[1015] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

[Januar '19]
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Seresa
Brujah
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Re: [1012] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

Beitrag von Seresa »

Der Hirte hatte sich - je weiter sie sich dem Haus der Salubri näherten - mehr und mehr von der Hauptgruppe um Alain mit Sousanna und Toma zurückfallen lassen, bis er schließlich neben dem schwarzgekleideten Krieger lief. Er duckte sich unter der Last auf dessen Rücken hindurch und ging einige Momente schweigend einen Schritt hinter ihm. Ob sie miteinander sprachen war nicht erkennbar, denn die Kapuze verbarg weiter das Gesicht der ungewöhnlichen Erscheinung und die freudigen Gespräche, welche Alain führte durchzogen die Nacht. Womöglich hatte die ungewöhnliche Gestalt auch einzig einige private Momente nahe des starken Kämpfers verweilen wollen, denn nur kurz darauf trennte sich dieser erneut schweigend von ihm.

Der kleine Hirte selbst schloss von Ajax aus zu der Gruppe auf, wandte ihren Gang jedoch einem Schatten seitlich der Prozession zu. Offenkundig wollte sie nicht direkt gesehen werden, als sich die Gefolgschaft weiter auf dem Weg in Richtung Amalia begab. Womöglich war es auch sein verborgener und paranoidartiger Instinkt vor Wölfen, welcher sich bei ihm gemeldet hatte und er wollte sich aus einer sicheren Position heraus einige Momente ungestört in der Umgebung umblicken können, nur um sicher zu stellen, dass sich sein Schutzbefohlenes in keiner direkten Gefahr befand.

So blieb der Hirte auf dem weiteren Gang ungesehen und unbeachtet der Gruppe und Jener, welche sie am Ort der Reise erwarten würden, war die Zeit Alains für ihn ohnehin knapp bemessen. Etwas, was er durchaus verstand, respektierte und ihm in keinster Weise verübelte. So blieb ihm selbst mehr Zeit dafür achtsam der Dinge zu sein, welche um sie herum geschehen könnten.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
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Amalia
Salubri
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Re: [1012] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

Beitrag von Amalia »

Der durchaus uneingeladene und unerwünschte Mob näherte sich langsam dem Haus der Salubri, welches zwischen Luccoli und Genua lag. Der Ort lag ein Stück weit außerhalb, dort wo die sanften Hügel das Land formen. Die Landschaft glich dem flache, Busen eines Mädchens, welches langsam zur Frau wird und in einem einsamen Waldstück lag das Anwesen der ehemaligen Blutjägerin. Unweit des Häuserrings war ein kleiner See zu erspähen … der dunkle Spiegel lag still in der Ferne und der Mond spiegelte sich und erhellte das Land.

Das Haupthaus konnte man, wenn man Amalia kannte, durchaus als passend bezeichnen. Es wurde einst im römischen Stil gebaut und war eine angenehm rustikale Kombination aus Schlichtheit und Prunk. Zur rechten und linken des Hauses fanden sich drei weitere Häuser zwei davon waren einst offenbar Ställe und das letzte war ein Gesindehaus. Alles in allem war es ein unberührtes Fleckchen Erde auf welchem die Liktorin endlich ihre Ruhe haben konnte … gäbe es da nicht lästige Tzimisce die 6 Jahre nach einer Unterredung immer noch am weinen waren … traumatisiert, wie ein Kind, welches zu früh die Unschuld verlor.

Am Eingang stand bereits die hochgewachsene Gestalt der Liktorin welche dieses Mal praktische Kleidung dem üblichen Kleid vorzog. So trug sie nichts außer ihrer Hose, ihrer Fußbekleidung und einer ledernen Schürze, welche am nackten, vernarbten Rücken zusammengebunden war. Zu ihrer Seite saßen zwei erschreckende Bestien … Kampfhunde, welche jedoch deutlich größer waren als ihre üblichen Artgenossen. Sie sprach gerade mit einem dicken Mönch und einem Mann, welcher mit einer großen Axt bewaffnet war.

Der Söldner blickte in die Ferne und zeigte schließlich auf den Haufen, der sich da näherte und als Amalia seinem Finger folgte zeichnete ihr Gesicht ein überraschtes, wenn auch erschreckend hämisches Grinsen. Ihre Gestalt war einmal mehr angsteinflößend, eine Angst, welche zumindest die primitiven Geister der Menschen zum Stocken brachte. Mit diesem Berg aus Muskeln wollte man sich nicht anlegen, schon gar nicht bei dem kalten Blick und den zahlreichen Narben.
"Ich kann deine Angst fühlen Mensch. Sie ist spürbar gegenwärtig. Ich kann mit den Fingern darüberstreichen und ihr krankes Aroma schmecken. Ist dieses Entsetzen Nährboden für Hass, dann lass mich daran laben und dich dabei völlig auslöschen."
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Alain le Beau
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Re: [1012] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

Beitrag von Alain le Beau »

Während Alains Mund fröhlich weiterschwatzt, gleiten seine Augen über die Landschaft, studieren jedes Details. Ein aufmerksamer Beobachter kann feststellen, dass er Daumen und Zeigefinger der rechten Hand immer wieder aneinander reibt. Schließlich, als Amalia sichtbar wird, setzt er sich - das kurz eingeholte Einverständnis der Ranghöheren vorausgesetzt - von der Gruppe ab und tritt auf die Versehrte und ihre Hunde zu. Sein Mund ist eng zusammengepresst und insgesamt steht ein Ausdruck der Abscheu auf seinen Zügen.

"Wohlwerte Amalia", sagt er und neigt den Kopf, gerade so, dass es angemessen ist. "Ich habe eure Vorladung erhalten und bin alsbald es möglich war vor euch erschienen. Da mir die Natur der besagten Anklagen nicht deutlich wurde, habe ich mich mit anderen Kainskindern darüber unterhalten." Er macht eine umfassende Geste in Richtung der Reisegesellschaft. "Einige von ihnen waren so freundlich, mich heute hierher zu begleiten, um - wenn nötig - Zeugnis für meinen Charakter abzulegen. Ich denke, eine Vorstellung besagter Zeugen erübrigt sich, aber das überlasse ich euch."

Er zwingt ein Lächeln auf sein Gesicht. "Wenn ihr eure Begrüßungen hinter euch gebracht habt, stehe ich euch gerne zur Verfügung. Ich habe zudem den wohlwerten Ajax gebeten, mich zu begleiten, da ich an seinem..." Die Betonung ist unüberhörbar "...Verhalten als Liktor keinen Fehl gefunden habe." Das Lächeln erreicht seine Augen nicht. Sie bleiben kalt und direkt auf Amalias Gesicht gerichtet.
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Amalia
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Re: [1012] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

Beitrag von Amalia »

Als Amalia den Blick wieder über die bunte Meute gleiten ließ blickte sie überraschend amüsiert drein. Sie blickte in die Runde und lächelte sanft.

“Nun … ursprünglich wollte ich meinen Todestag im nächsten Jahr feiern werte Geschwister … ihr überrascht mich … zumindest zum Teil … doch … Scheinbar habe ich unserem Alain doch mehr Angst gemacht als gedacht … schließlich weint er sich ja immer noch bei jedem Kainiten aus.“

Sie blickte zu Alain und das Lächeln wurde zu einer leicht bedauerlichen Miene.

“Doch so leid es mir tut … mein Platz ist beschränkt … ich werde nicht jeden von euch aufnehmen können … doch seid versichert … euch ehrt es, dass ihr eurem … „Freund“ beistehen möchtet … doch ich bin mir sicher, wenn man euch angekündigt hätte wäre uns diese Blamage erspart geblieben. Ich nehme an ein Teil von euch kam, aus Sorge … doch diese ist unbegründet, würde ich immer noch, so wie Alain, an einer Sache rum nagen die in meinen Augen verjährt ist … hätte ich ihn nicht eingeladen, um ihn zu vernichten … und schon gar nicht, hätte ich damit sechs Jahre lang gewartet.“

Nun blickte sie einen jeden an und jeder bekam die Begrüßung, die ihm zustand … es fiel jedoch auf, dass, als Amalia zu Sousanna blickte, der Blick kälter war als sonst … die Freundschaft war zerbrochen. Dann blickte sie wieder zu Alain und ihr Lächeln wurde etwas breiter als sie die Stimme erhob.

“Ihr möchtet also eure Anklagen hören Alain? Nun gut … wie ich euch bereits vor vielen Jahren sagte werde ich euch nur zur Brust nehmen, sollte mir zu Ohren kommen, dass ihr gegen die Traditionen agiert … wäre nun also niemand zu mir gekommen und hätte euch persönlich angeklagt, wären wir alle nicht hier … denn, ihr könnt euch sicher sein … ich habe Wichtigereres zu tun, als mich mit euch rumzuschlagen …“

Sie klatschte in die Hände und zog ein Wachstäfelchen aus der Tasche ihrer Schürze.

“Ihr werdet angeklagt euch unerlaubt in der Stadt genährt zu haben, ihr werdet beschuldigt … vor Zeugen, gedroht zu haben, die Herde ihrer Majestät zu verführen, um diese dann zu töten, mit der Absicht sie in die Hölle zu führen … im gleichen Verfahren, werdet ihr von eben jenem Zeugen beschuldigt mit dem Pack, welches sich Baali nennt, gemeinsame Sache zu machen … und zu guter Letzt werdet ihr angeklagt, die Stille mehrfach gebrochen zu haben, was dazu führte, dass wir nun in unserer Stadt Lynchmobs haben, die gezielt Jagd auf Rothaarige machen … zu jedem Punkt werdet ihr nun ausgiebig befragt werden.“

Ihr Lächeln wurde nun noch breiter, als sie sich wieder zu den Ungebetenen Gästen wendete.

“Nun … aufgrund des geringen Platzes können, wie ich bereits gesagt habe, nicht alle von euch bei der Befragung dabei sein … Jegliche Menschen werden vor der Tür warten, dem werten Ilario ist es gestattet, sollte er kein Vertrauen in den werten Titus, den werten Ajax und mich haben, eine Wache mit zu nehmen.“

Sie blickte zu Toma und neigte noch einmal respektvoll das Haupt, nun zierte ehrliches Bedauern ihr halbenstelltes Antlitz.

“Werter Toma, es ehrt euch, dass ihr Loyal zu eurem Bruder steht, doch leider muss ich euch mitteilen, dass euer Bruder so viele Leute mitgebracht hat, dass es mir schwer euch noch unterzubekommen … ich hoffe, ihr versteht mich nicht falsch, doch … leider könnt ihr bei der Befragung nicht anwesend sein … wie ich bereits erwähnte … hätte ich gewusst, dass so viele kommen, hätte ich einen anderen Treffplatz vorgeschlagen.“

Ihr Blick traf Galeno, Titus, Ajax und Ilario wieder wurde jedem respektvoll zugenickt und auch jedem von ihnen wurde Einlass gewährt, ihr Blick ruhte nun wieder auf Sousanna.

“Auch ihr könnt eintreten … es gibt Dinge, die es zu besprechen gilt … schließlich fragen sich langsam unsere Freunde … wofür sie euch eigentlich bezahlen.“

Natürlich wurde auch Alain eintritt gewährt und die Türen verschlossen sich ehe sich Amalia an die übrigen Gäste wendete.

“Sousanna, Ilario, Ajax … ich würde euch bitten mir zu folgen … ich möchte vor der Befragung ein paar Worte mit euch wechseln … Titus … Galeno … wenn es euch nichts ausmachen würde, würde ich euch bitten Alain schon einmal in den Keller zu begleiten, Dario wird euch führen, ich werde bald mit den Übrigen dazustoßen.“

Sie wirkte freundlich und sofern die drei Erstgenannten folgen würden, würde Amalia sie in ihr Schlafzimmer führen, jenem Ort, an dem sie meistens ihre Gäste empfing.

Das Innere des Hauses passte umso mehr zu Amalias rustikaler Schlichtheit, es war nicht schäbig und erst recht nicht hässlich … es hatte eine Gemütlichkeit an sich … es wirkte wie ein Zuhause, auch wenn es weitaus weniger prunkvoll war, als man von einem Hohen Clan erwarten würde.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1012] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Die Anklage war teilweise absurd...die Menschen in die Hölle führen? Und was waren Baali?
Aber er sagt nichts dazu. Das war im Moment nicht sein Problem, doch wie sie ihn behandelte....Ihn hier zurückließ mit den Guhlen. Als einzigen!
Auch wenn Seresa wohl noch irgendwo war, war sie im Moment nicht Teil des Geschehens.

„Ihr hättet einen neutralen Treffpunkt vorschlagen können, dann wären womöglich auch nicht so viele gekommen.“ antwortete Toma kalt, bevor Amalia im Haus verschwinden konnte und blickte zu den anderen Kainiten, die alle hineingelassen wurden.
„Wahrlich bedauerlich, dass eure große Villa keinen Raum für uns alle besitzt.“ sprach er zynisch weiter und blickte sie abschätzig an.
„Vielleicht könnte ja euer Guhl draußen warten? Er nimmt immerhin gleich Platz für Zwei ein.“
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Alain le Beau
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Re: [1012] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

Beitrag von Alain le Beau »

"In der Tat", sagt Alain, kalt lächelnd. "Scheinbar habt ihr mir Angst gemacht. Anscheinend seid ihr in der Nutzung dieser wundervollen Sprache ebenso bewandert, wie in der Kenntnis des Rechts." Er weist auf Toma. "Der wohlwerte Toma Ianos Navodeanu ist hier als mein Charakterzeuge und nicht als irgendein Zuschauer, dem ihr ein Spektakel zu bieten habt. Es ist weder seine noch meine Schuld, dass ihr nicht in der Lage seid, eine Anklage im angemessenen Rahmen vorzubringen. Dasselbe gilt für Sousanna."

Auf die Vorwürfe geht er nicht ein, auch wenn die Verachtung in seinem Blick nur noch zunimmt, als Amalia von der Hölle spricht. Er blickt zu Titus und Galeno und die Anwesenden können ahnen, wie er Amalias Duktus imitiert, als er fortfährt: "Wohlwerter Titus... wohlwerter Galeno... verzeiht mir, wenn ich euch verstimme... aber ich habe nicht all diese Zeugen geladen, um dann von ihnen getrennt zu werden... da die wohlwerte Liktorin offenbar die Anwesenheit des wohlwerten Toma nicht für ihr Vorgespräch benötigt... möchte ich an die anwesenden und fähigen Vertreter der höchst verehrten Aurore appelieren..." Er blickt zu Ilario und Ajax, sein Tonfall nun wieder sehr formell und angemessen: "Wohlwerte Amtsträger, mit eurer Erlaubnis werde ich nicht alleine in diesen ominösen Keller hinabsteigen. Wir alle wissen, was unter sechs Augen geschehen kann, vor allem, wenn vier dieser Augen so wohlwollend auf die Anklägerin und so kritisch auf den Angeklagten blicken."

Respektvoll neigt er das Haupt. "Ich bitte also darum, dass Toma ebenfalls das Vergnügen genießen darf, diesen Keller zu bewundern." Dann sieht er sich um. "Und wenn mein guter Hirte wieder auftaucht, dieser ebenso. Schließlich ist er keinesfalls einer der Sterblichen."
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Amalia
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Re: [1012] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

Beitrag von Amalia »

Amalia lächelte breit als sie noch in der Bewegung anhielt und sich mit einem höflichen Knicks umdrehte.

“Werter Toma, natürlich würde mein Ghul draußen warten, er soll ja nur den Weg weißen, nicht an der Befragung teilnehmen … ein neutraler Treffpunkt … gewiss hätte ich dies vorschlagen können, doch wer weiß welch ungebetene Gäste dann zuhören würden, vermutlich auch noch ohne unser aller Wissen … und so oft wie unser Lieber Alain nun schon Kinder der Nacht in die Raserei lenkte … hielt ich es für klüger einen Ort zu wählen über den sich dann nicht wieder die ganze Zeit das Maul zerrissen wird. Wir hätten natürlich auch die Arena nehmen können, doch habe ich schon lange nichts mehr von unserem verehrten Blutvogt gehört … die Therme erschien mir ein wenig unangemessen und die Martinsfeste …“

Ihr Blick traf Titus ehe sie zu Alain sah und das Lächeln noch eine Spur breiter wurde.

“… Ist in meinen Augen erst recht nicht Neutral“

Sie lauschte nun den Worten des Angeklagten ehe sie mit mitleidiger Miene zu Toma blickte.

“Nun werter Toma, werter Alain … ursprünglich war es mein Plan andere Kainiten zum Angeklagten später zu befragen … so wären uns Peinlichkeiten erspart geblieben … doch ihr habt recht. Ich habe noch ein wenig Platz in meinem bescheidenen Haus … in der Vorratskammer ist noch genügend Platz … leider stinkt es ein wenig nach Schinken und Fisch … doch wenn es euch nicht stört und wenn euer Bruder darauf besteht, so kann ich euch diesen Platz anbieten.“

Ihre Miene wurde hier und da noch ein wenig heller.

“So so … man kann es sich also leisten bei der werten Harpyie die Anreden wegzulassen? Interessant … und dann nennt man jemanden, der nicht einmal ein Amt innehat wohlwert? Gewagt … sehr gewagt … doch wenn es euch gefällt … wer bin ich über Etikette zu richten … jedenfalls scheint ihr der Meinung zu sein, dass die werte Geißel nicht fähig ist? Oder warum richtet ihr euren Blick nur auf den werten Ilario und den werten Ajax. Habt ihr etwa Angst vor einem mageren Mönch und einem Mann, welcher mir alles andere als wohlwollend gesinnt ist? Vertraut mir lange Jahre arbeite ich schon in diesem Bereich … vermutlich länger als ihr existiert … und Angst ist immer eine Form der Schuld … warum fürchtet ihr die Befragung, wenn ihr doch gar nichts zu befürchten habt, warum weigert ihr euch mitzuarbeiten, wenn es doch euer Ruf ist, welcher hier auf dem Spiel steht? Glaubt ihr ernsthaft ich würde euch nach all den Jahren noch zürnen? Würde mir freiwillig eine solch schöne Nacht durch solch ein langweiliges Prozedere zur Nichte machen wollen?“

Sie kicherte vergnügt blickte sich um.

“Nun … ihr könntet ja euren Hirten vorstellen … wenn er euch so wichtig ist … doch seit euch versichert, ich bin nicht der Kläger … ich bin vielmehr die Person die versucht rauszufinden, was an der Anklage dran ist … der Kläger kam zu mir und hat euch angeklagt Alain, wenn es nach mir ginge könntet ihr weiter umherziehen, Huren ficken und der Unsterblichkeit fröhnen … solange ihr mich damit nicht behelligt und die Stille nicht gefährdet.“

Ihr Lächeln wurde noch breiter doch ihre Augen sprachen von Ehrlichkeit … war ihr dieser Drache und sein langweiliges Gezeter nach all den Jahren egal geworden?
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Nubis
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Re: [1012] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

Beitrag von Nubis »

Galeno hatte die Ankunft der ganzen Kainiten beobachtet und recht grosse Augen gemacht. So viele waren erschienen, obwohl Amalia nur etwas von Alain gesagt hatte. Darauf war er gar nicht vorbereitet gewesen. Allerdings hatte er auch nicht gewusst, wie sie ihn vorgeladen hatte und dass Alain scheinbar so viele Freunde...oder zumindest bekannte in der Stadt hatte, die ihn unterstützen wollen würden?
Er wirkte nachdenklich und musterte die Ankömmlinge genauer, viele mit Ämtern waren da, viele, mit denen er selbst auch bisher ganz gut klar kam und bei denen er es durchaus interessant fand, wie sich dies hier entwickeln würde.

Dann sprach Amalia und je mehr sie sprach, umso zweifelnder fiel sein Blick auf sie. So, wie sie gerade mit einigen sprach, vor allem dem wohlwerten Toma, wie sie ihn ausklammerte und dann später die Vorratskammer anbot...
Er schüttelte leicht enttäuscht den Kopf, kaum merklich, aber wer es genau beobachtete, würde es erkennen.
Sie agierte nicht gerade klug. Dafür benötigte man noch nicht einmal politische Kenntnisse, um dies festzustellen. Aber Alain war da nicht anders. Auch er provozierte fleissig mit und der wohlwerte Toma liss sich das Ganze auch nicht gefallen.

Doch war Galeno Alain noch eine kleine Antwort schuldig, denn schliesslich hatte dieser ihn angesprochen. Er hob eine Braue und betrachtete ihn kurz ernst, dann schenkte er ihm ein Lächeln, welches allerdings nicht ganz offenherzig wirkte und auch nicht so wirken sollte, sondern ein Lächeln zum bösen Spiel darstellte.

"Werter Alain, ich stehe in keinem Fall auf gleicher Stufe mit den wohlwerten Amtsträgern und würde es auch schätzen, nicht auf diese Ebene scherzeshalber angehoben zu werden."
Er bedachte alle Amtsträger mit einem grüssenden tiefen Nicken, da er sie zumindest heute auch noch nicht gegrüsst hatte.
"Zudem ... und ich spreche nur für mich, denn nur dies steht mir zu, hege ich weder irgendwelchen Groll gegen euch, noch blicke ich besonders wohlwollend auf die wohlwerte Liktorin. Ich bin gebeten worden, dem als neutraler Beobachter beizuwohnen, der auch um euer Wohlergehen während dieser Befragung Sorge tragen wird. Mir liegt es fern, euch etwas anzutun und dies habe ich euch schon in einem anderen Gespräch versucht zu verdeutlichen. Es liegt fern meiner Überzeugung."

Er sah zu Amalia und runzelte etwas die Stirn.
"Wohlwerte Liktorin Amalia, ich denke, es ist nicht ratsam, den wohlwerten Herold nicht daran Teil haben zu lassen. Wenn der werte Alain einen Beistand und etwas Sicherheit möchte, so bin zumindest ich nicht dagegen, sie ihm zu gewähren. Somit hätten wir einen ehrbaren Zeugen, nebst meinem wohlwerten Bruder im Blute, der bezeugen kann, dass dem werten Alain in eurer aller Abwesenheit kein Haar gekrümmt wird.
Dies als Vorschlag zur Güte, um dies hier nicht all zu sehr eskalieren zu lassen."


Er lächelte sie freundlich an und wirkte recht demütig gegenüber der Liktorin, die seiner Meinung nach, wie alle Amtsträger eben höher gestellt war und der er nur einen Rat geben wollte.
"Schliesslich möchtet ihr sicherlich fortfahren wollen und dies hier so schnell, als möglich beenden. Die Nächte sind kurz..."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Ilario
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Re: [1012] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

Beitrag von Ilario »

Während die bewaffneten Schatten nach wie vor in militärisch anmutender Disziplin Formation wahrten trat Ilario einen Schritt vor und lauschte mit regungsloser Miene dem Geplänkel zwischen Amalia und Alain. In der Nacht, unter der Kapuze kaum auszumachen, verdüsterte sich sein Ausdruck je mehr er von dieser Farce hörte. Nicht, dass er Alain besonders traute aber Amalias Vorgehensweise war in seinen Augen von Anfang an ungeschickt gewesen. Einiges bedurfte der Klärung. Nachdem nun auch Worte zwischen Herold und Liktorin hin und her geflogen waren, erhob nun auch Ilario die Stimme. Nicht besonders leise, aber auch nicht laut, würde man eigenes Reden unterlassen und zuhören müssen. „Schwere Vorwürfe werte Amalia, wenn ihr gestattet… Betreffend derer um die Gefährdung der Stille täte Aufklärung gut. Auch falls die Gerüchte um den oder die Rothaarigen bewusst von jemand anderem gestreut wurden. Inwiefern hier tatsächlich die Stille gefährdet ist bliebe zu erläutern. Außerdem würde mich interessieren ob die Liktoren, so eine Gefährdung vorliegt, diese unter Kontrolle gebracht haben.
Was nun die Behauptung angeht, der werte Alain habe die Herde ihrer höchstverehrten Majestät bedroht, präzisiere ich: Er bedrohte die Waisenkinder wie mir zugetragen wurde. Diese stehen unter meiner Obhut und ich versichere euch, dass der werte Alain ihnen kein Leid antat und dies auch nicht vorhat. Worte sind keine Taten. In dieser Sache.
Des Weiteren würde mich präzise interessieren, wann und wo der werte Alain innerhalb der Stadtmauern gejagt haben soll. Eine belanglose Anklage würde unseren höchstverehrten Prinzen sehr verstimmen.“
Auch der Kastellan selbst wirkte besonders ob dieser Anklage verstimmt, als würden er und auch seine Herrin durch diese Anklage um etwas beraubt.

„Die Anklage bezüglich einer Verbindung zu den gemeinhin als Baali bekannten Dämonenknechten wiegt besonders schwer. Liegen diesbezüglich Beweise oder Hinweise irgendeiner Art vor werter Titus?“ Wandte er sich mit respektvollem Nicken an die Geißel. Sie hatten gemeinsam gegen einen solchen Baali gekämpft. Titus Meinung in dieser Sache maß Ilario Bedeutung bei.
Amalias gönnerhaften Gestatten einer Wache wurde keine Regung oder Äußerung zuteil, ob seine Schatten hier bleiben oder ihn begleiten würden, auch in welcher Zahl, blieb offen. Ein Wandler auf der Via Regalis würde aber nicht vergessen.

„Im Übrigen hoffe ich zu erfahren, ganz abgesehen davon wer dieser ominöse Ankläger sein soll, wie es sein kann, dass Anklagen erhoben werden ohne vor unseren höchstverehrten Prinzen gebracht zu werden. Auch den verehrten Blutvogt sehe ich hier nicht.“ So viel hätte man vorher klären können, so viel Unmut und Ärger hätten vermieden werden können… Wenn man sich nur die Mühe gemacht hätte. Doch das Kind war nun in den Brunnen gefallen. „Nun gut, ich hoffe ihr könnt diese Fragen klären. Der werte Alain muss keineswegs allein in den Keller gehen, so wie er überhaupt nicht dort hinunter gehen muss sondern kann. Weshalb überhaupt der Keller, wo der Raum doch derart begrenzt ist?“ Der Lasombra konnte sich die Antwort lebhaft vorstellen, dennoch wollte es hören.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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Toma Ianos Navodeanu
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Registriert: Mo 3. Okt 2016, 12:41

Re: [1012] Sündengesang [Alain, Titus, Amalia]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Mit festen Schritten stapfte Toma während Ilario noch sprach auf die Salubri zu, die Hände zu Fäusten geballt, die Zähne leicht gebleckt und ein deutlich hörbares tierisches Knurren von sich gebend.
Irgendwo in seinem Hinterkopf dachte er noch dass das keine gute Idee war, aber er konnte sich das nicht gefallen lassen. Die Vorratskammer! Abgeschoben und lächerlich gemacht…Er stand nicht niedriger als sie. Was sie sich einbildete…



[sollte jemand dazwischen gehen wollen, selbst oder per Guhl, bitte PN an mich]
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