[1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

[Dezember '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

Beitrag von Nubis »

Er legte den Kopf leicht schief. Dachte kurz nach.

"Ich will Liktor werden, weil dies dann eine öffentliche Bekanntmachung meiner Aufgabe wäre, mehr nicht. Ich weiss, dass ich mich durchzusetzen habe und ich vermute, dass mir das Amt alleine sicherlich keine Vorteile bringen wird...ausser, dass vielleicht etwas Skepsis genommen wird, wenn ich eben im Bezug auf dieses Amt meine Aufgabe ausführen kann. Eben auch ein Grundstein. Aber in eurem Fall, oder generell hier in Genua frage ich mich, ob das Anstreben eines solchen Titels, wie das eines Senators, nicht erst Recht dazu führt, sich in den Mittelpunkt von Gefechten zu stellen und darin unter zu gehen. Hilft denn der Titel eines Senators dabei, sich gegen Grobiane durchzusetzen, oder ist es nicht doch noch immer die eigene Kraft, die dabei eine Rolle spielt....oder die persönliche Gerissenheit, es eben anders zu bewerkstelligen, als mit roher Gewalt. Müsstet ihr nicht womöglich noch viel mehr Kraft in die Verteidigung dieses Titels investieren, weil noch weniger bereit sind, euch dort in der Position zu sehen? Oder geniesst ihr damit auch einen gewissen Schutz?"

Sein Blick lag fragend auf ihr.

"Ich interessiere mich nicht wirklich für politisches Aufstreben, lerne aber trotzdem etwas von und in Politik, um mich behaupten zu können. Nehmt mir also meine Fragerei nicht übel, ich versuche nur zu ergründen, was dahinter liegt. Ich forsche...."

Er lächelte.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda zuckte mit den Schultern "Das werde ich erst beantworten können, wenn es dann soweit ist. Natürlich hoffe ich, dass sich die Wogen glätten werden, wenn ich erst einmal Senatorin bin. Ich weiß nur, dass die Situation ohne den Titel ungut ist, denn so wird mir nur vorgeworfen, nicht im Krieg gekämpft zu haben, mich ins gemachte Nest gesetzt zu haben oder gar eine schwarze Witwe zu sein, die Gaius absichtlich ins offene Messer laufen ließ, um sich daran zu bereichern. Ich sehe wenig andere Möglichkeiten den Zweiflern zu beweisen, dass ihre böse Nachrede weder Hand noch Fuß hat und ich sehr wohl fähig bin, auch alleine zu agieren. Es war eine langjährige ENtwicklung für mich, mich aus Gaius Schatten herauszutrauen und eine Position einzunehmen, wie sie für Frauen in unserer Welt kaum möglich ist."
Sie wirkte etwas bedrückt " Ich verstehe all eure Fragen, habe sie mir selbst schon längst gestellt. Ich würde sie Euch auch nie übel nehmen, denn es gibt kaum etwas wichtigeres, als Fragen zu stellen. Auch ich stelle ständig Fragen...Seid Ihr mit Euren schon Stillebrüchen auf die Spur gekommen?"
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

Beitrag von Nubis »

Er war sich nicht sicher, ob Seinfriedas Idee fruchten würde. Etwas erreichen durch Titel oder ohne sie, was würde besser ankommen, was würde mehr gesehen werden.
Er schüttelte leicht mit dem Kopf. Sie musste wissen, was sie tun wollte, was für sie besser sein würde. Er musste da nicht eingreifen und wollte es auch nicht. Wieso auch. Er hatte davon ohnehin nicht so viel Ahnung.

Zu ihrer Frage hin schüttelte er mit dem Kopf.
"Nein. Noch nicht. Wie ihr, befinde ich mich im Aufbau meiner Arbeit und das ist ebenso ein langwieriges Thema. Das Vertrauen zu Mönchen ist wohl nicht besonders hoch hier und muss erst wieder gefestigt werden. Ich bin niemand, der irgendwie Macht an sich reisst, sondern versuche auf recht anständigen und einfachen Weg meine Ziele zu erreichen. Und ich bin noch sehr auf Unterstützung angewiesen. Aber es bilden sich so langsam Grundlagen, auf die man aufbauen kann und mit denen eine gewisse Selbstständigkeit erzielt werden kann."

Ja, er hatte in der Zwischenzeit einige Hebel für sich in Bewegung setzten können und war zuversichtlich, dass daraus noch weitere Ergebnisse erwachsen würden.

Doch so wirklich wollte er über die Themen nicht reden, würde es aber weiterhin, wenn seine Schwester im Blute noch weiter darüber etwas erfahren wollen würde. Er wollte ihr noch immer nicht zu viele Informationen zuspielen, war vorsichtig.

Sein Schritt bewegte ihn zu einem Tisch mit mehreren Pergamenten, die leicht gestapelt waren.
Er legte eines davon auf die Oberseite des Stapels.

Es zeigte ein Bild in einem wundervollen Garten mit Rosen und Bäumen. Auf dem ersten Blick waren die Hauptfiguren Adam und Eva, jedoch ein sehr aufmerksamer Beobachter, der einige Details des kainitischen Glaubens kannte, erkannte in der Frau jemand anderen und auch Adam war nicht Adam. Die Frau war viel erfahrener, hatte einen stolzen Blick, war scheinbar sogar etwas erhaben gegenüber dem anderen und schenkte ihm keinen Apfel. In ihrer Hand leuchtete golden ein Schein aus Licht mit dreizehn Strahlen. Der Schein selbst hatte die Form eines Apfels und war von Weitem als solcher zu erkennen.
Im Hintergrund waren die Engel, die in den Garten Eden hinunter stiegen, doch ihre Gesichter waren ein wenig ernst, voll Sorge, aber auch Erschütterung. Als litten sie an der Verführung Adams durch Eva. Und dennoch konnte man dies wiederum anders sehen.
Um das Bild herum waren Symbole angeordnet, wieder dreizehn. Jedes Symbol schien ein Aspekt des Lebens zu sein und zeigte bildhafte Darstellungen der Clans, etwas abstrackter, aber für Kainiten erkennbar, welche Clan mit welchem Symbol zu sehen waren.
Das ganze Werk war durchaus meisterlich aufs Pergament gebracht worden ((5 Erfolge hatte es gehabt)).

"Ihr wolltet die Arbeit für den Garten sehen. Hier ist das Hauptbild für den Pavillon."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

Beitrag von La Vedova »

Begeistert riss Seinfreda die Augen auf und beugte sich über das Bild. Sie sog jedes Detail auf, das sie entdecken konnte, jeden Pinselstrich, jeden Farbtupfer. Kain und Lilith im Garten Eden, doch weshalb reichte Lilith ihm dieses goldene Licht? Das Licht Gottes? Das Licht der Erkenntnis?
Kurz runzelte sie die Stirn, denn so schön dieses Werk war, so seltsam auch der Griff nach der goldenen Farbe um die Gaben der dunklen Mutter zu symbolisieren. Andererseits war es so weniger stillegefährdend.
Der Blick wanderte langsam über die dreizehn Symbole im Rahmen. Wie waren sie angeordnet? Welche Aussage hatte Galeno damit getroffen?
So stand sie eine ganze Weile über das Werk gebeugt, vergaß die Zeit ein wenig. Dann nickte sie langsam und wohlwollend.
"Ein erhebendes Bild, Bruder. Eine elegante Linienführung und die Komposition ist rund und befriedigt das Auge. Wenn es Euch nun auch noch gelingt, es so in den Pavillon zu übertragen, könnte es ein wahres Meisterwerk werden."
Endlich riss sie ihren Blick los und lächelte ihm zu "Könnt Ihr mir bitte mehr zu den Symbolen sagen? Und wenn Ihr sagt Hauptbild- wird es weitere geben?"
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

Beitrag von Nubis »

Er betrachtete seine Clanschwester, wie sie seine Zeichnung ansah und nahm es wohlwollend zur Kenntnis, dass sie scheinbar davon begeistert war. Allerdings schien sie auch nachdenklich zu sein. Das war eine gute Sache, denn somit hatte da Bild nicht seinen eigentlichen Sinn verfehlt. Ein einfacher Beobachter der Dinge sollte nur die Oberfläche sehen, aber das Detail erkannten womöglich die, die länger darüber nachdenken würden.

"Vielen Dank." meinte er. Mittlerweile konnte er mit Lob umgehen. Die Lehrstunden mit Avelina zeigten mehr und mehr ihre Wirkung.
"Ich hoffe doch, dass ich es gut übertragen kann. Ich nutze dafür eine mit ganz angenehme Methode, teile das Blatt in Segmente ein und übertrage diese Segmente dann auf die Wand, nur eben grösser. Das hat mein Lehrmeister auch so gehalten und ich finde, es ist eine gute Methode, um Kopien anzufertigen, egale, wie gross oder klein sie sein sollen."

Als sie zu den Symbolen fragte, musste er schmunzeln.
"Ich habe den Clans etwas gegeben, das nicht unbedingt für alle klar ist, manche sieht man wahrscheinlich erst bei mehrmaligem Hinsehen, oder wenn man sie miteinander vergleicht und ein Ausschlussverfahren beginnt. Das ist aber auch so gewollt. Ich mochte nicht alles all zu deutlich anordnen ... schliesslich soll man auch seinen Kopf benutzen, interpretieren können. Für jeden, der das nicht möchte, sind es einfach hübsche Zierelemente, die den Rahmen bilden.
Ich habe alle dreizehn Clans untergebracht und ich habe auch die Unterscheidung von hohen und von niederen Clans mit eingewoben, aber anders, als man vielleicht vermuten mag. Die Hohen Clans würden es wahrscheinlich gern sehen, alle beieinander und in einer gewissen Gewichtung zu stehen, die Niederen Clans dann nachfolgend. Jedoch habe ich mich zu etwas anderem entschieden, denn zu dieser Zeit, zu der das Bild zugeordnet ist, gab es sicherlich diese Unterscheidung noch nicht. Sie entstand erst. In diesem Moment sind wir nur ein Schatten der folgenden Zukunft und wir liegen noch alle verborgen in nur einer Person. Dementsprechend schuf ich eine Anordnung, in der wir uns abwechseln. Hoher und niederer Clan, abwechselnd zueinander gestellt und in einem Reigen um das Bild gepaart, ohne dabei auf Feindschaft oder einen Status zu achten. In diesem Bild sind wir alle eine Einheit, eine Gemeinschaft, gewachsen aus diesem Moment."

Er lächelt.
"Und ja, es wird noch ein weiteres Bild geben, allerdings wird dies wohl ein Mosaik auf dem Boden werden. Von mir wird der Entwurf stammen, das Mosaik kann ich allerdings nicht selbst umsetzen."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

Beitrag von La Vedova »

"Verstehe", sagte sie schlicht als er die Abfolge der Symbole erleuterte. Eine sehr diplomatische Anordnung. Sie passte zu ihm.
Mit Interesse horchte sie allerdings auf, als er von dem Mosaik zu sprechen begann. "Achso? Sagt, wer wird das Mosaik umsetzen? Tatsächlich bin ich nämlich ebenfalls auf der Suche nach jemandem, der sich auf dieses Handwerk versteht...Und was wird es darstellen?"
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

Beitrag von Nubis »

Er zuckte mit den schultern. "Ich weiss es nicht. Mein letzter Stand ist, dass noch nach einem geeigneten Kunsthandwerker gesucht wird. Darstellen wird es einen grossen Kelch aus Blut, allerdings werde ich hier auch wieder so arbeiten, dass es auch wieder nicht nur Blut sein kann."
Er schmunzelte. Davon wer die Idee bisher nur in seinem Kopf gereift, aber noch nicht zu Papier gebracht worden. Unter anderen auch deswegen nicht, weil er nicht wusste, was genau umsetzbar sein würde. Da wollte er den Kunsthandwerker fragen, sobald dieser gefunden war. Doch das konnte womöglich noch dauern.

"Gibt es denn sonst von eurer Seite etwas neues, etwas, was durchaus interessant sein dürfte? Oder gibt es etwas, was euch sonst interessiert?"
Er versuchte etwas Smalltalk, oder zumindest ein gewöhnliches Gespräch zu führen. Irgendwie würde es sicherlich auch von Vorteil und Interessant sein, seine Clansschwester noch besser kennen zu lernen.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda zeigte sich angetan von der Idee des Kelches. Sie überlegte kurz, dann meinte sie: "Ich könnte mir vorstellen, dass eine Anlehnung an eine Darstellung des Bacchus passend wäre: Der Gott des Weines mit einem Weinkelch. Allerdings wäre dies natürlich kein christlicher Inhalt, wie es der Christus in der Kelter vielleicht wäre... Der Wein als Blut Christi im Kelche.."
Sie winkte ab "Aber nun, es ist Euer Werk. Ich möchte nicht hineinreden. Falls Ihr einen guten Mann für das Mosaik findet, würdet Ihr ihn an mich vermitteln? Die Kirche in Sant Agnese wartet schon seit Jahrzehnten auf einen schönen Mosaikboden und auch die Kapelle des Heiligen Martin auf der Martinsfeste könnte weiterhin passenden Schmuck vertragen...und ein paar Ausbesserungen. Die Wandmalereien sind leider etwas mehr nachgedunkelt als erwartet..."
Auf seine sehr offene Frage hin zuckte sie mi den Schultern, ließ den Blick weiter durch den Raum schweifen.
"Es gibt so vieles, für das ich mich interessiere...zum Beispiel woher Ihr eigentlich stammt, wer Euch gelehrt hat, welcher Tradition Ihr folgt....Und sagt...
Denkt Ihr auch manchmal zurück an all die Tage, an all die Farben?
Ich ersehnte sie oft in leeren Stunden, wenn es still ist. Meine Sehnsucht treibt mich nach diesen Farben des Tages, die uns die Nacht nicht mehr zeigen mag. Die goldenen Felder und bunten Blätter im Herbst? Das helle Leuchten des Meeres in strahlendem Türkis, die hellgrünen Frühlingsblätter...?
Ich denke daran, wie ich sie sah, so selbstverständlich. Doch nun sind sie nur noch Bilder in meinem Kopf, die ich nicht zu Pergament zu bringen vermag. Es zerfrisst mich, sie verschwinden immer weiter, dunkeln nach..."
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

Beitrag von Nubis »

"Bacchus oder das Blute Christi. Beides sehr interessante Motivvorschläge und ich denke, dass man es als Blut Christi doch eher nehmen sollte, jedoch vielleicht auch einfach eine Traube mit dazu packen, für den Wein, sodass es einfach nicht all zu eindeutig, vielleicht sogar zwei- oder dreideutig wird. Jeder kann ich Bildern seinen eigenen Geist öffnen und sehen, was er sehen mag.
Sollte mir ein guter Mosaikhandwerker begegnen, so werde ich schauen, was sich machen lässt."


Dann hörte er von dem Verlust der Farben, dem Interesse an ihm und seiner Herkunft und er schmunzelte.

"Ich stamme aus einer kleinen Einsiedelei, etwas mehr im Süden und habe dort mein ganzes Leben vollbracht und einen Grossteil meines bisherigen Unlebens. Unser Prior, Bruder Martinus, denn wir sind so klein, dass wir keinen Abt haben, lehrte mich viel, aber auch viele andere der älteren Brüder lehrten mich so einiges, vor allem die Schrift, die Sprache, die Illustrationen und das Handwerk, diese auch an die Wand zu bringen und nicht nur im Buch zu belassen. Ich war davon schon in sehr jungen Jahren begeistert, hing ständig an der Kutte meines Lehrmeisters, selbst als ich fast noch zu jung gewesen war, den Pinsel schwingen zu können. Wäre ich nicht in einem Kloster gross geworden, dann hätten mich vielleicht andere Kainiten entdeckt und ich wäre womöglich nun vom Clan der Rose oder...." Er zuckt mit den Schultern.
"Aber die Mönche hatten mich als ein Geschenk Gottes gesehen, ein kleines Findelkind vor ihren Toren. Also war es wohl Bestimmung, dass es ausgerechnet eines unserer Kloster war...des Clans des Todes."

"Ich bin als Benediktiner erzogen worden, jedoch ... er brach ab und schüttelte mit dem Kopf. "Auch als Kainit versuche ich mich stets an die Lehren meines Ordens zu halten."

Er setzte ab, machte eine Pause.
"Für mich waren solche Dinge nie selbstverständlich. Die Farben waren mir immer sehr wichtig und die Erinnerungen sind noch so frisch, als könnte ich den Tag sehen. Das Meer konnte ich nur sehen, wenn ich reisen durfte. Ich sah es als Kind nie und auch nicht als Erwachsener. Nur Erzählungen von fahrenden Händlern liessen mich das Meer in verschiedenen, wunderbar blauen Farben erahnen und ich male es nicht aus der Erinnerung, sondern aus meiner reinen Vorstellung. Nun habe ich das Meer vor Augen und ich stelle es mir trotzdem so vor, wie es mir als Mensch beschrieben worden war. Hügel, Pflanzen, ein paar Tiere, die Sonne und auch Menschen, Besucher...wenn auch wenige, habe ich gerne studiert. Ich zeichnete Holztafeln damit voll, oder bemalte ein paar Probesteine.
Wir selbst können mit der Wahl der Farben etwas wunderschönes gestalten...Erinnerungen mögen verblassen oder nachdunkeln, doch was wir festhalten mit unseren Farben und Tinten, das hat Bestand."


Er reicht ihr eines seiner neueren Werke, ein Buch, bei dem er sich viel Mühe gegeben hatte und welches Luciano gebunden hatte. Die Pergamente wiesen Zeichnungen von Pflanzen auf, alle so, wie man sie in der Natur vorfinden würden, teils mit sehr schönen, leuchtenden Farben, aber auch nicht zu knallig. Er hatte die Kräuter Italiens festgehalten und Notizen dazu hinterlassen. Es war der Name vermerkt und was man mit ihnen womöglich alles heilen oder bewirken konnte, wo sie zu finden waren und welche Eigenschaften sie ausmachten, um sie zu erkennen.
"Dieses ist vor einer kleinen Weile erst fertig geworden, ein persönliches Werk, aber ich zeige euch dies gern. Pflanzen, die ich einst doch sehr schätzte, vor allem für die Forschung, sind nun in meiner Nähe zu vergänglich. Ich benötige Hilfe beim Erstellen eines solchen Buches. Luciano hilft mir dabei nicht nur beim Binden, sondern auch beim Halten und Drehen der Kräuter und beim Abpassen, wenn es an der Zeit ist, die Arbeit zu beenden, ehe alles zerfällt oder gefriert. Ich versuche also alles festzuhalten, was ich finde, um für Später nicht nur aus Erinnerungen schöpfen zu müssen. Ich arbeite daran, seit ich hier her gekommen bin, eigentlich sogar schon etwas länger. Ich brachte einige schon gezeichnete Pergamente mit mir. Es ist ein langwieriger Prozess von mehreren Jahren, der darin steckt und es gab leider auch einige Fehlschläge dabei, wie zum Beispiel eine wohlwerte Liktorin, die leider noch nicht sehr viel vom Anklopfen zu verstehen scheint..."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
La Vedova
Kappadozianer
Beiträge: 1271
Registriert: Do 1. Sep 2016, 09:39

Re: [1014] Heut lad ich ein, wertes Schwesterlein (Galeno, Seinfrieda)

Beitrag von La Vedova »

Fasziniert griff Seinfreda nach dem Buch der Pflanzen. "Herbologie...", seufzte Seinfreda, sich schon in die Zeilen und Bilder vertiefend. Es war beinahe, als sänke sie hinein in das Pergament.
"Die Pflanzen zerfallen in Eurer Gegenwart...?", fragte sie nach, jedoch ohne ihren Blick von dem Buch abzuwenden. "Wie spannend, diese hier ist besonders hübsch geraten! Ja, ein Heilkraut, ganz recht...übrigens nicht nur als Sud, sondern auch in Wickeln. Oh! Ja, die Beeren, damit muss man vorsichtig sein, aber eine hübsche Farbe ergeben sie...Und diese hier! Prächtig leutende Blüten..und ein betörender Duft..."Es verging einige Zeit, in der sie so vor sich hin murmelte und vorsichtig durch das Büchlein blätterte, bis ihr wohl klar wurde, was er gerade gesagt hatte.
Ungläubig sah sie von den Seiten auf "Habt Ihr gerade gesagt, sie gefrieren!?"
Gesperrt

Zurück zu „1014“