[1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno, Avelina]

[April '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Gasparo
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo wusste, wovon Avelina sprach, als sie über die älteren Kainiten in Genua sinnierte. Die Launen und Ansprüche der Ancilla und Ahnen waren unvorhersehbar und vielleicht auch ungerecht.

„Ich werde die Talente des verehrten Blutvogts in Erinnerung halten. Es ist vielleicht ein Thema, das etwas Milde in ein Gespräch mit ihm bringen kann. Habt Dank für diesen Hinweis.“

Seine Finger glitten kurz über sein Amulett, als Avelina über die hohen Familien und die Aufgabe der Kainiten sprach. „Ich denke nicht, dass es 'nur ein Beispiel' ist, werte Viscontessa. Ein politischer Konflikt, wie Ihr in beschreibt, kann auf verschiedene Dinge hinweisen. Die Fraktionen Genuas und ihre Werkzeuge, die Ziele, die sie verfolgen. Das Blockieren eines Ausbaus des Straßennetzes scheint auf den ersten Blick ein deutlicher Versuch zu sein, die Expansion der Domäne zu verlangsamen. Es könnte auch nur auf eine andere Verwendung der Ressourcen hindeuten ...“ Gasparo schien selbst den Gedanken weiterzuspinnen, während er redete. „... oder es ist eine simple Machtdemonstration, um zu zeigen, wer den Senat beherrscht. Die Arena der Politik ist vielschichtig und die Auswirkungen auf jeden einzelnen von uns.“ Er blickte kurz hinüber zu Galeno bevor er sich wieder auf Avelina konzentrierte.

„Das der Senat von den hohen Häusern kontrolliert wird ist kein Geheimnis und das eben diese Familien auch nur Figuren sind in einem Spiel wie Ludus Latrunculorum scheint leicht zu sehen zu sein. Wer diese Figuren führt …“ Erneut zuckten die Mundwinkel des Ventrue. „Nun, wer sind die geübten Spieler Genuas? Ich bin sicher, Ihr habt Erkenntnisse oder zumindest Vermutungen über diese Verhältnisse, wie auch ich.“

Erneut hob er einen Zeigefinger. „Wobei das Wissen um diese Geschehnisse und die Möglichkeit, Einfluss auf sie zu nehmen, sich natürlich noch einmal gänzlich unterscheiden.“

Gasparo lehnte sich etwas zurück, und sein Ton wurde milder, nicht mehr die belehrende Stimme des Magisters. „Ich möchte aber auch nicht den Eindruck einer Hetäre erwecken, die mit ihren Reizen kokettiert, ohne einen Handel abschließen zu wollen, zumal meine Bemühungen um mehr Einblicke weiterhin andauern.“
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Nubis
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Nun setzte sich auch Galeno endlich und dachte über die Worte Gasparos, aber auch über Avelinas Antwort nach. Er war noch nicht sonderlich tief in der Politik verankert, als dass er viel zu den Strassen sagen konnte, noch weniger sogar zu den Senatoren. Er wusste, wer in etwas sehr wahrscheinlich die Macht inner hielt, doch auch das war ein Gespinst, welches manchmal klar und dann doch wieder vollkommen verworren erschien.

"Was den verehrten Blutvogt anbelangt, so war meine erste Begegnung bei ihm durchaus angenehm, verglichen zu anderen Ancilla fremder Blutlinien. Er ist sehr auf Fakten und Taten bedacht, weniger auf Floskeln oder Geplänkel. Ich denke, er mag es, wenn man sich kurz und bündig fasst und schnell auf den Punkt kommt. Oder aber dies war nur bei mir so...was ich aber fast nicht denke. Er lässt kleinere Fehler auch einmal durchgehen, akzeptiert, dass man sich noch einmal korrigiert, wenn Worte missverständlich gewählt wurden. Er ist zum einen, wie man sich jemandem vom Clan des Tieres in seiner Position vorstellen kann und zum anderen auch nicht.

Eben, die Vorurteile, so finde ich, passen bei vielen Kainiten nicht mehr sonderlich gut. So, wie es Kainiten hoher Clans gibt, die sich eher daneben benehmen, so gibt es auch Kainiten niederer Clans, die mit besonderen Fertigkeiten oder Verhalten herausstechen können. Ich würde jeden individuell betrachten, nicht auf Grund des Status ihrer Clans, ihrer Herkunft oder der Blutlinie. Jeder von uns hatte ein altes Leben, was durchaus prägend war und wurde dann erst Kainit und ich denke, dass das alte leben so und so uns stets beeinflusst."


Er räusperte sich, als er bemerkte, dass er in einen Redefluss geraten war, den er noch recht gut hätte fortführen können. Er war schon ab und an gefragt worden, warum er von der Vergangenheit eines Kainiten etwas wissen wollen würde und die Antwort war stets eine solche. man lernt, wen man vor sich hat, selbst wenn dieser das alte Leben hinter sich lassen wollte, so wusste man etwas über ihn, was Aufschluss über das künftige Verhalten oder gezeigter Verhaltensweisen gab.

Als Avelina ihn so mit einem Hauch der Nachdenklichkeit und des Zweifels betrachtete und von der Wichtigkeit der Wege sprach, legte er den Kopf etwas schief und seufzte leicht, schüttelte dann sachte mit dem Kopf. Sie sollte nicht so besorgt sein oder galt das etwas anderem?

Gasparos Probleme und Hindernisse brachten Galeno zum bestätigenden Nicken. Auch er hatte eben jene Erfahrung gemacht, wenn auch auf sicherlich andere Weise und durch andere Gründe.

"Ich verstehe und nein, ich meinte nicht, dass euch dadurch gleich alle Türen offen stehen. Ich kann mir aber gut denken, dass ihr womöglich besser damit klar zu kommen wisst, als beispielsweise meine Wenigkeit. Ihr habt sehr wahrscheinlich mehr Erfahrung in den politischen Gefügen und wisst damit besser umzugehen, als jemand, der gerade bei Null angefangen hat und erst einmal die grundlagen verstehen lernen muss.

Es ist allerdings sehr traurig, dass auch euch mit Misstrauen begegnet wurde. Ja, der verehrte Maximinianus hat durchaus einige Feinde hierzulande, was es einem jeden aus gewissen Gebieten und von gewissen Blutlinien schwer machen dürfte. Mein Clan begegnet mir noch immer mit Misstrauen, obwohl ich nur das Beste für den Clan möchte. Vor allem möchte ich alte Fehden begraben sehen. Vielleicht können wir da auch mit einem guten Beispiel voran gehen, denn ich hörte, dass eine Fehde zwischen Kastell und dem Kloster von der höchst verehrten Aurore nicht gern gesehen wird. Warum nicht versuchen in gewissen Punkten zusammen zu agieren? Der Clan der Könige mit dem Clan der Toten?"


Er lächelte wieder sanft und ein wenig kam der alte, sehr positiv gestimmte Galeno durch, durch das sonst doch recht ernste Gesicht mit den leicht grummelig animalischen Zügen darin.

"Was die Strassen betrifft, so war dies als Beispiel gedacht, aber ja, ich hadere mit der Entscheidung. Ich halte sie ebenso für wichtig und hoffe, dass ich mit mehr und mehr Jahren auch irgendwann in derlei Entscheidungen ein Wort mitzureden habe. Ich finde, dass sich in letzter Zeit vielleicht etwas zu sehr auf das Kriegerische verlassen wird. Aber das mag natürlich auch nur eine sehr einseitige Betrachtung sein von jemandem, der es nicht besser weiss."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Gasparo
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo nickte einige Male, während er Galenos Worten lauschte, und hinter seiner Stirn schien es zu arbeiten.

Als der Kappadozianer aufhörte zu reden hing einen Moment Schweigen in der Luft. Die Miene des Lehrmeisters war ernst und er schien seine Worte sorgfältig abzuwägen bevor er fortfuhr.

„Ihr seid nicht der erste Kainit, der zu mir von Kooperation und Koalition spricht, werter Galeno. Auch wenn ich im Vergleich zu unserer werten Gastgeberin und Euch noch als Neuankömmling in Genua gelte so habe ich schon einige unserer Art getroffen, die Respekt vor Wissen und Kultur, vor unserer Rolle in der Welt und vor der höchst verehrten Aurore zeigen.“

Sein Blick wanderte von Galeno zu Avelina und wieder zurück. „Ich erkenne die Weisheit in Euren Worten, mehr, als ich noch kurz nach meiner Ankunft ihren Wert erkannte. Wir sind Neonaten, Neugeboren im Blute Kains. Auch wenn wir in unseren Revieren ...“ Mit der rechten Hand beschrieb er einen Halbkreis, um die Villa, in der sie saßen, als Beispiel heranzuziehen. „ ... als Meister auftreten so gibt es doch genug andere, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen.“

Kurz schlich sich eine Spur von Ärger und Bitterkeit auf Gasparos doch so sachlichen Gesichtsausdruck, verzehrte seinen Mundwinkel zu einer Grimasse, doch dies war wirklich nur für den Bruchteil eines Moments zu sehen. War es eine Erinnerung, die den Ventrue erregte oder doch das Tier, welches für kurz an die Oberfläche drang? Wie auch immer, der Lehrmeister hatte schnell wieder die Kontrolle über seine Gesichtszüge erlangt.

„Also lautet meine Antwort 'ja'. Wir, deren Interessen und Methoden sich ähneln, sollten in diesen Nächten zusammenarbeiten anstatt uns gegenseitig im Weg zu stehen. Quae non valeant singula, iuncta iuvant."
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Avelina di Braida
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie seufzte leise auf Gasparos Worte bezüglich der Straßen und schüttelte sacht den Kopf, aber dennoch hielt sie zunächst inne und ließ die beiden Männer ihre Gedanken austauschen. Ihre Züge blieben für den Moment ausdruckslos.

Sie lächelte erst wieder sacht bei Gasparos Worten bezüglich der Zusammenarbeit, begleitet von einem wohlwollenden Nicken.
„Nun, wie ich bereits erwähnte bin ich immer an einer Zusammenarbeit interessiert, wenn es die richtigen Ziele betrifft. Allerdings ein paar Dinge möchte ich noch ansprechen. Zu euren Worten, werter Gasparo, zum Thema Straßen... dem kann ich hinzufügen, dass Genua einen Mangel an Stein aufzuweisen scheint. Nach allem was ich bisher mitbekam, auch als ich nach einer Zuflucht für mich suchte vor vielen Jahren, wurde Raubbau mit den römischen Ruinen auch vor den Toren betrieben. Man vernichtete die Reste der prachtvollen Bauten der Alten um an Baumaterialien zu kommen. Insofern denke ich es ist gut möglich, dass wieder einmal irgendwer mehr daran interessiert ist eine Demonstration seiner Macht in die Höhe zu ziehen, als die Straßen in gutem Zustand zu wissen. Wenn ihr mich fragt also vermutlich weniger ein politischer Schachzug, als vermutlich viel eher reiner Eigennutz. Aber dies sind wie gesagt nur Spekulationen aufgrund der Situation.“

Ein sachtes heben der Schultern, dann glitt ihr Blick zu Galeno. Allerdings ein klein wenig finsterer und nachdenklicher.
„Werter Galeno, ich gehe mit euch mit, dass es durchaus innerhalb der niederen Clans Individuen gibt, die sich positiv hervortun. Nein, sogar positiver als manches Mitglied der hohen Clans. Allerdings sollte uns dies nicht die Sicht verschleiern. Es gibt.. gewisse Einflüsse niederer Clans in Genua die eine Richtung einschlagen die nicht wünschenswert ist. Es gibt Positionen welche durchaus... wie soll ich sagen... von Personen besetzt sein sollten, welchen mehr am Gesamtwohl der Stadt liegt. Seht, es hat sicher einen Grund, dass zum Beispiel mein Clan fast gar nicht in Erscheinung tritt. Nein, viel eher könnte man noch den Eindruck bekommen der Clan der Rose wird gezielt in Genua klein gehalten.“ sie neigte den Kopf zur Seite und musterte Galeno einen Moment nachdenklich, „Es werden auch immer weniger der eurigen, nicht wahr? Ebenso verhält es sich beim Clan der Könige, wobei euer Erscheinen, werter Gasparo, Grund zur Hoffnung gibt.“ sie wandte sich mit einem sachten Lächeln an den Magister, bevor sie wieder ernst wurde, ja, man konnte sogar eine gewisse Anspannung in ihrem Kiefer sehen bei den nächsten Worten, „Noch, und ich betone dieses Wort, noch haben eure hohen Clans eine Stimme in der Stadt, sei es durch die höchst verehrte Majestät, oder die entsprechenden Vertreter unter den Ancillae. Mein Clan jedoch wurde wie es scheint bereits erfolgreich aus den wichtigen Positionen... nein im Allgemeinen aus der Stadt vertrieben.“

Sie erhob sich und tat ein paar nachdenkliche Schritte auf und ab.
„Es ist wie ein Schachspiel.“ meinte sie schließlich leise, „Ein Spiel bei dem Genua bereits seine Dame verloren hat, und der Gegner getarnt seine eigenen Läufer in den Reihen des Königs untergebracht hat. Und möglicherweise sind ihre Bauern zahlreicher denn die unsrigen.“ sie schien ein wenig abwesend bei ihren Worten, fast als wäre sie in ihren eigenen Gedanken und gar nicht wirklich bei ihren Gästen.
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Nubis
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Er blickte nachdenklich Avelina an, als diese zu den Clans auch etwas zu sagen hatte. Er seufzte leicht.
"Damit sollte keineswegs eine gewisse Sicht verschleiert werden. Allerdings sehe ich es auch nicht, dass lediglich den hohen Clans das Gesamtwohl der Stadt am Herzen liegt. So sind es doch gerade Vertreter eben jener Clans, die mit ihren Fehden eher der Stadt schaden. Ich laufe mit euch mit, dass diejenigen auf hohe Posten gehören, die der Stadt helfen wollen. Allerdings ist mir da ihre Gesinnung wichtiger, als ihr Rang, ihre Herkunft oder was auch immer. Der Wille zählt.
Es wäre natürlich schön, wenn die hohen Clans mit gutem Beispiel voran gehen würden."


Er räuspert sich.
"Nun, dass es weniger von uns gibt, stimmt so nicht ganz. Lediglich der wohlwerte Titus ist nach Sardinien gegangen und dort geblieben. Meine anderen Geschwister im Blute sind alle noch in der Stadt und gehen ihren eigenen Aufgaben nach.
Was euren Clan anbelangt, nun, Genua benötigt da wohl etwas Starthilfe und solange es wenigstens eine Rose gibt, die Dornen hat, kann das womöglich auch gelingen. Ich fürchte, es fehlen noch Dinge, die eure Brüder und Schwestern hier her ziehen. Höhere Künste, als Gauklerspiel oder die Feiern im Kreise der werten Harpiye.
Ich werde versuchen etwas von dem mitzubringen, sollte ich wirklich verreisen. Ich werde schauen, ob ich ein paar eures Clans treffen und etwas ihres Einflusses mit hier in die Stadt bringen kann."


Dann wandt er sich an beide, blickte sie abwechselnd an und hatte wieder eher einen neutralen Ausdruck angenommen, weder ernst noch grossartig erfreut. Dennoch hatten ihn Gasparos Worte offenbar glücklicher gestimmt.

"Quae non valeant singula, iuncta iuvant. Sehr schön gesprochen."
Er setzte noch einmal ab, schloss kurz die Augen, lächelte und öffnete sie wieder.

"Dieses Schachspiel kann man nicht alleine gewinnen. Verbündete mit ähnlichen Interessen sind zwingend erforderlich. Zu viel passiert hier, was eher nicht passieren sollte, was Genua in seiner Entwicklung hemmt oder es in eine Richtung steuert, die nicht sonderlich gesund erscheint. Weder für die Menschen dieser Stadt, noch für die Kainiten. Einige von uns haben noch nicht einmal ein eigenes Revier oder das eigene ist recht trügerisch und so müssen sie stets auf der Hut sein.
Auch vermeintlich sichere Orte, für Neuankömmlinge zum Beispiel, wägen diese nur in Sicherheit. In Wirklichkeit sind sie in einem der derzeit gefährlichsten Krisenherde der Stadt untergebracht. "


Er setzte abermals ab und überlegte kurz, ehe er weiter sprach.

"Da wir nun alle drei wissen, dass wir zusammen arbeiten sollten, stellt sich mir natürlich auch die Frage zum Detail. Wie bündeln wir unsere Kräfte, welche Aufgaben wären wichtig, was können wir als gemeinsame Ziele festhalten und wen können wir noch mit involvieren. Wie wollen wir Genua retten?"
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Gasparo
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno]

Beitrag von Gasparo »

„Genua retten? Dies sind große Worte, werter Galeno.“ Für einen Moment trommelten Gasparos Fingerspitzen förmlich auf seinem Amulett bevor er die Hände vor sich verschränkte. „Auch wenn uns verschiedene Missstände bekannt sind und wir für unsere Ziele bereit sind einzustehen … die Situation scheint mir nicht so verfahren, dass wir von Rettung oder Befreiung reden sollten.“

Er legte den Kopf fragend etwas schief. „Es sei denn, es gibt eine mir unbekannte Gefahr, die näher und bedrohlicher ist als es mir lieb wäre.“

Der Ventrue schüttelte zweimal leicht den Kopf, als wolle er diesen Gedanken vertreiben. „Nein, unsere Zusammenarbeit sollte es zum Ziel haben unseren Einfluss und Status in Genua zu vergrößern, auf dass wir das … Spielfeld besser beherrschen können. Zu unserem Schutz und dem unserer Interessen.

Wie wir dabei am besten vorgehen ist eine sehr gute Frage. Das Gut, dass wir am leichtesten Austauschen können sind Informationen.“
Er öffnete seine linke Hand, als würde ein unsichtbares Geschenk präsentieren. „Aber sollten wir uns auch anderweitig unterstützen, so es unseren Fähigkeiten entspricht.“ Seine Augen suchten Avelina. „Ich hatte Euch bereits angeboten, Euch bei der Ausbildung Eurer Schutzbefohlenen zu helfen. Weiterhin … habt Ihr beide Eure Aufgaben erfüllt, die die Tür zum Vasallen-Dasein öffnen?“

Seine Mundwinkel verzogen sich in einem übertriebenen Ausdruck des Bedauerns. „Mir hat die höchstverehrte Prinzessin einen Auftrag erteilt, der sehr fordernd ist: Mir soll die Ehre zuteil werden die Kapitäne Genuas auf ein höheres Niveau zu hieven. Meine Kenntnisse über die Seefahrt reichen allerdings nicht viel weiter als die Details, die Homer über die Reisen des Ulixes schrieb. Also verbringen meine Diener viel Zeit in Genuas Hafen und versuchen einen vertrauenswürdigen Capitano zu finden, der nicht nur sein Schiff in Küstennähe fahren lässt und der auch gebildet genug ist, um seine Kenntnisse zu vermitteln.“

Er schloss die linke Hand wieder. Für einen Moment ballte er sie zur Faust bevor er sie flach auf sein Knie legte. „Bis jetzt war es eine ärgerliche Zeitverschwendung.“ War das ein leichter Groll, der sich in die sonst so makellose Rednerstimme des Lehrmeisters einschlich? Die Spur der Verstimmung verschwand so schnell wie sie aufgetaucht war. „Vielleicht gibt es in Eurem Bekanntenkreis jemanden, der sich mit der See auskennt? Ich hoffe die Frage beleidigt Euch beide nicht. Ich möchte nicht nahelegen, dass Ihr Euch mit diesen ungehobelten Schmutzfinken abgebt. Aber vielleicht gibt es, in dem Netz Eures Einflusses, den einen oder anderen Händler, die den Seeweg gekonnt nutzen?“
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Avelina di Braida
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Die Viscontessa schien aus ihren Gedanken aufzuschrecken und blickte wieder zu den beiden Herren. Zunächst einmal zu Galeno. Nach einem kurzen scharfen Blick lächelte sie sanft und nickte.
„Ich sah in Sachen 'nicht genug Einfluss der Hohen Clans' wohl eher das Problem des fehlenden menschlichen Einflusses durch meinen Clan.“ konterte sie leise, „Und ich bin sicher, wenn ihr in euch geht, dann fallen euch ein paar wichtige Posten auf, die von niederen Clans besetzt sind, deren Beweggründe... sicher nichts gutes bedeuten?“
Sie nickte die Worte interessiert ab, dass wohl doch noch mehr Kappadozianer in der Stadt waren, als man glauben mochte. Nun, sie mussten sich vermutlich oftmals verstecken, sahen sie doch aus wie der wandelnde Tod.
„Nun, und da ihr es schon ansprecht... gewisse Feierlichkeiten sind durchaus dazu prädestiniert das falsche Publikum anzulocken.“ ein leises Seufzen.

Sie schwieg und lauschte für einen Moment wieder den beiden Männern.
Ihre nächsten Worte richtete sie an Gasparo, sich ein wenig zu ihm lehnend.
„Werter Magister.... Gefahren zeigen sich gerade in Gesellschaft der unsrigen nicht immer durch offensichtliche Anzeichen. Es sind die kleinen Dinge die im Hintergrund geschehen, die Gefahren mit sich bringen welche den meisten Köpfen entgehen. Die unsrigen haben Zeit. Sie müssen nicht wie der Wolf zähnefletschend auf ihre Beute springen und ein Blutbad veranstalten. Ich gebe Galeno Recht, dass die Stadt gerettet werden muss.“

Sie lächelte sacht auf seine Frage nach der Aufgabe.
„Keiner von uns, so scheint es, hat eine leichte Aufgabe bekommen. Manch einer sieht sich gar vor einer Dauerhaften, welche kein Ziel hat. Ich für meinen Teil stehe wohl nicht mehr allzu weit vor der Beendigung der meinigen, wenn die Umstände mir gewogen sind.“
Als sie von Gasparos Aufgabe hörte zeigte sich ein kurzer Ausdruck des Missfallens auf ihren Zügen, gefolgt von einem „Oh.“. Sie ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken und schlug die Beine übereinander.
„Nein, verzeiht, ich habe keinerlei... Umgang mit Seeleuten. Alles was ich weiß ist, dass die Harpyie eine Art... Freudenschiff im Hafen liegen hat und es einst einen sehr ungehobelten Kapitano unter den unsrigen gab, von dem ich nicht einmal weiß, ob er noch in Genua verweilt.“ dieses Thema schien damit für sie beendet, offenbar mit weniger angenehmen Erinnerungen. Sie überließ Galeno das Wort.
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Nubis
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Mit ernstem Blick bedachte er Gasparo, als dieser offen legte, dass er den Ernst einiger Dinge noch nicht durchblickt oder mit ihnen zumindest noch nicht in Berührung gekommen war. Es war allerdings nachvollziehbar, dass nicht jeder davon wissen konnte und nicht jeder Kainit sprach offen oder deckte vor jedem die Missstände auf.
"Es gibt meiner Meinung nach genug, was Genua ins Chaos stürzen könnte. Von Befreiung würde ich auch nicht sprechen, aber man sollte gewappnet sein und wissen, dass es hier schnell sehr ungemütlich werden könnte. Genua scheint ein Brennpunkt für Probleme zu sein."

Er war etwas überrascht, dass Gasparo eine derartige Aufgabe erhalten hatte und räusperte sich leicht. Nein, eine leichte Aufgabe hatte keiner von ihnen bekommen. Und zusätzlich fand man immer kleine und grosse Steine auf dem Weg zur Erfüllung eben dieser. Manches Mal schien es sogar so, dass man gar nicht will, dass diese Aufgabe jemals ein Ende findet.

"Was die Aufgabe anbelangt... Nun ich war Anfangs recht begeistert von der Aufgabe, bin noch immer, jedoch sind es andere eher nicht. Ich konnte dennoch den einen oder anderen finden, mit dem ich den Weg dorthin vielleicht ebnen kann, doch bleibt es ein schweres Unterfangen. Dabei würde gnz Genua davon profitieren. Aber eben, ich denke, dass nicht jeder dies will, obwohl er vorgibt für Genua zu arbeiten.

Wenn euch allerdings eine solche Aufgabe gegeben wurde, so geht man wohl doch davon aus, dass ihr, sei es noch so schwierig, dies meistern könnt. Zudem ist es, soweit ich weiss, nicht unbedingt die Pflicht, dass man die Aufgabe als erfüllt anerkennen lassen muss, um Vasall werden zu können. Es sollte erkennbar sein, dass man danach strebt, sie zu erfüllen, aber ... nun.. meine wird zum Beispiel nie abgeschlossen sein. Dennoch, ich bin dabei Vasall zu werden...in kleinen Schritten.

Leider kenne ich auch niemanden, der sich mit der Seefahrt auskennt, aber ich kann gern einmal die Ohren offen halten."

Dann schmunzelte er etwas und schüttelte leicht mit dem Kopf.
"Und nein, mich beleidigt die Frage keineswegs, denn ich meide als Geistlicher niemanden unter den Menschen."

Dann überlegte er. Was könnte ihm der Ventrue bieten? Was könnte er für ihn tun? Was könnten sie alle gemeinsam erreichen. Bei dem Thema zur Ausbildung der Schutzbefohlenen, sah er zwischen beiden hin und her, wirkte ruhig, neutral. Kein Mimikspiel, nichts. Er schien dann auch sogleich wieder in Gedanken versunken.

"Für mein Vorhaben fehlt mir noch immer eine gute Räumlichkeit, bewacht, sicher und doch zugänglich und nicht all zu abstossend für Auge und Nase... zudem mangelt es gern einmal an Geld oder zumindest ein paar Aufträgen, um grössere Vorhaben zu stemmen. Bisher geht es noch, aber das Gebundensein an weltliche Güter, ist doch manches Mal ermüdend.
Besitzt ihr eigentlich auch eine recht gut bestückte Bibliothek, oder bestehen die Schriften eher aus dem, was grundlegend gelehrt wird?"
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Gasparo
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno, Avelina]

Beitrag von Gasparo »

Gasparos Miene blieb unbewegt, als er seinen Gesprächspartner lauschte. Er nickte anerkennend als Avelina erwähnte, dass ihre Aufgabe kurz vor der Vollendung stand. Schließlich verneinten beide Kainskinder einen Kontakt zu Seefahrer.

„Es ist bedauerlich. Nicht, dass ich nicht schon emsig andere Wege suche die nötigen Antworten zu finden. Eine weitere Quelle wäre trotzdem willkommen gewesen. Aber, werte Viscontessa di Braida, es freut mich von Euren Fortschritten zu hören. Sagt, ist Eure Mission ein Geheimnis? Mich treibt schon eine gewisse Neugier um, welche anderen Dienste für die Domäne erbracht werden sollen.“

Seine Brauen zogen sich etwas zusammen und sein braunen Augen schwenkten langsam zu Galeno und dann wieder zurück zur Gastgeberin. „Die Andeutungen, die Ihr über die Bedrohungen unserer gemeinsamen Heimat macht bleiben vage, aber so sei es. Ich hoffe, in den nächsten Jahren mehr über diejenigen zu erfahren, die Ordnung und Blut bedrohen. Darf ich annehmen, so Ihr mehr wisst, dass auch der verehrte Blutvogt und andere Würdenträger gegen diesen finsteren Einfluss vorgehen?“

Mit einer Hand strich er über den Ärmel seines Gewandes, um eine Falte zu glätten die wahrscheinlich nicht wirklich da war. „Werter Galeno, ich kann Eure Einstellung zu den materiellen Gütern nur zu gut nachvollziehen. Das wir, Wesen von höherer Stellung und mit ungleicher Berufung, unsere Zeit mit dem Eifern nach Gold und Gut verschwenden müssen ist unangebracht und oft ermüdend. Quod non mortalia pectora coges, auri sacra fames, wie Virgilius schon schrieb. Auch wenn meine Stellung recht großzügig entlohnt wird so sind meine Ressourcen nicht ohne ihre Grenzen.“ Sein Gesicht zeigte deutlich, dass er mit der beschriebenen Situation nicht glücklich war. „Aber im Verlauf der Jahre wird sich auch dieser Umstand ändern.

Was die Bibliothek des Kastells angeht ...“
Gasparo schien zu betonen, dass es nicht seine Bibliothek war. „... so ist sie in der Tat in einem sehr guten Zustand. Der Fokus liegt auf christliche Schriften und Historie, aber, wie Ihr wisst, ist in diesen Nächten jedes beschriebene Blatt ein kleiner Schatz. Aber wem sage ich das?Euer Ältester ist der verehrte Chronist Genuas. Ich bin sicher, dass hinter den Mauern des Klosters mehr Wissen verborgen liegt als ich zu träumen wage.“ Auf seinem Gesicht lag etwas Forderndes, als ob er von Galeno eine Bestätigung erwartete.
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Avelina di Braida
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Re: [1027] Dort, wo die Kunst zu Hause ist [Gasparo, Galeno, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Sagen wir schlicht mir wurde ein sehr umfangreiches Projekt zuteil, das sowohl mit hohen Erwartungen, aber auch mit hohen Kosten sowie Mühen verbunden ist. Aber natürlich tue ich alles um die Domäne der höchst verehrten Majestät erstrahlen zu lassen. Es werden noch einige Jahre ins Land gehen, aber ich denke ich werde euch die Überraschung nicht verderben.“ sie lächelte leicht, wenngleich in jenem Lächeln auch etwas angestrengtes lag. Ihrem Gesicht mochte anzusehen sein, dass sie zumindest der Meinung war, dass Genua seinen Kainiten keine leichten Aufgaben stellte.
Sie überlegte kurz und fügte hinzu, „So wie ich es bisher erlebte wird darauf geachtet, dass die Aufgaben den jeweiligen Mitteln und Talenten entsprechen. Da ihr allerdings sagt ihr habt keinerlei Einblick in die Seefahrt scheint dies... bemerkenswert. Allerdings seid ihr offenbar ein sehr gelehrter Mann. Ich könnte mir vorstellen, dass man sich erhofft eine stärkere Seemacht zu etablieren indem man dafür sorgt, dass Genuas Kapitäne mehr als nur ein paar raufende und hurende Trunkenbolde sind. Dass sie auch etwas im Köpfchen haben.“ ihr Mundwinkel schob sich ein wenig in die Höhe.
„Verzeiht, wenn ich da falsch liege, ich bin nicht oft im Hafen, aber dies war ein Bild das sich... aufdrängte.“

Zu seiner nächsten Frage legte sie die Fingerspitzen aneinander und sank tiefer in die Kissen, die Brauen nachdenklich zusammengeschoben und den Blick einen Moment in die Leere gerichtet. Erst als die Stille zu drückend wurde, erhob sie zaghaft die Stimme.
„Seht, werter Gasparo... jeder von uns hat seine eigenen Eindrücke, seine eigenen Befürchtungen. Was dem einen einen wie eine immense Bedrohung erscheint, mag dem anderen völlig entgehen. Oder er mag es für eine Lappalie halten. Die größte Gefahr ist jene, welche im Stillen unaufhaltsam ihren Weg nimmt. Welche als Nebensache zur Seite gewischt wird, weil die unsrigen zu viel mit sich selbst, mit ihrer Machtmehrung und ihren eigenen kleinen Intrigen beschäftigt sind. Seid ihr gewillt sich auf ihre Spur zu begeben... nun...“ sie warf einen Seitenblick zu Galeno und fuhr dann leiser fort, ihre Stimme nur mehr ein Wispern, wobei sie sich in den Kissen wieder aufrichtete und sich zu Gasparo lehnte, „Fragt nach den Ereignissen von Kreuzdorf. Zieht eure eigenen Schlüsse. Und vielleicht... vielleicht werdet ihr auf Dinge stoßen, die... einer weiteren Überlegung würdig sind.“
Sie sah ernst aus bei diesen Worten, ließ sich dann mit zarten Falten auf der Stirn wieder zurücksinken, für einen Moment in Sorge scheinend und ihren eigenen Gedanken nachhängend.
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