[1015] Bekannte zum Pferdestehlen [Arash]

[Livia]

Es war die vereinbarte zweite Nacht nach dem ersten Neumond des neuen Jahres, leichter Schnee tänzelte auf Genua herab - nein, nicht auf Genua - auf Pontedecimo.
In wenigen der doch vielen Häuser brannte noch Licht, einige Fackeln der verfrorenen Nachtwächter erleuchteten die Hauptstraße und mehrere Laternen machten auf ein den Stall neben dem großen steinernen Zollturm aufmerksam. Der Zollhof war direkt an der Brücke gelegen, über die bei Eis zu gehen aber gar kein Vergnügen war.
Zum Glück musste man sie nicht passieren, wenn man zum Stall wollte.

Immer wieder schaute ein Mann aus dem Stall heraus, blickte sich um, wartete.
Wartete auf Arash und Tia.

[Arash]

Zwei Gestalten, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, näherten sich dem Stall. Allerdings nicht über eine Straße, sondern aus der Wildnis heraus. Daher umgingen sie nicht nur die Zollstation, sondern auch die Hauptstraße und den Zollturm. Während Tia in dicke Felle gekleidet war, die ihre Gestalt weitestgehend verhüllte. Ihre Füße steckten in dicken Pelzstiefeln, während von ihrem Gesicht nur die Augen zu sehen waren, da ein dicker Schal um den Rest gewickelt war und eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen war.

Arash wiederum schien die Kälte deutlich weniger auszumachen. Er trug weiterhin nur abgewetzte Jagdkleidung, die zwar seinen Körper ganz bedeckte, aber ansonsten viel zu dünn für diese Jahreszeit war. Wohl als einzige Anpassung an das Wetter waren die Fellstiefel, welche er trug und welche wohl eher Kosmetischer Natur waren. Kainiten froren nicht, konnten aber durchaus einfrieren. Vielleicht versuchte er dies so zu verhindern.

Schließlich klopfte Arash an die Tür des Stalls und wartete darauf eingelassen zu werden.

[Livia]

Die Tür wurde von einem Gerüsteten geöffnet, der müde wirkende Mann leuchtete beide mit einer Laterne an - offenes Feuer war im Stall wohl Tabu... oder es geschah aus anderen Gründen.

"Ah, die Herrschaften?" Er musterte sie von oben bis unten, jap... das war der Kerl.
"Herrin, sie sind hier." Sagte er etwas lauter, und eine Nebentüre des Stalls öffnete sich. Darin war Livia zu sehen - es war wohl der Übergang ins Gesindehaus der Zollstation.
"Führ sie doch zu mir." Gab sie als Antwort und der Mann nickte.

Wenig später bat er die zwei Fremden einzutreten und ihm durch den Stall zu folgen, in dem einige ganz stattlich aussehende Kampfpferde standen und Arash misstrauisch aber ruhig musterten.
Dort wartete ein ebenso durch Laternen erhellter kleiner Speiseraum, Livia und zwei weitere Männer. Alle drei Männer sahen nach Kriegern aus, aber nicht ausschließlich.

"Werter Arash, liebe Tia, schön euch zu sehen und in meiner bescheidenen Freiherrschaft zu begrüßen." Livia lächelte gewinnend, sie wollte das schon lange Mal sagen, aber sie freute sich auch irgendwie, die zwei zu sehen.

"Ihr habt meinen kleinen Stall hier oben gesehen?
Das sind großteils die Pferde meiner Miles, diese drei hier sind meine erfahrensten Reiter und Stallmeister." Sie deutete auf die drei Menschen, ohne sie gleich beim Namen vorzustellen. "Und eines der Pferde aus diesem Stall gälte es jetzt auszuwählen...
Nur leider dulden sie mich nicht in dem Stall." Gab sie dann grinsend zu, hob die Schultern, "Mit euch scheinen sie aber weniger Probleme zu haben." Sprach sie anerkennend.

[Arash]

Arash warf beim hineingehen einen kurzen Blick auf den Gerüsteten und auf die Pferde, die trotz allem nervös in ihren Boxen aufstampften, als er an Ihnen vorbeiging. Der Gangrel und seine Ghulin folgten dem Mann bis in den kleinen Speiseraum.

Tia neigte den Kopf tief, als sie Livia ansichtig wurde, während Arash der Setitin nur zunickte. Auch, wenn er bei Livias Worten etwas die Stirn runzelte. "Es freut mich auch, euch wieder zu sehen werte Livia." Schließlich lies er den Blick weiter über die drei Männer schweifen. Schien sie einzuschätzen und zu sehen, ob sie eine Gefahr darstellen. Tia blieb neben der Tür stehen. Beide schienen aber keinerlei Waffen bei sich zu tragen.

Ein träges Blinzeln lies den Gangrel beginnen. "Die Pferde werden vor mir genauso scheuen, wie vor euch, wenn ich mich ihnen nähern würde. Aber das...lässt sich umgehen. Ihr müsst nur eines der Tiere auswählen und ich benötige etwas von eurem Blut, da es nicht direkt aus euren Adern trinken wird. Außerdem wäre ein Eimer oder eine Schale mit ausreichend Füllmenge gut."

Er wandte sich kurz in Richtung des Stalls. Morgen wiederholen wir es dann. Einverstanden?" fragte er wieder an die Merkurianerin gewandt.

[Livia]

Die Männer wirkten in der Tat nicht ungefährlich, zugleich waren sie wohl wirklich nicht auf habacht-Stellung. Entweder waren sie Kainiten bereits sehr gewöhnt, oder noch gar nicht, in jedem Fall waren sie nicht wegen der Gefahr eines Kampfes zusammengezogen worden - zumindest nicht mit Mensch oder Kainit.

"Wie funktioniert es dann?
Also, wenn ich erst einmal eines gebunden habe... wird dann nicht der rest der Truppe scheuen? Muss ich stets alleine reiten?
Oder sind sie Herdentiere genug, das zu ignorieren? Wäre es demnach am weisesten, die stolzeste Stute, oder den Leithengst zu nehmen?"
Livia wirkte etwas bedrückt, sie hatte eine wunderschöne aber eher unauffällige Stute im Blick gehabt...

"Ach, ich bin sehr gespannt Arash." Langsam blühte sie wieder auf. "Auch ein bischen angespannt, verzeih, wenn ich etwas formell wirkte." Gab sie grinsend zu.

"Was sagst du zu meinem Dorf?" Fragte sie dann recht unverblümt. "Es liegt mitten in den Bergen, es ist alt, hat gar antike Elemente und Befestigungen...
Abgelegen und weltoffen zugleich, bescheiden und wohlhaben zugleich, naturverbunden und besiedelt zugleich." Sie atmete durch.
"Ein Paradies für Jäger und Händler..." Schloss sie sanft lächelnd, blickte kurz zu den Reitsachen am Boden, wieder zu Arash.

[Arash]

Arash entspannte sich etwas, als er merkte das die Männer wohl nicht dazu da waren einen Kampf zu führen, auch wenn sie allein durch die Überzahl natürlich gefährlich waren. Allerdings ging es hier wohl wirklich eher um die Pferde und sie brauchte die drei, weil sie mit ihnen entsprechend umgehen konnte.

Sein Blick wandte sich wieder Livia zu. "Pferde sind Fluchttiere, deswegen wird ihr Herdentrieb sie erst einmal nicht davon abhalten vor euch zurück zu weichen, selbst wenn ihr auf einem Pferd sitzt das euch trägt." nachdenklich warf er einen Blick auf die drei Männer. "Wahrscheinlich kann ein erfahrener Reiter ein Pferd neben euch halten ohne das es scheut. Aber es wird nicht einfach sein. Etwas weiter entfernte Tiere...solltet ihr nicht beeinflussen." Der Gangrel strich sich über das Kinn. "Alternativ könnten wir allen Pferden etwas Blut von deinem Blut geben. Das wird aber sehr anstrengend für dich." Ein leichtes Lächeln huschte über die Züge des Gangrels. Er schien sich beinahe wohl in der Gegenwart der Merkurianerin zu fühlen. "ich denke ihr könnt jedes Pferd nehmen...das welches euch am besten gefällt. Es wäre besser, wenn der Leithengst und die stolzeste Stute neben euch reiten, um die anderen Pferde zu beruhigen."

Wieder lächelte er Livia an. "Ja die Landschaft hier ist schön. Aber ich habe mir das Dorf noch nicht angesehen. Vielleicht führst du mich irgendwann einmal herum?" fragte er interessiert. "Ich suche immer noch nach einem geeigneten Jagdgebiet für mich und einen Bereich in dem ich mich niederlassen kann." Dann fiel sein Blick auf die Reitkleidung welche Livia wohl für sich bereitgelegt hatte. Kurz blieb sein Blick daran hängen. Vielleicht stellte er sich die junge Frau gerade darin vor.

[Livia]

Livia nickte langsam zustimmend. "Gut.
Dann lass es uns probieren, ich bin gespannt, dich zu sehen." Grinste sie.
"Soll ich... mein Blut fließen lassen?" Fragte sie dann doch eher etwas zurückhaltend... sie hatte wenige Blutbünde mit Kainiten geschlossen bisher, ihr eigenes Blut einem anderen zu zeigen... das war ihr fast Schamvoll.

Einer der Männer erhob sich dabei und holte einen tatsächlich hübschen silbernen Kelch hervor, wartete etwas nervös auf seine Herrin.
Diese begann langsam ihren Ärmel hochzukrämpeln, das Kopftuch abzulegen und sich generell etwas zu richten, während sie weiter sprach.
"Du suchst einen hübschen Wald?" Sie grinste.
"Ja, ich zeige dir das Dorf gerne einmal... es war eine Dekade sehr versierter Arbeit, aber ich glaube es hat sich gelohnt... Hier oben gibt es keine hohen Clane, die auf mich herabblicken, keine Monstren, die Versuchen meinen Ruf anzugreifen und all das, was für unsereins jederzeit Alltag ist - da unten, in der Stadt.
Hier habe ich meine Jagdgründe, meine Ruhe und zugleich meine vielen Reisenden, Pilger und Händler." Kurz lächelte die Merkurianerin selig.

"Was ist mit dir? Meine Quellen zu Nervi haben von deiner Ghulin berichtet." Sprach sie etwas vorsichtiger, aber doch offen und ohne Vorwurf.

[Arash]

Der Gangrel begann etwas auf und ab zu gehen, während er Livias Worten lauschte. Schließlich fiel sein Blick auf den Kelch und ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Nun. Das wird nicht ausreichen, um das Band zu formen befürchte ich...oder wird werden mehr Nächte dafür benötigen."

Dann legte er schmunzelnd den Kopf schief. "Ja man könnte sagen ich suche einen hübschen Wald oder eines der Fischerdörfer in der Nähe. Sancto Petro de Arena oder Vottori wären für mich interessant. Außerdem kann ich mir die Freiheit die ihr begehrt gut vorstellen. Es scheint wirklich ein beinahe idyllischer Ort zu sein." Der Gangrel blieb etwas näher vor Livia stehen, ohne aber direkt tiefer in ihre Privatsphäre einzudringen. Aber dann knurrte er ungehalten und wandte sich von Livia ab. In dem kleinen Raum ging er weiter auf und ab. Wütend fauchte der Gangrel und die Hände zuckten, als wäre er kurz davor die Klauen auszufahren.

"Fangen wir nicht von Nervi an!" knurrte er immer noch wütend und aufgewühlt. Es schien ihm wirklich schwer zu fallen nicht die Fassung zu verlieren. Tia trat bereits einen Schritt nach vorne, um ihren Herren und Freund zu beruhigen. Aber auch sie fauchte er an, wodurch sie wieder zurück trat. Die Ghulin wusste, wann es besser war ihn in Ruhe zu lassen. Er würde nicht in Raserei verfallen, aber er würde um sich schlagen, wenn man ihn zu sehr bedrängte.

"Dieser..." knurrend richtete er sich wieder auf und fletschte die Zähne.

[Livia]

Als er über ihr Blutgefäß lachte, wurde Livia die Situation noch peinlicher, fast wäre sie errötet. Rasch schickte sie einen der Männer weg, eine größere Schüssel zu beschaffen... einen Pferdeeimer wollte sich simpel nicht benutzen. Nein danke!

Als der Gangrel dann von seinen Zieldörfern sprach schmunzelte sie freudig.
"Oh... interessant.
Was genau willst du an einem solchen Ort? Herrschaft über Menschen, ein Amt, oder einfach Sicherheit und Ruhe?
Womöglich können wir da ein paar tolle Ideen austauschen..." Arash hatte sich wirklich etwas entwickelt.

Doch als er wegen Nervi ausrastete, ging auch Livia einen Schritt zurück und die verbleibenden Miles erhoben sich zurückhalten aber sichtbar.
Mit genau dieser Reaktion hatte die Händlerin nicht gerechnet... Nun, andererseitsa war die Wut nicht gegen sie gerichtet.

Eine kurze Handbewegung und Livias Krieger setzten sich wieder.
"Dieser? Du bist dort ein so übles Problem getroffen?
Darf ich dich bitten, dass wir doch ein wenig darüber sprechen...
Wobei ich dich nicht drängen will... alles nach deiner Räson.
Womöglich könnte ich dir helfen?" Irgendwelche Quellen schien sie ja für Nervi zu haben. Womöglich weniger als angegeben, womöglich aber auch deutlich mehr.

[Arash]

Erst langsam beruhigte sich der Gangrel wieder. Trotzdem schien er nicht still stehen zu können. Seine Fingernägel kratzten über die Stallwand und hätten sicherlich Spuren darin hinterlassen, wären es die Klauen gewesen, die seine Blutlinie so berüchtigt machte.

"Alain...er will Nervi für sich und er hat Tia angefasst!" fauchte er immer noch aufgebracht, während er auf und ab ging. So richtig schien er sich nicht beruhigen zu können und das ein anderer Kainit Hand an seine Ghulin gelegt hatte schien ihn erst recht wild zu machen.

Schließlich fiel sein Blick aber wohl wieder auf Livia, die wohl weitestgehend abwartend da gestanden hatte. Er hatte registriert das ihre Männer sich erhoben hatten, aber auch dass sie sie nicht hatte eingreifen lassen. Das rechnete er ihr hoch an. Hatte sie von Ideen gesprochen? Leicht schüttelte den Kopf und zerriss den roten Schleier der Wut der sich über seine Gedanken gelegt hatte. Würde er noch atmen hätte er nun vermutlich tief durchgeatmet, aber da er dies nicht tat, schien er einfach nur wieder ruhig zu werden.

Noch einmal leckte er sich über die Lippen und betrachtete dann die Setitin noch etwas eingehender. "Mich interessiert weder Herrschaft noch ein weltliches Amt. Ich suche ein Jagdgebiet in dem ich meine Ruhe haben kann. Abgeschiedenheit und eine gewisse Ruhe finden. kann." nickte er.