[1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

[Dezember '18]
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Seresa
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[1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Es war eine laue Sommernacht und außerhalb der Mauern der Wachstation am Monte Bisagno brannte ein kleines Feuer. Durch das Tor der Feste schritt ein ungleiches Paar. Die eine Person groß und kräftig gewachsen, während neben ihr eine kleine und hagere Gestalt lief. In der Hand der schmaleren Person lag ein längliches Paket. Die Beiden waren offensichtlich in ein laufendes Gespräch vertieft, bei welchem die Kleinere gerade sprach.

„Ich bin mir unschlüssig, ob das Holz die Wucht unserer Kräfte auf Dauer aushalten kann.“

Seresa zuckte leicht mit den Schultern, während sie zu ihrem Bruder im Blute Ajax aufblickte.

„Doch Toma hatte Nachbesserungen zugesichert, sollten sie nicht zufriedenstellend sein. Ich weiß, du bevorzugst Metall und ich würde auf Grund des höheren Gewichts selbst dazu neigen, doch ist dies für mich schlicht keine Möglichkeit. Ich kann nicht wie du ein Kettenhemd oder eine Rüstung passend dazu tragen. Mir sieht man das mädchenhafte trotz der kurzen Haare zu leicht an und selbst wenn nicht, wie sollte sich ein junger Bursche Derartiges leisten können?“

Die Brujah schüttelte den Kopf und verlangsamte ihre Schritte, bevor sie zu einer flachen Stelle in der Nähe ging, sich hinhockte und das Päckchen mit flinken Fingern öffnete. Das niederbrennende Feuer in einiger Entfernung spendete genügend Licht, dass die Beiden nicht auf den Mondschein allein angewiesen waren. Ruhig fuhr sie fort.

„Solange ich mit dir zusammen unterwegs bin, wäre es ohne jeglichen Zweifel eine Überlegung wert. Auch so es erneut zu einem Krieg kommen würde. Doch so ich allein unterwegs bin?! Zu viele Augen. Zu viele Fragen. Zumal mich die Rüstung beim Klettern über die Mauer behindern würde. Das ist mit dem Stab schon schwierig genug.“

Für einen Moment blickte sie über ihre Schulter zurück zu ihrem Bruder im Blute.

„Wie machst du es? Stört es dich überhaupt nicht?“

Ob sie damit seinen Speer meinte, die Rüstung oder beides wurde aus ihrer Frage nicht gänzlich ersichtlich. Auch nicht, ob sie womöglich einen anderen Weg meinte als über die Mauer. Seresa erhob sich und kam mit je einem Stab in der Hand zurück zu Ajax, ihm einen der beiden senkrecht entgegenstreckend. Das gewöhnliche Olivenholz war mit einer Lasur nachgedunkelt und leichte ringförmige Vertiefungen und Wölbungen reihten sich dezent darum. Es war keine große Kunst und das Aussehen mehr dem reinen Nutzen geschuldet. Neben Ajax wirkte es wie ein längerer Wanderstab. Neben Seresa hingegen schon wie ein Hirtenstab. Jedoch war er oben einfach leicht abgeschrägt, anstatt einen Knauf oder Bogen zu formen.

„Ich fürchte für dich würde er zu kurz sein, aber ich rechnete einerlei nicht damit, dass du dauerhaft von Metall auf Holz wechseln wollen würdest. Zumal er vermutlich eher nicht zum Rest deiner Kleidung passen würde.“

Die Brujah schmunzelte leicht. Ein Krieger mit Wanderstab. Das wäre wirklich ein seltsamer Anblick.

„Ich denke, um sie zu testen sollte es dennoch gehen.“

Seresas blasse Hände wanderten fast zärtlich streichend über das Holz. Spielten leicht daran und zeigten Ajax, weshalb sie derartige Freude an ihm hatte.

„Ich mag, dass er unauffällig ist und trotz allem über eine gewisse innere Schönheit verfügt.“

Ein fast verliebt wirkendes Lächeln war auf den Lippen von Ajaxs Schwester im Blute zu sehen.

„Was hältst du davon, Ajax? Was denkst du?“
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Ajax
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Re: [1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Ajax nickte über einige der Aussagen die seine Blutsschwester getätigt hatte schüttelte jedoch energisch den Kopf als es zu ihrer Kleidung kam.
"Ist es nicht volkommen egal was die Sethskinder über dein Aussehen denken? Ihre Gedanken sind durch ihre Sterblichkeit verwässert, ihre ständige Angst, dieser Tag könnte ihr letzter sein, sie sehen so selten die wahre Gestalt der Dinge. Sie müssen hinaus aus der Höhle geführt werden um sich der Wirklichkeit der Dinge wahrlich bewusst zu werden. Selbst viele unserer Art sind noch so an ihr sterbliches Leben gebunden, dass die Fesseln der Sterblichkeit noch auf ihnen lasten. Galeno zum Beispiel. Er hat soviel ungenutztes Potential doch die Schranken die die Kirche über seinen Geist gelegt hat verwehren ihm wahre Größe zu erlangen." wie viel davon auch auf sie bezogen war ließ er offen. Sie sollte ihre eigenen Schlüsse ziehen können. Echte Erkenntnis über die eigene Psyche war ohne Wert, und diesen Wert wollte er ihr nicht nehmen.

Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit auf ihr Kleinod was sie mit sich führte.

"Es ist ein schöner Stab, passend zu dem was du für dich selbst suchst. Gefährlich für Jene die fähig sind es zu sehen, ungefährlich für Jene die zu blind sind. Echte Kraft strahlt von Innen nach Außen." er erwiderte ihren Blick mit einem liebevollen Lächeln. Auch hier ließ er offen wie viel sie davon auf sich selbst bezog.

Dann wechselte er das Thema "Was denkst du, fühlst du dich mittlerweile fähig genug um Krieger im Umgang mit dem Stab zu lehren? Oder auch im Kampf gänzlich ohne Waffen? Du kannst dir sicherlich denken wieso ich frage oder?" es würde noch etwas dauern bis sie an ihrem Trainingsplatz angekommen waren, doch sie trieb keine Hast. Zumindest ihn nicht, denn er genoss jeden Moment den sie in diesen Zeiten verbringen konnten.
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Re: [1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Aufmerksam hatte Seresa Ajax zugehört und auf sein Lächeln hin, hatte sich ein vergleichbares von ihr unbemerkt auf ihre eigenen Lippen geschlichen. Als ihr Bruder im Blute geendet hatte, legte sie ihren Kopf leicht schief und sie blickte zu ihm auf.

„Nicht gänzlich.“

Ein nachdenklicher Blick lag auf dem Gesicht der Brujah, welcher ihr junges Aussehen Lügen strafte, bevor sie leicht mit den Schultern zuckte und überzeugt weitersprach. Dass sie seinen Plan dabei nicht kannte, störte sie offenkundig nicht.

„Jedoch ja, ich könnte sie lehren, so dies dein Wunsch wäre, Bruder. Zwar reichen meine Fähigkeiten diesbezüglich noch nicht zur Gänze an die Deinigen heran, aber ich hatte in den letzten Jahren in dir einen ganz hervorragenden Lehrer, der mich stärker und geübter darin gemacht hat.“

Ein sichtlich dankbares Lächeln umspielte ihre Lippen, bevor sie respektvoll ihr Haupt vor ihrem Bruder im Blute senkte und wieder hob.

„Was den Kappadozianer indes angeht.“

Seresa pausierte für einen kurzen Moment.

„Was genau meinst du damit, wenn du von ´Schranken, die die Kirche auf seinen Geist gelegt hat´ sprichst? Was mit ´Fesseln der Sterblichkeit´?“

Fragend blickte sie zu Ajax auf. Über den Stab selbst und Ajax Ansicht darüber verlor sie kein Wort. Auch nicht darüber, ob sie die Worte auf sich bezog oder nicht.
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Ajax
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Re: [1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Auch auf Ajax Gesicht lag ein liebevolles Lächeln als er Seresa antwortete.

"Man kann nur ein guter Lehrer sein, wenn der Gegenüber auch bereit ist zu lernen. Ebenso konnte ich einiges selbst lernen. Man sollte immer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen." weiche Worte eines sonst so verschlossenen Skeptikers.

"Warum ich dich Frage ist mein Plan eine Kampfschule zu eröffnen. Eine Schule in der die alten hellenischen Kriegsführungstaktiken kleinerer Einheiten und die Techniken am Schwert, am Speer und mit den Fäusten gelehrt werden. Eine Schule die über Landesgrenzen hinaus bekannt werden soll. Etwas was die Lebensspanne einfacher Menschen überdauern soll." ein leichter fiebriger Glanz war in seinen Augen zu sehen. Die Leidenschaft, das Feuer, welches man den Brujah gemeinhin nachsagte, was Ajax aber so oft missen lies, wurde deutlich sichtbar.

"Ich habe bereits einige Partner für diese Unternehmung eingebunden. Roger, der Ghul Angeliques wird das menschliche Gesicht dieser Schule werden. Aus ihren Reihen werden wir neue Ghule ziehen können, die es wahrlich verdient haben erhoben zu werden. Mit dem Verleih der Schwertarme die wir generieren werden können wir die Kassen für neue Unternehmungen, Waffenbau und Instandhaltung finanzieren. Und ich denke du solltest ebenso Teil davon werden. Ich denke du wärst hevorragend für das Training mit den Fäusten geeignet. Ich kenne bisher niemand außer möglicherweise Brimir, der geschickter ohne Waffe kämpft als du und selbst das müsste mir der verehrte Blutvogt erst beweisen." die Lachfalten verästelten seine wettergegerbte Haut während er ihr stolz entgegenblickte.

Dann wurde er wieder etwas nachdenklicher. "Was ich mit "Fesseln der Sterblichkeit" meine? Nun, er ist offensichtlich noch teilweise ebenso wie viele jüngere Kainiten an sterbliche Moral, sterbliche Gedankenkonstrukte gebunden. Ich werde versuchen es dir mit einer Frage zu verdeutlichen. Warum sollten die Regeln einer sterblichen Institution wie der Kirche für unsere Art gelten? Sollten wir nicht vielmehr versuchen wenn es denn unser Wunsch ist Gott zu dienen, versuchen durch unsere Unsterblichkeit herauszufinden was Gott wirklich von uns will anstatt etwas zu kopieren was unzulängliche Sterbliche von sich gegeben haben. Ihre Ideen mögen unseren Überlegungen Anstoß geben, so wie die alten Philosophen, aber niemals sollten sie wirklich Handlungsweisende Vorschriften sein." sein Blick blieb nun länger auf ihr. Er genoss ihre Unterhaltungen.
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Re: [1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Die Nachdenklichkeit, welche sich in das Gesicht ihres Bruders im Blute geschlichen hatte, spiegelte sich in Seresas Eigenem wieder. Sie hatten selten über den Glauben an den Herrn gesprochen, bis auf das eine Mal, als es um ihren Wunsch des Wechsels auf die Via Caeli gegangen war. Danach war es nie wieder ein Thema zwischen ihnen gewesen. Schweigend sah sie Ajax einen Moment an, als dieser den Glauben aufgriff, um die Fesseln der Sterblichkeit zu erläutern. Unbewusst griff Seresa dabei mit ihrer freien Hand auf die Stelle über ihrem Herzen. Ihre kleinen Finger spielten nachdenklich und unschlüssig an dem Gegenstand, welcher sich unter ihrer Kleidung befand. Nachdem Ajax geendet hatte, sprach sie nachdenklich an ihren Bruder im Blute gewandt.

„Ist sie das?“

Für einen Moment schwieg Seresa.

„Eine sterbliche Institution meine ich.“

Fragend blickte sie zu dem großen, breitgebauten Mann neben sich auf, der wie ein starker Beschützer neben ihrer zierlichen Gestalt wirkte. Dann schwieg sie einige Momente, während sie in die Ferne sah.

„Wir wollen mit offenen Augen und Ohren durch die Welt schreiten, doch ist es uns letzten Endes vergönnt die Wahrheit wahrlich zu erkennen? Sehen wir letzten Endes womöglich einzig das, was wir selbst sehen wollen? Gar nur das, was andere wollen, dass wir sehen?“

Seresa schwieg erneut, während sie über den Gegenstand strich.

„Ich weiß es nicht, Bruder. Es ist so vieles, was ich in den letzten Wochen, Monaten und Jahren in Frage stelle. Womöglich will ich gerade deshalb an etwas Glauben, auch wenn dieser Glaube jedweder Vernunft und besseren Gewissens entbehrt.“

Langsam ließ sie ihre Hand sinken, wobei sie sanft über seinen Arm strich und ihre braunen Augen zurück zu dem Mann an ihrer Seite fanden. Ein Lächeln fand auf ihre Lippen.

„Und wer entscheidet letzten Endes überhaupt darüber, was eine Fessel ist und was nicht?“

Ihre Fingerspitzen berührten liebevoll bei ihren Worten die Haut seiner Hand, bevor sie sie nach dieser flüchtigen Berührung an ihren eigenen Körper zurückführte.

„Ich denke wir sollten niemals vorschnell urteilen, Bruder, sondern stattdessen lernen die richtigen Fragen zu stellen und unseren Verstand zu nutzen. Wenn du meinst der junge Kappadozianer hätte Schranken, die die Kirche auf seinen Geist gelegt hat oder er würde sich in den Fesseln der Sterblichkeit befinden, so prüfe ihn, so du wahrlich wissen willst, ob du dich in ihm täuschst oder nicht. Ich selbst werde ähnliches tun, bevor ich seinem Plan einer gemeinsamen Unternehmung letzten Endes gänzlich zustimmen werde.“

Was genau ihr dabei vorschwebte, führte Seresa in diesem Moment nicht genauer aus. Stattdessen wandte sie sich einem anderen für sie scheinbar interessanteren Thema zu.

„Was deinen eigenen Plan der Kampfschule indes angeht, so ist sie eine sinnvolle und zukunftsweisende Überlegung.“

Die Brujah wirkte trotz der bestätigenden Worte noch immer nachdenklich.

„Ich denke, ich muss dich nicht darauf hinweisen, dass es gerade zum Beginn der Schule ein guter Plan ist, so ich sie unterweise und Roger sein Gesicht dafür gibt. Längerfristig müsstest du einen fähigen Schüler an diese Stelle setzen, bei dessen Auswahl ich dir ohne Zweifel helfen werde, so du dies möchtest. Dieser sollte sich bis dahin jedoch selbst einen gewissen Ruf erarbeitet haben, um der Schule ein neues menschliches Gesicht zu geben. Anderenfalls mag es dazu führen, dass Fragen aufkommen, weshalb man nicht altert. Weshalb man nicht stirbt.“

Sie blickte Ajax schweigend an. Prüfend, ob dieser wohl tiefergehende Gedanken hierzu hegte, bevor sie weiter erklärend fortfuhr.

„Die Sterblichen mögen zwar für manches auf beiden Augen blind sein, doch angestachelt von den Falschen, würden ein Mob mit Fackeln bei Tag oder Sterbliche mit wahrem Glauben im Herzen zu einem überaus lästigen Problem.“

Ruhig betrachtete sie ihren Blutsbruder aus braunen Augen, bevor ihr Blick auf den Wachturm fiel und wieder zurück zu ihm.

„Auch wäre es sinnvoll ein anderes Problem im Auge zu behalten, um welches man sich längerfristig kümmern sollte, auch wenn du einst meintest, dass vorgesorgt wurde.“
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Ajax
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Re: [1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Ajax schwieg. Momente die sich wie einige gefühlte Ewigkeit hinzogen. Aber er schien keine seiner Lehrstunden zu sein, in denen er mit der Stille etwas ausdrücken wollte oder sie als Aufmerksamkeiterreichendes Moment zu nutzen. Nein er überlegte... überlegte ernsthaft was er auf ihre Frage antworten sollte. Er hatte ihre Hand bemerkt und er kannte die Stelle welche sie berührte nur zu gut.

"Ich versuche dir so ehrlich und ohne voreilige Verurteilungen auf deine Frage zu antworten. Ich lege lediglich meine Meinung dar. Nimm sie als solche oder lehne sie ab. Ich habe lange gebraucht um sie zu formen...Ja die Kirche ist eine sterbliche Institution. Denn sie gibt den sterblichen etwas, dass sie unserer Art nicht gibt. Erlösung. Kain wurde von Gott für den Brudermord gestraft und verflucht. Der Fluch den wird Nacht ein Nacht aus spüren. Es gibt keine Erlösung für unsere Art. Möglicherweise doch, aber nicht wie sie die Sterblichen durch die Kirche erfahren. Jesus ist nicht für unsere Sünden sondern für ihre gestorben. Versteh mich nicht falsch, ich zweifle die Existenz des Herrn nicht an. Doch er hat Kain nicht ohne Grund aus seinem Antlitz verbannt. Kainiten können durch das Christentum oder irgendeine Religon keine Erlösung erfahren, es ist schlicht unmöglich. Der Versuch verblendeter Wahn...Es gibt nur eine Erlösung und ihr Name ist Golconda...Ein Ziel was wir nie erreichen werden. Nie." dann wurde er wieder still. Und Seresa sah etwas in seinen Augen was er oft unter Härte, Grausamkeit, Zielstrebigkeit, Zärtlichkeit, Lust oder Hass verbarg. Melancholie. Für einen kurzen Moment fand seine Hand die ihre und die Stärke mit der sie hielt wurde fast unaushaltbar. Hielt er sich gerade an ihr fest, weil er sich selbst sonst eingegestehen hätte müssen wie ziellos er manchmal war?

Doch die Situation war nicht mehr als ein Windhau gewesen der in einer Sommernacht die Bäume durchspielte. Fast hätte man ihrer Melodie lauschen können, aber doch nur fast. Sein Griff der der Stärke eines herabfallenden Stadttoores geglichen hatte, löste sich und erneut trat ein Lächeln auf sein Gesischt.

"Und ja ich werde den Kappadokier prüfen und ihm die richtigen Fragen stellen. Er erinnert mich ein wenig an dich damals... Soviel Potential und so wenig Ahnung davon wie er es nutzen soll." er blickte ihr in die Augen und ließ ihre Berührungen zu.

"Alles was du bezüglich der Schule sagst ist richtig und ich werde mir diesbezüglich Gedanken machen. Doch Ich denke wir müssen abwarten mit was für sterblichem Material wir bezüglich der neuen Führung der Schule dann arbeiten. Erst einmal werde ich dafür sorgen, dass diese Unternehmung nicht in ihren Kinderschuhen erstickt wird." er würde dafür sorgen, dass sie eine große Zukunft vor sich haben. Und niemand würde sie aufhalten. Niemand.
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Re: [1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte schweigend Ajax Hand gehalten. Zwar war ihr Griff nicht dem seinen ebenbürtig, doch sie wich nicht zurück. Sie ertrug ihn, hielt ihn, erwiderte ihn, ließ ihn nicht los. Seresa war für ihn da, auch wenn sie das Gefühl, welches Ajax in diesem Moment ausstrahlte weder kannte noch zuordnen konnte. Sie wusste einzig, er suchte ihre Nähe und sie wich vor seiner Suche nicht zurück, sondern blieb bei ihm, so lange er dies wollte und gab ihn frei, als er sich löste.

Als Ajax davon gesprochen hatte, dass Galeno ihn an Seresa erinnerte, fand ein verbissen amüsiert wirkendes Schmunzeln auf ihre Lippen, bevor sie den Kopf schüttelte und sie leise die Luft durch ihre Nase stieß. Offenkundig teilte sie in diesem Punkt seine Ansicht nicht.

Zur Schule selbst nickte Seresa verstehend.

Nach einem Moment des Schweigens, während sie mit ihrer freien Hand an der Stelle über ihrem Herzen getippelt hatte, wandte sie sich Ajax zu.

„Ich will dir deine Meinung wahrlich nicht absprechen, Bruder, aber ich möchte versuchen sie zu verstehen, wenn du es erlaubst. Woher sie kommt und weshalb du so darüber denkst. Weshalb du meinst, dass es für jene unserer Art nur eine Erlösung gibt. Eine, welche wir dann dennoch nie erreichen werden.“

Ihre braunen Augen suchten seine grünen.

„Weißt du, Ajax, ich weiß nicht, ob unsere Seelen noch bei uns sind oder ob über sie bereits gerichtet wurde auf Grund unseres einstigen Lebens. Ob wir am letzten Tage auferstehen werden von den Toten mit Leib und Seele oder ob dies womöglich bereits für uns geschehen ist, da wir wandeln, obwohl wir tot sind. So unsere Seelen nicht länger Teil von uns sind, weiß ich nicht, ob sie sich jemals im Jenseits wiederfinden werden, eines Nachts auferstehen oder doch unweigerlich vergehen müssen im ewigen Nichts. Ob sie in die Hölle hinabfahren oder doch auffahren in den Himmel oder eines von beidem bereits sind.“

Ihre kleinen Finger berührten sanft seine Hand.

„Ich weiß es nicht, Ajax, und ja, diese Ungewissheit macht mir Angst, weshalb ich bete. Für mich selbst, aber auch für alle Anderen. Ich weiß nicht, ob meine Gebete erhört werden vom Herrn oder ob er sein Antlitz für immer von uns abgewandt hat, aber sie geben mir Kraft und Halt in dieser Welt hinter der Welt.“

Ajax spürte wie sich Seresas Hand in die Seinige gelegt hatte und den leichten Druck an ihr, als sich die Finger der Brujah darum schlossen. Ein sanftes Lächeln fand auf ihre Lippen.

„So wie du mir Kraft und Halt gibst.“

Schweigend blickte sie ihren Bruder im Blute an, bevor sie leicht mit dem Kopf schüttelte.

„Ajax, ich weiß nicht, was mit uns und unseren Seelen passiert, wenn unsere Körper einst zu Asche zerfallen werden, aber ich bin froh und dankbar dafür, dich im hier und jetzt gefunden zu haben, sowie für jede weitere Nacht, die uns geschenkt wird und die wir gemeinsam verbringen dürfen. Ich weiß nicht, was dieses Golconda genau sein soll, noch wie man es erreicht. Aber so es eines Nachts dein Ziel werden sollte es zu erreichen, so werden wir einen Weg finden dies zu tun, Bruder.“

Ajax spürte den festen, bestätigenden Druck ihrer Hand und ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie es ernst meinte. Nach einem Moment der Stille wurde ihr Griff lockerer, bevor sie ihn langsam löste und sich anderen Themen zuwandte.

„Aber bitte, Ajax, vergleiche mich nicht noch einmal mit Galeno. Ich war niemals wie er. Ich vergleiche dich auch nicht mit Titus, nur weil Ihr beide Sturköpfe seid.“

Ihre braunen Augen lagen ernst auf Ajax. Dass sie ihn mit dieser Aussage reizen würde, war ihr wohl bewusst, aber auch sie war eine Brujah und auch sie hatte ihren Stolz. Sie hielt den Blick, bis sie das Gefühl hatte, dass ihr Bruder im Blute es verstanden hatte. Dann schritt sie weiter in Richtung Übungsplatz.

„Was Roger und die Schule angeht, so solltest du womöglich wissen, dass Angelique einst erzählt hatte, dass Ihr Bestreben mit den Juden gemeinsam eine Schule aufzumachen, wo Weisheiten gelehrt werden und Wissen gesammelt wird, keine Früchte trug, da Roger des Mordes beschuldigt wurde und fliehen musste. Ich mag nicht beurteilen, aus welcher Richtung dies kam. Da Galeno derzeit etwas Ähnliches wie einen Ort des Wissens mit mir zu Gründen überlegt, habe ich ihn aufgefordert mit seinem Clan über seine Idee zu sprechen. Einerseits auf Grund des Konfliktes zwischen dir und Titus, andererseits, weil ich nicht wusste, ob die Kappadozianer oder vielleicht auch Maximinianus dies möglicherweise blockierten, würden womöglich beide Parteien es ungerne sehen, so profane Sterbliche Zugang zu Wissen außerhalb von geheiligten Klöstern hätten.“

Seresa zuckte leicht mit den Schultern.

„Ich werde sehen, ob er etwas bei seinem Clan herausfindet darüber. Anderenfalls müsste ich selbst in Erfahrung bringen, wer willentlich gegen Angelique vorging. Nur so können wir herausfinden, ob es gegen sie gerichtet war oder gegen die Idee einen Ort des Lehrens und des Wissens zu schaffen. Ich werde dich informieren, sofern mir etwas zu Ohren kommt.“

Ein angedeutetes Nicken seiner Schwester im Blute folgte. Mehr war derzeit dazu nicht mehr zu sagen.
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Ajax
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Re: [1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Ajax lauschte still dem was seine Blutsschwester zu sagen hatte und nickte ab und an leicht.

"Willst du tatsächlich wissen was mich zu dieser Meinung geführt hat Seresa? Je nachdem kann es sein, dass wir unsere Kampfstunde verschieben müssen. Es ist weit mehr als eine kurze Erzählung. Es sind die Überlieferungen von Kain dem Urvater persönlich. Das Buch Nod." ein bejahendes Nicken würde ihm bereits genügen.

"Ich habe viele Jahre meines Lebens vor der Wandlung vor allem mit dem Übersetzen von alten Texten zugebracht. Und auf meinen Reisen nach meiner Wandlung, trieb mich ein noch viel dringlicherer Wissendurst über alte Schriftstücke als noch zu Lebzeiten. Durch Zufall oder nenn es Fügung kam ich in den Besitz eines Schriftstückes welches ein Abschrieb aus eben jenem Buch Nod ist. Es beschreibt wie Gott den Fluch über Kain sprach und welche Dinge damit Einkehr fanden. Soviel kann ich jedoch sagen, wir werden weder auferstehen noch gehen wir in die Hölle oder in den Himmel. Der Allvater hat sich von uns abgewandt. Wir sollen nicht mehr in seinem Antlitz wandeln. Es macht auch keinen Unterschied. Gott greift nicht in das Leben der Kainiten ein. Wir sind im schlichtweg egal. Er gab uns, überliefert durch einen Engel jedoch die Möglichkeit uns von der Erbsünde Kains zu befreien. Golconda. Was es damit auf sich hat weiß ich nicht, jedoch erzählt man sich Geschichten, dass der Vorsinnflutliche Saulot, der Erste der Salubri, eben jenes Golconda auf dem Dach der Welt in Indien gefunden habe." er ließ seine Worte wirken und begann dann an aus dem Kopf einen Text zu rezitieren.
Spoiler!
Und Ich der erstgeborene, Kain,
pflanze die Saamen in die Erde,
bewässerte sie, kümmerte mich
und sah die Saamen wachsen

Und Abel, der zweitgeborene
versorgte die Tiere
ernährte sie, gebahr sie
und sah die Tiere wachsen

Ich liebte ihn...meinen Bruder
Er war der fröhlichste
der stärkste
Er war der größte Teil all meiner Freuden

Dann eines Tages,
sagte unser Vater „Kain, Abel zu ihm dort oben müsst ihr opfern,
ein Geschenk von dem größten Teil von all dem was ihr habt.“

Und ich Kain,
sammelte die zartesten Saamen,
die scheinendsten Früchte,
das süßeste Graß

Und Abel schlachtete,
das jüngste,
das stärkste,
das süßeste seiner Tiere.

Auf dem Altar unseres Vaters,
legten wir unsere Opfer,
und entzündeten ein Feuer unter ihnen,
Der Rauch trug sie zum Schöpfer

Das Geschenk Abels sah der Schöpfer,
und es war süß,
und Abel war gesegnet

Und ich Kain, wurde geschlagen vom Himmel
und ein Fluch traf mich,
den mein Geschenk war unwürdig

Ich betete bei Nacht und weinte

Und als vater sagte
die zeit für ein neues Opfer sei gekommen
Und Abel sein jüngstes,
sein süßestes,
sein am meisten Geliebtes,
zum Opferfeuer brachte.

Da brachte ich nichts,
denn ich wusste der Herr würde das meine nicht wollen

Da fragte mich Abel ob ich nichts gebracht hätte,
den größten Teil all meiner Freuden,
um sie dem Herrn zu opfern.

Und ich weinte Tränen der Liebe, als ich dem Herrn
den größten Teil meiner Freuden opferte.

Meinen Bruder!


Und das Blut Abels
bedeckte den Altar und es roch süß
als es verbrannte.

Und mein Vater verbannte mich um in Dunkelheit das Land Nod
zu wandern

Ich flüchtete in die Dunkelheit
und ich sah kein Licht
und ich fürchtete mich
in Einsamkeit

Ich war alleine in der Dunkelheit
und ich wurde hungrig
Ich war alleine in der Dunkelheit
und mir war kalt
Ich war alleine in der Dunkelheit
und ich weinte

Dann ertönte eine liebliche Stimme
wie Honig
Worte des Beistand,
Worte der Liebe und der Linderung

Eine Frau dunkel und lieblich
mit Augen die die Dunkelheit durchstachen,
kam zu mir

„Ich kenne deine Geschichte, Kain von Nod
Du bist hungrig. Komme Ich habe Essen
Dir ist kalt. Komm Ich habe Kleidung
Du bist traurig. Komm Ich habe Trost.“

„Wer würde mich trösten so verflucht wie ich bin?
Wer würde mich kleiden ?
Wer würde mich ernähren ?“ fragte Kain

„Ich bin deines Vaters erste Ehefrau,
die dem Harrn widersprach,
Ich erreichte Freiheit in der Dunkelheit
Ich bin LILLITH!“

Einstmals war mir kalt und da war soviel Wärme
für mich.
Einstmals war ich hungrig und da war soviel Essen
für mich.
Einstmals war ich traurig und da war soviel Trost
für mich.

Sie nahm mich auf und nährte mich
gab mir Kleidung
Und in ihren Armen fand ich Trost
Ich weinte so viel, das Blut aus meinen Augen rann
Und sie küsste die Tränen hinfort.


Und ich wohnte bei Lillith für eine Zeit
und fragte sie „Aus der Dunkelheit heraus.
Wie hast du diesen Ort gebaut?
Wie hast Kleidung gemacht ?
Wie hast du Essen angebaut ?“



Und sie lächelte und sagte
„Im gegenteil zu dir bin ich erwacht.
Ich sehe die Fäden die dich umgeben.
Ich mache das was ich brauche allein aus meiner Macht.“

Und ich sagte „Erwache mich Lillith. Ich brauche diese Macht.
Dann kann ich mein eigenes Heim bauen.
Meine eigene Kleidung herstelle
und mein eigenes Essen anbauen.“

Lillit trug Sorge in ihrem Gesischt
„Ich weiß nicht was die Erwachung mit dir tun wird.
Du bist wahrlich verflucht.
Du könntest sterben.
Du könntest für immer anders sein.“

Und Kain sagte“ Ein Leben ohne Macht ist nicht lebenswert
für mich.
Ich würde ohne deine Gaben sterben.
Aber ich will nicht weiter als dein Sklave leben.“

Lillith liebte mich und ich wusste es.
Lillith würde mir das geben was ich wollte,
auch wenn sie es nicht wünschte.

Und so erhob mich Lillith, du Lillith mit den scheinenende Augen.
Sie schnitt sich selbst mit einem Messer und füllte ihr Blut
in eine Schale
und ich trank es und es schmeckte süß.

Und dan fiel ich in die Dunkelheit.
Ich fiel für Äonen,
in die tiefste Dunkelheit.

Und aus der Dunkelheit kam ein hell scheinendes Licht
Ein Feuer in der Nacht
und der Erzengel Michael zeigte sich
ich hatte keine Angst und fragte ihn nach seinem Ziel.

Michael der general der himmlischen Herrschaaren sagte zu mir
„Sohn von Adam Sohn von Eva deine Sünden sind groß,
und doch ist die Vergebung des Herrn auch groß.
Wirst du deine Sünden bereuen und dich von seiner Gnade
reinwaschen lassen.“

Und ich sagte zu Michael “Nicht von seiner Gnade sondern von meiner eigenen,
in Stolz!“

Und Michael verfluchte mich und sagte „Solange du auf dieser Erde wandelst
wird meine Flamme dich und deine Kinder verzehren. Es wird tief beißen
und dein Fleisch dahinraffen“

Und am Morgen kam Raphael,
Licht am Horizont,
der Führer der Sonne und Wächter des Ostens.

Und er sprach „ Kain Sohn Adas und Sohn Evas, deine Bruder Abel
vergibt dir deine Sünden wirst du deine Sünden bereuen und die Gande des
Allmächtigen annehmen ?“

Und ich sagte zu Raphael „Nicht von der Gnade meines Bruder,
sondern durch meine eigene Gnade wird mir vergeben.“


Und Raphael verfluchte mich und sagte
„So lange wie du über diese Erde wandelst. Versteckte dich vor der Sonne denn sie wird dich und die deinen verbrennen wie das Feuer. Fürchte dich vor dem Morgengrauen. Denn es wird dein Untergang sein.“

Doch ich fand eine Höhle um mich vor der Sonne zu flüchten,
bis zur Nacht.
Als die Welt wieder vor dem Licht versteckt war.

Als ich wieder erwacht sah ich die dunklen Flügel Uriels
die sich um micht geschlungen hatten.
Uriel, der Engel des Todes, der Schnitter
der in der Dunkelheit haust und dem Tod beiwohnt.

Und er sprach „ Sohn von Adam Sohn von Eva.
Gott der Allmächtige hat dir vergeben,
lass mich dich zu deinem Schöpfer tragen auf das deine Sünden vergeben werden“

Und ich sagte zu Uriel mit den dunklen Schwingen.
„Nicht durch Gottes Vergebung, sondern durch meine eigene werde ich leben und sterben. Ich bin was ich bin was ich bin und ich tat was ich tat. Und das wird sich nicht ändern“

Da sprach Gott der Allmächtige durch den fürchterlichen Uriel

„Solange du auf dieser Erde wandelst,
werden du und deine Kinder in Dunkelheit wandeln.
Du wirst nur Blut trinken.
Du wirst nur Asche essen.
Du wirst immer so sein wie an dem Tag als du starbst.
Niemals sterben, immer weiter leben!
Und alles was du berührst soll vor deinen Augen in der Zeit vergehen.
Bis zum letzten Tag.“

Und ich schrie in Qual
Und ich riss mir mein eigenes Fleisch auf
Und ich trank mein eigenes Blut
Und es schmeckte lieblich.

Als ich in Kummer von meinem Fleisch und Blut aufblickte,
da sah ich Gabriel, Herr der Vergebung, der Sanfte

Der Erzengel sagte zu mir
„Sohn von Adam Sohn von Eva, Halte ein, denn die Gnade des Herr ist größer als du sie dir jemals vorstellen kannst, denn selbst jetzt steht dir und den deinen ein Weg offen. Ein Pfad...und sein Name is Golconda. Durch diesen Weg mögen sie einst wieder nach Hause ins Licht finden.
"Ich hoffe du verstehst jetzt?" er versuchte einzuschätzen wie Seresa mit diesen Versen fertig werden würde. Alle anderen offenen Enden ließ er erstmal im Raum stehen.
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Re: [1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte einen kurzen Blick auf die Stäbe geworfen und dann auf ihren Bruder im Blute. Ohne zu zögern nickte sie. Er, seine Meinung, seine Erfahrung und seine Ansichten waren ihr weitaus wichtiger und mehr wert als der Umgang oder der Kampf mit einem Stück Holz. Nur wenige gegangene Schritte weiter, ließ die Brujah sich in etwas Entfernung zu dem Feuer auf die Knie nieder, bevor sie sich auf ihre Fersen setzte, den Stab vorsichtig vor sich ablegte, die Hände vor den Körper positionierte und zu Ajax aufblickte. Für die Kürze der Erzählung wirkte die Gelehrte erneut ganz wie die langjährige Ventrueschülerin, welche sie einst war. Gänzlich demütig und wissbegierig.

Entsprechend schweigend und aufmerksam hörte sie Ajax zu. Als er geendet hatte, senkte sich ihr Blick und ihre Augen bewegten sich schnell und ziellos, während sie gelegentlich die Lider zusammenkniff. Ein Verhalten, welches dem Brujah nur allzu vertraut war und ein deutliches Zeichen dafür war, dass Seresa nachdachte, Dinge einordnete in ihrem Verstand und Wissen neu verknüpfte. Insgesamt schien seine Schwester im Blute seine Erzählung jedoch gut aufgenommen zu haben. Zumindest war sie weder gänzlich schockiert noch panisch.

Nach einer Weile der Stille, blickte sie zu Ajax auf und schüttelte leicht den Kopf.

„Nein, ich glaube noch nicht gänzlich und ich bin mir nicht sicher, ob ich denselben Schluss daraus ziehen kann wie du. Der Anfang gleicht inhaltlich in weiten Teilen dem, was in der heiligen Schrift geschrieben steht. Sei es nun in der lateinischen oder in der hebräischen Fassung. Es wurden andere Worte verwendet und die Sicht auf die Dinge ist eine Andere, doch der Kern der Aussage bleibt gleich. Der Rest findet darin keinerlei Erwähnung. Zumindest nicht in den Stellen, welche mir bisher vergönnt waren zu lesen. Doch um auf deine Frage des Verstehens zurückzukommen.“

Seresa beschrieb eine sich öffnende Geste mit ihren Händen.

„Ich denke zuerst müssen wir uns fragen, wer dieses Buch Nod verfasste, wann und aus welchem Grund heraus. Als Nächstes, ob es sich bei diesem ´ich´ tatsächlich um unser aller Ursprung Kain handelt, welche die Zeilen schrieb oder ob der Schaffer des Werkes einzig die Bedeutung und die Gewichtigkeit der Worte dadurch erhöhen wollte. Danach wäre die Frage, ob es bei den Abschrieben oder der womöglich mündlichen Überlieferung bis dahin, gegebenenfalls zu Fehlern kam. Sei es durch unzählige Übersetzungen in vielerlei Sprachen, die Veränderung der Sprache selbst und der Bedeutung von Worten über die Zeitalter oder durch die getätigten Abschriften und deren Verbreitung. Von den mannigfachen Fehlern der womöglich mündlichen Überlieferung bis zum Entstehen des Buches selbst ganz zu schweigen. Und so wir annehmen würden, dass all dies wahr wäre bis zur heutigen Nacht - wofür wir im Übrigen nie einen Beweis finden werden, es sei denn es wäre uns vergönnt eines Nachts selbst mit Kain zu sprechen - verbliebe die Frage, wie wir diese Worte wahrlich deuten wollen.“

Die Brujah führte langsam ihre Hände zurück auf ihren Schoß, während sie zu ihrem Blutsbruder aufblickte, welcher wohl erneut feststellen musste, dass seine Schwester im Blute die Dinge mitunter anders anging als er. Sie sich um Ursprung, Motivation und mögliche Fehlerquellen zuerst ausgiebig Gedanken machte, bevor Seresa sich überhaupt um die Bedeutung und den Inhalt der Worte selbst kümmerte.

„Versteh mich bitte nicht falsch, Bruder, aber letzten Endes tust du gerade im Grunde nichts anderes als ich selbst. Du glaubst an etwas, wofür es keinen eindeutigen Beweis gibt, mit dem einzigen Unterschied, dass mein Glaube mir Kraft und Halt gibt, während deiner dazu führt dich glauben zu lassen, es gäbe keine Hoffnung für Niemanden für uns.“

Seresa schwieg für einen Moment, bevor sie leicht den Kopf schüttelte. Ihre Stimme war warm und weich, als sie fortfuhr und ein liebevolles Lächeln war auf ihren Lippen.

„Doch nehmen wir an, dies alles wäre wahr, Ajax, dann hast du womöglich selbst gerade unwissentlich eine Wahrheit offenbart, welche die Zeilen beinhalten und welche dir womöglich nicht bewusst ist. Der Herr liebt uns und wir sind ihm nicht einerlei, sowie er Kain noch immer liebt. Trotz all seiner Sünde. Trotz all seiner Schuld. Trotz all seiner Verzweiflung. Trotz all seines Schmerzes. Trotz all seiner Arroganz. Trotz all seiner Ablehnung. Der Herr gibt und gab Kain niemals auf, obwohl er ihn verfluchte, auf dass er seine eigenen Fehler erkennen möge. Er sandte stattdessen erneut einen Boten zu Kain, auf dass er das Licht in jener Dunkelheit erkenne, die sich unendlich schwer über seine Augen gelegt und ihn blind gemacht hatte, so dass dieser gar versuchte sich selbst zu vernichten. Etwas, was ihm nicht gelingen kann, denn es gibt für Kain nur eine Erlösung und diese führt - für mein Verständnis der Worte - einzig und alleinig durch die Gnade der Vergebung des Herrn. Lillith mag Kain Macht schenken vieles zu tun, doch auch sie ist nicht mehr als ein Geschöpf des Herrn. Ihre Macht hat Grenzen, denn sie kann Kain nicht das geben, was dieser sich sehnlichst wünscht und wonach er innerlich wahrlich hungert.“

Die Gelehrte ließ ihre Worte für einen Augenblick nachwirken, dann fügte sie ein einzelnes Wort an.

„Vergebung.“

Ein weiterer Moment der Stille folgte, bevor sie weitersprach.

„Ich glaube Gabriel gab Kain keinen Pfad, Bruder. Was er ihm schenkte war Hoffnung. Die Hoffnung zurückfinden zu können zum Herrn, der sich von ihm - oder somit auch von uns als seine Nachfahren - niemals gänzlich abgewandt hat. Wären wir wahrlich verloren, Bruder, was hielte den Herrn - der Allmächtig ist - davon ab, uns alle zu vernichten, wenn er in uns weder Nutzen für seine Welt, noch Hoffnung für uns sähe, dass wir am Ende unseres Seins, wohlbehalten zurückfinden würden in seinen Schoß?“
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
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Re: [1014] Brüderlein, komm kämpf mit mir [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Ajax lächelte ein bitteres Lachen. Es war sicherlich nicht so, dass Ajax die Worte nicht in Frage gestellt hatte, doch er war ganz offensichtlich zu einem anderen Schluss gekommen als sie in seiner Interpretation.

"Ein Ziel was nicht erreicht werden kann ist keine Hoffnung, es ist der blanke Hohn. Der Fall ist noch viel größer wenn man gedacht hat man hätte die rettende Hand schon erreicht. Und zeugt es nicht gerade von der Härte des Fluches, dass Gott ihn eben nicht mit dem Tod erlöste sondern ihn bis in die Ewigkeit dazu verdammte auf Erden zu wandeln. Niemals wieder das Licht der Sonne, Gottes Antlitz, zu erblicken. Warum sollten wir nach Maßstäben handeln die für Sterbliche geschaffen wurden, wenn Gott uns doch ganz offensichtlich aus ihrem Leben verbannt hat?"
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