[1029] Das Tor vor der Nase [Arash, Achilla]

[Juni '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Signora Achilla
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Re: [1029] Das Tor vor der Nase [Arash, Achilla]

Beitrag von Signora Achilla »

Und so gingen die beiden auseinander. Die Signora kehrte in die Stadt zurück, zu Truppe, zu den Masken, Lumpenkisten, Werkzeugen und dem Wagen der Fahrenden, der aufgeschlagen und mitunter auch radlos einen Teil der Schneider- und Maskenwerkstatt bildete, die ein Herzstück für alles war, was für die Bühne genäht, geleimt, geklaut und umgearbeitet wurde.
Der Wagen stand in einem engen Hinterhof, eingekeilt zwischen den in die Höhe gewucherten Häusern und Hütten in Clavicula. Ein paar Hühner und Zügen waren dort zuhause und der Übergang in die halboffene Küche von Salvos Trinkhaus, in dem Maestro Mauricios Truppe sich ausbreitete, für das sie zahlte oder Kundschaft anlockte und es wahrscheinlich auch oft genug ausnahm und vereinnahmte.

Maestro Mauricio war die Kapriolen und Kaprizen der Signora durchaus gewöhnt und der fortwährende Wunsch nach oder die dauerhafte Arbeit an ausgefallenen Masken gehörte ganz gewiss dazu.
Für diesen Mond war es ein ordentlicher Schub Arbeit, aber kein zu großer. Vieles war bereits vorhanden, die rohen Maskenteile, Aufsätze, Farben und Leime, Leder, Horn oder Stoffe.

Und dies war, was die Signora Achilla und Maestro Mauricio in diesem Monat fertigten:

Der Falke
Die Maske war für den gesamten Kopf gefertigt, nicht nur für das Gesicht. Das war auch notwendig, denn sie hatte einen zierlichen, scharfen Schnabel über der Nase des Trägers und musste bequem und gut mit weichen Lederriemen um den Kopf her befestigt werden. Um die Augen her war sie aus weichem Leder gemacht, so dass sie sich an verschiedene Kopfformen besser und glatt anpassen konnte und die Sicht des Falken nicht eingeschränkt wurde.
Ihr fehlte ein Kinn unter dem Schnabel, so dass beim Tragen vielleicht angeraten war, dass tatsächliche Kinn mit Kohlestaub oder Asche dunkel zu machen.

Setzte man die Maske so auf, ergab sich tatsächlich die Illusion eines Raubvogelkopfes: Die scharfen Falkenaugen waren aus bemalten, braungold polierten Muscheln geschliffen und so aufgesetzt, dass die echten Augen des Menschen in dem geschickt aufgenähten Gemisch aus braunen Federn und Stoff unauffällig wurden. Die Maskenaugen verschoben die Proportionen und machten die Maske wahrhaftig zu einem Falkengesicht.

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Der Bär
Diese Maske war breiter als die meisten Menschengesichter es waren und zu ihr gehörte eine Art Schal oder Schulterstück, welches Maske und Schultern verband und so scheinbar den Hals des Maskenträgers so dick und kräftig machte wie der Nacken des Bären es sonst auch war. Erneut war es ein Spiel mit den Proportionen, welches dem Träger der Maske die menschliche Form nahm und stattdessen wenigstens im Schein die tierische Kraft verlieh.

Die Schnauze des Bären mit einigen Fängen aus Stein oder Holz war etwas vorgesetzt, dunklere Stoffe und geschickt vernähte und aufgepolsterte Streifen von Pelz ahmten die Konturen des Bärengesichtes nach.
Das Loch für den Mund und die Nase des Trägers war hinter dieser Schnauze verborgen. Die Augenlöcher waren ebenfalls eher weit und auch hier war wohl angeraten, dass der Träger sich um die Augen her dunkel einrieb.


Der Fuchs
Die rotbraune Fuchsmaske mit der weißen Kehle schien beständig zu lachen. Auch sie hatte eine Schnauze wie der Bär, doch war sie schlanker und die Augenlöcher hatten einen Schnitt, der das gesamte Fuchsgesicht gewitzt und schlau aussehen ließ.
Die Maske hatte einen hinteren Teil, mit einer braunroten, gestaffelt aufgenähten Haarmähne - vielleicht war die aus den Schweifhaaren eines Fuchses, also eines braunroten Pferdes, gemacht? Auf die Weise ließ sich geschickt eine Art Haarspange verstecken, auf der die zwei spitzen Fuchsohren steckten, genähte Dreiecke, aufgespannt auf Knochen und in Schwarz zu Rotbraun gefärbt.



Der Eber
Der dunkelgraue, aus Stoff und Leder gemachte und vorgestellte Schweinsrüssel mit den tatsächlich echten Eberfängen war das Zentrum dieser Maske. Der Rest des Menschengesichtes wurde eingerahmt von borstig-grauen Haar- und Pelzteilen. So hatte der Träger tatsächlich die Chance zu etwas Mimik, war aber auch angeraten, das Gesicht mit Kohle und Aschestaub dunkler zu färben. Wem das zu frei war, der konnte einen grauen Stoffstreifen dazunehmen, der die untere Gesichtshälfte verbarg und über dem der Rüssel des Ebers aufgesetzt werden konnte.

Ähnlich wie beim Bären gehörte ein Schulter- und Halsteil zu dieser Maske, so dass der Träger sogleich massiger und schwerer wirkte.
Über den Kopf weg wurde eine Art Mähne oder Matte mit eingenähten, aufgestellten Borsten und Haarbüscheln getragen. Einige davon waren einfach aus eingefärbten, gebundenen und stachlich geleimten Bündeln von Stroh gemacht, andere waren echte Schweinsborsten oder aus der dicken, borstigen Mähne von Eseln geschnitten.



Der Fink
...hatte wohl wegen seiner prägnanten, graublau gegen braunrot abgesetzten Kopfzeichnung seinen Einzug in die Sammlung erhalten. Ähnlich wie beim Falken war ein Vogelschnabel über der Nase des Trägers aufgesetzt und erlaubte ein freies Atmen. Das Maskenkinn fehlte auch hier und die Augen des Finken waren aus schwarzglänzenden Austerschalen gemacht, die so ineinander geschoben und geleimt worden waren, dass sie so schwarz und rund glänzten wie die lebendigen Vogelaugen sonst auch.
Die Menschenaugen blieben geschickt verborgen, genau an der Grenze zwischen dem Graublau und Rotbraun.

Um den Schnabel her saß ein vorwitziger, weicher Kranz aus schwarzen Federn, dahinter war die Maske braunrot und fein, mit ein paar aufgestickten Maserungen nach hinten hin. Die Stirn war in graublau gemacht, mit graublauen, kunstfertig geflochtenen Stoffstreifen, die über den Kopf wegliefen und sich auch mit den Haaren verflechten lassen konnten.

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Der Wolf
Das Gesicht des Wolfes war in der Art gemacht wie das des Fuchses, mit einer Schnauze und Fängen, doch etwas gröber und in den Konturen härter. Dem Wolf fehlte der verschmitzte Zug des Fuchses.

Die Wolfsmaske war, anders als die vorigen, zu guten Teilen aus einem starren Stück gemacht: Stirn, Schnauze und Wangen waren aus dünnen Holzstreifen, die gebogen und dann geleimt worden waren, um dem Gesicht eine einzigartige, grimmige Kontur zu verleihen. Der Pelz war in Malerei und am Rande in Schnitzerei angedeutet und wurde dann um die Maske her zu echtem Wolfspelz. Die spitzen, aufgestellten Wolfsohren waren hinter der Stirn so angebracht, dass sie etwas hinter der Maske sitzen mussten und wohl auch am Haar des Trägers festgesteckt wurden.



Der Marder
Auch der Marder war eine Vollmaske, geschnitzt und stilisiert. Bei dem spitzen, dreieckigen Raubtiergesicht reichte die Maske bis kurz unter die Nase des Trägers. Danach begann die pelzig weiße Tierkehle, so dass der Träger darunter gut atmen oder sprechen konnte.
Beeindruckend waren die messerscharfen, hellen Zähne des Marders - jeder, der diesem Hühnerdieb schon einmal begegnet war, würde sie wohl kennen. Sie waren scharf genug um sich durch Käfige und Leder durchzubeißen - oder was sonst den Menschen einfiel, die versuchten, einen Marder zu fangen.

Der harte, obere Maskenteil ließ das Gesicht dreieckig und listig wirken. Die tierischen Ohren waren rundlicher, kleiner und an beinernen Haarspangen festgemacht, so dass man sie seitlich anstecken konnte.



Der Hase
Ganz aus echtem Hasenfell, das mit kleinen Stichen sorgfältig zusammengenäht und auf eine Maskenform aufgesetzt worden war, war die Hasenmaske gemacht. Direkt daran angebracht waren die beiden aufrechten Löffel. Weil sie so lang waren, musste der Träger wohl achtgeben, dass er sie nicht abbrach, aber dafür war die Maske immer sofort zu erkennen. Welches Tier hatte sonst solche Hasenohren?
Der Stirn- und Nasenteil der Maske war mit einem Aufsatz aus Lederriemen und Holzstreifen auch dem Menschengesicht etwas vorgesetzt, die pelzigen Wangen waren etwas aufgepolstert und der untere Maskenteil war extra befestigt, so dass er beweglicher war und besseres Atmen und Sprechen erlaubte. Wenn der Maskenträger mit dem Kinn etwas wackelte, konnte es darum sogar so aussehen, als knabberte der Hase gerade auf irgend etwas herum.

Die Augenlöcher waren weit und recht hell ausgekleidet. Wenn der Träger die eigenen Augenhöhlen schwarz ausmalte, konnte sich gut die Illusion von übergroßen, dunklen Hasenaugen ergeben.


Die Schlange
Die Schlange war ein kleines Kunstwerk. Es handelte sich auch um eine Vollmaske, die das gesamte Menschengesicht des Trägers überdeckte und ihm alle menschlichen Konturen nahm. In zarten, braungrünen Maserungen waren Schuppen angedeutet und die Nasenpartie hin zu den Augen war angezeichnet worden.
Die Maskenschneider hatten sich hier nicht daran gewacht, wirklich den flachen Schlangenkopf nachzuempfinden sondern hatten stattdessen mit den Farben und der fremdartigen Art des Schlangengesichtes gearbeitet und die schwarzen Maserungen der Ringelnatter gegen die helleren Brauntöne abgesetzt.

Das Maul der Schlange war viel breiter gemalt als jeder Menschenmund es wäre und so sah er gleichzeitig auch viel schmaler aus. Dort, wo die Maske am Mund vorn etwas offenstand, konnte man auch ein Paar Giftzähne erahnen, die in Wahrheit aber aus Vogelknochen waren und innen halfen, die Maske zu stützen.
Eine lange, schwarzglänzende Zunge ging vorn aus dem Maul heraus - in Wahrheit wohl der geschmeidigere Teil einer geölten, geflochtenen Kutscherpeitsche, die die Schneider zwiegespalten enden ließen, so dass es aussah wie eine echte Schlangenzunge.

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Der Luchs
Die Luchsmaske mit den spitzen, hohen Pinselohren und der markanten, dunklen Gesichtszeichnung war auch gut und schnell zu erkennen. Sie war aus einem Stück gemacht, doch in den Wangen und um die Nase her den tierischen Formen nachempfunden.
Im Großteil war für sie helles Leder benutzt worden, auf das in Stickerei und mit feinen Aufsätzen aus dunklen Holzperlen die Fellzeichnungen des Luchses nachgezeichnet waren. Doch an den Wangen, um die Stirn her und zu den spitzen Ohren oben hin war echtes, buschiges Fell benutzt worden. Das von einem echten Luchs war wahrscheinlich zu teuer und zu schwer zu bekommen gewesen, aber die Maskenschneider hatten sich davon hier so wenig beeindrucken lassen wie bei allen anderen Masken auch. Hier hatten wohl ein paar Straßenkatzen Fell und Haut lassen müssen, um die weiche, buschige Natur des Luchsfells nachzuempfinden.

An den Seiten der Maske und oberhalb der Stirn waren Lederstreifen so angebracht, das sie sich alle miteinander oder mit den Haaren des Trägers verflechten ließen und so die Kopfform noch ein wenig verfälschten.

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Alle Masken waren mit dem Können eines venezianischen Maskenschneiders gemacht - und mit einer gerüttelten Portion Vorstellungskraft und Erfindungsgeist. Einige der Masken sahen so wild und unmenschlich aus, dass man sie wohl nicht alltags hätte tragen können ohne dass die Leute auf den Straßen den Kopf geschüttelt hätten. Vielleicht wäre dem einen oder anderen sogar bange geworden, denn wer tauschte schon sein redliches Angesicht gegen das von irgenedeiner Bestie?

Dennoch waren die Masken eben nur dies: Masken und Illusion. Obwohl sie gut gefertigt waren, waren sie nicht für die Ewigkeit gemacht - nichts, das zur Bühnenkunst gehörte, war das.
Doch dafür waren alle so gefertigt, dass der Träger darunter gut atmen konnte, sich nicht wundscheuern musste und wenn er schon schwitzte, dann gab es doch hier und da überall versteckte Ritze oder kleine Löcher, das einem nicht zu heiß wurde. Dies war für einen Träger, der das Leben schon hinter sich gelassen hatte, wahrscheinlich von wenig Bedeutung, doch für einen gewöhnlichen Menschen wohl eine große Erleichterung. Mit Masken wie diesen konnte man einen Bühnenstück aufführen oder Possentänze machen und Lieder singen, denn so gaben das Handwerk und die Bühne es auch vor.
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Arash
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Re: [1029] Das Tor vor der Nase [Arash, Achilla]

Beitrag von Arash »

Als Achilla diesmal die Lichtung erreichte, war es nicht nur Arash der dort war. Diesmal lungerten zehn weitere Personen dort herum. Es waren fünf Frauen und fünf Männer. Sie trugen einfache Wildnis geeignete Kleidung. Alle schienen entspannt und nicht sonderlich aufmerksam. Zwar trugen sie alle Kapuzenumhänge und neben ihnen lagen Bögen im Gras oder lehnten an Bäumen. Einer schnitzte etwas mit einem Jagdmesser, während zwei andere Würfelten. Zwei weitere unterhielten sich. Es wurde gelacht, ein Tonkrug wurde herum gereicht, aus dem getrunken wurde. Vielleicht Wein? Schwer zu sagen. Auch, wenn das Leben in der Wildnis die Menschen gezeichnet hatte schienen sie nicht schlecht gelaunt, oder schlecht genährt. Die Kleidung bestand aus Fell und Leder. Wahrscheinlich selbst genäht und gekürschnert.

Zwischen all diesen Menschen saß Arash ohne scheu. Auch, wenn er sich nicht an den Gesprächen beteiligte. Er hatte sich an einen Baum gelehnt und die Augen geschlossen. Auch, wenn so etwas bei Kainiten wenig Effekt hatte. Er schien den Menschen um sich herum zu vertrauen. Die ganze Szene erschien aber generell gelöst nicht gefährlich. Dafür sprach auch das die Bögen keinerlei Sehnen hatten.
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Signora Achilla
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Re: [1029] Das Tor vor der Nase [Arash, Achilla]

Beitrag von Signora Achilla »

Achilla trug eine Kiepe mit den sorgfältig in Stroh und ein paar Lumpen verpackten Masken. Andere Kainiten hatten ihre Träger und Diener, Gefolgsleute und Blutsklaven - die Signora selbst wohl auch, aber eben nicht für alles und jeden Handstreich. Sie packte selbst mit an und tat vieles gern auch selbst. Dieser Gang gehörte dazu und zehn Masken brauchten wirklich nicht mehr als einen, der sie trug.

...oder so hatte sie gedacht. Sie bewegte sich aus Gewohnheit eher leise, insbesondere hier draußen, und so hatte sie die Leute früh genug bemerkt um innezuhalten und sich wieder etwas zurück zu ziehen.

Sie wendete die Kräfte ihres Blutes nicht ständig an, nicht einmal sonderlich häufig. Und wenn, dann war das eher eine stille Sache.
Die Signora Achilla war eine Kreatur der Bühne und scheute den harten Fokus der Aufmerksamkeit dort nicht. Wenn sie wollte, dann konnte sie dort hinauf steigen, in Farben und Masken und mit allem Wirbel und aller falschen Pracht, die Spielleute eben so mit sich brachten.
Doch wenn sie wollte, dann konnte sie auch den Schritt herunter machen, in den Hintergrund, hinter die Kulissen dieser Welt. So war es für sie, wenn sie derlei tat. Niemand sah auf die Leute hinter der Bühne, am Rand der Menge. Niemand wollte zu genau hinsehen, wenn die Welt selbst doch so viel anderes bot. Es brauchte nur diesen kleinen Seitenschritt, irgendwie vorbei an der Aufmerksamkeit der meisten. Das war es, was die Signora tat, um sich etwas zu nähern - nah genug, um die Szenerie zu sehen und zu überlegen, was sie damit wohl tat.

Am Ende aber lag es ihr wohl nahe genug: Zehn Leute, zehn Masken. Sie schüttelte sich ein wenig und wagte wieder den Schritt vor und hinaus in die Welt, wo die Leute hinsahen und manchmal starrten, spöttisch ihre Gesichter verzogen über die Maske oder abfällig über die Fahrende, das Diebsgesindel, die Heimatlose. So war das eben.

Achilla trug die elfte Tiermaske in dieser Nacht, aber es war keine so spektakuläre wie die anderen. Sie war grau und braun, aus Lumpen zusammengenäht und den Flügeln einer Motte nachempfunden, mit etwas pelzigem Flaum in der Mitte und einem Paar geflochtener Grashalme als Fühler und Antennen.

Sie zog das Tuch um ihren Kopf und Hals zurecht, rückt die Kiepe etwas vor und trat auf die Lichtung hinaus. “Zum Gruß”, meinte sie in heiterem Ton für all die Leute und Arash selbst.
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Arash
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Re: [1029] Das Tor vor der Nase [Arash, Achilla]

Beitrag von Arash »

Arash hatte die Waldläufer vorgewarnt, so dass sie nicht überrascht waren, als die Signora auf den Plan trat. Im Gegenteil. Sie wurde freundlich begrüßt, mit zurufen und einem Lächeln hier und da. Mit Neugier wurde sie beeugt, als Arash sich erhob und die Augen öffnete. Mit lautlosem Schritt trat er auf die Signora zu. Ein Lächeln auf den Lippen. Es war nichts aggressives in der Haltung, wohl aber tierhafte Züge. Seine Zunge fuhr über die Lippen, die Augen blinzelten träge und die Ohren zuckten.

"Ich freue mich, dass ihr hier seit." schnurrte er freudig und nickte der Signora zu. "Wie ich sehe habt ihr die Masken dabei. Dann können wir sie direkt verteilen." Seine Hand beschrieb einen Wink, aber die Waldläufer erhoben sich noch nicht. Schauten nur zu der Signora auf, was sie denn präsentieren würde und wer welche Maske erhalten würde.
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Signora Achilla
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Re: [1029] Das Tor vor der Nase [Arash, Achilla]

Beitrag von Signora Achilla »

Man nimmt die Dinge, die die Nacht einem überlässt, und macht das Beste daraus. Das war immer eine der Lebensweisheiten gewesen, die die Signora durch die Nächte gebracht hatten - die Guten wie die erbärmlich Schlechten.
Und so nahm sie so ein Willkommen auch genau so und recht unbeschwert und heiter hin. Sie grüßte zurück, drehte sich auch einmal um sich selbst, sobald sie die Kiepe abgesetzt hatte und machte sich dann daran, deren Inhalt zu präsentieren. Das tat sie auch mit großer Geste, wie man es eben von einer erwarten konnte, die für Märkte, Bühne und Zuschauer so natürlich sprechen konnte wie die Waldläufer und Arash selbst sich durch das wilde Land bewegten.

Eine nach der anderen zog sie die Masken hervor, manchmal mit ihren verschiedenen Teilen und einem Deut auf einen kleinen Beutel mit dem rußgeschwärzten Fett, mit dem sie ihre Augenhöhlen oder sonstwie hervorblitzende, hellere Haut einfärben konnten. Vielleicht kannten die Waldleute ähnliches sogar selbst, denn für die Pirsch war so eine Tarnung manchmal ganz gut. Es kam wohl stets auf die Beute an.

Die Signora vergab die Masken eine nach der anderen, mit einem Blick auf die Statur der Leute und auch ein wenig danach, wie eifrig sie das eine oder das andere wollten. Meist fand der Träger mit seinem Naturell doch die richtige Maske für sich.
Der Fink wäre für einen, der leichtfüßig und lustig schien, der Bär für den Stärksten und in den Schultern breitesten, denn so kam diese Maske am ehesten zur Geltung. Der Falke vertrug sich gut mit dem Scharfäugigsten, der Wolf mit demjenigen, der schien als hielte er die Gruppe irgendwie beisammen. Ein Anführer unter den Zehnen vielleicht, oder einer, der mit seinem Alter schon bewies, dass er einiges gesehen und getan hatte.
Die Natter war für den Stillsten oder den, der am Besten schleichen konnte, wenn es drauf ankam. Der Luchs war für einen mit scharfem Gehör und der Geduld zum Lauern. An den wildesten Kämpfer oder einfach den wildesten Gesellen ging der Eber, der in seiner Raserei so manchem Jäger den Bauch aufreißen und die Knochen zertrampeln konnte. Fuchs und Marder wieder waren für die etwas Geschmeidigeren, die genug Witz und Biss hatten.
Der Hase war für den besten Läufer oder treuen Wächter - denn in Wahrheit ist das “Hasenherz” nur eine Lüge oder kommt von den scheuen Kaninchen. Ein echter Hase aber trommelt, um die Seinen zu warnen und es gibt die Geschichten von den Haseneltern, die ihre Jäger mutig auf ihrer Fährte halten, nur um sie von den Jungen fortzuführen. Die Signora war sich nicht zu schade dafür, diese kleine Geschichte auch zum Besten zu geben, wenn die Waldläufer haderten.

Und dann, während die Leute wohl ihre Masken nehmen oder untereinander tauschen konnten, sah sie zu Arash herüber und neigte den Kopf. “Gefällt dir mein Teil, Arash vom See?” fragte sie.
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Arash
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Re: [1029] Das Tor vor der Nase [Arash, Achilla]

Beitrag von Arash »

Arash beobachtete die Waldläufer während der Vergabe der Masken. Er schlich herum und betrachtete die, welche die Masken bereits anprobierten genauer und nickte hier und da zufrieden. Offenbar gefiel dem Gangrel was er sah. Auch, wenn er bei den etwas unhandlicheren Masken wohl mit den Waldläufern sprach, ob diese hier auch damit bei der Jagd funktionieren würden. Es war offenbar schwierig...teilweise. Sie würden sich nicht mehr so gut bewegen können und auch die Sicht war eingeschränkt. Also würden sie die Masken eher zu repräsentationszwecken nutzen. Aber gut waren sie trotzdem.

Schließlich wandte sich der Blick des Gangrel an die Nosferatu und er nickte. "Sie sind gut. Sie gefallen mir." Seine Lippen wurden mit der Zunge überfahren, dann legte er den Kopf schief. "Sie sind nicht alle für die Jagd und das Leben in der Wildnis geeignet, aber das ist nicht schlimm. Ich habe Ideen für ihren Einsatz und dafür sind sie perfekt." schnurrte er zufrieden. "Ich werde euch weiter empfehlen und vielleicht erlangt ihr dann weitere Kunden."

Inzwischen trugen alle zehn Waldläufer die Masken und machten sich mit den veränderten Gegenheiten vertraut. Einer von ihnen spannte seinen Bogen und schoss einen Pfeil an einen Baum, der auch zielgerichtet traf. Er nickte. Es war der Falke. Der Wolf stieß ein Heulen aus, welches sich durchaus mit dem eines echten Wolfs messen konnte. Auch andere testeten die Masken, die Bewegungsfreiheit und gewöhnten sich langsam an das eingeschränkte Sichtfeld. "Danke Signora!" erscholl es mehrfach aus den Mündern der Leute, um sie herum.
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Signora Achilla
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Re: [1029] Das Tor vor der Nase [Arash, Achilla]

Beitrag von Signora Achilla »

“Gutdenn”, erklärte die Signora mit einem Knicks. “Ich kann noch ein wenig bleiben und kann’s hier und da anpassen, dass es für die Jagd besser gehen kann. Jeder hat ein anderes Gesicht und manchmal sind’s nur ein paar Handgriffe, die viel Unterschied machen.”

Im Grunde aber war der Handel damit getan. Was noch blieb, waren Kleinigkeiten und das gehörte bei einer Arbeit wie dieser eben dazu. Kein Maskenmeister von Venedig würde sich um die paar letzten Kleinigkeiten lumpen lassen, wenn dafür die Masken wohl getragen wurden.
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Arash
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Re: [1029] Das Tor vor der Nase [Arash, Achilla]

Beitrag von Arash »

Arash nickte. "Die Anpassungen sollten noch vorgenommen werden." schnurrte er. "Sie müssen jagen und sich in der Wildnis bewegen können. Je besser sie sehen, desto besser." Wieder leckte er sich über die Lippen. "Ichdenke wir werden noch weitere erfolgreiche Zusammenarbeit leisten können." schnurrte er.

Anschließend wartete der Gangrel und beobachete Achilla dabei, wie sie die Masken individuell für die Waldläufer anpasste. Als die Nosferatu fertig war und alle Läufer zufrieden ihre Masken trugen verabschiedeten sich die 11 Gestalten und verschwanden in der DUnkelheit des Waldes. Wie Geister. Als wären sie nie da gewesen.
Achilla bittet Arash um ein Treffen. Sie treffen sich wieder außerhalb der Mauern Genuas und macn bespricht die Ergebnisse, der Nachforschungen der Signora. Diese sind zu Arashs leidwesen nicht sonderlich ergiebig, geben aber erste Anhaltspunkte, wie man mit dieser Problematik umgehen muss.

Schließlich kommen beide überein, dass diese Informationen keine Fürsprache rechtfertigen, aber man sicher weitere Handel abschließen kann. Arash tut dies auch indem er Achilla bittet 10 Tiermasken herzustellen. Später treffen sie sich dann erneut wo die Tiermasken an die Waldläufer angepasst werden und Arash, sowie Achilla von einem guten Geschäft sprechen, denn der Gangrel will sie weiterempfehlen und bei einigen Kainiten ein gutes Wort einlegen.
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