[1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

[August '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

Beitrag von Nubis »

Bei Galeno merkte man deutlich, dass etwas nicht stimmte, je mehr das, was Gasparo da belehrend von sich gab, ausuferte, umso kälter wurde es um sie herum. Als wenn die Umgebung sich Galenos Gefühlen anpassen würde. Man könnte meinen, dass seine Entschuldigung diesbezüglich schon auf taube Ohren treffen würde und das Kind schon lange in den Brunnen gefallen wäre. Aus und vorbei.
Der eisige und feste Blick des Kappadozianers schien beinahe schneidend kalt durch Gasparo hindurch zu gehen. So starr war er und mit scheinbar schmaler Pupille. Er hörte zu, ohne Frage, doch wie würden Gasparos Worte tatsächlich ankommen?
Der Blick ruhte alsbald auf dem erhobenen Zeigefinger, der Ausdruck blieb starr und eisig.

....
....
....

Und dann lächelte er. Eine lange Pause hielt Einzug in der er nichts sagte, lediglich lächelte.

....
....
....

"Werter Gasparo. Zu allererst.... Vielen Dank für eure Hinweise, ich gehe mit ihnen vollkommen mit, auch wenn sie leider nicht immer und jedem praktikabel erscheinen, sondern Ideale darstellen. Manch einer würde solche Ideale als reines, naives Denken hinstellen. Des Weiteren denkt nur nicht, dass meine Aktionen irgendeinem sinnlosen Ergebnis dienen, denn wer arbeitet schon gern, ohne einen Nutzen erzielen zu wollen und in unserer Gesellschaft ist es nun einmal von grossem Nutzen an Anerkennung zu gewinnen. Nur wo andere mit Macht protzen und mit Gewalt anderen die Köpfe einschlagen, lasse ich lieber Taten sprechen. Und damit meine ich nicht euch, sondern andere, denen ich begegnet bin. Jeder hat seine Art und Weise eine gewisse Aufmerksamkeit zu erregen. Die meinige mag hart und steinig sein, aber sie fusst auf möglicherweise sicheren Fundamenten. Ich bin anfangs gescheitert, als ich Genua betrat, sah mich nach neuen Möglichkeiten um und suchte mir einen neuen Weg. Ich denke, wir sind nicht all zu weit voneinander entfernt, nehme ich doch an, dass ihr nicht nur vom Clan her eine Krone im Namen tragt."

Er erhob keinen Zeigefinger, sondern blieb einfach aufrecht stehen, auch kein Duckmäusern, wie man es von einem Mönch oder einem niedrigeren Rang vielleicht erwarten könnte. Er war Kappadozianier, hohen Blutes und er agierte auch so.

"Liktor werden... Sicherlich denkt ihr, wie andere auch. Auf dieses Amt wird ab und an ziemlich herablassend geblickt. Natürlich sind Herold und Kastellan oder auch Harpiye um einiges gefragter und edler in ihrem Ansehen, aber gäbe es die Liktoren nicht, würde alles im Chaos versinken. Sie arbeiten, sofern sie ihrer Aufgabe wirklich gerecht werden, hart daran, dass andere Kainiten in ihren sicheren Wänden in Ruhe ihrer Aufgabe nachgehen können. Sie wahren die Stille, sie schützen die Domäne des Prinzen zusammen mit der Geissel. Es ist in etwa ähnlich wie die Rolle der Adligen, die auf die Bauern herabblicken, als seien sie nichts wert. Doch woher bekommen denn die Adligen ihre Nahrung? Wer baut denn alles an? Wer züchtet das Vieh? Nicht die Adligen, sondern jene unter ihnen. Bauern, Handwerker und Händler und sogar die Stadtwache, ebenfalls niemand des Adels, sorgen dafür, dass alle anderen sich sicher fühlen und stets wohl genährt sind.
Warum sollte ich also nicht Liktor werden, wenn mir die Stadt und seine Bewohner am Herzen liegen, wenn das Wahren der Stille etwas ist, was ich stets in ehren halte?
Und wer weiss, vielleicht werden meine Ambitionen und meine Überzeugung diesbezüglich noch wo anders hin führen. Vielleicht zum Blutvogt, falls dieses Amt nicht mehr der verehrte Brimir begleitet, vielleicht zum Herold...vielleicht aber auch zu einem Amt, welches ich mir noch nicht ausmalen möchte.
Als Liktor möchte ich eine Schnittstelle sein, jemand, der mit Wissen glänzen kann, nicht mit Klauen oder Fängen. Ich arbeite schon an etwas in der Art und mache es noch nicht einmal am Amt fest. Jemand mit Amt, der es dann nicht begleiten kann, ist schliesslich sinnlos und wird eher belächelt. Also baue ich mir etwas auf, was ohnehin genutzt werden kann und wird und beweise somit, dass ich für eines der Ämter geschaffen bin. Wenn betreffende Schnittstelle anderenorts mehr Sinn macht, lasse ich mich gern davon überzeugen."

Und ja...wenn Galeno beim ersten Treffen noch zurückhaltend wirkte, so sprach er nun offen und sehr überzeugt aus, was seine Gedanken waren. Und tatsächlich hatte er es satt, dass ihn jeder belächelte und wohl davon ausging, dass er es nicht schaffen würde oder als Kappadozianer nicht dafür geeignet schien. Er würde es ihnen beweisen. Er war nicht sein verehrter Ältester, der nur aus einem muffigen Kloster heraus agierte...Galeno wollte in die Sozialgefüge springen und dort seinen Mann stehen oder untergehen. Und das konnte man durchaus spüren, in Haltung, Mimik, Ton und den leuchtenden Augen. Das glimmende Bernstein, wenn die Flamme einer Fackel der zwei Ghule etwas mehr aufleuchtete und diesen honigfarbenen Ton in die Nacht strahlen liess.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo wirkte unbeeindruckt von Galenos kühlem Blick. Erwartungsvoll wartete er auf eine Antwort. Als der Kappadozianer seine Handlungen rechtfertigte, verzog der Lehrmeister zuerst keine Miene. Als die letzten Worte der Überzeugung Galenos Mund verließen kroch so etwas wie ein Lächeln auf sein Gesicht, kalt und nicht besonders ausgeprägt, aber der Ventrue schien zufrieden … oder amüsiert.

„Ich bin erfreut über Eure Wortwahl, mein Freund. Es ist gut zu hören, dass Ihr einen Plan habt, eine Ambition, eine Vision. Die Art und Weise, wie ihr das Amt des Liktors beschreibt ist … erhellend. Ihr habt Recht, dass man Euch auf den ersten Blick nicht so viel Mut und Leidenschaft zutraut. Eure Worte strafen diesen Eindruck jedoch lügen. Diese Überzeugung, dieses Selbstbewusstsein ist es, die unseren Auftritt bestimmen sollten.“

Er kommentierte nicht die fast blasphemischen Worte, die der ehemalige Mönch über den Adel fallen gelassen hatte. Er sah, dass Galeno momentan nicht bereit war für weitere Lektionen. Aber er würde diesen Punkt nicht vergessen.

„Ich hoffe, dass es Euch gelingt, Euer Ziel zu erreichen. Fürwahr, die Anzahl der Liktoren aktuell ist groß. Doch bei dieser gefährlichen Berufung es ist jederzeit möglich, dass sich eine Möglichkeit ergibt.“

Seine Zeigefinger strich über sein markantes Kinn.

„Ich bin sicher Ihr verfolgt weiterhin Projekte, um Euer Profil in Genua zu steigern. Wenn ich Euch dabei unterstützen kann werde ich es tun. Tatsächlich …“ Gasparos Hand kehrte zu seiner Seite zurück, allerdings nicht ohne kurz seine Amulett zu berühren. „Tatsächlich frage ich mich, ob Ihr noch Gelegenheit habt, weitere Kunstwerke anzufertigen? Die Arbeit, die die werte Viscontessa di Braida mir gezeigt hatte, war hervorragend und beeindruckend. Einer meiner Schüler, ein Junge namens Valente, hat ebenfalls bereits in seiner Jugend ein großes Talent für das Malen und Zeichnen bewiesen. Nulla dies sine linea. In der Priesterschule sind seine Fähigkeiten allerdings verschwendet. Ich versuche Anführer zu formen und aus diesem Holz ist er nicht geschnitzt.

Würdet Ihr Verwendung für ihn haben, als förderwürdiger Lehrling?“
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

Beitrag von Nubis »

Der jung erscheinende Kappadozianer nickte auf Gasparos Frage hin. Auf das andere, was vorher kam, ging er nicht ein, denn es waren vorerst fertige Themen, Feststellungen und Floskeln. Nichts, was noch irgeneinen Gewinn zur Zeit bringen würde, würde man sich weiterhin damit aufhalten.
So hatte er es wohlwollend zur Kenntnis genommen, dsnkend kurz den Kopf geneigt und dem neueren Problem gelauscht.

"Ich werde meine Kunst hier sogar ausbauen. Fragt ihr nur wegen eures Schülers, oder noch aus anderem Interesse?"

Fragen sah er den Magister an und wendete dann den Blick etwas ab, liess ihn schweifen.
"Einen eurer Schüler als den meinen ausbilden?"
Kritisch wanderte seine Aufmerksamkeit wieder zurück zu seinem Gesprächspartner.

"Würde jener komplett unter meinem Einfluss stehen, oder bliebe er auch euer Schüler? Ob ich Verwendung hätte, müsste ich sehen. Je nachdem, wie er sich anstellt, wahrscheinlich. Jedoch besitze ich noch nicht die Aufträge oder gar die Räumlichkeiten, um ihn auszubilden. Dies baue ich zur Zeit erst aus."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

„Oh, seid versichert, dass ich es begrüße, wenn Ihr Eure Bemühungen um die Kunst der Domäne verstärkt. Ihr habt ein Auge für Bilder, werter Galeno. Schon Quintus Horatius Flaccus wusste: Malern und Dichtern war es stets erlaubt zu wagen, was immer beliebt. Ein verstecktes Talent wie das des Valente niemanden, wenn es nicht entwickelt wird. Vielleicht benötigt Ihr für Eure eigenen Werke in den kommenden Jahren ein Gesicht, dass nicht wie …“ Erneut zuckten seine Mundwinkel sichtbar. „... in Stein gemeißelt ist? Jemand, der auch in der Öffentlichkeit etwas präsentieren kann?“

Seine rechte Hand beschrieb vor ihm einen kleinen Kreis. „Valente wäre Euer Eigentum. Meine Lehren würde ich nicht weiterführen.

Jedoch … sein voller Name ist Valente Brigori. Er wird immer eine Verbindung zu dieser Familie haben. Sollte er Ruhm erlangen, werden die Brigoris einen Anteil beanspruchen, in den Augen der Öffentlichkeit.“

Nun lächelte er, kalt und humorlos wie es Gasparos Art war. „Ein kleiner Preis, wie ich glaube, für das, was in dem Jungen schlummert. Sollte er Euch enttäuschen, so kann ich eine Rückkehr zu seiner Familie arrangieren. Unbedacht wegwerfen solltet Ihr ihn nicht.“

Kurz runzelte er die Stirn. „Ein Platz, um ihn auszubilden … ich hatte vermutet, dass Ihr und Eure Diener San Marcellino als Zuflucht nutzt. Verzeiht, wenn diese eine falsche Annahme war.“
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

Beitrag von Nubis »

Er nickte ruhig.
„Wegen dem Rückzug vor der menschlichen Gesellschaft mache ich mir so langsam Gedanken. Ja, ein menschliches Gesicht, jemand, der auch am Tage die Arbeiten durchführen kann, wäre daher sehr praktisch. Es ist nicht so, dass ich niemanden habe, aber da ich ohnehin auch etwas schaffen möchte, mit dem die Bildung voranschreiten soll und dies sozusagen die Feuertaufe sein könnte, nehme ich ihn gern zu mir. Ruhm in der Öffentlichkeit ist mir egal.“

Er lächelte freundlich. Noch konnte er es. Noch war nicht alles „in Stein gemeisselt“.

„Vorerst kann ich ihn nach San Marcellino nehmen und dort die Ausbildung beginnen, jedoch ist dies keine langfristige Lösung. Ich möchte nicht all meine Arbeit unter dem direkten Einfluss meines verehrten Ältesten durchführen. Ich hoffe, dass ich bald ein passendes Grundstück finde und dann mit dem Bau beginnen kann. Andere aus ihren Häusern werfen, ist nicht mein...Stil.“
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

„Ich freue mich, dass Ihr dieses Angebot annehmt. Valente wird Euch sicherlich Freude bereiten.“

Gasparo seufzte etwas theatralisch. „Auch ich werde mich in den nächsten Dekaden mit diesem Thema befassen müssen. Mein Name trägt in der Welt der Sterblichen etwas Gewicht, so dass ich meine Reputation als Gelehrter durch ein Verschwinden einbüßen würde.“

Seine Mundwinkel zogen sich bei diesen Gedanken grimmig nach unten.

„Aber es gibt Mittel und Wege, um diesen Problem zu begegnen. Das Agieren durch einen vertrauenswürdigen Stellvertreter ist sicher ein gehbarer Weg.“

Ein wissendes Lächeln kehrte zu seinem Gesicht zurück, als Galeno von einem geplanten Umzug sprach. „Ich wünsche Euch viel Erfolg dabei, eine neue Zuflucht zu finden. Ich kann erahnen, dass die Mauern des Klosters wie ein Verlies erscheinen mögen, in Anbetracht der … Unstimmigkeiten mit dem verehrten Benedetto, die Ihr erwähntet.

Habt Ihr ein bestimmtes Sestieri als neuen Sitz bereits ins Auge gefasst? Kann Euch der Mondsenat vielleicht bei der Beschaffung eines geeigneten Grundstücks helfen?“
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

Beitrag von Nubis »

"Vielen Dank, werter Gasparo." meinte er zu dem ersten Teil der Unterhaltung und gab dieser ein Ende. Auch schien er damit noch etwas anderes abzuschliessen, kam jedenfalls vorerst nicht mehr darauf zurück.
"Der Mondsenat...ihr vergesst, dass mein verehrter Ältester im Senat einen Sitz hat? Und zudem möchte ich meine Wohnstätte nicht innerhalb der Mauern wissen, auch vielerlei Gründen. Ausserhalb ist es angenehmer, ruhiger und weniger Kainiten schlagen sich förmlich um eine Machtposition." Wieder folgte ein Lächeln. Er meinte es vielleicht ernst, vielleicht aber liess er doch etwas Witz dabei erkennen.

Wenig später aber glomm die Gier nach Wissen erneut in seinen Augen. Aufgeweckt und neugierig blickte er Gasparo an.
"Sagt, was sind eure Ziele in Genua, kann man euch irgendwie helfen, unterstützen? Möchtet ihr etwas aufbauen oder eine bestimmte Position erreichen? Vielleicht kann ich mich so für den neuen Lehrling revangieren?"
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo runzelte etwas irritiert die Stirn.

„Werter Galeno, ich habe sicherlich nicht vergessen, dass der verehrte Benedetto ein Teil des Mondsenats ist. Nunquam obliviscar! Ich hatte auch eher an einen der anderen Vertreter gedacht, die Euch über die Möglichkeiten in den übrigen Teilen der Stadt aufklären könnten. Ich wusste nicht, dass erneut Heimlichkeit Euer Ziel ist. Außerdem …“ Er hob seine linke Hand mit einem ausgestreckten Zeigefinger aber auf Brusthöhe schien er es sich anders zu überlegen und unterbrach die Geste. Bei Hände wurden wieder hinter seinem Rücken gefaltet. „... außerdem werden auch die Gebiete im Umland durch den Mondsenat beansprucht, nicht wahr?

Aber Ihr verweilt in Genua länger als ich. Ihr werdet eine gute Entscheidung fällen, was Eure Zuflucht betrifft.“

Auf Galenos Frage reagierte der Ventrue mit einem leichten schütteln seines Kopfes. „Meine Ziele in Genua sind nicht so spezifisch wie die Euren. Ich strebe kein Amt an, welches einen Großteil meiner Nächte einnehmen würde. Ich hoffe, in den nächsten Jahren den Status eines Vassals zu erlangen und dann der höchstverehrten Prinzessin Aurore dienen zu können, so sie es verlangt. Ich erwähnte bereits die Aufgabe Ihrer Majestät, die viel von meiner Zeit verschlingt.

Ansonsten werde ich weiter Wissen anhäufen und eine Generation von Sterblichen formen, die es wert sind sie zu führen und selbst zu leiten.“
Er zuckte mit den Schultern, eher informell für den sonst so rigiden Mann. „Alles weitere wird sich in den kommenden Dekaden ergeben. Ich bin unbesorgt, dass Ihr die … freundschaftliche Geste des Lehrlings zu gegebener Zeit erwidern könnt, ist es doch das, was wir uns hier und schon zuvor in der Villa dei Fiori Rossi zugesagt haben. “

Nun schlich sich auch auf Gasparos Gesicht eine gewisse Neugierde. „Sagt, werter Galeno, habt Ihr Pläne für den Hoftag in 3 Jahren? Werdet Ihr der höchstverehrten Prinzessin ein würdiges Geschenk machen? Wollt Ihr vielleicht gar an jenem Tag um einen Aufstieg in ein Amt bitten?“
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

Beitrag von Nubis »

"Der Mondsenat besteht meines Wissens nach hauptsächlich aus Vertretern, mit denen zu Verhandeln ich mir zur Zeit eher nicht leisten kann. Das hat absolut nichts mit Heimlichkeit zu tun, sondern mit anderen Dingen. Einzig der wohlwerte Kastellan wäre sicher geneigt, mir zu helfen, doch gibt es auch andere Themen, die weitaus wichtiger bisher waren und er ist ebenfalls ein viel beschäftigter Mann. Solange es nicht unbedingt notwendig wird, werde ich solche persönlichen Anliegen nach hinten stellen und vielleicht reichen auch schon die getroffenen Massnahmen. Wer weiss."

Weiteres sagte er nicht zum Mondsenat, zumal sein Blick die nicht ganz vollendete Geste womöglich eingefangen hatte. Er blieb aufmerksam, die Kühle um sie herum unterstrich erneut sein nicht mehr menschliches Dasein.
Seine Lippen waren schmaler geworden, als Gasparo weiter sprach, die Stirn etwas in Falten gelegt.

"Wozu wollt ihr Vasall werden, wenn ihr kein Amt wünscht?"

Er setzte kurz ab und liess die Frage erst einmal eine kleine Weile so im Raum stehen.
Doch dann setzte er nach.

"Ist der Vasalleneid für euch notwendig, um der höchst verehrten Aurore dienen zu können? Ist es nicht ohne möglich?"

Lag womöglich sogar etwas in der Stimme, was einen kleinen Unmut zeigte? Oder eine gewisse Enttäuschung?
Wieder liess er den Blick etwas schweifen, richtete ihn dann noch einmal auf den Horizont.
Ein Nicken bestätigte, dass er sich revanchieren würde, zu gegebener Zeit und mit gleichwertigen Gefallen. Ganz eben im Sinne des kainitischen Brauchs.

"Ich weiss noch nicht, was ich in drei Jahren zum Hoftag vorbringen möchte. Es ist im Grunde mein erster Hoftag, den ich aktiv begleiten werde. Ich war zwar schon auf anderen zugegen, aber...sagen wir so, ich bin froh gewesen so schnell wie nur möglich wieder verschwinden zu können. Mich interessierten die Probleme der Politik wenig. Dieses Mal ist es anders. Jedoch denke ich, muss ich es auf mich zukommen lassen und vor allem die Entwicklung der Lage in der Stadt in den kommenden drei Jahren noch beobachten.
Um ein Amt bitten? Wenn ja, nicht um jenes des Liktors, denn den verehrten Blutvogt somit zu übergehen, ist nicht in meinem Sinne und würde sicherlich dann auch für böses Blut sorgen. Er soll mich in das Amt einsetzen, sonst keiner."

Er setzte erneut ab und dachte nach.

"Um ein Geschenk habe ich mich schon bemüht. Beide, so bin ich mir sicher, werden ein Symbol meines Handelns für Genua darstellen und es ist kein schnöder Tand, den man irgendwo einfach so bei einem Händler erwerben kann."

Er lächelte.
"Es sollte etwas Besonderes für die Hundertjahrfeier sein."

Seine Augen starrten auf das Meer, das Glitzern des Mondlichts auf den weit entfernten Wellen hatte etwas Mystisches an sich. Hatte etwas beruhigendes, so konnte er Gedanken schweifen lassen, aber auch fokussieren.
Und dennoch blieb seine Aufmerksamkeit weiterhin vorrangig bei Gasparo.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1031] Blick auf den Horizont [Galeno, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo senkte sein Haupt minimal, um die Worte Galenos anzuerkennen. „Ich bin sicher, Ihr wisst, was Ihr tut, werter Galeno. Ein neues Heim … ein eigenes Domus zu finden, ist eine wichtige Aufgabe und Ihr werdet die nötigen Schritte mit Bedacht und Sorgfalt wählen.“

Als der ehemalige Mönch auf das Vasallentum zu sprechen kam wirkten auch die Gesichtszüge des Lehrmeisters kühler. Sein prüfender Blick wanderte einmal über die kleinere Gestalt vor ihm, bevor er antwortet. „Ist es das, was Ihr von Eurem Status erwartet? Ein quid pro quo? Ihr leistet den Eid und werdet mit einem Amt belohnt?“ In seinem Tonfall war Missfallen deutlich. „Ich möchte ein Vasall werden weil es mein Ziel ist, als vollwertiger Bewohner der Domäne zu gelten, mit allen Rechten und Pflichten. Als … Gast gilt man als temporär und flüchtig, ein Besucher, der sich an den Früchten des Gastgebers labt. Vielleicht willkommen, aber auf Dauer lästig.“

Er richtete nun einen dünnen Finger auf seine eigene Brust. „Mein Ziel ist Stabilität, Ordnung … Kontinuität. Ordo ab chao. Wie verlogen wäre es, wenn ich nicht auch bereit wäre, meine Treue zum Wohl der Domäne und unserer Herrscherin zu deklarieren?“

Gasparo legte die Hände wieder ineinander. „Und ja, natürlich ist es auch eine Ehre Vasall zu sein für einen Prinzen in dessen Adern das Blut der Könige so mächtig pocht. Intaminatis fulget honoribus! Das sie mich als würdig für einen Treueschwur erachtet wäre wertvoller als das Gold des Priamos.“

Schmallippig schwieg der Ventrue nun für einen Moment. Die Worte Galenos hatten ihm erneut gezeigt, wie unterschiedlich beide Männer doch waren. Schließlich kamen die Kainiten auf den Hoftag zu sprechen.

„Eure Erfahrungen bei den früheren Zusammenkünften werden hilfreich für Euch sein, werter Galeno. Ihr kennt die Würdenträger der Domäne, von denen ich bisher nur einen Teil treffen durfte, und Ihr wisst, wem Ihr wie begegnen könnt. Ich vermute, Ihr habt gar die Bekanntschaft einiger Mitglieder des Clans der Verborgenen gemacht und werdet nicht durch Ihre Entstellungen schockiert sein.“

Kurz rieb er sich über das Kinn und sein Gesicht zeigte, nur für einen Augenblick, Besorgnis. „Ein solches Geschenk, herausragend und Anerkennung findend, suche ich noch. Die Mnemoniden haben mich nicht mit künstlerischem Talent gesegnet und ich bin auch kein Schatzsucher, der im Schmutz der Ruinen unserer Ahnen nach Wertvollem buddelt.“ Mit einem Seufzen und Schulterzucken tat er dieses noch ungelöste Problem ab. „Ihr wählt also eine Gabe, die ein Symbol Eures Handelns ist? Ich hoffe, die höchstverehrte Aurore weiß zu schätzen, dass Ihr am Ehrentag der Glanzvollen einen Bezug zu Euch selbst herstellt.“

Wollte Gasparo hier Zweifel säen oder war es eine subtile Warnung, die Eitelkeit der Regentin nicht zu unterschätzen?

Als Galeno sich wieder dem Meer zuwandte folgte Gasparo dem Blick des Kappadozianers. Er sah Leere, einen Abgrund, der sich ins Nichts erstreckte, unbekannte Tiefen und einen Horizont, der Feinde in der Ferne verbarg. Der Lehrmeister rümpfte einmal die Nase, bevor sein Gesicht wieder den bekannten, selbstsicheren und leicht gelangweilten Ausdruck annahm.

„Noch einmal möchte ich Euch für dieses Treffen bedanken, werter Galeno. Ihr habt mir zahlreiche Erkenntnisse geschenkt und dieser wertvolle Diskurs, dieses Austauschen von Informationen und Gefallen, wird sowohl Euch als auch mir in den kommenden Jahren nützen.“
Gesperrt

Zurück zu „1031“