[1015] Ruf der Toten [Galeno]

[Livia]

Livia ließ zwei Boten schicken, einen nach Burgus, den anderen zu Amalia. Der in Burgus sollte eine verbale Einladung an Bruder Galeno und seinen großen Gefährten - jeweils die Menschennamen - aussprechen, der bei Amalia war an den werten Galeno gerichtet.

Die Herrin der Boten bat den Mönch auf ein weiteres Gespräch, um das Wohlergehen der Leute solle es gehen, am gleichen Orte.

Dort warteten auch wieder die Wachmänner auf mögliche Gäste, Quinto al Mare lag im Winter leicht weiß bedeckt und still da, aus den Kaminen kam der Rauch gekrochen und vor allem die zwei gut beleuchteten Doppelwachposten waren zu sehen.
Zwei Mönche wären willkommen in den Schreibstuben des Kontors, Livia war neugierig, ob sie wohl kommen würden, sie war aber auch ängstlich... ob der angekündigten Experimente des Kappadozianers.

[Nubis]

Galeno war leicht verwirrt gewesen, als gleich zwei Boten an unterschiedlicher Stelle nach ihm verlangt hatten. War er so gefragt? Doch dann stellte sich heraus, dass sie beide von Livia geschickt worden waren und er wurde etwas ruhiger. Alles andere wäre doch recht verwunderlich gewesen, hatte er doch mit so wenigen Kontakt und wussten die Wenigsten von seinen regelmässigen Besuchen im Hause der Liktorin.

So begab er sich nach Quinto al Mare zu besagtem Kontor, in dem er schon einmal Livia getroffen hatte und grüsste die Wachen, liess sich hinein führen, um sie zu grüssen, wie es sich unter Neugeborenen so verhielt.

„Ich grüsse euch in dieser Wintersnacht, werte Livia. Jedoch muss ich euch wahrscheinlich enttäuschen, denn viel Neues weiss ich über die Lage hier vor Ort nicht zu berichten.“

Sein Ghul, Bruder Luciano, stand wieder leicht hinter ihm, wie ein Fels, der Stabilität gegenüber dem kränklich wirkenden Jungen bezeugen sollte.

[Livia]

Livia bat die beiden erstmal herein, lud sie an einen Besprechungstisch, schickte ihre Wächter vor die Türe und grüßte sie standesgemäß.

Galenos kurze Absage quittierte sie mit einem zögerlichen Nicken.
"Ich habe selbst einige Kunde, die ich mit euch teilen möchte.
Doch zuerst, werter Galeno... diese Sache von der wir letztes Mal sprachen." Es war ihr sichtlich unangenehm.
"Jener Eine, der sich zum Wohle aller aufopfern sollte..." Sie hob fragend die Schultern. "Ist das bereits geschehen?"

[Nubis]

"Ah...ihr habt etwas in Erfahrung bringen können? Nun denn, dann bin ich ganz Ohr. Vielleicht lässt es sich ja nutzen."
Er lächelte und wirkte dann allerdings etwas betrübter, nachdenklicher.
"Was besagte Person angeht....es ist noch nicht ganz vollbracht. Die Selektion ist nicht immer so einfach. Da müssen viele Faktoren beachtet werden. Allerdings..."

Er blickte sie ernst an.
"Allerdings bin ich auf Ungereimtheiten gestossen, die eine wirklich intensive Forschung notwendig machen. Weswegen ich dies auch an einem anderen Ort durchführen werde, um keinen dieserorts zu beunruhigen und natürlich um die Stille wahren zu können."

[Livia]

"Ja, ich habe euren Rat angewandt, ebenso habe ich den Rat eurer wohlwerten Clansschwester angewandt, beides zeigte gute Ergebnisse.
Sie hat mir erneut ein paar Nonnen zur Verfügung gestellt, welche Kräuter und Apothekenerzeugnisse, sowie Gebete, spendeten - dadurch scheint es in der Tat vielen Erkrankten deutlich besser zu gehen. Soweit ich die Berichte der Menschenfrauen verstanden habe, ist keiner geheilt, aber stabilisiert.
Nach und nach konnte ich auch große Teile des Dorfes mit besserer Speise versorgen. Auch hiervon wurde natürlich keiner geheilt, auch bei Kranken hat sich wenig Besserung eingestellt - da scheinen die Kräuter wirkungsvoller? Aber es hat im generellen die Laune und den Lebensmut im Dorf gesteigert.
Das bemerkte ich auch die letzten Male, als ich derartige Unternehmungen tat, die Sicherheitsvorkehrungen, Bauplanungen und derartiges, wenn die Menschen glücklicher sind... scheinen sie resilienter." Livia strahlte zufrieden.

"Für den Rat danke ich euch in jedem Fall, werter Galeno.
Deswegen war ich auch so... neugierig... ob ihr schon Ergebnisse habt.
Auch wenn mir der Preis für diese Forschung immer noch schmerzt...

Aber scheinbar habt ihr andere Ergebnisse? Ungereimtheiten in wie fern? Glaubt ihr der Seuchenträger ist doch noch aktiv?"
Das wäre mehr als ärgerlich, aber Livia würde anders damit umgehen, als der Brujah es getan hatte.

[Nubis]

Galeno nickte auf Grund des Berichtes von Livia.
"Das klingt sehr gut. Ja. Wenn Menschen Freude empfinden, ihr Geist gestärkt ist, so kann auch der Körper besser gesunden. Es wirken immer mehrere Kräfte aufeinander und miteinander."
Er lächelte zufrieden.
Dann aber wurde seine Mine steinern und er verfiel wieder ins Grüblerische.
"Ich weiss nicht so recht, wie ich es sagen soll, ohne dass es merkwürdig klingt. Aber für gewöhnlich ...wenn Menschen von uns trinken, dann werden sie willig, gebunden. Wie mein Bruder. Jedoch scheint dies wohl nicht immer zu funktionieren? Kenn ihr Fälle, in denen dies schon einmal fehlgeschlagen ist? Ich warte da bisher mit wenig Erfahrung auf und war der Meinung, dass es immer passen würde, wenn man nichts falsch macht."

[Livia]

Livia nickte zustimmend. "Wenn also etwas aus eurer Forschung herauskommt... mit der wohlwerten Seinfredas medizinischer Expertise könnten wir sicherlich ein Heilmittel gewinnen."

"Was aber eure Frage angeht." Sie wirkte ernster, einerseits überlegte sie, andererseits aber rückte sie auch ihre Haltung gerade.
"In der Tat ein bekanntes Phänomen, doch könnten mehrere Ursprünge hinter dem Problem liegen...
An wessen Bindung scheitert ihr?
Wie ist der Zusammenhang zu Quinto al Mare?"
Sie würde ihm auch Antworten geben, wenn es keinen Zusammenhang gäbe... aber wenn doch....

"Beschreibt mir die Umstände, was für ein Mensch ist es, mit wem hat er Umgang und in welcher Form konntet ihr ihm wie viel Blut wann verabreichen?"

[Nubis]

Galeno sah Livia sehr interessiert und gespannt an, bekam aber mehr Fragen, als Antworten. Doch er wollte vorerst tatsächlich mehr wissen. Wenn sie damit schon Erfahrungen gesammelt hatte, so war nun sein Forschergeist geweckt.

"Werte Livia, ich möchte eure Fragen nicht beantworten, ohne zu wissen, ob es überhaupt von Belang ist, oder nicht. Euch nicht mit unwichtigen Informationen betrauen. Könnt ihr mir mehr über eure Erfahrung damit erzählen? Was es für Ursprünge geben könnte? Hattet ihr selbst schon solche Vorfälle?"

[Livia]

Livia hob die Braue, der Kappadozianer war ein schamloser Feilscher.
"Ihr habt meine Neugierde geweckt und es scheint mindestens euch zu belasten, vermutlich gar im Zusammenhang hier zu stehen. Natürlich belastet ihr mich damit nicht.
Nun, ich werde euch eine meiner zwei üblichen Hindernisse genauer schildern... offensichtlich ist es ein Problem, wenn jemand anderes das Sethskind bereits gebunden hat. Es ist wohl nicht möglich, einen Bund einfach zu überschreiben. Zugleich ist es nicht direkt und einfach zu bemerken, ob eine Bindung von Erfolg war oder nicht...
Geht deswegen stets sicher, wenn ihr einen bisher unbekannten Menschen in eure Dienste nehmt...
Wie gestaltet sich jene Immunität denn?"
Ihr Mimik zeigte die Frage deutlich an.

"Berichtet ihr doch einmal ausführlich, wen wollt ihr wie und warum binden, was ist bisher geschehen, in welcher Form ist er geschützt?
Befriedigt meine Curiositas, dann werde ich euch dazu meine Meinung und mein zweites Bindungshindernis schildern."

[Nubis]

Auf Grund der Information, die Galeno tatsächlich nicht viel brachte, da er dies selbst wusste, kam er erneut ins Grübeln.
"Nein, ich denke nicht, dass dies der Grund ist. Gut...Was ich tun wollte....nun, ich sagte euch doch, dass ich jemanden untersuchen wollte. Um dies besser bewerkstelligen zu können, suchte ich mir Kandidaten aus, die passen könnten und wollte sie etwas...gefügiger machen. Mittels dem bisher in mich gesetzten Vertrauen, der freundlichen Art meines Bruders und der Tatsache, dass es helfen könnte, zumindest von Sicht des Menschen aus, verabreichte ich ihm Blut, etwas verdeckt, aber genug, um zu binden. Und das versuchte ich nicht nur bei einem. Entweder sie alle sind schon an jemanden gebunden...oder es hat andere Gründe, vielleicht sogar welche, die die Seuche selbst betreffen."

Nun blickte er sie herausfordernd an. Sie hatte ihm den zweiten Grund versprochen, also war sie nun dran und Galeno hoffte, dass dieser vielleicht mehr Aufschluss geben konnte, als der erste.