[1014] Ankerwurf [Offen]

[Dezember '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Ilario
Lasombra
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Ilario »

"Wie meint ihr das werter Mareno? Fraxinetum und Korsika, Schlachtpläne und Chroniken... und wen nennt ihr Ausgeburten?" Dass der gute Kapitän wohl mit Klingen handelte nahm Ilario zur Kenntnis und ebenso dessen Ausweichmanöver. Den gewollten Fauxpas, die Provokation... vielleicht doch nicht gewollt sondern falsch verstandene Gastfreundlichkeit... ignorierte der Kastellan weitestgehend. Lediglich zu einem knappen Kommentar liess er sich hinreißen. "Eine gute Idee, ein ausführlicheres Gespräch erscheint angemessen. Auch wenn ich bezüglich dessen keine Geheimnisse vor der werten Angelique habe. Und ihr selbstverständlich eingeladen sein werdet meinen Amtssitz aufzusuchen. Nun denn, wollen wir den werten Herold nicht warten lassen." Leicht beschleunigte Ilario nun seine Schritte, nicht unhöflich, sondern lediglich andeutend, dass er den direkten Weg zu wählen und keine Zeit zu verschwenden gewillt war.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Mareno
Toreador
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Mareno »

Mareno wirkte sichtlich entspannter, als Ilario voranschritt, und er mühte sich, sein Schritt halten nicht allzu überschwänglich zu gestalten um den Lasombra nicht noch mehr zu drängen. Einen kurzen Moment stockte Mareno allerdings, ehe er auf Ilarios Frage antwortete, da er erneut versuchte, die Züge des Lasombra zu deuten. War Marenos bildhafte Sprache wirklich nicht verständlich genug gewesen, oder forcierte der Kastellan, das Mareno offen sprach ? unabhängig seiner Einschätzung versuchte er sich dann aber doch an einer klaren Darstellung, um auch dem Mondenkind zu ermöglichen, an ihrem Gespräch sinnvoll teilzuhaben. Mit Verachtung in der Stimme begann er von dem Volk zu sprechen, welches ihm und seiner Heimat soviel Kummer bereitet hatte.

"Mit Ausgeburten meine ich die, die unsere Küsten brandschatzen, unsere Frauen schänden und unseren Glauben verachten ! Die Sarazenen die uns von Fraxinentum und Korsika mit ihren Überfällen übel zusetzten, bis wir uns endlich zu wehren lernten. Nicht zuletzt dank meinen Blutskräften kam ich so unbeschadet aus den Schlachten, die geschlagen wurden und jetzt nur noch in Chroniken präsent sind. Jetzt wo diese Aufgabe erfüllt ist, suche ich meine nächste, und hatte gehofft in Genua, oder dem näheren Umland, eine Möglichkeit zu finden, weiter ins Ligurische Meer vorzustoßen, um dort mein Glück zu suchen. Die Einladung, euch in eurem Amtssitz aufzusuchen ehrt mich, und ich blicke der betreffenden Nacht schon mit Vorfreude entgegen. Darf ich fragen, wo sich euer Amtssitz befindet ? Oh und wenn ihr erlaubt : Könntet ihr mir ebenfalls beschreiben, wo ich das örtliche Elysium finde ?"

War die Stimme Marenos doch zunächst ungewohnt zornerfüllt für die beiden Kainiten, ebbte der mitschwingende Groll immer mehr ab, als er von seinen Ambitionen berichtete, und war dann nur noch eine sanfte Brandung, als er sich für Illarios Einladung bedankte, und die höfliche, aber doch recht ungezwungene Atmosphäre nutzte, um eine weitere Frage an den Kastellan zu stellen. Sollten die Bewaffneten Kämpfer Angeliques die Gruppe immer noch absichern, so würden sie einen abwägenden Blick ernten, der aber mehr von Neugier, als von Ablehnung kündete.
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sondern Freibeuter eines Zusammenbruchs.
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Angelique
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Angelique »

Leichtfüßig hüpfte Angelique summend neben den würdevollen hochgewachsenen Kainiten einher und spielte Himmel und Hölle auf dem unegalen Pflaster der Straße. Unscheinbar wie ein Gossenkind in ihren braunen Pilgersachen.

Sehr im Kontrast dazu mit bunten Schilden und Mänteln schritten die professionellen Söldner in respektvollem Abstand hinterdrein. So wie es die Soldaten kirchlicher Würdenträger taten, die Kreise der bedeutenden Männer nicht störend, aber immer bereit, wie ein Stahlgewitter in jede Bedrohung zu fahren.

Angelique hörte lieber zu, als weiter zu plappern.
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Ilario
Lasombra
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Ilario »

"Ah, die sarazenischen Piraten. Wir wurden vor einigen Jahren selbst von einer größeren Flotte heimgesucht. Ein hoher Preis musste entrichtet werden um die Invasoren wieder aus der Stadt zu vertreiben, ich selbst nahm an der Porta Soprana ein Dutzend Leben. Was ich dabei feststellte, was mich bis heute beschäftigt, ist die Tatsache, dass das Blut der Ungläubigen genauso rot ist wie das der Christenmenschen hier... auch im Geschmack nur um Nuancen anders. Überhaupt sind die Sarazenen zwar teils üble Gesellen, doch unter ihnen gibt es sehr kluge Leute. Ich erwarb einst einen blinden Sklaven, einen gelehrten Mann... einen Architekten. Das Wissen des Mannes erschien mit höchst erstaunlich, die Heiden pflegen eine Kultur deren Erungenschaften sehr groß sein müssen. So sehr ich also auch Plünderzüge und blutrünstige Sarazenenkrieger verachte, so sehr bewundere ich was die Ungläubigen an Wissenschaft pflegen." Das tat er, als ehemaliger Mann des Klerus dazu, wirklich. Eines Tages würde Ilario den Orient sehen wollen, sei es nun Jerusalem oder Al-Andalus. Mit leisem Lächeln fügte er hinzu: "Wusstet ihr, dass ihre Religion ihnen verbietet Blut zu trinken? Ein kluger Zufall nicht wahr?"
Sie gingen weiter und der Lasombra erörterte die Lage seines Amtssitzes sowie die des Elysiums. "Mein Sitz ist die Villa des Konsuls von Mascharana, im Westen des Siestri gelegen. Nahe der Kirche San Nazaret. Das Elysium San Donato findet ihr dort wo sich die Grenzen der Siestri Raveccha, Broglio und Clavicula treffen."
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Mareno
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Mareno »

Der Toreador sah ihn mit andauerndem Blick an, der nur von zweifachen schnellen Blinzeln unterbrochen wurde. Die Schilderungen über die niedergestreckten Sarazenen hatte Mareno vorher mit einem anerkennenden Nicken quittiert, auch wenn ihn überraschte das sich der Kastellan mit Erfolgen dieser Art brüstete. Ilarios Belehrung die Gemeinsamkeiten des Blutes betreffend ließen ihn etwas verstimmter antworten, hatte er doch das Gefühl das die ursprüngliche Intention seiner Aussage nicht vermittelt wurde. Die Informationen bezüglich des Amtssitzes und des Elysiums nahm er mit dankbarer Mimik entgegen, während er im Laufe des Gesprächs weiter versuchte, die Ursache des Missverständnis zu ergründen.

"Ihre Errungenschaften sind mir wohlbekannt, und grade weil ich diese schätze kann ich von den Sarazenen nicht anders sprechen als in den schwärzesten Worten. Sie sind eine Gemeinschaft die uns fremd in so vielem, und dennoch meist ebenbürtig, wenn nicht überlegen begegnet.Konkurrenz ist wohl der passendste Begriff, denn es wäre doch verschwendete Zeit, die Spreu in der Hoffnung zu mahlen, die eigene Herde zu ernähren. Andersartigkeit sorgt letztlich nur dafür, das wir alle unsere Eigenartigkeit umfassender begreifen, denkt ihr nicht ? "


Sein Blick zeugte von ehrlichem Interesse an der Antwort des Kastellans, unterdessen sein Blick auf die kleine Malkavianerin auswich, die ihm in ihrer scheinbaren Unbedarftheit ein Lächeln aufs Gesicht zeichnete.
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Ilario
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Ilario »

Es schien keineswegs Ilarios Absicht sich mit den getöteten Sarazenen selbst zu rühmen, vielmehr schilderte er es so sachlich, als berichtete vom allnächtlichen Nähren. Während sie ihren Weg fortsetzten und sich dem A Tarda Ora näherten erläuterte der Lasombra seine Sichtweise: „Die Sarazenen sind uns sicherlich fremd, so wie wir ihnen. Und ebenso wie bei uns gibt es unter ihnen Plünderer und Kriegstreiber, Piraten und grobschlächtige Gemüter… aber ebenso Gelehrte und edle Fürsten, Poeten und ehrbare Händler. Natürlich hängen sie einem Irrglauben an, doch ich bin sicher die Frohe Botschaft wird eines Tages auch in diesen Gefilden erhört werden. Versteht mich nicht falsch, wir müssen ihre Flotten vernichten, die Piraten zur Strecke bringen und weiteren Expansionsdrang im Keim ersticken… dennoch schätze ich Vielfalt und werde niemanden verdammen ob seiner Herkunft aus dem Orient. Im Gegenteil. Wir sollten so viel wie möglich von ihnen lernen. Nicht um zu vergessen wer wir sind, aber um unsere Gemeinschaft voranzubringen. Zudem ist es stets von Vorteil den Feind zu verstehen, wie er denkt und fühlt.“ Ein Blick zu Angelique lud diese ein sich an der Diskussion zu beteiligen. Als Wandlerin auf dem Weg des Himmels sah sie manches vielleicht auf interessante Art anders.
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Angelique
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Angelique »

Tatsächlich nickte Angelique bei jedem Satz des Schattenfürsten bekräftigend.
Leise fügte sie hinzu:

"Christen, Juden und Moslems finden gleichermaßen Gefallen an den Werken des Aristotles und allen schreibt GOtt vor, mit den anderen auszukommen, wenn diese besiegt sind. Wir glauben alle an den EInen und nur wir Christen glauben, dass Jesus mehr ist als ein bloßer Prophet der Menschen. Diese Frohe Botschaft aber muss das Herz aufnehmen und nicht die Angst vor dem Schwert."
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Mareno
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Mareno »

Mareno folgte den Worten und den Schritten des Schatten gleichermaßen aufmerksam, und auch Angeliques Ausführungen über einen gewissen Aristoteles hatten seine Aufmerksamkeit, auch wenn ihm der Name nicht bekannt war. Die Ausführungen des Schatten zur Gemeinschaft weckten in ihm besondere Sympathie, und das Bedürfnis weiter zu erläutern, was sein Standpunkt denn nun eigentlich war.

Ich verstehe und achte den Feind,
Aber wir alle sind unserer Gemeinschaft verpflichtet.
Ich verdanke den Sarazenen viele Wahrheiten, doch die Wahrheit die in ihrer Lehre liegt, die wir Via Communitatis nennen, sorgt dafür das ich in den sarazenischen Gemeinschaften nichts anderes sehen kann als eine Gemeinschaft die nicht die meine, und als solche potentiell gefährlich ist.

Es wird die Zeit kommen, in der wir alle in einer heiligen Einigkeit in Gottes Reich auf Erden leben, doch bis dahin können wir uns nur auf die eigene Gemeinschaft verlassen. Eine Gemeinschaft zu verteidigen die Halt gibt, heißt sie gegen alles zu verteidigen was sie ins Wanken bringt. Ich werde dafür Sorge tragen das meine Heimat nicht mehr ins Wanken gerät, zumindestens nicht durch diese Gefahr."

Aber wie denkt ihr über die Kraft der Gemeinschaft meine wohlwerten Wegführer ? Ist sie euch eine Stütze, oder belastet sie euch ? fühlt ihr in ihr die Freiheit die sie geben kann, oder schnürrt sie euch ein ?


Mit Interesse verfolgte Mareno die folgende Antwort seiner Wegführer, würde sie doch Aufschluss über soviel mehr, als nur die Meinung zur Gemeinschaft geben können.
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Ilario
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Ilario »

Ein beipflichtendes Nicken begleitete die Worte der kindlichen Malkavianierin. Marenos Worte sorgten für ein leichtes Lächeln, er verstand genau was der Toreador meinte. „Via Communitatis… interessant. Folgt ihr jenem Pfad? In jedem Fall Pflichte ich euch bei, wir stehen gegen sie. Eine Gemeinschaft gegen die andere.“ Lag da eine verborgene Wahrheit in seinen Worten? Eine die verschiedene Gemeinschaften innerhalb der Schatten meinte, parallel zu den äußeren?
„Die Gemeinschaft, die Gesellschaft unserer Zeit wird getragen von unseren Pflichten, unseren Eiden und unserem Glauben. Unsere nächtliche Gesellschaft noch einmal mehr. Die Bande jener Gesellschaft, ihr Verpflichtungen und Lehnseide halten alles zusammen. Sie geben die nötige Sicherheit. Ohne diese Tragpfeiler würde die Gemeinschaft auf ein derart primitives Niveau fallen, dass sie kaum mehr als solche erkennbar wäre. Eine barbarische Gesellschaft einzelner Raubtiere, einsam und unfähig für jedes miteinander.“
Inzwischen waren sie fast in Broglio angekommen, weit wäre es nicht mehr bis zu A Tarda Ora.
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Angelique
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Angelique »

Angelique nickte wieder bekräftigend bei den weisen Worten des Ilario und schwieg, während sie flink den ausladenden Schritten der Erwachsenen zu folgen versuchte.
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