[1026] Ein Hort [Alain, Toma]

[März '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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[1026] Ein Hort [Alain, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Eine lange Zeit war vergangen seit die beiden Tzimisce sich das letzte mal gesehen hatten.
Ab und zu hatte sich Toma die Fortschritte der Forschung seines Bruders angesehen oder ihm Fragen beantwortet, doch seit gut fünf Jahren waren sie nicht mehr aufeinander getroffen.
Der erste Teil der Bestellung der Statuen, die Alain bei Toma in Auftrag gegeben hatte, war mittlerweile vollendet und wurde nach und nach zu dem neuen Domizil des jüngeren Drachen geliefert.
Eines nachts war Toma dann selbst auf dem Weg dorthin. Begleitet von Urs Unul und Doua, wie sonst auch, näherten sie sich dem Platz, wo sie vor über zehn Jahren zum ersten Mal die Pläne des Bretonen vernommen hatten und wo diese nun Gestalt angenommen hatten.
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Alain le Beau
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Re: [1026] Ein Hort [Alain, Toma]

Beitrag von Alain le Beau »

Schon als sie von der Hauptstraße abbiegen und ein Stück die kleine Straße zum Strand entlanggewandert sind, bemerkt Toma eine nicht unwesentliche Veränderung: Er kann den schönen Ort, an dem vor so vielen Jahren der Tisch nahe des Wassers aufgebaut war, nicht mehr sehen. Denn eine Mauer umgibt den Strandabschnitt. Es ist ein seltsamer Anblick: Keine Wachen, die darauf patrouillieren, keine Fackeln, nur Stille. Wäre der Bau nicht so eindeutig neu, Toma könnte ihn für eine Ruine halten. Die Straße führt zielgerichtet zu einem Tor, das von zwei kleinen aber stabilen Türmchen gesäumt wird.

Als Toma vor dem Tor steht, öffnet sich dieses und ein Mann tritt heraus, den der Tzimisce als Leibwächter seines Bruders wiedererkennt. Immerhin - der Kerl trägt eine Laterne. Er winkt Toma und seinen Begleitern, ihm durch das Tor zu folgen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1026] Ein Hort [Alain, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Interessiert betrachtete Toma den Bau, während er an ihm entlang ging.
Alles verändert sich.
Wundervoll...und doch machte es ihn seltsam traurig und bekümmert. Unruhig gar. Angespannt hatte er die Zähne aufeinander gepresst und leise entkam ihm ein unbewusstes Knurren.

Es war jedoch bemerkenswert was sein Bruder hier hochgezogen hatte.
Wo vorher nichts war. Eine Veränderung die lange bleiben würde und selbst wenn sie nicht mehr so bestehen sollte wie jetzt, doch Spuren hinterlassen würde.

Weiter folgte er dem Diener hinein in das neue Gebäude, seine eigenen beiden Guhle im Schlepptau.
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Alain le Beau
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Re: [1026] Ein Hort [Alain, Toma]

Beitrag von Alain le Beau »

Hinter dem Tor findet sich die kleine Gruppe auf einer Art Zuweg wieder, der von frisch gepflanzten Bäumen gesäumt ist. Vor ihnen erstreckt sich wuchtig und dunkel der Bau, den Alain hat errichten lassen. Selbst im Dunkeln erkennt der Tzimisce, dass sich hier ein Gegenentwurf zu den nun so modischen Geschlechtertürmen findet: Obgleich der Bau nicht gerade niedrig ist, erstreckt er sich eher in die Breite. Trotz der Verzierungen ist nicht eindeutig, ob dieses Bauwerk eher der Repräsentation oder eher der Verteidigung dienen soll.

Einzig im Erdgeschoss schimmert ein Licht aus einem der wenigen Fenster vor, die nicht mit dicken, bemalten Läden verschlossen sind. Es wirkt wie ein gelbes Auge an einem schlafenden Monstrum. Bis auf Toma, seine Diener und Alains Leibwächter ist kein Mensch zu sehen. Und auch kein Kainit.

Endlich kommen die Besucher am Hauptportal an, das mit einer dicken doppelflügligen Eichentür verschlossen ist. Oder besser gesagt: Verschlossen werden kann, denn die Tür steht einen winzigen Spalt offen. Eine Linie aus Licht zieht sich über den Boden, schwächelt aber schon nach kurzer Strecke. Der Leibwächter klopft an und sieht auf Toma und die Gäste.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1026] Ein Hort [Alain, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma schärfte seine Sinne und begutachtete den Innenhof auf seinem Weg durch diesen. Für den Außenbereich müsste man eindeutig noch etwa tun, doch das stand ja auch noch auf dem Plan, auch die Tür wird kritisch gemustert und bereits überlegt, wie eine großflächige Schnitzerei diese aufwerten könnte.

Abwartend blieb er mit seinen Männern hinter dem Leibwächter stehen und schaute diesen dann auffordernd an, sie doch nun einzulassen?

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Alain le Beau
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Re: [1026] Ein Hort [Alain, Toma]

Beitrag von Alain le Beau »

Von drinnen ist eine undeutliche Bestätigung zu hören. Dann wird Toma in den Palast hineingeführt. Und steht direkt vor zwei seiner Statuen. Er erinnert sich genau daran, wie seine Finger diese Werke geschaffen haben, einen Jüngling und ein schönes Mädchen, beide nur leicht bekleidet und von edler Gestalt. Würde einer der Sittenwächter der Kirche sie sehen, sie würden wohl alsbald in den dunklen Gemäuern der Geistlichkeit verschwinden. Zu schön, um zerstört zu werden, zu sündig für das dumme Volk.

Hier dagegen sind sie perfekt arrangiert: Die ausgestreckten Arme weisen einladend zwischen den beiden Sockeln hindurch, die Gesichter lächeln voll Vorfreude und die Körperhaltung verspricht eine entspannte, sinnliche Atmosphäre. Der Vorraum ist ansonsten leer, bis auf die Tür zwischen den Statuen und eine kleine Seitentür auf der Linken. Die Wärme der Statuen bildet einen seltsamen Kontrast zu der Kühle des Raums, auch wenn Toma vermutet, dass Alain hier alsbald Abhilfe schaffen wird.

Der Ghul führt die Gruppe zwischen den Statuen hindurch und in den nächsten Raum hinein. Oder besser gesagt: In den Saal, der auf den ersten Raum folgt. Denn was hier einen sicherlich nicht unwesentlichen Teil des Erdgeschosses einnimmt, ist ein Ballsaal von beeindruckenden Ausmaßen. Zur Rechten muss er bis an die Außenmauer des Gebäudes reichen, denn hier sorgen bogenförmige Fenster mit Säulen dafür, dass die kühle Nachtluft hereindringt. Diverse Durchgänge führen aus dem Raum heraus. Aber für Toma besonders interessant sind all seine anderen Werke, die hier in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen die Wände zieren.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1026] Ein Hort [Alain, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma würde jedes seiner Werke wiedererkennen und so fuhren seine Finger im Vorbeigehen über das Gesicht der einen und erinnerte sich an jede Bewegung die seine Finger getan haben, wie er es gefühlt hatte, als es noch ein Block und dann eine grobe Silohette war, bis sich schließlich immer mehr ein zartes Gesicht herausgeschält hatte. Perfekter wurde.
Glatt und kalt, aus feinstem weissen Marmor gefertigt.

Hier machten sie wirklich etwas her. Er wusste noch wie sie in der Werkstatt gestanden hatten, neben unbearbeiteten Blöcken, zwischen Trümmern und Werkzeug. Doch hier, perfekt positioniert wirkten sie gleich noch ansehnlicher.

Die Guhle mussten etwas warten, bis sich Toma wieder umwandte und dem Diener weiter folgte und in den Ballsaal trat, wo er den Rest sodann traf.
Eine Mischung aus verträumt und Stolz lag im Blick des Tzimisce als er seine eigenen Werke betrachtete. Dies waren seine Schöpfungen. Alles seins.
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Alain le Beau
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Re: [1026] Ein Hort [Alain, Toma]

Beitrag von Alain le Beau »

"Toma!" Die Stimme Alains kommt etwas unerwartet, auch weil Toma so derart in die Bewunderung seiner eigenen Kunst versunken ist, wie ein mittelalterlicher Pygmalion. "Wohlwerter Bruder, wie schön, euch hier zu sehen." Als sich Toma umwendet, fallen ihm zwei Dinge auf: Alain, der gerade aus einem der Gänge getreten sein muss, trägt ein Kopftuch, das seine blonden Locken verbirgt. Und er blutet. Da ist sich der ältere Tzimisce sicher, auch wenn der Geruch sehr schwach ist. Eine solch wohlduftende Vitae kann keinem Sterblichen gehören.

"Willkommen in meinem Palast", sagt Alain, als er vor seinem Clansbruder angekommen ist. Er reibt sich die Hände. "Er ist recht ansehnlich geworden, würdet ihr nicht sagen? Der gute Vergonzo hat sich selbst übertroffen, ja! Aber selbst seine Kunst wäre nichts ohne eine entsprechende Ausstattung." Mit großer Geste weist er um sich herum. "Eure Statuen sind der wichtigste Aspekt davon. Wunderbare Werke, werter Bruder, exzellent! Ich muss sie im Inneren verbergen. Würde ich sie draußen aufstellen, der Bischof könnte zugleich neidisch und notgeil werden, wenn er seinen Rückzugsort hier in der Nachbarschaft besucht." Offenbar hat Alain über all die Jahre nichts von seinem Humor verloren - oder was er dafür hält.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1026] Ein Hort [Alain, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Alain konnte sehen wie Tomas Nase zuckte, während dieser mit ihm sprach und er dann deutlich schnupperte. Da er immer noch seine Sinne verstärkt hatte, traf ihn der Geruch der Vitae mit enormer Intensität, selbst als er noch Meter von ihm entfernt stand. Mit einem verwirrten aber neugierigen Ausdruck auf dem Gesicht kam Toma Alain näher und roch nun direkt an ihm.
Lokalisierte die Quelle an seinem Kopf.

„Warum blutet ihr an eurem Kopf?“ und unvermittelt zog er ihm einfach das Kopftuch herunter.
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Alain le Beau
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Re: [1026] Ein Hort [Alain, Toma]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain sieht die gierigen Greifer seines Bruders kommen, aber er ist nicht schnell genug. Toma hält das Tuch in den Händen und auch Teile des blutigen Verbandes. Sein Forscherblick fällt auf einen faszinierenden Anblick: Eine Reihe von kleinen Würmchen, die sich auf Alains Kopf winden - einer Parodie der Locken gleich, die sonst das hübsche Haupt zieren. Erst im zweiten Moment nimmt er die Gesichtsausdrücke wahr, die Alain durchwandert. Schock wird zu Begreifen, Begreifen wird zu Wut, als der junge Tzimisce vor seinen und Tomas Ghulen bloßgestellt wird. Und das Tier bricht hervor.

"Das war ein Fehler" sagt Alain leise mit einem Grinsen, das an einen Totenschädel gemahnt. "Flieh... Bruder."

Doch Toma flieht nicht, zu fasziniert von den Kapillaren, zu selbstsicher mit seinen Ghulen. Er öffnet den Mund, wie um etwas zu erwidern - da hat Alain ihn gepackt. Viel zu schnell für eine menschliche Bewegung. Das verzerrte Gesicht mit den ausgefahrenen Fängen ist nun direkt vor Tomas Gesicht. Die Leibwächter - Urs und Urs - eilen herbei, schlagen mit ihren Fäusten auf den Rasenden ein. Doch Alain schüttelt die Schläge ab wie Regentropfen. Und dann trifft die Faust des treuen Beppo den Körper von Urs. Oder war es Urs? Egal! Die Rippen knacken hörbar, halten aber.
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