[1023] Alte und neue Masken [Achilla]

[Februar '19]
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1023] Alte und neue Masken [Achilla]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ein Werkzeug...das seht ihr als sein Sinn und Zweck? Unerkannt zu jagen...sich verstecken...aber dann hat man euch diesen Nutzens beraubt. Euer Körper ist demnach nicht mehr nützlich. Unnütz..."

Wie ihre Haut, sie war schon tot, bevor sie überhaupt vom Körper fiel. Aber waren sie nicht alle dem Tod näher als dem Leben? Dennoch war seine Haut, die eines jeden anderen Kainiten nahezu lebendig. Am Leben gehalten von ihrem Blut. Nur bei ihr nicht. War ihr Blut also doch schwach.
„Euer Blut hält euch nicht am Leben.“ murmelte er, während seine Hände ihren Schal und Tücher abwickelten.

Geradezu gierig greifen seine Hände nach ihr, nach ihren Kleidern, nehmen sie ihr. Nach und nach schälten sie aus dem Stoff der sie schützte, um sie voll und ganz zu sehen. Jede Abartigkeit, jede Larve und Motte in ihrem Fleisch, jeden Fetzen sterbende Haut.


"Ihr seid mir ein Mysterium. Warum seid ihr wie ihr seid? Warum ich wie ich bin? Wie tief geht diese Verwesung?"
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Signora Achilla
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Re: [1023] Alte und neue Masken [Achilla]

Beitrag von Signora Achilla »

Da lachte sie dann doch, vielleicht sogar über ihn, als er so begann. “Ich habe ein Mittel zur Jagd verloren, wie alle anderen meines Blutes. Doch wo das eine fehlt, haben wir andere - das solltet Ihr lange schon wissen!” Das klang nicht verärgert und der Spott war schnell genug verflogen.
Stattdessen drehte sie sich mit ihm, bog sich unter seinen Händen. Die Kleider waren tatsächlich auch nur Maskerade. Hier und da geschickt ausgefüllt, dort etwas glatter gezogen und an anderer Stelle etwas lockerer. Der Körper darunter war in Teilen in gehärtetes Leder gefasst - vielleicht eine Notwendigkeit gegen den Verfall?
Manchmal schien beides miteinander verwachsen und es war kaum zu bestimmen, was vernähtes Leder war und was verrottende Haut. Es gab auch Teile von ihr, die beinahe unversehrt wirkten, eine Faust voll nahezu lebendiges, makelloses Fleisch, um das her sich tote Haut abschälte.
Und die Signora schämte sich nicht. Sie wandt sich unter seinen Händen und diesem Eifer, der Wissbegier. Sie bog sich, um ihn weiter ansehen zu können, seine Augen, die alles sehen wollten, der Mund, der zügellos sprach. Sie schien den Anblick zu genießen und es kümmerte sie wenig, dass seine Gier eine des Wissens war.

Die Hast und Plötzlichkeit hatte die winzigen Tiere aufgescheucht. Larven wanden sich im schwarzen Fleisch der Brüste der Signora, ein ganzer Schwarm von Motten stieg auf und flatterte um sie und Toma her. Es waren viele - mehr als sonst um eine blakende Laterne versammelt waren, mehr als aus einem Haufen alter Kleider aufsteigen würden.

Die Fäulnis war widerwärtig, der Anblick des toten Fleisches abstoßend. Doch die Signora konnte sich mit Eleganz bewegen und das war es, was den Anblick tatsächlich abartig machte. Sie müsste tot sein, sie müsste längst verfallen und tat es doch nicht. Stattdessen lachte sie und genoss den Augenblick und die Gier und den Tanz der graubraunen Nachtfalter um sie her.

“Die Verwesung geht bis in unsere Herzen und Seelen”, meinte sie. “Ich kann Euch nicht sagen, weshalb Ihr oder ich sind, wie wir sind. Ist es das Blut? Zufall? Ein Fluch und Schrecken? Oder vielleicht müssen wir so sein wie wir sind? Vielleicht haben auch wir eine Aufgabe in dieser Welt?”
Sie legte ihm eine Hand auf die Brust. Die rechte Hand trug noch den Handschuh, die linke war entblößt, mit vergilbter, durchscheinender Haut über dem komplizierten Zusammenspiel der feinen Knochen, Sehnen und Muskeln.
“Was tut Ihr, wenn Ihr Antworten auf solche Fragen findet? Habt Ihr dann einen Moment Frieden im Herzen?” verlangte sie zu wissen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1023] Alte und neue Masken [Achilla]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als sie ihn so aufzog, leicht lachte, hielt er inne und seine Augen bohrten sich einen Moment eisig kalt in ihre. „Verspottet mich nicht.“
„Euer Blut gibt Geheimnisse selten preis.“

Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf ihre Absonderlichkeit. Auf dieses Fleisch, das lebendig, tot und verwesend zugleich schien. Berührte das eingefasste Leder, die Übergänge zu ihrer Haut. Interessiert daran wie sie das gemacht hatte. Oder war es schlicht einfach nur darüber gewachsen? Hatte es in sich aufgenommen. Konnte man es ihr abnehmen?

Seine Hände berührten jeden Zentimeter ihres Körpers, egal wie widerwärtig und eklig er schien. Wie abgestorben das Fleisch schon war. Es war eine Tragödie, aber nicht schrecklich genug, dass es ihn nicht faszinierte.
Er bohrte seine Finger in Bereiche die offen lagen, wo sich Motten darin eingenistet hatten.
Sie war wie ein Nest. Zusammengetragen von den Tieren die es bevölkerten und kein lebendiges Wesen. Nun lebendig wäre sie so oder so nicht. Aber mehr schien sie wie ein Konstrukt. Eines aus Fleisch und Haut.

Ein Kunstwerk, geschaffen von den Händen eines anderen. Toma war entzückt.

„Eine Aufgabe in dieser Welt...“ wiederholte Toma. „Ja, daran glaube ich. Was glaubt ihr was eure ist?“

Als sie ihn berührte, ihre Hand auf seiner Brust lag, sah er auf diese herab und dachte über ihre Frage nach. Hatte er das? Frieden im Herzen? Konnte da überhaupt etwas sein? Frieden...nein Frieden empfand er nie.
Stets nur der Antrieb immer mehr zu sehen und zu erschaffen. Mehr zu tun, um nie still zu stehen.
„Frieden...nein. Friede würde bedeuten, dass man zur Ruhe kommt, dass man aufhört zu suchen. Da bin ich noch nicht und ich weiss auch nicht was dann kommen würde. Bezeichnet es das Ende meines Weges oder das Versagen?
Nein, nicht Friede...aber Freude.“
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Signora Achilla
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Re: [1023] Alte und neue Masken [Achilla]

Beitrag von Signora Achilla »

“Und so erfahrt Ihr mehr und mehr. Immer weniger ist neu, immer weniger überraschend. Macht Euch das Angst?” Sie schreckte vor ihm nicht zurück. Das Tasten und Greifen, Erkunden und Fragen ließ sie geschehen, auch wenn sie kaum still hielt. Es war beinahe als wäre es ein Spiel für sie.
“Ich glaube nicht daran, dass es eine Aufgabe gibt. Wenn es eine göttliche Fügung gäbe, wären wir herausgefallen, Ihr und ich und alle anderen unseresgleichen. Wir sind keine Menschen mehr sondern wir machen Jagd auf sie und trinken ihr Leben. Wir dürsten danach und wollen es kosten bis zur Neige. Viele wollen mehr noch, wollen die Erinnerungen zurück, an die Zeit als ihr Herz noch schlug und die Welt ganz einfach war.”

Sie drehte sich einmal um sich selbst und entging so seiner tastenden Hand einmal. “Dabei ist sie immer noch einfach. Wir haben nur mehr Zeit, um nachzudenken. Und weniger, das uns gut genug ablenkt. Und glaubt mir, ich suche danach!”
Wäre die Signora noch lebendig und unversehrt, so wäre sie wohl wahrhaft schön. Vielleicht war sie das sogar einmal. So, wie sie war, war sie schamlos und schauderhaft und lachte dem noch entgegen. Ob die Leichtigkeit echt oder verbittert war, war schwer zu sagen. Vielleicht war das die wahre Maskerade?

“Ich glaube nicht, dass wir wirklich unsterblich sind. Wir sind etwas zäher und haben ein paar mehr Jahre. Die, die ich habe, die will ich nutzen und kosten, bis zur Neige. Zählt das als eine Aufgabe? Ich könnte es schön umschreiben und sagen: Ich verehre die Gabe, die ich erhalten habe. Und diese Welt, wie köstlich sie gemacht ist. Und so lange ich kann, will ich beides verehren und bis zur Neige auskosten und wenn ich morgen oder in einem Dutzend Jahren oder in hundert zerfalle, dann will ich nicht eine einzige Nacht zu bereuen haben.”
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1023] Alte und neue Masken [Achilla]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Angst?" fragte er irritiert. Das kam ihm dabei nie in den Sinn, aber war es beängstigend...die Vorstellung irgendwann alles gesehen zu haben?
"Nein. eher traurig und müde vielleicht...aber noch gibt es viel zu erfahren, zu entdecken, zu begreifen. Ich glaube dass mich noch viel überraschen wird. Geschieht es auch jetzt noch immer aufs Neue und wenn es irgendwann nichts mehr gibt, dann hoffe ich ohnehin weit mehr geworden zu sein, als ich jetzt bin."

Seine Hände glitten über ihren Torso, berührten die lebendigen und die toten Stellen ihres Körpers. Fühlten die Motten und Larven und bohrten sich in Stellen die offen lagen.

"Die Welt war nie einfach." sprach er weiter auf ihre Worte. "Diejenigen die sich lediglich den alten Erinnerungen hingeben sind verlorene Geister, die nie weiter gehen werden, als bis zu dem was sie gerade sind. In der Vergangenheit zu schwelgen hällt einen nur in immer und immer demselben Zustand..." er seufzte. "Das ist ein Fehler. ist es nicht gleichbedeutend mit einer Starre dann? Wozu den Kuss dann überhaupt empfangen? Wozu Gaben besitzen, die uns erheben? Für all diejenigen ist es vergeudet. Aber womöglich haben auch sie einen Platz in Gottes Plan."

Seine Hände wanderten weiter über ihre Arme.

"Wieso glaubt ihr nicht an eine göttliche Fügung? warum nicht, dass wir unsterblich sind? Was tut ihr in der Nacht, dass ihr sie nicht bereuen müsst?"
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Signora Achilla
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Re: [1023] Alte und neue Masken [Achilla]

Beitrag von Signora Achilla »

Seine Hände auf ihrer Haut, die Gier dahinter und die Lust der Signora, zu sehen, wie weit er gehen wollte oder konnte - für sie verschwamm das alles und sie nahm sich die Momente Zeit, es zu genießen anstatt zu antworten.
Als sie es tat, lehnte sie sich an ihn, gerade lang genug um eine Ahnung für seinen Körper unter seinen Kleidern zu bekommen. Ob er so makellos war wie sein Angesicht?

“Ja, Angst”, bestätigte sie etwas verspätet. “Ich habe sie manchmal, wenn ich denke, es gäbe nichts mehr, das mich freut oder überrascht. Aber es ist wie Ihr sagt: Da ist noch genug, es geht immer noch weiter und weiter und weiter… .” Sie neigte den Kopf tief genug um seine Hand genauer anzusehen. Wie perfekt war sie?

“Ich glaube nicht, dass wir unsterblich sind, weil wir so schnell unser Ende finden können.” Kurz hob sie die Hand und schnippte einmal mit den bloßen Fingern. Der Laut war dennoch dumpf. Staubig.
“Als ich geboren wurde, starben bald darauf Dutzende. Es hatte nichts miteinander zu tun. Und jeder von ihnen war stärker, schneller, älter und besser als ich.” Sie schnippte wieder und wieder, für jede verloschene Existenz einmal bis die Geste erschöpft war.

“Wir werden gebrochen, vernichtet oder unsere Geister geben auf und brechen. Wir brennen in der Sonne oder verbrennen in unserem eigenen Hunger. So einen Hunger kennt Ihr sicher? Jeder von uns?”
Für einen Moment sah sie ihn forschend und prüfend an, mit derselben Skepsis die er bislang aufgebracht hatte, um sie einzuschätzen oder ihr Blut zu bewerten.

“Nein, wir sind nicht kein Teil von Gottes Plan. Und wenn doch, dann sind wir der dunkle Teil für alles, was durch die Ritzen gefallen ist. Und das hieße, dass ich an Löcher im Gottesplan glaube und dann ist es kein Gottesplan mehr in den alle Welt sich einfügt.”

“Ich habe so viele Geschichten gehört, in Jahren auf der Reise und von Leuten aus aller Herren Länder. Es gibt allerlei Götter. In einer Steppe irgendwo im Osten oder Norden glauben sie an Geister oder vielleicht doch mit den Judenleuten an Gott, aber anders als ein guter Christenmensch. Und was ist mit solchen wie uns? Einer wird geboren und dann getauft. Vielleicht kriegt er dann die Kommunion und irgendwann gibt es eine ordentliche Ehe vor einem Priester und wenn einer stirbt, gibt es die letzte Salbung. Und dann? Da stehen wir, hinter all den ordentlich gefügten Dingen, die ein Mensch im Leben durchschritten haben soll um nicht in die Hölle zu fahren.”
Sie runzelte die Stirn, was nur halb gelang, denn ein Teil der Haut war bereits lose und drohte, sich abzuschälen.

“Ich kann Euch keine gute, geordnete Antwort dazu geben wie ein Mönch oder sonst ein Gelehrter. Ich kann nur sagen, dass ich keinem Priester von der Kanzel mehr zuhören kann ohne dass es ist wie ein großes Schauspiel. Die Welt ist ein Spektakel und die Männer auf der Kanzel sprechen dazu, damit die Leute was verstehen können. Aber wenn ich schon hinter der Bühne stehe und Vorhang und Masken und Kostüme sieht, dann kann ich das Schauspiel nicht mehr so glauben wie die Menge vorn.”
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1023] Alte und neue Masken [Achilla]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Signora Achilla spürte auch Tomas Körper an ihrem als sie sich an ihn drückte. Er fühlte sich fest an. In keinem Bereich weich. Dafür sehnig, knochig und muskulös. Nur Tomas Hände waren überraschend weich für einen Handwerker, keine Hornhaut hatte sie abgehärtet. Seine Fingernägel waren sauber und perfekt zurückgeschnitten. Seine Finger feingliedrig und flink.

"Es starben dutzende? Woran?"
Fragte Toma neugierig
„Dass wir getötet werden können steht nicht außer Frage, doch holt uns der Tod nicht nach einer bestimmten Zeit, wie die Menschen...“ da stockte er plötzlich. „Oder nun...nur zu anderer Zeit. Vielleicht habt ihr recht...sind wir nie unsterblich. Nur verschoben. Doch ich glaube dennoch daran dass wir ewig leben können, wenn wir uns beweisen.Wenn Gott es will, können wir ewig leben.“

"Warum Löcher? Welche Ritzen?" Fragte er weiter, während seine Hände ihren Rücken hinab glitten und ihren Hintern berührten.
"Nichts fällt hindurch. Gott hat für jeden von uns einen Plan, er ist nur nicht bekannt. Auch wir haben eine Aufgabe. Ja, die Lehren der Kirchen sind nicht mehr für unsereins, sind es doch Gebote die den Menschen gebracht wurden, nicht uns. Wir haben unsere eigenen Regeln."

Unvermittelt drangen Tomas Finger zwischen ihre Schenkel und während er ihre Löcher und Ritzen erkundete, sprach er einfach weiter.

Von Verführung oder Sinnlichkeit schien der Tzimisce nie etwas gehört zu haben, aber es war auch nicht sein Anliegen.

„Apropos Aufgabe. Ich sollte euch noch die Fomalitäten erklären, bevor wir zum nächsten Schritt übergehen. Für euren Aufenthalt in der Domäne Genua werdet ihr eine Aufgabe erfüllen. Zudem benötigt ihr zwei Kainskinder die für euch sprechen, die ihr dem Mondsenat binnen fünf Jahren nennen müsst.“
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Signora Achilla
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Re: [1023] Alte und neue Masken [Achilla]

Beitrag von Signora Achilla »

Es fiel der Signora zunehmend schwerer, sich auf das eine oder das andere zu konzentrieren. Perfekte Hände auf ihrer Haut, darunter, darin. Die Motten waren ein flatterndes, tanzendes Chaos und eben so fühlte sich ihr Verstand an, mit jedem Moment mehr. Es war köstlich, neu, wunderbar! Die Wissbegier Tomas war ansteckend, auf eine Weise. Pudrig leichter Flügelschlag auf seinem makellosen Körper. Ihre Haut an seiner, wie sie zerriss und ab blätterte, wo seine zeitlos blieb.
Es spielte keine Rolle, dass die allzu menschliche Lust längst für sie gestorben war. Es ging nicht um die verschwitzten, stöhnenden Triebe des Lebens - oder vielleicht doch, aber nur in Echos und Erinnerungen. Nein, es ging um die Lust selbst, um den Moment, um die offenkundige, Grenzen überschreitende Gier des anderen.
Gerade wollte sie ihm Antwort geben, wenigstens auf irgend etwas von alledem, was er gesagt hatte. Vielleicht auf seine Frage nach den Toten… vielleicht auf die Frage danach, wie zerbrechlich das Gefüge dieser Welt doch war.
Seine Hand zwischen ihren Schenkeln war beinahe zu viel - zu viel, um zugleich mit Worten um ihn herum zu tanzen und zu sehen, wohin das führen würde. All die Fragen um Gott und einen Sinn interessierten sie kaum, während sie so offensichtlich ihren Sinn für wenigstens diese eine Nacht am eigenen Leib erfuhr. Im eigenen Leib… .

Und dann begann er mit den Formalitäten. Genau da und dann. Und offenkundig hatte er keine Freude daran. Sie ebenso wenig.
Das! Wenn es irgendein unheiliges Sakrileg in den Nächten der Signora Achilla gab, dann war es so eine freudlose, blutleere Abhandlung - nein, Unterbrechung! - von etwas so Köstlichem!
In ihrer Empörung fauchte sie ihn an und ihre Hand schnellte hoch, für eine scharfe Ohrfeige.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1023] Alte und neue Masken [Achilla]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma riss seine Hand empor und blockte damit die ihre, die auf sein Gesicht zugeschnellt kam. Sofort griff er nach ihrem Handgelenk und hob sie über ihrer beider Köpfe. Seine andere Hand und sein ganzer Körper schoben die Nosferatu gegen die nächste Wand und drückten sie fest daran. Die Mottenwolke stob um sie beide herum, flatterte aufgeregt auf und senkte sich wieder ab auf die beiden ungleichen Kainiten, wie ein Regen von dunklen Blättern.
"Was soll das?!" zischte der Tzimisce und sah ihr forschend in die Augen. "Besitzt ihr doch so viel Scham?" fragte er verwundert, annehmend, dass sie so reagiert habe, weil er sie intim berührt hatte.
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Signora Achilla
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Re: [1023] Alte und neue Masken [Achilla]

Beitrag von Signora Achilla »

Der jähe Ausbruch, seine Geschwindigkeit und die Wand, kalt und hart in ihrem Rücken, brachten sie abrupt wieder ins Hier und Jetzt. Im ersten Impuls wollte sie sich gegen all das stemmen, nach seiner Kehle langen, ihm die Augen auskratzen, ihm---
Sie sah ihm ins Gesicht, als er seine Frage stellte. Plötzlich lachte sie kehlig auf und versuchte, sich aus seinem Griff heraus zu winden. Es war kein schöner Laut, eine Spur zu hart und kalt und mit zu wenig Luft in ihren toten Lungen.
“Ich habe es Euch schon gesagt.” Derselbe, kalte Klang. Doch dann ließ sie ihren Körper weich werden, ganz geschmeidig unter seiner Hand. Sanfter fuhr sie fort: “Ihr solltet genießen, was Ihr tut. Ich tue es ganz gewiss. Ihr verderbt es mit alledem, was Ihr tun müsst und ich tun sollte.”
Soweit ihre und seine Haltung es erlaubten, lehnte sie sich vor, um ihm zuzuflüstern: “Das wäre etwas, das ich bereuen würde, würde ich auf diese Nacht zurückblicken.” Nun suchte sie seinen Blick. “Wollt Ihr nun, jetzt, wirklich von Form und Gebot sprechen? Fürsprechern und Pflichten?”
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