[1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

[Dezember '18]
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La Vedova
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Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda beobachtete das Mienenspiel der Toreador interessiert. Erst als es um ihre Mädchen ging, später als die sich die Nachricht noch einmal besah. "Wäre es nicht verschwendetes Potential?", fragte sie dann trocken. "Ihr bildet die Mädchen aus, doch diese schöpfen ihre Fähigkeiten, ihren geöffneten Geist garnicht aus? Natürlich kann Euer Haus ihr Zuhause sein, doch wovon ich spreche ist eine höhere...Berufung. Ob diese in einem Kloster ist oder auf den Straßen der Stadt oder als private Lehrerinnen für weitere Mädchen wäre Eure Entscheidung...oder gar ihre." Die Kappadozianerin zuckte mit den Schultern. Prinzipiell war es ihr egal,was Avelina mit ihren Mädchen tat, verschwendetes Potential, um Wissen zu mehren hingegen widersprach ihren Grundsätzen.
"Solltet Ihr Ambitionen entwickeln, helfe ich gerne, so ich kann.", sagte sie dann einfach und schien dem nichts weiter hinzuzufügen zu haben.
Als Avelina weitersprach, nickte sie bloß ermutigend und lächelte sacht, fast zufrieden aussehend. "Eure Worte sind bei mir sicher. Habt keine Scheu, ich werde sie nicht weitertragen. Womöglich bilden sie fruchtbaren Grund für Kommendes."
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Avelina di Braida
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Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

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„Oh, ich hoffe mit der Zeit weitere Mädchen aufnehmen zu können, welche dann von den älteren lernen können.“ erwiderte sie freundlich, „Und sie sind bei weitem nicht untätig. Ich kann sie fragen, ob sie nicht einen Beitrag für eure Frauen leisten wollen. Es bleibt letztendlich ihre Entscheidung.“ allerdings war ihr ebenso bewusst, dass die Mädchen sich nicht für Arbeiten außerhalb ihres Hauses eigneten. Aber vielleicht konnten sie das ein oder andere Gewand für die Frauen im Kloster nähen, das war eine Arbeit, oder besser eine Freizeitbeschäftigung der sie gerne nachgingen.

Sie zögerte ob Seinfredas Aufforderung, doch schließlich nickte sie leicht, „Mich lehrt sie, dass ihr Segen mir die Möglichkeit gibt Dinge umzusetzen, die ich zu Lebzeiten nicht umsetzen konnte. Ein gewisses Maß an Freiheit, trotz der Tatsache, dass ich als Frau auf die Welt kam steht wohl ganz oben auf der Liste. Und diese Freiheit kann ich im Rahmen meiner Möglichkeiten auch anderen bieten. Dazu gehört das Lernen wohl ebenso wie die Liebe und die Schönheit.“ Sie lächelte sacht. Sie war eben eine Toreador.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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La Vedova
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Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

"Bitte erinnert mich bei Gelegenheit daran, Euch von meiner Sire zu berichten...Auch sie war eine wohltätige Frau, eine Lehrmeisterin, eine Poetin..", ein sehnsuchtsvolles Glitzern war in Seinfredas Augen getreten, als sie von der verehrten Frau sprach. "Sie schuf Kompositionen, so himmlisch, so erhebend und voller Liebe...", Seinfreda sprach voller Innbrunst, schwärmte, versank kurz in Erinnerungen, den Blick auf die "Marienfigur" gerichtet. "Erst kürzlich, gelang es einer der unsirgen, ihre Stimme zu wecken. Ich war erfüllt von Herrlichkeit. Meine Sire gründete eine Gemeinschaft heiliger Jungfrauen...Ich versuche, es ihr gleich zu tun, auch wenn ich niemals auch und annährend Wunder vollbringen werde, wie meine Sire sie schuf."
Dann sah sie wieder zu Avelina hinüber "Eures ist ein ähnliches Unterfangen und ich wünsche Euch von Herzen Glück. Ein gewisses Maß an Freiheit, Ihr habt Recht. Völlige Freiheit werden wir wohl nie erfahren können.
Doch ich sehe Euer Bestreben und verstehe, was Ihr mit Gastfreundschaft meint. Wir sind erwachte, wir sehen wie sie. Wir sehen die unsichtbaren Fäden, die in der Dunkelheit sichtbar werden und die Geschicke der Menschen bewegen wie die Nornen. So vieles steht in unserer Macht und so vieles können wir geben. So sind auch wir verpflichtet, in unserer eigenen Ausgestoßenheit Liebe und Wissen weiterzugeben, zu helfen. An unsere Töchter, an unsere Söhne im Geiste und im Blute. Nun habe ich eine von vielen Antworten für Euch, die gleichzeitig auch Fragen sind, da Ihr mir geantwortet habt: Lehrt sie nicht auch, nicht zu weit zu gehen, nicht nach allem zu greifen, was sich uns bietet? Lehrt sie uns Demut?"
Auf die Frage ließ sie Stille folgen. Avelina hatte Recht. Ihre Antwort musste nicht auch die der Kappadozianerin sein. Doch vielleicht lagen beide Antworten nah beisammen. "Zur Zeit beschäftige ich mich mit Typologie und verspreche mir daraus neue Erkenntnisse."
Seinfreda faltete wieder ihre Spinnenfinger vor der Brust wie zum Gebet "Die Nacht ist uns Mantel, Joch und Zepter. Was für Euch ein Segen ist, ist für andere ein Fluch. Ich danke Euch für Zeit, Wort und Ohr. Doch eine Frage habe ich noch, werte Avelina. Eure Blutlinie, besteht sie alleinig nur aus Frauen?"
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Avelina di Braida
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Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von Avelina di Braida »

Avelina lauschte der Kappadozianerin mit wachsender Neugier. Diese Frau war wahrlich verwirrend, aber nichts desto trotz interessant. Sie nickte eifrig zu ihren Worten, bevor sie zu einer Antwort ansetzte.
„Nun, was meine Blutlinie betrifft, so wird meine Schöpferin wohl mehr darüber wissen als ich. Allerdings suchte sie mich bewusst aus, ich erinnere mich noch aus frühster Kindheit an sie. Ich weiß allerdings, dass auch sie den Kuss von einer Frau erhalten hat. Ob dies bis Ištar zurück zu verfolgen ist, kann ich nicht sagen. Ist das von Relevanz?“

Dann wog sie ein wenig den Kopf und fuhr fort, „Was die Demut betrifft, so kommt es stark darauf an vor was wir Demut zeigen. Natürlich haben wir uns an Regeln zu halten, wobei ich in dieser Hinsicht von moralischen spreche. Ich muss euch allerdings sagen, dass ich keinerlei Demut vor einer Institution habe, die von uns verlangt Männern gefügig zu sein. Denn vor allem sie hat uns gelehrt, dass wir keine Verpflichtung haben, uns den Männern unterzuordnen, wie es in unserem Leben von uns verlangt wird.“ bei den letzten Worten verhärteten sich ihre Züge sichtlich, der Kiefer spannte sich an.

Schließlich schien sie zu bemerken, dass sie für einen kurzen Moment in Gedanken versunken war, und so senkte sie den Blick und schüttelte sacht das Haupt, „Verzeihung, ich habe mich treiben lassen. Auch ich verehre meine Sire sehr. Ihr sprecht in höchsten Tönen über die Eure, sie scheint eine außergewöhnliche Frau zu sein. Da auch ich mich neben der Musik vor allem der Lyrik widme, wäre es mir eine Freude gewesen sie kennenzulernen, euren Worten nach zu urteilen.“
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La Vedova
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Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

"Ja...es ist von Relevanz.", stellte die Kappadozianerin bloß fest. "Solltet Ihr einst mehr über Eure Linie in Erfahrung bringen können, so wäre ich höchst interessiert. Natürlich nur, wenn es Euch nichts ausmacht. Vielleicht werdet Ihr meine Erzeugerin ja auch eines Tages kennenlernen und in den Genuss ihrer Werke kommen. Einige wenige befinden sich in meinem Besitz, allerdings bin ich selbst nicht in der Lage, sie zu lesen oder gar in Musik umzuwandeln. Sehr wohl kenne ich aber die Gesänge, wobei ich auch hier mit Bedauern gestehen muss, dass es nicht sehr gut um meine Gesangskünste steht...Vielleicht sollte ich einmal um Unterricht bei der werten Livia aus dem Hause Merkurs bitten, sie wäre sicherlich gerne behilflich..." Seinfreda bemerkte, dass sie abschweifte und hielt in ihrem Redefluss inne. "Wovon ich eigentlich sprach war der Umgang mit unserer eigenen Gier, mit dem Tier, der Dunkelheit mit uns. Ich verstehe weiterhin nicht, was Ihr mit Gefügigkeit meint und mit Institution, was soll das sein? Es gibt die Moral und es gibt Gesetze des Tages und die Gesetze der Nacht. Fügen müssen wir uns als Nachtschwärmer, Kainskinder, Todesengel oder wie auch immer wir uns bezeichnen möchten, nur den letzteren. Ob wir uns auch den anderen fügen, ist unsere freie Entscheidung...jedoch führen Entscheidungen zwangsläufig zu Folgen. So gesehen sind wir frei und gleuchzeitig gefesselt. Mangelndes Fügen und mangelnder Respekt den anderen Regeln gegenüber führt wiederum schnell zu Konflikten mit unseren Gesetzen...und zu unserem Ende. Meine Beobachtungen zeigen, dass jene von uns am längsten überdauern, die einen von zwei Wegen wählen: Jene, die vorsichtig und unauffällig im Verborgenen agieren und wenig Angiffsfläche bieten- sei es durch Anpassung oder deutliche Zurschaustellung von Desinteresse...Der andere Weg ist jener purer Brutalität. Zurschaustellung von Stärke und das Nutzen der Schwächen anderen als Treppe zu noch mehr Macht und Stärke...bis sich jemand in den Weg stellt oder derjenige an der eigenen Gier scheitert."
Seinfreda betrachtete Avelina, ob diese ihr folgen konnte. "Reine Rebellion führt mit Risio zu Erfolg und ist ein gefährlicher Weg. Der andere ist langsam aber sicherer und lässt uns Zeit für andere Dinge, schöne Dinge..."
So ganz war sie sich nicht sicher, deshalb versuchte sie noch einen zweiten Ansatz:
"Es ist wie in der Liebe. Wir lieben und deshalb geben wir uns hin, wir fügen uns. Indem wir lieben, verleihen wir dem anderen Macht über uns, geben uns Blöße. Wir sind jedoch nur gefügig, wenn wir selbst uns dazu entschließen, zu vertrauen. Es ist unsere freie Entscheidung, gefügig zu sein. Es ist wie ein Abkommen. Im Gegenzug erklärt sich der andere dazu bereit, Verantwortung für uns zu übernehmen, uns zu schützen, uns ebenfalls zu lieben und zu schätzen. Auch der Gegenpart fügt sich unserer Liebe. Man fügt sich gegenseitig. Keine Verpflichtung, sondern Einverständnis und Vertrauen..."
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Avelina di Braida
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Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von Avelina di Braida »

Die beiden Frauen hatten sich eine Weile leise weiter unterhalten und deutliches Interesse hatte sich auf den Zügen der Toreador wohl mehr als einmal gezeigt.
„Ich werde es euch wissen lassen, sollte sich etwas ergeben. Vielleicht kommt ihr mich ja auch einmal besuchen.“ sie lächelte leicht, „Eine Nachricht an die Villa dei Fiori Rossi, die ehemalige Villa Bianchi erreicht mich in jedem Fall. Es wäre schön von euch zu hören. Oh... und... Was für ein Haus ist das von dem ihr spracht, betreffend der Frauenheilkunde? Jenes welches der werte Vergonzo erbaute? Er führte mich einmal daran vorbei.“

Sie runzelte sacht die Stirn und schien einen Moment zu überlegen, „Ich bin mir nicht sicher, wieviel wir in Glaubensfragen wirklich gemein haben, doch ich würde einem Treffen mit Amalia erfreut entgegen sehen. Sie ist öfter Gast in meinem Haus, sowie ich in ihrem. Da wird sich sicher eine Gelegenheit für euch finden lassen.“

Dann wog sie den Kopf ein wenig, „Um noch einmal auf eure Worte von vorhin zurück zu kommen... Ich denke mit der Gefügigkeit liegt ihr leider falsch, oder wir redeten aneinander vorbei. Ich spreche nicht von uns als Kainiten, ich spreche von den Sterblichen unseres Geschlechts, die durch Politik und Kirche in die Ehe gezwungen werden. Die keine Wahl haben, was ihren Gemahl betrifft, die Bindungen eingehen müssen, die nicht auf Vertrauen und Liebe basieren. Die keine Chance haben sich zur Wehr zu setzen, sollte der ihnen zugedachte grob oder gar schlimmeres werden. Sie haben gefügig zu sein, es ist das einzige was sie vielleicht am Leben hält.“ sie wirkte traurig bei diesen Worten und ihr Blick hatte sich gesenkt. Schließlich schüttelte sie den Kopf, „Doch... lassen wir dieses Thema. Die meisten verschließen injeh die Augen davor.“
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La Vedova
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Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

"Ja, das Domus Medicorum im Sestiere Domus Vergonzo hat dort eines der größten Häuser der Stadt erbaut, mit neusten Methoden. Es wird durch Agnes- und Martinsorden getragen sowie durch den Betrieb des Badehauses selbst. Dort finden sich Behandlungsräume für Kranke, aber auch Heilerinnen und Hebammen, Bader und Wundarzt. Ihr seid mir dort gerne willkommen, fragt einfach nach Schwester Agnes, denn das ist der Name, unter dem man mich dort kennt."

Als Avelina von diesen unglücklichen Ehen sprach, wurde ihr Blick verschlossen, sie runzelte die Stirn. "Ja, Ehen sind so eine Sache. Es geht nunmal grundsätzlich um politische und wirtschaftliche Interessen dabei. Irgendwie müssen solche Verträge ja gemacht werden, so war es schon immer. Dass dabei das Weib zum Besitz des Mannes wird ist aber auch mir kein genehmer Gedanke. Dem könnte Abhilfe geschaffen werden. Über Liebe braucht man sich dabei keine Gedanken zu machen- aber über Wertschätzung und gute Behandlung durchaus. Schließlich profitieren ja beide Seiten von diesem Vertrag vor Gott. Selbstbestimmtheit, das Anrecht auf eigenes Erbe, den eigenen Körper. Dies sind Dinge, die auch gesetzlich geregelt werden können und wo man ansetzen könnte...", überlegte sie laut "Diese Themen werde ich nie lassen. Auch meine Augen verschließen werde ich nicht. Wenn Ihr also jemanden sucht, mit dem Ihr gemeinsam diese Dinge verändern wollt...in mir habt ihr eine Gefährtin gefunden. Ich kämpfe nicht mit Fäusten..doch dies ist ein Kampf, den ich gewillt bin, mit Euch gemeinsam zu kämpfen, so Ihr dies möchtet...Allerdings langsam. Schritt für Schritt."
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Avelina di Braida
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Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Sofern meine medizinischen Studien soweit voran kommen, dass ich helfen kann, werde ich gerne sehen was ich diesbezüglich tun kann. Ich denke gerade in Sachen Verbandszeug kann ich vermutlich aushelfen. Meine Familie handelt seit jeher mit Stoffen, und dabei fällt genug ab, was nicht mehr anders verwertbar ist, als dass es möglich sein sollte dies dem Agnes-Ordnen zu übergeben.“ Stoffe waren etwas wertvolles, sicher fand man dafür doch Verwendung?

Sie senkte den Blick abermals bei dem Thema Ehe und ihr Kiefer schien sich anzuspannen.
„Nun, es war nicht immer so, wie meine Schöpferin mir beibrachte. Es gab Zeiten und Orte an denen die Frauen ein Mitbestimmungsrecht hatten, in denen gar die Thronfolge matriarchal war. Es wird nur zusehends schwerer, was nicht zuletzt... mit den Glaubensumbrüchen zu tun hat.“
Sie schüttelte ein wenig den Kopf, als wolle sie nicht weiter darauf eingehen, „Wie dem auch sei... In dieser Hinsicht haben wir wohl noch ein gemeinsames Ziel. Was schwer genug zu erreichen scheint, denn auch wenn viele meinen das Geschlecht zähle in unseren Nächten nicht, so habe ich gegenläufige Erfahrung gemacht.“
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La Vedova
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Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Sehr erfreut blickte die Kappadzianerin zu Avelina "Das ist ein großzügiges Angebot, vielen Dank. Wir nehmen gerne Spenden jeder Art an und wenn Ihr tatsächlich Stoff erübrigen könnt...Das würde die Situation enorm verbessern. Ich sehe, Ihr denkt praktisch und unkompliziert, das gefällt mir gut."

Als Avelina das zweite Thema ansprach wirkte sie auf einmal weitaus weniger fröhlich als zuvor. Nachdem Seinfreda schon so viel von sich preisgegeben hatte, konnte sich Avelina vielleicht denken, weshalb. Sie deutete an, aus dem Gebetshaus hinaustreten zu wollen und ging langsam voraus.
"Welche Zeiten waren dies?", fragte sie nachdenklich im Gehen "Ich kenne nur Cleopatra von Ägypten, das ist schon tausend Jahre her...Doch genrell ist es doch sonst so, dass Frauen nur regieren, wenn Ihre Männer fort sind...auf viking oder im Krieg...oder verstorben sind und die Söhne minderjährig? Ja, ich kenne mächtige Frauen und ich kann stolz sagen, dass meine Blutlinie auf einige zurückblickt, doch sind diese nie durch eine weibliche Thronfolge zu Macht gelangt."

Die kühle Nachtluft schlug den beiden Frauen entgegen, als sie aus dem Portal der kleinen Kirche traten. Der Blick fiel sofot auf die gigantische Baustelle San Siros direkt gegenüber. In der Nacht arbeitete niemand an dem Projekt. Die schweren Steinblöcke lagen wie ein gespenstisches Gräberfeld seitlich der Bauhütte verteilt. Wer sich Mühe gab, konnte sie gewaltigen Ausmaße des Neubaus schon erahnen.
"Ich denke, keiner kann sich von dem angeborenen und anerzogenen Geschlecht jemals ganz lösen.", stellte Seinfreda schlicht fest. "Wir sind wer wir sind...geboren in Blut, mehr als einmal. Wir können uns nicht lösen von dem, was unsere Lehrer uns beibrachten, was unsere Mütter uns erzogen, was unsere Väter uns einprügelten oder was andere über uns munkeln. Doch habe ich das Gefühl, dass -und da ich nicht weiß, wie alt Ihr seid, werte Schwester, mag ich nicht für Euch mitsprechen- die Nächte kürzer werden, die Zeit schneller vergeht, Geschlechter unwichtiger werden je öfter wir uns zur Ruhe legen. Doch auch dies scheint mir ein Thema für meine geliebte Angelique zu sein..Denn ihre Kindhaftigkeit ist wohl ein Segen und Fluch zugleich. Sie wird wohl besser als die meisten anderen darüber sinnieren können, wie es ist, noch keinem Geschlechte so ganz anzugehören, eben weil sie auf immer Kind ist..."
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Avelina di Braida
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Re: [1014] Ein Garten Eden [Avelina, Seinfreda]

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„Zeiten die weit zurück liegen, leider. Aber ich habe keinen Grund an den Worten meiner Schöpferin zu zweifeln.“ mit leichtem Unbehagen blickte sie zu der freien Baufläche und schien dadurch einen Moment abgelenkt.
„Und egal wie kurz die Nächte werden, unser Geschlecht wird immer ein Thema bleiben, so lange wir mit der Welt der Sterblichen verkehren...“ sie richtete den Blick wieder auf Seinfreda, kurz nachdenklich die dunklen Schatten um die Augen und an den Wangen musternd. Ja, vermutlich konnten Kappadozianer irgendwann nicht mehr mit der Welt der Sterblichen verkehren. So unterschiedlich konnte der Weg durch die Nacht sein, je nachdem welchem Blute man angehörte.

„Ich wünsche euch eine angenehme Nacht, werte Seinfreda. Ich werde in Kürze eine Lieferung mit Restbeständen an euch entsenden. Lasst mir wieder eine Nachricht zukommen, wenn ihr euch mit Amalia treffen wollt. Ihr wisst ja, wo ihr mich erreichen könnt.“ sie neigte leicht den Kopf, „Möge die Nacht ihren Schleier schützend über euch halten.“
Und damit wandte sie sich ab und verschwand in der Dunkelheit – die engen Gassen ansteuernd, nicht den großen Platz der Baustelle.

Bild

Zusammenfassung
Nach einer schriftlichen Einladung besucht Avelina Seinfreda in San Pancratius. Nach der Bewunderung der Malereien in den Räumlichkeiten entbrennt ein Gespräch über Kunst, das Wohl der sterblichen Frauen Genuas, und eine offensichtlich versteckte Botschaft in Seinfredas Nachricht. Es geht dabei vor allem um die Aufgabe, die Avelina vom Herold gestellt wurde. Alsbald aber stecken die beiden Kainitinnen die Köpfe zusammen um über empfindlichere Themen zu sprechen. Man erkennt schnell, dass es sowohl viele Gemeinsamkeiten, als auch erhebliche Differenzen gibt, doch Avelina entschließt sich zur Zusammenarbeit und verspricht Seinfreda die nicht verwertbaren Erzeugnisse aus Vareses Webereien als Verbandsmaterial den Frauen von Sant Agnes zukommen zu lassen, bevor sie sich mit dem Vorhaben sich gemeinsam mit Amalia zu treffen verabschieden.
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