[1027] Ersehntes Erwachen [Alain, Toma]

[Toma Ianos Navodeanu]

"Ich kann euch kaum davon abhalten nach Domus oder Staglieno zu gehen und kann auch nicht über jeden einzelnen von ihnen wachen. Sie haben euer Blut getrunken und das relativ lange. Sie könnten euch mehr zugetan sein, als mir. Ihr werdet sicher verstehen dass ich das ungern zulassen würde. Es wird leichter für sie sein sich wieder umzugewöhnen, wenn ihr nicht in deren Nähe auftaucht."

Meine Neuigkeiten. Einige Vorbereitungen waren abgeschlossen und ich führte gerade ein Experiment für die Hure durch. Zudem konnte ich Gifte in Auftrag geben. Nun jedoch muss ich mir erst einmal ansehen was die werten Liktoren planen.

Es gibt aber noch etwas anderes, weswegen ich mit euch sprechen wollte: Habt ihr die Gerüchte über unser Blut gehört? Von den Hexern, die sich die Untserblichkeit erschlichen haben sollen?!" Äußerst empört brachte er diese Worte vor und versuchte schon wieder die Arme vergeblich zu verschränken.

[Alain le Beau]

Alain nickt. "Das solltet ihr. Die Liktoren warten sicher schon darauf, dass ihr euch meldet." Dann legt er den Kopf schief. "Die Gerüchte waren nicht zu überhören, selbst für jemanden, der sie gewöhnlich mit viel Alkohol und freudiger Gesellschaft auszublenden weiß. Vielleicht eine Intrige der Feinde unseres Clans? Wir sollten einmal gemeinsam nachforschen. Nur, damit wir auf der sicheren Seite sind."

Toma wird das Gefühl nicht los, dass Alain ihn genau studiert. "Toma", sagt er dann schließlich. "Irgendetwas... stimmt nicht mit euch. Ich würde gerne helfen. So sehr ich eure Form bewundere, so weiß ich doch, dass es nicht die Form eurer Wahl ist. Und, nun ja, diese lange Schlafenszeit, das ist nicht normal. Wollt ihr nicht mit mir darüber reden?" Es klingt zumindest ehrlich besorgt.

[Toma Ianos Navodeanu]

Von dieser Meinung war er nun plötzlich überrumpelt. Damit hatte er nicht gerechnet. Alain konnte sehen wie Toma unsicherer wurde. Seine Nasenflügel zuckten und sein Blick unstet.
„Es... “ Seine Stirn legte sich in Falten.
„Es ist in Ordnung...es ist eine Prüfung und ich brauche eure Hilfe dazu nicht.“
„Ich wüsste auch nicht was euch das angeht, seid ihr nicht sonst allein über euer eigenes Wohlergehen besorgt?“
Mit jedem Wort wurde sein Ausdruck plötzlich aggressiver.
„Woher wollt ihr wissen ob es normal ist? Wisst ihr wie lange andere Kainiten ruhen? Und was soll das eine schon mit dem anderen zu tun haben!“
Sein Blick ging zur Tür.

[Alain le Beau]

Alain macht eine beschwichtigende Geste. "Als ich auf dem Boot von Sousanna niedergeprügelt wurde", sagt er leise, "habe ich gerade einmal einen Monat in Starre gelegen. Seid mir nicht böse. Ich habe Martha ausgefragt, musste ja wissen, was mit euch ist. Habe sie praktisch gezwungen. Nach dem was sie erzählt... nun, es war bei euch wohl auch schon einmal kürzer. Und was immer euch bedrückt, diese Prüfung, scheint damit zusammenzuhängen."

Er legt die schlanken Finger auf die Brust. "Ich weiß ja selbst, was es bedeutet, leidgeprüft zu sein. Ich will euch eure Prüfung weder abnehmen noch erschweren, aber hilft es euch vielleicht, mir mehr darüber zu erzählen?"

[Toma Ianos Navodeanu]

„Martha..“ murmelte Toma und biss die Zähne zusammen. Dann blickte er wieder zu Alain und musterte ihn kritisch. „Ja...es war nicht immer so, aber ich weiss nicht warum. Vielleicht ist es auch eine Frage des Alters.“
Er sah nun noch verärgerter oder besorgter aus als zuvor.
Er sah zur Seite, sah Alain nicht an und war in Gedanken.
„Alain...es ist kompliziert...ich glaube, dass mein Weg nicht richtig war...dass mein damaliges Aussehen nicht das perfekte war nachdem ich suche und Gott hat mir eine andere Richtung gewiesen. Ich halte auch nicht das menschliche für meine Perfektion, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es Vorteile hat und dass es nur ein Gesicht ist. Ich bin dennoch ich und dennoch ein Kainit und so sehr ich es als Schwäche auch gesehen habe...das war ein Fehler. Ich habe mich selbst geschwächt. Ich habe viele Fehler gemacht...doch das passiert bei Experimenten nicht wahr? Man darf nur nicht aufgeben.“ versuchte er sich selbst gut zu zureden.

[Alain le Beau]

Wenn Toma Alain angesehen hätte, dann hätte er beobachten können, wie sich der Mund des anderen entsetzt öffnet - und geistesgegenwärtig wieder schließt. Aber Alains Blick spricht Bände: Das ist offenbar schlimmer, als alles, was er sich vorgestellt hat. Der junge Tzimisce schließt die Augen, tippt sich mit dem Finger an die Nase und nickt dann schließlich. Er tritt zu Toma und nimmt dessen verbliebene Hand, sieht diesem tief in die Augen.

"Toma", sagt er. "Toma, was redet ihr da? Natürlich war euer Aussehen nicht das perfekte! Es war nur ein Schritt auf dem Weg dahin, das habt ihr doch immer wieder deutlich gemacht. Aber das?" Er weist auf Tomas Gesicht, auf seinen Körper. "Das seid nicht ihr! Ihr spürt doch selbst, wie es euch innerlich zerreißt. Wir sind keine Menschen - wir sind besser! Stärker, klüger, besser! Ich hatte gedacht, dies wäre nur eine Maske, eine Falle, für Sterbliche. So wie ich eine Maske trage, sorgfältig gewirkt, perfekt für ihren Zweck. Aber jetzt sehe ich, dass ihr euch selbst verleugnet!"

Er hebt Tomas Hand hoch. "Diese Hand ist die Hand eines Künstlers, der Wunderwerke geschaffen hat. Nicht allein aus Stein, sondern aus Fleisch. Und Blut! Seht Martha an, seht Gandac an. Hat Gott je etwas Vergleichbares gewirkt?" Er verzieht das Gesicht. "Wer auch immer euch getäuscht und fehlgeleitet hat, es kann nicht Gott gewesen sein. Gott hat uns verstoßen - was kümmert ihn unser Geschick? Wir sind frei! Und wir, die Tzimisce, sind freier als jeder andere! Seht sie doch an, gebunden an ihr sterbliches Fleisch, während wir uns formen, uns wandeln, wie die Schlange, die sich häutet. Aber ihr wollt euch nun wieder in die Ketten des Fleisches legen? Ach, Toma!"

Voll Sorge und Freundlichkeit ist der Blick, den er seinem Bruder zuwirft. "Kommt. Ich will euch etwas zeigen!" Dann zieht er diesen an seiner Hand hinter sich her.

[Toma Ianos Navodeanu]

Als Alain Tomas Hand griff, sah dieser ihn überrascht an, aber zog sie nicht gleich weg.
Erst als er ihn dann mit sich ziehen wollte, ließ der ältere Tzimisce sich nicht so einfach mitzerren wie einen Hund.
„Alain. Ihr missversteht. Ich stimme euch doch zu.“

„Ja, wir sind besser als die Menschen. Immer gewesen! Wir sind Tzimisce, wir sind Schöpfer. Ich weiss wer ich bin!“ hier zog er die Hand zurück und legte sie auf seine Brust.
„Doch ich habe mich nicht so verhalten. Am Anfang des Ganzen. Ich hab mich schändlich für unser Blut verhalten. Schwach…“ Er zögerte und schien selbst erst einmal ordnen zu müssen, was er sagen wollte, was er empfand. Zu lange hatte er sich davor gedrückt sich damit auseinander zu setzen.
„Ich will mich nicht mehr verstecken, Alain. Das ist wer ich bin und immer war. Ihr habt völlig recht wenn ihr ein menschliches Gesicht als Maske seht. Es hat mir widerstrebt..aber was wenn es so sein muss? Ich traf einst eine Kainitin die meinte dass etwas das als Schwäche wirken kann, aber auch eine Stärke sein kann. Uns stärken kann. Entweder wir überstehen es und erstarken daran oder…eben nicht. Fallen…
Alain, ich habe mich versteckt und bemitleidet..“ Erklärt er voller Abscheu, schüttelte den Kopf und lachte dann. „Ihr habt recht, dass das Fleisch uns Untertan ist. Das…“ er zeigt auf sein Gesicht und Körper. „…ist nur Fleisch…Ich…“ ja warum hatte er sich so lange darin eingesperrt? Sein Blick wurde etwas blank als er nachdachte und sein Gesicht verzog sich missmutig.

Mittlerweile war auch Martha wieder in den Raum gekommen, die sich offensichtlich selbst erst einmal angekleidet hatte und auch die restlichen Sachen, die sie mitgebracht hatte zusammen gepackt hatte und nun mit Sack und Kleidung da stand und schwieg. Da hier scheinbar Streit in der Luft lag, wollte sie nicht so sehr auf sich aufmerksam machen.

[Alain le Beau]

Alain lässt Toma los und hebt die Hände, eindringlich. "Schwach, Bruder? Ihr wart stark - mutig - einzigartig unter all den Kainiten Genuas. Ihr habt es gewagt, euch als monströs zu zeigen. Ihr wart ein Kunstwerk der Unmenschlichkeit." Er schüttelt den Kopf. "Hört euch doch selbst einmal zu. Ihr wollt euch nicht verstecken - aber dieses Gesicht ist ein Versteck. Ich trage das meine, weil ich Vergnügen unter Sterblichen suche. Ihr... ihr habt nicht mal die Mittel dazu." Seine Hand weist auf Tomas Lendenbereich.

"Ihr sagt, es widerstrebt euch. Ihr sagt, es muss so sein. Wie wollt ihr das hier 'überstehen', was ist der Sinn dieser absurden Prüfung, wenn sie euch doch so deutlich unglücklich macht, an euren Kräften zehrt?" Alains Nackenhaare stellen sich hoch, als er Tomas Gesichtsausdruck betrachtet. Offenbar kommt ihm ein Verdacht. "Bemitleidet habt ihr euch vor allem wegen dieser Unehrlichkeit - der Toma, den ich kannte, hatte keinen Raum für Selbstmitleid. Warum denkt ihr, dass man nichts daran ändern könnte? Was hält euch in diesem Fleisch?"

Alain ignoriert Martha, schaut weiterhin Toma an. "Diese Kainitin... es liegt Weisheit in ihren Worten. Aber in eurem Fall wirkt es nicht als Schwäche. Es ist Schwäche!"

[Toma Ianos Navodeanu]

"Das sagt ihr? Wo ihr euer Leben lang nur ein solches Gesicht getragen habt? Ihr habt keine ahnung und kein Recht mich überhaupt zu belehren! Für euch war es nie eine Bürde. Wie könnt gerade ihr so darüber reden?
Was wisst ihr schon von Prüfungen und Leid die euer ganzes…Leben beeinflussen? Ihr sucht immer nur den Genuss. Ihr habt nicht mal ein höheres Ziel. Ihr wisst nichts!

Ich sprach nicht von meinem tierischen Gesicht, sonderm diesem. Genau diesen Mut hatte ich verloren, aber…aber es ist ja immer alles wandelbar. Es muss nicht so bleiben." Betonte er aufgebracht.

[Alain le Beau]

"Muss es nicht?" sagt Alain mit einem boshaften Unterton. "Dann beweist es mir, Toma. Nutzt all das Blut dass ich euch geschenkt habe - ich habe noch mehr - und verwandelt euch wieder. Zeigt, dass ihr euch ändern könnt. Was hält euch zurück? Ihr könnt ja jederzeit wieder diese Form annehmen, die nur eine Maske ist."

Er verschränkt die Arme übereinander. "Aber das könnt ihr nicht, nicht wahr? Eure Prüfung ist in Wahrheit eine Kette. Jemand hat euch in Ketten gelegt. Schlimmer als die Starre!" Mitleidig sieht er Toma an. "Ihr seid in diesem Fleisch gefangen!"