[1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

[März '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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[1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

Beitrag von Nubis »

Galeno liess Livia eine Nachricht zukommen, in dem er um ein weiteres Gespräch bat, einer Endbesprechung bezüglich Quinto al Mare. Da er dort aber nichts mehr zu schaffen habe, wollte er den weiten Weg bis zu dem Kontor nicht auf sich nehmen, sondern bat um ein Treffen im Elysium am ersten Abend des neuen Monats. Und er bat zu einer relativ späten Stunde, tief in der Nacht.

Dort war er dann auch zugegen, am Altar betend und auf sie wartend.
Er war in keine Mönchskutte gekleidet, sondern trug schöne Kleidung aus feinem Leinen, dunkel gehalten. Der junge Mönch machte darin wirklich etwas her. Bruder Luciano, der an seiner Seite stand, trug noch immer eine Mönchskutte und wirkte damit ein klein wenig erbärmlich, wie in einen Sack gesteckt, der vor allem hier und da einiges an Flecken aufwies und dessen Saum vom Schmutz der Strasse stand.

Galeno selbst wirkte ein klein wenig entrückt, oder besser gesagt noch kränklicher und dürrer, als er bisher gewesen war. Ihn umgab nicht nur seine eigene Kälte, sondern auch etwas, was man einen leicht gefährlichen Hauch des Todes nennen konnte. Irgend etwas stimmte mit ihm nicht und das konnte man, vor allem wenn man ein Gespür dafür hatte, auffallend feststellen.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Livia
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Re: [1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

Beitrag von Livia »

Livia war erfreut, von Galeno zu hören. Auf Sardinien hatte sie versucht ihn nach Kräften zu unterstützen, gegen die Seuchen im Tross und Lager vorzugehen. Was in Quinto al Mare gut funktioniert hatte - Ernährung - war im Heerlager aber eben doch nicht genug.

Auch sie war verändert von Sardinien zurückgekommen. Sie trug seither stets eine Art Rüstung, war meist in Geleit unterwegs, wirkte aktiver und vorsichtiger - irgendwie auch blasser. Aber ein großer Mantel verbarg das meiste und ihre liebe Variation aus allerlei Kopftüchern erinnerte immer noch stark an die zurückhaltende junge Kainitin von früher.

Eine junge Kainitin, die Galeno aber kaum jemals so kennen gelernt hatte.

Sie trat zu ihm ins Elysium. Ihre Männer blieben draußen zurück. Sie näherte sich dem Kappadozianer erst zügig, dann langsamer, musterte ihn aufmerksam.
Livia wartete auch eine Weile, lächelte ihn höflich an. Verneigte sich final, als er sich ihr zuwandte.
"Die Nacht zum Gruße, werter Galeno."
Grüßte sie ihn dann - musterte ihn genauer.
"Es freut mich, von euch zu hören und euch zu sehen."
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Nubis
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Re: [1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

Beitrag von Nubis »

"Auch euch die Nacht zum Grusse, werte Livia." Er nickte ihr zu.
Seine Augen, recht tot und leer musterten sie, das Feuer, was einst so sehr in ihnen brannte, schien beinahe erloschen. Gleichgültigkeit beherrschten die Augen und die Züge um sie herum.

"Ich danke euch für die Hilfe in der Schlacht. Auch wenn ich nicht direkt mitkämpfte, an diesen Fronten, an denen die Krieger kämpften, so waren unsere Taten durchaus auch Schlachten, die geschlagen werden mussten und so manche verloren wir. So manchen mussten wir aufgeben."

Doch es schien ihn nicht wirklich zu kümmern. Die Worte, die er wählte, waren durchaus traurig zu werten, doch seine Stimmlage war neutral, ohne jegliche Emotion, fast schon kalt. So kalt, wie die frostige Umarmung seiner eigenen Aura, die mit dem Warten hier schon alles um einige Grad Kälter hatte werden lassen.

"Ich habe um ein Treffen gebeten, um euch über Quinto al Mare zu informieren. Es gibt dort für mich nichts mehr zu tun und ihr könnt nun über ein gesundes Dorf herrschen."

Auch diese Worte klangen vollkommen ohne eine tonale Anhebung, ohne eine Spur von Verdruss oder Freude, Leidenschaft oder anderer Gefühle mit. Lediglich am Ende, als er "gesundes Dorf" aussprach, hallte ein leichtes Knurren mit, welches tief aus seiner Kehle hervorgehuscht gekommen war.
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Livia
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Re: [1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

Beitrag von Livia »

Livia nahm seine Wandlung mit stiller Sorge zur Kenntnis... bei Kainiten auf der Via Humanitatis hatte man derartiges gesehen... Aber Galeno war doch schon immer ein kalter Fisch.
"Ja, wir kämpften beide nicht selbst mit dem Schwert und waren doch Schwerter. Die Seuche... war ein Problem... aber so ist es im Krieg, wir konnten es bis auf ein einziges Mal verhindern, das erscheint mir ein guter Schnitt."
Stimmte sie ihm nickend zu.

Doch sie lächelte dankbar, als er seine finale Aussage tat.
"Wie das, erzählt mir davon?
Konntet ihr die Seuche heilen. Sind die Kranken zurück bei ihren Familien, Kindern, Kindeskindern?
Oder... sind sie im Laufe der Jahre alle zugrunde gegangen und die Krankheit ist ausgeklungen?"
Auch hier lag eine leichte Sorge in ihren Worten.

"Wisst ihr mittlerweile, was es war?"
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Nubis
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Re: [1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

Beitrag von Nubis »

"Leider war der Krieg zu kurz, um intensiv forschen zu können." meinte er "Aber zu lang für diejenigen, die auf dem Schlachtfeld körperliche und seelische Qualen erleiden mussten."

Er räusperte sich und wollte fast schon erzählen, was es mit Quinto nun genau auf sich hatte, da blieben ihm die Worte im Hals stecken. Diese letzte Frage Livias.

"NEIN..." knurrte er, wieder tief und kehlig, und wandt sich ab. Die Hände zu Fäusten geballt, wütend über die Tatsache, dass er da nichts hatte herausfinden können.
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Livia
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Re: [1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

Beitrag von Livia »

Livia schrak etwas auf, sie hob ihre Brauen und trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
Dann nickte sie schlicht.
Keine Beschwichtigungen, keine Hilfestellungen, keine Vorwürfe.

"Nun gut.
Wie ist die Seuche denn verschwunden?
Geheilt oder ausgestorben?"
Wiederholte sie ihre zentrale Frage geduldig.

Später erst fragte sie ihn, wie zum Abschluss des Themas:
"Wollt ihr... eine positive Erwähnung euer Mühen, oder ist euch eine derartige Aufmerksamkeit in diesem Zusammenhang nicht erwünscht?"
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Nubis
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Re: [1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

Beitrag von Nubis »

Es war gut, dass sie nichts verlangte und auch ihm nicht zu nahe kam. Es hätte den Verdruss womöglich verstärkt.
So stand er da und gab lediglich Antwort, dabei seine Innere Ruhe zu finden.

"Unsere Massnahmen, die wir ergriffen, haben wohl dafür gesorgt, dass die Menschen Quintos dank Hoffnung und besserer Versorgung wieder gesunden konnten, alle...bis auf einen. Ob sie ausgestorben ist, weiss ich nicht. Sie ist weg.
Die Ursache oder der Verursacher scheint dies ebenfalls und schon seit Längerem. Ihn zu finden, ist schwer oder schier unmöglich. Jedenfalls nicht über Quinto. Vielleicht taucht die Seuche wieder auf, wenn derjenige, der sie verursacht hatte, dumm genug ist, dies noch einmal zu wiederholen. Wir können da wachsam bleiben. Quinto al mare ist für mich vorerst abgeschlossen, aber nicht endgültig. Die Vorkommnisse werden im Gedächtnis bleiben, für später."


Er wendete sich ihr wieder zu und blickte sie ernst an.
"In diesem Zusammenhang sollten alle, die daran Teil hatten, eine positive Erwähnung finden, denn das Heilen einer Seuche, das solltet ihr nach dem Krieg auch wissen, ist ein Kraftakt von jeder Seite, die dabei hilf und kann nur gelingen, wenn alle gemeinsam daran arbeiten und keiner dazwischen geht. Und selbst dann ist es nicht immer von Erfolg geprägt.
In der Gesellschaft von Genua sind Erwähnungen dieser Art wichtig, also ja, so bescheiden ich normalerweise bin, so sehr wünsche ich mir hier Anerkennung für die geleistete Arbeit, das Bereitstellen meines Wissens und die Tatsache, dass es auch weiterhin verfolgt werden wird, nur anders. Gleiches gilt auch für euch und meine Schwester im Blute, die....soweit ich weiss, auch mitgeholfen hat. Zumindest konnte ich einige ihrer Schwestern hier sehen."
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Re: [1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

Beitrag von Livia »

Livia nickte. "Gut. So soll es geschehen. Ich danke euch, für eure Mühen. Gemeinsam konnten wir für die Domäne etwas gutes tun."

Dann besah sie ihn sich noch einmal. Er hatte wohl einen Preis gezahlt. Wegen Quinto? Dem Krieg? Etwas anderem?
Er war erfolgreich als Heiler gewesen - oder sein Clan, für Livia war es nicht leicht zu unterscheiden, was seine und was seiner Clansschwester Verdienst war - aber als Ermittler nicht.
Jetzt verstand sie auch, wieso er so erregt über genau diese Tatsache schien."
Livia bohrte nicht weiter... einer war wohl der Preis, sie hatte beschlossen ihn zu zahlen, nur war es so gewesen.

"Hattet ihr Zeit der anderen Angelegenheit nachzugehen? Dem Massaker? Nachdem die Seuche nun mit so wenigen Toten ausklingen konnte, sind dadurch ein vielfaches an Personen verstorben."
Darin würde sich zeigen, ob der Kappadozianer einfach eine starke fixierung auf Krankheiten hatte - oder generell Recherche und Ermittlung in seinem Blute lag.
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Nubis
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Re: [1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

Beitrag von Nubis »

Er seufzte. "Es gibt immens viel zu tun in Genua. Ihr seid hier schon gefestigt, ich bin noch dabei dies erst einmal zu erreichen. Der Preis, dass ich mich zu weit vor wage, ist hoch, also wähle ich eher kleinere, noch sicher erscheinende Schritte. Auch was die Nachforschung betrifft. Ich habe mit meinem Mentor unter anderem darüber gesprochen und er ist ähnlicher Ansicht, wie ich. Jedoch ist es ohne Beweise fast unmöglich dem Herr zu werden. Aber auch das wird weiter angegangen und beobachtet."

Er überlegte.

"Also beobachten ist vielleicht falsch gesagt. Man hat so seine Vermutungen und da man nur aus Hörensagen schöpfen kann, kann man dieses Massaker nicht mehr wirklich angehen, Es ist geschehen und es gibt Verdächtige. Aber man kann diese weiter beobachten und andere Schachzüge von ihnen erkennen und verhindern und vielleicht eine ähnliche Herangehensweise finden und verknüpfen. Es kann ewig dauern, bis man demjenigen auf die Schliche kommt, aber auch da habe und werde ich weiter nachforschen."
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Livia
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Re: [1026] Zum Abschluss auf ein Wort (Galeno / Livia)

Beitrag von Livia »

Livia verfolgte seine Worte.
Irritiert. Nun nein... es war klar welches Spiel er spielte, das gleiche wie sie alle, er hatte seine erhobene Position verloren. Doch wieso forschte er einer so offensichtlichen Sache nicht mehr nach... könnte er sich dort doch beweisen. Es musste also eine Art Verbindung gegeben haben, zu der Geschichte.

"Unter welcher Begründung verfolgt ihr diese beiden Handlungen eigentlich noch?
Einen Bruch der Stille oder anderer Gesetze gab es ja nicht.
Nur einen groben Verstoß gegen die Gebote der Menschlichkeit.

Im Angriff auf Kreuzdorf vor dem Krieg gibt es ein Geschehniss, dass diesen gleicht, nur ungleich größer...
Was ist damit?" Sie hob fragend die Braue.
"Meinen Berichten zufolge sind mehrere hundert Menschen umgekommen."

"Aber sorgt euch nicht. Es werden keine Erwartungen an euch gestellt. Die Ankunft in der Domäne ist für alle schwer.
Solltet ihr hier einst konkrete Hilfe benötigen?"

In der Tat hatte sie von den Ermittlungen - außer durch Galeno selbst - sowieso nie etwas gehört.
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