[Brief] Sündennachgesang [Brimir, diverse]

Nachrichten zwischen Monstern

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Brimir
Gangrel
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[Brief] Sündennachgesang [Brimir, diverse]

Beitrag von Brimir »

Ein jeder der zugegen war, erhällt einen Boten, der folgende Nachricht überbringt.
An die Beteiligten des Vorfalls bei der Befragung von Alain,

zur Klärung der Ereignisse fordere ich einen Jeden auf, der bei besagter Befragung zugegen war, einen ausführlichen Bericht über die Geschehnisse im Nordisch Allerlei am Hafen abzuliefern. Sobald ich alle Berichte vorliegen habe und mir ein Gesamtbild der Lage machen konnte, werde ich den Fall bewerten.

Gezeichnet

Brimir Böggvisson, Ancilla vom Clan des Tieres,
Blutvogt von Genua
"Eines Jeden Rücken ist ungeschützt, es sei denn, er hat einen Bruder."
Grettirs Saga
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Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Sündennachgesang

Beitrag von Seresa »

Es vergingen einige Wochen bis im ´Nordisch Allerlei´ ein Bote mit einer Nachricht auftauchte. Der Überbringer hatte den Überwurf seines Umhangs tief über das gesenkte Haupt gezogen, so dass ein Blick auf das Gesicht verwehrt blieb und auch sein Körper blieb gänzlich verborgen. Die Gestalt musste wie ein junger, zerbrechlicher Hirte wirken, der gänzlich müde und erschöpft von seiner Arbeit war und dessen nachgedunkelter Stab, auf welchen er sich in dieser Nacht stützte, anscheinend das Einzige war, was ihm noch Halt gab, um nicht einfach umzufallen. Ohne großartige Intonation betete er teilnahmslos und distanziert seinen Bericht an den Ancilla herunter, bevor er sich zurück auf den Weg zu seiner Herde machte.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
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Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: Sündennachgesang

Beitrag von Nubis »

Der Bote, der immer mal wieder einen Brief für Brimir dabei hatte, trug dieses Mal ein längeres geschriebenes Pergament bei sich. Es war mit Siegelwachs verschlossen. Darin standen, in schöner Schrift geschrieben, die Ereignisse der betreffenden Nacht. Das Schreiben war relativ neutral gehalten und gleich weniger einem Brief, als tatsächlich einem Bericht.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
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Registriert: Mo 3. Okt 2016, 12:41

Re: Sündennachgesang

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Nach einer langen Zeit und nachdem Toma davon erfuhr, erreichte Brimir auch der Bericht des Drachen.
Verehrter Brimir Böggvisson, Ancilla vom Clan des Tieres,
Ältester seines Blutes,
Blutvogt von Genua,
Mondsenator von Luccoli, Macelli, Borgio Incrociati, Borgio di Bisagno, Vegoli und Zinestedo
erster Wächter des Elysiums
Kind von Böggvir 'Bärenklaue' Olafson,
Kind von Espen 'Sturmrufer' Kjellsson aus Seeland, Ahn,
Kind von Wetzel 'Klingenwind',
Kind von Manasco,
Kind von 'Panaka', Ahnherrin,
Kind von Ennoia, erste ihres Blutes und Enkelin Kains,


entsprechend deiner Aufforderung erhältst du hier nun meinen Bericht zu den Geschehnissen letzten Jahres bei der Vorladung meines werten Clansbruders durch die Liktorin Amalia.

Auf seinen Wunsch hin begleitete ich meinen Bruder zu seiner Vorladung. Mir war nicht bekannt dass so viele weitere Kainiten ihn begleiten würden. Neben mir waren noch [Aufzählung der Anderen] als Alains Gäste dabei. Hätte ich es, wäre ich nicht dabei gewesen. Dieser Aufmarsch war ohne Frage absurd, aber verfehlte wohl nicht seine Wirkung. Amalia wurde auf ihrem Territorium unter Druck gesetzt und reagierte wenig professionell darauf.

Ich möchte keinesfalls das Amt der Liktoren in Frage stellen, doch erschien es mir auch als kein geschickter Zug Amalia die Befragung durchführen zu lassen, wenn man bedenkt, dass sie eine kleine Fehde mit meinem Bruder hatte.
Ihre Wahl die Befragung in ihrem Hause durchzuführen, einem bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten Ort außerhalb Genuas und anderer Dörfer, erhöhte wohl nicht gerade das Vertrauen.

Missversteh mich nicht. Der Aufforderung eines Liktors ist sicher Folge zu leisten. So riet ich meinem Bruder auch trotz seiner Bedenken zu dieser Vorladung zu gehen.
Ich stelle keineswegs die Methoden oder Berechtigungen der Liktoren in Frage...sehr wohl aber die Eignung Amalias als solchen.

Nicht nur waren ihre Anschuldigungen an meinen Bruder absurd und die Wahl des Ortes ungeschickt. Zudem war sie nicht in der Lage ihr Amt und somit ihre Befugnis mit der nötigen Härte durchzusetzen, sondern griff auf Hohn und Beleidigungen zurück.
Warum ausgerechnet ich Ziel ihrer Wut wurde, verstehe ich nicht, aber es war so, dass sie mich als einzigen der Anwesenden Kainskinder nicht ins Haus lassen wollte. Bei den Guhlen wollte sie mich stehen lassen, gar mir die Vorratskammer anbieten, als ich dagegen sprach.

Ich hätte nicht widersprochen, wenn sie uns alle, die dort anwesend waren, wieder nach Hause geschickt hätte. Das wäre ihr gutes Recht als Liktor und Hausherr gewesen, jedoch hatte sie es nur auf mich allein abgesehen. Dies war eine absolute Beleidigung, die ich nicht hinnehmen konnte.

So kam es zu einer Handgreiflichkeit, bei der ich ihr lediglich verdeutlichen wollte, dass sie sich anmaßend verhielt. Ich verletzte sie nicht einmal, was sie dazu veranlasste noch über mich zu lachen. Ich bin mir nicht sicher welche Fähigkeiten relevant sind, um das Amt eines Liktoren auszuführen. In einer bereits gereizten Stimmung noch Öl ins Feuer zu gießen, halte ich jedoch für völlig Fehl am Platz. Ebenso wäre ein Mindestmaß an Höflichkeit nicht verkehrt.

Nun, wie dem auch sei, ich wollte sie zurecht weisen und wurde vom werten Titus aufgehalten, der sich mir in den Weg stellte. Ich kann dir versichern, dass ich die ganze Zeit Herr meiner Selbst war. Nie entglitt mir die Kontrolle, sonst wäre es der werte Titus gewesen, den ich angriff anstatt Amalia.
Als ich sie trotz des Eingreifens der werten Geißel zu fassen bekam, beendete der werte Ajax die Situation jedoch schnell. Was danach geschah kann ich dir nicht sagen, da ich in Starre fiel und erst vor einigen Wochen wieder erwachte.


Gez.
Toma Ianos Navodeanu,
Herold Genuas.
Neugeboren im Blute der Drachen, Kind Navod Sorinescus, Ancilla der Drachen.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: Sündennachgesang

Beitrag von Sousanna »

Auch der Ravnos Boten würden an besagtem Ort eintreffen und ein Pergament überreichen, das intensiv nach den Schönheiten Konstantinopels duftete und von einer Qualität war, die man dem Blute aus den Gossen so kaum zugetraut hätte.
Sorgsam war darauf geschrieben worden, wie um mit den Worten noch die bezaubernde Gestalt der Absenderin noch einmal zu umzeichnen:
Verehrter Brimir Böggvisson, Ancilla vom Clan des Tieres,
Ältester seines Blutes,
Blutvogt von Genua,
Mondsenator von Luccoli, Macelli, Borgio Incrociati, Borgio di Bisagno, Vegoli und Zinestedo
erster Wächter des Elysiums
Kind von Böggvir 'Bärenklaue' Olafson,
Kind von Espen 'Sturmrufer' Kjellsson aus Seeland, Ahn,
Kind von Wetzel 'Klingenwind',
Kind von Manasco,
Kind von 'Panaka', Ahnherrin,
Kind von Ennoia, erste ihres Blutes und Enkelin Kains,

Treu ergeben sende ich euch Nachricht von jenen schändlichen Ereignissen jener Nacht, die mich immer noch zutiefst in Erschütterung und Sorge zurücklassen.
Es folgte eine detaillierte Beschreibung jener Ereignisse. Die ehemalige Tochter eines hohen Hauses und passionierte Geschichtensammlerin schien ein Talent für solche Darstellungen zu haben.
Nach unserer Zusammenarbeit im Krieg, möchte ich euch ebenfalls anvertrauen, dass jeder Augenblick dieser Nacht in meiner bescheidener Sicht eine Farce war.
Eurer Entscheidung unserer werten Liktorin die Möglichkeit zu geben, sich zu beweisen war richtig und wichtig.
Den Vorwürfen Alain gegenüber nachzugehen ebenfalls. Gerade da er sich bisher nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt hatte, was den Umgang mit Söhnen der Nacht oder Menschen anging.

Doch die persönliche Fehde zwischen der werten Amalia und dem werten Alain überschattete all die richtigen Entscheidungen. Beide bemühten sich um größtmögliche Eskalation. Es war vermutlich ein Glück, dass sie sich entschied, die Befragung im Nichts, in unmittelbarer Nähe ihrer persönlichen Folterkammer abzuhalten. So kam es neben aller Peinlichkeiten zumindest nicht zu einem Stillebruch.

Durch die Bedrohungen der werten Liktorin angestachelt, bat der werte Alain um die Unterstützung mehrerer Kinder des Kains. Doch wenn ich ehrlich zu euch sein darf - und ich schwor vor den höchst verehrten Prinzen am Hofe neben euch meine Ehrlichkeit, so halte ich dies nicht allein für reine Vorsichtsmaßnahmen sondern viel mehr um blankes Kalkül, um zu provozieren.
Zumal bei einer solchen Ansammlung von Draugr, so nennt ihr die unseren doch in eurer Sprache, ein solcher Konflikt diesen Ausmaßes gerade zu erwartbar ist.

Dennoch, ein Jäger, wie ihr, kennt den Wert der Selbstbeherrschung und ich bewunderte euch stets dafür. Hätte auch nur einer der am Streit Beteiligten auch nur ein Quäntchen davon besessen, so wäre es nie zu einer derart beschämenden Vorstellung gekommen. - Und ich muss ehrlich sein, jede Gruppe frisch Gezeugter hätte sich mit mehr Würde präsentieren können.

Was wir hier aber gesehen haben, beschämt nicht nur die Erzeuger eines jeden Einzelnen, sondern vor allem auch ein Trauerspiel unserer höchstverehrten Schutzherrin gegenüber. Hat die weiße Prinzessin es verdient, dass Geißel, Herold und Liktoren ineinander verkeilt, sich nicht nur ankeifen wie Waschweiber, sondern sogar aufeinander losgehen? Nein. Welches Bild sendet ein solches Verhalten nach Außen, wenn ein einziger Neugeborener, ein Neuankömmling, es schafft, drei Amtsträger derart gegeneinander aufzuwiegeln?

Verehrter Brimir, in jener Nacht musste ich mich dafür schämen anwesend zu sein.
Und ich fragte mich wofür ihr und ich einst Seite an Seite kämpften.
Vor allem aber fragte ich mich, wie es sein kann, dass ein Abend so viel Dummheit und Mangel an Ehre offenbaren kann und was passieren würde, wenn Genua Sardinien rechtmäßig beansprucht? Spielen wir dann dasselbe Spiel in Sardinien und blamieren uns dort dann bis aufs Blut? Oder sollten tatsächlich Baali uns Heimsuchen? Greifen wir uns dann gegenseitig an, statt unsere geliebte Heimat zu verteidigen, weil schlichte Animositäten uns trennen und wir lieber gegenseitig die Bestie in uns provozieren? Weil wir uns entgleiten?

Ihr habt eure Weisheit und eure Loyalität bereits oft genug so eindrucksvoll bewiesen, dass ich offen und völlig auf euer Urteil vertraue. Und auch wenn ich weiß, dass ihr sie gewiss nicht nötig habt, so biete ich euch in der tiefen Ergebenheit einer Neugeborenen vor einem Anchilla und der Harpyie vor dem Blutvogt meine Unterstützung an.

Mit vertrauensvollem Gruße,

Sousanna Kantakuzenos von Byzanz und Genua,
Neugeborene im Blute der Wanderer,
Harpyie Genuas,
Beisitzerin des Senats unter dem Monde,
Weberin in den Nächten,
Kind von Caspar,
Ancilla des Clan der Wanderer,
Fürst und Erretter der Thrakischen Lande
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
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