[1019] Im Schlangennest (Niphon)

[Februar '19]
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Livia
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[1019] Im Schlangennest (Niphon)

Beitrag von Livia »

Die Nacht lag fast völlig schwarz und verhangen in diesem düsteren Jahr.
Doch einer der Orte war sicher und trocken für ihre Art - das Elysium.

Livia war nicht oft hier. Es war mit Abstand das langweiligste und gähnendste Elysium, welches sie je gesehen hatte... Andererseits hatte sie bisher auch nur in Domänen des Clanes Toreador gewirkt.
Wüsste sie von der Dunkelheit des Abyss, sie würde wohl schlechte Scherze über die vergleichbar gähnende Schwärze zu diesen Räumen machen.
Nun nein, sie würde es nicht wagen... Aber denken!

In jener Nacht war es eher Zufall, in jener Nacht bestaunte sie die Statuen, strich ihnen sanft über die fast lebendigen Haare... kaum jemand hier war wirklich beeindruckend Alt - aber diese marmornen Zeugnisse hatten doch etwas erhabenes.

Irgend ein seltsames Gefühl hatte Livia die ganze Nacht schon im Griff. Eine Absprache? Eine Eingebung? Ein starker, innerer Glaube?
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Niphon
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Re: [1019] Im Schlangennest (Niphon)

Beitrag von Niphon »

Ein zunächst dumpfes Pochen, das immer klarer wurde, je näher es kam, kündigte Niphon an. Er mochte das Geräusch, das ihm stets vorauseilte. Es war etwas Vertrautes, das ihn an jeden Ort, und sei er noch so fremd, begleitete.
Er schätzte zwar die Kühle einer dunklen Nacht wie dieser, die Ruhe, die sie ausstrahlte, jedoch bevorzugte er Gesellschaft, so auch in dieser Nacht.
Mit einem dumpfen Klopfen betrat er das Elysium- es konnte schließlich nie schaden, sich an einem Ort wie diesen kurz anzukündigen.

Bei seinem Eintreten sah er sich um. Es war.. anders, als er erwartet hatte. Er war nur selten ein Gast in Elysien gewesen, auch damals schon auf Sardinien. Und doch hatte er mehr erwartet bei einer Stadt wie Genua. Jedenfalls glaubte er das. Er hatte es sich auf jeden Fall anders vorgestellt.
Sein Blick fiel dabei auf die Frau, die, vor den Statuen stehend, ebendiese zu bewundern schien.
Seine Lippen bewegten sich zu einem schmalen, aber freundlichen Lächeln, das auch seine Augen erreichte, während er sich auf seinen Stock gestützt langsam auf sie zubewegte. Als er etwas näher gekommen war, richtete er grüßend seine Stimme an sie. Sie klang warm und melodisch, auch wenn in ihr eindeutig die Härte des sardischen Dialekts auszumachen war. Und trotz des Dialekts wirkte sie auf eine seltsame Art harmonisch.


„Ich wünsche einen wunderschönen guten Abend.
Ich hoffe, meine Gesellschaft kommt nicht ungelegen.“


Den letzten Satz ergänzte er nach einer kurzen Pause mit einem entschuldigenden Blick. Immerhin schien es so, als habe er gerade ihre Gedanken gestört.
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Livia
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Re: [1019] Im Schlangennest (Niphon)

Beitrag von Livia »

Livia blickte auf. Sie ließ den Fremden nicht warten und erschrak sich nicht. Im Elysium war man immerhin auch für die Konversation... auch wenn sie mit einem Fremden nicht gerechnet hatte.

Vor allem einem recht ansehnlichen.

Also lächelte sie mild, besah ihn sich kurz und drehte sich in seine Richtung.
"Die Nacht zum Gruße, ehrenwerter Fremder." Leicht neigte sie ihr Haupt, eine erste Absicherung, sollte der Fremde von großer Bedeutung sein.
Er klang sardinisch, doch im Krieg hatte sie ihn weder in ihren Reihen noch bei den Pisanern gesehen... Mhh...

"Ein frisches Gesicht in den heiligen Hallen der Nacht.
Ich bin erfreut." Dann sah sie ihn erwartungsvoll und freudig an - immerhin hatte er sie angesprochen.
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Niphon
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Re: [1019] Im Schlangennest (Niphon)

Beitrag von Niphon »

Als sie sich umdrehte, schweifte sein Blick für einen kurzen Moment zu ihren Haaren.
Sein Lächeln wurde eine Nuance wärmer, als er ihre roten Haare ausmachte und leise Neugier schlich sich in seine Augen.
Ihr Nicken erwiderte er respektvoll.


„Ich war unsicher, in einer dunklen Nacht wie dieser überhaupt jemanden in diesen ehrenwerten Hallen anzutreffen, die Freude liegt ganz auf meiner Seite.
Und ich bin tatsächlich erst seit Kurzem in dieser Domäne, wir hatten also noch nicht das Vergnügen. Gestattet mir daher, mich gebührend vorzustellen:
Ich höre auf den Namen Niphon Eirenikos, Neugeborener vom Clan der Schlangen und Kind von Niccolò Lodario, Ancilla vom Clan der Schlangen.
Und mit wem habe ich die Ehre?“


Dabei neigte er seinen Kopf leicht zur Seite und betrachtete sie aufmerksam.
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Livia
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Re: [1019] Im Schlangennest (Niphon)

Beitrag von Livia »

Livias Augen weiteten sich, das Grün fing Niphon geradezu ein...
Dann fing es ihn wortwörtlich ein.
Kein Akt der Aggression, der Beherrschung, der Einflussnahme...
Nur die unendliche Tiefe des einen Blickes, das nur ihr Blut beherrschte.
Wäre Niphon keiner der ihren, er würde es niemals bemerken können.
Wäre er einer der ihren, er wüsste zu schweigen und die Geste zu schätzen.

Ein Augenblick der Starre, ein sanftes und breites Lächeln.
Dann neigte auch Livia ihr Haupt und ließ den Zauber des Blickes zu einem Zauber der Worte werden:

"Es ist mir eine Ehre, mehr noch, eine Freude, euch kennen zu lernen... werter Nophon Eirenikos.

Mein Name ist Livia Alesia von Genua, Neugeborene aus dem Hause Merkurs,
Kind des Roman Sertus, Ankilla aus dem Hause Merkurs,
Kind der Lucretia Maria, Ankilla aus dem Hause Merkurs,
Kind der Olivia Malatesta, Ahn aus dem Hause Merkurs,
Kind der Aelia Eudoxia, die Schlange von Eden, Ahn aus dem Hause Merkurs,
Kind des Gaius Maecenas, die Schlange von Rom, Ahn aus dem Hause Merkurs,
Kind der Artemia von Syrakus, Ahn aus dem Hause Merkurs,
Kind der Maatkare, der Geliebten des Mondes, Ahnherrin aus dem Hause Merkurs,
Kind Seths, des Kometen Merkurs,
Kind Zillas, der Allschönen,
Kind Kains, des Ersten."


Sie ließ die Ahnenfolge stehen. Sprach nicht weiter. Ihr Blick lag gebannt auf seinem - diesmal ganz natürlich - wie würde der Setit reagieren ein Mitglied seines Clanes, der Linie Merkurs, einer durchgehenden und antiken Linie ihres Blutes, zu treffen?
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Niphon
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Re: [1019] Im Schlangennest (Niphon)

Beitrag von Niphon »

Während Livias Augen im Begriff waren, sich zu weiten, spannte sich sein Körper kurz an, bis er sah, was in ihrem Blick lag.
Wessen Blick es war.
Daraufhin entspannten sich seine Muskeln wieder und er gab sich ganz dem Zauber hin und lächelte.

Es wurde eine Spur herzlicher, als sie das Haus, aus dem sie stammte, erwähnte. Nicht, weil er dem Ruf oder auch nur dem Namen dieser Linie irgendeine besondere Bedeutung beimaß- dafür wusste er schlicht zu wenig darüber-, sondern weil sie ihm damit mitteilte, eine seiner Clansschwestern zu sein.
Er hatte jedoch nie verstanden, warum sich das Haus so nannte. War Merkur nur eine weitere Facette von ihm?

Der Aufzählung ihrer Ahnen folgte er interessiert, bis sie schließlich bei dem Namen ihres Vaters angelangt war.
Seine Miene spiegelte nun eindeutige Irritation wider, als sie danach noch zwei weitere Namen nannte.
Glaubte sie die hebräischen Märchen etwa?
War das ein Test?
Spielte sie mit ihm?
Es dauerte einen Moment, bis sich sein Gesicht wieder glättete und die Frage aus seinem Gesicht verschwand. Seine Stimme klang wieder ehrlich freundlich, als er ihr antwortete.


„Es ist mir ebenfalls eine Freude, Euch kennenlernen zu dürfen, werte Clansschwester.“
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Livia
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Re: [1019] Im Schlangennest (Niphon)

Beitrag von Livia »

Livia ließ sich wenig von seiner Irritation anmerken. Sie hatte eine ungewöhnliche Abstammung genannt, von den Erzeugern der anderen Clane... Aber sie hatte viele existente und bekannte Jünger Seths aufgezählt...
Die junge Frau vor ihm wirkte, als sei das ihr gesamter Ernst, womöglich glaubte sie es ganz?
Aber sie wirkte auch...

Nun. Der Blick... er war wie ein Zeichen. Hier in den heiligen Hallen auch ein Risiko, wenn auch ein begrenztes.
Auch ihr Blick hatte noch etwas erwartendes - wäre es nicht üblich, dass er den Blick Sets erwiedern würde?

"Ich hatte nicht damit gerechnet, weitere Mitglieder unseres schönen Clanes hier im hohen Norden anzutreffen. Welch eine Freude!
Was führt euch her?
Wo kommt ihr her?" Es waren nicht zu viele Fragen, aber sie waren durchaus enthusiastisch. Livia war gespannt, sie hatte... noch nie... einen Setiten außerhalb ihrer Liie ohne jemandes ihrer Linie in Anwesenheit getroffen.
Es war ihr erstes Mal, gerade hier in Genua.

Außerdem bargen die Fragen natürlich viel Potential dessen, was aus dem Setiten vor ihr zu machen und zu lesen war... immerhin war es eines seiner höchsten Gebote... Clansloyalität - und Livia hatte nicht vor, es zu brechen, vor allem nicht beim ersten Mal.
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Niphon
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Re: [1019] Im Schlangennest (Niphon)

Beitrag von Niphon »

Seine braunen Augen waren wie tiefe Seen, deren Grund nicht auszumachen war.
Sie wirkten ernst, vielleicht ein wenig nachdenklich, während der Rest des Gesichts Freude zeigte, als er die leichte Erwartung in ihrem Blick sah.
Sie hatte die beiden Fabelgestalten also nicht ohne Grund aufgezählt. Sie würde jedoch kaum erwarten, dass er ihr an einem offenen Ort wie diesem widerspräche, immerhin könnten sie durchaus ungewollte Zuhörer haben. Es war wohl am Besten, das Thema zunächst beizulegen und dann später an einem privateren und womöglich sichereren Ort offen zu sprechen. Vielleicht war es ja auch eine Warnung von ihr, es könnten hier Zuhörer sein?
Vorsichtig deutete er ein winziges Nicken an.
Er glaubte, ihr Zeichen verstanden zu haben.

Die Ernsthaftigkeit wich aus seinen Augen und sie wirkten nun.. irgendwie freundlicher, als das Lächeln seine Augen erreichte. Er schien ihre Begeisterung, ein weiteres Mitglied ihres Clans zu treffen, zu teilen.


„Nun, Sardinien ist in den letzten Jahren immer unangenehmer geworden und da fiel mir diese schöne Stadt ins Auge. Auch wenn ich nicht von anderen Clansmitgliedern wusste- unser Treffen stellt also eine durchaus positive Überraschung dar!“

Bei seinem ersten Satz breitete er seinen freien Arm, der nicht den Gehstock hielt, zur Seite aus, wie, um auf die Stadt zu zeigen.

„Ich habe bisher zwar noch nicht allzu viel gesehen, halte es aber schon jetzt für schöner, als Sassari je war. Und es gibt einen größeren Hafen, was nur praktisch sein kann. Wie bereits erwähnt habe ich die letzten Jahre in Sassari auf Sardinien verbracht. Eine schöne kleine Insel, ja, aber sie ist doch zunehmend unruhiger geworden. Und Unruhe ist häufig schlecht für den Handel- vor allem, wenn man nicht mit Waffen, Nahrung oder Menschen handelt, sondern mit Pergament.“

Er zögerte kurz. So viel konnte er verraten, er sollte ihre Warnung nicht ignorieren und Vorsicht walten lassen. Er sollte auch nicht ausplaudern, was der eigentliche Grund seines Kommens war, zumindest nicht hier. Dabei schwand für einen kurzen Moment wieder die Freude aus seinen Augen, bis sie wieder Einzug in sie fand.
Er hoffte, sie würde sein Zeichen erkennen, dass er verstanden hatte.
Er hoffte zudem, er hatte das ihre nicht falsch gedeutet und sie möglicherweise beleidigt.


„Mich hat der Gedanke an ruhigere Nächten gereizt und, nun, es gibt einen größeren Hafen und damit potentiell mehr Händler, die Kunde aus der fernen Heimat bringen. Auch wenn es nur Sterbliche sind, so ist es doch eine schöne Beschäftigung, ihren Geschichten zu lauschen.“

Wieder ein kurzes, fast unmerkliches Zögern.

„Außerdem dachte ich mir: Wer weiß? Vielleicht gibt es hier, auf dem Festland mehr Gelegenheiten, alten Geschichten zuzuhören oder sie gar zu lesen, als es sie in Sassari gab.“

Er legte seinen Kopf wieder leicht schief und betrachtete sie aufmerksam, aber durchaus wohlwollend. Seine nächsten Worte wählte er vorsichtig. Es ging ihm nicht darum, was sie sagten, sondern vielmehr darum, was sie nicht sagten. Ihm ging es nicht einmal darum, seine nicht gestellte Frage beantwortet zu sehen, sondern vielmehr darum, anzusprechen, dass er diese und weitere bei einem offeneren Gespräch anstoßen würde.
Vielleicht verstand sie ja seine Gedanken und wusste die etwas obskure Höflichkeitsgeste zu schätzen.
Und selbst falls nicht, die gestellte Frage war tatsächlich interessant.


„Und Ihr seid hier geboren? Oder stammt Eure Familie aus dieser Stadt, immerhin tragt Ihr Genua im Namen?“
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Livia
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Re: [1019] Im Schlangennest (Niphon)

Beitrag von Livia »

Livia blickte tief in die schweigenden Augen ihres Gegenübers. Sie lächelte freundlich, nicht mädchenhaft, aber interessiert an ihrem Gegenüber. Auch wenn man es von Schlangen anders erwarteten, das Auffressen des eigenen Geleges war doch kein Teil ihrer Kultur. Ganz im Gegenteil. Zumindest nicht ihrer Kultur.

Als Niphon begann sich im Elysium umzusehen - stellvertretend - ging sie mit ihm.
"Geboren nicht." Beantwortete sie seine gestellte Frage.
"Ich stamme aus dem Exarchat von Ravenna, bin jedoch nun bald zwei Dekaden in Genua.
Den Namen trage ich, da mir die Ehre zuteil wurde, hier meine neue Heimat zu finden, und zum Vasall der höchst verehrten Prinzessin Aurore von Genua erhoben worden zu sein." Lag wahre Freude über diesen Umstand in ihren Worten? Ja doch... vermutlich.

"Meine Linie ist in ganz Italien verbreitet. Seit den alten Göttern der Griechen ist meine Urahnin in Sizilien als Jägerin gepriesen, an der Seite des zweiten Caesars wandelte mein Urahn. Meinem Erzeuger und mir, uns blieb die Ehre zugeteilt, diesen beinahe alpinen Norden abzudecken." Erzählte sie die völlig gewöhnliche Geschichte weiter.
An der Seite des zweiten Caesaren... nach Ägypten? Womöglich war sie doch nicht so einfach erzählt.

"Sassari sagt ihr. Händler sagt ihr.
Ich bin erfreut und angetan!
Handelt ihr nur mit Schriften?
Auf Sizilien?" Sie hob fragend die Brauen.

Währenddessen führte sie ihren Clansbruder durch das Elysium, weniger um es ihm zu zeigen, als um in Bewegung zu sein.
"Über das Mittelmeer an die verschiedensten Handelspunkte?" Fragte sie dann interessiert.

"Hach. Alleine über den Handel könnten wir Kinder Sets und wohl Jahre unterhalten." Gab sie lächelnd zu. Erneut definitiv die Wahrheit sprechend. Und mehr.
"Und über Sardinien erst...
Ich gedachte zu expandieren!" Dann unterbrach sie sich jedoch. Das Thema war wohl auch nichts, für diesen Ort.

Direkt sprach sie weiter. Ihre Unterbrechung begründend.
"Aber, werter Bruder, habt ihr denn schon Heimstätte und Sicherheit gefunden in diesen kalten Nächten? Den Herold oder die Harpyie gesprochen?"
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Niphon
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Re: [1019] Im Schlangennest (Niphon)

Beitrag von Niphon »

„Dann kennt ihr Euch wohl gut in dieser Stadt aus, schätze ich.“

Das Lächeln, das seine Lippen umspielte, war ehrlich. Er hatte das Glück, eine Ortskundige zu treffen- und dann stellte sie sich auch noch als Schwester seines Blutes heraus.
Bei seinen nächsten Worten schwang Bedauern in seiner Stimme mit.


„Ich habe leider nicht das Glück, derart viel über meine Ahnen zu wissen, als dass ich Euch eine vergleichbare Geschichte erzählen könnte. Aber die Eure klingt abendfüllend.“

Weiter ging er jedoch nicht auf ihre Erzählung ein, denn sie beinhalteten Wissen, das nicht für jedermanns Ohren bestimmt war. Später dann.
Aber den letzten Satz hatte er doch lieber ergänzt, auch wenn er kurz darauf stockte und ob seiner Plumpheit leicht die Stirn runzelte, durchaus amüsiert über sich selbst.


„Eigentlich nimmt einen Großteil meiner Handelsware unbeschriebenes Pergament ein, tatsächliche Schriften verirren sich eher selten in meine Waren- auch wenn sie es gelegentlich tun. Das ist ein weiterer Vorzug des Händlerdaseins: Ich bin in der Lage, ebenjene Schriften zuerst zu lesen und lerne so von vielen Geschichten und Geschehnissen.
Aber ich muss Euch leider enttäuschen, ich unterhalte keine Handelsverbindung nach Sizilien. Vielleicht weite ich irgendwann einmal allerdings die Strecke darauf aus, wer weiß das schon?
Genau, ich unterhalte Handel ins ferne Tunis, in das heimatliche Alexandria und in das noch fernere Byzanz.“


Die Namen der drei Städte nannte er in einer etwas leiseren Stimme.
Derweil sah er sich etwas im Elysium um, durch das sie ihn führte, auch wenn sie das eindeutige Zentrum seiner Aufmerksamkeit darstellte. Er zog fast unmerklich eine Augenbraue nach oben.


„Das könnten wir wohl, man stelle sich einmal eine Welt ohne Handel vor! Wo würden wir dann unsere exotischen Speisen herbekommen, wo unsere Kleidung? Wo all den Luxus, in dem wir zu schwelgen vermögen?“

Dabei schwang ein leises, aber durchaus ernst gemeintes Lachen mit, das sich angenehm mit seinen Worten verband.

„Ich habe bereits mit beiden Herolden gesprochen und beziehe derzeit Quartier in einem Haus in.. Domus?, auch wenn das nur zeitweilig sein wird. Wo ich danach allerdings Zuflucht suchen werde, weiß ich noch nicht so genau, dafür habe ich bislang zu wenig von der Stadt gesehen."
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