[1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

[Mai '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Seresa
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Re: [1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Äußerlich ruhig und aufmerksam verfolgte Seresa die Erzählungen Ilarios.* Während der Kastellan gesprochen - wie auch nachdem er geendet - hatte, bewegten sich ihre Augen ungerichtet hin und her, während ihre Stirn manches Mal kleine, nachdenkliche Falten bildete. Bevor ein Schweigen unhöflich geworden wäre, wandte sie sich erneut dem Schatten verbal zu, auch wenn sie einigen Gedanken noch nachzuhängen schien, wirkte ihre Stimme von dieser Nachdenklichkeit durchzogen.

„Was mich diesbezüglich verwundert hatte war, dass der Aushang Brimirs im Elysium vor der Ernennung des neuen Capitano della Cite di Genova geschah. Dass die Melissiden nun anscheinend jene Macht innehalten, ist ohne jedweden Zweifel besorgniserregend. Vor allem in Anbetracht dessen Handlungsreichweite und Einflussgewalt. Ihr - wie auch Ajax - mögt letzten Endes darin Recht behalten, dass eine friedliche Lösung niemals möglich sein wird, doch haben wir geschworen, die Domäne Genua und all ihr Blut - sterblich oder nicht - zu beschützen. Ob die Melissiden diesen Schutz endgültig verwirkt haben oder in wie weit Melissa mit der Stille des Blutes brach, darüber wird ihre Majestät dereinst urteilen müssen, doch Fabrizio erzählte Melissa hätte ihre Hand stets schützend über die Menschen gehalten und ich möchte glauben, dass sie dies in guten Absichten tat. Was derzeit mit den ihren geschieht, kann in meinen Augen nicht in ihrem Sinne sein. Umso wichtiger erscheint es mir eindeutig herauszufinden, ob Melissa noch ist und so ja, wo. Wurde sie denn von Jemandem unserer Art noch einmal gesehen, nachdem Fabrizio sie angeblich zurück zu den Melissiden gebracht haben soll?“

Fragend blickte die Gelehrte auf den Schatten.

„Mir ist durchaus bewusst, dass das Blut der Drachen wandelbar ist und dass dies die Suche verlangsamen oder gar gänzlich unmöglich machen kann. Toma ist der sichtbare Beweis dafür, wie schwierig es sein mag eindeutig zu erkennen, wer einem wahrlich gegenübersteht und selbst unsere eigenen Körper sind nicht gegen die Macht des Blutes der Drachen gefeit.“

Der Zeige- und Mittelfinger ihrer linken Hand strich sanft über die Hinterseite ihres Nackens. Über den fingerdicken roten Strich, welcher bei Hofe noch nicht zu sehen gewesen war und welcher nur wenige Jahre später ihren Körper seither zierte. Auch Ilario musste ihn unweigerlich gesehen haben, denn Seresa hatte ihn nie verborgen gehalten, doch hatte sie auch nie darüber gesprochen, woher dieser eigentlich stammte. Ruhig ließ sie ihre Hand sinken.

„Was die schwarze Hand der See der Schatten anbelangt, so mag dies ein guter Hinweis sein. Ich nehme an, die Beherbergung fand während dem vorletzten Hoftag statt? Jenem, an welchem Euer Bruder im Blute Fabrizio zum neuen Botschafter Siziliens wurde? Wisst Ihr, ob Melissa Lydiadas im Handelshof oder im Gebäude des heutigen ´A Tarda Ora´ beherbergte?“

Erneut pausierte die Brujah für einen kurzen Moment und blickte fragend.

„Ebenso mag der Hinweis bezüglich der Exekution eines von Godeocs Dienern von Bedeutung sein. Wisst Ihr wie es zu diesem öffentlichen Akt gekommen war? Er erscheint mir in Anbetracht dieser Tatsache - von allem was ich bisher über Melissa zu wissen meine - seltsam. Was indes die Frage nach dem zeitlichen Abstand, Euer großzügiges Angebot und das damit entgegengebrachte Vertrauen eurerseits angeht...“

Seresa schwieg und musterte ihn nun ihrerseits kritisch, bevor sie die Augen schloss, einen falschen, tiefen Atemzug nahm, bevor sie die Augen öffnete, dem Schatten offen in die Seinigen blickte und ihm wahrheitsgemäß antwortete.

„Die Frage war innerhalb der vergangenen Monate auf Grund einer Überlegung meinerseits verstärkt aufgekommen. Ich wollte diese auf eine mögliche Schlüssigkeit hin abgleichen. So es jedoch einen unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang gab - wie Ihr es angedeutet hattet - bin ich mir nicht sicher, welche Folgen oder gar welche Tragweite mein gegebenes Wort diesbezüglich letztlich haben könnte. Auch in Hinblick auf die erwähnte Brisanz dieses Wissens, bin ich mir unschlüssig, ob es in Zeiten wie diesen sinnvoll wäre, dieses zu teilen. So es mir helfen würde Melissa zu finden, wäre ich wohl bereit dazu, Euch mein Wort zu geben, doch fürchte ich, lasst Ihr nicht gänzlich ohne guten Grund die Anrede sowohl bei Melissa, wie auch bei Fabrizio missen, oder?“

Ihre braunen Augen ruhten noch immer in den meergrauen des Lasombra.

„Etwas, was mich letzten Endes auf die eine oder andere Art und Weise zu der Frage bringt, was Melissa getan hatte, dass sie Euren Respekt verloren hat oder aber, weshalb Ihr derart überzeugt davon scheint, sie sei nicht mehr.“


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Re: [1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"Beunruhigend nicht wahr? Als hätte jemand die entstandene Lücke genutzt, zuerst der Bürgermeister, der Schluss liegt zumindest nahe, und dann den Capitano. Sie breiten sich aus."

Ilario schmunzelte leicht, gab es doch Dinge in denen er und Ajax derselben Meinung waren.

"Der sehr verehrte Lydiadas wurde, das ist richtig, während des vorletzten Hoftages von Melissa beherbergt. Wo genau sie dies tat ist mir derzeit nicht bekannt, ließe sich aber leicht herausfinden. Inwiefern spielt dies denn eine Rolle?
Was nun die Hinrichtung von diesem Diener des sehr verehrten Nosferatu betrifft, vermute ich hier eine impulsive Handlung Melissas. Eventuell eine Überreaktion oder auch etwa gänzlich Irrationales. Im Umfeld dieser Nacht, rund um den werten Ferrucio kam so etwas häufiger vor..."


Noch heute dachte Ilario mit Schrecken an den Zorn des Allmächtigen zurück den der Malkavianer entfacht hatte. Allein dafür müsste man ihn eines Nachts ausschalten, er war zu unkalkulierbar.

"Ich vermute die genauen Umstände des Verschwindens ihrer höchst verehrten Majestät sind nicht unbedingt hilfreich um Melissa aufzuspüren."

Fragend-vieldeutig ruhte der Blick des Kastellans auf Seresa. Würde sie nachhaken? Es dennoch wissen wollen?

"Fabrizio ist vernichtet, Melissa ist zumindest verschwunden. Meinen Respekt hat sie insoweit verloren, dass sie weder ihrer Pflicht als Vasallin nachgekommen ist... noch zu ihren aktiven Zeiten verantwortungsbewusst gehandelt hat. Sie hat, ungeachtet was dies für die Stille und die Domäne bedeutet, die Melissiden erschaffen. Sie mag meinen Respekt wiedererlangen falls sie wiederauftaucht und sich erklären kann."
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Re: [1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

In Seresas Augen war ein hintergründiges Funkeln zu sehen gewesen. Etwas in ihr wollte dieses Wissen über ihre Majestät besitzen. Etwas, was sie Ilario durchaus ähnlicher machte, als Ajax. Doch sie gab sich dieser Leidenschaft nicht weiter hin, sondern wandte sich etwas Anderem zu.

„Ihr sagtet, Melissa hätte Euren Respekt verloren, weil sie zu ihren aktiven Zeiten nicht verantwortungsbewusst gehandelt hätte. Was meint Ihr damit und was genau wisst Ihr über Melissas Plan bezüglich der Domäne Genua?“

Schweigend und skeptisch betrachtete sie den Lasombra für einen Moment, bevor sie fortfuhr.

„Was Fabrizio anbelangt, so bin ich mir nicht sicher, was ich dereinst bei Hofe sah oder meinte gesehen zu haben. Auch nicht, ob er wahrlich dort vernichtet wurde oder ob er womöglich eines anderen Ortes weiter existiert. Was Lydiadas indes anbelangt, so vermag ich nicht zu beurteilen, ob es eine Rolle spielt, doch stehen beim ´A Tarda Ora´ Zitronenbäume. Jene gelbe Frucht, welche Brimir und Acacia dereinst bei Hofe ihrer Majestät als Geschenk zu Füßen gelegt hatten. Es mag nicht mehr als ein Zufall sein, doch birgt dieser durchaus eine gewisse amüsante Ironie.“
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Re: [1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

Ein sachtes Lächeln tauchte auf und verschwand ebenso schnell wieder vom Antlitz des Schattens. Dies war eine Gelegenheit bei der er den Verhaltensweisen Galbas nachfolgen konnte. Und dies tat Ilario dann auch.

"Sie hat nicht einfach Blutdiener geschaffen... sie hat eine Art Sekte, einen Geheimkult geschaffen. Einen der organisiert im Verborgenen agiert. Ohne dies abzusichern. Als Vasallin.
Ob und welche Pläne Melissa für die Domäne Genua hatte...? Nun, was meint ihr werte Seresa?"


Als Fabrizio und der Hoftag zur Sprache kamen, schwieg Ilario und legte die Fingerspitzen aneinander. Er betrachtete sie und nickte schließlich.

"Fabrizio ist ziemlich sicher vernichtet. Oder schlimmeres. Wie ich bereits sagte, war dies vermutlich nicht mehr Fabrizio Begado. Zumindest nicht gänzlich. Es war, es ist etwas anderes. Etwas weit gefährlicheres." Etwas raubtierhaftes zeichnete sich auf Ilarios Miene ab. Ein Falke, bereit zur Jagd, käme einem vielleicht in den Sinn. "Man wird sich seiner annehmen."

Leicht gespielt verzog nun der Lasombra sein Gesicht, als hätte er seine Fänge in einer Zitrone versenkt. Dann wieder dieses leise Lächeln. Hintergründig.

"Ist euch dies auch aufgefallen ja?" Jetzt schon... schwang irgendwie mit. "Ein Zufall, vielleicht. Glaubt ihr das?"
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Re: [1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Was ich glaube ist unerheblich, wohlwerter Ilario. Die Zukunft wird zeigen, ob es einzig ein Zufall ist - oder nicht. Es gibt unzählige Zitronenbäume und wer weiß bei all den Unsicherheiten in unserer Welt hinter der Welt, was die Wahrheit, was ein seltsamer Zufall und was nicht mehr als eine Karotte ist, welche - gleich einem Esel - zum Fressen vorgehalten wurde.“

Seresa schwieg für einen Moment und betrachtete den Schatten stumm, bevor sie schließlich leicht mit den Schultern zuckte.

„Was Melissa anbelangt, so weiß ich nicht, welche Pläne sie wahrlich dereinst hegte. Solange sie jedoch nicht aufgefunden wurde, können wir einzig mutmaßen, was es war, was sie wahrlich schaffen wollte und weshalb. Eure Meinung und Ablehnung gegen Melissa indes wirkt ungemein harsch.“

Die Hand der Brujah beschrieb eine sich öffnende Geste.

„Verständlich in Anbetracht der sich ausbreitenden Melissiden und doch wirkt es für mich als hättet Ihr als Wissenssucher keinen Zweifel an ihrer Schuld. Ihr nehmt an, dass Melissa keine Absicherung hatte, doch weshalb denkt Ihr dies? Was wäre, so die Absicherung schlicht nicht griff oder bewusst umgangen worden war? Was so das, was Melissa dereinst erschaffen wollte, im Grunde gut und zum Wohle der Domäne war, doch von Anderen übernommen, missbraucht oder gar pervertiert wurde, ohne dass sie sich dagegen erwehren konnte? Und was so es weder eine Sekte noch ein Geheimkult zu Beginn war, sondern einzig an ihr Blut Gebundene, so wie sie so Mancher unserer Art selbst zu halten pflegt? Diener, welche im Verborgenen agieren mussten, nachdem sie selbst oder Jene, welche ihnen nahestanden, angegriffen oder gar ermordet worden waren.“

Die linke Hand fand zu ihrem Stab zurück, welche sie darauf ablegte.

„So wir ein unnötiges Massaker auf beiden Seiten verhindern wollen, ist Melissa zu finden - meiner Meinung nach - der einzige Weg, welcher noch eine friedliche Lösung in diesem Konflikt versprechen mag.“

Seresas Blick wurde ernst und ihre Stimme deutlich gedämpfter.

„Anderenfalls befürchte ich, wird Genua und alles was wir lieben, - über kurz oder lang - in Blut und Asche untergehen.“
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Re: [1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"Vielleicht bin ich wirklich etwas harsch... Mag sein, dass mich die harten Lektionen der letzten Jahre dahingehend zu sehr beeinflusst haben." Er seufzte leise und strich sich dann, wie in einer Geste der Reinigung, die Tunika glatt. "Also gut, vielleicht habt ihr Recht. Vielleicht trägt die werte Melissa nicht die alleinige Verantwortung. Ich werde dies erst werten sobald diese Angelegenheit aufgeklärt ist oder sie sich vor ihrer Lehnsherrin verantwortet hat. Bis dahin wäre eine friedliche Lösung wohl in unser aller Sinne. Selbst wenn diese Melissiden durch ihre Taten eine Beleidigung für jeden Wandler auf der Via Regalis darstellen... ich werde das Wohl der Domäne über diese Befindlichkeiten stellen."

Wiederstrebend und mit einem leicht säuerlichen Gesichtsausdruck äußerte Ilario sich zu der anderen Sache.


"Karotten oder Zitronen, wer weiß das schon. Leider wäre mein erster Ansatz, oder eher der zweite nach einem Gespräch dieser Thematik mit den Melissiden... was wohl eher ausscheidet... in Sizilien nachzuhaken. Die werte Melissa verschwand während des sizilianischen Überfalls und es gab bereits im Vorfeld diesen Kontakt zum sehr verehrten Lydiadas. Doch erscheint mir eine Reise nach Sizilien äußerst riskant. Als Kastellan Genuas und Kind meines sehr verehrten Erzeugers gäbe ich wohl ein gutes Ziel ab dort unten. Vermutlich würde man mich empfangen. Doch würde ich unverändert wiederkehren? Wer weiß...?"

Sizilien wäre sicher eine Reise wert, doch nicht für Melissa. Zu gefährlich schien auch Ilarios gesamte Körperhaltung zu sagen.

"Davon ab bindet mich noch die konkrete Erfüllung eines Auftrages für ihre höchst verehrte Majestät hier im Norden. Diese elende Geschichte mit dem werten Gaius Marcellus... hättet ihr, falls es nötig wird, Zeit und Muße bei der Befreiung eines Vasallen Genuas zu helfen?"
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Re: [1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Falls es nötig wird, werde ich alles in meiner machtstehende tun, um bei der Befreiung eines Vasallen Genuas zu helfen, denn meine Loyalität gilt der Domäne Genua und ihrer rechtmäßigen Herrscherin Aurore. Auch wenn dies Einige anders sehen…“

Ihr Kopf drehte sich zu einer Seite, während ihr Blick leicht in Richtung Süden abglitt.

„Oder stets anders sehen wollten.“

Ihr Haupt wandte sich zur anderen Seite, während die braunen Augen in den Norden fanden. Noch zweimal schüttelte sie den Kopf, während sie den Blick auf Ilario hielt. Für einen Moment schwieg sie, blickte ihr Gegenüber einzig stumm an, bevor sie die Augen bewusst langsam schloss und wieder öffnete. Als sie weitersprach war ihre Stimme warm und weich, wenn auch noch immer gedämpft, ob des Ortes, an welchem sie sich befanden.

„Ich verstehe nur zu gut, wie schwierig es für einen Wandler auf der Via Regalis ist, eine offenkundige Beleidigung nicht umgehend zu sühnen, doch manches Mal müssen wir alle…“

Ihr Kopf legte sich leicht zur Seite.

„Wie sagtet Ihr noch? - Das Wohl der Domäne über diese Befindlichkeiten stellen?“

Fragend blickte sie auf den Schatten, bevor sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen mit einer kleinen und kurzen Bewegung zustimmend nickte, bevor sie ihr Haupt in eine aufrechte Position zurückbrachte. In einer ruhigen Geste ließ sie ihre linke Hand sinken.

„Ich bin zuversichtlich, es wird die Zeit kommen, in welcher sich eine solche weitsichtige Haltung auszahlen wird. Seid versichert, ich weiß Euch hierfür gleichermaßen zu schätzen und zu respektieren. Was indes Sizilien anbelangt, so wäre dies wahrlich zu viel von Euch verlangt und Eure dortige Suche womöglich von wenig Erfolg geprägt. So es Melissa ist, an welche die Melissiden gebunden sind, so befindet sie sich noch immer in Genua und die Melissiden werden Niemanden zu ihr lassen. Zu groß ist das Misstrauen nach all den Morden und Mordversuchen. Auch gegen Melissa selbst. So es jedoch nicht Melissa wäre, welche die Melissiden anführt, weiß Jener oder Jene an dessen Blut sie gebunden sind, wo sie gefunden werden kann… So sie überhaupt noch ist.“
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Re: [1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

Zuerst nickte Ilario, Zustimmung signalisierend, dann schlich sich etwas Fragendes in seinen Blick.

"Morde? Mordversuche? An welchen Menschen genau? Und wer hat wann versucht Melissa selbst zu ermorden?"

Hier lag etwas in der Luft, ein gefährlich ruhiger Unterton. Der Kastellan mochte Melissa für nicht besonders verantwortungsvoll halten, aber ein Mordversuch an einer Vasallin und Botschafterin Genuas würde Konsequenzen erfordern. Und seien es bloß gut gesetzte Worte.

"Versteht mich nicht falsch, Melissiden würde ich genau wie jeden anderen Sterblichen eliminieren so sie sich einschleichen in meine Kreise. Allerdings nicht weil sie Melissiden sind. Außerdem ist Mord nicht unbedingt das beste Mittel...
Nun nehmen wir also an Melissa befindet sich in Genua, dann würde ich davon ausgehen, dass sie nicht aktiv ist. Das spräche schon von besonderer Dreistigkeit wenn eine einfache Neugeborene sich dem Edikt ihres Prinzen widersetzen würde. Also nehmen wir weiter an sie befindet sich in Starre und entweder in Obhut ihrer Melissiden oder aber in Gefangenschaft dessen der nun die Melissiden kontrolliert. Wer könnte dies eurer Meinung nach sein werte Seresa?"


Es klang durch, dass Ilario hier zwar Vermutungen aber keine Gewissheit bieten konnte. Doch zunächst schien er hören zu wollen in welche Richtung die Gedanken der Gelehrten gingen. Schließlich, als wäre er gerade zu einem Schluss gekommen, als wären parallel zum Gespräch laufende Gedankengänge vollendet und bewertet worden, bot er Seresa die Hand zu einem Handel.

"Lasst uns ein Abkommen schließen... wir suchen zusammen Melissa und bringen sie wenn möglich vor ihre höchst verehrte Majestät. Schließlich steht es unserer Herrin allein zu über sie zu urteilen falls nötig. Vielleicht können wir so auch diese Melissidenproblematik mit sanfter Hand lösen.

In Ausgleich für meine Hilfe bei dieser Suche würde ich euch ersuchen mir dabei zu helfen den werten Gaius Marcellus aus der Gefangenschaft Mailands auszulösen. Ich arbeite daran im Auftrag der höchst verehrten Aurore, mehr kann ich euch erst offenbaren sollten wir diesen Handel mit unserem Wort als Könige beschlossen haben. Auch darf nichts davon ein anderes Ohr erreichen..."
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Re: [1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa betrachtete den Lasombra für einen Moment schweigend, während sie über sein Angebot nachzudenken schien. Dann schüttelte sie sanft den Kopf.

„Wir sind nie allein, wohlwerter Ilario. Selbst wenn wir uns unser Wort als Könige geben würden, könnten wir uns niemals gänzlich sicher sein, dass nichts davon ein anderes Ohr erreichen würde.“

Schweigend betrachtete sie den Schatten vor sich, während ihr Blick bedauern oder gar eine bittere Erkenntnis der vergangenen Jahre widerspiegelte.

„Dass ich Euch bei Eurem Auftrag für die höchst verehrte Aurore dennoch helfen will und helfen werde - soweit und sofern mir dies möglich ist - und sofern ich dies überhaupt darf, steht für mich gänzlich außer Frage. Es ist und wäre mir eine Ehre. Sofern Ihr diesbezüglich ein gegebenes Wort von mir wünscht, werde ich es Euch mit Freuden und ohne zu zögern geben.“

Für die Gelehrte machte dieser Schwur offenkundig keinen Unterschied, wirkte sie sich in dieser Entscheidung gänzlich sicher.

„Ich würde Euch im Speziellen jedoch gerne ein anderes Vorgehen vorschlagen dürfen.“

Die Brujah schwieg für einen Moment, ob Ilario Einwände hätte, bevor sie fortgefahren wäre.

„Offenbart mir nichts, wohlwerter Kastellan, sondern leitet mich. In die Irre oder in die richtige Richtung. Lasst weder mich noch mögliche Feinde wissen, welche uns beobachten könnten, was der wahre Plan ist. Was der Sache nutzen wird und was einzig der Ablenkung dienen soll. Doch um eines würde ich Euch hierbei bitten, sowie redlich ersuchen wollen: Übertragt mir nichts, was zum Schaden unserer höchst verehrten Herrin Aurore und ihrer rechtmäßigen Domäne Genua führen würde oder führen könnte, denn meine Loyalität gilt ihr.“

Ein Schweigen folgte, welche die Gewichtigkeit dieses Anliegens für Seresa widerspiegelte.

„Was Melissa indes anbelangt, so hoffe ich, dass ich sie mit Eurem Wissen womöglich besser finden kann. Sollte ich sie finden, werde ich nahelegen, dass sie offen vor unsere höchst verehrte Herrin Aurore tritt, um redlich Rede und Antwort zu stehen. Über die Geschehnisse der vergangenen Jahre und allem was zu der heutigen Situation geführt hat. Melissa ist noch immer eine Vasallin. Als solche sehe ich dies als ihre Pflicht an. Ich hoffe sehr, sie - wie auch die Melissiden - werden dies verstehen und genügen Vertrauen in die Weisheit, Gnade und Güte unserer höchst verehrten Herrrin Aurore aufbringen können, auch wenn die Vorzeichen für eine sanfte Lösung derzeit alles andere als gutstehen mögen.“

Seresa nahm einen langen, tiefen Atemzug, wobei sie kurzzeitig die Augen geschlossen hatte. Als sie sie erneut geöffnet hatte, waren ihre Lippen leicht angewinkelt. Sie wirkte über das alles offenkundig alles andere als glücklich.

„Was die Morde oder Mordversuche an den Melissiden anbelangt, so wurde von Tausenden gesprochen, wobei ich mir noch unschlüssig darüber bin, wieviel davon wahrlich direkt - oder auch indirekt - die Schuld von Vertretern unserer Art war. Man sprach jedoch von sechsunddreißig Toten innerhalb von zwölf Monaten. Hinterrücks erdolcht, einem Auge beraubt oder verstorben am Wundfieber. Ich hatte überlegt, ob es sinnvoll wäre, Galeno Fiore auf jene Fälle anzusetzen, doch ich bezweifle die Melissiden würden dem ohne Weiteres zustimmen. Zu tief sitzt das Misstrauen, welches über Generationen kultiviert wurde. Broglio soll überfallen worden sein. Ihre Familien, sowie Freunde grausam hingerichtet und verstümmelt. Über Generationen hinweg lebten die Melissiden angeblich in Angst. Bandenkriege. Der Kult der Jagd. Der Werwolf von Broglio. Die Rattenhochzeit. Das Massaker in der Casa Fieschi. Der Verrat in Borgio Incrociati. Die Nächte der langen Messer während der Besatzung. Der Racheschwur des Blutvogtes. Die Attentate auf ihre Senatoren und auf Luca Fieschi. Die Überflutung der Bettler. Das Schwarzfieber. Die Zerschlagung ihrer Miliz und der Mord an einer gewissen Rotnase. Die Wolfsnächte. Die Lügen über die rote Hexe. Der Brand in der Villa Trucca. Das Attentat der Geißel. Die raveccanische Seuche.“

Schweigend blickte Seresa auf Ilario, bevor sie leicht den Kopf schüttelte.

„Die Hälfte der Begrifflichkeiten, sagen mir nicht einmal im Ansatz etwas und bei der anderen Hälfte kann ich in großen Teilen nur raten oder müsste schlaue Vermutungen anstellen, was damit gemeint sein könnte. Dies sind jedoch jene zuvor erwähnten Dinge, bei welchen ich ebenso Euch und Euer Wissen, sowie Eure Sicht auf jene Begebenheiten gerne ersuchen würde, sofern sie Euch überhaupt etwas sagen mögen. Was den Mordversuch an Melissa anbelangt, so nehme ich an, dass hierbei um das erwähnte Attentat der Geißel oder die Geschehnisse rund um den Krieg 1002 anno Domini gemeint sein könnten, welche wohl mit der Nacht der langen Messer während der Besatzung Erwähnung fanden. Gänzlich sicher bin ich mir diesbezüglich jedoch nicht. Davon ab hieß es seinerseits die Sizilianer hätten versucht Melissa zu ermorden, doch ob dem wahrlich so ist?“

Die Gelehrte betrachtete den Lasombra vor sich, bevor sie erneut ihr Haupt von rechts, nach links und wieder zurückbewegte.

„Auf den ersten Blick mag dies wenig Sinn ergeben, zumal Melissa als sizilianische Botschafterin bestellt wurde. Doch womöglich ist dies einzig ein vortrefflicher Witz, welchen man erst mit mehr Wissen wahrlich verstehen mag.“

Die ewigjunge Frau zuckte unschlüssig mit den Schultern.

„Was Eure Frage jedoch anbelangt, wer wahrlich hinter den Melissiden stehen mag, so vermag ich dies noch nicht zu beurteilen. Davon ab bin ich mir nicht sicher, ob dieses Wissen für mich überhaupt jemals von Belang ist oder je sein wird. Sicherlich könnte ich einige Vermutungen anstellen und viele davon ebenso begründen, doch was oder wem würde es nutzen, im Vorfeld womöglich falsche Verdächtigungen zu äußern, solange es keine handfesten Beweise hierfür gibt? Und selbst wenn es Beweise gäbe, woher wollen wir wissen, dass sie nicht mehr als wohlplatzierte Fälschungen sind, um uns bewusst in die Irre zu führen oder uns gar zu täuschen? Letzten Endes wird ohnehin immer und unweigerlich ein Schuldiger gefunden werden, doch wen wird es wahrlich interessieren, ob dieser der wahre Schuldige ist?“

Fragend blickte sie zu Ilario, welcher selbst zuvor dazu bereit gewesen war, Melissa die alleinige Schuld zuzusprechen, bevor Seresa erneut und beinahe resignierend den Kopf schüttelte.

„Ich fürchte, ich werde ohnehin wenig erreichen können, geschweige denn verhindern können, was womöglich letztlich unweigerlich geschehen wird, doch meine Loyalität gilt der Domäne Genua und der höchst verehrten Aurore als ihre rechtmäßige Herrscherin. Mein Schwur gilt ihr und ich werde alles tun was in meiner Macht steht, um gemäß diesem zu handeln.“

Für einen kurzen Moment wirkte es gänzlich so, als würde da ein ´koste es, was es wolle´ zwischen den beiden Kainiten unausgesprochen schweben, doch es fand keine Stimme und so verschwand es ungehört in Raum und Zeit.
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Re: [1028] Il faro oscuro [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"Euer Vorschlag ist gut, so mögen jene die euch möglicherweise hinterherspionieren in die Irre geführt werden. Ich werde dies beherzigen, auch wenn diese Angelegenheit um den werten Gaius Marcellus eine elendige ist und sich zieht... so kann aus ihr durchaus selbst mit den besten Absichten auch Negatives erwachsen.
Eventuell ergibt sich jedoch noch eine andere Gelegenheit Genua und ihrer höchst verehrten Majestät dienlich zu sein. Höchst diskret und ich würde euch so weit es möglich ist im Unklaren belassen, euch aber zusichern dass es der Domäne nicht zum Schlechten gereichen würde."


Zu ihren weiteren Worten über die Melissiden und die Anschläge auf sie schwieg Ilario, nahm sich mehrere Minuten Zeit nachzudenken.

"Die werte Melissa hatte viele Neider und Feinde, der Kult der Jagd sagt man, ebenso wie die Liktoren. Die früheren Attacken waren wohl eher gegen Melissa gerichtet, doch nach ihrem Verschwinden ging es weiter, womöglich vehementer sogar... Der werte Titus wird seinen Anteil daran gehabt haben, strebte er doch vor seiner Versetzung danach Mondsenator für Broglio zu werden. Es ist mir ebenso bekannt, dass der verehrte Brimir einst versuchte dort etwas zu bewegen und dass der sehr verehrte Godeoc seit Jahrzehnten mit seinen üblichen Mitteln versucht in Broglio an Einfluss zu gewinnen. In den letzten Jahren kommen eventuell noch andere Kainiten hinzu die versuchten der Bedrohung durch die Melissiden entgegenzuwirken.
Inwieweit Sizilien versucht hat die werte Melissa auszuschalten vermag ich nur zu raten, Sinn ergäbe es allerdings schon. Vielleicht wollte man lose Enden abschneiden, vielleicht hatte sie durch ihre Beherbergung des sehr verehrten Lydiadas Kenntnis von Dingen..."


Er zuckte ebenfalls mit den Schultern, dieser verdammte Krieg. Obschon Jahre her reichte er noch immer bis in die Gegenwart. War er je vorbei?

"Mich. Mich wird interessieren wer der Schuldige ist. Wer die Macht hinter den Melissiden ist. Selbst wenn man mit Melissa einen Sündenbock kreieren würde, sollte es einen anderen dahinter geben... sollte man diese Bedrohung kennen. Der Feind den man nicht kennt ist immerhin der gefährlichste.
Vielleicht gibt es aber auch gar keinen Kainiten dahinter, vielleicht zeigt sich hier nur welche Bedrohung Sterbliche mit dem Wissen um unsereins darstellen. Besonders wenn sie so organisiert sind."


Auf Seresas Bekräftigung ihres Schwurs, ihrer Treue zu Aurore und Genua, nickte Ilario nur sehr ernst.
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