[1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

[Dezember '18]
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Nubis
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

"Je unbekannter eine Person und deren Beweggründe, umso schlechter lässt es sich wirklich zusammenarbeiten, werte Seresa. Und ja, natürlich wird die Zeit erst zeigen, wie dies alles ablaufen wird und wie es um Loyalitäten und Vertrauen bestellt sein wird, aber jemand musste den ersten Schritt tätigen, um nicht immer auf der Stelle zu treten."

Er musterte sie leicht fragend und räusperte sich dann.
"Es ist nicht das Gleiche, wenn man erst fragen muss..oder soll, als wenn jemand frei von sich erzählt. Es gibt sicherlich vieles, was an euch interessant sein dürfte, auch wenn ihr selbst immer wieder sagt, dass ihr es nicht seid. Nichts besonderes...
Und doch habt ihr beispielsweise einen Strich hinten im Nacken, der euch von anderen abhebt...ihr haltet viel von Etikette, obwohl ihr sonst nicht sehr danach erscheint, zu einem gewissen Adel zu gehören. Ihr haltet euch selbst klein und doch denke ich, steckt in euch umso viel mehr...schon alleine eurer Intelligenz wegen. Womöglich schützt ihr euch damit..oder ihr verbergt euch in Geheimnissen, um anderen etwas vor zu machen und eure eigentlichen Ziele zu verbergen. Vielleicht seid ihr sogar die gefährlichste Kainitin hier und keiner weiss oder vermutet es..."


Er glaubte zwar an letzteres nicht wirklich, aber es könnte trotzdem zu einem kleinen Prozentsatz sein.
"Ich frage einmal anders... Möchtet ihr denn überhaupt etwas von euch erzählen? Möchtet ihr, dass ich etwas über euch weiss..etwas mehr?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Seresa
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Manche der Worte des Kappadozianers erheiterten die Brujah sichtlich. Einzig bei dem Hinweis auf den Strich im Nacken fuhr sie mit der linken Hand nachdenklich darüber, ganz so als hätte Galeno sie in diesem Moment an etwas erinnert, was sie beinahe vergessen hatte. Als er geendet hatte, legte sie ihren Kopf leicht schief.

Etwas mehr? Was meint Ihr damit, werter Galeno?“

Fragend blickte sie auf den Kappadozianer, bevor sie ihre Hand langsam in den Schoß zurücksinken ließ.

„Mir hatte Ihre Majestät Aurore bei Hofe nahegelegt, nicht ständig über mich zu reden. Sie sagte, für Egoisten sei hier kein Platz. Entsprechend leiste ich ihren weisen Worten Folge und gebe mir Mühe mich ihrer Gnade würdig zu erweisen, indem ich mich selbst zurücknehme und stattdessen mein Möglichstes tue, um mich in die Domäne Genua einzufügen und der Gemeinschaft zu dienen.“

Für einen Moment schwieg Seresa, bevor sie mit den Schultern zuckte.

„Womöglich mag es Euch deshalb so vorkommen, als würde ich mich selbst klein halten und nichts über mich erzählen mögen.“
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Nubis
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

Galeno hörte ihr ruhig zu,

sehr ruhig, nachdenklich die Augenbrauen zusammengeschoben. Es herrschte einen Moment tiefe Stille und er liess es sich nicht anmerken, ob dieser Moment, in dem das leichte Säuseln des Meeres wieder die Oberhand bekam, etwas Gutes oder etwas Schlechtes verlauten liess.

"Ja, etwas mehr..." meinte er dann ruhig und leise.
"Man kann auch einmal von sich sprechen, werte Seresa. Natürlich nicht immer von sich selbst, da gebe ich der höchst verehrten Majestät vollkommen recht. Und auch nicht mit einem jeden, den man trifft.
Aber sagt...das würde mich interessieren. Habt ihr als Mensch nichts in der Weise erfahren? Sodass euch dies vollkommen fremd ist? Zumindest stellt ihr Fragen, als sei dies der Fall. Oder habt ihr alles als Kainit vergessen und eure Menschlichkeit ..... "


Er musterte sie noch einmal etwas verwirrt.
"... aber dagegen spräche ein wenig eure neuere Wandlung, auch wenn sie nur im kleinen Geschehen ist. Sie ist dennoch deutlich. Vor ein paar Jahren hätte ich es mehr geglaubt, als heute, dass ihr dieser ganzen alten Dingen entsagt habt..."

Dann musste er aber doch lachen. Es war ein recht herzhaftes Lachen, eine echte Seltenheit bei dem kleinen Mönch. Doch das Gespräch war tatsächlich zu skuril geworden.

"Ahh.. vergesst es..." er winkte ab.
"Auch wenn es vollkommen naiv klingt und es überhaupt nicht mehr unseren heutigen Ich entsprechen sollte, weil ein jeder das anders sieht und die alten Werte keine Berechtigung mehr haben sollten...."
Er lächelte breit und stand auf. Etwas Kies klopfte er sich von der Kutte.

"Im Kloster war es keine Pflicht von sich zu erzählen. Jeder wusste irgendwann, wann es für ihn Zeit war, sich zu öffnen und etwas von sich preis zu geben, damit man denjenigen vielleicht auch besser verstehen konnte. Und wenn derjenige für immer verschlossen blieb, so war es eben so... Solange man trotzdem auf ihn bauen konnte, war es in Ordnung.

Also...egal, was eure Geschichte ist, oder was für Geheimnisse ihr in euch tragt und was ihr verbergt, da ihr nicht mehr über euch reden sollt....
Ich bin gespannt, ob wir uns nicht doch irgendwann auch besser...verstehen lernen.."


Er nickte ihr munter zu. Aus unbekanntem Grund hatte sie ihn amüsiert und die Stimmung gehoben. Vielleicht auch, weil er sich an seine alte Gemeinschaft und die Brüder erinnert hatte, die er doch ab und an misste und die, auch wenn er nicht viel mit ihnen zugegen gewesen war und sie gemieden hatte, doch auch seine Familie gewesen waren. Sie hatten ihm etwas gegeben, was er nun als Kainit wohl nie mehr so finden würde. Und so erinnerte er sich mit Freuden an sie.
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Seresa
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Ruhig hatte Seresa nach dem Stab an ihrer Seite gegriffen, bevor sie sich in einer fließenden Bewegung erhoben hatte, so dass sie bereits vor Galeno gestanden war, als dieser sich erhoben hatte. Als er geendet hatte, wandte Seresa sich dem Kappadozianer zu.

„Was würden Euch meine Geschichte und meine angeblichen Geheimnisse sagen, werter Galeno? Was sagt denn Eure Vergangenheit mir?“

Ihre Hand beschrieb eine kontrolliert langsame, gebende und sich öffnende Geste, während sie dabei ihren Worten den entsprechenden Raum ließ nachzuwirken.

„Ihr sagtet, Ihr wollt nicht länger sein wer und wie Ihr wart. Ihr wollt kämpfen und Dinge ändern. Ist es demnach überhaupt von Bedeutung was in Eurer Vergangenheit geschah? Welches Wissen Ihr bereit seid zu teilen oder über welches Ihr den Mantel des Schweigens legen wollt? Ist es nicht weitaus wichtiger, was Ihr gedenkt zu tun mit den Möglichkeiten, welche Euch gegeben wurden und welche Ihr Euch selbst schafft?“

Fragend legte sich ihr Kopf schief, bevor sie ihre Hand zurück an ihre Seite führte und ruhig vor dem Körper hielt.

„Ich selbst lebe inzwischen seit mehr als zehn Jahren bei Ajax und hätte nicht vor drei Jahren Jemand anders in meinem Beisein meinen Bruder im Blute gefragt, was es war, was ihn einst nach Genua brachte, so würde ich dies noch heute nicht wissen. Ich weiß nichts über seine Vergangenheit und er ebenso wenig über meine. Doch ändert dieses fehlende Wissen etwas daran, ob ich ihm vertraue? Ob ich loyal zu ihm stehe?“

Erneut schüttelte Seresa den Kopf. Dieses Mal deutlich sichtbarer und überzeugter als zuvor, auch wenn die Bewegung selbst ohne Eile geschah.

„Nein, werter Galeno, das tut es nicht. Vertrauen begründet sich nicht auf derlei Dingen. Ein Neugeborenes vertraut seinen Eltern blind, obwohl es nichts über sie weiß. Erst im Alter und mit schlechten Erfahrungen wird dieses Vertrauen brüchig. Es beginnt die Motive des Anderen zu hinterfragen. Versucht mit allerlei Fragen sich in seiner eigenen Unsicherheit Halt zu geben und seinen inneren Zweifel zu besänftigen. Doch gewinnt es wahrlich mehr Vertrauen auf Grund dessen, weil es meint etwas mehr über das Gegenüber zu wissen? Beginnt es ab diesem Moment nicht unweigerlich und unaufhaltsam noch mehr zu bezweifeln, dass etwas was offenkundig gut ist, letzten Endes zu gut erscheint, um wahr zu sein? Schließlich muss es doch immer einen Haken an der Sache geben, nicht wahr, werter Galeno?“

Ruhig lagen ihre braunen Augen auf dem Kappadozianer und in ihrer Stimme war kein Angriff auf ihn zu hören. Stattdessen wirkte es, als würde sie einzig ihre Art zu Denken und ihre Sicht auf die Dinge in der Welt ihm in diesem Moment erläutern.

„Seht, ich heiße wahrlich nicht alles gut was Ajax tut und meint tun zu müssen - und er weiß dies. Auch schätzt er meinen Kontakt, welchen ich mit Eurem Bruder im Blute Titus pflege nicht. Dennoch lässt er mich gewähren, denn der Punkt ist, er weiß, wo ich stehen werde, sollte ich eines Nachts wählen müssen. Für mein Verständnis ist das Zeichen von Vertrauen und Loyalität das Wissen darüber, in dieselbe Richtung zu schreiten, auch wenn es Handlungen gibt, die nicht danach aussehen und es Zeiten gibt, die dies in Frage stellen mögen. Ob meine Ansicht und Haltung diesbezüglich etwas mit meiner Vergangenheit zu tun hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Dass dies jedoch etwas mit Menschlichkeit zu tun hat, bezweifle ich redlich, verweile ich - wie ich bereits sagte - inzwischen weitaus länger im Zustand des Todes, als dem des Lebens. Davon unabhängig liegt es an uns zu entscheiden, was wir bewahren. Ihr selbst habt schließlich Eurem Glauben an den Herrn nicht entsagt, einerlei ob Ihr die Menschlichkeit schätzt oder nicht. Ihr haltet noch immer an den Grundsätzen des Glaubens fest und den Regeln, welche der Herr den Menschen gab, auch wenn die heilige Schrift Euch niemals Weisung darüber geben kann, wie ein vom Herrn gewolltes Leben für Jene unserer Art aussehen soll, schließlich sind wir alle in dieser Welt hinter der Welt keine Menschen mehr, auch wenn Einige unserer Art noch immer versuchen, an den Idealen und moralischen Vorstellungen ihres einstigen Lebens festzuhalten.“
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Nubis
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

Galeno blieb noch weiter stehen. Manchmal konnte Seresa schon kompliziert sein und vor allem konnte sie oftmals Dinge missverstehen oder anders deuten, manchmal sogar, ohne dass er es direkt so gesagt hatte.

"Also werte Seresa. Jemanden verstehen lernen hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, demjenigen auch vertrauen zu lernen. Und so etwas habe ich auch nicht gesagt. Sogar ziemlich im Gegenteil. Ich sagte euch, dass bei den Mönchen Vertrauen herrscht, obwohl wir nicht die Vergangenheit wissen. Jedoch funktioniert die Gesellschaft, das Verständnis untereinander besser, wenn man etwas mehr über die Person weiss. Wir hatten zum Beispiel einen Bruder, der war völlig stumm und wirkte in manchen Situationen panisch. Als er dann mehr über sich erzählte, weil er Vertrauen fasste, erfuhren wir, dass er Schlimmes erlebt hatte und ihn diese Situationen daran erinnerten. Wir konnten besser dann damit umgehen und auch auf ihn eingehen, indem wir manches vermieden oder ihm zeigte, dass er bei uns da nichts zu befürchten hatte.

Aber wir hatten eben auch jemanden..."


Sein Blick wurde etwas traurig.

"Wir hatten aber auch leider jemanden, dem wir vertrauten und der sich als ein schreckliches Monster entpuppte. Hätten wir es gewusst, dass er solch Frevel schon einmal getan hatte, so hätten wir ihn zwar trotzdem in unserer Gemeinschaft begrüsst, denn jeder kann sich ändern, wenn er möchte, doch wir wären vielleicht weniger geschockt gewesen."

In seinen Erinnerungen sah er das, was er damals gesehen hatte, spührte seine damaligen Gefühle, die nicht mehr jetzt die Seinigen waren, trotzdem verdüsterte sich sein Blick und die Stimmung schwankte etwas.

"Nun..ich bewahre mir sowohl meinen Glaube, wie auch gesellschaftliche Normen, die vor allem bei den Menschen funktioniert haben und die auch nicht unbedingt schlecht für unsere Gesellschaft wären. Ich finde es nicht gut, wenn man sich stets übertrumpfen will und überall Feinde sieht. Zudem finde ich, sollten wir nicht vergessen, woher wir kamen. Ja, wir sind keine Menschen mehr, aber unser Urprung, unser altes Leben hat uns doch geprägt und uns zu dem gemacht, was wir erst einmal als Neuling in dieser Welt in uns tragen. Aber ja, jeder geht mit unserer neuen Existenz anders um und schafft sich neue Werte und dennoch...."

Er seufzte.

"Aber ich denke wir bekommen das hin. Und das was kommt, ist wichtig. Wr müssen darüber nicht die ganze Zeit philosophieren und uns womöglich nur im Kreis drehen."

Nun lächelte er wieder freundlich und nickte ihr zu.

"Ich werde auf eure Antwort warten und euch Zeit lassen, euch zu entscheiden. Ich werde einige Dinge im Vorfeld erfragen, jedoch die Entscheidung darüber fällen wir gemeinsam, denn von mir aus soll es für beide auf gleicher Ebene passen und lohnenswert sein. Wir werden gemeinsam planen, wie wir vorgehen, wen wir fragen, bei wem wir Gefallen einfordern oder wem wir welche schulden wollen und wie und ob sich diverse Dinge lohnen, oder nicht. Ich werde meine Fragen vorerst nur theoretisch stellen, ob es eben möglich wäre, oder ob Interesse bestünde, eben um zu wissen, bei wem es sich überhaupt lohnen würde definitiv nach Unterstützung zu fragen."

Er nickte ihr respektvoll zu.

"Ich hoffe, dass dies so für euch passt."
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Ein kurz andauerndes, aber äußerst bedrohlich wirkendes Funkeln lag in den braunen Augen der Brujah, als Galeno von seinen Erfahrungen bezüglich des Vertrauens gegenüber anderen Mönchen gesprochen hatte. Es war unklar, ob dieses Aufglimmen der lodernden Wut, für welchen der Clan der Gelehrten bekannt und welche ihnen so derartig eigen war, dem jungen Mönch selbst galt, da er seinen Glaubensbruder als Monster bezeichnet hatte oder weil die Gelehrte es abgrundtief verabscheute, dass ein Monster in einer Gemeinschaft begrüßt wurde. Den restlichen Worten hatte Seresa mit der ausdruckslosen und verschlossenen Miene einer geübten Schreiberin zugehört, welche in ihrem Dasein bereits zu viel erfahren und gesehen hatte. Ihr Blick lag ruhig auf ihrem Gegenüber.

„Ihr werdet von der Entscheidung erfahren.“

Sie nickte kurz, bevor ihr Blick über die Schulter landeinwärts in Richtung Stadt und dann wieder zu dem Kappadozianer zurückwanderte.

„Eine Warnung im Guten, Galeno.“

Ihre Stimme war gedämpft und doch wurde sie von einer beinahe unangenehmen Eiseskälte begleitet, als sie weitersprach. Auch das Weglassen der Höflichkeitsfloskel spiegelte wieder, wie ernst es der Gelehrten in diesem Moment war mit dem Hinweis, der den Kappadozianer anderen Orts und im dem Beisein Anderer ihrer Art wohl durchaus den Kopf hätte kosten können.

„Bezeichnet niemals jemanden als Monster.“

Die braunen Augen fixierten den Kappadozianer, als wollten sie fragen, verstanden?.
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

Und da war sie wieder. Eine Warnung, die Galeno jetzt absolut nicht verstand. Wer ein Monster war, konnte er schon als solches bezeichnen.
Dementsprechend perplex starrte er Seresa an und schüttelte dann mit dem Kopf, um sich wieder zufassen.

"Wieso denn nicht, wenn er doch einer ist?"
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Weil Worte Wahrheiten erschaffen.“

Ihre Stimme klang für einen Moment sanfter und nachsichtiger mit Galeno, schien ihr erneut schmerzlich bewusst geworden zu sein, wie unglaublich jung er doch war und wieviel Zeit er im Kloster verbracht hatte im Gegensatz zu ihr.

„Weil Worte die Welt und die Welt hinter der Welt verändern. Weil Monster erst dann wahr werden und letzten Endes zu Leibhaftigen werden, so man sie bei diesem Namen ruft.“

Seresa beschrieb mit der einen Hand eine leicht öffnende Geste, während sie in ihrer Anderen den Hirtenstab hielt.

„Davon ab gibt es genügend Vertreter unserer Art, welche behaupten, wir würden keinen dunklen Kern in uns tragen oder gar ein Tier, sondern dass wir stattdessen in unserem Inneren ein Monster oder gar schlimmer einen Dämon beherbergen.“

Die Gelehrte schüttelte ihren Kopf, um diesen - in ihren Augen - kompletten Unsinn verstärkt und vehement zu verneinen.

„So Ihr jedoch sagt, dass einer der Eurigen ein Monster in sich trug, wie wollt Ihr dann künftig selbst noch verhindern können, dass sie eines Nachts nicht auch mit dem Finger auf Euch deuten werden? Dass sie nicht auch Euch als eben Solches bezeichnen werden, einzig weil Ihr nicht so seid wie sie?“
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

"Monster oder Dämon in uns?" Er seufzte. "Bei manchen möge man das womöglich meinen, jedoch denke ich auch nicht so."

Eine kurze Pause entstand.
"Aber werden sie nicht zu Leibhaftigen, wenn sie Taten begehen, die einfach unaussprechlich grausam sind? Die man nur von einem Monster erwarten könnte? Und ... nein, er war nicht ganz einer der unsrigen. Er war ein Novize, einer, der noch zu lernen hatte und dessen Entscheid noch ausstand, ob er in die Gemeinschaft passt, oder nicht.
...
...
..
Und er passte nicht."


Dann sah er sie an und seufzte. "Unsereins werden sicher einige Menschen auch als Monster bezeichnen. Doch wie soll ich ihn eurer Meinung nach sonst nennen? Ein Mensch, der mir Bilder in meinen Kopf brannte, die ich wohl nie wieder vergessen werde."
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa zuckte leicht mit den Schultern.

„Einen Menschen, werter Galeno. Einfach… einen… Menschen.“

Die Worte der Gelehrten waren langsam, betont und doch sanft und frei von jedwedem Tadel.

„Ich mag nicht wissen oder gar beurteilen, was Jener Euch oder Eurer Gemeinschaft getan hat. Welche Werte und Tugenden sie oder Ihr hochhaltet. Was Ihr und die Eurigen von ihm erwartet hattet. Die Welt mag um vieles einfacher erscheinen, so man sie in Gut und Böse unterteilt. In Licht und Dunkelheit. In Weiß und Schwarz. In Nichtmonster und Monster. Doch so ist die Welt nun einmal nicht. Sie ist eine Abstufung von verschiedensten Grautönen und Keiner von uns - sterblich oder nicht - mag wahrlich frei und unberührt von jedweder Sünde sein. Und letzten Endes liegt was grausam ist auch immer ein stückweit im Auge des Betrachters.“

Die Brujah pausierte für einen kurzen Moment.

„Es gibt unzählige Beispiele, werter Galeno, welche man als unaussprechlich grausam bezeichnen müsste und doch sind sie in unser aller Augen nicht die Werke eines Monsters.“
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