[1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

[Dezember '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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La Vedova
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[1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

Beitrag von La Vedova »

Die Mutter hatte nicht lange nachdenken müssen, mit wem sie die Zeit der Raunächte verbringen und sich nach fränkischem Brauch Stärk antrinken wollte. Ihr Besuch bei dem Kinde war gerade erst verstrichen, der Rausch der Nacht noch nicht gänzlich vergangen, da trat sie mit einem neuen Vorschlag an ihren Engel heran:
Sie wollte mit ihrem Kinde gemeinsam durch die Straßen der Hafenstadt ziehen, wenn die Menschen bei ihren Familien waren. Der Frau Percht gleich könnten sie belohnend und bestrafend durch die Gassen ziehen und nun endlich alle Kirchen aufsuchen, die ihnen am Weihnachtstage verwehrt geblieben waren. Sie könnten verborgen von Dunkelheit Lieder singen und sich Stärke für das neue Jahr antrinken...Sie könnten durch die Lüfte fahren und Segen über die Seelen der ungeboren und ungetauft Verstorbenen sprechen.
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Angelique
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Re: [1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

Beitrag von Angelique »

Angelique stimmte sofort zu. Den Mummenschanz veranstaltete sie ohnehin jedes Jahr. Sie liebte es einfach sich zu verkleiden.
In verabredeter Nacht macht sie sich hübsch.

Klirrende Ketten, Teufelsmaske und Fellumhang. Angelique betrachtete sich lange im Zerrspiegel.
Schließlich war sie zufrieden und hüpfte freudig als normannischer Hellequin in die Rauhnacht hinaus.
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La Vedova
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Re: [1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda hatte sich ebenfalls in Schale geworfen: EIn langer Mantel aus Flicken, eine Haare und Gesicht verbergende Kaputze, das Gesicht durch ein Tuch verborgen und in den Händen ein Reisigbündel und ein Sack voller Kleinigkeiten: Nüsse, Früchte, Schnitzereien und Holzspielzeug, kleine Säckchen mit duftendem Inhalt, Gebäck und allerlei sonstiger Krimskrams.

Auf leisen Sohlen erwartete die Frau Percht ihren kleinen Hellequin in der Nähe der Thermen, die nicht weit von dem Turm des treuen Rittersmannes entfernt waren. Es war eine kalte Nacht, ein wenig Wookenverhangen. Nicht so dunkel wie erhofft, doch das war nicht schlimm.
"Das wird ein Spaß!", grüßte sie ihre Angelique voller Vorfreude. "Dann lass doch einmal sehen, wen wir finden können..."
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Angelique
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Re: [1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

Beitrag von Angelique »

Geschick+Sportlichkeit
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Der kleine Dämon hatte viel Spaß an Radschlagen, Purzelbäumen und anderen Gaukeleien, während sie mit der verkleideten edlen Dame loszog. Auch sie hatte Geschenke dabei - und natürlich die Schweinsblase der Bestrafung.
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La Vedova
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Re: [1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

Beitrag von La Vedova »

Vergnügt huschte Seinfreda ihrem kleinen herumturnenden Beelzebub hinterher durch die Straßen. War Angelique ein kleines gezähmtes Teufelchen oder mehr ein wilder Engel? Sie vermochte es nicht zu sagen. Sie selbst verborg sich so gut sie konnte und hoffte, nicht entdeckt zu werden. Amüsiert kicherte sie in sich hinein, ein völlig ungewöhnliches Verhalten für sie sonst so beherrschte und stille Kappadozianerin. In den Raunächten war wohl vieles anders...

Hier und da ließ sie Kleinigkeiten auf Fensterbrettern, Türmatten oder in Stiefeln zurück, warf sogar einem Wachhund vergnügt ein Leckerchen hin. Sie kläffte ihm zu und ließ ihn zum Spaße anschlagen. Viele Leute waren zu dieser Zeit nicht auf den Straßen zu sehen. Schon bald waren sie durch die ordentlichen und etwas langeweiligen Straßen Mascharanas hinein nach Ravecca gelangt, als sich vor ihnen ein großes, altbekanntes Haus erhob: Das Ospizio per Orfani, das Waisenhaus.
Seinfreda wusste, dass die Einrichtung der kleinen Malkavianerin am Herzen lag und sie hoffte, den Kindern darin eine Freude machen zu können...
"Angie, was meinst du?", flüsterte sie mit Blick auf das Haus. Sie wusste, dass es in Hand eines Kainiten war...doch dieser hätte doch sicherlich nichts gegen eine kleine Geste der Freundlichkeit gegenüber den armen Kindern?
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Angelique
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Re: [1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

Beitrag von Angelique »

"Hierher wollte ich sowieso", murmelte das untote Kind hinter der Maske. "Ich komme jedes Jahr hierher."

Sie kramte blitzende Hohlpfennige aus Silber hervor. Ein Vermögen für arme Leute. Genug, um Schulgeld zu zahlen oder eine kleine Aussteuer zu finanzieren.

Kaum merklich zitterte ihr Händchen. "Hier durfte ich übertagen, wenn ich meinen Liebsten besuchte. Hier war es, wo er zum ersten Mal seine Zähne in mich..."

Ihre melancholische Stimme erstarb kurz, aber fröhlich lachte sie dann wieder.

"Ihm zu ehren, beschenke ich die Waisen. Lass es uns diesmal gemeinsam tun!"
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Ilario
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Re: [1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

Beitrag von Ilario »

Entgegen aller Erwartung brannte noch das eine oder andere Lichtlein im Waisenhaus, die Fensterläden waren geschlossen und doch war Bewegung dahinter auszumachen. Die zugleich bestimmte und sanfte Stimme einer Frau war zu vernehmen. „Einer nach dem anderen, immer der Reihe nach.“ Das aufgeregte Gemurmel und Getrappel kleiner Füße verstummte. Nach und nach stellte sich das Geräusch von hölzernen Löffeln und Schälchen ein samt Schlürfen. Anscheinend wurden die Waisen gut verköstigt und erhielten heute sogar ein zusätzliches Nachtmahl.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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La Vedova
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Re: [1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

Beitrag von La Vedova »

Die Perchta für eine Nacht blickte mitfühlend zu dem ewigen Mädchen hinab. Sie wollte gerne etwas tröstendes sagen, doch war die schwer ohne Angelique weiter zu betrüben.
Sie war sich sicher, dass Alerios kleiner Schatten Angelique stets begleitete.
So tätschelte sie Angelique nur an der Schulter und ging zur Haustür um anzuklopfen. Dann leutete sie wild mit einem Glöckchen, das sie mitgebracht hatte und nahm etwas Abstand von der Tür.

"Kommt raus, ihr Kinderlein!
Heut ist Raunacht, wer hats aufgebracht?
Kommt raus geschwind, rihr Kindlein, raus!
sonst schlagen wir ein Loch ins Haus!

Sind hier für Gesundheit, Glück und Segen
auf Feldern, Haus und Wegen,
Sind hier um allem Mannen
die Krankheit fortzubannen!
Sind hier um allen Frauen
bös Blick hinfortzuschauen!
Sind hier um an euch Kindern
Gut Geist zu überwintern!


Kommt heraus, Hops hops, ihr Kinderlein,
So hoch ihr springt solln Gaben sein.
Kommt raus ihr Kinderlein geschwind,
Es beschenkt und straft das Schattenkind!"


Dann leutete sie noch einmal das Glöckchen.
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Angelique
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Re: [1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

Beitrag von Angelique »

Angelique bimmelte die Schellen an ihrer Kleidung fröhlich dazu.

Es machte ihr einen Heidenspaß. Besonders da sie, Irrsinn oder zweites Gesicht, wer mochte das sagen, all die Schreckgestalten und Wunderdinger über den Himmel jagen sah, wo andere nur Wolken erkannten, und Zauberzeichen, wo andere Eiskristalle sahen.

Für sie war der Mummenschatz realer und magischer in jenen Nächten, wo der Schleier zum Äther dünn war, als es akademische Heidenphilosophen je für möglich halten würden.
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Ilario
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Re: [1014/1015] Frau Perchta (Angie, Fredi)

Beitrag von Ilario »

Kaum waren Gesang und Schellen verklungen, da kehrte einen Augenblick Stille ein. Durch einen Fensterspalt spähte ein Augenpaar hinaus und kurze Zeit später öffnete sich die Tür des Waisenhauses. Eine Mitvierzigerin, schlank und mit langsam ergrauendem Haar, trat hinaus… dann jedoch strömte die Kinderschar unter Jubel und Jauchzen hinaus. Die jüngeren voraus, während die schon fast jugendlichen zurückblieben. Ein Wirbelsturm aus fast dreißig Kindern umtoste das ungleiche Frauenpaar. Bei allem Jubel, allem Trubel, mochte der jährlich wiederkehrenden Malkavianerin auffallen, dass sich etwas verändert hatte: Alle etwas älteren Kinder trugen ein kurzes Messer bei sich, manchmal leidlich versteckt, manchmal offen. Was im Bandenumfeld Raveccas aber vermutlich ganz gut war.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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