[1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

[Januar '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Livia
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[1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

Beitrag von Livia »

Genuas Hafen war einer ihrer faszinierndsten Teile, dreckig, ohne jegliche Schönheit in der Nacht... nicht einmal die Schiffe konnten wirklich beeindrucken.
Nur Sousannas grässlich schöne schwimmende Festung...
Aber dennoch war hier Leben wie sonst nirgendwo.
Immer noch fasziniert und abgestoßen zugleich von jenem Schlammpfuhl tummelte sich Livia in den Schatten.

Die Setitin nahm an einem Pier auf dem Weg platz, einige vertaute Boote, ein anderes Pier und das Wasser direkt hinter sich. Keine gerade romantische Umgebung - aber sie hatten ihren Charme. Dann begann sie ein Lied aufzuspielen, ein altes, oft gehörtes Lied von den Überfahrten, den Seeleuten. Sie zupfte jede Saite ihrer Laute rasch und kunstvoll, setzte erst später mit leisem Gesang ein. Sammelte eine kleine Gruppe an Zuhörern.

Livia indess verschmolz zunehmend in ihr Saitenspiel, es floss ihr geradezu von der Hand. So jedoch hielten zumindest die wenigen Nachtschwärmer und Arbeiter der Umgebung an und lauschten dem stillen aber lebhaften Gesang von Freiheit, Stärke und Hoffnung... einem Traum, weitab für Genua. Unendlich weit. Aber in jedem Menschen stark und ihn stärken, in jedem Notleidenden, in Jedem...

"Wir sind frei
Frei wie der Wind
Wir sind frei
Wir sind wer wir sind
Wir sind stolz ohne Scheu
Unzertrennlich und treu
Ja wir sind frei
Wie der Wind

Ohne Grenzen ohne Mauern ans Ende dieser Welt
Komm mit auf große Fahrt
Kein Sturm zerstört die Bande die uns zusammen hält
Komm mit auf große Fahrt
Wirst du heut' mit uns gehen dann wirst du es verstehen
Denn Freiheit ist. und Freiheit ist dein Lohn."

Alte Klänge die manch ein Kainit vor einigen Jahren womöglich schon gehört hatte, ihn einladen könnte... oder es war einfach nur eine schöne Melodie im Hafen.
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Simon
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Re: [1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

Beitrag von Simon »

Nicht weit entfernt stand ein Mann mit braunen Haaren und wirkte, als sei er gerade erst dort angelangt. Als hätte die Melodie ihn an diesen Ort gezogen, lehnte er an einer Wand und lauschte eher als das er zusah. Seine Augen waren halb geschlossen, und mit den Lippen schien er die Worte nachzusprechen, auch wenn kein Laut darüber drang.

Schließlich, als wäre ihm ein Gedanke gekommen, den er für einen kurzen Moment vergessen hatte, legte er einen Finger auf die Lippen und genoss das Schauspiel und die Klänge, die ihn wie einen Kokon einhüllten.
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Livia
Jünger des Seth
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Re: [1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

Beitrag von Livia »

Die Klänge konnten selbst normale Menschen fast einspinnen, ihre Schönheit verdickte die Luft, ließ den Hafen fast verschwimmen und verschwirren - zumindest täuschten sie über die meisten üblen Gerüche und Störgeräusche hinweg...
Doch auf manchen ein Kind der Nacht hatten die Klänge andere Wirkung...
Verzaubert und ohne eine Spur der Erschöpfung spielte die schöne Fremde am Hafen ihre Lieder, eines nach dem Anderen, sich selbst in tiefen Rausch begebend, steigernd, intensivierend...

Und wie ein Liedschlag würde eine Stunde vergehen, würden die Menschen schwinden - die zwar angetan, doch von ihrem Qualvollen Alltag gehetzt waren - wären nur noch wenige hier.
Der Toreador?

Livia kannte niemanden der verbleibenden, doch als sie die Augen wieder öffnete, zufrieden... nein, befriedigt lächelte... glitt ihr Blick über die Verbleibenden.


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Simon
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Re: [1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

Beitrag von Simon »

Er war mehr als angetan.

Es schien, als wäre sein ganzes Sein auf die Sängerin gerichtet, als könnte er immer noch ihre Stimme in den Tiefen seiner Seele spüren. Wie gebannt steht er da, die rehbraunen Augen auf die Quelle der Schönheit gerichtet, und es scheint, als könnte ihn nichts in der Welt mehr berühren als das ...

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Selbstbeherrschung 4 gegen "Bann der Schönheit"
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Nubis
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Re: [1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

Beitrag von Nubis »

Ein junger Mönch hatte sich relativ nah und dennoch abseits gesetzt, nahe eines Fackelscheins, aber auch nicht zu nahe am Feuer. Neben ihm stand ein weiterer Mönch, welcher das Geschehen mehr zu beobachten schien, als sein kleinerer, jünger wirkender Bruder, welcher immer mal wieder kurz aufsah, das Gesicht durch die Kapuze verdeckt und sich dann wieder mit dem Griffel dran machte, eine Wachstafel in seinen Händen zu bekritzeln.

Der grössere der Beiden schien durchaus von dem Gesang fasziniert zu sein und blickte etwas verträumt zur Sängerin. Auch wenn er sie von einigen Begegnungen her schon kannte, so war ihm nicht klar, dass sie eine solche Schönheit im Gesang fertig bringen würde. Ein zufriedenes Lächeln umspielten seine Lippen und etwas Röte schoss tatsächlich in seine Wangen.

Der Kleinere wirkte eher unbeeindruckt.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Angelique
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Re: [1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

Beitrag von Angelique »

Irgendwann, kaum merklich, stahl sich ein Echo in den Gesang. Ein helles Kinderstimmchen, das einsetzte, wenn die Strophe bereits von Livia gesungen wurde.

Es musste diese völlig neue Art des Gesanges sein, die in der Provence Fuga genannt wurde und seltsam passend und schräg zugleich war.

Und schließlich schälte sich die Quelle des Gesangs aus der Dunkelheit. Ein Kind in Pilgerkluft. Die Gerüchte von der Dämonin in Kindsgestalt waren inzwischen Staub mit den meisten Lästerern, die sie vor langer Zeit gesprochen hatten. Angelique trat nun häufiger wieder in ihrer alten Lieblingsverkleidung auf.

Gesang: 3 Erfolge
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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Simon
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Re: [1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

Beitrag von Simon »

Simon schaffte es, die Augen von der Hauptattraktion abzuwenden und stattdessen auf das Kind zu richten. Er kannte diese Stimme und dieses Gesicht. Sein erster Impuls war es, auf sie zuzugehen, doch hielt ihn etwas davon ab. Er schüttelte den Kopf und biss sich auf die Lippen.

Was hätte er schon sagen können?
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Livia
Jünger des Seth
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Re: [1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

Beitrag von Livia »

Livias Augen waren über die verbleibenden gewandert... sie waren rasch an dem Toreador hängen geblieben... sie hatten sich geweitet, sie konnte die Leidenschaft sehen, spüren, fühlen... sie konnte das Verlangen und die Paralyse sehen, spüren fühlen... ohh... ein Augenblick, der ihr so lange verwehrt blieb.
Schaudernd fixierte sie den Mann, die Augen kurz geweitet, dann lange zusammengeschlossen, ehe sie langsam wieder offen waren... Als sei sie dem Höhepunkt selbst kaum haarscharf entgangen.

Doch als sie Ausatmete und der Zauber des Augenblickes verflog, nahm sie die andere Stimme wahr... den Nachhall... Und wahre, oder besser blutige, Liebe schoss in ihren Geist. Ein warmes Lächeln richtete sich auf Angelique, einladend winkte die Sängerin beiden zu...
Dem erstarrten Fremden und dem zaubernden Kind, jedes bekam die Geste einer Hand, zu ihr zu kommen...

Livia fixierte gar ihre Gefühle, sie wusste doch, wie es gehen müsste... sie hatten den Bund zu Angelique... sie konzentrierte sich, manifestierte etwas ihrer Kraft in ihrem Geiste, erblühte angeregt...
Hatte es geklappt? Wer wusste das schon.
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Simon
Toreador
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Registriert: Sa 1. Sep 2018, 17:36

Re: [1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

Beitrag von Simon »

Nach kurzem Zögern löste er sich aus den Schatten, als gehörte er dort nicht mehr hin. Seine Schritte waren langsam. Was ihn umgab, war eine seltsam stille Aura, ein Schweigen, das nicht selbstauferlegt schien. In seinen Augen lag eine tiefe Sorge - wie eine längst vergrabene Erinnerung. Das Gesicht zeigte seltsame Furchen, die Haare graue Strähnen. Man erkannte den Menschen, der schon zu viel gesehen hatte.

Schließlich wurden seine Schritte fester und hielten auf Angelique zu. Er wollte etwas sagen, doch kein Ton kam aus seiner Kehle, nur seine Lippen formten ein Wort, das niemals gehört werden würde: Cherubina.

Er streckte die Hand aus, um die Kleine an der Schulter zu berühren ...
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Mareno
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Re: [1015] Die Stimme der Freiheit [Simon, offen]

Beitrag von Mareno »

In der Zuschauermenge fand sich auch eine Besatzungsmitglied des fränkischen Rundschiffs Nénuphar, welches bereits seit ein paar Monaten in Genua vor Anker lag. Unverwechselbar war die rötliche Haarpracht, und die tiefgrünen Mäntel und Hemden die sie trugen, doch dieses Mitglied schien besonders, zierte doch eine silberne Windrose die Stelle auf der Brust, wo sich das Herz befand.

Aufmerksam lauschte der Franke dem Gesang der schönen Saitenzupferin, verlor sich gedanklich in den Sehnsüchten die ihre gesamte Erscheinung in ihm weckte. Mit einem sanften Lächeln, welches die Lippen umspielte schärfte Jaufret seinen begierigen Blick*, um die volle Schönheit des Augenblicks auszukosten.
Als es ihm gelang sich von dem Gesang der Sirene zu lösen**, stand sein Entschluss jedoch fest: Er würde sie sich zu Willen machen, und so eine noch viel unvergesslichere Nacht erleben, vor der selbst sein Capitano neidisch erblassen würde.

Er begann also damit seinen Plan in die Tat umzusetzen, und stimmte in den Fuga der kleinen Pilgerin mit ein***, die sich so unscheinbar in der Menge platziert hatte und zu der er sich jetzt hinbewegte. Er beabsichtigte so vielleicht für den Bruder der kleinen gehalten zu werden, und etwas Aufmerksamkeit der Schönheit zu ergattern. Es war ihm noch aus den Häfen Frankreichs bekannt, den Weg in das Bett einer Schönheit, fand er am leichtesten wenn er für einen fürsorglichen Abenteurer gehalten wurde, dessen Herz nur der Schönheit allein gehörte.

Er und alle umstehenden merkten jedoch recht schnell, das er keinerlei Talent für die Neu anmutende Gesangsart hatte, und so verstummte er recht schnell und beschränkte sich darauf seine Fürsorglichkeit durch ein freundliches Grinsen und ein fürsorgliches Schultertätscheln bei der kleinen Pilgerin auszudrücken.

*Auspex 1
**Bann der Schönheit (10+1+9) = 20= 1 Erfolg
***Charisma+Ausdruck (singen): 1d10 = (5) = 5 = 0 Erfolge
Wir sind nicht Kinder einer erlesenen Epoche,
sondern Freibeuter eines Zusammenbruchs.
Gesperrt

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