[1027] Ersehntes Erwachen [Alain, Toma]

[Toma Ianos Navodeanu]

Alains Hinweis zu Tomas Verletzung kommentierte dieser nicht weiter. Natürlich würde er es verstecken müssen. Den Arm konnte man noch unter einem Hemd als Kriegsverletzung abtun, die aufgerissene Schulter und Ansatz des Halses kaum.
Und dieser Anblick begleitete Alain und Martha nun die ganze Zeit, da sich Toma nicht die Mühe gemacht hatte etwas anzuziehen, als sie den Raum gewechselt hatten.

Martha kniete zwischen Toma und Alain auf dem Boden und sah zwischen den beiden hin und her. Beides Tzimisce und doch wirkten sie wie Tag und Nacht.

Das Essen das dort vor Alain stand erntete einen abschätzigen Blick von Toma und mit einem Nicken schob er auch das Blut von sich.
"Werter Bruder, ihr habt mir bereits genug Blut gegeben." Tatsächlich sah Toma etwas aufgedunsen aus.
Er war nicht wirklich glücklich darüber, was passiert war, dass Alain ihn zum Teil so zugerichtet hatte, aber er verstand auch wie es dazu gekommen war und dass er selbst einst seine Schande hatte verstecken wollen. Nun musste er die Fürsorge und Gastfreundschaft seines Bruders nicht noch mehr ausreizen.

Die Erzählung Alains zu der seltsamen Kreatur hörte er dann mit steigendem Interesse zu. "Ihr wurdet von einem Spinnenwesen angegriffen?" Und er dachte an Gandac, aber der konnte es natürlich nicht gewesen sein. Was war da draußen? "Wie sah es genau aus? Und sein Blut war vergiftet? Wo ist es euch begegnet? Was ist ihm geschehen? Und dem Bein?" Nun war er ganz Feuer und Flamme dafür.

"Ja, das Häuten scheint aufzutreten, wenn mein Körper kein Blut mehr halten kann. Meine Haut ist jedoch nicht besonders anders als eure. Ich habe sie lediglich von allen Unebenheiten geglättet." Das war wohl etwas untertrieben, wenn er es in solchem Ausmaß tat, dass auch keine Poren mehr blieben.
"Ich schätze deshalb dringt es nicht wie Schweiß heraus sondern löst sich im Ganzen ab." Aber vielleicht lag es auch an etwas ganz anderem. Hierzu müsste man mehr Versuche durchführen um sich sicher zu sein. Nur natürlich nicht erneut an ihm.

[Alain le Beau]

"Zuviel ist nie genug", sagt Alain kryptisch, aber er nimmt Toma den Kelch ab und leert ihn selbst mit sichtlichem Vergnügen. Dann lehnt er sich zurück.

"Es begann damit, dass ich einen Bettler am Hafen sah", erzählt er im Tonfall von jemandem, der die ihm dargebotene Aufmerksamkeit höchst genießt. "Fischte im Wasser, der Kerl. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Dann bin ich mit meinen Dienern... ihr erinnert euch vielleicht an Thorleif, meinen Nordmann? Und Beppo stand ja eben vor eurer Tür. Nun, jedenfalls sind wir nach Ravecca gezogen. Thorleif und ich haben uns betrunken, Beppo hat Wache gestanden. Dann hat Thorleif ihn abgelöst. Und in diesem Moment hat ES zugeschlagen!"

Alain hebt dramatisch die Hände. "Ich kam herausgestürzt und sah, wie Thorleif sich mit dem Bettler prügelte. Beppo hat ihn gegriffen und ich habe mich an seine Beine geworfen, aber da passierte es. Das Bein fiel einfach ab, er, ES glitt, nein, glitschte aus Beppos Händen! Und dann krabbelte es davon, wie eine Spinne, auf zwei Gliedern, denn ich hatte seinen Arm mit unserer Kunst verdreht."

Er schüttelt den Kopf. "Das Bein wurde in meiner Hand zu Blut. So wie eure Haut, wenn ihr... Nun, jedenfalls habe ich das Blut aufgeleckt und es war widerlich! Abscheulich! Wundervoll in seiner Abscheulichkeit, wirklich. Wenn ihr je einen Maßstab für abscheulich sucht, dann trinkt von diesem Spinnenwesen. Aber es war auch potent, das Blut. Das konnte ich schmecken."

Ein Schulterzucken. "Meine Ghule haben ES bis Clavicula verfolgt..." er hebt die Hand, um Mutmaßungen zuvorzukommen "...und ja, vielleicht war es ein Nosferatu, aber derartig monströs? Nun, jedenfalls hat es Thorleif zu Fall gebracht und ich war in Raserei und hungrig." Er schließt die Augen. "Es ist zu schade. Er war ein guter Mann."

Für einen Moment macht Alain eine Pause, dann spricht er leise, beinahe flüsternd: "All dies geschah vor Zeugen... und so wollte ich meine Haarfarbe ändern, aber das giftige Blut in mir - statt Haaren sprossen Tentakel, die blutig trieften. Es hat Jahre der Experimente gebraucht, bis ich wieder solch eine stattliche Lockenpracht vorweisen konnte. Tatsächlich war ich mit meinem Latein am Ende, als ich euch rief..."

Der junge Tzimisce macht eine verlegene Pause. "Nun ja, jedenfalls habe ich es dann auch selbst irgendwie geschafft."

[Toma Ianos Navodeanu]

Der Satz eines Sünders, dachte Toma. Maßlos. Für ihn wäre es nur reine Verschwundung, wenn er es wieder erbrechen müsste. Und das wäre etwas das sicher keiner von ihnen gern hätte.

Als Alain von seinem Erlebnis berichtete, lehnte sich Toma in seinem Stuhl zurück und legte die Hand ans Kinn, nachdem er kurz schmerzhaft das Gesicht verzogen hatte bei seiner Bewegung.
"Es sah also aus wie ein Mensch, aber konnte seine Gliedmaßen abwerfen…und es verwandelte sich in Blut. Äußerst erstaunlich.“ Toma dachte an seine Begegnung mit Achilla und wusste wie faszinierend und absonderlich die Nosferatu sein konnten. Aber so etwas? Das war noch mal eine ganz andere Richtung.
„Giftiges Blut. Wirkt tierhaft.“ Überlegte er laut. „Es wäre von immensem Wert diese Kreatur in die Finger zu bekommen und sollte es ein Kainit sein, so hat er sich bisher nicht vorgestellt…ein Traditionsbrecher also. Es wäre wohl in jedem Sinne es zu finden. Aber ihr sagt es ist nach Clavicula gerannt…das macht es schwierig.“
Tomas Blick geht zu Alains Haaren. Es war wirklich eine Schande, dass er es bereits zurückgewandelt hatte. Hätte er nur etwas Geduld gezeigt…seine Schuld.
Missgelaunt verzog Toma das Gesicht.

[Alain le Beau]

"Nun", sagt Alain mit einem schwachen Grinsen, "vielleicht hat er... ES ja versucht, sich vorzustellen und nur niemanden vorgefunden. Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es überhaupt ein Kainskind war. Es wirkte eher wie eine eurer Kreationen, nur deutlich besser, mh, getarnt."

Er kratzt sich am Kopf. "Entweder ist ES tot - was gut wäre - oder ES steht unter dem Schutz Godeocs. Was einerseits dafür sprechen würde, dass es ein Nosferatu ist und andererseits die Sache in der Tat schwierig macht. Seitdem hat man mich in Ruhe gelassen", fügt er dann nachdenklich hinzu. "Ich frage mich allerdings: Wird bald der nächste Hammerschlag fallen? Und wer steckt dahinter?"

[Toma Ianos Navodeanu]

Arrogant reckte Toma die Nase ein Stück höher. "Meine Kreationen sollten auch nicht verborgen gehören" erwiderte er abschätzig.
"Nun ob es sich angemeldet hat lässt sich herausfinden."

"Ihr glaubt aber demnach dass es ein gezielter Angriff war? Keine Jagd vielleicht? Habt ihr jemanden der Nosferatu verärgert? Oder andere Kainiten? Von Angelique und Amalia einmal abgesehen."

[Alain le Beau]

"Ich wüsste nicht, womit", sagt Alain. "Den sehr verehrten Godeoc habe ich nie getroffen. Und mit Vergonzo habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Zudem schulde ich ihm einiges." Er weist auf die Wände um die beiden herum. "Es wäre dumm von ihm, mich umbringen lassen zu wollen."

Er reibt sich das Kinn. "Natürlich habe ich einen Zufall nicht abgeschlossen. Aber dieses Wesen, was immer es war, hat mich gezielt vom Hafen bis nach Ravecca verfolgt. Mich und zwei Leibwachen. Ein jagender Kainit würde wahrlich einfachere Ziele finden, oder?"

Dann grinst er. "Galeno war ebenfalls nicht allzu glücklich mit meinen Anspielungen damals, fürchte ich. Und jeder Heilige wird mich wohl als wandelnden Affront betrachten." Etwas ernster fügt er hinzu: "Aber was sollte so ein Angriff, vor all den Menschen, wohl für eine Zweck haben?"

[Toma Ianos Navodeanu]

"Kommt darauf an wie überzeugt dieser Kainit von sich wäre oder irre oder sehr hungrig, so es ein Kainit war. Vielleicht auch etwas ganz anderes." Toma zuckte leicht mit den Schultern und zischte ob des Schmerzes.

"Wir werden es erst wissen wenn wir es finden. Selbst danach suchen könnte schwierig werden, aber vielleicht könnte man eine Untersuchung bei den Likoren erbeten." überlegte er. Er hatte nebenbei ohnehin so viel noch zu tun, aber neugierig war er schon sehr auf dieses Wesen.

Dass Alain sich auch Feinde ohne sein Wissen gemacht haben könnte hielt Toma nicht für unwahrscheinlich, aber auch damit kamen sie keinen Schritt weiter.

"So, werter Bruder, gibt es sonst etwas das das letzte Jahr geschehen ist?"

[Alain le Beau]

"Oh. Ja," sagt Alain und verzieht das Gesicht. "Der Liktor Ajax sucht nach euch. Er will gegen diese Diener unserer Clansschwester vorgehen, diese Melissiden..." Er kratzt sich den Hinterkopf. "Ich hatte sie fast schon wieder vergessen, aber nun fordert Ajax die Auslieferung eines Senators und eines Capitano, oder so ähnlich. Es hängt im Elysium aus. Wärt ihr nicht aufgewacht, hätte ich ihn über euren Zustand informieren müssen."

Irgendwie schwingt da ein Tonfall von 'wenn ich daran gedacht hätte' mit, aber Alain spricht bereits weiter.

"Ihr seid der einzige Kainit, der namentlich erwähnt wird, aber auch jeder andere, der mit den Melissiden in Verbindung steht, ist verpflichtet, oder so ähnlich. Mir wurde es nur vorgelesen."

[Toma Ianos Navodeanu]

Überrascht und kurz darauf deutlich ungehalten blickt er Alain an.
„Ajax sucht mich und hängt dies im Elysium aus?“ Ein dumpfes Knurren unterstrich die Worte.
„Wundervoll, gehen die Liktoren also endlich ihrer Arbeit nach.“ Kam es voller Hohn.
„Wenn es fast zu spät ist.“
Umso mehr viel ihm jetzt ein, dass all seine Planung wieder verschoben wurde und die Chance auf Erfolg immer weiter sank.

„Was die Melissiden angeht habe ich übrigens…hatte ich Neuigkeiten. Nun werde ich es erst einmal neu beurteilen müssen.“

Mit einem Mal erhob er sich von seinem Platz. „Ich werde mich darum kümmern müssen. Kann ich von euch Kleidung erbitten?“ sah er Alain fragend an. Da meldete sich Martha zu Wort.
„Ich habe eure Kleider gewaschen und genäht, sie sind in eurem Zimmer, Herr“ Anstatt nun loszulaufen diese zu holen, sah sie aber Alain an.

Tomas Augen verengten sich kritisch. „Warum schaust du ihn an?“

„Es…es…ist...“ Sie wusste es selbst nicht. Sie betete Toma immer noch an, er war ihr Schöpfer, aber Alain…er war hier der Hausherr, oder?

Unsicher stellte sie sich auf die Beine und sah zwischen beiden hin und her bevor sie sich entfernte.

Toma blickte daraufhin Alain ernst an. „Ihr solltet euch die nächste Zeit von ihr fern halten und den anderen.“

[Alain le Beau]

Alain verschränkt die Arme und kneift die Augenbrauen zusammen. "Es sind eure Diener", sagt er leise. "Wenn ihr sie von mir fernhalten wollt, dann ist das eure Aufgabe. Aber wenn ihr mich erleuchten würdet, warum ihr mich darum, mh, bittet, dann wäre ich euch nicht undankbar. Ich lerne ja gerne dazu."

Er schüttelt leicht den Kopf. "Die Liktoren... ha! Sie haben weder herausgefunden, wer damals gegen die Rothaarigen gehetzt hat, noch haben sie meinen Angreifer erwischt, noch das Verschwinden dieser Angelique aufgeklärt. Und die Melissiden haben sie offenbar auch nicht unter Kontrolle." Ein Schnauben, dann sieht er Toma interessiert an. "Und was waren eure Neuigkeiten, damals? Vielleicht sind sie ja noch immer hilfreich."