[1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

[März '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Mareno
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[1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

Beitrag von Mareno »



Dunkelheit.
Fünf Nächte Dunkelheit hatte Murray ertragen.
Er war allein.
So allein wie er es lang nicht mehr gewesen war.
So allein wie in der Nacht als er erwacht war.
Im Wasser, nackt und allein.
Nun war er nicht nackt, aber auch nicht frei zu schwimmen.
Die Kiste engte ihn ein, die einfache Tunika kratze unangenehm.
Endlich wurde die Kiste abgesetzt.
Da waren Stimmen.
Nicht die Stimmen der Geister sondern menschliche, genuesische Stimmen.
Er hatte seine Heimat erreicht.
Allein.
Ohne das er Kontrolle hatte bahnten sich blutige Tränen ihren Weg.
Erleichterung oder Verzweiflung, wer konnte das schon sagen ?
Die Geschichte der Hoffnungslosigkeit schritt voran.
Doch der Funke bahnte sich seinen Weg.
Murray würde leuchten.
Befreiung.
Ein starker Schlag ging gegen die Kiste, der Deckel schwang auf.
Er war tatsächlich im Hafen Genuas
Erleichterung.


Tief sog er die Seeluft ein ehe er sich aus der großen Kiste erhob, und die blutigen Tränen mit seiner Tunika notdürftig verwischte. Hier war er vor einigen Jahren angekommen, von hier waren sie in See gestochen. Nun führte ihn sein Weg wieder zum Herold, doch nicht um eine Erfolgsgeschichte zu erzählen, sondern um einen Platz zu erbetteln, dem ihm diese grausame Welt genommen hatte.

Verzweiflung.

Tausend Gedanken brachen über Murray hinein, ließen ihn kurz auf den Hafen starrend umherstehen. Er hatte niemanden mehr. Wen sollte er je wieder für irgendetwas begeistern. Wortlos starrte er auf den Turm des Roger de Arles. Welche Gemeinschaft er wohl hinter sich wusste, um so ein Bauwerk zu Lebzeiten vollenden zu können ?
Wir sind nicht Kinder einer erlesenen Epoche,
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Sofia Caruso
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Re: [1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

Beitrag von Sofia Caruso »

Die Wogen des Meeres, das Treiben der Menschen am Hafen, neu ankommende Schiffe, neue Leute, die gleichen Stimmengewirre. Ein Abend am Hafen.

Und etwas abseits von all dem geschäftigen Herumgewusel da stand eine zierliche Person und lies den Blick auf Schiffen und Wasser ruhen. Dennoch schien sie gänzlich in ihren ganz eigenen Gedanken versunken zu sein und keinen bestimmten Punk zu betrachten. Schwarz war ihr Kleid und bildete so einen Kontrast zu ihrer blassen Haut. Sachte strich sie sich eine Strähne ihres Haares, welches zu einem Knoten zurückgebunden war, zurück.

Ein letztes Mal lies sie den Blick schweifen und wollte sich gerade zum Gehen wenden, als etwas ihre Aufmerksamkeit einfing. Leicht neigte sie den Kopf zur Seite und schaute genauer hin. Eine Kiste, ein Mann der daraus stieg. Den Plan zu gehen, verschob sie vorerst, fand sie das, was sich dort abspielte, doch durchaus ungewöhnlich.

Etwas abseits der zierlichen Frau, stand ihr Begleiter. Groß gewachsen und nicht den Eindruck machend, eine physische Auseinandersetzung zu scheuen. Doch er hielt sich im Hintergrund und es war auf den ersten Blick nicht zwingend erkennbar, dass er zu der jungen Frau gehörte.

Sie hingegen hatte den Kopf wieder aufgerichtet, die Hände vor ihrem Körper entspannt ineinander gelegt, und betrachtete den Mann aus der Kiste mit neutralem Blick.
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Mareno
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Re: [1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

Beitrag von Mareno »

Einzig das schale Blut des Tiers hatte Murray während seiner Reise ernährt und hielt ihn jetzt davon ab den ersten Menschen anzufallen der ihm ins Auge fallen würde. Stattdessen wandte er den Blick vom Turm des Roger ab, und ließ sich einen Moment Zeit um sein Blut in seine Muskeln fließen zu lassen. Als er die Kiste anhob und schulterte als wäre sie ein Eimer Wasser, spannte sich die einfache Leinenkleidung die er trug. Mit erstaunlich sicherem Schritt machte er sich in Richtung des A Tarda Ora auf und bewegte sich grade an Sofia vorbei als seine Erinnerungen nachließen und er sich in einer nachdenklichen Drehung verlor, die dafür sorgte das Sofia eine Seite der Kiste auf sich zusausen sah.
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Sofia Caruso
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Re: [1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

Beitrag von Sofia Caruso »

Leicht beinahe kaum zu bemerken, wenn man nicht wusste darauf zu achten, verengten sich die Augen der Frau während sie interessiert das eigenartige Handeln des Mannes aus der Kiste beobachtete. Beobachtete, wie er dort stand, wie er die Kiste mit Leichtigkeit anhob, und wie er seinen Weg begann anzutreten.
Sofia drehte ihren Körper auf der Stelle an der sie stand mit, um den Mann aus der Kiste weiter im Blick halten zu können. Gleichzeitig fragte sie sich, ob ein solches Szenario wohl üblich für diese Stadt war oder doch zu den ungewöhnlicheren Vorkommnissen zu gehören schien.

Sie kam jedoch nicht wirklich dazu, diesen Gedanken zu einem zufrieden stellenden Ende zu bringen, denn der Mann aus der Kiste hatte beschlossen seinen Weg urplötzlich zu unterbrechen und achtlos gegenüber seiner Umgebung eine Drehung begonnen. Eine Drehung, die nun dafür sorgte, dass die Kappadozianerin gerade noch rechtzeitig auf die sich ihr nähernde Kistenseite reagieren konnte.

Die Perspektive, welche sie nun innehatte, brachte ihr einen neuen Blickwinkel auf den Mann aus der Kiste. Hatte sie es geschafft, sich rechtzeitig nach unten zu ducken, hatte Sofia nun eine etwas tiefer gelegene Aussicht. Sie setzte nicht sofort zu einer Reaktion ihrerseits an - war sie doch noch etwas überrumpelt von der Situation und damit beschäftigt die Änderung der vorherigen Ausgangslage erstmal zu sortieren. Und so war es ihr Begleiter, welcher sich mit festem Schritt der Situation näherte und das Wort erhob.

"Ihr solltet mehr auf eure Umgebung achten." brummte er mit ernster Stimme an den Mann aus der Kiste gerichtet und seine Mimik verriet, dass er wohl eher nicht die Sorte Mensch war, welche zum Scherzen aufgelegt war. "Ihr hättet die Dame um ein Haar verletzt."

Und wie um seine Worte zu untermauern, deutete der kräftige Mann auf Sofia, welche sich nun langsam wieder aufrichtete. Sie machte ein paar Schritte von dem Mann aus der Kiste weg, wirkte dabei allerdings nicht aufgescheucht. Im Gegenteil, sie schien eine ganz eigene Ruhe auszustrahlen. Schweigend sah sie den Mann aus der Kiste an und hatte nun, da sie recht nah bei ihm war, eine gute Gelegenheit ihn ausgiebiger zu mustern. So aus der Nähe, wirkte die blasse Haut der Frau kränklich und vielleicht mochte die Frage aufkommen, welches Leiden die Frau, welche wohl kaum mehr als 16 Sommer gesehen haben mochte, zu plagen schien.
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Mareno
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Re: [1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

Beitrag von Mareno »

Mit abwehrender Haltung sah der Seemann seinen Gegenüber an. Ganz so als schien er sich für sein Verhalten rechtfertigen, nicht entschuldigen zu wollen.


"Achwas ! Sie is doch flink ausgewichen! Und wenn der Hafen noch immer so zwielichtig ist wie er es früher war, ist ne knapp verpasste Platzwunde noch ein guter Preis für nen geselligen Abend. Romain hätten sie hier fast mal das Auge ausgestochen, verdammtes Halunkenpack!"


Die Augen des Seemannes zeigten einen kurzen Moment lang Schwermut, wie er sonst nur bei Müttern zu sehen war die grade ihr Kind zu Grabe getragen hatten. Er fand jedoch in einem Stein der am Boden lag ein geeignetes Objekt der Ablenkung, das er achtlos gegen eine Wand treten konnte um seine Regungen zu ersticken. Es war eine abenteuerliche Bewegung,hatte der Seemann doch grade noch seine Seemannskiste geschultert, doch auch die Geschicklichkeit schien zu seinen Tugenden zu gehören, sodass ein erneuter Unfall ausblieb.
Die Jahre hatten den Seemann gelehrt, das im Blick in die Vergangenheit wenig Beute zu holen war. Stattdessen wandte er sich, immer noch gekleidet in einfachste Leinen und ohne erkennbare Reichtümer, an den Mann der ihm die Zurechtweisung hatte zukommen lassen. Der Blick des Seemanns rückte den starken Mann nun in das Zentrum seiner Aufmerksamkeit und redete mit der fließenden Stimme der auslaufenden Gischt des Meeres auf ihn ein.


" Was wünscht du dir, werte Gassenbekanntschaft? Reichtum? Macht? Ruhm? Wenn du die Gelegenheit ergreifst die sich dir in diesem Moment bietet versprech ich dir, dein Frauenzimmer wird nicht so ne Wasserleiche wie die da drüben.Lass dich anheuern, in Sardinien liegt in diesen Tagen die Zukunft für Männer wie uns !

Kurz nickte der Seemann in die Richtung der leichenblassen Frau, um dem Seemann zu verdeutlichen wen er mit seinen Worten gemeint hatte. Er sah nicht sonderlich wohlhabend aus, und doch war da eine gewisse Entschlossenheit in seinem Blick.
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Sofia Caruso
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Re: [1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

Beitrag von Sofia Caruso »

Den Schwermut in seinem Blick, nahm die Frau zur Kenntnis und der geübte Beobachter konnte Interesse hinter ihren Augen aufflackern sehen. Versprach doch durchaus eine interessante Geschichte hinter diesem Mimikspiel zu stecken.

Der Mann aus der Kiste fuhr fort, was dazu führte, dass sich nun mehrere Fragen im Kopf der jungen Frau formten. Was für eine sonderbare Begegnung das doch war. Der Mann aus der Kiste hatte geendet und es herrschte einen kurzen Augenblick lang eine gespenstische Stille zwischen dem Trio.
Dann hob die junge Frau in einer minimalen Bewegung leicht die Hand an. Der kräftige Mann schenkte der Bewegung einen kurzen Seitenblick und wenn man bis zu diesem Moment noch meinen konnte, dass er zu einer Antwort ansetzen würde, so entschied er sich nun scheinbar zu einem Schweigen. Diese minimalistische Kommunikation zwischen den beiden glich einer schon mehrfach durchgeführten Choreografie, die so auch schon in anderen Situationen ganz ähnlich hatte abgelaufen sein können.

Die Frau war es also nun, welche die Stimme erhob. Einem sachten Wispern gleich wie der zarte Windhauch auf einen Friedhof begann sie zu sprechen. Die Hände mittlerweile locker vor dem Körper ineinander gelegt.

"Ihr seid aus einer Kiste gestiegen, als ihr hier ankamt. Zielstrebig haben Euch Eure Schritte geführt und gleichwohl unachtsam dem umliegenden Geschehen gegenüber werden lassen."
Ihre Augen musterten wieder den Mann aus der Kiste interessiert, ja beinahe analytisch. Dann sah sie dem Mann direkt aus ihren graublauen Augen in die seinen.
"Warum reist Ihr in einer Kiste und tragt diese dann auch noch mit Euch herum? Und warum habt Ihr Euren zielstrebigen Weg unterbrochen?"

In ihrer Stimme lag keinerlei Spott und ihrem Blick war ehrliche Neugier abzulesen. Hinter diesen dunkel umrandeten Augen lag ein wacher Geist, welcher gerade einen Sachverhalt entdeckt hatte, den er nun ergründen wollte.
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Mareno
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Re: [1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

Beitrag von Mareno »

Der Seemann war etwas verwirrt, was sich auch deutlich in seiner Mimik zeigte. Seine dunkelbrauen Augen musterten den Mann, glitten jedoch schnell zu den graublauen Mysterium, was der jungen Frau innewohnte und ihn durchaus neugierig machte. Fast schon schade das sie nicht mehr lange auf dieser Erde wandeln würde. Diese Nähe des Todes in der Präsenz der jungen Frau sorgte zum Glück dafür, das Arikels Fluch versteckt blieb, schönheit war eben doch nur etwas für die Lebendigen. Nachdem er seine Neugier gestillt hatte, und seinerseits in der gespenstischen Stille gebadet hatte, wandte er sich an Sofia. Im Dialekt eines fränkischen Seemanns versuchte er, ihr die Situation als gänzlich harmlos zu verkaufen. Das freundliche Gesicht wirkte dabei aufrecht, warum auch hätte ein so einfacher Mann einen Grund, eine kranke Frau zu belügen.

"Ach, ihr habt das was ganz furchtbar missverstanden! Ich bin nur ein einfacher Arbeiter.. hab mich hier ein bisschen schlafen gelegt... Das unser Leben schwer und voller Entbehrungen ist muss ich euch ja nun wirklich nicht sagen. Jetzt muss ich diese Kiste ins "A Tarda Ora" bringen.. der gute Herr des Hauses wartet bestimmt schon lange auf meine Ankunft. In meiner Eile habe ich wohl einfach den Weg vergessen."

Vielleicht sah der Seemann tatsächlich etwas verschlafen aus, seine Geschichte trug er oberflächlich betrachtet jedoch äußerst aufrichtig vor.Vielleicht war der zwielichtige Eindruck nur aus dem Zwielicht des Hafens erwachsen ?




Manipulation+Ausflüchte= @🌹 Mareno (Felix): 4d10>=5f1 = (5 5 2 6, 3 successes) = 3
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Sofia Caruso
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Re: [1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

Beitrag von Sofia Caruso »

Entschuldigend senkte die Frau den Blick und wartete höflich bis der Arbeiter geendet hatte. Hatte sie ihm doch nie etwas unterstellen wollen. Ihre Hand strich sich eine Strähne hinters Ohr, eine Bewegung so fließend als habe sei sie schon dutzende Male durchgeführt worden.

"Verzeiht bitte mein Missverständnis. Es war nicht meine Absicht Euch Unterstellungen zu machen." Sie hob den Blick, der Kopf war weiterhin leicht gesenkt, und sah ihn entschuldigend von unten her an. Doch dann blitze erneut ein Funke Neugier in dem Graublau ihrer Augen auf, als er das Ziel seines Weges erwähnte.
"Ins 'A Tarda Ora' sagt Ihr?"

Der Kopf folgte nun der Bewegung, welche zuvor ihr Blick gemacht hatte und sie sah ihn nun wieder komplett aufgerichtet an. Aufgrund des Größenunterschiedes musste sie jedoch dennoch zu ihm aufsehen. Kurz huschte ihr aufmerksamer Blick erneut über die Kiste auf der Schulter des Mannes und nahm diese nochmal genauer in Augenschein bevor sie sich wieder ihm zuwendete. Nun auch seine Gesichtszüge ebenfalls ein weiteres Mal musterte. Sie schien über etwas nachzudenken ehe sie ihm ein höfliches Lächeln schenkte.

"Nun ich denke, dass ich Euch da durchaus weiterhelfen kann." setzte Sofia zuversichtlich an. Kurz sah sie sich um und schien den Blick schweifen zu lassen, um die genaue Position im Hafen auszumachen. Dann wendete sie sich wieder dem Mann aus der Kiste zu und erklärte ihm - nach kurzem Überlegen - den Weg, welchem er folgen musste. Sie achtete dabei nicht wirklich darauf es besonders langsam vorzutragen oder extra Pausen zu lassen, damit der Geist den Worten folgen konnte. Vielmehr gab sie eher eine recht sachliche Wegbeschreibung wieder. Als sie geendet hatte, ruhte ihre Blick abwartend auf dem Mann.

"Ich hoffe, dass Ihr so Eurer Aufgabe zuverlässig nachkommen könnt. Es wäre schade, wenn sich Eure Ankunft verspätet, nur weil Ihr zu eilig Eurer Aufgabe nachkommen wolltet." Dann schien ihr ein weiterer Gedanke zu kommen. "Oh verzeiht, ich halte Euch ja ebenfalls auf." Wieder senkte sie den Blick. "Ich möchte nicht schuld daran haben, wenn Ihr zu spät kommt..."

Der große Mann an der Seite der zierlichen Frau hatte die ganze Zeit über geschwiegen. Ruhig lag sein Blick auf dem Mann aus der Kiste, hin und wieder lies er den Blick schweifen, nur um ihn kurz danach wieder dem Mann aus der Kiste zuzuwenden. Er hatte mittlerweile etwa einen halben Schritt zurück gemacht und somit der kleineren Frau das Gesprächsfeld überlassen. Scheinbar war er eher von der schweigsamen Sorte Mensch.
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Mareno
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Re: [1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

Beitrag von Mareno »

Der Seemann sah Sofia während ihren Erläuterungen zwar höflich an, doch die eigentliche Aufmerksamkeit galt immer noch ihrem Begleiter. Was er doch nur für Material war... Ein stiller Gefolgsmann, zwar ohne die passende Optik, aber rote Haare und einen Umhang würde er schon irgendwo auftreiben können. Als Sofia dann geendet hatte, richtete er das Wort erneut an sie, in der Hoffnung über sie einen Zugang zu dem stattlichen Mann zu finden.



Ich danke euch wirklich für eure Wegbeschreibung, aber könnte mir euer Begleiter nicht zur Hand gehen ? Es soll wirklich nicht zu seinem Schaden sein. Und danach können wir immer noch darüber reden, ob er auch weiterhin für mich arbeiten will. Die anderen Frauen dieser Stadt würden es euch danken, ihr würdet sie immerhin davor bewahren, das sie das gleiche Schicksal trifft, wie es bei euch der Fall war.

Der Seemann hatte wirklich eine seltsame Mischung aus symphatischer und zwielichtiger Art an sich, andererseits wusste Sofia nun aus erster Hand, wie unanagenehm es sein konnte, fast von einer Kiste erfasst zu werden.
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Sofia Caruso
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Re: [1026] Unkraut vergeht nicht (Sofia)

Beitrag von Sofia Caruso »

Vermutlich wäre eine denkbare Reaktion das skeptische Heben einer Augenbraue gewesen. Oder ein empörtes Dreinblicken bei der Forderung, dass ihr Begleiter zur Hand gehen solle. Doch nichts regte sich sonderlich in den Gesichtszügen der jungen Frau, welche dem Tode näher schien als dem Leben. Sie behielt ihren neutralen höflichen Gesichtsausdruck und mit ihrer Stimme, welche einem zarten Windhauch glich und sachte die höflichen Worte zu dem Mann aus der Kiste trug, setzte sie zu einer Antwort an.

"Worin genau würdet Ihr denn wünschen, dass mein Begleiter euch zur Hand geht? Falls meine Beschreibung nicht verständlich war, so bitte ich um Entschuldigung. Ich kann gerne ein weiteres Mal versuchen, Euch den Weg zu erläutern."

Minimal runzelte sie die Stirn und besah den Mann aus der Kiste nachdenklich. Die Veränderung ihrer Mimik war wohl nur zu Erkennen, wenn man sonderlich drauf acht gab. Auch sonst schienen ihre Gesichtszüge sich ähnlich zurückhaltend zu verhalten, wie sie selber es tat.

"Verzeiht bitte, doch erschließt sich mir nicht, inwiefern das Ausweichen vor einer Kiste damit zusammenhängt ob mein Begleiter für Euch nach dem zur Hand gehen weiterhin für Euch arbeiten würde oder nicht."

Der stille Begleiter warf bei diesem Wortwechsel zwischen den beiden Gesprächspartnern einen kurzen Blick auf die kleinere Frau, doch machte er nicht den Eindruck etwas erwidern oder sagen zu wollen. Vermutlich wollte er nur sichergehen, jedes Wort genau zu verstehen, denn schnell widmete er sich wieder seiner vorherigen Tätigkeit, den Mann aus der Kiste und die Umgebung im Blick zu behalten.
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