[1031] Kalter Fisch und warmer Wald [Angelique, Arash]

[Arash]

Noch immer zogen kalte Winde über die Raue See, weswegen Arash in den letzten Wochen keinerlei Interesse daran gehabt mit dem Boot in See zu stechen. Es lag sicher im Hafen und wurde ab und an von ihm gewartet. Aber auf das Fischen, die Jagd selbst wollte er nicht verzchten. Deswegen war er in dieser Nacht auch nicht ganz allein unterwegs. Während er so durch den Wald schlich trottet neben ihm ein riesiger Braunbär einher. Dessen großer Kopf schwenkte immer wieder von rechts nach links und die Nase nahm Witterung verschiedenster Gerüche auf.

Heute Nacht war es mal wieder soweit. Er würde Fischen auf die tierische Art. Es dauerte auch nicht mehr lang, dann erreichten sie einen schnell fließenden Bach. Viele Fische waren hier nicht zu sehen, aber Arash lies sich an einer Hand eine Klaue wachsen und ging in die Knie....dann wartete er, während der Bär sich als riesiger Klumpen an einem Baum zusammenrollte.

[Angelique]

Musste schon ganz schön verrückt sein, um in der Bergwildnis des Nachts herumzulaufen. Glücklicherweise war Angelique verrückt.

Hier hüpfte sie lautlos in den Felsen und dem Unterholz umher, nackt wie Gott sie schuf, und zu einer Melodie, die nur sie hörte, tanzend und wirbelnd.
Der Melodie des Mondlichs, zu der auch die Wölfe und Hunde in der Ferne sangen.
Sie genoss, wie Dornen und Zweige ihren Körper ritzten und die Steine die nackten Füsse aufschnitten.

Wohliger süsser Schmerz, der ihr zeigte, dass sie am Leben war.

"Oho", sagte sie lautlos zu sich, als sie den fischenden Vampir sah. "Brimir ist wohl nicht der einzige, der diese schönen Klauen wachsen lassen kann."

Den Bären bemerkte sie wohl, hatte sie doch immer ein Auge und Ohr auf die Jäger der Wildnis ud wollte sie nicht stören.

"Sei gegrüsst, wohlwerter Arash", säuselte es wie der Wind aus dem Unterholz wie von einem Kobold des Waldes.

[Arash]

Arash beobachtete die Wasseroberfläche, oder besser den Fluss darunter. Die Hand, welche zur Klaue verzogen war, hielt er hoch über den Kopf. Bereit zuzuschlagen. Das gute war, dass er keinerlei Schatten warf. So sah er den Fisch die Strömung entlang treiben. Noch einen Moment...JETZT!

Die Klaue zischte herab, durchti....bremste nur Millimeter über Wasseroberfläche ab. Diese Stimme...er kannte diese Stimme. Langsam drehte sich der Kopf des Gangrels. Seine Augen glühten in einem unheilverkündenden Rot. Er suchte den Waldrand ab, um die Quelle der Stimme auszumachen. Auch der Bär hatte den Kopf erhoben und schnupperte in die Luft. Fand aber offenbar nichts. Der Gangrel drehte sich langsam um. Ein Grinsen hatte sich auf den Zügen des jungen Mannes. Die kleine Malkavianerin war offenbar hier. Er hatte sie...Jahrzehnte lang nicht gesehen. Er war gespannt, was sie hier wollte.

"Sei gegrüßt werte Angelique, vom Clan des Mondes. Was führt euch in die Wildnis?" schnurrte er.

[Angelique]

Wie eine Nymphe der alten Sagen trat nackt das Mädchen zwischen den knorrigen Bergbäumen hervor, die noch nicht den Weg zu den immer nach Holz hungrigen Köhlern, Schiffsbauern und Glashütten Genuas gefunden hatten, um Platz für die kostbaren und wenigen Berghufen der Bauern zu machen.

Ungeniert wie ein kleines Kind, die unschuldige Eva oder eben eine Verrückte stand sie da ohne Scham und legte den Kopf schief, als sie den Gangrel betrachtete.

Sie stand nahe eines kleine Abhangs, den sie hinabspringen konnte und zumindest den Bären abschütteln, der viel gefährlicher war als der, der ein Bär sein wollte, aber immer noch nur ein toter Mensch mit Klauen war. Sie war vorsichtiger geworden, was Risiken anging.

"Sei auch du gegrüßt, Arash von den Daugr! Ich bin hier, weil der Mond und die Fatae des Bergwaldes mich lockten. Ich will die Wildnis noch einmal sehen, bevor Genua sie frisst."

[Arash]

Arashs Augen gaben das rote Glühen auf, als Angelique aus dem Wald hervortrat. Er hatte sie noch nie nackt gesehen. Bisher hatte sie immer ihr Narrenkostüm getragen. Das war neu. Nunja, sie war sicher älter als er. Aber ihr Körper war der eines Kindes. Also wahrlich nicht interessant. Seine Augen hefteten sich daher eher an die Augen der Malkavianerin.

Der schaute ebenfalls in ihre Richtung und brummte wohl enttäuscht? Auf jeden Fall legte er den Kopf wieder ab und wurde so wieder zu einer braunen Pelzkugel. Er würde wohl länger auf sein Abendessen warten müssen, oder es selbst fischen müssen. Aber im Moment war er einfach zu faul dazu.

"Ist es das was ihr gesehen habt, werte Angelique? Das war mit den Wäldern passieren wird?" fragte er nachdenklich.

[Angelique]

Angelique lachte. "Dann wäre ich eine Scharlatanin, die Offensichtliches als Vorhersage ausgibt."

Sie schaute seufzend auf die raue Felslandschaft und sah die Feen und Kobolden, wo andere nur Bäume und Steine sahen.

"Ich kam vor vielen Jahren an und war viele Jahre nicht hier. Genua wächst. Für jeden Einwohner der Stadt braucht es neun Bauern im Umland, ihn zu ernähren.
Die Stadt wächst, die Dörfer wachsen. Und es gibt diese neuen Pflüge und diese Joche, die man Pferden umhängen kann. Bald werden selbst solche unwirtlichen Gegenden erschlossen werden.

Und für jedes Schiff, das vom Stapel läuft, stirbt ein Wäldchen. Für jedes Glas, das ein Adliger zum Prosit hebt, brennt ein Hain. Für jede neue Schafherde stirbt ein Wolf, stirbt ein Bär.

Ich komme aus einer Gegend, wo dies schon lange üblich ist. Und hier sehe ich es genauso im Schnelldurchgang. Bald wird dein Bär dort tot sein oder tanzen bei den Gauklern. Schick ihn weit in die Berge, wenn er leben soll. Fort von diesem Ort der Menschen.

Bären sterben..."

Sie war sehr melancholisch geworden bei diesen Worten.

[Arash]

Arash knurrte bei diesen Aussichte, welche die kleine Malkavianerin malte. Das waren wirklich finstere Aussichten für ihn und seinesgleichen. Seien es Tiere oder andere des Clans. Er schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder, nur um weiter das kleine Orakel zu betrachten. "Das klingt...wirklich nicht sonderlich schön." schnurrte er, mit leichten Groll in der Stimme. "Aber solange es diese Wildnis gibt und die Berge frei von den Städten bleiben." er zuckte mit den Schultern. Dann schüttelte er den Kopf. "Ich werde die Wälder vermissen, wenn Sie nicht mehr da sind. Aber wir ziehen dann einfach tiefer in die Wildnis. Wie zuvor auch."

Dann legte er fragend den Kopf schief. "Wie verliefen die letzten Dekaden für euch?"

[Angelique]

"Abgetaucht und ruhig", meinte Angelique und lächelte wie über einen geheimen Witz.

"Und selbst? Gut eingelebt in Genua? Was macht Brimir, mein alter Freund? Versteht ihr euch?"

[Arash]

Fragend legte Arash den Kopf schief. Aber am Ende fragt er nicht genauer nach. Dann nickte er "Wir verstehen uns." schnurrte er. "Wir hatten vor einigen Jahren ein längeres Gespräch in Lucolli. Seitdem habe ich ihn allerdings nicht mehr gesehen. Er bereitet etwas vor...aber ich weiß nicht genau was." fügte er noch an. Dann reckte sich sein ganzer Körper und entspannte sich dann auch wieder. "Ich mag die Stadt allerdings immer noch nicht." er schmunzelte, über diese Selbsterkenntnis.

[Angelique]

"Hm, sind neue Kinder Lillith und Kains in den letzten Jahren nach Genua gekommen? Wenn ja, was ist Eure Meinung zu den Leuten?"

Angelique balancierte auf den schroffen Steinen. Schnitte und Schürfungen und ein- und sogar abgerissene Nägel schienen ihr zwar Schmerz zu bereiten, aber es schien ihr seltsamerweise zu gefallen. Sie summte sogar dabei. Dabei sah es wirklich schmerzhaft aus.