[1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

[März '19]
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Avelina di Braida
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Re: [1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie lächelte sacht und nickte zustimmend, „Ich verstehe euch sehr gut, wohlwerter Kastellan. Und schließlich lehren uns alte Werke, dass Haus und Hof einst von den Frauen verwaltet wurden, ja, dass es sogar unter Helena von Troja die matriarchalische Thronfolge gab, doch ich schätze derartiges deckt sich nicht mit den aktuellen Vorstellungen wie sich eine Frau zu verhalten hat. Und wenn ich mir die Welt der Sterblichen betrachte, so scheint sich diese Sichtweise nicht zu verbessern. Verzeiht mir diese Anmerkung, doch der Glaube tut sein übriges. Es mag ein Anfang sein jenen jungen Signoras der hohen Familien Bildung näher zu bringen.“

Über die weiteren Worte dachte sie mit leicht zusammengezogenen Brauen nach, schüttelte dann allerdings sacht den Kopf, „Es wäre sehr töricht in diesem Zusammenhang Namen zu nennen, wenngleich es bei so manchem offensichtlich sein dürfte. Aber wie ihr schon sagtet ist dies auch gar nicht der Punkt. Der Punkt ist die Verzweiflung zu bekämpfen, welche die Frauen in diese Zwangslage treibt. Ihr scheint da genauere Ideen zu haben? Ich denke dies hat vielerlei Ursachen. Da wären zu aller erst die Gesetze in Sachen Erbschaft. Kriege tragen sicherlich auch immer einen nicht unerheblichen Teil dazu bei, dass die Frauen ihre Ehemänner verlieren und mit nichts zurück bleiben.“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Ilario
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Re: [1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

Beitrag von Ilario »

"Eben in der Beschränktheit der Sterblichen dieser Tage liegt das Problem wie auch die Lösung. Im Glauben. Denn wir werden das Erbschaftsrecht nicht ändern können... Vielleicht für kurze Zeit, in dieser Stadt, doch ohne einen umwälzenden Kulturwandel des gesamten Abendlandes ist keine dauerhafte Veränderung möglich. Die Kirche jedoch, die Klöster und Schwesternschaften, mögen Linderung bringen für Betroffene. Oder es sogar noch verschlimmern. Je nachdem in welche Richtung man sie lenkt.

Wichtig wäre es auch Kriege zu vermeiden, in der Tat. Weniger Witwen, weniger Armut , weniger Verzweiflung... Bildung, zumindest für die Signoras der hohen Familien, täte ihr Übriges um die Frauen innerhalb der Familie zu stärken."


Ein paar Einblicke in seine Gedankenwelt die allgemeine Situation betreffend, dann wurde der Kastellan ein wenig persönlicher.

"Vielleicht ist des für Wandler auf der Via Humanitas anders, aber die Schicksale der einfachen Menschen tangieren mich von Jahr zu Jahr weniger. Es ist das Gesamtwohl Genuas das mir wichtig ist. In diesem Kontext kümmere ich mich auch um das gesamtheitliche Wohl meiner Leute. Sobald mir meine Pflichten gegenüber ihrer höchst verehrten Majestät und der Domäne Raum lassen für Angelegenheiten der Sterblichen, werde ich anregen, dass die Frauen in meinen Familien Bildung erhalten. So können sie ihren Teil beitragen, erfüllter sein und letztlich geht es auch um Effizienz."

Fast schon melancholisch betrachtete Ilario einen besonders tiefen Schatten und fügte mit einem Hauch Wehmut in der Stimme an: "Leider sieht es nicht so aus als bliebe viel Zeit... dazu. Mag es mir auch an emotionaler Nähe zu den einzelnen, gewöhnlichen Menschen mangeln, bin ich dennoch besorgt. Neben all den anderen Bedrohungen, gibt es noch jene die nicht von dieser Welt sind."
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Avelina di Braida
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Re: [1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Ein kurzes Lächeln und bestätigendes Nicken, „Auch wenn euch die Einzelschicksale der Sterblichen nicht tangieren, so sind sie die Grundlage unserer Existenz. Das Blut eines gesunden Menschen ist weitaus nahrhafter und erstrebenswerter als das eines Kranken, sei es in Körper oder Geist. Und wie die Philosophen der längst vergangenen Tage lehren ist ein gesunder Geist untrennbar mit einem gesunden Körper verbunden. Bei allem bestreben die Stadt an sich in eine glorreiche Zukunft zu treiben, sollte man nicht übersehen, dass all dies damit untrennbar verbunden scheint. Nun kommt es sicherlich auch darauf an, wo und wie man sich am liebsten nährt. Aber jene die das weibliche Geschlecht bevorzugen, oder die ihre Jagdmethoden auf es zugeschnitten haben, würden unter einer andauernden derartigen Unterdrückung leiden.“ erklärte sie ihre Sicht der Dinge, und machte damit deutlich, dass sie sich nicht das erste Mal Gedanken über derartige Themen machte.

Sie senkte den Blick und fügte hinzu, „Ich bin tatsächlich bestrebt den Frauen der hohen Familien Bildung zukommen zu lassen. Ich selbst habe die Frauen in meinem Haushalt unterrichtet und ich denke ich konnte diesbezüglich einiges Interesse bei den hohen Damen Genuas wecken. Zumindest werde ich dies auch weiterhin nicht unversucht lassen, denn wo sollte solch ein Unterricht stattfinden, und von wem sollte er geleitet werden, wenn nicht von jenen, die ihn selbst erhielten? Ich weiß nicht ob es das richtige wäre einen Mann hinzu zu ziehen. Sofern ihr nichts dagegen habt, würde ich dieses Angebot ausweiten.“

Ihre Brauen schoben sich leicht in Richtung Nasenwurzel, „Möchtet ihr teilen, was euch derart in Sorge versetzt, wohlwerter Signore Contarini? Ich muss gestehen eure Worte versetzen auch mich in Sorge.“
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Ilario
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Re: [1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

Beitrag von Ilario »

Wieder nickte er knapp, bestätigend. Ilario war wohl in einigem ihrer Meinung, wenn natürlich auch nicht in allem Belangen.

"Kluge Gedanken... Nein ich habe nichts dagegen wenn ihr euer Angebot ausweitet. Solange ihr nicht versucht auf jene Damen die den Embriaci zugehörig sind, oder über sie, Einfluss zu erlangen."

Ihre letzte Frage verursachte ihm ein fast greifbares Gefühl von Unwohlsein.

"Ich möchte, doch ich kann nicht. Eine Gefahr geht um, weder Mensch noch Kainit. Mehr kann ich nicht sagen."

Ilario wurde zusehends verschlossener, hatte er bereits zuviel gesagt? Was wenn jemand Unkundiges versuchte dieses Ding zu suchen?

"Vielleicht setzen wir diese Unterhaltung besser ein anderes Mal fort. Dann kann ich euch auch unterrichten wie meine verehrte Älteste eure Gabe aufnahm."
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Avelina di Braida
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Re: [1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Seid unbesorgt, Signore Contarini. Ich weiß, dass Ehre und Vertrauen unter den unsrigen oftmals schwierige Themen sind. Ich allerding für meinen Teil habe nicht vor Wortbrüchig zu werden und denke nicht einmal daran mich in die Angelegenheiten des Hauses Embriaci einzumischen. Ihr wisst ich habe... andere Beziehungen geschaffen. Ich bin nicht gierig. Mir geht es nach wie vor um ein funktionierendes Genua. Und ein solches kann nur erreicht werden, wenn sich zumindest einige von uns noch an... Werte halten. So ihr es vorzieht die Signoras aus dem Hause Embriaci aus jenem Plan der weiblichen Bildung herauszuhalten, müsst ihr es nur sagen. Ansonsten aber könnt ihr unbesorgt sein, ich halte mich an jenes Haus, das ich erwählt habe.“

Bei den weiteren Worten versteifte sie sich ein wenig und blickte ihr Gegenüber mit einer Mischung aus Unwohlsein und Sorge an. Es war offensichtlich, dass er nicht näher darauf eingehen wollte und würde.
„Und diese Gefahr... ihr würdet es sagen, wenn es möglich wäre zum eigenen Schutz Vorkehrungen zu treffen?“
Nein, sie wollte eigentlich wirklich nicht wissen um was es ging. Es gab auch so bereits genug Dinge in der Stadt, die mehr als nur beunruhigend waren, um die sie sich sorgte. Sie wollte lediglich in kein offenes Messer laufen.

Sie erhob sich bereits und schloss ihren Umhang, während sie auf die Antwort des Kastellans wartete. Aufbruchbereit blickte sie ihm entgegen. Sie würde seine Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.
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Re: [1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

Beitrag von Ilario »

"Wenn die jungen Signoras des Hauses Embriaci nach Bildung streben werde ich ihnen dies nicht verwehren. Solange das diskret geschieht und keine Skandale entstehen."

Ernst blickte er Avelina an und schüttelte bedauernd das Haupt.

"Nein, könnt ihr nicht. Allerdings dürfte sich diese Gefahr auch nicht auf euch abgesehen haben."

Die spezielle Betonung mochte wohl auf etwas zuvor Gesagtes hindeuten, ausführen wollte der Kastellan dies wohl aber nicht. Er schätze seine Gesprächspartnerin als klug genug ein den Zusammenhang zu erkennen. Manche Gabe barg Gefahr in sich.
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Avelina di Braida
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Re: [1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Es liegt nicht in meinen Händen, ob Bildung für die jungen Signoras einen Skandal auslöst. Das kommt wohl eher auf jene an, welche ihnen diese Bildung vorenthalten wollen.“ erwiderte sie knapp und ernst.

Dann schoben sich ihre Brauen ein Stück zusammen und sie sah den Kastellan nachdenklich an. Ein sachtes Nicken, bevor sie leise antwortete.
„Nun, indirekt scheint sehr vieles in Genua auch eine Gefahr für alle anderen zu sein, selbst wenn es nicht in direkter Verbindung steht. Aber ich werde nicht nach bohren. Ich hoffe lediglich, dass es die Lage nicht noch schwieriger macht. Es reicht schon wenn sich die unsrigen voll Neid und Missgunst gegenseitig an die Kehle gehen. Und wer weiß... vielleicht könnte eine Gefahr von Außen einige dieser überhitzten Gemüter einmal abkühlen. Aber... da es sich nicht danach anhört und ihr ernst klingt... solltet ihr vielleicht darüber nachdenken diese Bedrohung... umzuleiten, sofern dies möglich ist.“ es klang nebensächlich. Sie wusste nicht wirklich um was es ging, aber grundsätzlich sollte man genau prüfen, ob man etwas das einen selbst, oder das was einem wichtig war bedrohte, nicht gegen jene wenden konnte, die so oder so Unfrieden stifteten.

„Ich denke, wenn für den Moment nichts mehr zu besprechen ist, werde ich mich nun zurück ziehen.“ sie musterte bei den Worten noch einmal ihr Gegenüber, womöglich sogar mit leichter Sorge im Blick.
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Re: [1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

Beitrag von Ilario »

"Ihr irrt werte Avelina. Natürlich liegt es nicht in eurer Hand allein, es gibt stets viele Faktoren. Und doch liegt es an euch die notwendige Diskretion walten zu lassen um Skandale zu vermeiden wenn ihr die gesellschaftlichen Konventionen brecht oder zumindest beugt. Die Welt, nein die Öffentlichkeit, ist noch nicht bereit für tiefgreifende Veränderungen."

Ihre Worte über die Bedrohung kommentierte Ilario düster:

"Ich wünschte es wäre so einfach, doch umleiten würde die Gefahr nicht bannen. Allein bitte ich euch acht zugeben, sollten euch Unregelmäßigkeiten auffallen was Schatten betrifft... informiert mich umgehend."

Er verabschiedete sich mit galanter Geste.

"Mögen eure Nächte heiter sein und sorgenfrei werte Avelina. Ich blicke unserem nächsten Treffen mit Freude entgegen und hoffe, dass wir beide bis dahin neue Erkenntnisse gewinnen und Fortschritte machen konnten."
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Avelina di Braida
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Re: [1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

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Sie schenkte dem Kastellan ein charmantes Lächeln und erhob sich.
„Diskretion, wohlwerter Signore Contarini, ist noch nie ein Problem für mich gewesen. Ich schätze meine Privatsphäre. Etwas das man nicht erreicht, indem man auf sich aufmerksam macht.“ sie wurde allerdings schlagartig wieder ernst, „Es geht mir nicht um tiefgreifende Veränderungen über Nacht. Und ich hoffe sehr, dass es die Männer nicht in tiefgreifende Zweifel stürzen wird, wenn ihre Frauen und Töchter ein wenig über das Lyraspiel lernen. Nur kleine Schritte können langfristig zu einem stabilen Ergebnis führen.“

Bei seinen nächsten Worten schoben sich ihre Brauen zusammen und sie wirkte mit einem Mal doch etwas besorgt und äußerst nachdenklich. Seine Verabschiedung bekam sie offenbar gar nicht mit. Sie schien für einen Moment in ihren eigenen Gedanken gefangen und blieb wie angewurzelt auf der Stelle stehen.
Als sie aufblickte lag etwas ängstliches in ihren Augen.
„Ich... heißt das... 'die Schatten sind gekommen'?“ die Frage war nur mehr ein Flüstern. In ihren Worten klang mit, dass sie sich um diesen Satz, dieses offensichtliche Zitat, scheinbar schon lange Gedanken machte.
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Re: [1026] Im Spiel um Damen und Könige... [Ilario, Avelina]

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Er nickte sacht. "Kluge Männer stören sich nicht an einer klugen Frau." Dass in seinen Augen die meisten sterblichen Menschen dumm waren stand auf einem anderen Blatt. Dann jedoch ließen ihn Avelinas Verhalten und vor allem ihre Worte aufhorchen. Wie bei einem nächtlichen Raubvogel ruckte sein Kopf herum.

"Die Schatten sind gekommen?
Was meint ihr damit? Einst zitiertet ihr meine verehrte Älteste ganz ähnlich. Was genau hat es damit auf sich? Lasst nichts aus, jedes noch so unbedeutende Detail könnte von größter Wichtigkeit sein..."

Er schien alarmiert, ließ sich das auch anmerken obwohl es ein Leichtes gewesen wäre seine Gefühle zu verbergen. Ilario war höchst wachsam, aber nicht ängstlich.
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