[1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

[Januar '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Ilario
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[1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

In den letzten Wintertagen des Jahres 1015 überbrachten in wollene Umhänge gehüllte, bewaffnete Boten jeweils ein in Wachstuch eingeschlagenes Pergament zur „Nénuphar“ und zur Villa die Fiori Rossi. Es trug das Siegel der Contarini, ergänzt um einen römisch anmutenden Adler, in tiefem Blutrot. Die Schrift selbst war gestochen scharf, aber ohne jeden Schnörkel. Geradezu schmucklos und von fast schwarzer Tinte. Der Bote übereichte die Nachricht einem Mannschaftsmitglied beziehungsweise einem Hausdiener mit den Worten diese ausschließlich der Hausherrin beziehungsweise dem Capitano auszuhändigen.
„Werter Mareno di Piave, Neugeborener im Blut der Rosen,
Kind des Jacque Monjeau, Ancilla im Clan der Toreador,

jüngste Ereignisse ließen mich an unser Gespräch über den Wert der Gemeinschaft denken. Die spezielle Via auf der ihr schreitet genießt in Genua hohe Achtung, daher lade ich euch und einen weiteren Gast eures Clans ein über jenen Weg zu sprechen und euch ein Angebot diesbezüglich zu unterbreiten.
Ich erwarte euch in der ersten Nacht des kommenden Vollmonds um Mitternacht in der Villa des Konsuls im Westen Mascharanas.

Gezeichnet,

Ilario Contarini di Genova, Neugeborener im Blut der Schatten, Kastellan Genuas und Mondsenator Mascharanas,
Kind des  Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig,
Kind des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn der Schatten,
Kind des Eremiten, Ahn der Schatten“
„Werte Viscontessa Avelina di Braida, Neugeborene im Blut der Rosen,
Kind der Sarina di Lerone, Ancilla im Clan der Toreador,

jüngste Ereignisse lassen mich an eines unserer ersten Gespräche zurückdenken. Insbesondere den Wert der Menschlichkeit betreffend und eurer Sorge diesbezüglich. In Anbetracht neuerer Entwicklungen lade ich euch und einen weiteren Gast eures Clans zu einem konstruktiven Gespräch ein. Auch um euch ein Angebot zu unterbreiten welches womöglich euer Interesse findet.

Ich erwarte euch in der ersten Nacht des kommenden Vollmonds um Mitternacht in der Villa des Konsuls im Westen Mascharanas.

Gezeichnet,

Ilario Contarini di Genova, Neugeborener im Blut der Schatten, Kastellan Genuas und Mondsenator Mascharanas,
Kind des  Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig,
Kind des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn der Schatten,
Kind des Eremiten, Ahn der Schatten“
 

In besagter Nacht war es wie üblich still in Mascharana. Das fahle Licht des Mondes zauberte im Zusammenspiel mit den vom Westwind getriebenen Wolken ein lebendiges Spiel der Schatten auf Mauern und Straßen des Siestri. Am Tor der Villa erwartete eine schlanke Gestalt, gehüllt in einen dunklen Mantel, die Besucher. Eine drahtige junge Frau, noch dazu augenscheinlich mit einem kurzen Schwert bewaffnet und eine kleine Lampe haltend.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Avelina di Braida
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Re: [1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

Beitrag von Avelina di Braida »

Die Nachricht des Kastellans hinterließ die Padrona des Hauses mit einem Stirnrunzeln. Zum einen wunderte sie sich, was den wohlwerten Signore Contarini bewegen mochte über die Via Humanitatis zu sprechen, zum anderen fragte sie sich, was für ein Angebot damit zusammen hängen konnte. Doch der interessanteste Punkt war die Erwähnung eines anderen Toreador. Dies rief für einen Moment durchaus Sorge in diesem Zusammenhang in ihr hervor. War am Ende Lorenzo zurück gekehrt? Hatte er seinen Glauben schließlich doch gefunden, oder ersuchte er Hilfe um die nötige Disziplin zu erlernen, die man für den Weg der Menschlichkeit aufbringen musste?

Natürlich wurde der Bote von den Hausdienern dazu eingeladen einen Trunk, und womöglich einen Teller Eintopf in der Küche zu nehmen, das gebot die Gastfreundschaft. Und natürlich verfasste die Viscontessa als sie das Schreiben erreichte sogleich eine Antwort und schickte Bernardo damit los. Nicht, dass es eine andere Option gegeben hätte, zumindest nicht in ihrer Welt. Den Kastellan versetzte man nicht und man vertröstete ihn nicht, es sei denn es ließ sich gar nicht vermeiden.

Und so erschien sie in jener Vollmondnacht vor der Villa Contarini in Begleitung des blonden Hünen. Es war früh im Jahr, und so hatte sie sich in einen mit Fell gefütterten Umhang gehüllt, der im ersten Moment das meiste ihrer Gestalt verbarg. Natürlich brauchte es das Fell nicht unbedingt, sie fror nicht. Aber es war dennoch angenehm, wenn die toten Glieder vor den eisigen Winden geschützt waren, und die äußere Kälte die eigene Temperatur nicht noch weiter absenkte. Und es war weich... was war denn ein Unleben ohne ein paar Annehmlichkeiten wert?

Sie erkannte die Frau am Tor und deutete ein Nicken an, als sie näher trat. Mit leiser, sanfter, und ein wenig dunklerer melodischer Stimme wandte sie sich an sie, „Eine wunderschöne Nacht, Alerio. Signore Contarini erwartet mich.“ im Schein der Lampe hob sie leicht die Kapuze des Umhangs an, um die Frau ihr blasses Antlitz erkennen zu lassen. Ein freundliches Lächeln zierte dabei ihre Lippen – im Gegensatz zu manch anderem ihrer Art hatte sie wohl auch ein Lächeln für Sterbliche und Diener.
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Mareno
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Re: [1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

Beitrag von Mareno »

Auch auf der Nenuphar wurde dem bewaffneten Boten Gastfreundschaft zu teil, auch wenn diese inmitten von den ebenfalls bewaffneten Seeleuten etwas derber ausfallen würde, als im Anwesen der Viscontessa. Umtriebig war das Leben an Bord, und dem Boten würde mehrfach Bier angeboten werden, bis er in der Nacht Gelegenheit hätte, dem Capitano die Botschaft vorzutragen.Bis dahin drängten sich dem Boten so manchen Geschichten auf: Von Sardinischer Leber, lüsternen Meerjungfrauen, oder dem Kobold della Nave, dem Fischer verschlingenden Ungetüm. Auch die Gelegenheit für das ein oder andere Würfelspiel würde sich finden, so der Bote mutig genug war, sich von den Seeleuten übers Ohr hauen zu lassen. Alles in allem herrschte also ein rauer, aber doch geselliger Ton an Bord.
Als Mareno die Nachricht empfang, dankte er dem Boten für seine Dienste, und ließ sich von ihm noch die ungefähre Lage des Anwesens der Contarini erklären, ehe er ihn mit einem Wegbier und einer Zusage für das angebotene Treffen ziehen lassen würde.

Am Abend selbst machte sich der rothaarige Capitano in gewohnter Hektik auf den Weg nach Mascharana, das Entermesser an der rechten Hüfte angebunden, doch vom weiten grünen Umhang bedeckt, der von der golden Windrose geziert wurde. Sein einfaches Schuhwerk war dennoch praktisch genug, ihn sicheren und trockenen Fußes nach Mascharana zu bringen. Zielsicheren Schrittes hielt er schnell auf das Tor zu, und grüßte die bereits am Tor versammelten Personen mit einer unter Menschen üblichen, leichten Verbeugung, Brief und Siegel des Kastellans wie zum Beweis in seiner Hand haltend, abschließend einen fragenden Blick in die Runde werfend.


"Capitano Mareno di Piave mein Name, Ich bin auf Einladung des wohlwerten Signore Contarini hier. Mit wem habe ich das Vergnügen, Bekanntschaft zu machen ? "

Das starke fränkisch in seiner Zunge, ließ die italienischen Worte aufschäumen, und doch war da nichts unangenehmes in seiner Stimme. Obwohl der Capitano von weit her schien, hatte sein Gesicht etwas vertrautes, wenn nicht gar bekanntes für alle Anwesenden, ganz so als ob sie ihm schon einmal begegnet wären. Die Vertrautheit und das Fremde hielten sich die Waage, und ließen ihn wie jemanden erscheinen, der einen interessanten Gesprächspartner abgeben würde.
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Avelina di Braida
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Re: [1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

Beitrag von Avelina di Braida »

Avelina wartete wohl bereits darauf Alario zu folgen und hatte die Kapuze wieder sinken lassen. Dementsprechend konnte der Fremde, der plötzlich hinzu trat lediglich die blasse Mundpartie und die leicht geröteten Lippen wahrnehmen, als sie sich ihm zuwandte, nachdem die Wache am Tor stehen blieb und über die Schulter der Viscontessa zu ihm blickte. Der Rest lag im Schatten verborgen. Und dennoch spürte er den musternden Blick der sich auf ihn legte förmlich, konnte sehen, wie sich das Haupt ein wenig fragend zur Seite neigte.

„Viscontessa Avelina di Braida.“ ertönte ihre sanfte Stimme, und der Blick wanderte zu seiner Hand und der Nachricht des Kastellans. Überraschung und ein wenig Neugier schien in ihrer Stimme zu liegen, als sie sich abermals an ihn wandte, „Dann müsst ihr wohl der mysteriöse Gast sein, den der wohlwerte Signore Contarini erwähnte? Ihr könnt sicher noch nicht lange in Genua verweilen?“

Der blonde Hüne in der Begleitung der Viscontessa beobachtete das ganze mit finsterer Miene, allerdings nicht unhöflich. Er hielt sich im Hintergrund, und hatte der Etikette folgend das Haupt tief geneigt. Er war durchaus die Sorte Mann, die einem normal Sterblichen Unbehagen bereitete, und mit der auch manch Kainit keine nähere Bekanntschaft machen mochte, wenngleich er nicht wie ein grober Schläger schien. Nein, seine Kleidung sprach von Adelsstand und ebenso seine Bewegungen.
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Ilario
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Re: [1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Alerio hatte sich still vor beiden Kainiten verneigt als diese ankamen und dann ebenso stumm deren Worten gelauscht. Avelinas letzten Worten ließ sie eine ehrerbietiges Nicken folgen und sprach mit leiser, rauer Stimme: „Bitte folgt mir, ich werde die verehrten Herrschaften zu meinem Herrn geleiten.“ Sie klopfte an das Tor, das sich daraufhin öffnete. Vorbei an einer weiteren, männlichen Wache führte sie die beiden Kainiten und ihre Begleitung durch den Garten in das Innere der Villa. Dabei bemerkten sie eine Eule die draußen auf einem kleinen Ansitz hockte und die beiden Kainiten mit ihren gelben Eulenaugen verfolgte.
Durch verwaist wirkende, stille und dunkle Gänge gelangten sie schließlich zu einer Tür, vor der ein weiterer Mann Wache stand. Drahtig, mittelgroß, in ein geschwärztes Kettenhemd tragend und etwa Ende Zwanzig, mit kalten, alten Augen erwartete sie dort Mercurio. Die erste Klinge seines Herrn trug derselben drei: Schwert, Dolch und ein gekrümmtes, gefährlich aussehendes Messer. Und das waren nur die sichtbaren. Auch er verneigte sich vor den Kainiten und deutete diesen, und nur diesen, dann einzutreten. Hinter ihnen wurde die Tür wieder geschlossen.

Das Bild das sich den beiden Toreador bot war das einer wohlstrukturierten Schreibstube, zwei Lampen tauchten den Raum in ein warmes Zwielicht. Drei Stühle standen, gleichmäßig angeordnet, um einen runden Tisch. Darauf lag, wie so oft in jenen Nächten, eine Karte des Mittelmeerraumes, etwas Schreibzeug sowie eine einseitig geschwärzte Silbermünze. Der Kastellan selbst stand hinter einem der Stühle, die feingliedrigen Hände auf der Lehne ruhend. Die Robe aus dunkler, fließender Seide hob seine schlanke Gestalt eher hervor als sie zu verbergen. Avelina mochte sich erinnern ihm einst diesen Stoff geschenkt zu haben. Er deutete mit einladender Geste auf die Sitzgelegenheiten, gab ihnen einen kleinen Augenblick und setzte sich dann selbst.
„Seid willkommen, bitte nehmt Platz. Werte Viscontessa di Braida, werter Capitano di Piave…“ Ein angemessenes Nicken in ihre jeweilige Richtung. „Es ist mir eine Freude euch als Gäste unter diesem Dach willkommen zu heißen.“
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Mareno
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Re: [1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

Beitrag von Mareno »

Interessiert musterte Mareno die leicht rötlichen Lippen, die aus dem Schatten der Kapuze das einzige waren, was ihm einen Vorgeschmack auf seinen Gegenüber geben würde. die mutmaßlichen Blicke der Eifersucht die der Blonde Hühne ihm zuwarf, stachelten seine Neugier dabei nur noch weiter an, war er sich doch sicher das so ein stattlicher Mann nicht so reagiert, wenn die Gestalt unter dem Mantel hässlich wie die Nacht ist.


Nein, noch nicht allzu lange in der Tat. Meistens bin ich auch eher auf der hohen See unterwegs. Ich muss jedoch gestehen das ich euch für den mysteriöse Gast halte, den Signore Contarini erwähnte. Aber den wohlwerten Kastellan lassen wir wohl besser nicht warten, vorallem wenn er doch so ein interessante Angebote und Begegnungen in Aussicht stellt.

Noch ein kurzes, verschmitz anmutendes Lächeln auf den Lippen zeigend,eilte Mareno dem Diener des Kastellans hinterher. Fast wirkte es so als wollte er mit ihm Schritt halten, was für ewig währende Kainiten ein eher ungewöhnlicher Anblick war. Als sie Mercurio passierten, hielt Mareno kurz inne um diesen neidisch zu mustern, waren Krieger dieses Formats doch etwas besonderes. Die Begrüßung des Magisters erwiderte er ebenfalls mit einem angemessenen Nicken, und einem freundlichen Lächeln,und setzte sich danach auf den ihm gewiesenen Stuhl, wartete nach einem kurzen Gruß darauf das der Gastgeber das Wort ergreifen würde und betrachtete derweil äußerst interessiert die Karte des Mittelmeerraums.

"Wohlwerter Signore Contarini, Ich danke euch für die Einladung in euer Sestieri und Heim, und dafür das ihr mir eine Möglichkeit eröffnet, meine Clansschwester die werte Viscontessa di Braida kennenzulernen."
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Avelina di Braida
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Re: [1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

Beitrag von Avelina di Braida »

Ihr Blick aus dem Schatten der Kapuze lag noch immer auf dem Fremden, als Alerios Stimme erneut erklang. Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite, verwundert, dass sich die Dienerin einmischte. Doch sie sagte nichts dazu und folgte ihr zunächst schweigend. Als sie an der Tür ankamen nickte sie dem blonden Hünen kurz zu, bevor sie sich in die Schreibstube begab.

Dort angekommen neigte sie respektvoll das Haupt, begleitet von einem angedeuteten Knicks.
„Wohlwerter Signore Contarini, mir ist es ebenfalls eine Freude euch wieder zu sehen. Ich hoffe ihr seid wohlauf und die Nacht legte ihren Schleier in den vergangenen Monden schützend über euch.“ er machte zumindest den Anschein. Er sah erhabener aus, und mit einem leichten Lächeln musterte sie auch die schwarze Seide seines Gewandes.

Dann löste sie die Fibel des Umhangs und schob die Kapuze vom Kopf, den schweren pelzgefütterten Stoff schließlich von den Schultern schiebend. Eine rabenschwarze Mähne wellig seidigen Haars kam zum Vorschein, die sich dem Anschein nach nicht wirklich bändigen ließ, aber dennoch nicht unordentlich wirkte. Für diese Nacht hatte sie einen dunkelroten Bliaut gewählt, der einen tieferen Ausschnitt aufwies als der gängige Standard. Die Taille war derart umwickelt, dass das Gewand die Figur betonte. Die Säume des seidenen Stoffes waren Abgesetzt mit silbrigen, filigranen Stickereien.
Dem Kastellan mochte auffallen, dass ihre Züge weit abgeklärter schienen, als noch bei ihrem letzten Besuch, was ihrer Schönheit keinen Abbruch tat, sie höchstens ein wenig unnahbarer wirken ließ.

Schließlich wandte sie sich dem Capitano zu, der nun auch mehr sehen konnte, als nur die Mundpartie mit den vollen, rötlichen Lippen. Ihre Augen funkelten smaragdgrün im Schein des Feuers, als sich der Blick neugierig auf ihn legte.
„Mir war nicht bewusst, dass sich ein weiteres Mitglied meines Clans in der Stadt befindet bis zur Nachricht des wohlwerten Kastellans.“ sie sprach mit sanfter, ein wenig dunkler Stimme, und nickte schließlich nochmals grüßend, „Viscontessa Avelina di Braida von Varese, Neugeborene vom Clan der Rose, Tochter der Baronessa Sarina di Lerone, Ancilla vom Clan der Rose.“ stellte sie sich der Etikette folgend vor. Dann ließ sie sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf dem Stuhl nieder, den der Kastellan ihr gewiesen hatte und ließ ihren Blick über die Karte und die geschwärzte Münze schweifen, bevor er sich aufmerksam wieder auf den Gastgeber legte.
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Ilario
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Re: [1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Sein Blick folgte dem Avelinas zu der Karte, er gab Mareno Gelegenheit auf die förmliche Vorstellung der Viscontessa zu reagieren, mischte sich nicht ein. Dann nickte er in Richtung der Seekarte. „Krieg zieht herauf, Genua wird fordern was ihm zusteht. Doch auch ein anderer Krieg tobt bereits… ein Krieg um die Seele der Stadt.“ Ein bedeutungsschwerer Blick legte sich zuerst auf Avelina, dann Mareno. „Ihr seid heute hier weil ich, aus verschiedenen Gründen, davon überzeugt bin, dass ihr eure Menschlichkeit nicht nur bewahrt habt sondern diese auch in hohen Ehren haltet. Normalerweise hätte ich nur die werte Avelina di Braida eingeladen, da ich sie schon länger kenne und ihr erst gerade eben nach Genua kamt werter Mareno… doch unser kurzes Gespräch über den Wert von Gemeinschaft stimmte mich nachdenklich und gewogen. Ich werde euch wie gesagt ein Angebot unterbreiten, eine Gelegenheit aufzeigen. Zuvor jedoch muss ich euch um absolute Diskretion bitten. Mehr noch sie verlangen. Nichts was heute hier besprochen wird darf nach außen dringen. Nichts. Könnt ihr dies versichern? Könnt ihr dies schwören beim Leben derer die euch nahestehen?“ Ein Schwur mit einer Komponente abgestimmt auf jene die Nächstenliebe und sterbliche Verbindungen schätzten. Es musste wahrlich um Bedeutsames gehen, Könige leisteten oder forderten Schwüre nicht leichtfertig.
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Mareno
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Re: [1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

Beitrag von Mareno »

Auch Mareno wiederholte das ritualisierte Nicken zur Begrüßung, und wandte sich dann seinerseits zu einer kurzen, förmlichen Vorstellung. Ihm gefiel es sichtlich, von seiner Clansschwester gemustert zu werden, und ließ selbst seinen Blick vielleicht einen Moment zu lange über die frauliche Erscheinung schweifen, die von sanfter Seide umhüllt wurde, die Mareno unter normalen Umständen nicht als Hindernis, sondern als kostbare Beute gesehen hätte.

Capitano Mareno di Piave, Neugeborener vom Clan der Rose,Sohn des Jacque Monjeau, Ancilla vom Clan der Rose. Unsere Begegnung zu solch einem bedeutenden Gespräch ist mir Anlass genug, auf weiter gemeinsame Nächte zu hoffen. Vielleicht werde ich auch bis dahin der stummen Rose habhaft, die im Hafen von Genua umherirrt.

Kurz hielt er inne, um Avelina Raum für Erwiderungen zu geben, wandte sich dann aber dem Kastellan zu, um ihm auf seine Einleitung zu antworten.

Ich versichere euch, das die Rose nicht ohne Grund als Symbol der Verschwiegenheit gilt, und das ich das Vertrauen das ihr mir entgegenbringt nicht leichtfertig verspielen werde,indem ich eurer Forderung nach Diskretion nicht nachkomme. Ich schwöre daher das dass Stillschweigen der hier versammelten Gemeinschaft mein Stillschweigen sei, Das diese Gemeinschaft und alles was in ihr in dieser Nacht offenbart wird, nicht durch mich verraten wird. Ich schwöre auf Schiff,Mannschaft und persönliche Kapitänsehre.

Kurz warf er Ilario, dann Avelina einen vielsagenden Blick zu, ganz so als würde er von ihnen einen zumindest ähnlichen Schwur begrüßen. Er würde nicht den Fehler machen, sich als einzigen an einen Schwur zu binden, nur um anschließend von einem der anderen beiden Kainiten verraten, und als Schwurbrecher dargestellt zu werden.

Eure Information zu den zwei Kriegen wecken meine Neugier, Ich bin sicher ihr könnt uns mehr zu den Konfliktparteien, ihren Zielen und der Rolle die Meine werte Clansschwester und ich in diesen Kriegen spielen werden nun mitteilen ? Was genau beinhaltet euer Angebot, das mein Kopf schon in den schillerndsten Farben zeichnet ?"

Lange und fremdländisch klingende Sätze konnte man Mareno zurecht vorwerfen, doch nicht das ihm nicht an einem schnellen Fortschreiten des Gesprächs interessiert war. Sich seiner Eigenart der Hektik wohl bewusst, musterte er die beiden anderen Kainiten, und wie wohl ihre Reaktion ausfallen würde.

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Clansschwäche
@🌹 Mareno (Felix): 3d10 = (10+6+3) = 19
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Avelina di Braida
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Re: [1015] Ein Schatten der Menschlichkeit [Avelina, Mareno, Ilario]

Beitrag von Avelina di Braida »

Die Erwähnung der 'stummen Rose' ließ Mareno einen reichlich verwirrten Blick seitens der Viscontessa ernten. Fast konnte man meinen ein wenig Missmut in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Sie schwieg allerdings zunächst dazu und fand ihre Contenance recht schnell wieder und schenkte dem Capitano ein Lächeln und ein zustimmendes Nicken.
„Es ist mir in der Tat ein Bedürfnis euch kennenzulernen, wenn ihr denn gedenkt in der Stadt zu verweilen. Ich bin seit langem die einzige unseres Clans in Genua, und habe es mir somit zur Aufgabe gemacht ihm hier Gehör zu verschaffen.“

Schließlich wandte sie sich wieder Ilario zu und neigte den Kopf leicht zur Seite bei seinen Worten. Sie schien bei weitem nicht derart eilig wie der Capitano, viel eher schien sie die Forderungen des Kastellans abzuwägen und zu überdenken. Der Schwur den er verlangte, Dinge betreffend von denen sie bislang nicht einmal wusste was sie wirklich beinhalteten, war kein geringer.
„Ein wahrlich gewichtiger Schwur, den ihr uns abverlangt, wohlwerter Kastellan. Bei jedem anderen als euch wäre ich versucht das ganze weiter zu hinterfragen bevor ich Zusicherungen mache. Doch als Zeichen meiner Achtung und meines Respekts euch und euren bisher gezeigten Ansinnen gegenüber, werde ich euch mein Stillschweigen ohne jene Fragen zusichern.“ allein dies war wohl schon ein Zeichen dafür, dass sie diesen Schwur nicht auf die leichte Schulter nahm.

„Ich hörte von dem Krieg der heraufzieht, und nahm dies mit Missfallen auf. Ich wollte diesbezüglich noch euren Rat ersuchen. Allerdings bin auch ich neugierig, was ihr mit dem zweiten Krieg um die Seele der Stadt meint. Ihr wisst, dass es mein Bestreben ist der höchst verehrten Majestät zu dienen. Sollte sie sich also in Gefahr befinden, so könnt ihr euch meiner Hilfe injeh gewiss sein. Und so ist mein Stillschweigen auch meine höchste Priorität, sollte es der Prinzessin dienlich sein. Ich hoffe nur meine bescheidenen Möglichkeiten werden ausreichen, um eine wirkliche Unterstützung zu sein.“

Dann allerdings legte sich wieder jenes bezaubernde Lächeln auf ihre Lippen, das ihr so eigen war und sie senkte ein wenig den Blick, „Und ja, ich halte die Via Humanitatis noch immer in hohen Ehren. Es ist mir ein persönliches Bedürfnis ihren Bestand in Genua zu unterstützen.“ ein neugieriger Seitenblick ging dabei zu Mareno. Sollte auch er tatsächlich ein Wanderer auf der Via Humanitatis sein?
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