[1014] Ankerwurf [Offen]

[Dezember '18]
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Mareno
Toreador
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[1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Mareno »

Ruhig und tief lag die Nénuphar im Hafen Plateolongas vor Anker, das moderne Rundschiff hatte offenbar schwer geladen. Der kalte Novemberwind strich über das Oberdeck, von dem aus sich lauter werdende Stimmen ausbreiteten. Gut ein Dutzend grobschlächtig erscheinender Seemänner traten aus einem der beiden Kastelle hervor, von denen aus der ganze Rumpf des Schiffs Kunstvoll mit Dornenranken verziehrt war, und betraten den bereits ausgelegten Steg. Sie sahen der auf einem Schemel zurückbleibenden Wache laut feixend hinterher, während sie bereits damit begannen Damen schöne Augen zu machen und den Hafen nach den ansprechendsten Tavernen und den unterlegensten Seemännern abzusuchen. Einige Minuten später trat Mareno mit zügigem Schritte an Deck und begann mit eiligem Schritt gedankenversunken einige Runden an Deck zu drehen. Immer wieder überprüfte er mit wachem Blick die eingeholten Lateinersegel, die Vertauung am Hafenbecken und sein eigenes Äußeres. Er schien sehr sorgsam mit dem Schiff umzugehen, und noch keine Anstalten zu zeigen, es zu verlassen. Vielmehr suchte er nun wohl einen Grund in seinen Blick einfrierenden Gedanken um das Schiff nicht verlassen zu müssen.
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Ilario
Lasombra
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Ilario »

Gar nicht weit, vielleicht einen guten Steinwurf entfernt, lag ebenfalls ein Schiff vertäut. Die Schwalbe von Genua war wesentlich kleiner, besonders viel Ladung oder Mannschaft könnte sie wohl nich aufnehmen, aber alles an ihr verhieß Schnelligkeit. Die Männer an Bord bewegten sich mit der Erfahrunf langjähriger Seesoldaten und doch schienen sie tiefe Achtung, Respekt und eine Spur von Furcht gegenüber der Gestalt in ihrer Mitte zu empfinden. Hochgewachsen und schlank, eine nachtschwarze Tunika tragend, sprach der vermeintliche Adlige zu den Männern mit leiser Stimme. Ken Seemann vermutlich, denn Kommandos auf See waren stets klar, deutlich und laut gesprochen.

Dann verließ der Adlige in Begleitung einer weiteren, in einen dunklen Umhang gehüllten Person das kleinere Schiff und schlenderte nahe der Nénuphar vorbei, begutachtete das stolze Schiff...
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Livia
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Livia »

An jenem Hafen wurden sie schon erwartet.
Wie jedermann erwartete der stets hungrige Hafen Genuas die frischen Männer oder die Leichnahme, die sich als deren Götter aufspielten.
Begierig wollte sie sie aufnehmen, ihre Gaben, ihre Frische, ihre Macht absorbieren. Ihr Leben und Unleben sehen, fühlen, spüren.
Völlig ergeben wartend und für einen jeden ein Tor. Für mache die große Chance, für viele der Niedergang.

Ganz in jenem Sinne spielten in jener Nacht auch die Klänge einer Sirene vom Hafen heran, in der letzten Dekade waren ein paar junge hübsche Frauen an diesem Hafen zur Musik gekommen. Im Schutz der vielen Augen webten sie den freudigen Zauber ihrer Harfen, Lyras und Flöten, mühten sich herauszustechen aus dem Meer an Huren, sich dem Strudel zu entziehen, nicht vom schwarzen Schlund verschlungen zu werden.
Und zur Freude des Hafens tauchte unter all diesen Nachtvögeln immer wieder eine der wahren Sirenen wieder auf. Mit wahrhaftem Zauber im Klang... sie gingen nie mit einem der Seeleute ins Bordell und spielten ihre Melodien der Sehnsucht und Hoffnung für wahrhaft alle.

Auch in dieser Nacht hörte man eine zarte Frauenstimme von all der Pracht der Ferne singen. Die einzig übertroffen sei, von der verführendenden Wärme der geliebten Frau Heimat...

Beim Landen würde man sie sehen, hören... spüren. Keiner könnte sich dem entziehen.
Ob es jedoch nur der Bann des Hafens, der Stadt, der Nacht war... oder Teil dieser einen Nacht, das stand völlig in den Sternen.
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Mareno
Toreador
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Mareno »

Neugierig musterte Mareno das Schiff, und vorallem die offenbar erfahrenen Soldaten die seine Aufmerksamkeit erlangt hatten, und lieh ihnen sein Ohr*, grade als er scheinbar seinen Blick abwandte und das Schiff verließ. Zügig schritt er dann über den Steg hinab, und kam hinter dem Adligen und seiner Begleitung hervor und musterte die Gruppe interessiert, während er sein Entermesser mit einem korrigierenden Blick auf die Rechte Hüfte schob. und mit freundlichem Blick der Gruppe hinterherlief, und das Wort an sie richtete.


"Buona Sera verehrte Herrschaften, haben es euch die Ranken der Nénuphar angetan ? Lasst sie doch dafür Sorgen das ihr kurz Wurzeln schlagt, um einem Seemann die Navigation in den Straßen La Superbas zu erleichtern. Euer schreiten weckte in mir nicht den Eindruck der Eile, also hoffe ich das mir ein Edelmann wie ihr es seit auch edelmütig zur Hilfe eilt."

Marenos Stimme war warm und ohne Spott, vielmehr schien er ehrlichen Stolz für sein Schiff zu empfinden, und eine ehrliche ungefährliche Frage an die Gruppe richten zu wollen. Gleichzeitig schien ihn das auftreten der Gruppe wohl nicht sonderlich zu verunsichern, auch wenn es vermutlich darauf ausgelegt war, genau solche Fragerein von Passanten zu unterbinden. Den letzen Teil seines Satzes richtete er bewusst an den adlig anmutenden Mann, bei den beiden offensichtlichen Seesoldaten hätte er an andere Tugenden als Edelmut appelliert.






*Wahrnehmung und Aufmerksamkeit+ Auspex 1 = 2 Erfolge
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Alain le Beau
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Alain le Beau »

Etwas abseits hockt eine seltsame Gestalt, verborgen unter einem fadenscheinigen Mantel. Wahrscheinlich einer der vielen Bettler der Stadt, auch wenn das Verhalten äußerst seltsam anmutet. Da ist zum einen die Tatsache, dass der schmächtige Körper nicht der Straße zugewandt ist, sondern der Hauswand hinter ihm. Denn eigentlich sollte man ja erwarten, dass sich ein Bettler den Menschen zuwendet - also seiner Einnahmequelle. Zum anderen fehlt die Bettelschale. Und zu guter Letzt wirkt es, als würde der Kerl leise zu der Wand sprechen... oder ihr sogar ein Ständchen bringen, denn gelegentlich ist ein Pfeifen zu hören.

Die anderen Anwesenden werden jedenfalls vollständig ignoriert - ebenso wie die besegelten Verlängerungen ihrer... Egos.
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Ilario
Lasombra
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Ilario »

Die übernatürlichen Sinne Marenos lassen ihn noch das Ende des Gesprächs erhaschen. Es geht wohl darum, dass auf See bleiben soll was auf See passiert ist. Die Schrecken der See und den Wahn den sie bringen können, blutdurstige Seeungeheuer die auf der Tiefe steigen…

Die Musik junger Frauenstimmen die da durch den rauen Hafen klingt lässt Ilario kurz aufhorchen, dann jedoch wird er durch die Ansprache des fremden Capitanos abgelenkt. Er wendet sich ihm zu, mustert den Fremden kurz.
„Signore Capitano, ein schönes Schiff fürwahr. Und ein schöner Name, aus dem Fränkischen nicht wahr? Die Wasserlilie… kommt ihr gar selbst aus diesen Landen? Verbandelt mit den Arduinici vielleicht?“ Auffällig blass ist der Adlige, doch vielleicht nur der Noble Teint seines Standes oder eines Mannes der viel Zeit zwischen Büchern verbringt. „Gern will ich jemandem aus der Fremde auf die besonderen Schönheiten Genuas hinweisen, oder wonach auch immer euch der Sinn steht… Doch ich vergaß: Ilario Contarini ist mein Name und mit wem habe ich das Vergnügen?“
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Mareno
Toreador
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Mareno »

Mareno folgte den Worten Illarios mit interessiertem, aufgeweckten Blick. Als er die Arduinici erwähnte verfiel das Gesicht kurzzeitig in grübelnde Falten, ehe Mareno zu einer Antwort ansetzte, die von einem höflichen Kopfnicken begleitet war.

" Capitano Mareno di Piave, zu euren Diensten Signore Contarini. Die Seerose hat mich sicher aus den, wie ihr schon richtig bemerkt habt, fränkischen Heimatgewässern hierher nach Genua gebracht. Mich verbinden allerdings keinerlei Wurzeln mit einer Familie Arduinici, vielmehr habe ich in der heutigen Nacht ein wichtiges Treffen im "A Tarda Ora" und hatte gehofft in euch jemanden zu finden, der sich in der Stadt zu orientieren weiß,so wie es mir auf See möglich wäre.

Marenos Tonfall schien Illario hier und da um die Ohren wehen zu wollen, so war eine Korrektur des Schiffnamens wohl der Eitelkeit geschuldet, die wohl die meisten Kapitäne mit Stolz geschwellter Brust an den Tag legten, wenn es um ihre Schiffe ging. Auch Marenos Einschätzung zu Ilarios bevorzugten Gewässern schien mehr dem Eindruck geschuldet, den Ilario machte, als einem Drang nach Konfrontation. Abwartend lauschte er der Melodie der reifen Früchte, die er schon bald beabsichtigte zu kosten, und in ihm machte sich so etwas wie Vorfreude auf ein bevorstehendes Festmahl breit, was dafür sorgte das er Ilario nunmehr gedankenverloren und grinsend über die Schulter sah, wo der Mond die Szenerie beleuchtete. Das erste Indiz für die Unsterblichkeit seines gegenübers schien er darüber hinaus völlig vergessen zu haben.
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Alain le Beau
Tzimisce
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Alain le Beau »

Bei dem so Klang des Wortes "Nénuphar" dreht sich der Kopf des Kauernden leicht herum. Offenbar hat irgendetwas daran sein Interesse geweckt. Im Halbdunkel ist der untere Teil eines Gesichtes zu erkennen, bartlos und jünger, als man es vielleicht von einem Bettler erwartet hätte. Spätestens beim Anblick des Lasombra-Senators aber liegt die volle Aufmerksamkeit des Bemäntelten auf den beiden Sprechern.

Eine Aufmerksamkeit, die weit über die Möglichkeiten Sterblicher hinausgeht.

[Auspex 1 aktiviert]
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Angelique
Autarkis
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Angelique »

Vom Turm auf dem Felsen des Hafeneingangs aus war das Schiff natürlich auch nicht unbemerkt geblieben. Angelique vermeinte das Schiff aus Marseilles zu kennen, vielleicht sogar den Kapitän.

Das war Grund genug für Roger mit einer Schar seiner Mannen nach dem Rechten zu sehen.
Er war nicht wirklich überrascht, als er den Gesang der Maid Livia vernahm. Und auch als er den enigmatischen Ilario sah, wusste er, dass sich Angelique nicht getäuscht hatte.

Er gebot seinen Mannen zu verharren. Die lebenden Toten umkreisten das Boot bereits wie Haie. Es war nicht gut, sich ohne Angelique in ihre Angelegenheiten einzumischen.

Zu seinem Sergeanten, der seine Sinne weit über das Menschenmögliche schärfen konnte, sagte er: "Etienné, lausche, was die Perfecti sagen. Merke es dir gut, damit wir es dem Engel berichten können. Que sia fèit de tira"

"Executar la comanda, Capitani!", bestätigte der harte Söldner und seine Augen glommen wie die des riesigen gepanzerten Hundes, den er an der Kette führte.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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Ilario
Lasombra
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Re: [1014] Ankerwurf [Offen]

Beitrag von Ilario »

Dieser Mareno, irgendwo hatte er ihn schon einmal gesehen. Kam ihm bekannt vor. Vielleicht in einem der Häfen die die Schwalbe bei ihrer Queste angelaufen hatte? In jedem Fall war dieser Capitano hier nicht unangenehm aufgefallen. Doch dann hielt Ilario inne, musterte den Mann noch genauer. „Ins A Tarda Ora wollt ihr? Seid ihr dort angekündigt? Zufälligerweise bin ich mit dem Inhaber bekannt. Weitläufige Verwandte könnte man sagen, sehr weitläufige. Seid ihr vielleicht auch ein Verwandter?“ Seine Begleitung, obschon sehr diszipliniert wirkend, straffte sich bei diesen Worten. Ilario jedoch blieb äußerlich völlig ruhig und wartete auf Marenos Replik.
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