[1029] Nachtigall [Achilla, Alain]

[Juni '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Signora Achilla
Nosferatu
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Re: [1029] Nachtigall [Achilla, Alain]

Beitrag von Signora Achilla »

Und damit brach der Trubel los. Nach so viel Anspannung, Furcht und Trauer ging es kaum anders. Zwei Leichen lagen dort, am Rande, doch kaum einer verschwendete noch einen Blick darauf. Nur Adelfo ging dorthin, um sich zu setzen. Er hatte sich einen der Weinkrüge gestohlen und hob seinen Becher für den gefallenen Geliebten.

Doch der Rest? Es war erschreckend, wie einfach sie über das Geschehene hinweg gingen. Vielleicht waren das die Versprechen von Wein und Gebranntem, von einem wahren Festmahl, das sie sonst nur aus der Ferne sahen? Vielleicht war es die Aussicht auf das süße Blut, das wenigstens einige von ihnen wohl tranken? Der Rausch der Pracht um sie her?

Die Signora lachte und nickte zu den Worten Alains. “Ai, das ist kein Tausch und keine Trauer. Und zurück will ich nicht, könnt’ ich auch nicht. Doch kosten kann ich’s, Herr.” Sie schüttelte sich. “Wo andere tot sind, im Innern, und ihnen wird immer kälter und dunkler, da gehe ich lieber anders. Kann vielleicht auch nicht anders. Ich bin nicht tot, im Innern.”
Das klang nach einem entsetzlichen, morbiden Scherz. Die Signora schüttelte sich, so dass die Motten und Nachtfalter sich aus den Falten ihrer Kleider und ihrer Haut erhoben und um sie her tanzten.
“Erzählt mir von Euch und den anderen, die Ihr als Gäste laden würdet, zu einem Abend wie diesem”, bat sie neugierig. Maestro Mauricio brachte ihr ein letztes Mal eine Maske für diesen Abend, so dass sie die schmucklos schwarze ablegen konnte. Für den Moment noch wog sie sie jedoch einfach in der Hand, ein zerbrechliches Ding aus geleimtem Holz und Stoff.
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Alain le Beau
Tzimisce
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Re: [1029] Nachtigall [Achilla, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Von mir? Ich bin nur jemand, der die Freuden des Lebens - oder besser gesagt, die Freuden der Welt - zu schätzen weiß. Kunst, Frauen, guten Wein, Gesang und andere schöne Dinge." Er zeigt auf die Statuen in der Halle. "Mir ist ein wenig Geld in den Schoss gefallen und ich habe es genutzt, um mir meine Träume zu erfüllen." Ein mysteriöses kleines Lächeln steht in seinem Mundwinkel, als er fortfährt: "Oder besser gesagt, ich bin noch dabei."

Der Tzimisce weist um sich. "Was diesen Saal angeht, so werde ich früher oder später versuchen, die goldene Jugend Genuas dafür zu begeistern. Ein Ort weit draußen, abgelegen, wo sie endlich einmal frei sein können." Er lacht. "Für euch sicherlich aus vielerlei Gründen eine interessante Vorstellung. Ich habe nichts dagegen, dass der Clan der Verborgenen ebenfalls davon profitiert. Nehmen und Geben, darauf beruht doch unsere Gesellschaft, nicht wahr?"
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Signora Achilla
Nosferatu
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Re: [1029] Nachtigall [Achilla, Alain]

Beitrag von Signora Achilla »

“So ist es wohl”, stimme die Signora zu. “Selten ist es nur genau so geradlinig, aber was im Leben ist das schon?”
Mit den Worten drehte sie sich einmal, um die Halle in Ruhe und Sorgfalt zu betrachten. Dann hob sie die Arme und diesmal war es ein ganzer Schwarm von Motten, die von ihr aufflogen und davonstoben, -tanzten und -torkelten.

“Ja, was Ihr vorhabt, das ist köstlich. Und ich denk mir auch: so eine Sache befreit die Geister. Wenn ich eins gelernt hab’, auf der Wanderschaft, dann das da, wo die Regeln mal weniger drücken und die Leute was selber in die Hand nehmen können, da kann’s wild werden. Gut und schlecht, aber so kommt Veränderung.”

Sie wog den Kopf ein wenig. “Das kann sich ausgehen, zwischen Euch und mir, für Abende wie diesen, Musik und Spiel, Wort und Herausforderung, die den Verstand aufschließen soll. Und wir beide bringen eben so mit, was zu uns gehört. Eine wie ich kann schlechterdings für den Clan der Verborgenen sprechen. Aber ich bin, was ich bin, eh? Kann auch nicht leugnen, dass unsereins gern und gut die Köpfe zusammensteckt. Und zum Nutzen von denen, die mit uns Geschäfte machen, wohl.”
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Alain le Beau
Tzimisce
Beiträge: 2493
Registriert: Mi 28. Feb 2018, 00:39

Re: [1029] Nachtigall [Achilla, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"So sei es", nickt der Tzimisce. "Sobald die notwendigen Vorkehrungen getroffen sind, werde ich euch informieren. Aber genug davon. Ein Tänzchen, werte Signora?" Alain reicht der Signora den Arm und führt sie hinein in den Trubel. Zwischen den Schaustellern sind weißgekleidete Jünglinge und Mädchen aufgetaucht, die mit leicht verklärtem Blick Speisen und Getränke tragen. Und die Statuen sehen mit einem milden Lächeln auf die Freuden herab, die da folgen.
Zusammenfassung: Signora Achillas Schauspieltruppe trifft bei Alains Palast ein. In einer freizügigen Bühnendarbietung trennen der Tzimisce und die Nosferatu die Spreu von Weizen. Alain offenbart seinen Plan: Er will die genovesische Adelsjugend in den Palast einladen und Achillas Truppe soll sie unterhalten. Auf diese Weise sollen beide Kainskinder an Informationen und Beziehungen kommen. Nachdem die Abmachung besiegelt ist, beginnt eine ausschweifende Feier.
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