[1015] Singender Sünder [Alain, Brimir]

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Beim letzten Versuch von Alain Brimir zu treffen, hatte dieser keine Zeit und so blieb dem Sünder nicht viel mehr, als mit dem nordischen Ghul Zeit zu verbringen und später dann mit ihm das Elysium zu verlassen. Spaß haben war die Divise der Beiden.

Heute Nacht schienen die Dinge anders zu verlaufen. Nachdem der Bote die Nachricht überbracht hatte und einen Bericht im Namen des Blutvogtes einforderte, kamen die Beiden zu dem Entschluss, dass ein persönliches Treffen besser wäre. Und so machten Kainit und Ghul einen Termin aus: in der nächsten Nacht um Mitternacht. Brimir erwartete Alain in Luccoli. Ein Begleiter würde am Waldrand auf den Kainiten warten und ihn führen. Und so saß dort am nächsten Tag ein Wolf, der direkt gen Dorf ging, als Alain ankam und den Vampir auch bis zur Türe brachte.

Im Langhaus war es dunkel, abgesehen von ein wenig Licht, das vom Glut der Feuerstelle aus ging. Und genau dahin führte Frekki den Gast, ehe der Wolf zur Kontur eines großen Stuhl ging und sich dort daneben hinsetzte. Willkommen in der Höhle des Löwen... oder vielmehr des Wolfes?

Nach einer ganzen Weile bewegte sich etwas auf dem Thron. Hände wurden in den Lichtschein geschoben. Die Fingernägel waren mehr Krallen als wirklich menschlich. Dann näherte sich ein Gesicht, blieb aber im Halbdunkel. Fehlte da... die Nase? Das Glimmen der Glut reflektierte sich in den Bernsteinaugen. Und dann war da noch die Stimme, permanent vom Grollen des Biestes untermalt, sodass man sich nicht mehr sicher sein konnte, ob man den Vampier oder das Monster als Gesprächspartner hatte.

"Willkommen, Alain..."

[Alain le Beau]

Alain hat seine Diener und seine überschwängliche Art am Waldrand zurückgelassen. Mit einem Wolf lässt es sich nun einmal schlecht scherzen. Auch wenn Alain es durchaus versucht hat. Sein Akzent ist allerdings furchtbar, was Frekki seinem Besitzer später sicherlich deutlich machen wird. Es mangelt Alain offenbar an Übung darin, mit Wölfen zu sprechen, wenngleich Frekki ihm anrechnet, dass er es überhaupt versucht hat.

Vor Brimir allerdings verneigt er sich tief und stumm, dessen Alter wie auch dessen Rang angemessen. Erst als der Gangrel ihm einen Wink gibt, stellt sich der Tzimisce vor. Obgleich sein Mund angesichts der Situation recht trocken ist, ist doch der melodische Akzent zu vernehmen, der den Bretonen verrät: "Verehrter Brimir Böggvisson, ich danke euch für die Ehre dieser Einladung. Wie ihr wisst, bin ich Alain, Neugeborener der Drachen und Kind des Konrad von Wolmar."

Dann schweigt der Blonde wieder und wartet darauf zu erfahren, was die Monstrosität auf dem Stuhl von ihm wünscht.

[Tierhaftigkeit 1 um mit Frekki zu reden]

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Frekki hatte das Gespräch, trotzt dieses fremden Akzentes durchaus gesucht. Es passierte nicht ob, dass andere Kainiten außer Brimir und seinesgleichen mit ihm sprachen und er war froh sich auch mal mit einem anderen Biest austauschen zu können.

Doch drinnen... dauerte es erneut einen Moment, ehe die Stimme des Nordmannes wieder erklang. In dem Moment des Schweigens hatte Brimir seinen Kopf von einer Seite zur Anderen gelegt, um Alain auch mal aus einem anderen Winkel zu mustern. Schließlich nickte er.

"Meine Liktoren haben mir deinen Namen schon das ein oder andere Mal genannt. Es ist bedauerlich, dass ich in den Jahren nicht die Zeit fand dich selbst zu mir einzuladen... ... vielleicht wäre uns die eine oder andere... ... wie sagt man... Farce... erspart geblieben."

Brimir seufzte leise, was fast wie das Brummen eines Bären klang.

"Wie dem auch sei... du bist hier. Mein Bote hat dir gestern meine Nachricht überbracht und sprach davon, dass du sie mir mündlich vorbringen willst. Ich bin geneigt dir zuzuhören."

[Alain le Beau]

Der Tzimisce lächelt. Brimir entgehen vielleicht die Feinheiten der Darstellung, aber er bemerkt, dass es ein der Situation perfekt angemessenes Lächeln ist. Ein wenig reumütig gegenüber sich selbst, ein wenig verzeihend gegenüber den Verantwortlichen, mit einer Spur von Melancholie und Bedauern, vor allem aber voll Wärme und Zuversicht. Alain hat lange dafür geübt. "All dies ist Vergangenheit", sagt die sanfte Stimme. "Und ich bin niemand, der sich zu lange mit der Vergangenheit aufhält. Sie steht zu vielen Freuden im Weg."

Dann neigt er den Kopf. "Ihr habt meinen Dank für die Aufwendung eurer wertvollen Zeit. Ich bin hier aus zwei Anliegen. Zum einen hattet ihr um einen Bericht gebeten, was meine... Befragung betrifft. Zum anderen, nun, möchte ich euch ein Geschäft vorschlagen. Womit soll ich beginnen?"

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Brimir beobachtete das Lächeln. Die Reue, das Verzeihen, Melancholie und Bedauern. Und er glaube Nichts davon. Aber der Nordmann wusste, dass das zu dem Spiel gehörte, dass sie alle in der Nacht spielten... dass es zum Überlebten dazugehörte. Und das konnte Brimir respektieren.

"Dann wollen wir uns ebenso wenig wie möglich aufhalten lassen. Bringen wir den Bericht hinter uns... und dann kümmern wir uns um den Handel."

Es folgte eine kurze Pause.

"Zunächst geht es mir um die besagt Nacht, als Amalia dich zur Befragung geladen hat. Aber grundsätzlich möchte ich auch hören, was du zu den Vorwürfen zu sagen hast, die man gegen dich erhebt... ... und wie sich die Beziehung zwischen dir und meiner Liktorin entwickelt hat. Dazu sei gesagt: Das hier ist keine Befragung, weil es zu irgendwelchen Anzeigen gekommen ist... ich möchte nicht mehr, als mir ein Bild über die Situation machen... ..."

[Alain le Beau]

Alain legt die Hand auf die Brust. "Ich bin schuldig!" sagt er im Brustton der Überzeugung. "Schuldig, Ehen zerstört und Herzen gebrochen zu haben. Schuldig, im Alkoholrausch die Einrichtung diverser Gasthäuser zerlegt zu haben. Schuldig an vielen, vielen Dingen. Was aber diese Vorwürfe angeht? Nein, auf diese Sünden kann ich keinen Anspruch erheben. Es ist wahr, dass ich in der Stadt gejagt habe - für einige wenige Wochen, zu Beginn meines Aufenthalts hier, unwissend - aber dadurch nicht weniger illegal. Aber um diese Wochen ging es in der Anklage nicht."

Der Tzimisce breitet die Arme aus. "Warum sollte ich auch die besagten Verbrechen begehen? Ich finde auch in den Dörfern genug zu trinken - und es hätte all meine Pläne hier in Genua zunichte gemacht, mich bei einer solch närrischen Jagd in der Stadt erwischen zu lassen. Und Teufelsanbetung? Ha!" Er lacht. "Wisst ihr, jemand hat etwas gegen mich. Ich weiß nicht wer. Aber ihr habt sicher auch die Gerüchte über Rothaarige gehört. So ähnlich der Anklage, wegen der ich von der wohlwerten Amalia befragt wurde. Mich hat nur gewundert, dass unsere Liktorin diesen Anklagen überhaupt genug Aufmerksamkeit geschenkt hat... aber nun gut."

Er seufzt. "Ihr kennt ja die wohlwerte Amalia. Als ich ihr zuerst begegnete, am Hafen, streckte sie mir ihr Gesicht entgegen, unerwartet und unerwünscht. Ich hielt sie für eine Bettlerin, reichte ihr Münzen - und endete im Hafenbecken. Dann kannte sie die Regeln ihrer eigenen Domäne nicht, wollte mir verbieten, die Stadt zu betreten. Mittlerweile glaube ich nicht länger an böse Absicht. Es war wohl schlicht Unfähigkeit. Beim nächsten Mal lud sie mich vor, auf ein weit abgelegenen Anwesen. Ich war um mein Wohl besorgt, suchte Unterstützung unter den Kainiten Genuas. Von den Vorgängen dort habt ihr, wie ich vermute, bereits erfahren." Alain winkt ab. "Jemand benutzt die wohlwerte Amalia als Werkzeug. Ich hege keinen Groll gegen sie."

Sich am Hinterkopf kratzend, fährt er fort. "Ihr wisst vielleicht, dass ich, als ich das erste Mal von diesen Vorwürfen erfuhr, direkt den wohlwerten Kastellan und den wohlwerten Liktor Ajax aufgesucht habe, meine Unschuld unter der Kraft des Blutes versichert habe. Vielleicht unnötig, wenn man bedenkt, zu welcher Farce sich der Prozess entwickelt hat. Aber ich wollte alles tun, um diesen amüsanten Anschuldigungen entgegenzutreten."

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Als der Tzimisce so theatralisch von seiner Schuld sprach, seufzte der Gangrel im Halbdunkel leise. Aber er unterbrach den Pathos nicht. Sie hatten ja Zeit und Brimir hatte sich nichts Besseres vor, als sich von einer Jagd abhalten zu lassen, oder? Der Kopf des Nordmannes neigte sich derweil in die andere Richtung.

"Wir Alle sind schuldig... Sünden zu begehen... so wie der Christengott sie als Sünden definiert. In meiner Kultur hällt man Ehebruch, zerschlagene Güter und all der Dinge für Verbrechen... nicht für Sünden gegenüber einem Gott. Ich bin der Meinung, dass wir als Vampire... ... über solchen Kinderspielen stehen. Aber... jedem das Seine."

Brimir nickte zu der anfänglichen Jagd innerhalb der Mauern. Die folgende Verteidigung des Drachen klang plausibel. Sehr sogar. Die Gerüchte um den Rothaarigen waren Brimir ebenfalls durchaus bekannt. "Eine Farce... ja... etwas, auf das ich reagieren muss. In welcher Form auch immer. Etwas... dass in der Dunkelheit der kanitischen Politik so hohe Wellen schlagen wird, wenn ich nicht vorsichtig damit umgehe, wie es wohl nur ein oder zwei von euch Beteiligten überhaupt verstehen werden. Du ahnst gar nicht in was für eine Zwicklage ihr mich damit bringt."

Brimir schob das Gesicht etwas nach vorne und setzte seinen Bart auf den beiden Händen ab, die Halt auf den Knien des Nordmannes fanden. Dabei erkannte man, dass die Nase gar nicht fehlte. Sie war nur flacher; ein dunkler Fleck, etwas feucht, wie man es von Hunden kannte... nur eben auf dem Gesicht eines Menschen.

"Erzähl mir, wie eben jene Nacht abgelaufen ist. Ich will jedes Detail aus deiner Sicht hören, egal, wie unbedeutend es auch erscheinen mag."

[Alain le Beau]

"Nun, ich war zu einer Befragung geladen. Aber eine Befragung auf einem abgelegenen Landsitz, das erschien mir seltsam. Also habe ich andere gebeten, mich zu begleiten", erklärt Alain. "Den wohlwerten Ilario, da ich ihm bereits von meinem Verstoß gegen das Jagdrecht gebeichtet hatte. Den wohlwerten Ajax, da er sein Amt als Liktor beherrscht." Er macht eine kurze, bedeutungsvolle Pause. "Dann den wohlwerten Toma, meinen Clansbruder, und die wohlwerte Sousanna als Charakterzeugen - und als Zeugen der Vorgänge an diesem Abend. Schließlich erklärte sich auch die werte Seresa bereit, mir beizustehen, und sei es nur, um Kainiten in eventueller Raserei zurückzuhalten."

Er legt den Finger ans Kinn. "Wir kamen an, es kam zu Wortgefechten. Ich glaube, ich sollte in einen Keller hinabsteigen? In jedem Fall versuchte der wohlwerte Ajax, die Situation zu entwirren. Er sandte meine Zeugen, Seresa und den aus einem mir unbekannten Grund anwesenden werten Galeno fort. Womit ich einverstanden war - meine Sicherheit erschien gewährleistet." Er zuckt mit den Schultern. "Der werte Galeno weigerte sich. Ajax wollte gegen ihn vorgehen, als... ihr wisst von der Fehde zwischen Ajax und dem wohlwerten Titus, nehme ich an? Nun, Titus war von Amalia geladen und offensichtlich nicht glücklich. Er schritt ein."

Der Tzimisce kneift die Augen zusammen und denkt nach. "Titus sandte Ajax fort. Ich dachte, der Brujah würde sich weigern, aber er räumte in der Tat das Feld. Allerdings nicht, ohne mit Konsequenzen zu drohen. Danach, nun, danach gab sich die bis dahin sehr streitbare Amalia..." Er schnippst mit den Fingern. "Ah! Ich habe es fast vergessen. Amalia demütigte meinen Clansbruder, so dass Toma sie in Raserei angriff. Er liegt noch immer in Starre, soweit ich weiß. Ajax war schnell mit seinem Speer."

Sich über die Lippen leckend, schweigt er erneut. "Wo war ich?" fragt er dann. "Ah. Ja. Amalia gab sich danach plötzlich sehr friedlich. Sie habe mich nur befragen wollen. Nichts weiter. Ich erklärte meine Unschuld, sie schien zufrieden. Viel Lärm um nichts." Er überlegt. "Allerdings habe ich mittlerweile erfahren, dass sie versiert in der Folter ist. Ich frage mich, was mich in dem Keller erwartet hätte, wäre ich ohne all diese Zeugen aufgetaucht."

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Brimir nickte immer wieder an bestimmten Passagen, als diese abgeschlossen wurden und er nochmal bestätigte, dass er das jeweils auch so gehört hatte. Besonders die Passage mit Toma, die nachgereicht wurde erntete ein bedeutsames Nicken.

"Das deckt sich mit meinen bisherigen Informationen. Fällt dir sonst noch etwas ein, was wichtig sein könnte? Wie bewertest du das Verhalten der Anwesenden?"

Die Neugierde in Brimirs Stimme zu der Ansicht des Tzimisce war kaum zu überhören.

[Alain le Beau]

"Ich bin nur ein Gast dieser schönen Stadt und es steht mir kaum zu, ein Urteil zu fällen", sagt Alain in bescheidenem Tonfall. "Es scheint mir als Außenstehendem jedoch wenig sinnvoll, eine Befragung aufgrund von Hörensagen und, vor allem, auf Grund einer so absurden Anklage wie Teufelsanbeterei einzuberufen. Ich für meinen Teil bin ein friedfertiger Kerl und verstehe die Notwendigkeiten, die gelegentlich mit dem Liktorengeschäft einhergehen. Auch wenn es in diesem Fall schwerer fiel als in anderen Situationen. Bei anderen Gästen könnte darunter jedoch der Ruf der Domäne leiden." Seine Stimme ist bewusst neutral gehalten.

Er faltet die Hände und blickt Brimir neugierig an. "Die Provokation meines Clansbruders und die Reaktion von Ajax und Amalia darauf, Tomas Starre... jemand nannte es 'die Mailänder Methode'. Vielleicht könnt ihr mir den Sinn dieses Ausdrucks erklären? Ich verstehe ihn nicht."