Nachricht zu übermitteln:
„Mein Meister nimmt die Einladung an. Jedoch an einem anderen Ort. In zwei Nächten, am Strand wo sie sich einst zufällig trafen.“
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Sousanna
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Re: [1014] Der letzte Akt [Toma]

Beitrag von Sousanna »

Die Antwort, die den Meister erreichte, war ebenso kurz wie betont freundlich.
Natürlich bedauere sie es, dass er die Künste ihrer Heimat nicht sehen wolle. Gerade für ihn hatte sie Statuen aus aller Welt besorgen lassen, doch sie verstehe und respektiere seine Entscheidung ob der Geschehnisse. Die Harpyie freue sich also ihn in zwei Nächten an jenem Strand zu treffen.

Und so würde die Ravnos in besagter Nacht an jenem Strand erscheinen. Gehüllt in die Tracht Byzanz, doch in einer Abwandlung: Waren die Frauen Konstantinopels im Augenblick züchtig verhüllt, so schienen aller Schleier nur das wunderschöne Geheimnis ihres Leibes zu umschmeicheln. Das zarte Rosé des Kleides betonte die Lebendigkeit ihrer warmen, samtigen Haut nur noch.
Gewiss hatte sie nicht so die Stadt verlassen. Auf dem Weg musste sie einen Mantel abgestreift und einiges an goldenem Schmuck angelegt haben, um einmal mehr wie die Fleischwerdung der Lüste zu wirken, da sie barfuß den Strand betrat. Ganz jene Verschmelzung aus Lustsklavin und Königin.

An ihren Seiten schritten Männer, vier an der Zahl. Grobschlächtig und allesamt erfüllt von der Aura tollwütiger Hunde. Schwarz gekleidet und wachsam, doch keiner von ihnen war offensichtlich bewaffnet.
Im Mondlicht erschien diese Gruppe mehr wie eine Phantasie aus einem Märchen und doch waren die Schöne und ihre Biester greifbarer denn je.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1014] Der letzte Akt [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Das Meer rauschte laut. Tonnen von Wasser brachen sich am Ufer, schwemmten auf und zogen wieder ab. Ein starker Wind zerrte an den Kleidern, ließ Mantel und Gewänder flattern und loses Haar wild im Wind wehen.
Auch Toma war nicht allein. Seine zwei gleich scheinenden Ghule standen bei ihm. Alle waren in schwarz, braun und graue Kleidung gehüllt. Schatten vor dem schwachen Licht des Mondes.
Anders als das letzte mal, hatte Toma seine Hände nicht wieder in den Sand gesteckt oder die Füße...abwartend blickte er einfach nur aufs Meer, hörte das Rauschen so laut in seinen Ohren, das Krachen der Wellen und das Rauschen des Windes und wie er die feinen Sandkörnchen anhob und bewegte.
Er hörte ihre Schritte, das Knirschen auf dem Sand, so sah er sie nun an und die Geräusche rückten wieder in den Hintergrund.

Ja Bestien waren hier, doch es waren nicht die Menschen. Greifvogel und Drache...

"Ihr habt von Informationen gesprochen." begann der Tzimisce direkt zum Punkt zu kommen.
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Sousanna
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Re: [1014] Der letzte Akt [Toma]

Beitrag von Sousanna »

Die Ravnos neigte betont das Haupt. Wahrte den Schein zweier Würdenträger die hier aufeinander trafen.
"Es ist schön euch hier zu sehen, wohlwerter Herold." Ihre Stimme hielt die kühle Distanz aufrecht. Hier sprachen nicht Sousanna und Toma. Nein, es waren die Würdenträger, die sich über eine reine Amtsangelegenheit getroffen hatten. "Ich hoffe ihr hattet eine angenehme Anreise."

Sacht wogten die Bahnen weichen Stoffes über ihren zarten Leib. Verschleierten und betonten die nahezu perfekte Gestalt der Ravnos, die vom Mondlicht geküsst wurde.

"Ich überbringe eine besorgniserregende Entwicklung, wohlwerter Herold." Sacht legte sich das Haupt zur Seite. Schien zu fragen, ob er sie denn anhören wollte. Das leichte Lächeln auf ihren Lippen jedoch, das sie gewiss gezeigt hätte, hätte sie mit jemand anderem gesprochen, war in die funkelnden Augen verbannt, die unter den Kohlestrichen darum wie die Feuer der Wüste glommen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1014] Der letzte Akt [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"So schön wie euch zu sehen." erwiderte er und seine eiskalte Mine mochte unterstreichen wie sie beide dies wohl empfanden.
"Nun, werte Harpye...so sagt mir worum es geht. Was ist so besorgniserregend und wieso betrifft es mich?" Er wollte es eigentlich nicht wissen, das würde nur Probleme und Ärger bedeuten und man müsste sich darum kümmern. Aber so ihm Gefahr drohte müsste er das natürlich wissen. Doch würde sie ihn wirklich warnen? Er glaubte ihr nicht, er vertraute ihr nicht und würde an allem zweifeln was sie sagte.
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Sousanna
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Re: [1014] Der letzte Akt [Toma]

Beitrag von Sousanna »

"Es mag natürlich sein, dass ihr darüber erhaben seid" Ihr Tonfall ließ vermuten, dass sie das nun wirklich bezweifelt sein. "Dass es ein ausgeklügelter Plan eurerseits ist." Eine weitere angedeutete Verneigung voller Anmut. "Dann bitte ich euch mir zu verzeihen, dass ich die Zeit eines so wichtigen Sohn der Nacht verschwendet habe."
Oh Sousanna war schon in Konstantinopel die Königin der Unterwürfigkeit gewesen, in der sich Dornen verbargen, und in dieser Nacht fuhr sie zur höchsten Form auf.
In Gram verzog sich ihr Gesicht, als bereiteten sogar ihr die folgenden Worte tiefe Schmerzen. "Gern hätte ich euch mit den Belanglosigkeiten der Menschen verschont, weiß ich doch, wie wenig sie euch kümmern, aber doch" Theatralisch wand sich der schöne Leib wie unter Flammen des Fegefeuers. "Nun, da mich die Alten baten, es zu beobachten und sie zu warnen, so es sich ausbreitet. Nun, da sogar die Mächtigen der Stadt sich besorgt zeigen, da kann ich nicht mehr schweigen."

Für den Bruchteil einer Sekunde begegnete sie seinem Blick. Dann aber senkte sie die Augen in dramatischer Geste, ehe sie wisperte als hätte sie der Mut verlassen. "Aber gewiss habt ihr es schon gehört. Gewiss wisst ihr es..." Ihre Stimme mischte sich mit dem Säuseln des Windes.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1014] Der letzte Akt [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Ein ungehaltenes Knurren erklang von dem Tzimisce nach diesen Worten, seine Hände hatten sich für einen Augenblick zu Fäusten geballt und bedrohlich machte er einige Schritte auf sie zu, überragte die kleine Kainitin deutlich und fauchte sie mit ausgefahrenen Fängen an.
"Sprecht einfach! und hört auf meine Zeit zu verschwenden!"
Wie sie ihn hier trietzte und mit ihm spielte. Es war nicht so als würde er das nicht mitbekommen, aber er war in keiner Stimmung dieses Geplänkel mitzuspielen. Und es traf ihn tatsächlich, dass die Alten besorgt seien? Nein, nein, das waren nur Lügen.

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Einschüchtern
(8 + 6 + 3 + 3 + 2 + 1 + 2 = 25) = 1 Erfolg
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Sousanna
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Re: [1014] Der letzte Akt [Toma]

Beitrag von Sousanna »

Die so viel kleinere Tochter der Nacht zuckte zusammen als hätte eine Peitsche ihren Rücken getroffen. Ihre Augen richteten sich auf den Boden. Einen Augenblick gruben sich ihre blitzweißen Zähne in die vollen roten Lippen. Doch sie wich nicht zurück.
Stattdessen wandte sich ihr Blick zu ihm empor. Ein eindrucksvoller Anblick von Unterordnung, auch wenn - ja bildete er es sich ein? oder blitzte dort tatsächlich etwas in ihren großen Rehaugen, das man mit Fantasie Amüsement nennen konnte? Doch genauso gut konnte es der Schatten des Drachen sein, der im Mondlicht auf Sousanna fiel.

"Natürlich", leicht neigte sie das Haupt erneut und sah Toma scheinbar vorsichtig an. "Kennt ihr gewiss die Gerüchte über Verschwundene. Über eine Bestie, die ihr Unwesenheit. Über Menschen, die sie sehen und verschwinden. Über grausige Erscheinungen."
Noch immer war ihre Stimme kaum lauter als das Wispern des Windes. "Und sicher habt ihr das Flüstern gehört, dass Teufel umgingen. Und dass man sich mit Feuer wehren könne."

Ein schweres Seufzen hob und senkte ihre Brust. "Es gibt Grund zur Sorge wohlwerter Herold. Und man bat mich die Region um euren Stätten herum zu beobachten, um vor einem frühzeitigen Ausbruch der Panik zu wehren. Die Alten sorgen sich um eure und unser aller Sicherheit. Aber das wisst ihr ja bestimmt schon."
Ihr Blick lag auf dem Herold wie der eines Kindes auf seinem Idol. Und doch blieb sie wohl wissentlich aus seiner Reichweite.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1014] Der letzte Akt [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

„Das ist eure Information?“ fragte er verblüfft. „Es gab keine Gerüchte solcher Art.“
Er ließ sich immer von den Guhlen informieren. Sie hatten nichts gehört.
„Von Rothaarigen Teufeln, die wohl auf Alain abgezielt hatten, von Frauen die des nachts den Leuten das Blut aus den Adern saugen, von Sündern…darüber sprechen die Sterblichen.!“ Echauffierte sich der Drache.
„Über euresgleichen sprechen sie mehr als über irgendetwas dass ich tue.
Sie wissen nichts davon. Können es gar nicht! Keine meine Schöpfungen trifft jemals einen uneingeweihten Sterblichen.“

Ein erbostes Schnauben folgte.

„Ist es das was ihr den Alten einflüstert? Lügen?
Und was ist dann das hier? Eine Drohung?“

Zischte er erbost und fletschte die Zähne weiterhin, gefolgt von einem Knurren, dass kaum menschlich klang. Pack! Ravnos waren der Abschaum, den er immer in ihr gesehen hatte.
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