[1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

[Februar '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Ilario
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[1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Lange Jahre waren vergangen und wachsender Sorge hatte Ilario verfolgt wie sich sein Schüler zwischen den Fallstricken bewegte, sich womöglich verlor. Stets hatte er ein offenes Ohr gehabt für dessen Nöte. Nun hatte der junge Mönch von Clan des Todes um ein Treffen ersucht. Und um mehr. Auch wenn Zeit nicht im Übermaß vorhanden war und sie stetig verrann, hatte Ilario sie sich genommen und alles ausgiebig durchdacht. Er erwartete Galeno in San Nazareth, die Kirche schien in dieser Nacht völlig verwaist, nur Mercurio hielt im Schatten der Pforte Wacht.

Ilario selbst, gewandet in eine schwarze, mit Silberfäden bestickten Tunika, Beinlinge und Schuhwerk gleicher Farbe, fand sich vor dem Altar in andächtiger Stille, die Hände gefaltet zum Gebet.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Nubis
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Re: [1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

Diese Nacht war wichtig und sie war vorbereitet. Auch Galeno hatte sich viele Gedanken gemacht, viel durchdacht und mehrere Möglichkeiten in Betracht gezogen, doch es konnte nicht anders möglich sein, denn etwas stimmte nicht. In diesen Jahren, die er versucht hatte etwas zu erreichen, war er so sehr damit beschäftigt gewesen, dass er anderes aus den Augen verloren hatte, dass ihn anderes zu sehr mitgenommen hatte. Er hatte sich verändert, war eher ein Schatten seiner Selbst. Die Leidenschaft war dahin, die Augen eher tot und leer. Auch Luciano machte sich Sorgen um seinen Meister, liess ihn nicht mehr aus den Augen.

Und so war die Nacht gekommen, in der er sich mit Ilario treffen würde, um etwas sehr wichtiges zu besprechen. Es ging dabei um die Zukunft, um seine Zukunft hier in Genua und überhaupt.
Langsam schritt der kleine Mönch zur Kirche, lange hatte er geruht, die Nacht war schon zu kurz, aber der Antrieb war auch nicht sonderlich gross gegeben. Alles irgendwie hoffnungslos. Beinahe jedenfalls. Ein kleiner, innerer Funke war noch vorhanden, der sich gegen die rasende Bestie behauptete, doch bald bliebe vielleicht nicht mehr mal das.

Die Stufen zur Pforte waren wie grosse Hürden, die es zu überwinden galt, beinahe jeder Schritt war eine Anstrengung. Und doch musste es sein. Er tat es nicht gern, hing er doch noch immer an Altem. Doch war es das noch wert?
Mit jeden Schritt kamen Zweifel, Ängste, riss das Biest an seiner Beherrschung. Und er streckte es wieder nieder...mit jedem weiteren Schritt. Noch war nicht die Zeit gekommen, in dem es ihm gänzlich an Selbstbeherrschung mangeln würde. Noch nicht.

Mercurio, den er kannte, nickte er nur zu. sagte aber kein Wort und ging dann weiter. Luciano würde mitkommen. Er gehörte zu Luciano, wie sein Schatten.
Und so trat er an Ilarios Seite, betrachtete den Altar und senkte sein Haupt in einer stillen Andacht.
"Danke, dass ihr dies möglich macht, wohlwerter Mentor." meinte er mit seiner wunderbaren Stimme, die so gar nicht mehr im Einklang mit seiner sonstigen Erscheinung war. Der Mönch vom Clan des Todes wirkte tatsächlich ziemlich tot und abgestumpft.
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Ilario
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Re: [1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Mit Sorge betrachtete Ilario seinen Schüler, dessen matten Blick der nur darauf zu warten schien, dass sich das Tier dahinter regte. Schwäche… die die vorhandene Willensstärke des Kappadokiers überlagerte. Und doch sah Ilario einen Hoffnungsschimmer, einen Funken den es anzufachen galt. Ilario erhob und wandte sich Galeno zu. „Noch nicht, dankt mir noch nicht. Es wird schlimmer werden… ehe es besser wird.“ Dann deutete er Galeno zu sprechen, seine Sorgen und Hoffnungen kundzutun.
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Nubis
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Re: [1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

Galeno nickte matt und ein kleiner Seufzer entglitt ihm. Er wusste dies nur zu gut.
"Ich legte schon einmal die Menschlichkeit ab, ich weiss, wovon ihr sprecht. Es wird nicht schön werden und ich gedenke Vorsichtsmassnahmen zu treffen."

Er sah zu Altar und sein Blick wurde traurig.
Die Kälte, die ihn umgab, schien sogar schneller zu wirken, sich stärker auszubreiten.

"Ich habe mich die letzten Jahre intensiv mit Quinto al Mare beschäftigt und das hat mir nicht gut getan. Mein Ehrgeiz zerstörte die letzte Quelle des Wissens. Es ist zwar nun geheilt, die Seuche ist nicht mehr, jedoch ohne weitere Erkenntnisse um deren Herkunft. Ich kann nur vermuten, dass die Ursache schon länger nicht mehr an diesem Ort aufgetaucht ist.
Forschung ist stets gefährlich, weswegen man schnell auch straucheln kann. Doch hier in Genua ging dies sehr rasant und will ich etwas erreichen, so fürchte ich, wird dies noch schlimmer werden."


Er senkte den Blick und wendete sich seinem Mentor zu.
"Ich bin mir nicht sicher, was ich tun soll. Ich fühle mich gerade für nichts geeignet. Irgendwie verloren. Soll ich meinen Weg weiter beschreiten, obwohl er hier wohl zum Wahnsinn führen kann, soll ich ihn wechseln und wenn ja, was würde passen. Oder soll ich Genua lieber verlassen."

Letzteres war wahrscheinlich am Klügsten, aber würde es da nicht vielleich das Gleiche sein?

"Ihr sagted, ihr forscht ebenfalls. Ich weiss, dsss ihr den Pfad der Könige beschreitet, oder einen Unterpfad davon. Würde dies zu mir passen? Denn Sünde oder Himmel würden es auf keinen Fall. Und die Menschlichkeit passt nicht zu meiner Leidenschaft."
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Re: [1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ilario musterte Galeno eindringlich, sah die Zeichen und nickte zu dessen Worten. Selbsterkenntnis, etwas das er schätzte. „Über diese Vorsichtsmaßnahmen werden wir gegebenenfalls noch einmal sprechen. Später…
Die Menschlichkeit stand und steht eurer Leidenschaft im Weg? So erging es auch mir dereinst und mein sehr verehrter Erzeuger führte mich auf die Via Regalis. Ebenso erkenne ich wieso Himmel und Sünde keine Optionen sein können für Geister wie uns. Und ja, ich forsche auch und mein gewählter Pfad, die Via Consuasor, erlaubt dies nicht nur, sondern steht auch im Einklang dazu. Wissen öffnet Türen die den Unwissenden verschlossen bleiben, Wissen ist kostbar und rar, die Wissenden werden um Rat ersucht… Dies ist ein eher verborgener Aspekt der Via Regalis, eher der Integrität eines Gelehrten entsprechend als der Ehre eines Ritters oder dem strikten Machtanspruch eines autoritären Herrschers. Sollte dies wirklich euer Wille sein, solltet ihr euren Pfad hinter euch lassen und einen neuen beschreiten wollen, den Rubikon überschreiten wollen… reiche ich euch die Hand und leite euch an. Aber es muss eure eigene Entscheidung sein werter Galeno.“
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Nubis
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Re: [1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

"Ja, ich denke das wird nötig sein, dass wir darüber reden. Da sie auch ganz wichtig sind." Er nickte und hoffte, dass es auch ein Später geben würde und nicht dass irgendwas dazwischen kommen würde, oder aber doch das Erhoffte nicht eintreten würde, könnte oder dürfte.
Es gab einfach noch zu viele Ungereimtheiten, die erst einmal aus dem Weg geschafft werden müssten.

"Ihr wisst selbst, inwieweit ich politisch zur Zeit geschult bin und inwieweit ich handle. Ich habe einige Dinge oder könnte in Zukunft einige Dinge schaffen, die durchaus dazu geeignet sind, dass andere meinen Rat ersuchen und das würde ich auch irgendwie schätzen. Immerhin kann man dadurch auch seinen Dienst an der Gemeinschaft entrichten. Allerdings hat doch der Weg der Könige, ich bin mir jetzt nicht sicher, ob der Pfad, den ihr beschreitet dies auch hat, diese Eigenheit, dass eigene Macht demonstriert werden muss. Oder nicht?"
Er musterte Ilario prüfend ob der Reaktionen, die er zeigen würde.
"Ich bin jemand, der durchaus Visionen besitzt und ich muss gestehen, ich habe in den Jahren hier in Genua einiges vermisst, was wir im Kloster besassen. Ich könnte dies womöglich auf dem Pfad der Menschlichkeit erringen, doch ist da wieder zu viel, was mich an anderen Dingen hindert...wie schon gesagt. Auch wenn mich die werte Avelina sicherlich umarmen würde, wenn ich denn ihren Pfad einschlagen würde."
Er lächelte matt. "Dennoch bin ich jemand, der in ihr einen guten Freund..oder etwas in der Art...gefunden hat. Jemanden, mit dem man gemeinsam agieren kann, ohne sofort beim Umdrehen einen Dolchstich im Rücken zu verspüren. Sie mag nicht immer ehrlich sein, wer ist das schon von uns, aber wir hegen gemeinsame Interessen und das ist gut. Und dabei beziehe ich mich nicht nur auf die Kunst."

Er räusperte sich ein klein wenig.

"Wenn ich denn dies, was ich erreichen will, über euren Pfad besser erreichen kann, so will ich diesen gern einschlagen. Und ich hoffe, dass ich die Dinge, die mir noch fehlen werden, erlernen kann und die, die ansatzweise schon vorhanden sind, ausbauen kann."
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Re: [1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Schweigsam hörte Ilario die von verborgener Verzweiflung getragenen Worte. Auch als Galeno geendet hatte hüllte der Lasombra sich noch einen langen Moment in Schweigen. Dann sprach er leise, aber bestimmt. „Habt ihr mich je meine Macht wirklich demonstrieren sehen? Sie mehr als auch nur andeuten hören?  Auf anderen Pfaden der Via Regalis mag dies so sein, insbesondere auf dem der werte Ajax oder der sehr verehrte Godeoc wandeln, doch nicht auf der Via Consuasor. Wahre Macht ruht in sich selbst, man sollte sie nutzen… aber sie offen zu zeigen sollte selten nötig sein. Wahre Meisterschaft liegt vielmehr darin das Ausmaß der eigenen Macht im Verborgenen zu lassen, auch das ist Teil der Ideale meines Weges. Wenn auch eher ein abstraktes.
Die sanfte Umarmung der Menschlichkeit wird eurem wissenshungrigen Naturell nicht gerecht werden. Wie könnte sie auch? Ohnehin schon ein Weg bitterer Erkenntnis würden die Schranken die ihr euch dadurch auferlegtet euch verdammen zu selbst verwehrter Erkenntnis… ihr würdet wissen, dass sie dort draußen nur auf euch wartet und dennoch unerreichbar ist.“
Bitterkeit lag in Ilarios Stimme, dachte er doch an das schwere Los seiner Herrin und ihrem Pfad. Ein tiefer, unnötiger Atemzug, dann wandte er sich wieder an Galeno. „Was ist es das ihr vorhabt, was ihr erreichen wollt? Je nachdem wie eure Ziele gewichtet sind kann euch die mein Via hilfreich sein, wenn ihr sie zu der euren macht. Was ihr neben einem starken Willen und beweglichen, scharfen Verstand benötigt um auf der Via Consuasor oder, wie man im Orient sagt, dem Pfad des Wesirs zu bestehen ist schlicht Wissen. Einigermaßen breit gestreute Kenntnisse neben einem Steckenpferd auf dem ihr durch besondere Expertise glänzt… zudem sollte es euch nicht fremd sein die Wahrheit eurer Absichten und Worte verhüllen zu können und stets respektvollen Umgang mit jenen halten die durch Status, Alter oder Amt über euch stehen. Ungeachtet dessen was der höchst verehrte Totila mir durch sein Werkzeug als Strafe zuteilwerden ließ… sollte so etwas doppelt gut kalkuliert sein. Nicht nur wegen der äußeren Konsequenzen, sondern auch der inneren, seelischen wenn man so will.“
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Nubis
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Re: [1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

Gedanken und Überlegungen, Zweifel und Befürchtungen krochen in seinem Geist herum, Hoffnung eher weniger. Und dann war da immer mal das Brüllen einer Bestie, was ihn von all dem ablenken wollte. Was der Meinung war, er brauche dies nicht. Ja, damit sie gewinnen konnte.

Ein ausgedehnter Seufzer, fast einem tiefen Einatmen und wieder Ausatmen gleich, begleitete ihn, als er versuchte alles zu ordnen und wieder den Geist frei zu bekommen von all diesen Ablenkungen und Verführungen. Vieles schien so einfach, vor allem das Aufgeben, aber wollte er das?
Nahezu unmerklich schüttelte er mit dem Kopf, die Augen leicht geschlossen, bedrückt wirkend und doch ordnete er noch, versuchte für sich eine Wahrheit zu finden, in sich eine vielleicht neue Moral zu entdecken und zu prüfen, ob er wirklich solch einen Schritt gehen sollte.
Noch war es nicht ganz so weit und doch merkte er schon den stärker werdenden Sog, das Unwohlsein seiner eigenen selbstbeherrschten Art, von der er sich absolut nicht lösen wollte.

Und dann murmelte er ein wenig vor sich hin, lauter denkend, Möglichkeiten findend und wieder streichend.

"Eine besondere Expertise...meine Experimente bisher? Meine Forschung an sich...meine Prüfung..."
Manches war deutlicher zu verstehen, manches nur Genuschel. Der kleine Mönch stand in einer Art Denkerpose da und grübelte weiter.
"Was der wohlwerte Ajax meinte...mhhh....das könnte... Verdeckte Macht..Wissen an sich ist Macht und .... wer Wissen sucht.... mhhh...kann ich einstecken...ich kann dienen..."

Dann sah er ernst zu Ilario, scheinbar war mit einem Male vieles klar, doch noch nicht alles. Dennoch wirkte er plötzlich etwas entschlossener, man könnte fast meinen, dass dieses kleine Feuer in den Bernsteinfarbenen Augen zu leuchten begonnen hatte. Auch wenn sie doch sonst so tot und ohne ein Blinzeln vor sich hin starrten.

"Ich hätte noch ein paar Fragen. Bei den Wegen ist es oftmals auch möglich Dinge zu definieren. Beispielsweise inwieweit etwas Macht der Macht wegen ist oder Macht der Forschung wegen oder aber inwieweit jemand als Sünder gewertet wird. Wie ist das bei eurem Pfad? Ihr definiert selbst, wer über euch steht und wer nicht? Oder geht ihr tatsächlich bei allen nach Rang,Status und Alter und sind dann alle anderen auf gleichem Rang auch gleichgestellt? Oder differenziert ihr da? Ich habe keine Probleme damit, denn im Kloster war es doch nicht anders und hier...nun, hier war es bisher eher ein Versehen, auch weil genau solche Dinge noch nicht richtig klar waren oder mir nicht ganz klar war, wem ich denn nun wirklich unterstehe, wie im Fall der Befragung von dem werten Alain. Ich war auf Weisung der wohlwerten Amalia dort, also hatte mir der wohlwerte Ajax dort etwas sagen dürfen? Wahrscheinlich aber hätte ich einfach stumm stehen bleiben und auf die wohlwerte Amalia warten sollen..."

Er lächelte matt.

"Diese Sachen sind verwirrend, kamen so eher nicht vor bisher. Ich muss noch immer viel lernen und bin froh, dass ihr euch dessen annehmt."

Er vollführte eine kleine Verbeugung, des Respektes wegen und schloss dabei sogar die Augen.
"Ich bin euch dankbar und werde weiterhin versuchen, alles so gut es geht zu verstehen und vor allem zu verinnerlichen. Was das Verhüllen von Absichten betrifft, so würde dies sicherlich noch eine echte Hürde werden, denn bisher schätzte ich Ehrlichkeit und einfache Worte mehr. Jedoch habe ich mit den jahre bemerkt, dass es hier nicht sonderlich ratsam ist und ich beginne so langsam, selbst bei Verbündeten nicht alles zu sagen, oder Dinge zu umschreiben. Auch dies kann man lernen oder denkt ihr, man benötigt dafür eine natürliche Begabung?"

Sein Blick fixierte den Mentor wieder und wirkte ernst.
"Da ihr es ansprecht. Wie ging es euch dabei und danach? Ich war durchaus geschockt. Ich ahnte, dass es eine Strafe geben würde, aber dass der wohlwerte Ajax so gewaltsam vorgehen würde. So schnell und ... Er ist ziemlich gefährlich... Oder sollte ich dies euch lieber nicht fragen? Ich mache mir wahrscheinlich zu viele Sorgen."
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Re: [1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

„In gewissem Rahmen verbleibt immer Spielraum doch, wenn jemand älter ist als ihr selbst oder ein wichtiges Amt bekleidet steht er für gewöhnlich über euch. Allerdings ist es fast nie so, dass jemand exakt den gleichen Rang genießt wie ein anderer. Selbst bei gleichem Status und Amt… was dann allerdings eher eine feine Abgrenzung innerhalb der Etikette wäre und weniger eine Frage der Ethik der Via Consuasor. Bei meiner Ankunft in Genua beispielsweise war da der Liktor Gaius Marcellus, gesellschaftlich war er durch sein Amt sicherlich eine Nuance höhergestellt, meinen Weg betreffend jedoch nicht. Stets respektvoll aufzutreten ist in meinen Augen aber sinnvoll, auch abseits der Via Regalis. So bleibt man länger am Unleben.“ Er nahm das Interesse seines Schüler auf und bedachte ihn mit einem anerkennenden Nicken. „Ehrlichkeit ist, wenn möglich auch nicht verkehrt, verwechselt sie jedoch nicht mit Offenheit. Verbergt eure wahren Gefühle und Absichten, verschleiert sie… man kann durchaus lernen sein Herz nicht auf der Zunge zu tragen.“ Ein bitterer Ausdruck huschte über Ilarios Gesicht, angesprochen auf den Vorfall beim Prinzentreffen. „Ein gutes Beispiel eigentlich, ich verbarg meine Abneigung nicht gut genug… und empfing die Strafe dafür. Der werte Ajax tat was er tun musste, nicht umsonst gab ich ihm die Erlaubnis dazu und empfing die Strafe… er überschritt dabei aber auch eine Grenze. Eine gefährliche Grenze.“
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Re: [1023] Intriganzen und Politikusse [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

"Das klingt ziemlich komplex. Ich vermute, des Öfteren sehen aber selbst diejenigen in all dem Ränkespiel nicht wirklich durch, oder? Das Problem ist nur, einen Grat zu finden zwischen totaler Ergebenheit und dem Beweis von ein wenig Stärke, um die eigene Position zu halten und nicht zum ständigen Diener zu werden. Da spielt natürlich dann ganz gut das Wissen mit hinein, jedoch erlangt man dies auch nicht immer nur einfach so, auch da wird sicher ab und an ein gewisser Anteil einer gewissen Stärke von Nöten sein...Durchsetzungsvermögen an der richtigen Stelle. Ich denke, für mich so langsam einen Weg in diesem relativen Chaos gefunden zu haben...es fragt sich nur, ob ich ihn so auch nutzen und ausbauen kann und werde."

Er mustert Ilario noch weiter. Er war durchaus fasziniert von diesem Mann, der zum einen ein guter Mentor war, zum anderen aber auch viele Geheimnisse wahrte, die es noch irgendwann zu knacken galt. Alleine deswegen war er auch gefährlich und das wusste er nicht nur durch die eine oder andere Warnung. Aber er wurde hoch geschätzt, zumindest von vielen, wenn auch nicht allen Kainiten.
Im Moment schien er zumindest seine Gefühle nicht zu verstecken und war, jedenfalls von dem, was er zeigen wollte, gut lesbar.
Anerkennung und dann eine gewisse Bitternis.

"Dann werde ich lernen müssen, verschlossener zu agieren. Einen Wechsel im Weg muss ja auch nicht überstürzt werden, man kann oder ich denke sogar, man sollte langsam darauf hinarbeiten, sich daran gewöhnen und das Nötige an Wissen sich aneignen, von dem was zur Notwendigkeit werden wird."

Er legte den Kopf leicht schief. Dieses Gespräch wurde gerade in eine andere Richtung gelenkt, aber es war irgendwie interessant oder blieb es. Auch wenn es jetzt wahrscheinlich wieder um Politik gehen würde...oder vielleicht genau deswegen?

"Ihr hattet die Etikette nicht eingehalten, was mich stark verwunderte. Wieso seid ihr so abgeneigt diesem...höchst verehrten Prinzen gegenüber, dass ihr solche einen Fehler zugelassen habt? Ist er nicht auch vom gleichen Clan, wie ihr?
Und welche Grenzen überschritt der wohlwerte Ajax damit?"


Er war wirklich interessiert und blickte neugierig drein, eine Neugierde, die fast schon zum Erliegen gekommen und nun doch wieder aufgeflammt war.

"Wenn ihr mir dies nicht sagen wollt, so ist dies auch in Ordnung, wohlwerter Mentor, jedoch denke ich auch, dass es gut ist, solche Grenzen zu kennen...um sie einzuhalten...oder" Er räuspert sich. "...diese womöglich zu verstärken...oder gar bei jemandem ähnlichen Standes zu brechen."
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