[1016] Abendspaziergang (Sou, Umberto)

[Februar '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Umberto
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[1016] Abendspaziergang (Sou, Umberto)

Beitrag von Umberto »

Begleitet von seinem Gehstab zuckelte Umberto eine weitere Nacht durch seine neue Heimat. Die vergangenen Wochen waren reizvoll gewesen.
Vergonzo stellte sich als angenehmer Clansbruder heraus und schließlich nahmen die Projekte eine erste vage Gestalt an.

Heute würde er sich gleich links der Färbergasse mit einer Vamiprin treffen deren Bekanntschaft er unbedingt machen wollte. Er hoffte sie würde seiner Einladung folgen und einen gemeinsamen Spaziergang nutzen um sich ersteinmal kennenzulernen.
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Sousanna
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Re: [1016] Abendspaziergang (Sue, Umberto)

Beitrag von Sousanna »

Wer war sie schon einem Bruder ihres Bruders ein Treffen abzuschlagen? Oder ihres "Feenherrens"? So war die Herrin der Sünden artig an diesem Abend in das Labyrinth der verrufenen Gassen eingetaucht und hatte ihre Späher platziert immerhin wusste man nie, ehe sie sich gelassen an eine der schmutzigen Wände lehnte und wartete.
Was Umberto also sah, da er in die Gasse bog, war ein Anblick noch reizvoller als die letzten Wochen. Eine Frau in schlichtem, rotem Kleid stand dort allein im Mondlicht. Nein, sie stand nicht. Sie schien wie dort hingegossen. Als hätte man eine Statue mitten in Schmutz und Gestank drapiert und ihr Leben eingehaucht.

Von den großen unschuldigen Augen, die so sehr an ein Reh erinnerten, über die weiche Haut, die gewiss einen Pfirsich beschämt hätte, bis hin zu den Kurven, die sündigen Gedanken nur so Tür und Tor öffneten, beinahe alles an ihr näherte sich so sehr an Perfektion, dass man dem Drang, sie zu bewundern konnte, nur schwer widerstehen wollte. - Doch eine Sache war seltsam, hatte Umberto doch um ein Treffen mit einer Untoten gebeten: Dieses Wesen konnte kaum tot sein.
Ihre gesamte Erscheinung strotzte vor Leben. Die Wangen und Lippen waren gerötet und ihre Haut besaß nicht den Hauch von Blässe. Wie flüssiger Honig schien sie so voller Blut und Wärme wie eben jenes unschuldiges Reh, dem sie so ähnelte.

Da der Fremde die Gasse betrat, strahlte ihm ein Lächeln entgegen. Leicht neigte sie den Kopf und vertiefte den Eindruck purer Unschuld.
"Seid ihr der, der die Blüte Byzanz' hierher bat?" Sacht liebkoste sie die Worte und die Fremdheit ihrer Erscheinung schlug sich auch darin wieder. Wie die Wellen eines sanftes Meeres schwappte der Akzent darüber und gab ihnen etwas besonderes.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
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Umberto
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Re: [1016] Abendspaziergang (Sue, Umberto)

Beitrag von Umberto »

Tief verbeugte sich der unförmige Nosferatu.

"Gott zum Gruße Geehrteste." Seine gelben Augen fuhren über den Körper der Ravnos und weckten vergessene Freuden seiner Sterblichen Tage. Bitter verbannte er diese allerdings nicht ohne festzustellen in welch unterschiedlicher Art das verderbte Unleben sich zeigte. "Blüte Byzanz, welch poetische Note ihr anklingen lasst. Und ich armer Sünder lasse Euch durch diese schmutzigen Gassen schreiten." Bedauern lag in der Stimme des verunstalteten Nosferatu. "Aber ihr bringt etwas Schönheit in unser Viertel." Er setzte sich in seinen wackelnden Gang. "Bitte erlaubt mich Euch vorzustellen. Umberto ein Neugeborener der sich die Gassen dieser Stadt erst erschließt."
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Sousanna
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Re: [1016] Abendspaziergang (Sue, Umberto)

Beitrag von Sousanna »

Wie eine Tänzerin trat sie auf ihn zu und neigte sacht das Haupt, als gehöre es zu einer Choreografie, die der Verborgene nie würde durchblicken könnte. Nichts schien sie daran zu stören, dass die gelben Augen über ihren Leib wanderten. Viel eher schien sich ihr Körper unbemerkt, sacht so zu drehen, dass er sie noch viel besser begutachten konnte.

"Es ist mir eine Freude, euch kennenlernen zu dürfen, Umberterto, Neugeborener des verborgenen Blutes.", erwiderte sie und schaffte es, so zu klingen, als begegne sie hier einem der Stellvertreter des Erzengels, der ihre Heimat beherrschte.
"Ich bin Sousanna Kantakuzenos von Byzanz und Genua, neugeboren im Blute der Wanderer, Harpyie Genuas, Beisitzerin des Senats unter dem Monde, Weberin in den Nächten, liebreizende Herzogin dunkelster Gassen, Kind von Caspar, Ancilla des Clan der Wanderer, Fürst und Erretter der Thrakischen Lande." Diese Vorstellung erfolgte getragen. - Und doch, etwas daran schmeckte falsch. Wie feinster Honig, den man auf verdorbenes Brot gestrichen hatte. Es war schlichte Travestie jener Vorstellungen, die man von den hohen Geblütern vorgetragen bekam. Doch in seiner Kunstfertigkeit unvergleichlich reizvoller.

Dann aber lachte sie sanft und ihr Lachen glitt wie Perlen über den Rücken. "Mein lieber Umberto es gibt also nichts zu verzeihen. Ich gehöre in diese Gassen. - Und die Gassen gehören zu mir. Sie liegen in meinem Blut wie all die verwischten Wirklichkeiten. Es ist mir eine Ehre, einen Sohn vom Blut meiner liebsten Brüder in dieser Nacht durch die Stadt geleiten zu dürfen." Ihre kleine Schmeichelei schien nicht gelogen, doch waren Harpyien nicht immer zugleich auch die Herrinnen der Lügen?
"War eure Ankunft hier denn eine angenehme?"
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Umberto
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Re: [1016] Abendspaziergang (Sue, Umberto)

Beitrag von Umberto »

"Ihr schmeichelt mir." Umbertos grotesker Schritt nahm etwas tänzeldes an. "Ich freue mich, dass Ihr die Zeit finden konntet und will Sie daher nicht verschwenden."

Wieder in einen schleppenden Rythmus fallend kratzte er sein Kinn. "Ich habe Interesse Euch kennenzulernen und so Ihr es erlaubt direkt nach einem zukünftigen Austausch von Informationen zu fragen. Wenn Ihr Bedarf an der Hilfe meines Clans habt trage ich gerne auch eine Anliegen weiter." Er zuckte die Schultern. "Oder wir finden vielleicht eine Möglichkeit zusammenzuarbeiten?" Die müden Augen nahmen etwas Verschwörerisches an.
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Sousanna
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Re: [1016] Abendspaziergang (Sue, Umberto)

Beitrag von Sousanna »

Leicht nickte die Schöne. Ihr schien diese Einstellung zu ihrer Zeit durchaus zu gefallen. Es gab wohl zu viele, die versuchten die Zeit dieser Unschuld in Person aus vollen Händen zu verschenkten.

Seine Worte dann quittierte sie mit einem Lächeln, das jedes Eis zum Schmelzen gebracht hätte.
"Lasst uns spazieren", bot sie schließlich an und würde ihm wie ein artiges Töchterchen seinem älteren Vater den Arm anbieten, ehe sie langsam begann durch das Labyrinth der Gassen zu wandern.
Auch die dunklen, warmen Rehaugen bekamen ein verschwörerisches Funkeln. Beinahe mochte man fühlen, wie sehr hinter der unbescholtenen Fassade die Gier auf einen guten Handel wuchs und wuchs.
"Man sagt, man fände mit einem Wanderer immer eine Möglichkeit zusammenzuarbeiten... Oder nie." Es klang als zitiere sie gerade tatsächlich eine große Weisheit, über die sie nachsann. Dann aber grinste Sousanna den Verborgenen mädchenhaft an. "Also liegt es ganz an eurer Vorstellung der Zusammenarbeit."
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Umberto
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Re: [1016] Abendspaziergang (Sue, Umberto)

Beitrag von Umberto »

Umberto fühlte sich geschmeichelt und nahm den Arm wie ein zerbrechliches Kleinod entgegen.
Das ungleiche Paar zuckelte die nächtliche Gasse entlang gefolgt von einigen Strassenkatzen.

"Nun meine Gute, ich so muss ich gestehen bin neu in den Mauern Genuas und meine Handelsware ist ein wenig dürftig. Daher würde ich mich geehrt fühlen Euch zuerst etwas liefern zu können." Er kratzte den dünnen Haarkranz auf seinem Haupt. "So es in meiner Macht steht. Sucht Ihr nach Antworten auf eine Frage oder ist Euch eine Entwicklung in Genua hinderlich oder gar förderlich und braucht einen wohlwollenden Schubs?"
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Sousanna
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Re: [1016] Abendspaziergang (Sou, Umberto)

Beitrag von Sousanna »

So nah sie sich im Augenblick waren, würde dem hässlichen Männlein der edle Duft teurer Öle und purer Sinnlichkeit in die Nase steigen. Die Harpyie schien sich nicht daran zu stören, ihm zu sein. Genauso wenig wie sie die Katzen zu bemerken schien, die ihnen folgten.
"Daaaann"
, es klang als dehne pure Sehnsucht ihre Stimme und ganz sacht legte sich ihre unheimlich warme Hand auf die seine, wie um ihm einen Teil der Wärme ihres Leibes zu schenken. "Dann wäre es mir eine Ehre, mit euch zu handeln, liebster Umberto."
Ihr Lächeln traf ihn schön wie die Sonne. Beinahe unschuldig schien es, doch nun konnte auch er das düstere Glühen in ihrem Blick nicht mehr übersehen. Es war das Glühen eines Sterbenden, der alles tun würde, sein Leben zu retten. Oder das Glühen eines Liebhabers, der sein Mädchen endgültig bekommen hatte. Voll heller Unschuld und dunkler Gier zugleich.

"Im Augenblick könnt ihr nichts für mich tun, aber wenn ihr mir sagt, wie wir im Kontakt bleiben" Ihr zutrauliches Zwinkern hatte etwas schmutziges. "Können wir gern handeln. Selbes gilt natürlich umgekehrt für euch. Sprecht frei, so ihr ein Anliegen habt."
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Umberto
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Re: [1016] Abendspaziergang (Sou, Umberto)

Beitrag von Umberto »

"Ich befürchte auch, dass ich momentan wenig Nützliches erbringen. Aber ich freue mich in Euch eine mögliche Partnerin zu finden." Umberto lächelte unmenschlich breit.
Der krumme Nosfertu wirkte deplaziert neben der wunderschönen Nosferatu und schien dies auch zu bemerken.

"Ihr... Hmm... Könntet so es Euch nicht in Bedrängnis bringt ein wenig Euren Blick auf die derzeitige Lage in Genua teilen, oder..." Er zögerte und wog die Worte ab. "So Ihr eine bescheidene Kate, einige Streunende Katzen und meine Gesellschaft gutheisst stehe ich Euch gerne für gesellige Abende zur Verfügung." Mit einem Lächeln fügte er hinzu. "Keine Ratten das versichere ich Euch! Und ein wenig Blut um zu speisen."
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Umberto
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Re: [1016] Abendspaziergang (Sou, Umberto)

Beitrag von Umberto »

Der Nosferatu und die Schönheit schritten weiter in die Dunkelheit und das angeregt Gespräch ließ nur noch Fetzen erahnen als sie Geheimnisse austauschten die der Dunkelheit entrissen worden waren.

---kann geschlossen werden ---

Zusammenfassung:
Umberto und Sousanna treffen sich des Nächtens und tauschen einige Höflichkeiten aus, um schließlich Details zu Genua sowie eine zukünftige Zusammenarbeit zu besprechen.
Gesperrt

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