[1015] Bestiae sumus [Brimir; La Strega]

[La Strega]

"Ein Rudel..."

Sie wackelte nachdenklich mit dem Kopf.

"Eine solche Gemeinschaft habe ich bisher noch nicht in betrachte gezogen. War ich doch ein Großteil meines Lebens allein...und so habe ich es bisher auch im Untod gehalten. Es macht mich neugierig, das zu erfahren...und die Vorteile, die sich daraus ergeben. Doch werden die Alten und Schwachen aus einem Rudel nicht verstoßen...oder zurück gelassen...manchmal sogar getötet? Ich beobachte soetwas manchmal unter Katzen."

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"Die Alten und Schwachen? Nein... ... die Kranken... die, die bald sterben werden. Das Rudel hällt sich gesund. Und falls es dich beruhigt... ... dein Körper mag alt sein... aber dein Geist ist noch jung."

Der Nordmann zuckte mit den Schultern.

"Sieh zu, dass du nicht wegen Traditionsbruch angeklagt werden kannst... und du fällst nicht unter 'die, die bald sterben'. Verliere dich nicht für immer an dein Tier... dann wirst du niemals zu den 'Kranken' gehören. Solange jeder in diesem Rudel seinen Teil dazu beiträgt das Rudel als solches zu stärken... werde ich nicht auf die Idee kommen müssen jemanden zu verstoßen. Aber jemand, der nur auf der faulen Haut liegt... oder der Gemeinschaft schadet... ... ..."

Der Nordmann machte eine wegwerfende Geste, während er weiter zum Dorfausgang schritt.

"Mit dir... wären wir aktuell vier. Arash von meinem Blut... und jemand, dem ich gerade das Angebot gemacht habe ihn auf unseren Weg zu führen. Weniger als die Könige... mehr als die Heiligen. Gar keine so schlechte Grundlage."

[La Strega]

"Diesen Arash...würde ich gerne mal kennen lernen. Und wer ist dieser Jemand, den Duu auf unseren Weg führen willst?"

Fragte sie neugierig.

"Das beruhigt mich...ein wenig. Doch auf der faulen Haut zu liegen, widerstrebt mir. Es gibt immer etwas zu entdecken, etwas zu erfahren. Seien es nun Fähigkeiten, Wissen oder Geheiminsse. Ich werde sicher Jahrhunderte brauchen und trotzdem nicht alles in Erfahrung bringen...doch dazu muss ich diese Jahrhunderte überleben."

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"Das lässt sich sicher arangieren... und auch ein Treffen mit Livia wäre denkbar... sie ist diejenige, die ich meine. Auch, wenn sie noch versucht ihr Tier einzusperren... ... zeigt sie Potenzial zur Jagd. Sie könnte den Wandel im Umgang mit dem Biest sicher überstehen... wenn sie bereit ist das Risiko einzugehen, die damit einhergehen."

Brimir betrachtete das ganzeziemlich nüchtern, wenngleich jeder neue Kainit auf dem Weg des Tieres ein Abenteuer war. Einzig seine Augen funkelten vor Aufregung und Neugierde, als er darüber sprach. Und als sie die Wachen am Tor passierten, zuckte Brimir mit den Schultern.

"Wie gesagt... solange du nicht nur den Schutz des Rudels suchst und etwas dazu gibst... sehe ich keinen Grund, warum etwas dagegen spräche dir dabei zu helfen die Jahrhunderte zu überleben, die du brauchst. Wir haben schließlich alle Zeit der Welt. Letztendendes... ist es deine Entscheidung. Lerne die Anderen kennen... denke in Ruhe nach... wenn du erkennst, dass du alleine bessere Aussichten hast, dann werde ich das akzeptieren."

Der Weg vor ihnen führte in die Dunkelheit der Nacht. Dennoch verließ sich Brimir bei der Führung auf seine natürlichen Sinne und der Tatsache, dass dieser Wald seine Heimat war.

[La Strega]

Sie hörte interessiert zu. Wackelte mit dem Kopf und nickte schließlich.

"Das werde ich tun. Nun erzähle mir doch etwas von der Bestie...ich bin neugierig und möchte erfahren, was Du erfahren und erlebt auf den Jagden durch die Vergangenheit."

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Der Nordmann blickte sich nocheinmal um. Sie waren inzwischen einige Schritte vom Dorf fort. Allein im Wald des Nordmannes.

"Ich habe früh die Menschlichkeit hinter mir gelassen... noch während ich selbst ein Kind war. Wie schwierig der Wandel ist... ... wirst du selbst wissen. Loszulassen... in einer Zeit in der man nochnicht einmal im Ansatz verstanden hat, was die Bestie in einem wirklich bedeutet... und ihr die Fesseln abzulegen. Jedes falsche Wort... jeder noch so kleine Geruch von Blut... ein Kratzer bei einem Übungskampf... alles lockte das Biest hervor. Die ersten Wochen und Monate war es undenkbar es zu reiten. Wie oft habe ich gedacht, dass ich die Kontrolle nie wieder bekommen werde?"

Brimir lächelte irgendwie stolz darüber es am Ende doch geschafft zu haben.

"Doch je älter ich wurde, desto mehr wurden wir zu einer Einheit. Heute gibt es keinen Unterschied mehr... ich bin das Biest und das Biest ist ich. Jeder von uns passt auf den Anderen auf. Wenn es sich rührt und ausbrechen will... ... würde es auf meine Geste reagieren und sich beruihigen lassen... ... wenn ich es denn wollen würde. Ich sperre mich nur noch selten dagegen es frei zu lassen und auf seinem Rücken durch die Nacht zu reiten. Jeder, der Beleidigungen gegenüber einen Kainiten ausspricht, ihn angreift oder reizt... muss sich der Folgen bewusst sein. Nur die Stille hat größere Priorität."

Sie steuerten auf der rechten Seite auf einen Baum zu, doch kurz vorher entschied Brimir, dass sie links dran vorbei gehen sollten. Die Trampelpfade hatten sie schon längst hinter sich gelassen.

"Es half mir bei so vielen Kämpfen... ... gegen Godeoc... oder dem Vorbewohner von deiner Scheune."

[La Strega]

"Du hast gegen Godeoc gekämpft? Warum?"

Fragte sie direkt, nachdem er geendet hatte. Offenbar war sie an seinen Geschichten sehr interessiert.

"Ich hatte nie viel für die Menschen übrig...hatten sie mich doch schon zu meinen Lebzeiten schlecht behandelt. Ich habe meinen Nutzen und meinen Vorteil aus ihrem Leid und ihrer Verzweiflung gezogen. Meine Hilfe gegen einen hohen Preis angeboten. Mir fiel es nicht schwer, meine Menschlichkeit loszulassen und mich meinem Tier zu nähern...in vielerlei Hinsicht und im nachinein betrachtet bin ich zu dem geworden, was meine sterbliche hülle über 90 Jahre verhindert hat."

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"Ein nicht zu unterschätzender Vorteil beim Verlasssen alter Pfade. Im Endeffekt ist es sogar... schade, dass die Menschen die Pfade nicht kennen... ihr Tier nicht nutzen können. Es ist in jeden von ihnen... und manchmal kommt es auch heraus. Aber es ist schwach... verkümmert. Der Kuss weckt es. Es gäbe so viele potenzielle Jäger unter ihnen."

Brimir sinierte einen Moment, ehe er den Kopf schüttelte.

"Godeoc hat mein erstes Rudel hintergangen, wenn ich das richtig verstehe. Die volle Wahrheit wird wahrscheinlich nie raus kommen, aber ich bin mir mehr als sicher, dass er daran beteiligt war... und dann hat er es gewagt meine engste Verbündete in Starre zu schlagen. Damals... war ich blind vor Wut... dachte, dass er nur die Sprache von Stärke versteht... also bin ich zu ihm und habe ein Duell gefordert... mitten in Clavicula."

Ein müdes Lächeln über seine eigene Törrichtigkeit spiegelte sich auf den Lippen wieder.

"Er nahm meine Forderung an. Es war ein glorreicher Kampf und wenngleich ich am Ende in Starre lag... es hätte auch ihn treffen können. Aber viel wichtiger als der Sieg ist, dass Godeoc um meine Stärke weiß. Ebenso kann ich seine Stärke anerkennen. Ein würdiger Gegner."

[La Strega]

Sie blickte ihn an.

"Eine mutige Tat, sich Godeoc alleine zu stellen...und dann noch in Clavicula."

Allerdings war es so, wie sie es sagte offenbar kein Lob...oder eine Anerkennung einer tapferen Tat.

"Dies hätte auch leicht in Deiner Vernichtung enden können. Wie bewertest Du dies heute? Was bedeutet Ehre, Mut und Tapferkeit für Dich auf unserem Weg des Tiers?"

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"Es klingt fast... als sei'st du diejenige, die seit Jahrhunderten auf dem Pfad wandert und ich der Neugeborene."

Da war kein Humor in der Stimme. Aber vielleicht eine Mahnung, dass Andere diese Aussage anders bewerten könnten. Die Alten waren immerhin unberechenbar.

"Dennoch hast du Recht. Das Überleben des Jägers und dann das des Rudels steht an erster Stelle. Es war törricht ohne Plan zu jagen. Und ich kann nichteinmal sagen, dass das Tier mit mir durchgegangen ist. Es war meine eigene Wut und Unüberlegtheit... Ehre, Mut und Tapferkeit.... hmmm... ... es sind Masken des Jägers. Sie aber abzulegen... braucht mehr als nur ein Leben."