[1028] Ein Wiedersehen der Magister [Ilario, Adelchis]

[Adelchis Diaconus]

Es war keine zwei Nächte her das Adelchis wieder zurück nach Genua gefunden hatte, da fand er sich in einem Zimmer eines Gasthauses wieder und schrieb, bei dem Licht einer tropfenden Kerze einen Brief. Dieser war für den Kastellan von Genua, Ilario. Der Brief war sauber und ordentlich geschrieben doch zeigte er keinerlei Kunstfertigkeit und Ausschmückungen im Schriftbild.

Wohlwerter Ilario Contarini, Neugeborener im Blut der Schatten,
Kastellan Genuas und Mondsenator Mascharanas,
Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig,

Ich beglückwünsche euch zu eurem Amt.
Weiterhin möchte ich euch um ein Gespräch bitten, falls ihr die Zeit dafür erübrigen könnt.

Adelchis Diaconus, Neugeborener im Blut der Schatten,
Kind von Philipp bas Chevaliers, Ancilla im Blut der Schatten.

Der Brief wurde von einem jungen Burschen im Elysium abgegeben, dabei schien dieser wie in Trance und nur nach genauen Anweisungen zu handeln. Adelchis selbst würde die folgenden Nächte häufiger im Elysium vorbeischauen.

[Ilario]

Wie der Zufall es wollte erhielt Ilario rasch Kunde von Adelchis Botschaft und seiner regelmäßigen Anwesenheit im Elysium. Sein Interesse war geweckt, wo war sein Clansbruder gewesen? Warum war er zurückgekehrt? In jedem Fall eine Veränderung die Ilario begrüßte. Der Clan der Schatten, der Clan der Nacht, würde in Genua wieder erstarken.


Eine gute Woche später war Ilario im Elysium anzutreffen, stand in dunkle Gewänder samt Kapuze gehüllt vor den bronzenen Tafeln welche die heiligen Traditionen abbildeten. Während er wartete betrachtete er jede einzelne Tafel und schrieb in Gedanken Namen darunter. Wahrer und Brecher der jeweiligen Gesetze der Nacht. Nach Ilarios Kenntnis hatte Adelchis damals die ersten Schritte auf der Via Regalis getan, also schien es nur passend sich hier, vor den Bronzetafeln, zu treffen.

[Adelchis Diaconus]

Auch diese Nacht erschien Adelchis im Elysium dabei trug er wie auch früher eine Priesterrobe. Es verwunderte ihn tatsächlich weniger, als man annehmen könnte, dass er seinen Clansbruder ohne eine vorherige Nachricht von ihm im Elysium antraf. Mit ruhigen und gemessenem Schritt ging er auf Ilario zu und wartete in respektvollem Abstand zu ihm bis dieser sich umdrehte. Erst dann würde er sich vor ihm respektvoll und tief Zunicken.

Das Wort ergriff er jedoch nicht schließlich war er hier der Gast und ohne Amt. So wartete er bis der andere Magister sich rühren und das Wort ergreifen würde.

[Ilario]

Ilario erwiderte die Begrüßung mit einem respektvollen Nicken, einem anderen Neugeborenen von hohem Blut angemessen. Er wandte sich dem anderen Lasombra zu, hieß ihn mit einer Geste näher zu treten. Dabei konnte Adelchis zum ersten Mal einen Blick auf Ilarios Gesicht erhaschen. Verborgen unter der Kapuze, dennoch war klar ersichtlich, dass etwas Ungewöhnliches passiert sein musste: Das Antlitz war von der matten Farbe schwarzen Rauchs und erstrahlte doch in einer Anmut die nicht ganz von dieser Welt schien. Als hätte die Nacht selbst ihn geküsst.
Als er sprach, tat Ilario dies in ruhigem Tonfall. Ungeachtet aller möglichen Zweifel schien er doch in sich zu ruhen.

„Seid willkommen werter Adelchis Diaconus und habt Dank für eure Worte. Viele Fragen tun sich auf, doch ihr batet um dieses Gespräch und ich bin erfreut wieder von euch zu hören. Es ist lange her. Was führt euch zu mir?“

[Adelchis Diaconus]

Auf die Aufforderung des anderen trat er etwas näher an seinen Clansbruder heran. Auch zeigten seine Züge einen kurzen Moment der Überraschung als er die Veränderung, die Ilario durchgemacht hatte, zu Gesicht bekam. Dann jedoch zeigte sich ein Lächeln auf seinen Lippen.

Danke das ihr Zeit für mich gefunden habt wohlwerter Ilario Contarini. Und habt dank das ihr mich hier Willkommen heißt. Um eure erste Frage zu beantworten. Ich war der Meinung, dass ihr als mein Clansbruder zuerst von meiner Rückkehr erfahren sollt.
Was eure anderen Fragen anbelangt will ich euch gerne Auskunft erteilen, doch seid bitte nicht enttäuscht, wenn ihr nicht viel neues erfahren werdet. Den größten Teil der Zeit meiner Abwesenheit habe ich leider in Starre verbracht. Um die Frage die ihr vermutlich dazustellen werdet vorwegzunehmen. Nein keine körperliche Gewalt zwang mich in diesen Zustand nur mein Verlangen zu ruhen, welches nach dem Vorfall in Kreuzdorf immer stärker über mich kam.

Nachdem er geendet hatte wartete er auf weitere Fragen oder Erwiderungen des anderen Lasombra.

[Ilario]

"Kreuzdorf... ja." Sinnierend legte er einen Finger ans Kinn. "Ich spürte es damals auch." Weiter führte Ilario dies nicht aus, hatte doch vieles dort seinen Lauf genommen. "Nun ich hoffe euer Geist hat Frieden, oder zumindest etwas Ruhe, gefunden. Jetzt seid ihr wieder erwacht, wieder hier... ein Umstand den ich begrüße. Eventuell können wir später, in diskreterem Rahmen, über eure Ziele und Möglichkeiten sprechen. Doch so ihr die Frage gestattet, wo habt ihr eure Zeit in Starre zugebracht? In Genua oder einer anderen Domäne?"

[Adelchis Diaconus]

Adelchis nickte und verlor sich kurz in den Erinnerungen der damaligen Nacht. Ja sie hatten es wohl alle gespürt, diese erdrückende Macht die von den Menschen ausgegangen war.

Ehe er auf Ilarios weitere Fragen antwortete Überlegte er kurz.

Nun ich will euch in diskreteren Rahmen gerne berichten wo ich erwachte, doch war es nicht in Genua.

Wie ist es euch und unserem Clan derzeit in Genua ergangen? versuchte Adelchis das Thema zu wechseln. Hier können die Wände Ohren haben. Und ein Risiko wollte er nicht eingehen.

[Ilario]

"Gut, dann will ich euch in diskretem Rahmen meinerseits auch einiges eröffnen."

Schweigend betrachtete Ilario den Schatten den sein Clansbruder warf und nickte schließlich, beantwortete dessen Frage. "Schlecht ist es mir nicht ergangen, neben meiner Verpflichtung zum Kastellan ihrer höchst verehrten Majestät habe ich nun den Sitz im Mondsenat für Mascharana inne. Dadurch hat unser Clan weiteres Gewicht erlangt, auch wenn wir nicht mehr viele zählen in Genua. Unsere verehrte Älteste hält weiterhin ihr Amt als Hüterin San Donatos und Senatorin für Platealonga. Der Clan ist also weiterhin ein bedeutsamer Faktor, dennoch gibt es viel zu tun und eure Rückkehr eröffnet Möglichkeiten die Macht der Schatten auszubauen."

[Adelchis Diaconus]

Der Priester nickte leicht bei den Worten des Kastellans und nach einer kurzen Denkpause antwortete er.

Das was ihr berichtet ist ausgesprochen erfreulich für unseren Clan.
Was die Möglichkeit angeht die Macht der Schatten hier auszubauen vertraue ich ganz auf euer Wort wohlwerter Kastellan von Genua.

Das Wort wohlwerter betonte Adelchis absichtlich deutlicher. Er war der Lasombra in Genua mit der geringsten Macht und so würde es vorerst auch bleiben. Er musste erst noch mehr lernen vor allem über diese unsägliche Politik. Außerdem gab es wichtigeres in Genua zu erledigen als sich mich seinen Clansgeschwistern anzulegen.

Ihr klingt fast so als hättet ihr schon eine Vorstellung, wie ihr dieses zu bewerkstelligen denkt.
Da meine Rückkehr alleine kaum ausreichend ist. Wie kann ich euch helfen?

[Ilario]

Ilario nickte bestätigend zu den Worten seines Clansbruders.

"Ja, ein paar Ideen habe ich. Vor allem aber gibt es Dinge die größer sind als unsere eigenen Belange, unser streben nach Macht und Einfluss. Es gibt Angelegenheiten, in denen unser Clan, trotz aller Rivalitäten und verfeindeten Fraktionen, zusammenstellt. Wenn wir es gemeinsam schaffen eine starke genuesischer Lasombrafraktion zu bilden, wenn unser Clan auf uns bauen kann ebenso wie Genua, dann können wir gemeinsam etwas größeres bewirken. Es geht um eines der Geheimnisse unseres Clans, eines dessen Hüter wir sind. Hüter einer Gefahr für alles Lebende und jeden Kainiten Italias."
Ein tiefer Ernst lag in Stimme und Blick des Kastellans. Der Clan der Schatten hantiert mit Dingen die selbst andere Kainiten fürchteten, wenn also etwas den Clan derart besorgte um ihn zu einen...

"Dazu in diskreterem Rahmen mehr...

Ich werde euch bei euren Bemühungen Fuß zu fassen in dem von euch präferierten Gebiet unterstützen... So ihr dies wollt. Geld, Männer, vielleicht auch politische Einflussnahme... Sicher, alles hat seinen Preis wie ihr als Wandler auf eurer Via sicher wisst. Eine Hand wäscht die andere und ich bin sicher wir können einander sehr nützlich sein."

Einen weiteren Moment schwieg Ilario nachdenklich, fast schien es als würde er eine unsichtbare Karte studieren.

"Dort wo ihr wart, ist euch dort oder auf der Reise jemand unseres Blutes begegnet? Oder habt ihr irgendwelche Anomalien in der Finsternis gespürt? Verzerrungen oder Erschütterungen in der Dunkelheit?"