[1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

[Januar '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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La Vedova
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Seinfredas Miene änderte sich kaum und ließ sich auch nicht dazu herab, auf dieses anzügliche Angebot zu antworten. Er konnte es nur als Scherz gemeint haben, den sie jedoch als nicht sehr amüsant verstand.
"Hexenmale?", wiederholte sie jedoch nachdenklich "Was soll das sein? Ein weiterer Aberglaube daran, dass man die Verderbtheit der Menschen an Ihrem Äußeren ablesen könnte?", wie unglaublich dumm!. "Dass die Menschen nach all der Zeit noch nicht verstanden haben, dass meist die Schönsten unter ihnen jene sind, die besonders verdorben sind...", seufzte sie "Dabei wusste schon Petrus, dass Schönheit von innen kommen soll! Freundlichkeit und ein ausgeglichenes Wesen sind der unvergängliche Schmuck, der in Gottes Augen Wert hat." Die letzten Worte klangen nach einem Zitat. Sie lachte leise auf. Freundlichkeit und ein ausgeglichenes Wesen...danach zu streben schien ihr noch schwieriger als ihr langsam vergehendes Äußeres aufrecht zu erhalten.
"Was meint Ihr dazu?", fragte sie den Schönling leicht amüsiert. "Gelingt es Euch bisweilen, der Sünde der Eitelkeit zu wiederstehen? Gelingt es Euch manchmal, durch die hübschen Fassaden zu blicken?"
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Alain le Beau
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von Alain le Beau »

"Oh ja", kommt die Erwiderung, voller Enthusiasmus. "Wer kennt nicht die Gedichte, die der Poet der hässlichen Dame mit dem freundlichen Wesen in Liebesglut schrieb?" Der Blonde lacht leise. "Ich meine, wer würde sich schon nach einer kalten und grausamen Dame verzehren, wenn sie auch aussieht wie die Göttin der Liebe selbst..."

Grazil legt er die Hand ans Kinn. "Aber ich bin sicher, eine schöne Dame wie ihr findet mit einer solchen Botschaft viel Zuspruch von all den Waschweibern, die nicht an sie heranreichen. Ich vermute, ihr glaubt eure Worte mittlerweile sogar selbst." Nun wendet er sich der Witwe zu, blickt ihr direkt in die Augen. "Hochmut ist auch eine Sünde, nicht wahr?"
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La Vedova
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

"Nicht alle Poeten lassen sich von Äußerlichkeiten täuschen.", entgegnete die Badende und dachte eine Weile nach. Nur das leiste Plätschern des Wassers im Zuber erklang bis sie erneut ihre Stimme in rhytmischen Versen erhob.

"Seelig wie die Götter scheint mir jender Mann zu sein, welcher dir gegenüber sitzen darf,
und nahe den Ton der süßen Zauberstimme vernehmen,und das sehnsuchtweckende Lachen, das mir da im Busen ängstlich das Herz erregt,
wenn ich dich nur höre, so geht der Ton mir nicht aus der Kehle, denn die Zung' ist mir gelähmt, und dünnes Feuer läuft mir unter der Haut alsbald hin...
Mit den Augen seh' ich nicht mehr, und summend brausen die Ohren. Kalter Schweiß rinnt von mir herab, ein Zittern ergreift mich ganz,
blasser als falbes Gras auch bin ich, kaum noch weht mir der Athem und ich scheine zu sterben...."

Ein sanftes Seufzen folgte den Zeilen und ein erneutes Plätschern.

"Ich bin nicht schön.", stellte sie dann einfach fest. "Und ich plaudere nicht mit Waschweibern."
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Alain le Beau
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von Alain le Beau »

Der Jüngling dreht sich auf den Bauch und lauscht andächtig, bevor er applaudiert. Dann lacht er ein leises Lachen. "Die Stimme ist also für euch keine Äußerlichkeit, oder wie darf ich euren kleinen Vortrag verstehen? Ich habe ihm jedenfalls nicht entnommen, dass die Angebetete ein hässliches Weib ist. Oder auch nur ein Wort über ihren Charakter, ihre Tugenden..."

Er legt den Kopf auf die Hände. "Wisst ihr, vielleicht denkt ihr nur, dass ihr nicht schön seid. Vielleicht habt ihr noch nicht denjenigen getroffen, der euch den Schleier von den Augen nimmt, der euch euren Anmut und eure Grazie bewusst macht. Welch ein trauriges Schicksal!"
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La Vedova
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda schüttelte ihren Kopf, warme Tropfen spritzten davon fort.
"Nein, Stimme ist keine Äußerlichkeit, möchte ich meinen. Mit der Stimme wird so viel mehr ausgedrückt an Innerlichkeiten. Und mit den Worten, die sie formt können wir das ausdrücken, was uns im Inneren bewegt. Doch von mir aus urteilt weiter über Äußerlichkeiten- doch wundert Euch nicht, wenn es einst auf Euch zurückfällt.
Doch wenn Ihr tatsächlich meint, ich sei schön..kommt doch einmal her und beschreibt mir, was Ihr seht...", forderte sie ihn auf.
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Alain le Beau
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von Alain le Beau »

Offenbar hat der Blonde nur auf diese Einladung gewartet, denn er ist schneller an Seinfredas Wanne, als diese gedacht hätte. Er kniet daneben nieder und tatsächlich zeigt sich kurz ein Ausdruck von Überraschung auf seinem Gesicht, als er ihre Züge studiert. Dann aber weicht dieser einem sanften Lächeln.

"Ich sehe eine wunderschöne Frau", sagt er leise, "die ein schweres Leiden hat und Abhilfe in diesem Bad sucht. Eine Frau, die sich der Lust versagt, vielleicht aus Angst vor Schwäche, vielleicht, weil andere Angst vor ihr haben. Ich aber habe keine Angst vor Krankheit und Tod. Ich sehe nur die Schönheit."

Langsam streckt er die Hand aus, wie um die Wange der Rothaarigen zu berühren.
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La Vedova
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Ein schweres Leiden, wäre es nicht so treffend, hätte sie beinahe aufgelacht.
Langsam schoben sich ihre geschwungenen Brauen zusammen und bildeten zwischen sich zwei kleine Fältchen.
"Weshalb habt Ihr keine Angst vor Krankheit und Tod?", fragte sie dann leise "Das ist selten..."
Scheinbar wollte sie noch mehr sagen,verstummte jedoch als er ihre Wange berührte. Kurz ließ sie ihn gewähren, dann zuckte sie jedoch zurück.
"Ihr könnt doch nicht einfach nach mir greifen!", beschwerte sie sich nicht halb so entrüstet wie es ihre Intention gewesen war. Sie leckte sich über die Lippen. Wer hatte denn bitte keine Angst vor Schwäche? Nur dumme Leute, mochte sie meinen. Sie sah ihr gegenüber fragend an. War das sein Ernst? Entrüstung machte sich in ihr breit, seit wann war Schwäche bitte etwas Gutes?
Und seine Behauptung, sie würde sich der Lust entsagen entsprach doch absolut nicht der Wahrheit! Einmal abgesehen, dass Entsagung ebenfalls etwas Gutes war, schließlich führte Entsagung zur Wahrheit!
Die Falte zwischen den Brauen wurde tiefer.
"Die weltlichen Freuden lenken bloß von dem Weg zur Wahrheit ab...", verteidigte sie sich."Entsagung, Leid und Verzicht führen uns zu Gott!"
Mit einigen Bewegungen ihrer Hände stellte sie sicher, dass ihre langen Haare ihren blassen Körper bedeckten.
Dann sah sie wieder zu dem goldlockigen Jüngling vor sich auf.
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Alain le Beau
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von Alain le Beau »

"Ich habe gesehen, wie Männer an Krankheit gestorben sind, andere am Schwert, wieder andere, die vom Pferd fielen. Der Tod kann uns jederzeit ereilen - alles was wir tun können, ist ihm ins Gesicht zu lachen. Zu feiern, zu tanzen, zu lieben." Der Jüngling lacht. "Ich bin Alain, werte Dame, und wenn ich dem Sensenmann ins Gesicht blicke, dann werde ich ebenso breit grinsen wie er."

Er neigt den Kopf. "Verzeiht meine Dreistigkeit - ich habe eure Haare bewundert. Nur Narren und Dummköpfe halten diese Farbe für ein Zeichen des Teufels." Alain seufzt. "Euer Ehemann muss ein glücklicher Mann sein." In der Aussage schwingt eine Frage mit, das spürt die Witwe deutlich.

"Was euch zu Gott führen wird...", sagt er schließlich, leise "...sind Krankheit und Tod. Bis dahin solltet ihr auf euren Körper hören, nicht auf Pfaffen, auf die Kostverächter. Hat ihn der Hergott nicht geschaffen, mit all seinen Begierden?" Er lächelt Seinfreda an. "Sie zu unterdrücken - vielleicht ist das der Grund für euer Leiden. Vielleicht stauen sich die Säfte auf. Wer weiß? Wir könnten es herausfinden..."
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda zuckte zusammen, als er seinen Namen nannte. War dies nicht der Name, der vor Kurzem im Elysium im Aushang gestanden hatte? Nun, es gab sicherlich mehrere Männer mit diesem Namen!
Seine Antwort, was sie zu Gott führen würde, klang für sie beinahe wie eine Prophezeiung. Ob er wohl ahnte, wie recht er damit hatte?
Krankheit und Tod, sie lächelte sanft in sich hinein. Auf ihren Körper hören, sie schüttelte den Kopf.
"Nein, besser nicht. Unser Geist sollte immer Herr über den Körper bleiben, sonst geschehen Dinge, die zu Unruhe und Chaos führen. Die Begierden sind unsere ewige Prüfung, an der wir wachsen, wenn wir uns über sie erheben. Wir dürfen uns nicht zu Sklaven unserer Leidenschaften machen lassen, wie schon Paulus sagte. Wir dürfen unsere Verfehlungen nicht damit abtun, bloß unseren Instinkten zu folgen, wir müssen Verantwortung für unsere Taten übernehmen. Das ist es, was mich zu Gott führen wird: Die Abkehr von Begierde. Eines Tages werden wir nicht mehr in der Finsternis wandern, die uns der Sündenfall brachte..", entgegnete sie ihm langsam und wehrte mit einer freundlichen geste ihrer Hände sein Angebot ab:" Mit meinen Säften ist alles in Ordnung, danke der Nachfrage. Wie steht es mit Euren? Vielleicht sollte der Bader sich einmal Eurer annehmen? "
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Alain le Beau
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Re: [1015] Klatschnass (Alain, Seinfreda)

Beitrag von Alain le Beau »

"Zu Gott?" fragt der Jüngling, ehrlich verblüfft. "Was will den eine schöne Frau wie ihr bei Gott? Schwanger werdet ihr wohl nicht mehr von ihm werden." Er lacht. "Der Sündenfall, das war das Beste, was uns passieren konnte. Denkt doch einmal nach. Wolltet ihr euer ganzes Leben in einem Garten unter der Aufsicht eures Vaters verbringen? Ich jedenfalls nicht." Die Hand ans Kinn gelegt, sinniert er vor sich hin. "Ein Sklave der Leidenschaft zu sein, das erscheint mir recht angenehm. Wenngleich ich denke, dass ich auch als Herr überzeugen dürfte. Aber ich bin für alle Rollen offen, die euch vorschweben."

Alain lacht, bei ihrem letzten Kommentar. "Ich hatte einmal einen Bader. Oh, er war sehr gut darin, die Säfte zum Fließen zu bringen. Eine flinke Zunge und jede Menge Geschick. Wenn euch mehr danach ist, stehe ich natürlich ebenfalls zur Verfügung. Die Wette, die ich mit der anderen Badenden hatte, gilt gerne auch für euch: Ich komme zu euch und bleibe unter Wasser, bis ihr wiederum kommt."
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