[1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

[Dezember '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Etwas enttäuscht realisierte die Nonne, dass die Rose ihre Frage wohl nicht verstanden hatte. Auf Avelinas Nachfragen hin nickte "Ich bin beiden begegnet. Keinen von ihnen kannte ich näher. Caterinas Vernichtung war wohl bedauerlich aber nicht überraschend angesichts ihres Temperaments. Bei ihr kam es zu einer Aneinanerreihung unglücklicher Umstände gepaart mit Unbedarftheit und Unbeherrschtheit. Dass sie noch nicht freigesprochen war, war ihr Verhängnis. Es gab soweit ich weiß Mentoren, sie wechselte sogar ihre Via, ihr Verhalten änderte sich damit massiv hin zum Besseren.", Tatsächlich schwang in Seinfredas Worten keinerlei Bedauern über Caterinas Vernichtung mit. "Ich glaube, ihr braucht Euch keine Gedanken machen, Euer Clan hätte hier Feinde, die ihn systematisch ausrotten. Wer jedoch oft tief fällt sind ebenjene sündigen Frauenfiguren wie Caterina oder Melissa, unabhängig von ihrem Clan. Es sind die Handlungen, nicht die Abstammung, die hier für gewöhnlich zum Fall führen. Aber lasst uns nicht weiter über diese deprimierenden Themen sprechen. Ihr seid neu hier und wenn Ihr Euch an die Traditionen haltet und die Kontrolle über Euer Tier behaltet, sind die Chancen, es sich hier gut einzurichten recht hoch. Auch Euer Ansinnen klingt gut, ich bin mir sicher, dass ein solcher Garten nach römischem Vorbild beliebt werden wird."
Die Kappadozianerin war sich nicht sicher, ob sich Avelina damit nicht vielleicht den Neid der Harpye einholen würde. Doch das war etwas, das sie der Toreador nicht sagen brauchte. Wer Schönes schuf musste mit Neid rechnen.
"Ihr habt Recht, wir können unsere eigenen Motive wählen und genießen.", lächelnd deutete sie um sich herum "Sie können uns ein Gefühl von Gemeinschaft geben. Mir gefällt Euer Gedanke. Und ja, ich frage wegen des Hauptmotivs...nach der Inspiration."
Benutzeravatar
Avelina di Braida
Toreador
Beiträge: 1535
Registriert: Do 31. Mai 2018, 13:17

Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Ja, ich hörte, dass sie den Weg der Sünde beschritten hatte.“ sie seufzte bedauernd, „Und offensichtlich kam der Wechsel ihrer Via nicht rechtzeitig, oder er war nicht ausreichend, da sie schließlich doch vernichtet wurde. Ich hörte bereits von anderer Seite, dass es sich nicht direkt auf meinen Clan bezieht. Und dennoch ist es ungewohnt in eine Stadt zu kommen, in der kein ältester meines Blutes anzutreffen ist.“

Sie schüttelte den Kopf und fügte hinzu, „Meine Schöpferin brachte mir schon früh bei, wie wichtig es ist die Disziplin aufzubringen sein Tier zu zügeln. Und es liegt mir fern gegen die Traditionen zu verstoßen.“
Ein Zögern folgte, bevor sie ihr Gegenüber wieder aufmerksam betrachtete.
„Wie alle, die nach Genua kommen, muss auch ich mich einer Aufgabe annehmen. Es scheint tatsächlich naheliegend dem Clan der Rose die Erschaffung eines Gartens für die unsrigen zu übertragen. Und zudem ist es eine Interessante und Geschichtsträchtige Idee.“
Noch einen Moment lag ihr Blick forschend auf Seinfreda, dann wandte sie ihn mit einem sachten, fast wissenden Lächeln ab.

„Die Inspiration dazu... eine gleichermaßen interessante, wie auch gefährliche Frage die ihr da stellt.“ sie tat ein paar bedächtige Schritte durch den Raum, wobei sie wieder die Darstellungen betrachtete, „Ihr seid eine Frau der Kirche eurem Gewand und eurem Titel nach zu urteilen. Das bedeutet ihr vertretet die patriarchalische Ordnung, die nur Spielraum für eine patriarchalisch geprägte Philosophie lässt. Haltet ihr eine Darstellung, die daran erinnert, dass wir alle auch eine Mutter haben für zu gewagt?“ die Frage schien fast unschuldig und mit ebensolchem Blick sah sie die Nonne wieder an.
Ein zartes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, „Andererseits zeigen eure eigenen Werke erstaunlich viele weibliche Darstellungen. Besonders sticht tatsächlich jene Signora ins Auge.“ sie deutete mit einer subtilen Bewegung des Kopfes in Richtung der fast Barbusigen Frau im roten Gewand.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Mit einem zufriedenen NIcken quittierte die Kappadozianerin Avelinas Ausführungen zur Bändigung des Tieres. Interessant. Offenbar war die Viscontessa also weder eine Angängerin der Via Peccati noch der Via Caeli...und auch nicht der Via Bestiae. Nun, viel blieb nun nicht mehr übrig. War die Toreador etwa Anhängerin der Via Regalis oder Humanitatis?
"Demnach handelt es sich bei dem Garten also garnicht um Euer persönliches Ansinnen, sondern um die Euch gestellte Aufgabe...", stellte sie fest. "Wo wird der wundersame Garten denn entstehen? Innerhalb der Stadtmauern oder außerhalb?"

Gefährliche Fragen waren es bloß, wenn die Antworten unangenehm waren. Seinfreda versuchte, Avelinas Ausführungen zu folgen, schüttelte jedoch schon bald verständnislos den Kopf. "Was soll das sein, eine patriarchalisch geprägte Philosophe? Die Patriarchen unserer Kirche sind selbstverständlich weise Männer, Theologen, und aus alten Schriften kennen wir noch die Worte der alterwürdigen Philosophen. Das Alte Testament berichtet von den Patriarchen, den Stammvätern vor der Sintflut. Von welcher Philosophie sprecht Ihr? Welche andere Ordnung sollte es denn geben als eine durch Kirchenväter? Wäre nicht alles andere eine Unordnung? Selbst meine Vorväter im hohen Norden beugten sich der Ordnung des Gottvaters und seiner Priester?"
Angestrengt hatte die Kappadozianerin die Stirn in Falten gelegt, wie um sich an Dinge zu erinnern, die weit zurück lagen. "Und natürlich zweifelt nimand daran, dass wir alle eine Mutter haben. Weder auf menschlicher noch auf kainitischer Ebene. Maria als Mutter Christi, Eva als Mutter des Menschengeschlechtes..." Lilith als Mutter Kains im Geiste. Seinfreda ließ den Satz absichtlich ins Leere laufen.
Sie folgte erneut Avelinas Blick in die Apsis. "Die Hure Babylon, die Mutter der Sünden...", sagte sie beinahe amüsiert. "Sie reitet die siebenköpfige Bestie..."
Benutzeravatar
Avelina di Braida
Toreador
Beiträge: 1535
Registriert: Do 31. Mai 2018, 13:17

Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Oh, es ist auch mein persönliches Ansinnen. Eine wunderbare Gelegenheit das Schöne mit dem nützlichen zu verbinden.“ erwiderte sie mit einem sachten Schulterzucken, „Die Suche nach passendem Grund und Boden ist noch im Gange, weswegen ich noch keine Antwort darauf habe, wo er entstehen wird. Ich hoffe sehr, dass es innerhalb der Mauern sein wird.“

Die Ausführungen der Kappadozianerin hatten ihrerseits die Neugier aus ihrem Blick genommen. Dennoch behielt sie ein höfliches Lächeln auf den Lippen.
„Nun, wir sollten nicht philosophieren, wenn dies den Männern überlassen ist, nicht wahr?“ erwiderte sie nur knapp und simpel auf die vielen Fragen der Nonne, „Wir wissen wenig über unsere Geschichte, aber das wenige das wir wissen, sollten wir festhalten, auch in der Kunst. Mir schien es angemessen jenen Akt der Nächstenliebe festzuhalten. Und daran zu erinnern, dass unser Segen nicht nur durch Kain seinen Anfang nahm.“ dabei schien sie es belassen zu wollen, wenngleich man vermuten konnte, dass in dem hübschen Kopf mehr vor sich ging, als die schlichte Sachlichkeit die sie an den Tag legte.

„Doch zu einem anderen Thema, bei dem wir möglicherweise Gemeinsamkeiten finden. Dies ist ein Frauenkloster, wenn ich recht informiert bin? Nehmt ihr Sterbliche Frauen auf, die aus der Not heraus keinen anderen Platz finden?“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Belustigt zog die Kappadozianerin die Brauen hoch. "Den Männern das Denken überlassen?", wiederholte sie Avelinas wohl nicht besonders ernst gemeinte Antwort. "Nun, werte Viscontessa, ich glaube, wir wissen beide, dass dies nicht die Lösung ist. Ja, in meinem Frauenkloster finden sterbliche Frauen einen Platz. Ob dies aus der Not heraus geschieht oder weil sie in der Gesellschaft keinen Platz finden können oder wollen. Aus der reinen Liebe zu Gott, unser aller Schöpfer, oder weil sie Fragen haben, die nur beantwortet werden können, wenn sie lernen zu lesen, zu schreiben und richtig zu fragen..." Noch immer wirkte die Kappadozianerin wahrlich belustigt auch wenn ihre Stimme ernst klang. "Auch unsterbliche Frauen sind mir und meinen Schwestern übrigens stets willkommen, um die wichtigen Fragen unseres Seins zu diskutieren...Alles natürlich Hypothesen, Vermutungen, Ideen auf Grundlage von Texten und Erzählungen. Und auch der von Euch erwähnte Akt der Caritas ist uns wichtig. Ich würde mich freuen, in Euch jemanden zu finden, der diese Interessen teilt. Gemeinsam wären wir stärker als alleine."

So ganz hatte sie noch nicht verstanden, worauf Avelina hinauswollte, also fragte sie erneut nach "Ihr wollt in der Kunst also einen Akt der Nächstenliebe festhalten? Ihr seid genau wie ich der Meinung, dass Kain nicht alleine verantwortlich ist für unseren...Segen oder Fluch. Ihr sprecht von einer Mutter, einer Mutter im Geiste? Tatsächlich interessiert Euch vielleicht eher das Gemälde über dem Portal als jenes in der Apsis?"
Mit diesen Worten drehte sie sich um. Erst hier vom Altar aus war die eindrückliche Frauenfigur über dem Eingang in ihrer ganzen Pracht zu erkennen. Eine Madonna mit Flügeln auf einer Mondsichel und mit einem Buch in der Hand. Eine wirklich seltene Darstellung einer Mondsichelmadonna.
Seinfreda lächelte Avelina zu "Erscheine ich Euch noch immer wie eine Frau, die der Meinung ist, dass wir Bücher und Suche nach Wissen den Männern überlassen sollten?"
Benutzeravatar
Avelina di Braida
Toreador
Beiträge: 1535
Registriert: Do 31. Mai 2018, 13:17

Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von Avelina di Braida »

Man konnte der Toreador durchaus leichte Irritation bei Seinfredas Worten anmerken. So schwieg sie auch zunächst und lauschte aufmerksam. Der Blick folgte schließlich dem Deut zum Eingang und sie runzelte sacht die Stirn.
Einen Moment betrachtete sie die künstlerischen Ergüsse der Nonne nachdenklich, bevor sie sich ihr wieder zuwandte.
„Nun, Kain hat sein unsterbliches Dasein und seine Gaben nicht aus sich selbst erschaffen. So zumindest wurde es mich gelehrt. Er wurde aufgenommen, ihm wurde Gastfreundschaft entgegen gebracht, bevor er selbst nach den Gaben verlangte. Allem Leben liegt die Geburt durch eine Mutter zugrunde, und wenn wir an die Anfänge gehen, scheint dies bei unserem... Unleben, oder wie ihr es nennen wollt nicht anders. Was hat allerdings das Marienbildnis damit zu tun? Es ist eine Maria, oder nicht?“

Sie zögerte und es schien als würde sie schließlich zu einem Schluss kommen, bevor sie erneut sprach, „Um es auf das wichtigste zusammen zu fassen... Unsere Art der Existenz, die ich einen Segen zu nennen pflege, bietet Möglichkeiten, die sich zu Lebzeiten für mich nicht eröffneten. Es ist ein persönliches Bedürfnis meinerseits, mich um das wohl sterblicher Frauen zu sorgen. Dies mag ich nicht in einem solch umfassenden Maße betreiben können wie ihr es tut, und dennoch liegt es mir sehr am Herzen. Zumal uns allen am Wohl der Sterblichen gelegen sein sollte. Körperliche sowie geistige Gesundheit kommen schließlich auch uns zugute.“
Sie vermied einmal wieder das Wort 'Herde', wie es die meisten mit denen sie sprach wohl ausdrückten. Im Allgemeinen schien sie ihre Worte sehr bedacht zu wählen, was gut und gerne darauf schließen lassen konnte, dass sie mit ihrer Meinung bereits angeeckt war.
„Es gibt eine Menge Missstände in der Welt was die weibliche Seite der Bevölkerung betrifft. Und wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann, zieht sich dies durch alle Schichten. Wir können die Augen davor verschließen, wir können es abstreiten, doch es bleibt ein Fakt. Ich bemühe mich im kleinen Maße meiner Möglichkeiten darum dem entgegen zu wirken. Es freut mich zu sehen, dass es andere der unsrigen gibt, die sich ebenfalls jener annehmen, die keinen Platz haben. Es scheint, als hätten wir in dieser Hinsicht etwas gemein.“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Die Miene Seinfredas zeigte kaum Regung, während Avelina erklärte, wie sie die Gastfreundschaft in Kains Geschichte sah. Sie nickte jedoch kurz zustimmend.
Als die Toreador nach dem Marienbildnis fragte, hoben sich ihre Brauen, sie öffnete ihren Mund, als wollte sie entwas entgegnen, entschied sich dann jedoch um. "Ja....Ja, es ist eine Maria.", seufzte sie dann einfach leicht kopfschüttelnd und wandte sich um. Es gab so vieles zu sagen aber im Augenblick hatte sie nicht das Gefühl, auf fruchtbaren Boden zu stoßen. "Vielleicht seht Ihr Euch noch einmal meine Botschaft an Euch an. Solltet Ihr auf neue Erkenntnisse stoßen, seid Ihr mir jeder Zeit willkommen. Ich bin mir sicher, Ihr könntet mehr Gemeinsamkeiten finden, als Ihr ahnt."
Sie hielt kurz inne, so als würde sie sich innerlich umorientieren.
"Nun, was die Frauenhülf betrifft, so würde ich mir gerne Eure Ideen und Vorschläge anhören. Seht, ich habe in der Vergangenheit schon mehrmals versucht, einige Gesetze zum Wohle der Frauen zu verbessern, traf jedoch auf Widerstand. Caritative Akte sind wichtig und führen einige Schritte weit. Alles was ich veranlasse, führt nur bis zu einem gewissen Punkt weiter. Größere Schritte könnten jedoch gemacht werden, wenn es uns gelänge, die Regeln zu ändern...Doch dazu braucht es erst einmal EInfluss und Geld und Zeit...und auch wenn es unsereins an letzterem nicht mangelt, so drängt die Zeit für die Sterblichen, die Euch und mir am Herzen liegen."
Benutzeravatar
Avelina di Braida
Toreador
Beiträge: 1535
Registriert: Do 31. Mai 2018, 13:17

Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie schien ein Stück weit verwirrt, nickte aber dann leicht zu der Aussage mit der Botschaft, und unwillkürlich glitt ihre Hand zu dem kleinen Beutel, den sie am Gürtel verborgen hatte. Sie hatte die Nachricht mitgenommen, für den Fall aller Fälle. Zugegeben, sie hatte sich beim betrachten des Bildes nicht viel Zeit gelassen, hatte eher auf die Pinselführung als das Dargestellte geachtet. Immerhin stand sie vor einer Nonne, und es war doch ohne Zweifel ein christliches Schöpfungsmotiv?

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen von den Worten die folgten und nickte bestätigend.
„Das wovon ihr sprecht sind sehr hoch greifende Ziele, von denen ich nicht sicher bin, ob sie in jenen Zeiten in denen wir leben überhaupt machbar sind. Meine Bemühungen finden derzeit im kleinen statt. Ich beherberge ein paar Mädchen, die kein großes Glück in ihrem Leben hatten und lehre sie in Schrift und Sprache, der Lyrik und der Musik. Sie finden bei mir ein Dach über dem Kopf, einen Ort an dem sie bleiben können. Doch die Kapazitäten sind begrenzt und es ist ein Tropfen auf einem heißen Stein. Ich habe den werten Galeno gebeten mir die Grundlagen der Medizin ein wenig näher zu bringen, um im Ernstfall etwas tun zu können. Allerdings ist er wohl recht unbedarft in Sachen weiblicher Medizin. Doch er erklärte sich bereit gemeinsame Forschungen aufzugreifen. Womöglich hat er mit euch darüber gesprochen? Ich versuche schon längere Zeit Kontakt zu euch aufzunehmen, genau wegen solcher Fragen, da ich vermute ihr seid eine der ersten Anlaufstellen für die Frauen in der Stadt. Und als solche benötigt ihr sicher jede helfende Hand. Und da ihr euch als Medica bezeichnet, habt ihr womöglich sogar einen Einblick der euren Clansbruder und mich in Sachen Frauenheilkunde weiter bringen könnte.“

Nachdenklich tippte sie mit dem Finger an die Unterlippe.
„Was höhere Ziele betrifft, so würde ich gerne den Kontakt zu euch halten. Vielleicht kommt man auf eine gemeinsame Basis, die... weitere Vorgehensweisen eröffnet.“
Bei der gemeinsamen Basis zog sie dann doch die Nachricht Seinfredas und die kleine Darstellung der Genesis aus der Tasche und betrachtete sie eingehender. Vor allem fiel ihr Blick dabei auf die Figuren.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda lächelte breit. "Ohne etwas Schlechtes über meinen Clansbruder sagen zu wollen, so wirkt er tatsächlich nicht wie jemand, der sich weitgehend mit dem weiblichen Körper befasst hat. Wenn es etwas Konkretes gibt, das Ihr wissen möchtet, kann ich Euch gerne einmal in Domus im Domus Medicorum empfangen. Ein vielseitiges Haus, gerade erst wieder eröffnet, nachdem es im Krieg niedergebrannt wurde. Wir haben dort Bäder und Krankenräume sür Männer und Frauen selbstverständlich getrennt. Auch für Geburten soll gesorgt sein, meine Schwestern vom Kloster der Heiligen Agnes sind ausgebildete Medicae und kümmern sich um die Kranken. Und natürlich können wir helfende Hände brauchen. Sollten Eure Mädchen Gottes Ruf verspüren und anderen helfen wollen, hätte ich eine ganze Reihe ideen, wie wir unsere Handlungsräume ausdehnen könnten...Und falls einige ihr Leben Gott widmen möchten, so sind die Tore von Sant Agnes geeigneten Frauen egal welchen Alters offen. Ihr könnt Euch diesbezüglich gerne an mich wenden. Womit unterrichtet Ihr sie denn des Lesens und Schreibens, wenn ich fragen darf? Und welches sind die Zwecke, für die Ihr sie später einsetzen wollt?"


Das kleine, fein bemalte Pergament fühlte sich schön weich an in Avelinas FIngern. Es war von guter Qualität und eines kleinen Kunstwerkes würdig. Die Figuren waren eher flüchtig gemalt. Als sie das Pergament umdrehte, fielen wieder die Rosen-Initialen ins Auge. Zwar war die ganze Schrift hübsch und verschlungen, doch nur an wenigen Initalen blühte es...
Benutzeravatar
Avelina di Braida
Toreador
Beiträge: 1535
Registriert: Do 31. Mai 2018, 13:17

Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von Avelina di Braida »

Kurz zuckte ihre Nasenspitze etwas bei den Worten der Nonne, „Nun, meine Mädchen haben bei mir sozusagen auf Lebzeiten eine Unterkunft gefunden, es gibt keinen... 'Zweck' für den ich sie einsetzen will. Und keine von ihnen verspürt den Drang in ein Kloster zu gehen, dessen bin ich mir recht sicher. Mein Domus ist ihr Zuhause.“ sie klang da in der Tat sehr überzeugt und ließ daher die Frage nach dem womit sie unterrichtet wurden unbeantwortet.
„Aber ich danke euch für die Möglichkeit mich in Sachen der Heilkunde weiter zu entwickeln. Ich denke ich werde gerne darauf zurück kommen, wenn das Wissen des werten Galeno diesbezüglich an die Grenzen gestoßen ist.“

Sie widmete sich nebenbei dem Schriftstück und es dauerte wohl eine ganze Weile bis ihre Brauen sich in die Höhe schoben. Sie musste blind gewesen sein das zu übersehen. Forschend ging der Blick abermals zu Seinfreda, um wiederum abwechselnd zwischen ihr und dem Portal hin und her zu wechseln. Ein sachtes Nicken deutete an, dass sie glaubte verstanden zu haben, was gemeint war, mit den Worten ließ sie sich allerdings Zeit und schien sehr grüblerisch für eine ganze Weile.
„Ich denke... ich weiß worauf ihr hinaus wollt. Nur... scheinen sich da unsere Wissensgrundlagen und unsere... Herkunft stark zu unterscheiden.“ begann sie vorsichtig, denn wer wusste es schon, womöglich lag sie am Ende völlig falsch. Diese Frau war ihr schon in der kurzen Zeit, da sie sie nun kannte ein Rätsel, die so vieles miteinander verband, was in ihren Augen so weit voneinander getrennt lag, wie es nur möglich war.
„Ich kann euch sagen, was sie mich lehrt. Doch ich bezweifle, dass das gleiche für euch gilt.“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
Gesperrt

Zurück zu „1014“