[1014] Ein Stern (Angie, Fredi)

[Dezember '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Gesperrt
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

[1014] Ein Stern (Angie, Fredi)

Beitrag von La Vedova »

In der zweiten Nacht nach Heiligabend begingen drei Gestalten den Weg zu Rogers Turm. Folgten sie den Sternen? Waren sie Hirten? Drei Weise oder drei Heilige?
Eine der Gestalten hatte Haut weiß wie Schnee, die nächste schwarz wie Ebenholz. Die letzte Gestalt war ein Prinz aus dem Abendland. Jeder trugen sie ein kleines Geschenk bei sich, der staubige Rocksaum zeugte davon, dass sie schon lange unterwegs waren.
Als sie zum Tor kamen, klopften sie vorsichtig, dann stimmten sie ein Weihnachtslied an.

"In dulci iubilo
nun singet und seid froh
unsres Herzen Wonne
leit in praesepio
und leuchte als die Sonne
matris in gremio
Alpha es et O..."
Benutzeravatar
Angelique
Autarkis
Beiträge: 4604
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 14:50

Re: [1014] Ein Stern (Angie, Fredi)

Beitrag von Angelique »

Die Hirten mit den gestrickten Hemden aus Eisenwolle und den Hirtenstäben wie Eschenseil standen Wacht in der Stillen Nacht am schlanken Stall auf dem kargen Felsen.

Hoch machten sie die Tür für die Gäste und der Hausherr empfing die Gäste.

Ein enigmatisches Lied erklang von der Turmesspitze, hell und schön und überirdisch, und wurde dem Wind anvertraut. Niemand, der es hörte, würde diese Weise je vergessen, denn sie war dem Gesang der Engel würdig:

"Alma Redemptoris Mater,
quae pervia caeli | porta manes
et stella maris,
succurre cadenti, |
surgere qui curat, populo:
tu quae genuisti, | natura mirante,
tuum sanctum Genitorem, |
Virgo prius ac posterius,
Gabrielis ab ore | sumens illud Ave,
peccatorum miserere."


Charisma + Vortag Spezialisierung enigmatisch: Olol (Olaf) rolled 52. (5 + 10 + 9 + 5 + 10 + 10 + 3 = 52) 7 Erfolge
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Ein Stern (Angie, Fredi)

Beitrag von La Vedova »

Es war, als ginge über Genua ein Stern auf, als das goldene Stimmchen des Weihnachtsengels sich so gen Himmel richtete und von den Klippen hinaus über jene Teile Genuas, die der Wind besuchte. Vielleicht mochten die Menschenkinder sie in dieser heiligen Nacht zu hören und sich denken, ein Engel verkünde die frohe Botschaft.

Den drei Wanderern trieb es die Tränen in die Augen, als sie das Lied vernahmen. Voller Freude bekreuzigten sie sich und blickten hinauf zur Turmspitze, um einen Blick auf den Ursprung des überirdischen Klanges zu erhaschen. Noch lange hallte der Gesangin ihren Ohren, wie sie ergriffen vor dem Turme stehen geblieben waren. Die Blicke wanderten zu den Sternen, andächtiges seufzten entrang sich den menschlichen Lungen, während sich die dritte Gestalt einige Tropfen Blut aus dem Augenwinkel wischte.
Schließlich betraten die drei Weisen den schlanken Stall, jedem Schutzhirten ein hübsches beschnitztes Nüsslein als Gabe reichend.

Die erste Magierin mit weißer Haut und rotem Haar reichte dem Hausherren ein kleines Gefäß mit Weihrauch.
"Gott schütze Euer Leben", sprach sie und deutete Roger einen abendländischen Wangenkuss an.
Der Prinz hatte einen goldenen Fingerring dabei, winzig und wie er nur auf die vorderen Fingerglieder passen mochte...oder an die Hand eines Kindes.
"Du bist der schönste Stern an Genuas Nachthimmel", flüsterte er ihr später zu. Und lauter: "Die Muttergottes schütze Euch."
Die dritte, dunkelhäutige Königin der Keuschheit wartete zurückhaltend dahinter. Sie trug ein kleines Säckchen mit duftender Myrrhe, die für die Herrin des Hauses gedacht war, von der berichtet worden war.
"Das Kind ist erschienen...", wisperte sie schließlich "Wir sind gekommen, der Nacht zu huldigen..."



___
#GerüchteDezember18
Benutzeravatar
Angelique
Autarkis
Beiträge: 4604
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 14:50

Re: [1014] Ein Stern (Angie, Fredi)

Beitrag von Angelique »

Leichtfüßig kam das Geburtstagskind die Treppe herunter geschwebt.

Die wenigsten wussten, dass Angelique tatsächlich an Heiligabend geboren worden war. Es waren dunkle Tage damals gewesen. Krieg, Hunger und Seuchen hatten das Land verhehrt. Überall waren die Piraten der Sarazenen gewesen - nicht die weisen und toleranten Wesire Cordobas, sondern die Schlächter aus dem Magreb. Und zudem kämpfte Baron gegen Baron und Fürst gegen Fürst.

Das einfache Volk litt damals unvorstellbar und ein Kind, am Tag des Herrn geboren, sollte sterben nach alter Sitte, die das Flehen nach der Gnade der Götter, überbracht durch eine unschuldige Seele, verband mit dem neuen Aberglauben, dass ein Kind nicht leben sollte, wenn es in der Zeit geboren, die nur dem Herrn vorbehalten war.

Doch das Orakel von Arles war zur Stelle gewesen und sein Wort wog schwerer als das der böswilligen Hexen und des ungebildeten Dorfpfarrers und das Kind durfte leben.

Und nun war es hier und empfing blass wie Schnee lächelnd die Mutter und die magische Zahl drei und ihre Geschenke.
Machtvoll war die Symbolik dieses Aktes und gestandene, adlige Kriegsleute sanken auf die Knie vor dem barfüßigen Mädchen, das nur mit einem weißen Büßerhemd bekleidet war.

Der Segen eulenflügeligen Mutter mit den blutigen Krallen wurde unter dem Schleier des Christentums über die kleine Hafenstadt beschworen, auf dass sie Zentrum eines mächtigen Imperiums werden würde, unbesiegbar und uneins zugleich, bis der Kaiser der Christenheit ein Korse sein würde.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Ein Stern (Angie, Fredi)

Beitrag von La Vedova »

Auch die drei Gäste waren auf die Knie gefallen, sogar die Mutter, wenn auch mit erhobenem Blick.
Sie wussten nicht um die tragische Geschichte, bloß hatte eine Ahnung von Wichtigkeit sie zu dem Turm getrieben, wo sie nun Kraft und Hoffnung für das in sich aufnahmen, was in Zukunft kommen würde.
In der Nacht nach Heiligabend erschallte ein engelsgleicher Gesang über Genua. Drei Suchende, Seinfreda, Georg und Layla, fanden das Kind in einem Gehäuse,umgeben von Hirten und brachten ihm Geschenke. Womöglich wurde nun endlich der dunkle Schatten vertrieben, der über seiner Geburtsstunde lag. Das Kind war nunmehr geliebt und verehrt anstelle seiner einstigen Rolle als Opferlamm und die Hafenstadt gesegnet von der Großen Mutter...
Gesperrt

Zurück zu „1014“