[1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

[August '19]
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Iulia Cornelia
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Leicht waren meine Augenbrauen näher zueinander gewandert, als Ilario die Toskana mit dieser kleinen, kaum merklichen Pause als interessant bezeichnet hatte. „Ist es das?“, schien mein Blick aus blaugrauen Augen ihn neugierig dabei zu fragen, während mein Lächeln davon unverändert blieb.

Als Ilario geendet hatte, ließ ich seinen Worten den Raum, bevor ich sprach: „So möchte ich euch danken dürfen für diesen guten Rat.“ Ich führte meine rechte Hand mit den langen, feingliedrigen Fingern langsam zu meiner Brust und legte sie auf den Ort, wo einst mein Herz geschlagen hatte, während ich mein Haupt senkte.

Kurz darauf hob ich es erneut und ließ meine Hand zurück an meine Seite sinken, während ich den Kastellan ansah und dabei beinahe um Entschuldigung bittend lächelte. „Ich befürchte ich scheitere jedoch bereits bei vermeintlich einfacherem, denn Leben und Tod in den Schatten Venedigs zu finden kann in vielen Schichten mehr bedeuten oder auch nicht mehr sein, als eine überaus schöne Beschreibung eurer Existenz.“, erklärte ich meine eigene Unerfahrenheit, wobei mich die Verbindung die ich betonte, wohl mehr verwirrte, als das vermeintlich offensichtliche Bild, den Tod in den Schatten gefunden zu haben.
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Ilario
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Ilario »

"Oh es ist nicht mehr eine überaus schöne Beschreibung meiner Existenz und hat zugleich noch weitere Schichten an Bedeutung." Eine kryptische Formulierung, doch schien der Lasombra nicht weiter darauf eingehen zu wollen, nicht auf die genaue Bedeutung zumindest. Stattdessen lenkte er das Gespräch in eine verwandte, aber andere Richtung.

"Der sehr verehrte Lucius Valerius Galba lehrte mich in meinen Jahren als Kind was ich wissen sollte, wissen musste. Dinge die sich natürlich von Kind zu Kind und von Erzeuger zu Erzeuger unterscheiden. In eurem Fall wird es ähnlich sein."

Natürlich meinte Ilario dies im übertragenen Sinne, denn keine Ventrue würde von ihrem Erzeuger lernen die Eynhundertliche Anrufungen deys Ahryman in unter dreihundert Sekunden und in einem einzigen flachen Atemzug zu rezitieren. Aber eben anderes, wie vielleicht die korrekten Stammbäume ihrer selbst und ihrer Blutsverwandten, unsterblich oder nicht.

"Und irgendwann holen euch diese Dinge wieder ein, es liegt an euch dies positiv zu gestalten. Wenn ihr dies getan habt und kein Kind mehr seid... und wenn ihr dies dann immer noch wissen wollt, enthülle ich euch etwas von dem, was es mit dem Finden von Leben und Tod in den Schatten Venedigs auf sich hat. Dieses Wissen muss ich euch bis zu eurem Freispruch leider vorenthalten."
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ich verstand nicht, welchen Unterschied hierbei ein Freispruch für ihn machen würde, noch ob in seinen Worten gar eine gutverborgene Drohung lag. Meine Augen senkten sich und schweigend blickte ich auf sein silbernes Kreuz. Wollte ich dies tatsächlich wissen? Was würde der Preis für dieses Wissen sein? War es unhöflich einfach abzulehnen? Konnte ich denn überhaupt ablehnen, ohne ihn dabei zu beleidigen?

Schließlich wurde mein Blick ernster und ich nickte entschlossen, bevor meine Augen zurück zu ihm fanden und ich ihm bestätigte: „Ich muss lernen.“ Lektionen bitterer Natur oder nicht, fügten meine Gedanken stumm an. Doch ich fürchtete mich nicht davor, denn ich wusste, ich hätte das Geschenk nicht erhalten, so kein Vertrauen in mich bestanden hätte. Wenn ich Dinge nicht positiv hätte gestalten können. Entsprechend fand ein charmantes Lächeln zurück in mein Gesicht, während ich dem Schatten höflich entgegnete: „Es würde mich freuen mit euch erneut hierrüber oder was immer euch beliebt sprechen zu dürfen, sobald ich freigesprochen bin oder früher so ihr dies wünschen solltet, verehrter Kastellan Contarini.“

Nach einem kurzen Schweigen fügte ich an: „So ihr die Frage erlaubt, ihr erwähntet euch wurde gelehrt, was ihr wissen solltet, wissen musstet. So ihr nach all den Jahren selbst auf eure Zeit als Kind zurückblickt, was ist es, was ihr als das Wichtigste und Prägendste für euer heutiges Dasein anseht, was euch euer höchst verehrter Erzeuger oder jemand anders euch in dieser Zeit gelehrt hatte?“ Interessiert betrachtete ich mein Gegenüber, nicht wissend, ob dieser sich überhaupt noch an diese Zeit erinnern konnte oder geschweige denn darüber sprechen wollte.
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Ilario
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Ilario »

Schweigen eilte seiner Antwort voraus, eine gute Minute lang. Dann lächelte Ilario schwach, hatte genug über ihre Frage nachgedacht. Den ersten Impuls verworfen und wieder aufgenommen, neu bewertet und für richtig befunden.

"Neben vielem anderen, vielem von äußerster Wichtigkeit... wie zum Beispiel den Lehren meines Weges, würde ich behaupten die prägendste Lektion bestand darin zu begreifen, dass Wissen stets einen Preis hat. Eine Lektion die ich selbst in den heutigen Nächten immer mehr begreife in ihren umfassenden Bedeutung."

Da war seltsamerweise keine Verbitterung ob all des Verrats, der Täuschungen und des bittersten aller Preise den er gezahlt hatte, sondern die Anmutung von tieferem Verständnis.
Nun war es am Kastellan ihr unvermittelt eine Frage zu stellen und Iulia dabei interessiert zu beobachten.


"Was schätzt ihr an eurem neuen Dasein am meisten?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ich war überrascht von seiner unvermittelten Frage, doch anstatt es mir anmerken und mich zu einer spontanen Antwort hinreißen zu lassen oder gar unschlüssig zu stottern, dachte ich darüber nach, während ich nickte und beipflichtete: „Alles hat seinen Preis. Auch Wissen sollte niemals wertlos sein.“ Ich ließ meine Worte ausklingen, bevor ich erklärte: „Mir wurde beigebracht, nichts sei kostenlos in dieser Welt und Niemand schenke einem einfach so etwas, ohne irgendwann eine entsprechende Gegenleistung dafür zu erwarten. Weshalb sollte dies in meinem neuen Dasein anders sein, als in meinem einstigen? Und sollte dies denn nicht auch selbstverständlich sein, verehrter Kastellan Contarini, denn was hätten wir davon in unserer Existenz, so dem nicht so wäre?“ Ich gab mir sichtlich keine Mühe, meine Verwirrung hierüber auch nur im Ansatz vor ihm zu verheimlichen.

Dann schüttelte ich kurz den Kopf und ein Lächeln fand in mein Gesicht zurück, als ich seine Frage erneut aufnahm: „Doch ich bin abgeschweift. Ihr hattet mich eigentlich danach gefragt, was ich an meinem neuen Dasein am meisten schätze.“ Ich pausierte kurz, doch nicht um weiter nachzudenken, sondern meinem Gegenüber die Zeit zu lassen, gedanklich dem Themenwechsel zu folgen. „Ich schätze am meisten die damit verbundene Möglichkeit, Teil einer Gesellschaft werden zu können, die weitaus größer und mächtiger als alles ist, was ich mir in meinen kühnsten Träumen jemals hätte vorstellen können.“, klangen meine Worte von Ehrfurcht geprägt nach. „Es mag noch viele Jahre…“, ich zögerte kurz, fiel mir die Vorstellung noch immer schwer in solch für mich immensen Zeitspannen zu denken, bevor ich weiter fortfuhr: „Oder gar Jahrzehnte dauern, bis ich in ihr festen Fuß gefasst habe, doch ich möchte Teil davon sein und meinen Teil dazu leisten.“
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Ilario
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Ilario »

Er zog einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln nach oben. Ob nun aufgrund ihrer abschweifenden Worte oder der Antwort auf seine Frage bleib offen. Das Lächeln jedenfalls wurde eine Spur breiter als Ilario ihre Antwort seinerseits beantwortete.

"Gut, ein Anliegen so nachvollziehbar und alt wie die kainitische Gesellschaft. Selbst den tierhaftesten, einzelgängerischsten Gangrel zieht es immer wieder in die Gesellschaft anderer von Blute Kains. So sehr wir auch Unseresgleichen fürchten, verachten oder hassen mögen... aus welchen Gründen auch immer. Ganz allein würden wir unweigerlich dem Tier anheimfallen oder dem Wahnsinn. Je älter wir werden, desto mehr brauchen wir das Spiel, den tödlichen Tanz auf dem Parkett des Elysiums, der Höfe und nächtlichen Zusammenkünfte. Seien sie nun in Palästen, unter dem Sternenhimmel oder in finstersten Grotten. Niemand kann sich dem dauerhaft entziehen...
und in noch einer Sache liegt ihr ganz richtig: Es zieht euch zur Macht. Hier zeigt sich ebenso die Natur unserer Gesellschaft wie die des Kainsfluches an sich."
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Iulia Cornelia
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Mein Kopf hatte sich leicht zur Seite geneigt und ich hatte Ilario fragend angesehen, als er gemeint hatte, Niemand könne sich dem dauerhaft entziehen. Ich nickte nicht, als er mit seiner Aussage geendet hatte, es zöge mich zur Macht, doch ich schüttelte auch nicht verneinend meinen Kopf, denn dies wäre eine blanke Lüge gewesen. Ich senkte stattdessen schweigend meinen Blick kurz auf sein silbernes Kreuz, was dann doch irgendwie ein Eingeständnis war, bevor meine blaugrauen Augen zurück zu ihm fanden.

„Wir sind…“ Monster, hatte ich eigentlich sagen wollen, doch ich zögerte, bevor ich ein weniger direktes Wort benutzte: Anders und ich verstehe die Furcht vor Unseresgleichen nur zu gut.“ Schließlich war es nicht so, als würde ich nicht wissen, was da seit einiger Zeit so ruhig vor mir stand und mit mir sprach. Zumal sein schiefes Lächeln nicht sonderlich dazu beigetragen hatte, mich unbedingt wohler oder gar entspannter in seiner Gegenwart zu fühlen. Selbst Jemanden zu verachten oder gar zu hassen, damit hatte ich jedoch noch keine Erfahrungen gesammelt.

„Ich fürchte, ich verstehe nicht, weshalb sich Jemand der Gesellschaft dauerhaft entziehen wollen würde oder gar denken sollte, dies überhaupt zu können.“, sprach ich mit einem gewissen Unverständnis in der Stimme, ergab dies für mich einfach schlichtweg keinen Sinn.
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Ilario »

"Anders... ja. Erhabener. Zumindest die meisten, manche lassen ihr Potenzial leider ungenutzt verkommen. Verschwenden es." Seinem Glauben, seinem Weg nach standen die Kainiten auf der obersten Stufe aller irdischen Wesen. Erhoben durch den Kainsfluch über die einfachen Menschen. Mit dieser Macht sollte niemand achtlos umgehen.

"Manche versuchen sich der Gesellschaft anderer Kainiten zu entziehen aus Angst. Angst vor dem was sie selbst sind, Angst vor den Intrigen der anderen, Angst vor dem was die Gesellschaft ihnen abverlangt. Und sie glauben dies zu können. Zum Beispiel indem sie sich in eine Höhle fernab der menschlichen Zivilisation zurückziehen und sich von den Tieren nähren. Doch sind sie noch immer Teil des Spiels."

Würde er selbst je des Spielens müde werden? Wenn ja, würde er in eine ganz bestimmte Grotte gehen und nur die Finsternis allein mochte wissen was dann geschah.
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ich versuchte so gut es ging meinen inneren Reflex zu unterdrücken, um nicht gänzlich angewidert bei den beispielhaften Worten des Schattens drein zu blicken, meine Nase zu rümpfen oder gar meine Lippen zu verziehen, doch so recht wollte es mir nicht gelingen. Zu groß war der Ekel, als dass nicht Jemand mit einer gewissen Empathie erkannt hätte, dass ich gerade sichtlich bemüht war, meine aufkeimenden Gefühle niederzukämpfen und zu verbergen. Schließlich fragte ich unsicher und zögernd: „Ihr… ihr beliebt zu scherzen, verehrter Kastellan Contarini?! Nicht… Nicht wahr?!“

Ungläubig betrachtete ich mein Gegenüber. Ich konnte, nein ich wollte nicht glauben oder gar wahrhaben, dass sich Jemand freiwillig in die menschliche Abgeschiedenheit begab, um sich ausschließlich von tierischem Blut zu nähren. „Warum…“, setzte ich an, bevor ich abbrach, den Kopf kurz schüttelnd, um erneut anzusetzen: „Weshalb sollte Jemand sich selbst derart bestrafen und sich derlei Qualen freiwillig aussetzen wollen?“ Meine Hände schlangen sich um meinen schlanken Körper, ganz so als würde ich frieren. Ich gab mir selbst halt, wobei sich die kühle, weiße Seide enger an meine Haut schmiegte und mehr Konturen meines Körpers abbildete, als ich es eigentlich wollte.

Nur langsam fand eine gewisse Festigkeit in mein Wesen zurück, als das erste Widerempfinden und Unverständnis nachließ, ich den Kopf erneut schüttelte, um die Vorstellung aus meinen Gedanken zu vertreiben und ich Ilario schließlich fragte: „Was glaubt ihr mag der Grund dafür sein, dass manche meinen die Ahnen und die Gesellschaft würde es tolerieren, so sie ihr Potenzial ungenutzt verkommen lassen oder es gar verschwenden? Dass sie sie gewähren lassen würde, so sie nicht bereit sind zu leisten, was von ihnen abverlangt wird? Weshalb glaubt ihr meinen sie, sie würden als unnütze Fressfeinde, die sie dann wären, geduldet werden, wo es doch mehr als genügend andere und ambitioniertere Menschen gäbe, die keine Angst hätten oder sich dieser stellen würden, da sie sich förmlich und sprichwörtlich die Finger danach lecken würden, eine derartige Chance zu erhalten, um an ihre Stelle zu treten?“
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Ilario »

"Nein, ich scherze nicht. Niemals." Todernst vorgetragen, aber lag da die Anmutung eines Lächelns in seinem Blick? "Nun es mag jene Fälle geben, da das Exil ein erzwungenes ist. Oder ein gewähltes um in Einsamkeit Studien fernab jeglicher kainitischer Gesellschaft nachzugehen. Das mögen gute Gründe sein, doch dann gibt es noch jene die einfach zu schwach sind... und sich lieber abwenden von jenem Spiel das sie fürchten."

Er nickte Iulia zustimmend zu.

"In der Tat, die Ahnen tolerieren es nicht. Zumindest nicht jene hohen Blutes. Dies mag einer der Unterschiede sein zwischen uns und ihnen."
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