[1016] Vom Irrlichtern [Alain]

[Februar '19]
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Sousanna
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[1016] Vom Irrlichtern [Alain]

Beitrag von Sousanna »

Sie hatten sich schon eine ganze Weile lang nicht mehr gesehen - und vielleicht sehnte sich die Dame nach der Zerstreuung, in diesen schweren Zeiten. Vielleicht gab es sogar wichtigeres zu besprechen, denn sie hatte ein Straßenkind an jene Orte geschickt, an denen der Tunichtgut zu vermuten war - und ihn eingeladen auf jenes Schiff, das sie ihr Heiligtum nannte.

Welche Schande, dass es in der besagten Nacht aus Strömen goss. Sonst hätte man den bezaubernden Ausblick über den schwimmenden Garten und die schönen Teile des Hafens genießen können.
So aber würde der Bretone, so er denn der Einladung nachkam, sofort in den Bauch des Schiffes gebracht.

Dort, in einem der kleineren Räume, die zwar ohne Fenster aber dafür mit prachtvollen Mosaiken geschmückt waren, wartete die Herrin dieses Schiffes auf einem Divan.
Sacht glitt die blutrote Seide über ihren zierlichen Leib und das Haar goss sich offen über die nur halb bedeckten Schultern. Aufmerksam hatte sie eine Schriftrolle begutachtet, doch da ihr Gast eintrat fanden ihre großen, dunklen Augen ihn sofort und ihr sphinxisches Lächeln breitete sich auf den Zügen aus. Schien ihm entgegen wie warme Sonnenstrahlen.
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Alain le Beau
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Re: [1016] Vom Irrlichtern [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Alains Antlitz spiegelt das Lächeln der Schönheit, so wie das Wasser des Meeres die Sonne wiederspiegelt. Unterstrichen wird dieser Eindruck dadurch, dass er offenbar auf dem Weg ziemlich nass geworden ist: Das goldene Haar hängt in einem dunkleren Ton als gewöhnlich von seinem Kopf herab und noch immer fallen kleine Wassertropfen auf die Seide, in die er seinen Körper gekleidet hat. Seinen durchnässten Mantel hat er Sousannas Bediensteten gereicht, ohne diese auch nur anzublicken. Denn wie üblich wird seine volle Aufmerksamkeit von der Ravnos in Beschlag genommen.

"Wohlwerte Sousanna", sagt er leise und klingend, voll Emotionen, die entweder echt oder sehr gut einstudiert sind. "Es ist zu lange her, viel zu lange - wenngleich selbst eine Nacht schon zu lange wäre, um von dir getrennt zu sein." Er winkt ab. "Was sage ich. Eine Stunde, nein, jede Minute... aber lass dich betrachten." Sein Blick fährt über ihren Körper, bewundernd, gierig. "Ein exzellenter Stoff", stellt er fest, "und doch ist er nur so wunderbar, weil er deinen Körper erahnen lässt." Er seufzt verzückt und schweigt, lässt Sousanna Zeit für eine Erwiderung auf diesen Schwall an Worten.
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Sousanna
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Re: [1016] Vom Irrlichtern [Alain]

Beitrag von Sousanna »

Dezent legte sich ihr Kopf zur Seite während das Pergament auf ein kleines Tischchen aus Ebenholz glitt. Das Lächeln vertiefte sich noch eine Spur, während auch ihr Blick den Lauf der Tropfen nachzeichnete.
"Es ist mir eine Freude, dich zu sehen, Alain" Ihr Raunen glich dem Schnurren einer Katze ehe sie voller Besorgnis die Lippen spitzte und die großen Augen noch ein wenig größer wurden, als aus Besorgnis gespieltes bedauern wurde. "Aber du bist ja ganz nass."

Elegant erhob sie sich, um - wie um diese Feststellung noch einmal zu überprüfen - eine Hand an seine Wange zu legen. "Durch einen glücklichen Zufall habe ich aus eben dieser Kollektion." Sie deutete an sich hinab und die leuchtend rote Seide raschelte verheißend. Irgendwo unter den Schichten des teuren Stoff klingelten Glöckchen. "Auch noch etwas trockene Kleidung übrig. Feinste byzantinische Seide. Möchtest du dich umziehen, lieber Freund?"
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Alain le Beau
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Re: [1016] Vom Irrlichtern [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Bevor ich mich erkälte, meinst du?" Er lacht sein glockenhelles Lachen. "Aber das Gefühl byzantinischer Seide auf meiner Haut - oh, es klingt verlockend." Ohne jede Scham beginnt der Tzimisce, sich seiner Kleider zu entledigen. "Natürlich könntest du auch einige Diener rufen, die uns mit ihren Leibern wärmen. Bei einem solchen Wetter muss man doch eng..." Er zieht den Mundwinkel hoch "...zusammenrücken."

Nackt wie der erste Mensch steht Alain vor der Ravnos und legt die Hand in die Hüfte. "Sag, wie ist es dir seit dieser Farce bei der wohlwerten..." Da liegt Sarkasmus in diesem Wort "...Liktorin ergangen?"
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Sousanna
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Re: [1016] Vom Irrlichtern [Alain]

Beitrag von Sousanna »

Ihr breites Grinsen spiegelte das glockenhelle Lachen des Tzimiscen perfekt wieder.
"Aber sicher - am Ende bekommst du den viel besungenen Totenschnupfen - und das wäre natürlich grässlichst. In jedem Fall schlecht für den Teint", erwiderte Sousanna gelassen, während sie zwei Mal in die Hände klatschte und dem heraneilenden Dienstmädchen, das für einen Augenblick von der Nacktheit des Gastes irritiert zu sein schon, in ihrer fließenden Muttersprache schließlich eine Reihe von Anweisungen gab.

Als es wieder verschwunden war, seufzte die Sündern schwer als läge das Leid der Welt auf ihren Schultern. Der leuchtende Stoff hob und senkte sich.
"Genua ist ein einziger Narrenturm." Eine eindrucksvolle Schnute zeigte sich, während die Arme sich demonstrativ verkreuzten. "Man behauptet ja, die Heiden in Konstantinopel brächten Chaos, aber das, was ich hier sehe..." Sie schnaubte heftig. "Eine Horde Esel könnte besser Stadt spielen."

Inzwischen hatte man Alain eine Auswahl an Kleidern heran gebracht. Allesamt in feinster Qualität und den buntesten Farben, die man hier in Genua finden konnte. Auch "Gesellschafter" waren gekommen, so dass es in der Kammer langsam warm und kuschelig wurde.
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Alain le Beau
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Re: [1016] Vom Irrlichtern [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain, nun wieder leicht bekleidet, lehnt sich zurück. Den Arm hat er um einen hübschen Jüngling gelegt, die Finger in dessen Haaren vergraben. "Ich bin sicher, du in deiner Funktion überblickst all das Durcheinander noch viel besser als ich es tue", sagt er lächelnd. "Allerdings habe ich etwas, das du vielleicht noch nicht weißt. Erinnerst du dich daran, wer laut unserer wohlwerten Amalia die Anklage vorgebracht hat? Sie implizierte diese kleine Wahnsinnige, Angelique. Und ich habe nachgedacht..."

Er reibt sich mit der freien Hand das Kinn. "Tatsächlich klingt die Anklage recht ähnlich wie das, was gegen die Rothaarigen Genuas vorgebracht worden ist. Sünde, Teufelei, all das sind Dinge, die mir von Seitens Amalias unwahrscheinlich erscheinen." Er grinst. "Sie träumt von einer Orgie mit uns beiden, stell dir vor. Nun. Jedenfalls: Ich habe den Verdacht, dass die werte Angelique hinter diesen Anschuldigungen steckt. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut."
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Sousanna
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Re: [1016] Vom Irrlichtern [Alain]

Beitrag von Sousanna »

Die Harpyie unterdessen hatte sich wieder mit der Würde einer Königin drapiert. Ihr Kopf lag im Schoß einer jungen Frau mit goldblondem Haar und niedlichen Sommersprossen, während sie selbst die Augen träge geschlossen hielt, um Streicheleinheiten zu genießen.
"Soso", machte sie und erneut schien der Tremor ihres Schnurrens ebenso in die Knochen zu fahren, wie es das Schnurren einer Katze getan hätte. "Ich bin mir sicher, dass die Kleine gepetzt hat... Aber das mit den Rothaarigen." Nachdenklich seufzte Sousanna und spielte mit einem der Goldkettchen am Handgelenk ihrer Dienerin. "Das hätte die Schlange getroffen. Und die und sie sind das neue Traumpaar." Ihr dreckiges Grinsen flackerte zu Alain hinüber.

"Naja, sollte das kleine heilige Ding mal wieder auftauchen, frag ich es danach." Die großen Augen wandten sich zur Decke, als bedenke sie etwas. Doch offensichtlich entschied sie sich dagegen, denn sie schüttelte träge den Kopf.
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Alain le Beau
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Re: [1016] Vom Irrlichtern [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Das werde ich sicherlich nicht", sagt Alain. "Der gute und wohlwerte Ilario hat mich gewarnt: Angelique sei alt und mächtig. Ich werde den, hehe, Teufel tun und mich mit ihr anlegen." Er kratzt sich am Kopf. "Sie ist mit der werten Livia befreundet? Oder gibt es noch mehr Schlangen in Genua, von denen ich nichts weiß?" Dann zuckt er mit den Schultern. "Aber das heißt ja nichts. Wer weiß schon, wie diese Malkavianer denken? Ich meine, vielleicht hat sie 'Schlange' gehört und an den Sündenfall gedacht..."

Der Tzimisce verschränkt die Arme. "Ich will nur sicherstellen, dass ich zukünftig auf solch heimtückische Angriffe vorbereitet bin. Und da hilft es zu wissen, aus welcher Richtung sie kommen." Lächelnd fährt er fort. "Amalia ist so versiert auf... gewisse Dienste, dass sie mir zugesagt hat, den bösartigen Verleumder zu finden. Ich wusste ja, dass sie ihre Hände nicht von mir lassen kann. Und sie hat es auch sogleich bewiesen. Oder zumindest beweisen wollen. Nun, jedenfalls hoffe ich, dass das genügt, um mir meinen Frieden zu verschaffen."

Ihr Kopfschütteln hat Alain offenbar übersehen. Oder er ignoriert es bewusst.
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Sousanna
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Re: [1016] Vom Irrlichtern [Alain]

Beitrag von Sousanna »

Träge glitt ein Schmunzeln über ihre Züge. "Livia ist die einzige Schlange, die ich hier gesehen habe." Gelangweilt strichen ihre Finger über das Mosaik. Alte Muster aus ihrer Heimat unter denen man das sachte Schaukeln fühlen konnte. Eine seltsame Form von Ruhe schien davon abzustrahlen. Zumindest auf die Ravnos.

"Amalias ist nicht versiert genug in diesen Dingen.", murmelte sie und verzog dann das Gesicht. "Von dieser Orgiengeschichte zwischen uns dreien hat sie dir auch vorgeschärmt." Sie kicherte gehässig. "Dafür werd ich sehr viel betrunkenes Blut brauchen."

"Ach übrigens." Sousanna sah Alain direkt an. "Ich soll dabei sein, wenn du dich an ihr versuchst. Als Anstandsdame."
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Re: [1016] Vom Irrlichtern [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain zieht die Augenbraue hoch, dann zuckt er mit den Schultern. "Um so besser. So kreativ wie wir zwei zusammen sind, werden wir dabei sicherlich höchst... ansehnliche Ergebnisse erzielen." Sein Lächeln ist dünn und boshaft. "Wie stellst du dir denn eine verbesserte Amalia vor, wohlwerte Freundin? Ich bin für Vorschläge offen."

Mittlerweile hat er sich den Jüngling auf seinen Schoß gezogen und damit begonnen, diesen von Kopf bis Fuß zu streicheln. Bis zum Fuß ist er allerdings noch nicht gekommen, da er irgendwo in der Körpermitte hängen geblieben ist. "Wenn dein Pfirsich-Trick auch im größeren Maßstab funktioniert, dann könnten wir ganz herrliche Dinge tun."
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