[1016]Hexe trifft Hexe [La Vedova, La Strega]

[La Strega]

Dankbar nahm die Hexe die Sitzgelegenheit an und ließ sich langsam und leise ächzend in den Stuhl nieder. Dann lächelte sie ein wenig verlegen.

"Oh...verzeiht mir...ich bin da noch nicht so geübt drin. Ich bin Neugeborene vom Clan Nosferatu."

Sie machte eine kleine Pause.

"Und auch wenn ich im Gegensatz zu Euch vielleicht sehr alt Aussehe aber noch nicht lange auf dieser Seite des Schleiers...fällt es mir schwer zu glauben, dass sich so jemand wie Amalia...hübsche Blumen...in den Garten pflanzt."

[La Vedova]

Nosferatu!
Seinfreda fuhr hoch.
"Seit wann?!", platzte sie heraus "Und wer hat Euch in die Nacht geholt? Godeoc? Will er sich über mich lustig machen?!"
Auf einmal waren die Blumen vergessen.

[La Strega]

Die Alte zuckte zusammen und durckte sich instinktiv ein wenig, als Seinfreda hoch fuhr.

"Ob sich Godeoc über Euch lustig machen will, weiß ich nicht, hohe Herrin. Doch bin ich vom Blut der Nosferatu, lange genug um freigesprochen zu sein und mein Erzeuger heißt Giuliano."

Skeptisch und offen misstrauisch blickte die Hexe die Witwe von unten an.

[La Vedova]

Erleichtert ließ sich Seinfreda zurück an die Wand sinken. Wer war nun schon wieder dieser Giuliano? Diesen Namen hatte sie nie zuvor gehört. Zu viele Nosferatu in dieser Stadt, eine Plage.
Doch diese Frau war interessant, sie war es schon gewesen, bevor sie das elende Schicksal ereilt hatte, von einem Nosferatu geküsst zu werden. Um sich zu beruhigen zog Seinfreda ihre Robe glatt, wischte darüber als hätte sich Staub über sie gelegt.
"Nun gut, verzeiht, werte Strega, Neugeborene vom Clan Nosferatu, Kind von Giuliano. Ich bin momentan wohl etwas...empfindlich, verzeiht..."
Sie räusperte sich leise undetwas betreten.
"Ihr seid demnach nicht hier, um eine Nachricht zu überbringen?
Ach ja, die Blumen, hm. Doch, die werte Amalia ist eine außergewöhnliche Frau und nicht ganz so irre wie Ihr wohl meint. Sie ist ein gebranntes Kind und ständig auf der Suche nach Schönheit. Schönheit, die ihr einst genommen wurde, versucht sie wohl um sich herum zu...kompensieren.", überlegte sie laut. "Tatsächlich bezweifle ich, dass die zu Methoden wie Gift greifen würde, die ist eher eine Frau der direkten Auseinandersetzung, würde ich meinen...Doch ja, es war ihr völlig egal, welche Blumen ich ihr gebe, so lange sie hübsch sind und nachts blühen."
Seinfreda zuckte mit den Schultern. "Ich kann es verstehen...würde ich aussehen wie sie, würde ich vermutlich auch versuchen, mich in ein hübsches Nest zu setzen, in dem Schönheit mich umgibt und ich die eigene Hässlichkeit verdrängen kann- und sei es nur für einen kurzen Augenblick. Doch warum interessiert Euch das so sehr?"

[La Strega]

Misstrauisch beglotzte sie die Kappadozianerin und kopierte sie ein wenig verhalten, indem sie versuchte ihre Lumpen zu richten...ein sinnloses Unterfangen.

"Was für eine Nachricht sollte ich denn überbringen? Erwartet Ihr von einem Nosferatu etwa eine Nachricht? ... Eine schlimme Nachricht?"

Sie legte die faltige Stirn in noch tiefere Falten. Und als sie vom Verlust der Schönheit begann zu erzählen, lachte die Hexe gellend und gehässig auf. Spitz wie Nadelstiche. Es dauerte eine Weile, bis sie sich beruhigte.

"Das Gift war seit jeher die Waffe der Frau. Und ginge es Amalia nur um schöne Blumen, die Nachts blühen...da hättet Ihr ihr ungefährlicherer Gewächse finden können. Nunja...und mein Handwerk ist die Hexerei...da gehören spezielle Pflanzen und auch solche wie der Eisenhut in Amalias Garten dazu."

[La Vedova]

Seinfreda hielt irritiert inne, als Die hexe plötzlich kreischend in Lachen ausbrach. Zuerst war ihr nicht ganz klar, was gerade so lustig war, doch dann
Die Waffe der Frau. Seinfreda nickte zustimmend.
"Wie Ihr sicherlich bemerkt hat, befindet sich dort nicht nur Eisenhut, sondern auch andere Pflänzchen. Geißblatt als harn- und schweißtreibendes Elixier und für blaue Farbe oder duftende Violen etwa. Nicht besonders gefährlich."
Sie lächelte schmal. "Hexerei, hm? Ich weiß, dass die leichten Mädchen gerne zu Euch kommen...das hat aber wenig mit Hexerei zu tun, sondern mit Kräutern und Stricknadeln. An Eurer Stelle wäre ich vorsichtig mit solchen Aussagen. Hexerei ist Teufelsbuhlerei...Und Teufelsanbeter werden in dieser Stadt momentan aufwändig verfolgt und gesucht. Überlegt Euch also nocheinmal gut, was Ihr sagt, gute Frau. und meine Frage, weshalb Ihr Euch so sehr für Amalia interessiert habt Ihr aber noch nicht beantwortet?"

Auf die Nachfrage bezüglich der Nachricht presste Seinfreda nur die Lippen zusammen.

[La Strega]

"Oh Hexerei ist vieles...aber mit dem Teufel hat es wenig zu tun."

Sie wackelte mit dem Kopf.

"Aber ja...die Kirche sieht das wohl so. Doch seht, ich bin damit schon zu Lebzeiten alt geworden...und Ihr seid gewiss nicht die Erste, die mir so etwas sagt. Aber ich will Euren guten Rat annehmen, um es nicht als Drohung aufzufassen zu müssen."

Sie grinste Seinfreda an.

"Nun Amalia...die Liktorin macht auf mich nicht den Eindruck einer friedfertigen Frau, die schöne Blumen in ihrem Garten pflanzt. Sie interessiert mich nicht sonderlich...nur was sie mit diesen gefährlichen Pflanzen anstellen könnte...noch dazu in ihren dilettantischen Händen. Und die Geschichte mit der verlorenen Schönheit...nuja sie soll sich nicht so anstellen, was das angeht gibt es schlimmere Schicksale, nicht wahr?"

Dabei kicherte sie wieder gehässig, ihrer eigenen Hässlichkeit offenbar sehr wohl bewusst.

[La Vedova]

"Es ist ein Rat, keine Drohung.", stellte Seinfreda klar. "Und es kann Euch egal sein, welche Pflanzen sie in ihren Garten pflanzt. Sie schaut sich diese nur an...Verwendung dafür werde ich schon finden."
Sie musterte die Kainitin vor sich kritisch. War die Frau tatsächlich noch hässlicher geworden durch den Kuss? Sie war zuvor schon keine Schönheit gewesen, doch für eine Nosferatu war sie erstaunlich...menschlich.Doch ja, natürlich hatte sie Recht. Andere hatte es viel schlimmer erwischt, denn trotz der vielen Narben war Amalia immernoch schön- und würde es wohl auch bleiben. Vielleicht fände sich sogar bald eine Möglichkeit, die einstige Schönheit wiederherzustellen.
Seinfreda leckte sich nervös über die Lippen. Wusste die Alte etwa, was ihr blühen würde? Kannte sie das Geheimnis der Kappadozianer? Galt das gehässige Lachen etwa ihr, Seinfreda, die mit der Zeit zunehmend hässlicher werden würde?
Ein gekränkter Ausdruck trat der Witwe in die Augen, sie wandte sich ab.
"Wenn Ihr nichts Gutes zu sagen habt, so sagt lieber nichts.", meinte sie leise "Ich möchte darüber nicht sprechen."
Offenbar hatte die Hexe- vielleicht ohne es zu wissen- einen wunden Punkt getroffen.

[La Strega]

Die alte Strega wurde ein wenig ernster, auch wenn der neugierige Blick in ihren Augen blieb. Sie legte ihren Kopf eigenarig Schräg und betrachtete Seinfreda aus einem anderen Winkel.

"Wahrheiten sind immer hässlich, hohe Herrin. Ich habe mich vor langer Zeit damit abgefunden. Ich habe Euer Blut untersucht, als ihr zu mir kamt und ich sagte Euch, dass Eure Säfte im Ungleichgewicht sind. Damals verstand ich noch nicht so recht, was das bedeutete...doch heute verstehe ich ein wenig mehr davon. Ich könnte forschen und Geheimnisse auftun...Rätsel lösen...die euch quälen?"

Verlockende Worte...verlockende Worte einer Hexe.

[La Vedova]

Seinfreda sah die Hexe misstrauisch an.
"Weshalb glaubt Ihr, dass mich etwas quält? Ich kenne mich selbst mit der Säftelehre aus und bemühe mich schon darum, sie ins Gleichgewicht zu versetzen. Eine weitere Untersuchung wird nicht nötig sein..."
Da schien ihr etwas einzufallen.
"Sagt, habt Ihr damals mit jemandem darüber gesprochen? Über mein Blut?"