[1026] Das Blut der Fischer [Alain, Sofia]

[Alain le Beau]

"Der Wind lässt sich nicht von Mauern abhalten!" sagt Alain dramatisch. Dann runzelt er die Stirn. "Nun, zumindest nicht, solange es nicht vier Mauern sind mit einem Dach und selbst dann nur, wenn es gut gearbeitet ist." Er zeigt auf den Palast. "Ich habe ja gar nicht vor, hineinzugehen", betont er. "Aber jetzt gerade, in diesem Moment, nutzt niemand diesen wunderschönen Ort. Sollte er dann nicht denjenigen zur Verfügung stehen, die ihn brauchen könnten?"

Der Jüngling lacht. "Das geht sehr wohl. Es geht vielleicht nicht gut, aber es geht. Und ich halte das Risiko hier draußen für sehr gering." Er hält Sofia auffordernd die Hand hin.

[Sofia Caruso]

"Es geht doch nicht darum, ob ... ob er gerade genutzt wird. Es ist auch eine Sache des Respekts das Eigentum eines jeden zu achten..." Ihr Blick geht zu der Hand, die er ihr entgegenstreckt und dann weiter an ihm vorbei zu der Ecke, wo Alain kurzzeitig verschwunden war.

Sachte streicht Sofia ein paar Falten auf ihrem Kleid glatt und tritt dann neben Alain, allerdings ohne seine Hand zu ergreifen. "Wir werden kurz einen Blick aufs Meer werfen, und dann weiterziehen." sagte sie leise aber bestimmt und würde ihn dann ruhigen Schrittes begleiten. Von ihrem Begleiter war ein leichtes Seufzen zu vernehmen, doch schweigend folgt er dem ungleichen Paar mit etwas Abstand.

[Alain le Beau]

Alain führt die zögerliche Frau um die Ecke des Palastes herum. Er hat nicht gelogen: Die Aussicht ist wahrlich beeindruckend. Über den dunklen Wassern hängen die Sterne, wie kleine Lampen auf einem Vorhang aus schwarzem Samt. Zwischen dem Palast und dem Wasser steht eine Art Säulengang, zu dem eine Treppe vom Strand hinaufführt. Darauf angekommen, erkennt Sofia, dass es tatsächlich zwei Säulengänge sind, die einen breiten Korridor einrahmen. In dem Korridor selbst ist eine Art kleiner Hafen geschaffen worden, auch wenn sie bezweifelt, dass hier mehr als ein Fischerboot anlegen kann.

Zufälligerweise steht etwas oberhalb des Anliegers eine Liege und beinahe unbewusst führt der Fischersbursche die Dame dorthin. Er lässt sich darauf nieder - sitzend - und klopft auffordernd auf die Fläche neben sich.

Sofias Begleiter ignoriert er bei all diesen Eskapaden völlig.

[Sofia Caruso]

Neben der Liege kommt Sofia zum Stehen und lässt den Blick ruhig über die Szenerie schweifen. Es hatte etwas malerisches an sich, durchaus. Die Aufmerksamkeit auf das sanfte Rauschen der Wellen gerichtet, nimmt sie zunächst das auffordernde Klopfen gar nicht wahr. Vorsichtig schlägt die zierliche Frau die Kapuze ihres Umhangs zurück und sogleich ergreift der Wind die Gelegenheit, ihr eine Strähne ihrer braunen Haare ins Gesicht zu wehen, welche sie mit einer geschickten Bewegung wieder hinters Ohr schiebt.

Die Aussicht war durchaus hübsch und der Besitzer dieses Ortes konnte sich wohl wahrlich glücklich schätzen. Sie wirkte in Gedanken versunken.

Ihr Begleiter wartet abseits und hält von dort einen wachsamen Blick auf die Umgebung.

[Alain le Beau]

Auch Alain genießt die Aussicht, wobei er weniger die Sterne begutachtet. Stattdessen scheint er recht bemüht, ihre Formen unter dem Mantel ausmachen zu wollen, bleibt aber schlussendlich an ihrem Gesicht hängen, welches er studiert wie ein Heiligenbild. Er seufzt leise, ein ehrliches Zeichen der Bewunderung.

Noch immer ist der Platz neben ihm frei und wenngleich er sie nicht zu bedrängen sucht, ist seine Körperhaltung doch auffordernd.

[Sofia Caruso]

Nach ein paar Augenblicken wendet sich Sofia dem Wartenden zu und schenkt ihm ein höfliches Lächeln.

"Ich muss Euch zugestehen, dass Ihr Recht hattet. Die Aussicht ist wirklich nicht zu verachten und der Besitzer hat Glück einen solchen Ort sein Eigen nennen zu dürfen."

Ihr Blick streift ein weiteres Mal über die Umgebung und nimmt die Eindrücke zur Kenntnis.

"Doch sollten wir auch nicht zu lange verweilen, denn ebenjener Besitzer könnte wohl jederzeit erscheinen... Und wir haben keine Erlaubnis uns hier aufzuhalten." analysierte sie leise die Situation der Beiden. "Wir... wir sollten vermutlich recht bald weiterziehen."

[Alain le Beau]

Der Jüngling verdreht die Augen, dann klatscht er zweimal laut in die Hände. Zunächst geschieht... gar nichts. Dann tritt jemand aus der Tür. Eine junge Frau. Sie trägt ein Tablett mit Früchten, Brot und zwei silbernen Bechern. Wortlos tritt sie an die Liege heran, stellt das Tablett ab, verneigt sich vor den beiden und verschwindet dann wieder im Inneren.

"Wahrlich", sagt Alain und nimmt sich eine Traube. "Ein Ort der Wunder. Ein wahrer Zauberpalast." Er zerbeißt sie genussvoll und zwinkert Sofia zu.

[Sofia Caruso]

Als er in die Hände klatscht, sieht man Sofia an, dass sie nicht so ganz begriff, was er da tat oder vielmehr _warum_. Und dann wurde alles noch viel verwirrender. Mit einer Mischung aus Interesse und Unglaube beobachtet sie das Geschehen.
Sie blinzelt und streicht sich dann eine Strähne zurück hinters Ohr, legt die Hände anschließend vor ihrem Körper ineinander.

"Ein... Zauberschloss..." fasst sie seine Worte auf und lässt den Blick zum 'Zauberschloss' schweifen. "Alain, das..." Sie deutet mit einer leichten Geste auf das Gebäude, auf das Tablet und wendet ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fischerburschen zu. "Mich beschleicht das Gefühl, ihr... also ihr seid nicht zum ersten Mal an diesem Ort, oder?" Sie sieht ihn mit graublauen Augen an, hinter denen wieder Interesse und Neugier zu erkennen ist. Dennoch klingt ihre Stimme alles andere als selbstbewusst oder sicher.

[Alain le Beau]

Mit einem Lächeln greift Alain nach den Silberbechern und beginnt damit, den Wein einzuschenken. Der Geruch der Flüssigkeit ist würzig und herb, durchaus angenehm, insbesondere, da er sich mit Alains seltsam-blutigem Körpergeruch vermischt. "Wie kommt ihr darauf, meine Liebe?"

Er erhebt sich und hält Sofia den Becher hin. "Auf den Wind", sagt er. "Und auf die seltsamen Orte, an die er uns treibt."

[Sofia Caruso]

"Es ist nur eine Vermutung..." sagt sie leise und nimmt nachdenklich den Becher entgegen ohne jedoch daraus zu trinken. Vielmehr haben ihre Finger nun eine Beschäftigung gefunden und drehen langsam das Gefäß zwischen den Händen. Stückchen für Stückchen. Halten inne, drehen weiter...ohne Hast. Nachdenklich schaut Sofia auf die Kante der Sitzgelegenheit - immer noch stehend - und scheint in Gedanken versunken.

Immer noch in Gedanken geht sie langsam zu der Sitzgelegenheit und setzt sich neben Alain. Den Becher stellt sie neben der Liege auf den Boden ab, um anschließend die blassen Hände auf den Schoß zu legen. Ihr Blick geht herüber zum Meer und das gleichmäßige Rauschen der Wellen begleitet die Nacht wie eine sanfte Melodie.

"Dies scheint durchaus ein seltsamer Ort zu sein. Ein Ort, an dem allerlei Wunder geschehen können. Und doch frage ich mich, ob es wirklich der Wind war, welcher Euch heute Abend hierher getrieben hat..." Sie hält den Blick weiterhin nachdenklich aufs Meer gerichtet. "Welcher Gedanke brachte Euch dazu in die Hände zu klatschen und dann nicht mit Verwunderung über das nachfolgende zu reagieren? Würde ich an einem mir fremden Ort in die Hände klatschen und derlei Dinge infolgedessen geschehen, wäre ich doch sehr verwundert, ob der Reaktion. Doch Euch... Euch schien das keinesfalls befremdlich zu sein... Fast als habt Ihr so etwas erwartet..."

Ihre Stimme verstummte in der Dunkelheit und das sanfte Rauschen der Wellen trat wieder in den Vordergrund.