[1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

[März '19]
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

„Als Magister Trivium lehre ich vor allem Grammatik, Rhetorik und Dialektik, aber mein Fokus ist auch die Historie, besonders die der griechischen und römischen Ahnen. Viel Wissen ist verloren gegangen oder wird von der Kirche eifersüchtig gehütet. Die Lektionen von Alexander und Scipio Africanus, von Plato und Cicero, sollten uns in ein leuchtendes Zeitalter führen.“ Gasparo hatte seine Leidenschaft für die großen Denker der Vergangenheit schon oft aufgeführt. Er beabsichtigte nicht, Toma zu bekehren oder eine Lektion vorzutragen, auch wenn er jedes Mal versucht war, tiefer in die antiken Schriften einzutauchen.

Die Augen des Ventrue verengten sich etwas, als Toma seine Frage stellte. „Dies ist ein reizvolles Gedankenexperiment. Die Ewigkeit … allein dies zu definieren wirft theoretische und theologische Fragen auf über die Natur unserer Art. Ist Eure Neugier wirklich begrenzt auf mein Erscheinungsbild? Ist es so, dann kann ich antworten, dass ich in Tat zufrieden bin mit meinem Aussehen. Ob ich es in der Zukunft einmal bedauern werde ist nicht leicht vorherzusagen. Wahrscheinlich wäre eine Veränderung im Laufe der Jahre wünschenswert, um das Wandeln unter der Sterblichen zu erleichtern.“ Er hob seine Hände, Handflächen nach oben, um seine Gleichgültigkeit zu zeigen. „Aber so dieses Gesicht einer der Preise der Gaben ist, die mir gemacht wurden … eine Abgabe zusätzlich zum Tageslicht, zum Geschmack von Wein und Fleisch, zum Gefühl von Atem in meiner Brust … so ist es doch ein Opfer, das es mir wert war zu bringen. Ich hatte Anteil an dieser Entscheidung, also war ich nicht ohne … Kontrolle.“

Fast vorsichtig schien er erneut die Gesichtszüge des Herolds zu mustern. „Als Künstler legt Ihr viel Wert auf das Äußere, nicht wahr?“
Benutzeravatar
Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
Beiträge: 4493
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 12:41

Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

„Ein Preis“ wiederholt Toma und lacht leise, was mehr einem Schnauben glich. „Für immer gleich zu sein...ja das ist ein Preis." sagte er und sein Blick ging auf den Tisch hinab, zu seiner Hand, die im Laufe der Zeit so oft verändert wurde und so viel mehr selbst verändert hat und nun...
„Aber noch ist es ein geringer für euch. Bedenkt man was die Nosferatu zahlen mussten. Und doch...ist es ein Nachteil?“ fragte er nachdenklich. „Sie sind immerhin etwas neues, eine Besonderheit in Gottes Schöpfung...ihr hingegen...“ Toma betrachtete Gasparos Gesicht. Nicht hübsch, nicht hässlich, nicht sonderlich alt, nicht jung. Nichts besonderes. Aber doch war es seins.
„Würdet ihr euch anders fühlen, wenn ihr nicht so aussehen würdet? Wenn der Kuss euch verändert hätte? Wärt ihr dann jemand anderes?“ Ein weiteres Gedankenspiel.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo zögerte einen Moment bevor er antwortet. Worauf wollte der Herold hinaus? War es sein ernst, wie er von den Ausgestoßenen sprach? „Die Nosferatu sind tatsächlich Opfer eines furchtbaren Fluchs. Das monströse Aussehen und der Gestank liegen auf der Hand aber durch ihre Fratzen werden sie auch an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Man kann über die Sterblichen denken, was man will, aber muss man sich vor Ihnen verstecken wie eine Ratte, ist jede Nähe zu Ihnen unmöglich, so hat dies Veränderungen zur Folge. Das Innere passt sich dem Äußeren an. Vielleicht nicht nach einige Monaten oder Jahren … aber die Jahrzehnte hinterlassen Ihre Spuren. Auch Medusa soll einst eine liebevolle Frau gewesen sein, vor Ihrer Bestrafung.“

Er legte eine Hand vorsichtig auf seinen Brustkorb. „Auch ich wäre nicht der Gleiche, müsste ich eine solche Bürde tragen. Gasparo di Como, Teil eines niederen Clans?“ Der Ventrue schüttelte bestimmt aber langsam den Kopf. „Wie könnte ich anderen Gelehrten gegenübertreten, wie euch, wohlwerter erster Herold, wenn ich von solchen Makeln belastet würde? Könnte ich mich meinen Studien widmen während streunende Katzen versuchen meine Lumpen zu stehlen? Nein, dass ich mich dem verehrten Majorianus und der Blutlinie des Caracallas würdig erwies war sicher kein Zufall.“

Der Lehrmeister stockte für einen Moment. „Ich hoffe es hört sich nicht an, als würde ich die Nosferatu komplett abtun. Ich bin mir Ihrer Fähigkeiten bewusst und der verehrte Godeoc hat eine beeindruckende … Reputation. Aber durch ihr Blut tragen Sie die Schande Ihrer Ahnen in sich, dies scheint mir offensichtlich.“
Benutzeravatar
Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
Beiträge: 4493
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 12:41

Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Das Innere passt sich dem Äußeren an...das war etwas was er schon einmal erörtert hatte, aber nun...hatte es so viel mehr Bedeutung.

„Ihr habt womöglich recht, mit allem. Wie wir behandelt werden prägt uns. Wer ausgestoßen wird, bleibt für sich allein...“ und sucht sich selbst ein Abbild, dass andere noch mehr verschreckt, weil man es anders nie gekannt hat? „Aber ist das nicht ohnehin unser Schicksal? Unser Weg durch die Nacht? Wir sind keine Menschen, wir sind nicht dazu gemacht unter ihnen zu wandeln. So fällt auch ein gewöhnlich menschliches Gesicht wie eures irgendwann auf, wenn es nicht altert. Und das Antlitz der Nosferatu...zeigt dies nicht gerade das? Sie haben ihre eigene Gemeinschaft. Wir haben eine Gesellschaft. Die Menschen sind nicht längst unsere Familie, sie sind Nahrung und so dient unser Aussehen doch nur dazu sie besser jagen zu können, oder?“
Interessiert an Gasparos Blickwinkel sah er ihn fragend an.
"Könntet ihr nicht studieren, nur weil ihr hässlich wäret? Nun der Zugang zu Bibliotheken wäre sicher schwieriger, aber nicht unter unsereins. Wäre euer Streben aber nicht noch immer dass selbe? Euer Drang nach Wissen? Ist das Aussehen nicht egal?" Hier runzelte sich seine Stirn und er schien tiefergehend darüber nachzudenken, als wäre ihm selbst gerade etwas aufgefallen.
"Aber nein völlig egal ist es nie. Es hat immer einen Zweck."

Die blauen Augen legten sich wieder auf den Ventrue.
"Was macht euch zu dem der ihr seid? Was macht euch zu Gasparo di Como?"
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo war überrascht, wie tief der erste Herold in dieses Thema eintauchte. „Man kann Euren Gedanken auf zwei Ebenen betrachten. Philosophisch gesehen wurden wir natürlich eine andere, eine höhere Art als die Kinder des Seth. Die geistigen und körperlichen Unterschiede sind gewaltig. Dennoch eint uns eine gemeinsame Herkunft. Unser Empfinden für Ästhetik ändert sich nicht auf dramatische Art und Weise. Eine Statue der Venus oder ein Gedicht des Ovid behalten Ihren Reiz. Der Anblick der Nosferatu bleibt ein Fluch ihres Blutes. Das es Ihnen gelingt, sich gegenseitig zu ertragen, ist eine Notwendigkeit, aber teilen die hohen Clans nicht ebenfalls eine Verbundenheit?

Die praktische Seite unseres Aussehens beschränkt sich nicht nur auf die Jagd. Wir müssen die Geschicke der Menschen lenken. Tragen wir Ihre Züge erleichtert das diese Aufgabe. Wir leben nicht in der Zeit von Enoch oder...“ Gasparos Miene verfinsterte sich beim nächsten Wort. „... Kathargo. Eine gewisse Täuschung bleibt nötig, um unseren Einfluss auszuüben, um zu verhindern, dass die Sterblichen sich erheben.“ Seine Hand beschrieb einen Kreis, der Toma und sich selbst miteinbezog, als sein Gesichtsausdruck wieder in seine passive Fassade zurückkehrte. „Uns ist es möglich, sobald Helios seine Bahn gezogen hat, uns frei zu bewegen, unsere Diener zu wählen, unsere Beute … Gäste zu empfangen. Hätten wir die Züge von Harpyien wäre dies nicht so einfach. Ich kann nicht sagen, ob mein Wille, Wissen zu sammeln, der Gleiche geblieben wäre. Vielleicht würde ich mehr Zeit darauf verwenden, mich zu verstecken, in einem Sumpfloch irgendwo, Ratten und anderes Getier zu jagen und, als oberstes Ziel, zu überleben. Wäre dies verwerflich? Ich denke nein, aber unsere Zeit kann wahrlich besser genutzt werden, wie Eure Kunst zweifelsfrei beweist.“

Auf Tomas letzte Frage schien Gasparo sich noch etwas gerade zu stellen, als er es ohnehin schon tat. „Was macht mich zu dem, was ich bin? Oh, wie bei jedem Wesen ist es eine Summe von Dingen, nicht wahr? Meine Herkunft, meine Erfahrungen, mein Geist … meine Stimme, mein Aussehen, meine Vorlieben, meine Verbündeten, meine Feinde …“ Er hob einen mahnenden Zeigefinger. „... aber facile princeps ist es mein Vitae, nicht wahr, das Blut der Könige, wie es unsere Art nennt. Verändert man einen Teil von mir so verändert man mein Wesen, auf mehr oder minder große Weise.“

Mit der linken Hand machte der Lehrmeiste eine Geste in Richtung Toma. „Wie steht es mit Euch, wohlwerter Herold? Bei dieser Diskussion über Umwandlung und Umgestaltung, so seid Ihr doch ein Künstler, der den Moment in seine Werke bannt, dessen Schaffen im Gegensatz zu Veränderungen steht. Ist dies nicht Eure Absicht?“
Benutzeravatar
Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
Beiträge: 4493
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 12:41

Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Eine Summe von Dingen...Das waren schöne Dinge und bestätigten wohin seine Gedanken die letzten Jahre gegangen waren.
„Verändert man einen Teil von mir so verändert man mein Wesen, auf mehr oder minder große Weise.“ Schön gesagt.“ Er würde sich das merken.

Bevor Toma dem Ventrue weiter antwortete legte er den Kopf schief, sinnierte all dem nach was Gasparo ihm so eben gesagt hatte, dann sah er ihn wieder an.

„Ich hasse den Stillstand. Aber ich empfinde Freude und Faszination daran etwas zu erschaffen. Eine Statue mag für euch wie ein festgefrorenens Bildnis der Zeit wirken und das ist es auch ab dem Moment wo meine Arbeit beendet ist. Aber zuvor. Zuvor wird aus seinem unförmigen Stein, der ein Stück eines Berges war, eine Figur mit einem Gesicht, mit einer Seele, könnte man beinahe sagen. Ich erschaffe etwas, das vorher nicht existiert hat indem ich etwas bestehendes umwandel. Das ist mein Streben. Ich möchte die Welt gestalten und dazu verändere ich sie. Und mich selbst...“

Erklärte er bedeutungsschwer und hob gestikulierend dabei die Hand, die er nun etwas wehmütig anblickte. Das war sein Blut, seine Erfahrung, seine Vorlieben, seine Kraft und sein Aufgabe. Er hatte eine Gabe, doch wer war er wirklich? Und gab es darauf je eine feste Antwort? Wenn sich alles veränderte, dann war nie etwas fest. Und war das schlimm? War das nicht sogar gut?

„Ihr sagtet: hätten wir die Züge von Harpyien wäre dies alles was wir tun nicht so einfach...ich bin mir nicht ganz sicher wie Harpyen aussehen in euren Legenden, aber sagt mir, werter Gasparo, würdet ihr mich als nieder ansehen, wie einen Nosferatu oder Gangrel, wenn ich nicht menschlich aussehen würde?
Wenn ich...“
er grinste. „drei mal so große Augen hätte wie jetzt. Einen drei mal so breiten Mund. Jeder einzelne Zahn ein Reißzahn.“ Seine zwei normalen kainitischen Fänge blitzten auf. „Wenn Knochen meine Haut durchspießen würden...würdet ihr auch das als Fluch sehen?“
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Tomas schmeichelnde Worte ließen Gasparo seinen Kopf gefällig neigen. Es schien, als sei der Tzimisce mit einem ähnlichen Geist ausgestattet wie er selbst. Ganz anders als der andere Drache, der ihm vor einigen Jahre begegnet war. Die philosophischen Gedankengänge des Herolds gefielen dem Lehrmeister, erinnerten sie ihn doch an die Theorien, die die griechischen Begründer der Dialektik aufgestellt hatten.

Sein Blick wanderte auf die Hand des Herolds, als dieser sie hob. Er sprach von Veränderung … meinte er Klauen und Krallen? Gasparo war bewusst, dass es den Mitgliedern anderer Clans möglich war, ihre Glieder in Waffen zu verwandeln. Er unterdrückte den Impuls zu fragen, ob Toma genau dies meinte. Er wollte nicht unhöflich erscheinen. Der Gedanke zu suggerieren, dass der Künstler sich wie ein gewöhnlicher Scherge oder Söldner in einen Kampf stürzen würde, könnte auch falsch aufgefasst werden.

Um so überraschter war er, als der Herold ihm eine Horrorvision beschrieb. Warum beschwor er eine solch alptraumhaftes Bild? Wollte er ihn schockieren? Er legte die Hände hinter seinem Rücken ineinander und antwortete, langsam und vorsichtig. „Nun … zu allererst ist die Figur, die Ihr beschreibt, furchteinflößend. Dies wäre zwar nicht vergleichbar mit Respekt, aber die Wirkung wäre ähnlich. Aber diese Bestie, die Ihr beschreibt … wäre dies immer noch der Herold Genuas? Könntet Ihr in dieser Form die Neuankömmlinge begrüßen, die diese Domäne besuchen? Auch die Stille zu bewahren scheint nur schwer möglich zu sein.“ Er hob die Arme in einer entschuldigenden, abwehrenden Geste.

„Lasst mich ehrlich sein, ich denke nicht, dass ich diesem Ungeheuer ohne Abscheu und Angst gegenübertreten könnte. Fluch scheint mir hier ein passender Begriff zu sein. Welchen Zweck hätten diese Verformungen, die Ihr so unheimlich darstellt? Banditen und Schafe reißen in der Wildnis?“
Benutzeravatar
Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
Beiträge: 4493
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 12:41

Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Gasparo konnte sehen, wie die Mundwinkel des Drachen zuckten, sich nicht entscheiden könnend welchen Ausdruck sie wohl annehemen sollten.
Da drehte sich der Drache weg und sah an die Wand, wo eines seiner Werke hing, die dezenten weissen Verzierungen, die wirkten als wäre die Wand mit Schuppen bedeckt. Seine Hand ballte sich wie zufällig zu einer Faust.
„Ungeheuer“ sagte er leise.

„Ich schätze eure Ehrlichkeit.“ brachte er sodann hervor und die blauen Augen sahen zurück zu dem Ventrue. „Ihr seid ein gelehrter und gebildeter Mann. Doch empfinde ich es als äußerst bedauerlich, dass eure Weitsicht an der Grenze menschlicher Schönheit stehen blieb.“ Diese Worten wurden mit einer Spur Anspannung gesprochen und bedächtig machte Toma einen Schritt auf den Ventrue zu, blickte ihn ganz direkt durchdringend an.
„Dieses Gesicht dass ich euch beschrieb, werter Gasparo, trug ich über sechzig Jahre lang.“

Es war kaum vorstellbar, wenn man in das attraktive Gesicht sah, sich vorzustellen, dass ein Monster eigentlich darunter verborgen lag, dass es einmal völlig anders ausgesehen hatte.
Auch für Toma war es immer mehr zu einer fernen Erinnerung geworden. Es war nicht mehr sein Gesicht...aber es würde immer ein Teil von ihm bleiben.

„Würde ich nun weniger eures Respektes verdienen, wenn ihr mich so sehen würdet? Würdet ihr mich stattdessen fürchten?“
Machte das Aussehen doch so viel aus oder konnte man dahinter blicken? Doch wie sehr konnte man dem Wesen in dem Körper schon trauen, wenn man nicht wusste ob es nicht sein monströses Aussehen widerspiegelte oder es gar andersherum war. War der Drache ein Wolf im Schafspelz oder hatte er sich gar verändert?
Er war nicht mehr genauso wie an dem Tag als er in Genua angekommen war. Er hatte sich verändert, nicht nur äußerlich, doch woran mochte es gelegen haben.

„Was bedeutet Ungeheuer schon für unsereines? Und seid nicht ihr für die Menschen auch ein Ungeheuer? Was kaum etwas bedeuten sollte, denn was kümmert uns schon die Sicht der Menschen?“ fragte der Drache plötzlich und sah Gasparo ernsthaft neugierig an, wie er dazu stand.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Die Augen des Ventrue weiteten sich vor Überraschung als Toma ihn über seine Vergangenheit aufklärte. Als der Herold einen Schritt auf ihn zumachte wich Gasparo zwei Schritte zurück. Sein Blick löste sich vom Tzimisce, um sich kurz im Raum umzusehen, so als schätzte er die Situation völlig neu ein.

Toma redete weiter und Gasparo wurde klar, dass er sich zu früh ein Urteil über sein Gegenüber gebildet hatte. Dieser Drache hatte Klauen und Fänge, die auf den ersten Blick unsichtbar schienen. Er hob seinen rechten Arm und streckte ihn halb aus. Die Geste war sowohl eine Beschwichtigung als auch eine Bitte um Distanz. Auch seine Miene straffte sich, wurde wieder die neutrale Maske die der Lehrmeister so oft aufsetzte.

„Wohlwerter Herold, Eure Worte sind nicht leicht für mich nachvollziehen. Scheinbar bin ich als Neugeborener noch nicht reif, um Euren … Geschmack so zu schätzen, wie ich es sollte. Ich kann mich nur wiederholen … würdet Ihr noch das Gesicht tragen, das Ihr so bildhaft beschreibt, wäre Euch meine Furcht gewiss. Reisszähne und Knochenpanzer … welche Reaktion würdet Ihr erwarten?“

Welche Kräfte besaß dieser Clan, dass Toma seine Gestalt so gewandelt hatte? Entsprach dies der Wahrheit oder wollte ihn der Herold in Angst versetzen?

„Aber wie kommt es, dass Ihr nun wieder ein … wohlgeformtes Gesicht tragt? Wurdet Ihr … geheilt? Oder wäret Ihr lieber in Eurer alten Form verharrt, zu welchem Zweck auch immer diese Euch verliehen wurde?“

Gasparo hoffte, dass Gespräch beruhigen zu können. Er fühlte wie die Kontrolle über die Situation, die er vielleicht nicht gehabt hatte, aus seinen Händen glitt.

„Und so ungern ich Euch auch widerspreche, so denke ich doch, dass die Meinung der Sterblichen nicht völlig von der Hand zu weisen ist. Sie sollen uns fürchten, ja, doch nicht wie ein Schaf einen rasenden Wolf fürchtet sondern wie ein Kind die strafende Hand des Vaters. Denn schließlich wollen wir das sein für sie … Führer, Lenker …Könige.“ Er nickte langsam, um seine eigenen Worte zu bekräftigen. Seine Stimme schwoll bei den letzten Worten mit Stolz an.

„Aber ich lerne, dass viele unserer Art anders über unsere Rolle in diesen Nächten denken. Wollt Ihr Euch zurückziehen um Euch der Kunst zu widmen, so ist das eine respektvolle und ehrenhafte Entscheidung, wohlwerter Toma.“
Benutzeravatar
Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
Beiträge: 4493
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 12:41

Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Er stellte gerne Fragen, überlegte, wollte Antworten, doch nicht immer waren die, die er bekam, die, die er hören wollte. Er wollte Gasparo einschätzen, sehen wie der Ventrue so war. Umso interessanter fand er dessen Reaktionen auf sich.
Doch gerade als er schon etwas erwidern wollte, sagte Gasparo etwas, dass die Züge des Tzimisce in Unglaube und Zorn umschlagen ließ und des Ventrues Hoffnung das Gespräch zu besänftigen fürs erste zerschlug.

„Geheilt?! Meine Kunst ist kein Schaden! Sie bedarf nicht geheilt zu werden, egal in welcher Form!“ rief der Drache in plötzlich aufwallendem Zorn und ließ seine Hand krachend auf den Tisch niedersausen.
Er hatte die Zähne gebleckt, wie ein Tier und für einen Moment blickte er Gasparo angespannt entgegen, bevor er sich wieder gerade aufrichtete und der aggressive Ausdruck einem überheblichen wich.

„Aber ihr wisst ja nicht...“ Der Ventrue hatte ja einfach keine Ahnung von seiner wirklichen Kunst.
Was sollte er schon anderes annehmen.

„Mein Aussehen wurde mir nie verliehen. Es war meine Wahl. Meine Bestimmung...meine Schöpfung!“ erklärte der Tzimisce nicht ohne Stolz.
„Mein Blut ist ein sehr wandelbares. Ein Grund warum ich euch fragte ob ihr euch nicht verändern wölltet.“ Der Drache streckte die Hand in Gasparos Richtung, jedoch nicht so als würde er ihn greifen, mehr als würde er ihm etwas anbieten und es gleichzeitig erheben. „Die Schöpfung selbst unterliegt meinem Willen.“
Seinem Willen...
Ein regungsloser Moment, dann nahm er die Hand wieder herunter.

„Ihr habt teilweise recht. Ich möchte mich in Ruhe meiner Kunst widmen und doch möchte ich mich nicht verstecken. Ich möchte über die Menschen herrschen, wie es unserer Art gebührt.“
Hier schienen sie nun näher einer Meinung, auch wenn Toma kein König war, so sah er die Kainiten doch als die Herrscher der Menschen. Geschöpfe und Werkzeuge Gottes.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
Gesperrt

Zurück zu „1026“