[1026] Ein neues, prunkvolles Anwesen (Alain, Ajax)

[Alain le Beau]

Einige Nächte nachdem Ajax seinen Aushang im Elysium veröffentlicht hat, erscheint ein seltsames Paar an der Tür der alten Wachstation. Ein älterer Mann mit graumeliertem Haar und einem kunstvoll geschnittenen Kinnbart, gekleidet in Seidenbrokat mit fremdländischen Wellenmustern wird begleitet von einem nicht wenig attraktiven Schlägertypen, der trotz seiner feinen Züge so wirkt, als habe er bereits einige Straßenkämpfe hinter sich.

Der ältere Mann stellt sich freundlich als "Luca" vor, "Luca il Servitore", auch wenn er verschweigt, welchem Herrn oder welcher Dame er dient. Stattdessen bittet er untertänigst um eine Audienz mit dem Herrn Ajax.

Diesem wiederum überbringt er mit ausgesprochenem Respekt und mit Höflichkeit eine Einladung in "den besagten Palast". Wenn es dem Herrn Ajax genehm sei, so könne er Luca ein Datum seiner Wahl sagen, an dem man den Herrn Ajax und seine Begleitern an der Straße zwischen Quinto und Nervi treffen und in den Palast führen würde.

Sollte Ajax fragen, wer Luca gesendet habe, so würde dieser bedauernd lächeln und dem Brujah mitteilen, dass ihm aufgetragen wurde, "die Überraschung nicht zu verderben". Nach einer höflichen und ehrerbietigen Verabschiedung werden sich die seltsamen Besucher dann wieder auf den Heimweg machen, zurück von Borgo di Bisagno gen Nervi.

[Ajax]

Der Ansteig den sie unternommen hatten war ein schwerer. Doch als sie ihr Ziel erreicht hatten konnten sie das volle Ausmaß der Wehranlage erkennen. Eine hölzerne Palisade mit Steineinlassungen dominierte den äußeren Anblick der Wachstation nahe der Bergspitze des Monte Bisagno. Zwei hohe Türme im Inneren überragten die ohnehin bereits hohe Mauer und boten einen guten Blick über die Gegend.

Als Luca und sein Schläger nähergekommen waren, hatten sie erkannt, dass die Palisadengänge bemannt waren. Ein Tor hatte auf einen Eingang zur Wachstation hingedeutet, welches von zwei Männern bewacht worden war. Als er nähergetreten war, hatte er gestählte Gestalten erkannt, welche wohl schon länger am Kämpfen waren, als mancher Krieger am Leben war. Narben, welche die Geschichten vom Krieg erzählten, waren auf ihren Gesichtern zu erkennen. Feuer glommen im Innern und auf der Palisade. Nachdem der Bote sein Begehr genannt hatte wurde er ohne Umschweife zum Herrn der Wachstation vorgelassen. Im Innern offenbarten sich Barracken, ein Trainingsplatz und ein größeres zweistöckiges Gebäude. Dorthin führte sie ihr Weg.

Ajax würde dem Boten die Nachricht die Nachricht mitgeben, dass er am kommenden Neumond mit drei seiner Männer am vereinbarten Ort warten würde. Auf die Beantwortung seiner Frage schmunzelte Ajax nur schmallipig. Wie er diese Handlung des Ghuls bewrtete konnte man jedoch nicht genau erkennen.

In der besagten Nacht würde er mit drei der Söldner auf den Ghul und seinen Schläger warten, oder wer auch immer gedachte sie dort abzuholen. Er war mit in Rüstung gekleidet und trug den Speer auf dem Rücken, hatte jedoch von weiterer Bewaffnung abgesehen. Die Söldner trugen ebenfalls Rüstung und ein Schwert an der Seite.

[Alain le Beau]

Die derart Bewaffneten werden erwartet. Erneut ist es dieser Luca, der nur in feiner Kleidung und mit einer Laterne in der Hand an der Abbiegung von der Hauptstraße wartet. Er verneigt sich respektvoll und winkt den Neuankömmlingen, ihm zu folgen. Sie folgen der Straße, von der Ajax weiß, dass sie zu dem mysteriösen neuen Gebäude führt. Vor einigen Jahren war hier nichts als ein Kiesstrand, der sich durchaus malerisch entlang der Küste erstreckte. Nun steht die kleine Truppe alsbald vor einer etwa drei Meter hohen Steinmauer.

Luca führt den Liktor und seine Begleiter zum Tor, wo zwei Männer in Lederrüstung und mit Speeren sie misstrauisch begutachten. Aber sie öffnen das Tor und geben den Blick auf eine Allee frei, die vom Tor zum Eingang eines großen, dunklen Gebäudes führt.

Das Anwesen wirkt so trutzig wie eine Burg - und doch ist selbst in der Dunkelheit zu erkennen, dass es dabei eine gewisse Eleganz verspricht, dass es Verzierungen aufweist, die an jedem Verteidigungsgebäude fehl am Platz wären. Anders als die angeberischen Geschlechtertürme der Familien ist hier nicht in die Höhe, sondern in die Breite gebaut worden. Luca eilt dem Hauptportal zu, wobei die Laterne bei jedem Schritt hin- und herschwingt. Hinter Ajax und seinen Begleitern fällt das Tor ins Schloss.

[Ajax]

Die Männer die Ajax mitgebracht hat sind sichtlich angespannt, doch auf einen Wink mit seiner Hand scheinen sie sich ein bisschen zu beruhigen. Sie gehen die Straße hinunter und ein interessierter Blick des Liktors fällt auf die Steinmauer, ebenso auf die zwei Wachen. Kurz inspizierte er ihre Waffen und ihre Ausrüstung, doch einen zweiten Blick scheinen ihm die Menschen nicht wert. Auf ihre misstrauische Körperhaltung achtet er nicht.

Das innere des Anwesens interessiert ihn dafür umso mehr. Ein respektvolles Nicken seinerseits war zu sehen. Regungslos wartet er im Empfangsbereich, während sich seine Begleiter hektisch umschauen als hinter ihnen die Tür ins Schloss fällt.

[Alain le Beau]

Das Hauptportal öffnet sich und die drei werden in einen Vorraum geführt, der von Kerzenlicht erhellt wird. Die kleinen Flammen werfen ein unruhiges Licht auf edlen Stoff, der in seltsamen, fremdländischen Mustern über die Wände fließt, auf kleine Tische mit edlen Früchten in Silberschalen und - vor allem - auf zwei wirklich wundervoll gefertigte Statuen, einen Mann und eine Frau, die einladend auf eine weitere Tür weisen. "Mein Herr bittet euch..." sagt der Diener leise "...eure Waffen dort zu platzieren." Er weist einen Tisch, der neben einer kleineren, unauffälligen Tür steht. "Ihr werdet sie nach eurem Besuch unversehrt zurückerhalten."

Offensichtlich etwas nervös wartet er darauf, ob der Liktor und seine Männer dieser Aufforderung nachkommen werden.

[Ajax]

Einem Wink folgend legten die Männer ihre Waffen ab. Dann wandte sich Ajax an direkt an den Diener.

"Meine Männer werden eurer Aufforderung nachkommen, wenn euer Herr es so wünscht, so können sie auch hier warten. Doch Ich werde nicht blind in einen Raum hineinlaufen, zu einem Herrn der sich mir nicht offenbart und auch noch meine Waffe an seiner Türschwelle ablegen. Richtet eurem Herrn aus, dass ihm mein Wort als Wandler auf der Via Regalis reichen werden muss, dass ich meine Hand nicht gegen ihn zu erheben gedenke, sofern ich nicht vorher attackiert werde." keine seiner Bewegungen deutete an, dass er es auch nur eine Sekunde in Erwägung gezogen hatte.

[Alain le Beau]

Der Diener nickt, ohne zu zögern. Offenbar hat er eine entsprechende Antwort bereits erwartet. "Die Anwesenheit eurer Männer ist eure Entscheidung", erwidert er freundlich. "Wenn sie hier warten, so werden sie mit allem versorgt werden, was sie begehren." Er wartet ab, wie Ajax darauf reagiert, dann tritt er an die Tür, die den Vorraum vom Rest des Bauwerkes trennt, zwischen die beiden Statuen. "Folgt mir, bitte."

Der Brujah tritt in einen großen Saal ein, der auf der einen Seite mit einer Galerie aus Fenstern zur Nacht hinaus geöffnet ist. Wenn aber der Vorraum bis ins letzte Detail durchgeplant und gestaltet wirkt, so herrscht hier ein reines Durcheinander. Kisten, aus denen Stoffe heraushängen, halb angebrachte Vorhänge, Möbel, die mitten im Raum stehen, Leitern und andere Hilfsmittel - was auch immer hier dereinst stattfinden soll, derzeit ist es offenbar noch im Entstehen begriffen.

"Nein, nein, nein!" hört Ajax eine ihm vertraute Stimme. "Weiter nach links. Habt ihr denn gar keinen Sinn für Ästhetik? Nach links!" Zwei Männer mühen sich an einer der Wände mit einem Wandbehang ab, der ebenfalls diese seltsamen Wellen- und Knotenmuster aufweist. Davor steht, die Arme in die Seiten gestemmt, ein junger Mann. Es dauert einen Moment, bis Ajax darin Alain erkennt, denn der Tzimisce trägt ein Kopftuch.

Als Luca ihm jedoch etwas ins Ohr flüstert, dreht sich Alain um, zieht die Augenbrauen hoch und setzt ein freudiges Lächeln auf. "Wohlwerter Ajax!", sagt er und eilt auf den Besuch zu. "Ihr seid gekommen. Ich bin entzückt. Bitte entschuldigt das Chaos!" Er sieht sich um. "Wo sind denn... ah, dort. Luca, nimmt einen Becher und sorge dafür, dass unser Gast etwas zu trinken bekommt. Bitte, hier entlang!" Das letzte ist offenbar wieder an Ajax gewendet.

Alain führt ihn zu zwei Stühlen und einem Tisch, die sorgfältig innerhalb des Durcheinanders bereitgestellt wurden.

[Ajax]

Ajax nickte und die Männer würden im Vorraum verbleiben. "Sie werden hier verbleiben." dann folgte er dem Diener.

Der große Saal bedeutet ihm wenig. Doch seinen Blick lässt er durchaus streifen. Interessiert mustert er die Werkstoffe. Dann erkennt er seinen Gastgeber und gezielten Schrittes läuft er auf diesen zu. Die Bewegungen des Liktors sind im anders als beim Hausherrn wenig ausladend, eher einstudiert. Doch auch er setzt ein Lächeln auf, als er den Tzemiscze sah.

"Werter Alain, ich bin erfreut euch zu sehen. Ihr seht mich beeindruckt von eurem Bau und eurer Energie die ihr in euer Heim steckt. Nicht meine Art doch durchaus wohl platziert und ausgewählt. Das Chaos ist stets nur der Vorbote von etwas größerem." antwortete er Alain auf Fränkisch, starr und etwas älter, doch durchaus flüssig. Er legte den Speer ab bevor er sich setzte.

"Euer Angebot nehme ich gerne an. Ich bin heute Abend nicht wegen meiner Tätigkeit als Liktor hier sondern, weil euer Einfluss in Nervi nicht zu übersehen ist. Ich will euch diesen in keinem Fall streitig machen. Deswegen bin ich heute hier um mit euch die Bedingungen einer Zusammenarbeit bezüglich Nervi zu besprechen. Seht mir geht es ähnlich wie euch...doch mir wurde nahegelegt, dass es angebracht für mich wäre einen Mondsenatorensposten zu bekleiden. Der Posten der östlichen Dörfer ist momentan vakant." er zuckte die Schultern, er hatte einige Schlagworte geliefert an denen Alain würde einhaken können, so er denn wollte.

[Alain le Beau]

Alain seufzt und lächelt etwas gezwungen. "Setzt euch doch", sagt er und wartet, bis der Liktor Platz genommen hat. Dann setzt er sich ebenfalls. Blickt im Raum herum, auf die Kisten, die Statuen. "Es wird noch viel Arbeit werden", sagt er leise. "Und dummerweise ist mein Bildhauer derzeit verhindert. Immerhin, ich werde es wohl als erster erfahren, wenn er zurückkehrt."

Während Alain so spricht, bemerkt Ajax etwas. Den feinen Geruch von Vitae. Er geht von Alain aus, nur ein Hauch, aber um so süßer, umso köstlicher. Wie ein extravagantes Parfüm. Irgendetwas in Ajax regt sich, höchst interessiert und gierig. Währendessen faltet Alain die Hände und scheint nachzudenken. Schließlich blickt er auf, als Luca an den Tisch tritt. "Exzellent", sagt er leise und nimmt die beiden Becher von dem Silbertablett. "Es sollte euch zusagen, wohlwerter Ajax. Echtes Saraszenenblut. Man kann die Wüste beinahe schmecken." Mit schlanken Fingern hebt er den Becher. "Auf Genua", sagt er leise.

[Ajax]

Ajax blinzelte nicht einmal während er den jungen Mann vor sich begutachtete so als ob er ergründen wollte, was es mit seinen vielen Worten auf sich hatte. Seine Frage dachte er sich war klar gewesen. Er wirkte nicht verstimmt. Den Duft hatte er augenscheinlich wahrgenommen aber der Hunger in ihm war nicht so stark als dass das Fleisch über den Verstand siegen könnte. Genussvoll jedoch trank er aus dem Kelch.

„Auf Genua!“ er lächelte. Was auch immer es war, es erfreute ihn „ Und?“ fügte er etwas fordernder an.