[1026] Der Schatten der Patrizier [Acacia, Gasparo]

[März '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Gasparo
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[1026] Der Schatten der Patrizier [Acacia, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo zog den dunklen Mantel unbewusst enger um sich, als er durch die Gassen Genuas schritt. Er blick dicht hinter dem bewaffneten Crispianus . Irgendwo hinter ihnen humpelte Sixtus, doch auf sein schwaches Bein wurde in dieser Nacht keine Rücksicht genommen.

Misstrauisch beäugte der Ventrue seine Umgebung. Auch wenn es tiefer Winter war schienen die Straßen doch besonders vereinsamt. Waren es nur die Wolken vor den Mond, die die Welt finsterer erschienen ließen, oder ...?

Der Lehrmeister drängte den Gedanken zurück. Es war nicht an der Zeit, sich in Unsicherheit und Furcht zu hüllen. Er verstand, dass seine Einladung ins Elysium eine subtile Warnung war. Wozu wäre ein Treffen auf neutralem Boden nötig wenn es nicht einen Grund des Anstoßes gab, eine Versicherung der Sicherheit war auch ein grundlegendes Zugeständnis, dass es Gefahr gab.

Aber er würde sich seines Blutes und seiner Ahnen würdig erweisen und mit Hilfe Verstand, Würde und den Traditionen des dunklen Vaters auch dieser Herausforderung stellen.

Fast wäre er auf Crispianus aufgelaufen, als dieser vor den Toren San Donatos stoppte. Sein Diener hatte die ungewohnte Stimmung seines Herrn bemerkt aber nicht gewagt, diese anzusprechen. Gasparo reichte ihm den Mantel und straffte sich. Er trug ein schwarzes, teuer geschnittenes Gewand mit gelben Ärmeln. Noch einmal überprüfte er, ob seine Kleidung richtig saß, noch einmal strich er mit seiner rechten Hand durch sein sorgfältig gekämmtes Haar, noch einmal strich seine linke Hand sacht über das Amulett, das auf seiner Brust ruhte.

Dann betrat er das Elysium.

Er betrachtete seine Umgebung als sehe er sie zum ersten Mal. Die Atmosphäre war eine andere, daran bestand kein Zweifel. Er sah die Gestalt, die seine Gastgeberin sein musste, und ging einige Schritte auf sie zu. Seine Schritte schienen laut zu hallen. Mit einem passiven und leidenschaftslosen Gesichtsausdruck verbeugte er sich, langsam und tief, und wartete, dass Acacia, die Herrin der Schatten, seine Gegenwart anerkannte.
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Acacia
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Re: [1026] Der Schatten der Patrizier (Acacia, Gasparo)

Beitrag von Acacia »

Die Kirche lag still da an diesem Abend. Zu still. Es war beinah als würde die Nacht selbst den Atem anhalten, als würden all die kleinen Tiere wissen, dass ein Monster unter ihnen wandelte und tatsächlich, als sich das Portal der Kirche hinter Gasparo mit einem seltsam … endgültigen Laut schloss, stand sie da. Die Herrin dieses Ortes. Denn das war sie und nicht irgendein Gott, mochte er auch noch so machtvoll sein.
Die Gestalt war hochgewachsen, schlank und in tiefstes schwarz gekleidet. Der teure Stoff floss weich um ihre Gestalt, bar jeder Verzierung war allein seine Verarbeitung sein Schmuck. Das lange schwarze Haar war von goldenen feinen Ketten durchwoben, die die tintenschwarze Fülle kaum zu bändigen wussten. Sie stand inmitten der Kirche, genau vor dem Altar und selbst mit den Augen eines Untoten war sie nur schwer zu erkennen. So als hätte man das Licht gedämpft … oder als würden die Schatten zu ihrer Herrin drängen. Bewegte sich die vollkommen lichtlose Schwärze nicht? Zuckte sie gar? Und drängte in die Richtung der düsteren Gestalt?

Langsam nur drehte sie sich um und enthüllte ein Antlitz von eiskalter Schönheit. Unvergleichlich, mochte nur die Prinzessin höchst selbst schöner sein als diese Frau. Das marmorblasse Gesicht war von der Ebenmäßigkeit eines Engels. Eines Engels, der gekommen war um Rache zu nehmen. Ein Wesen, auserwählt der Scharfrichter des Gottes zu sein, den man hier vermuten sollte … oder vielleicht auch der Scharfrichter seines ärgsten Gegners.

Sie wartete bis er näher gekommen war, der Blick aus den tief schwarzen Augen unverwandt auf ihn gerichtet. Sie blinzelte nicht, sie atmete nicht, sie versuchte nicht einmal den leisesten Anschein des Lebens aufrecht zu erhalten. Sie war tot und das schon länger, als die meisten Neugeborenen es sich vorstellen konnten. „Sei gegrüßt.“, eröffnete sie mit leiser und doch raumfüllender Stimme das Gespräch. Die Stimme war dunkel und der Klang von tausenden oder sehr gewaltigen Schwingen lag in ihr. Sie schwieg nach diesen beiden Worten und wartete, wartete auf seine Vorstellung und seine Demut. Nachdem er geendet hatte schwieg sie. Schwieg viel zu lang für einen Sterblichen.

„Willkommen in Genua, Gasparo di Como.“ Ihre Stimme noch immer von der Macht der Dunkelheit erfüllt und so kalt, dass sie den Worten Hohn zollten. „Die meinen flüstern deinen Namen. Sag mir warum sie das tun.“
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Gasparo
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Re: [1026] Der Schatten der Patrizier (Acacia, Gasparo)

Beitrag von Gasparo »

Gasparo starrte die Gestalt vor ihm an und sein Blick flackerte von links nach rechts. Nervös bemerkte er die Schatten, die sich unnatürlich verhielten und erschauerte innerlich. Er ahnte, welche Macht über die Dunkelheit die Lasombra hatte, und doch war es tief verstörend zu sehen, wie diese Fähigkeit ohne jede Anstrengung ausgeübt wurde.

In der Verbeugung verharrend stellte er sich vor. Seine Stimme blieb trotz allem fest, laut und deutlich, die Stimme eines geübten Lehrers und Dozenten, die Worte wohlklingend und mit einer Spur von Stolz.

„Verehrte Ancilla und Mondsenatorin, verehrte Hüterin des Elysiums, mein Name ist Gasparo di Como, Neugeborener des Clan Ventrue,
Kind des Majorianus,
Kind des Desiderio,
Kind der Brutia Livia,
Kind des Caracallas, Ahn des Clans der Könige und Herrscher der 12 Städte,
Kind des Lucius Tarquinus Priscus, Ahnherr des Clans der Könige und Kind von Ventrue selbst.“


Er sich richtete sich wieder auf, bemüht, sich sein Unwohlsein nicht anmerken zu lassen.

„Ich danke Euch für die Gelegenheit, Euch zu begegnen. Es ist eine große Ehre.“

Als er auf eine Antwort Acacias wartete presste er die Kiefer aufeinander. Die Finger seiner rechten Hand, hinter seinem Rücken verborgen, zuckten in einer nervösen Angewohnheit, die er auch nach dem Tod nicht abgelegt hatte. Der Rest seines Körpers hätte auch eine der von Toma angefertigten Statuen sein könne. Starr, regungslos, in einer fast krampfhaft geraden Pose die sogleich Disziplin als auch Geduld ausstrahlte.

Dieser Selbstbeherrschung war es zu verdanken, dass er nicht zusammenzuckte, als seine Gastgeberin schließlich doch wieder das Wort an ihn richtete.

„Verehrte Signora della Velanera, wenn Ihr von den Euren sprecht so meint Ihr sicherlich Mitglieder der Familie Brigori? Lasst mich erklären, wie es zu unserer Zusammenkunft in dieser Nacht kommt.“


In seinem Klassenraum hätte Gasparo nun begannen auf- und abzugehen und einen belehrenden Zeigefinger wie eine Sense geschwenkt. Im Angesicht der älteren Vampirin wusste er solche Impulse zu unterdrücken. Mit leicht gesenktem Haupt sah begegnete er dem Block der Lasombra, nicht herausfordernd aber beständig. „Ich bin ein Magister Trivium und in meiner Heimat, Lucca, habe ich mir als Lehrmeister unter den Sterbliche eine gewisse Reputation erarbeitet. In Genua habe ich eine Anstellung an der Priesterschule aber ich hatte als Ziel, ebenfalls als Mentor der Sprösslinge des Adels zu dienen. Es sind diese Töchter und Söhne, die aus Bildung und Wissen den größten Nutzen ziehen können. So hatte ich in der Tat alle hohen Familien der Stadt angesprochen. Meine Hoffnung, die wohl eher naiver Utopie gleichkam, war es, alle sterblichen Lenker der Stadt auf ein neues Niveau des Wissens und der Bildung zu hieven. Allerdings schien dieser koordinierte Ansatz schnell zum scheitern verurteilt.“

Er schüttelte unmerklich den Kopf. „Es war mehr ein Zufall, dass mein Augenmerk dann auf die Brigori fiel. Der Tutor, den Euer Diener Savio gewählt hatte, war ein junger Mann von zweifelhaften Fähigkeiten, der mehr Schaden als Nutzen anrichtete. Also beabsichtigte ich dann, dort anzusetzen.“

Gasparos Mundwinkel verzogen sich in einer Miene des Bedauerns. „Ich vermute, dass Ihr zu diesem Zeitpunkt von mir erfahren habt. Seid versichert, dass diese Idee nicht als eine Art Angriff auf Euch gedacht war, verehrte Hüterin des Elysiums. Das Ausmaß der Kontrolle, die die Kainiten Genuas über die verschiedenen Familien haben, war mir nicht bekannt.“

Der Magiste versuchte, auf dem kalten Gesicht Acacias auch nur die Spur einer Reaktion zu erkennen. „Dennoch könnte ich Euch anbieten, meine Arbeit fortzusetzen und, mit Eurer expliziten Erlaubnis, die junge Generation der Brigori anzuleiten, auf dass Sie Euch effektiver dienen und Genua selbst zu größerem Erfolg verhelfen.“

Langsam hob Gasparo seine linke Hand in einer Geste, die beschwichtigend oder abwehrend wirken sollte. Sein rechte Hand blieb hinter seinem Rücken.

„Andererseits kann ich Euch versprechen, die Kinder der Brigori nicht mehr in meinen Plänen einer Ausbildung des Adels zu berücksichtigen, so Ihr es wünscht. Seid versichert, dass mein Eid mich binden würde.“

Nun war es an dem Ventrue zu schweigen. Wie würde die Mondsenatorin Platealongas reagieren? Es war schwer, die Gedanken einer Ancilla vorherzusagen, vor allem in dieser Situation, in der er sich wiederfand.
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Acacia
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Re: [1026] Der Schatten der Patrizier (Acacia, Gasparo)

Beitrag von Acacia »

In den Zügen der marmornen Schönheit zu lesen, war beinah ein Ding der Unmöglichkeit. Beinah mochte man meinen sie sei aus dem kalten, kostbaren Stein selbst erschaffen worden, wobei jedoch fraglich war ob selbst ein Meister wie Toma derartig düstere Perfektion schaffen konnte. Während Gasparo sprach, verharrte sie vollkommen still, die mahlstromartigen Augen auf ihn gerichtet, die nichts von ihren Gedanken Preis geben wollten.

So war es beinah ein Schock, als ein Lächeln auf ihren Zügen aufblühte und die blassrosa Lippen sacht bog. Es war kein freundlicher Ausdruck, sondern mehr einer den ein Krieger auf dem Schlachtfeld tragen mochte, wenn er einen Gegner nach dem anderen niedermähte. Doch für derlei … blutiges Geschäft wirkte die Frau – nein das Monster – doch viel zu kultiviert. Ganz sacht neigte sich ihr Kopf ein wenig zur Seite, als wolle sie ihn aus einem neuen Blickwinkel betrachten und ihr Lächeln vertiefte sich noch mehr. „Du willst also deine Lügen in die Ohren der Jüngsten träufeln.“ Keine Frage. Eine Aussage. Und doch war da kein Zorn … zumindest keiner, den er sehen konnte. „Warum sollte ich einem wie den deinen gestatten das zu tun? Wo es mich und diese Stadt so viel Blut und Leiden gekostet hat den letzten Lügner deines Blutes loszuwerden?“ Die Kälte war ein wenig aus ihrer Stimme geschwunden, dafür klang sie nun sanfter, beinah schmeichelnd und man konnte sich leicht vorstellen wie sie die Sterblichen um ihren Finger wickeln konnte, wenn sie wollte.

Als sie sich bewegte und die Hände in einer ausnehmend anmutigen Geste vor den schweren Röcken faltete, raschelte der Stoff leise und doch schien dieser Laut in der so stillen Kirche beinah unnatürlich kraftvoll und zugleich seltsam gedämpft zu sein. Schatten krochen heran und schluckten noch mehr des blassen Lichtes, während sie noch ein wenig näher kam und den Blick, diesen unendlich tiefen, gnadenlosen Blick, nicht von ihm nahm. „Ich kenne deine Linie, Gasparo, ich kenne die Kinder dieser Linie und ich kenne ihre Intrigen. Sag mir, Gasparo, stehst du treu zu ihrer Majestät? Bist du ein loyaler Diener Genuas oder flüsterst du in die Ohren deiner Ahnen. Bist du nur eine neue Marionette? Oder soll ich dir vertrauen und dich die unschuldigsten der Kinder Genuas überlassen?“ Ihr Lächeln wurde noch eine Spur sanfter, eine Spur weicher und doch hatte man das Gefühl unter dieser … Freundlichkeit, wartete sie nur darauf zuzuschlagen.
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Gasparo
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Re: [1026] Der Schatten der Patrizier (Acacia, Gasparo)

Beitrag von Gasparo »

Gasparo wehrte sich gegen den Impuls, zurückzuweichen, als die Hüterin des Elysiums sich ihm näherte. Eine Stimme in ihm flüsterte, dass sie sich im Elysium befanden und er sicher war, dass Acacia gegen die Gebote dieses heiligen Ortes verstieß, wenn Sie die Schatten rief, aber er verscheuchte diesen Gedanken schnell wieder. Das Wort der Lasombra war das einzige Gesetz, das hier und heute zählte und entschloss sie sich gegen Ihn vorzugehen, wäre sein Schicksal besiegelt.

„Verehrte Ancilla ...“, begann er vorsichtig. „Mir ist nicht bekannt, welche Fehde es zwischen Euch und meiner Linie gab. Mir ist bewusst, dass der verehrte Maximinianus viele Jahre in Genua gewirkt hat und dabei den Unmut mancher Kainiten hervorgerufen hat aber er ist nicht mein Schöpfer und ich spreche nicht für ihn. Ich kann Euch nur bitten, meine Ahnen nicht zu verunglimpfen und meiner Linie Unrecht zu tun.“

Würde er noch atmen wäre es ihm schwergefallen, seine Worte zu formen. Zu beeindruckend war die bedrohliche Präsenz der Lasombra, deren Lächeln im krassen Missverhältnis zu ihren Worten stand.

„Ich habe mich der höchst verehrten Majestät, der Ahnin meines Clans, vorgestellt und Ihr mein Wort gegeben, mich für das Wohl Genuas einzusetzen. Nur in einer sicheren und starken Domäne kann unsere Art überleben und wachsen und, wie der Krieg zeigte, ist der eingeschlagene Weg vielversprechend. Ich bin stolz, hier zu leben und meinen Beitrag zu leisten, so ich es denn kann.“

Würde der Hinweis auf seine entfernte Verwandtschaft zu Aurore helfen? Gasparo war über das Verhältnis der mächtigen Damen im Unklaren aber er zögerte nicht, auch dieses kleine Detail in die Waagschale zu werfen.

Wieder senkte er kurz den Kopf in einer Geste der Anerkennung. „Eure Sorge um die Kinder Eurer Schützlinge ehrt Euch und ich respektierte Eure Wünsche und Euer Misstrauen. Auch wenn es mich betrübt, dass Ihr mich anseht als sei ich die Giftschlange in der Fabel Äsops … viperam sub ala nutricare … so kann ich nur wohl nur wenig tun oder sagen um Eure Meinung in dieser Nacht zu ändern.“

Er hob eine Augenbraue, als er Acacia fragend ansah. „Als Trost verbleibt mir nur, dass wir noch viele Jahre durch diese Welt wandeln mögen und sich Euer Urteil über mich um Laufe der Dekaden revidieren könnte.“ Vor ihm stehend schien die Lasombra die einzige andere Person auf der Welt zu sein. Der Rest des Elysiums hätte auch vollkommen in Dunkelheit getaucht sein können, so wenig nahm er von dem Ort war. Er war auf die Mondsenatorin fokussiert, darauf bedacht, seine steife Haltung zu bewahren und seine Stimme nicht brüchig oder zittrig werden zu lassen. Auch als Neugeborener des Clans der Könige würde er doch zumindest versuchen, seine Würde zu bewahren.
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Re: [1026] Der Schatten der Patrizier (Acacia, Gasparo)

Beitrag von Acacia »

Ihr Lächeln vertiefte sich ein wenig bei seinen tapferen, vorsichtigen Worten. Oh sie hatte so viele kommen und gehen sehen, hatte Unhöflichkeit und falsche Speichelleckerei erlebt, hatte mehr gebrochene Eide erlebt, als der Vampir vor ihr alt war und das machte sie – ebenso wie die anderen Alten – so unberechenbar. Jetzt jedoch glomm ein Hauch Amüsement in den mitternachtsfarbenen Augen und doch war daran nichts beruhigendes. „Was ich wissen will, Gasparo aus der Linie des Lucius Tarquinus Priscus, bist du ein Spion der Etrusker? Haben sie dein totes, kleines Herz gekauft und dich geschickt weiterzuführen was Maximinianus begonnen hat?“ Sie harrte einen Moment aus, scheinbar gespannt ob er mutig genug war um darauf zu antworten … und ob er wohl lügen würde oder nicht. Dann jedoch war der Moment, der vielleicht einen menschlichen Herzschlag gedauert hatte, vorbei und die leise und doch klare Stimme durchdrang erneut die Dunkelheit der Nacht. „Weißt du wer Maximinianus aus dieser Stadt geworfen hat? Wer ihn gezwungen hat zurück zu seinem Erzeuger zu kriechen und um Gnade zu flehen, weil er seine Aufgabe nicht erfüllt hat, weil seine Loyalität nicht Genua gegolten hat und nicht seiner Herrin?“ Das Lächeln verblasste und ließ eine Tödlichkeit auf ihren Zügen zurück, die deutlich davon sprach, wer die Fäden in der Hand gehalten hatte in jenen düsteren Zeiten. „Wir lieben unsere Herrin, die strahlend helles Licht in all dieser Dunkelheit ist. Wir schützen und ehren sie, aber nicht ihr Blut. Genua gehört nicht den zwölf Städten und wird es niemals.“ Noch mehr Schatten krochen näher, umarmten ihre Herrin, betonten die scharfen Züge ihres Gesichts und formten aus ihr ein überirdisches Wesen von düsterer, bedrohlicher Macht. Pure Bedrohlichkeit lag in ihrer gesamten Haltung und es konnte nur noch Momente dauern bis sie ihn vernichten würde …. und wann war es vorbei.

Ein sachtes Lächeln lag auf ihren Zügen und das Licht wirkte beinah wieder normal, während sie sich eine feine Haarsträhne … das waren doch Haare und keine Schatten oder? … aus dem Gesicht strich. „Unterrichte die Kinder ruhig, Gasparo. Lehre und bilde sie, aber vergiss niemals: Sie sind mein Blut, mein Eigen. Wenn du deine Aufgabe gut machst, soll es dein Schaden nicht sein und ich werde sogar für dich mit dem Brigori sprechen, damit sie dich mit offenen Armen empfangen. Doch zweifle niemals daran: es ist eine Gabe der Schatten.“ Freundlichkeit lag in ihrer Stimme und Sanftheit. Ja beinah mochte man meinen nur eine ungewöhnlich schöne Adlige der Menschen vor sich zu haben … wenn da nicht die dunkelste aller Mächte in ihren Augen lauern würde. „Ich erwarte jeden Mond einen Bericht von dir über die Fortschritte der lieben Kleinen und was du gedenkst aus ihnen zu machen.“
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Re: [1026] Der Schatten der Patrizier (Acacia, Gasparo)

Beitrag von Gasparo »

Als die Ancilla vor ihm stand und Frage auf Frage stellte, ohne wirklich auf eine Antwort zu warten, überschlugen sich Gasparos innere Gedanken. Acacia hatte schon lange vor diesem Treffen entschieden, wie sie mit ihm verfahren wollte. Seine Verteidigung, seine wohl durchdachte Argumentation, bedeutete der Lasombra nichts. Auch die Vehemenz, mit der die Hüterin des Elysiums Ihre Besorgnis um Aurore betonte, überraschte den Ventrue. Die Umstände, warum Maximinianus Genua verlassen hatte, waren ihm ebensowenig unbekannt wie die intensive Feindschaft, die die Mondsenatorin zeigte.

Doch dann änderte sich alles. Die Schatten, die von dem Raum Besitz ergriffen hatten, schienen sich etwas zurückzuziehen und ihre Herrin machte ihm ein Angebot von dem er wusste, dass eine Ablehnung nicht möglich wer. Er verbeugt sich erneut wie er es bei seiner Begrüßung getan hatte.

„Verehrte Signora della Velanera, ich bedanke mich für die Ehre, die Ihr mir zuteil kommen lasst. Ich werde Euch nicht enttäuschen. Ich werde die Kindern der Brigori zu den nötigen Werkzeuge formen um in den kommenden Dekaden die Geschäfte der Familie weiterzuführen mit einem erfüllten, wachen Geist.“

Langsam richtete er sich wieder auf und erlaubte sich einen erneuten Blick auf Acacia zu werfen. Die Schönheit der Kainiten berührte ihn auf eine unerklärliche Weise. Zeitgleich war ihm bewusst, dass sie seine Existenz mit einer Geste beenden konnte. Was er empfand, war … Neid. Die Macht, die ihm gegenüberstand, die Möglichkeit, andere seiner Art zum Zittern zu bringen und sich Untertan zu machen, nur mit der Andeutung einer Drohung … dies begehrte Gasparo mehr als einen unmöglichen Kuss von vergifteten Lippen oder eine Berührung, die ihm die Hand oder mehr kosten würde. Wie viele Jahre würde es dauern, wie viel Blut würde er vergießen, bevor er dieses Ziel erreichte?

„Sagt, in welcher Form erwartet Ihr meinen Bericht? Soll ich etwas niederschreiben und Euch in der Villa der Brigori oder in San Donato lassen oder werdet Ihr mir die Freude regelmäßiger Treffen bereiten?“
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Re: [1026] Der Schatten der Patrizier [Acacia, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo wird von der Acacia ins Elysium zitiert. Sie konfrontiert ihm mit dem Wissen, dass er versucht hatte sich in die Familie Brigori einzuschleichen, die unter ihrem Schutz stand. Eingeschüchtert von der Macht der Lasombra bittet der Lehrmeister die Ancilla um Vergebung. Er bietet an, die Kinder der Familie zu unterrichten, um die Zukunft der Händler auf sichere Beine zu stellen. Acacia nimmt dieses Angebot an, nicht ohne deutlich zu machen wie die Machtverhältnisse in Genua aussehen und wie schwer es der "Verwandte" des Maximinianus haben wird.
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