[1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

[Januar '19]
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La Vedova
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Angewiedert rümpfte Seinfreda ihre Nase, als Alain so sprach.
"Bitte erspart mir Eure Anekdoten und schlüpfrigen Angebote. Ich bin vermählt und gedenke nicht, meinen Eid zu brechen. Der Bund zwischen mir und meinem Bräutigam umfasst so vieles Erhebendes... doch ich befürchte, dass Ihr Euch dafür nicht interessiert. Eure Worte sind durchdrungen von Unsicherheit, die sich hinter ihnen verbirgt. Nach außen hin gebt Ihr Euch vielleicht als Schürzenjäger, proklamiert den Hedonismus, prahlt mit Blasphemie und suhlt Euch in Egoismus und dem Begehren anderer...Doch Ihr seid ein Getriebener. Wann steht Ihr einmal still und findet Zufriedenheit? Nach außen hin seid Ihr wohl schön anzusehen, wirklich..."
Sie schüttelte ungläubigden Kopf "Wirklich schön. Doch Eure Taten zeichnen Eure Seele. Ich möchte mich nicht aufspielen oder den Zeigefinger erheben, um Euch zu warnen. Doch seid Euch dessen bewusst, dass Eitelkeit und Egoismus den Weg zu Grausamkeit und Blindheit pflastern."
Sie hatte sich bei den Worten leicht aus dem Wasser erhoben.
"Sagt, ward Ihr jemald ein Sklave? Besitz eines anderen? Ich glaube nicht, denn sonst würdet ihr nicht so sprechen!"
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Alain le Beau
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von Alain le Beau »

"Oh", sagt Alain und legt sich die Hand auf die Brust. "Eure Worte... so voller Reinheit. Sie dringen in mein sündiges, schwarzes Herz wie das Licht der Engel. Werte Verheiratete, ihr habt mich erlöst aus diesem ewigen Leid, diesen täglichen Orgien mit vielen Partnern, diesem Genuss der fleischlichen Dinge. Nie wieder werde ich an köstlichen Speisen leiden, an wohlklingender Musik, daran, dass feine Kleidung mir die Haut schmeichelt. Nein, hinfort - hinfort, oh Versuchungen! Lasst mich trocken Brot und tägliche Kasteiung genießen, die Freuden eines Hemdes aus Haaren. Wahrlich! Ich bin gerettet!"

Für einen Moment verharrt er in einer epischen Pose der Erlösung. Dann bricht er in schallendes Gelächter aus. "Wahahahrlich, ja! Gerettet von solchem Irrsinn, wie er aus eurem Mund dringt. Ihr müsst schon sehr leiden, wenn ihr das wirklich glaubt." Kopfschüttelnd beugt er sich vor.

"Als ich jung war, haben Nordmänner mein Dorf niedergebrannt, oh ehrenwerte Vermählte. Jahrelang habe ich ihnen als Sklave gedient. Und viel von ihnen gelernt. Ich für meinen Teil erkenne Ketten, wenn ich sie sehe, ob es nun Halsbänder aus Eisen oder Worte falscher Tugend sind. Und ihr? Abgesehen vom Joch der Ehe, natürlich..." Die Stimme ist leise, aber beißend scharf.
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La Vedova
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Langsam erhob sich Seinfreda in ihrem Zuber. Ihre langen nassen Haare klebten an ihrem Körper, bedeckten ihn beinahe wie ein Kleid, durch das jedoch an genügend Stellen ihre blasse, gräuliche Haut schimmerte. Böse starrte sie Alain an.
"Was aus Eurem Mund dringt ist pure Blasphemie. Und so langsam glaube ich zu erkennen, wer hier wahrlich vor mir steht. Ihr glaubt also aufgrund geschehenen Unrechtes nun frei tun und lassen zu dürfen was Ihr wollt? Ihr wurdet versklavt und glaubt nun, diese Erinnerungen mit Wein und Trieben aus Euren Kopf verbannen zu können?", sie schüttelte den Kopf "Das ist ein Irrglaube, es sind falsche Einflüsterungen des gefallenen Lucifer. "
Erstaunlicherweise trat nun Milde in ihren Blick. "Verletzungen wie die Euren bieten dem Diabolus fruchtbaren Boden. Euch wurden schreckliche Dinge angetan, Ungerechtigkeiten, doch euren Sündigern wird Gerechtigkeit wiederfahren, so viel ist sicher. Es tut mir leid, dass es wohl mein Volk war, das Euch Leid zufügte. Doch egal was geschehen ist, so sehr ich Euren Schmerz verstehe, er rechtfertigt nicht Eure Blasphemie."
Vorsichtig streckte sie die Hand nach Alain aus.
"Ich wollte Euch nicht bevormunden und verletzen. Was Ihr als falsche Tugend bezeichnet, ist für mich ein Gerüst, das zu Glück und Seelenheil führen kann. Ich sehe in Euch bloß eine verlorene Seele, die von den Sünden und den menschlichen Lastern verführt wird. Ihr seid nicht der Dämon, den andere wohl in Euch sehen wollen. Es ist die Versuchung, der so gerne nachgegangen wird und es ist die verlockende, verwirrende Stimme des Fürsten der Weltlichkeiten in Euren Ohren. Er zeigt sich uns mit schönem Anlitz, doch auf seinem Rücken kriegen Schlangen und Kröten, daraus sprießen Tentakel und es laben sich Würmer, die sein wahres, böses Wesen zeigen. Es ist so leicht, seinen süßen Worten Glauben zu schenken, doch wir müssen wachsam bleiben, wir müssen beten und dürfen nicht auf die falschen Propheten hören..."
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Alain le Beau
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von Alain le Beau »

Alain schaut sie während dieser Tirade mit weit offenem Mund an, wobei seine Augen nicht gerade an ihren Augen hängenbleiben. Erst als der Redeschwall verklingt, blinzelt er zweimal und wendet sich ihrem Gesicht zu. Ein freudiges Lächeln steht noch immer auf seinen Zügen, wird aber leicht verschämt, als er ihren milden Blick erkennt. "Verzeiht", sagt der Blonde leise. "Ich habe euch nur halb zugehört." Wieder gleitet sein Blick an ihrem Körper auf und nieder. "Seht ihr, das überfordert mich, zuzuhören, wenn so ein höchst faszinierender Anblick..."

Er runzelt die Stirn und schaut wieder in ihr Gesicht, so, als ob ihre Worte ihn jetzt erst erreicht hätten. "Lucifer? Dämon? Fürst der wasauchimmer? Ihr verkennt mich, Allerwerteste. Ich habe mit dem Teufel nichts am Hut. Ich habe keine Pakte unterzeichnet und ich trage kein Hexenmal. Wer den Teufel braucht, um seinen Spaß zu entschuldigen, der ist doch schwach! Ihr und ich, wir könnten uns jetzt und hier miteinander erfreuen und ich versichere euch, dass kein bocksbeiniger Verführer irgendetwas damit zu tun hat. Nur ihr. Und ich. Und das ist auch gut so!" Offensichtlich ungerührt von dem Sermon reibt er sich das Kinn. "Aber ich habe die Befürchtung, dass ihr es nicht wagen wollt. Zu bedauerlich, wo euch doch augenscheinlich nur noch wenig Zeit auf Erden bleibt."
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La Vedova
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Langsam stieg Seinfreda aus ihrem Zuber, Wasser perlte zu Boden. Sie griff nach einem Tuch, um sich damit abzutrocknen und sah Alain dabei ein wenig belustigt an, so wie sie einen vorlauten Schuljungen anblicken würde.
"Besser halb als gar nicht.", meinte sie dann als sie sich das Tuch um die Haare schlang und nach ihrem Unterkleid griff. "Natürlich habt ihr all dies nicht und außerdem Recht mit Eurer Befürchtung. Durch Eide und Überzeugung habe ich mich den fleischlichen Lüsten entsagt. Doch in einer Sache täuscht Ihr euch: Mir wird, so Gott will, noch mehr als genug Zeit auf Erden bleiben. Solltet Ihr also einmal jemanden zum Reden brauchen, falls es Euch nach mehr dürstet als fleischlicher Befriedigung, so stehe ich voraussichtlich weiter zur Verfügung."
Mit diesen Worten schlüpfte sie in das helle Unterkleid aus Leinen und verbarg nun endlich ihre Haut vor seinem Blick. "Vielleicht denkt Ihr eines Nachts wieder an meine Worte und werdet den Drang nach einer Unterhaltung verspüren."
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Alain le Beau
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von Alain le Beau »

"Eide und Überzeugung? Dann ist es eine gute Sache, dass euch noch mehr Zeit beschieden ist - Eide sind so schwierig zu umgehen!" Der Jüngling schüttelt den Kopf. "Was für eine Verschwendung. Nun, ich rede natürlich ausgesprochen gerne, aber wenn es auf Predigten und Morallehre hinausläuft, dann..." Er zeigt auf sein eines Ohr "...geht es da hinein und..." Er zeigt auf das andere "...dort wieder hinaus. Wahrscheinlich ein Ungleichgewicht meiner Säfte."

Nicht ohne Bedauern folgt er ihrer Verhüllung mit seinem Blick. "Aber ich finde es gut, dass ihr mich nächtens zu euch ruft. Das ist die richtige Einstellung. Und wenn ihr auch einmal einen Drang verspürt, dann fragt einfach in Raveccas Kneipen nach Alain!" Er zwinkert. "Ich denke, ich werde dort sein. Zumindest oft genug, dass mich eure Nachricht erreicht!"
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La Vedova
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

"Es ist keine Verschwendung, wenn die Ressourcen anderweitig gut verwendet werden", meinte Seinfreda lächelnd, doch offenbar waren seine Komplimente izwischen tatsächlich zu ihr durchgedrungen. "Wisst Ihr, das ist das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass ein Mann mein Äußeres lobt. Es geht sonst nie darum, wie ich aussehe...und ich habe mir auch schon einige Zeit darüber keine Gedanken mehr gemacht. Ich habe Euch vorhin darum gebeten, mich zu beschreiben...Ihr würdet mir einen wirklich großen Gefallen damit tun. Ich wüsste zu gerne, wie ich aussehe...ich meine natürlich, wie andere mich sehen.", sagte sie etwas verlegen eine ihrer Strähnen zwirbelnd.
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Alain le Beau
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von Alain le Beau »

"Nun..." sagt Alain und lässt seine Augen über Seinfredas Gestalt wandern, aber nicht mehr (nur) lüstern, sondern mit einem kritischen Blick, so, als wäre er ein Handwerker, der Maß nimmt. "Allzu oft wird der Tod als etwas Monströses, etwas Abscheuliches dargestellt. Kennt ihr diese Bilder von wandelnden Leichen, den Tanz der Toten?" Er schüttelt den Kopf und ein Schauder löst sich, fährt über seinen Rücken. "Ich gedenke ewig zu leben, werte Dame. Aber wenn einmal meine letzte Stunde schlägt, dann wünsche ich mir, dass sie mit solch einer wundervollen Gestalt kommt."

Ein feines, melancholisches Lächeln steht auf seinen Zügen, als er fortfährt. "Man sieht, dass euch der Tod berührt hat, meine Liebe. Aber seine Berührung hat euch nicht vernichtet, nicht zerstört. Sie hat euch eine neue Form der Schönheit gegeben - eine seltene Form der Schönheit. Vielleicht mögen andere sie nicht sehen. Vielleicht nicht einmal euer Bräutigam, der seine Pflichten im Übrigen sträflich vernachlässigt, wenn er euch süße Worte vorenthält. Aber ich, ich sehe sie." Er hebt die Hände und rahmt ihr Gesicht damit ein. "Das Feuer des Lebens, das eure Haare noch spiegeln. Und dazu dieser Gegensatz: Eure Haut, euer Blick, eure Züge. Wer euch sieht, der versteht, dass Liebe sterblich ist, das alle Dinge im Tod enden. Und dass wir sie um so mehr zu schätzen wissen sollten."

Für einen Moment schweigt er und blickt sie nachdenklich an. Dann stiehlt sich wieder ein Grinsen auf seine Züge. "Außer mir natürlich. Wie gesagt: Ich habe vor, ewig zu leben!"
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Was sagte er da? Ewig leben?
Die Kappadozianerin war einen kurzen Augenblick in seinen Worten versunken, versuchte sich vorzustellen was er da sagte. Sie hatte sich im Stein betrachten können, den Toma geschaffen hatte und in fremdem Fleisch. Doch waren dies bloß Abbilder, nicht wahrlich...sie selbst.
Als er so von wandelnden Leichen sprach und vom Totentanz schürzte sie die Lippen. "Ja...", flüsterte sie "Der Tanz lehrt uns, dass ihm alle gleich sind. Säugling oder Greis, Bettler oder Edelmann, Papst und Waldbruder, es ist ein grausiger Tanz ohne jede Spur von Gefälligkeit und gerade darin in einer einzigartigen Gerechtigkeit."

Hatte der Tod sie berührt? Mit ihr getanzt? Tanzte sie noch immer?
Sie mochte Alains Beschreibung. Und er nannte sie schön, wie seltsam sein Blick war! Und doch schien er eine Wahrheit in ihr zu begreifen, die beinahe unheimlich war. Was befähigte diesen Luftikus in ihr Innerstes zu blicken und sie zu begreifen? Ahnte er, welche Wahrheiten über seine Zunge sprangen?

"Ist sie das?", fragte sie dann leise "Ist die Liebe sterblich?"
Ihre Augen waren groß und traurig geworden.
War sie selbst nicht der Beweis für das Gegenteil?
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von Alain le Beau »

"Liebe ist ein Feuer", sagt Alain ernst. "Sie braucht ständig neuen Stoff zum Brennen. Wenn es jemandem gelingen würde, seine Geliebte - oder seinen Geliebten - Nacht für Nacht zu faszinieren, zu verlocken, dann kann das Feuer ewig brennen. Wenn sich allerdings die Gewöhnung einstellt, die traute Langeweile, dann sinkt das Feuer in die Glut hernieder. Oft erlischt es, auch wenn die einst so Glücklichen noch zusammenbleiben, wegen ihrer Eide, wegen ihrer Kinder, wegen ihres Rufes. Kann es erneut entfacht werden? Kann die Glut erneut lodern? Sicherlich, mit Mühe."

Er zuckt mit den Schultern. "Und doch endet die Liebe mit dem Tod, nicht wahr? Wer an Gottes Seite in ewiger Glückseligkeit sitzt, wer in der Hölle brennt, der hat wohl kaum Zeit für solch irdische Bindungen. So kann die Liebe auf Erden sterben oder mit dem Tod vergehen. Aber seid nicht traurig!" Der junge Mann lächelt Seinfreda tröstend an. "Um so wertvoller erscheint uns die Liebe, solange sie hält, umso rarer und kostbarer. Daher sollten wir sie suchen, wann immer wir können!"
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