[1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

[März '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Avelina di Braida
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[1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Der Frühling hatte Einzug in Genua gehalten, als erneut eine Botschaft an die Herrin des Hauses im Alla Murra hinterlassen wurde. Es war ein mit Wachs versiegeltes Pergament, welches die Harpyie durch ihren Diener erreichen würde.
An
Sousanna Kantakuzenos von Byzanz und Genua, neugeboren im Blute der Wanderer,
Harpyie Genuas,
Beisitzerin des Senats unter dem Monde,
Weberin in den Nächten,
Liebreizende Herzogin dunkelster Gassen,
Kind von Caspar, Ancilla des Clan der Wanderer,
Fürst und Erretter der Thrakischen Lande.

Wohlwerte Sousanna,
Viel zu viel Zeit ist ins Land gegangen, seit ich euch Gast in meinem Heim nennen durfte.
Es wäre mir eine Freude und gleichermaßen eine Ehre euch erneut treffen zu dürfen.
So ihr eine Nacht erübrigen könnt, schlage zu diesem Zwecke das Elysium San Donato vor, es sei denn natürlich euch schwebt ein anderer Treffpunkt vor. Natürlich stehen euch ebenso die Türen meines Hauses offen.
Ich würde mich freuen euch wieder zu sehen.
Möge die Nacht ihren Schleier schützend über euch legen.

Gez.
Viscontessa Avelina di Braida, Neugeborene im Blute der Rosen,
Tochter der Baronessa Sarina di Lerone, Ancilla der Rosen
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Sousanna
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Re: [1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Sousanna »

Es war ein blütenreines, nach schweren, teuren Ölen duftendes Pergament, das die Rose erreichte.

In geschwungener Schrift und einer höflichen Ausdrucksweise, dass die Harpyie das Handwerk ausgesuchtester Etikette beherrschte, teilte sie Avelina mit, dass sie in drei Nächten bei Vollmond Zeit für sie habe und dass sie dieses Treffen mit mehr als bloßer Freude erfülle.
Allerdings würde sie sie gerne an einen Ort einladen, der der Viscontessa gewiss besser gefallen würde als eine schlichte Kirche. Es wäre ihr eine Ehre, sie auf dem Bord der Santa Theodora zu empfangen.

So sie damit einverstanden wäre, würde Sousanna eine letzte Nachricht von ihr erwarten, so dass sie die schwimmenden Gärten für den hohen Gast vorbereiten könne vorbereiten könne.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
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Avelina di Braida
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Re: [1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

In dieser Nacht sah man etwas, das durchaus Seltenheitswert hatte. Die Viscontessa hatte sich bei dem blonden Hünen untergehakt, der sonst eher wie ein Leibwächter in ihrer Begleitung wirkte, trotz seiner durchaus auf hohen Adel schließen lassenden Gewandung. Sie wechselten leise Worte, als sie sich dem Hafen näherten.
Natürlich hatte man die Einladung der Harpyie angenommen. Es wäre unhöflich gewesen dies nicht zu tun. Und natürlich hatte Sousanna umgehend eine weitere Nachricht erhalten.

Wie immer trug sie einen dunklen Umhang, dessen Kapuze sie tief ins Gesicht gezogen hatte. Tatsächlich schien sie den Blick auch eher auf den Boden vor sich zu richten, nur kurz aufsehend, als sie sich dem Pier näherten. Die Suche nach der Santa Theodora blieb dem Hünen überlassen, der sie allerdings auch recht Zielsicher führte.

Schließlich erreichten sie das Schiff, und erst als sie an Deck waren ließ die Viscontessa von ihrem Begleiter ab, mit einem dankenden Nicken. Jedoch weiterhin ohne ihm von der Seite zu weichen.
So sah sie sich nach der Gastgeberin um und ließ die Umgebung auf sich wirken.

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Sousanna
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Re: [1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Sousanna »

Vielleicht hätte die Ravnos sich anders entschieden, hätte sie gewusst, dass sie ihrem Gast mit der Einladung Unbill verschaffte, vielleicht aber auch nicht. Wer wusste schon, wie sich die Spieler der Nächte verhielten.

Doch da die Rose und ihr Leibwächter den Steg betraten und die Harypie auf sie hinab lächelte, lag nicht mehr Feindseligkeit als jemals auf den bezaubernden Zügen. In jener Nacht trug sie das Haar offen, die Kleider erinnerten an eine jener Edelsklavinnen, von denen man ab und an gehört hatte, und da sie sich bewegte, ihre Gäste zu begrüßen, vermochte man ein leises Klingen von Glöckchen vernehmen. Sie schien allein. Keine andere Seele war auf dem dunklen Schiff zu sehen.
"Werte Viscontessa", hauchte ihr Lächeln durch die Nacht, strich über Nackenhaare und umschmeichelte alles, während sie leicht das Haupt vor der Rose neigte. "Es ist mir eine Ehre, euch mein Heiligtum zeigen zu dürfen, nachdem ihr mir die glanzvolle Villa Bianchi gezeigt habt. Ich hoffe, es gereicht euch zur Freude."
Dann traf ihr Lächeln den Leibwächter und geriet zu einem Grinsen, während die großen, schwarz umrahmten Augen zu blitzen begannen. "Und der hübsche Blonde, der mein letztes Etablissement nicht zu schätzen wusste.", schnurrte sie beinahe, während sie ihn noch einmal demonstrativ musterte. "Ich hoffe doch, dieses gefällt dir besser."

Ein letztes Zwinkern, ehe sich ihre Aufmerksamkeit wieder voll seiner Herrin zuwandte und sie mit einem leichten Neigen des Kopfes einlud das Schiff zu betreten.
So sie ihr folgte, würden sie einen recht wenig spektakulären Gang durchschreiten, ehe sich das Deck erneut öffnete und ein kleines Wunder offenbarte. Jemand hatte auf dem Deck der Santa Theodora einen Garten mit Palmen und Zitrusfrüchten angelegt. Der zarte Duft wob sich um die Pracht eines winzigen Garten Edens im Stile Byzanz.
"Sagt, werte Avelina", wandte sich die Schöne im Gehen an die Viscontessa und ihr sachtes Lächeln war in den Worten zu hören. "Wünscht ihr ein Getränk? Und darf ich eurem Begleiter einen Ort zur Ruhe, natürlich in Rufweite, zuweisen? Ich für meinen Teil schätze es, wichtige Gespräche unter Gleichen zu führen. - Und ich denke, dass wir ein wichtiges Gespräch führen werden, wenn ihr mich doch aufsuchen wolltet."
Mit einem breiteren Lächeln und einer einzigen Bewegung, die wie ein Tanzschritt wirkte, wandte sie sich zu ihrer Besucherin um und legte das Haupt sacht zur Seite, während der frische Wind des Meeres zärtlich mit den duftenden, braunen Locken spielten, die im Mondschein schimmerten.
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Avelina di Braida
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Re: [1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Noch behielt sie die Kapuze auf dem Kopf und vermied es die Harpyie anzusehen. Stattdessen neigte sie respektvoll das Haupt.
„Wohlwerte Sousanna, erlaubt mir zunächst meiner Freude euch wieder zu sehen Ausdruck zu verleihen. Ich weiß ihr seid die Kostbarkeiten aus Byzanz gewohnt, doch hoffe ich eine Lage feinster varesischer Seide trifft euren Geschmack.“ sie gab Bernardo einen kurzen Wink mit der Hand, welcher ihr sogleich auf dem Ritterknie ein kleines Bündel entgegen hielt. Eine kleine Aufmerksamkeit, ein Himation gefärbt in sattem Rot, mit goldenen Stickereien, welche sich gut zu der rosigen Haut der Harpyie fügen sollten.
„Und verzeiht Bernardo, es liegt ihm nicht Begeisterung zu zeigen.“

Sie folgte Sousanna und hob schließlich doch den Kopf, als ihr die Düfte des Gartens in die Nase drangen. Ihr Blick bekam einen leicht verträumten Ausdruck beim Anblick des Idylls.
„Es hat mich in der Tat überrascht auf ein Schiff geladen zu werden. Dies hatte ich nicht erwartet. Es ist wunderschön, ich muss euch meine Hochachtung für diese Oase aussprechen.“ noch immer mied sie es die Harpyie anzusehen, „Ich danke für die Nachfrage und die Gastfreundschaft, doch erlaubt mir diesen wertvollen Trunk abzulehnen.“

Sie folgte Sousanna, nach wie vor die grüne Pracht an Deck des Schiffes auf sich wirken lassend, „Oh, Bernardo hätte natürlich auch am Pier gewartet, ich hatte nicht vor ihn dem Gespräch beiwohnen zu lassen. Und es trifft mich, dass ihr glaubt ich bräuchte einen Grund eure be...“ und dies war wohl der Moment als sie dann doch den Blick zu ihrer Gastgeberin wendete, als diese sich zu ihr herumdrehte, „...zaubernde Gesellschaft zu suchen.“
Tatsächlich hatte sich ihre Stimmlage mitten im Satz einen Hauch verändert, klang ein wenig heller, erfreuter. Mit leuchtenden Augen betrachtete sie die Harpyie. Auch Bernardo schien die Veränderung in seiner Herrin zu bemerken und griff unauffällig ihren Oberarm, ein wenig fester zurdrückend. Doch sie schien es nicht einmal zu beachten. Stattdessen vollführte sie eine beiläufige, langsam wedelnde Geste in seine Richtung, ein Zeichen dass er sich entfernen konnte... was dieser eher mit einem zweifelnden Blick aufnahm hinsichtlich des Zustandes seiner Padrona.

Diese lächelte Sousanna nun mit einem fast verliebten Blick entgegen und schien für den Moment eventuelle Anliegen vergessen zu haben.

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Sousanna
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Re: [1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Sousanna »

Mit einem leichten Nicken bestätigte Sousanna sacht die Begrüßung und nahm das Geschenk geschickt und voller Andacht entgegen. Zart strichen ihre wohl nicht nur vom Diebstahl geschickten Finger über den wunderschönen Stoff. Für einen Augenblick schien auch die Harpyie verzückt zu sein.
"Es ist ebenso schön, wie das letzte. Ich danke euch dafür. Gewiss wird es mir wundervoll stehen.", hauchte sie und lächelte verträumt in die Nacht hinein, ehe sie dem knienden Diener noch einmal kurz über die Wange strich. "Und es ist schon vergessen, was damals geschehen ist." Wieder wandte sich ihr Blick der Rose zu und das Funkeln lag in ihren Augen. "Eure Anwesenheit vermag über so viel hinweg zu trösten, liebe Freundin."

Auf ihrem Weg hatten ihre Fingerspitzen immer wieder einige der sich im Weind wehenden Blätter berührt. Als wäre dies hier kein wichtiges Treffen, sondern Teil eines mädchenhaftes Traumes, indem nicht die Politik sondern die Schönheit obsiegte.
"Ja", seufzte sie schwer und wieder vernahm man das sachte Lächeln in der warmen Stimme. "Ja, der Überraschungsmoment ist esentiell bei diesem Schmuckstück. Er lässt einen schnöden Garten, wie er in meiner Heimat an jeder Ecke wächst, zu einem kleinen Wunder werden." Es war der Tonfall einer Kennerin, der der leisen Stimme ein zartes Timbre verschafftte.

Doch dann gewann der Fluch Arikels die Macht über die Viscontessa und ein leicht bedauernder Blick drang in die großen, braunen Augen der Ravnos, ehe sie sich näherte. "Natürlich brauchtet ihr das nicht.", erwiderte sie und sah zu der ebenso schönen Dame empor als wäre sie wirklich, deren ergebenste Dienerin. "Die Zeiten einer Ankunft sind nur stets anstrengend und benötigen so viel mehr Aufmerksamkeit als man sie den schönen Dingen in der Nacht widmen kann."
Kurz blickte sie den blonden Knecht der Rose an und wies ihn ebenfalls mit einem Kopfnicken an, sich zurückzuziehen. "Aber sagt mir, liebste Avelina, was wollt ihr mit dieser Nacht voller Schönheit tun? Wie kann eine bescheidene Wanderin wie ich euch zu Diensten sein?" Ein letzter Schritt und die Schönheiten trennte nur noch ein Hauch kühler Nachtluft. Ein Hauch durch den die Wärme und Menschlichkeit der Harpyie bereits zu dringen vermochte.
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Avelina di Braida
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Re: [1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Der Blick haftete weiterhin entzückt auf der schönen Harpyie, und man mochte den Eindruck gewinnen sie war mit den Gedanken weit fort. Aber doch drangen die Worte Sousannas zu ihr vor, es schien nur so unendlich schwierig sich darauf zu konzentrieren. Es schwirrten so viele andere ablenkende Gedanken durch ihren Geist... zum Beispiel welch ein wundervolles Modell die Harpyie für die Gemälde des überaus begabten Galeno abgeben würde. Und wie es bei einem solchen Gemälde wohl möglich wäre die wunderbare Lebendigkeit und das Feuer in ihren Augen fest zu halten. Dann wiederum stellte sich die Frage, wie überaus bezaubernd der warme Körper der Ravnos wohl ohne diese Stoffe wäre, welche ihre Kurven umschmeichelten und... bei den weiteren Gedanken wäre ihr sicherlich die Röte in die Wangen gestiegen, wäre dies möglich.

Stattdessen seufzte sie leise und verträumt während die Worte der Harpyie wie ein Echo in ihrem Geist widerhallten. Diese schöne Stimme, die sich so phantastisch zum Rest fügte... "…Ankunft ...anstrengend.... benötigen so viel... Aufmerksamkeit... schönen Dingen... der Nacht..."
Für einen Moment war der Inhalt der Worte nicht mehr als eine Hintergrundmelodie, die sich erst nach und nach langsam mit Sinn und Bedeutung füllte – wenngleich die Interpretation der Viscontessa wohl an der eigentlichen Aussage vorbei ging.
„Oh, es liegt ganz und gar nicht in meiner Absicht euch anzustrengen.“ säuselte sie lächelnd, obwohl sie sich in diesem Moment fragte, ob dieser so lebendig wirkende Körper es auch vermochte Anstrengung nachzuahmen, und welch bezauberndes Bild er dann erst abgeben würde, „Und ich für meinen Teil widme meine Aufmerksamkeit bereits den schönsten Dingen der Nacht.“

Sousanna machte es ihr wohl nicht gerade leichter die Konzentration zu bewahren. Umso näher dieser warme Körper kam, umso verlockender schien es, sich an ihn zu schmiegen. Aber das würde bedeuten den Blick von ihr nehmen zu müssen.
„...Wie kann eine bescheidene Wanderin wie ich euch zu Diensten sein?"
Sie streckte ein wenig die Hand aus, so dass die Fingerspitzen nur noch so weit von der Haut entfernt waren, dass sie die Wärme dieser bereits spüren konnte. Und doch war die Bewegung so vorsichtig, so zaghaft, als hätte sie eine filigrane Kostbarkeit vor sich, die man nicht berühren durfte, so gerne man dies auch getan hätte.
„Oh, ich hätte viele Ideen wie...“ mit einem gleichsam erfreuten, wie auch sich selbst scheltenden Laut zog sie die Finger zurück und ein wenig Verlegenheit spiegelte sich in ihrem Blick, „Wohlwerte Sousanna, die Frage müsste wohl eher lauten, wie ich euch zu Diensten sein kann.“ hauchte sie leise, und hielt abermals inne um die Worte zu überdenken.
„Aber... ich habe in der Tat einen Vorschlag, gekoppelt mit einer Bitte, mit der ich an euch heran treten wollte. Ich hoffe ihr seht darin genauso wie ich einen Gewinn - nicht nur für mich, nein für uns, und auch für Genua.“

Wie auch immer sie es geschafft hatte einen der Gründe ihres Besuches wieder für sich präsent zu machen... vielleicht lag es an der üppigen Vegetation auf dem Schiff, der Vorstellung wie perfekt sie der Harpyie zu Gesicht stand?
„Ihr... wisst um meine Aufgabe. Ein Garten für die Unsrigen in der Nacht, für die Sterblichen am Tage, der zum Schmucke Genuas beitragen soll und sicher auch die Gastfreundschaft der Stadt unterstreichen soll. Ein Ansinnen das sicher auch im Sinne der verehrten Acacia ist.“
Wieder drohte sie abzuschweifen. Die Vorstellung wie Sousanna durch diesen Garten wandelte, den sie sich bereits so oft in ihren Gedanken ausgemalt hatte...
Leise sinnierte sie, „Welch überaus beeindruckende Vorstellung euch durch diesen Garten wandeln zu sehen...“ man konnte ihr ansehen, dass es nicht einmal Absicht war diesen Gedanken laut zu äußern. Aber da war sie auch schon wieder verzaubert, gefangen genommen von ihren Phantasien und dem Anblick vor sich.
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Sousanna
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Re: [1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Sousanna »

Sacht strichen die warmen Finger über die marmorne Wange der Viscontessa. "Oh liebste Avelina, nie würde ich eure so durch und durch begeisternde Anwesenheit als anstrengend bezeichnen", flüsterte sie und ließ die zarte Berührung weiter die Distanz überbrücken. "Dann lasst uns doch diese Nacht den schönen Dingen des Lebens widmen." Ein zutrauliches Lächeln spielte über ihre vollen, weichen Lippen.

Ihr Schmunzeln über die Begeisterung war kaum zu übersehen, doch es war viel eher wie ein Blümchen, das frech auf einer steinernen Mauer vor sich hinblühte. "Gewiss, hättet ihr viele Ideen.", raunte die Wanderin und tätschelte die eben ausgestreckte Hand, die sich zurückgezogen hatte. "Vielleicht wollt ihr mir eines Nachts von jeder einzelnen davon erzählen.

Dann aber legte sie sanft die Hand an den Arm der Rose und würde sie, so sie es denn zuließ, zu einem kleinen Bänkchen an der Rehling führen. "Lasst es uns doch bequem machen.", flüsterte sie ihr zu.
So die beiden Schönheiten saßen würde Sousanna sich elegant zurücklehnen und theatralisch seufzen. "Dann erzählt mir doch von eurem Vorschlag und der Bitte, schlug sie ruhig vor und sah der Rose offen ins Gesicht. "So dass ich so schnell wie möglich euch zur Ehre durch euren Garten wandeln kann."
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Re: [1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Hätte sie einen Puls gehabt, so hätte sie vermutlich das Gefühl gehabt das Herz wolle ihr aus der Brust springen, als die warmen Finger über ihre Wange strichen. Die Harpyie hatte sie ganz in ihrem Bann. Eine leise Stimme im Hinterkopf wisperte von der Gefahr, die dieser Bann mit sich brachte, doch sie brachte sie für den Moment erfolgreich zum schweigen.
So ein bezauberndes Wesen konnte nicht viel Gefahr bedeuten. Und sündige Gedanken? Sie war keine Wanderin auf der Via Caeli, Schönheit und die Bewunderung der gleichen mit allen Sinnen war keine Sünde.

„Ich könnte euch sicher sehr vieles über jene Ideen erzählen, und doch würden Worte nie den Gefühlen gerecht werden, die mich angesichts eures Antlitzes überkommen.“ wisperte sie mit einem Lächeln.
Artig ließ sie sich zu dem Bänkchen führen und noch nicht einmal das weite Meer schien ihr Unbehagen zu bereiten. Aber wie konnte es das auch? Sie hatte keinerlei Aufmerksamkeit für irgendetwas anderes. In diesem Fall womöglich ein Segen.

Und als sie sich so zurücklehnte, einer der alten Göttinnen des Olymps gleich, schien sie wieder ganz weit fort mit den Gedanken. Es dauerte eine Weile, bis ihr überhaupt bewusst wurde, dass die Harpyie gesprochen hatte. Ein leises, träumerisches „Hmhm...“ war alles was davon zeugte, dass sie nicht zur Statue erstarrt war.
Schließlich zeigten sich aber doch Regungen auf ihrem Gesicht, neben dem steten Lächeln. Ein kurzes Blinzeln folgte.
„Ah... der Garten. Ja, verzeiht.“ es schien sie anzustrengen den Faden wieder zu finden, doch irgendwann erhellte die Erinnerung ihre Züge, „Oh natürlich... Seht, das Alla Murra befindet sich im Sestiere Ravecca, einem der wundervollsten Sestieri dieser Stadt. Die Olivenhaine.. die Obstgärten... die feiernden Sterblichen in den Straßen, die Musik und der Gesang... Und ich mag noch nicht viel über Genua wissen, aber ich wäre doch sehr erstaunt, wenn ihr als die wunderschöne Harpyie dieser Stadt nicht euer Augenmerk auf Ravecca hättet. Wer, wenn nicht ihr könnte den grünsten und sinnlichsten Teil Genuas repräsentieren?“
Wieder drohte sie abzuschweifen bei ihren Worten. Sinnlich... ja das war sie.... Schnell blinzelte sie und schüttelte die schwarzen Locken, die nun im leichten Wind wehten, welcher vom Meer herüber kam.
„Nun, ich bin hier weil ich auf euren Segen hoffe meinen Garten in diesem Sestiere zu errichten, an den Grenzen zu Mascharana. Ich hoffe sehr, dass dies euer Wohlwollen findet und wir im Sinne der verehrten Ältesten der Schatten so weiterhin die Gastfreundschaft Genuas unterstützen können. Sowohl für die unsrigen, als auch für die Sterblichen.“ aus großen Augen blickte sie der Harpyie entgegen.
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Sousanna
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Re: [1026] Wein, Weib und Rosenbeete [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Sousanna »

"Hmmm", machte sie nachdenklich und legte den Kopf sacht auf die Seite, als Avelina davon sprach, dass Worte ihren Ideen niemals gerecht werden konnten. Dabei streifte ihr duftend weiches Haar wie durch einen Zufall die kühle, glatte Haut der Rose, ehe sie strahlte, als wäre ihr gerade eben eine Idee gekommen, die jedes Problem der beiden zu lösen vermochte. "Aber dann zeigt mir doch eure Ideen. Ich bin sicher eine Kunstliebhaberin, wie ihr, wüsste einiges spannende Dinge zu tun." Abenteuerlust lag in den ebenhölzernen Augen. Wer wusste schon was eine Toreador im Bann ihres eigenen Fluchs tun würde? Diese hier war wenigstens nicht so gemeingefährlich wie Caterina damals.

Dann aber musste Sousanna tatsächlich lachen. Ein warmes, sanftes Lachen, das über den Nacken zu perlen schien. Gelassen strich sie ihr den Arm ihres Gastes. "Ja das habt ihr richtig erraten.", erwiderte sie und überschlug die Beine übereinander. "Ich habe ein gewisses Interesse an dem Viertel... Oder sagen wir besser eine tiefere Verbindung damit."
Eine Göttin der Sinnlichkeit gleich lehnte sie sich noch ein Stückchen weiter zurück und ließ ihr Haar im Wind tanzen. Der Mondschein schien ihre ebenmäßigen Züge zu küssen.
"Ach ja der Garten." Jetzt klang auch die Ravnos verträumt, beinahe abwesend. "Ja, den habe ich natürlich nicht vergessen. Aber Ravecca ist ein übles Viertel..." Bedauernd seufzte sie und schüttelte den Kopf. "Und es gibt dort natürlich üble Burschen mit geringem Verständnis für Schönheit. Ihr wisst schon, ich müsste ihnen erklären, dass man einen Garten nicht für Raubmord benutzt, dass man keine Leichen über Hecken hängt, dass man sich nicht in den Büschen vergnügt..."
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