[1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

[August '19]
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Nubis
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Re: [1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

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Er folgte ihr mit seinem Blick und hörte geduldig zu. Erst, als sie fertig war, sprach er.

"Zuerst einmal zum Weg. Ja, ich wusste nicht, was das Fallen im Weg anrichten könnte, aber der wohlwerte Kastellan ist ein guter Mentor und ich hatte nicht all zu grosse Schweirigkeiten. Auch habe ich erkannt, dass es viel an uns liegt, wie wir die Wege definieren, wie wir unseren Weg dabei betrachten, was wichtig ist und was nicht. Somit ist nicht jeder König gleich dem anderen, auch nicht jeder der Unterpfade gleich dem anderen. Jede Person orientiert sich an den Sünden des Weges, legt aber trotzdem für sich selbst fest, wie er diese meistern möchte oder umgehen will. Ich denke, dass dies auf dem Pfad der Menschlichkeit sicherlich auch der Fall ist.
Mein wohlwerter Mentor meinte, dass die Wege auch ähnlich einer Religion betrachtet werden können. Nicht jeder betet gleich, obwohl er an den selbst Gott glaubt. Und nicht jeder lebt gleich. Ansonsten wären vermutlich viele Priester schon längst als Ketzer dahingestellt worden, oder zumindest als starke Sünder.
Deswegen möchte ich weniger die Wege an sich betrachten und ihr Pro und Contra sehen, sondern eher mehr jene, die ihrem jeweiligen Weg oder Pfad folgen und wie sie dieses definieren.
Ajax ist also nicht gleich Seresa und diese nicht gleich Godeoc, obwohl sie wohl alle den selbsten Weg gehen, werden sie dies auf unterschiedliche Weise tun und sehen auf unterschiedliche Weise auch Angriffe auf ihre Wege. Da ich selbst nun zu jenen gehöre, die sich die Könige nennen, zumindest vom Weg her, so erkenne ich da etwas mehr, was alles dazu gehört.
Seresa kann bösartig werden, was ich auch feststellen musste, wenn man ihre Integrität angreift und sie liest manchmal falsch zwischen den Zeilen, was für sie aber richtig erscheint. Vielleicht basiert alles zwischen euch beiden eben nur auf genau diesen Problemen, dieses ewige "Zwischen den Zeilen Sprechen", was wohl von der Etikette her sehr angebracht scheint, für mein Gefühl aber mehr Probleme bereitet, als wenn man alles einfach klar und deutlich sagen und auch als solches verstehen würde."


Er schüttelte mit dem Kopf.

"Dennoch, das mangelnde Vertrauen gegenüber der Heroldin eurerseits hat hoffentlich nichts mit der Skepsis mir gegenüber zu tun... Ich hoffe nicht, dass ihr denkt, ich missbrauche euer Vertrauen, nur weil ich einen gewissen Umgang mit ihr halte und zu schätzen weiss. Für mich sind das zwei ganz unterschiedliche Sachen. Ihr und Seresa steht auf ganz anderen Ebenen, ganz anderen Möglichkeiten des Vertrauens und der Zusammenarbeit. Ich trenne da strickt."

Sein Blick war nun ernst auf die Viscontessa gerichtet. Ihm schien dies wirklich wichtig zu sein und ja, er wirkte definitiv auch etwas anders, jetzt so aufrecht und mit starrem, sehr festem Blick.

"Ich für meinen Teil habe mich entschieden, wie ich meinen Weg gehen will. Wie jeder auf dem Weg der Könige werde ich beispielsweise herrschen müssen, doch eben dies kann definiert werden und ich werde versuchen eine Richtung einzuschlagen, die eben jener zu schützenden Gemeinschaft hilft."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

Beitrag von Avelina di Braida »

„Ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass jeder die Gebote seines Weges anders angeht.“ erwiderte sie mit ruhiger Stimme, „Doch jene Gebote sind teilweise sehr bindend, wenn man sich nicht verlieren will, und bei manchem Weg vermag dies viel mit unserer gezeigten Haltung... nein, unserem Verhalten im Allgemeinen anzustellen. Letztendlich muss man dem Pfad folgen um nicht dem Tier anheim zu fallen. Es besteht ein großer Unterschied darin, ob man es bändigt, Seite an Seite mit ihm lebt oder ihm schlicht freien Lauf lässt um zu überleben.“
Sie lächelte sacht und fügte hinzu, „Es war durchaus nicht negativ gemeint, in Bezug auf euch. Ihr scheint ungewohnt... nun... lebendig. Zudem ist der Weg der Könige, auf jenem Unterpfad auf dem ihr zu wandeln scheint, einer den ich hoch achte.“

Noch einmal tat sie ein paar Schritte durch den Raum, blieb vor einem anderen Fresko stehen. Dort schüttelte sie sacht die schwarzen Locken, nachdem sie es eine Weile betrachtet hatte.
„Ich habe nicht mit euch ein Problem, werter Galeno. Ich finde es... ausgesprochen mutig, dass ihr euer Vertrauen in jene legt, die offensichtlich gefährlich sind. Seresa und ich waren einst unterschiedlicher Meinung in Glaubensfragen. Ich richtete damals sehr offene Worte an sie und sie konnte eine mir sehr wichtige Frage nicht beantworten.“ der Blick wendete sich wieder gen Galeno, „Damals war das letzte mal ein halbwegs vernünftiges Gespräch möglich. Sehr zu meinem Bedauern – denn ich schätzte sie wirklich, immerhin war sie die erste die mir Genua ein wenig näher brachte – wandelte sich ihr Verhalten mir gegenüber recht plötzlich und ohne Vorwarnung. Es waren keine Kleinigkeiten, derer sie mich beschuldigte. Ihrem Verhalten nach zu urteilen war sie bereit mich zu opfern, ohne einleuchtenden Grund, und ohne Veranlassung. Rein zum Vergnügen. Und ich wüsste nicht, warum sich dies inzwischen geändert haben sollte. Also sagt mir, Galeno: wie soll ich nicht misstrauen? Wie soll ich ohne Furcht offene Worte an ihre Vertrauten richten?“

Sie seufzte leise und fügte hinzu, „Hinzu kommt ihr Clansbruder, zu dem sie aufsieht. Er marschierte in dieses Haus, als wäre er der König der Welt, unterbreitete mir nach einem kurzen Gespräch, dass er mich in seinem Amt als Liktor zum Verhör vorläd, und erwähnte dabei nicht einmal aus welchen Grund. Es dauerte lange bis ich die Antwort darauf erhielt, und es stellte sich heraus, dass er lediglich einem Verdacht folgte, da ich aus Varese stammte. Hat man euch vor den Kader geschleppt aufgrund eurer Herkunft, euch Hochverrat vorgeworfen? Beider verhalten mir gegenüber war weder gemeinschaftstauglich, noch ehrenhaft.“
Ihr Blick war finster geworden. Offenbar gehörten diese Geschehnisse wirklich zu den Dingen, die gegen alles verstießen was ihr teuer und wichtig war.
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Nubis
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Re: [1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Wenn ihr den Pfad achtet, solltet ihr auch wissen, was dieser beinhaltet. Zumindest ansatzweise und vor allem die richtigen Dinge betreffen, oder? Und dennoch misstraut ihr mir?"
Er wirkte tatsächlich etwas enttäuscht.
"Werte Avelina, ihr könnt versuchen zu vertrauen und auf der jeweiligen Vertrauensbasis Partner oder Freunde finden, die eure Sache unterstützen, oder ihr könnt nicht vertrauen. Allerdings solltet ihr euch einig werden, wem ihr wie vertrauen wollt und ich für meinen Teil würde gern wissen, wie es zwischen uns dahingehend aussieht. Hadert ihr mit euren Entscheidungen und eurem Vertrauen, kann ich euch ebenso wenig das meinige zusprechen. Ihr müsst Seresa oder Ajax kein Vertrauen schenken, wenn ihr es nicht wollt, oder sie es eurer Meinung nach nicht verdient haben. Ihr müsst nicht mit jedem gut Freund sein. Und jedem im gleichen Masse vertrauen ist ohnehin ungesund."

Sein Blick lastete auf ihr, die Ernsthaftigkeit noch immer stark zum Ausdruck gebracht.

"Und ja, ich sehe es als Beleidigung meinerseits, wenn ihr mir gegenüber - alleine wegen meines Kontaktes zu ihr - euer Misstrauen aussprecht. Ihr seid die zweite Person, mit der ich mittlerweile solch eine Unterhaltung führen muss, doch ist sie jetzt um einiges ernster für mich, als zur damaligen Zeit noch."

Er räusperte sich. "Was Ajax betrifft, nun, er hatte keinen Grund. Ich ging zu ihm und schenkte ihm die Wahrheit. Er weiss, woher ich stamme und er kennt meine Gründe für die Anreise nach Genua. Ansonsten .... wahrscheinlich hätte ich sonst sicherlich auch irgendwann solch ein Gespräch gehabt, wie ihr es hattet?"
Er zuckte leicht mit den Schultern.
"Ajax, er ist...wie die Axt im Wald. Die Mailänder Methode sozusagen...schaut euch Amalia an, sie ist nicht so viel besser..."
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

Beitrag von Avelina di Braida »

Wieder schüttelte sie die schwarzen Locken.
„Ich misstraue nicht euch. Ich kenne nur die Spiele, die die unsrigen gerne spielen zu gut. Ich gehöre einem Clan an, der diese gerne für sich nutzt. Und deswegen sorge ich mich. Und weil die Seite, die die beiden Brujah mir gezeigt haben alles andere als eine freundliche war. Das geht weit über die Axt im Walde, oder das was ihr die 'Mailänder Methode' nennt, hinaus. Und es ist kein Vergleich zu Amalia. Sie hat mich nie derartiger Dinge bezichtigt, sondern sich die Mühe gemacht mich kennen zu lernen.“

Sie seufzte leise.
„Also nein, es ist nicht meine Absicht euch zu beleidigen, oder euch Misstrauen entgegen zu bringen. Aber ihr müsst auch mich verstehen, dass es mir aufstößt, wenn ihr mögliche Verbündete direkt zu jenen schickt, die mich offensichtlich aus dem Weg haben wollen. Es sei ganz euch überlassen, doch erfreut bin ich darüber nicht, aus vielleicht nachvollziehbarem Grunde. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als mein Unleben.“

Kurz schloss sie die Augen und sammelte sich.
„Ich weiß nicht mit welcher Situation ihr dies vergleicht, und inwiefern ich die Zweite bin, mit der ihr euch solches Gespräch führt. Doch vermutlich gleicht wie gewohnt keine Situation der anderen. Und da ihr nun auf dem Weg der Könige wandelt, solltet ihr ebenso Verständnis für mich haben. Was Seresa zu mir sagte, war ein Angriff auf meine Ehre.“
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Nubis
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Re: [1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Er nannte ihr den genauen Vergleich zur Situation, den er meinte. Sie hatte dies schon einmal von ihm gehört, es war schon etwas her gewesen, hatte es doch noch vor seiner Reise statt gefunden gehabt. Es passte allerdings eben zu jenem Kontext. Dann setzte er noch etwas hinzu.
"Für mich sind jene schlimmer, die freundlich tun, denen man tatsächlich Dinge anvertraut und dann von ihnen hintergangen wird. Mit Ajax und Seresa weiss ich in etwa, woran ich bin und dass Vorsicht geboten ist, anders, als bei vielen anderen. Für mich sind andere viel gefährlicher und stehen einem Gelingen im Wege....nicht so offensichtlich, aber es breitet sich aus und wird von Mal zu Mal schlimmer. Allerdings möchte ich euch damit nicht belangen."

Er sah sie ernst an. "Und bei unserem möglichen Verbündeten konnten wir zwei nicht weiterhelfen. Was bin ich also für ein Verbündeter, wenn ich ihm nicht jemand nenne, der in genau diesem Problemfall vielleicht Rat weiss? Es ging dabei nicht um uns und unsere Sache, sondern ihn und sein Problem. Und ihr könnt es nicht leugnen, sie kennt nun einmal die Stadt und die Kainiten sehr gut und wüsste womöglich Rat. Und er erhielt den Rat von mir, also weisst auch nichts auf unsere Gemeinschaft hin und somit ... sollten die beiden euch feindseelig gegenüber stehen, also sollte sie es wirklich der Fall sein, so hätten sie dadurch noch lange keinen Grund, auch gleich mich anzugreifen. Ausserdem traue ich dem werten Gasparo zu, dass er noch nicht einmal erwähnt, wer ihm dies empfohlen habe oder irgendwas hiervon Preis gibt. Er dürfte in dem jeweiligen Spiel auch schon gut Erfahrung gesammelt haben..."

Dann aber lächelte er sie an.
"Ich habe durchaus Verständnis, dass ihr deswegen übel gelaunt seid, oder verstimmt. Eine Ehrverletzung wiegt schwer, nur ich suchte eben auch genau dieses Gespräch, um zu verhindern, dass diese überschwappt, mehr Schaden anrichtet, als sie eigentlich sollte. Ich war zu euch stets ehrlich und ich empfand es als angebracht, meine Empfehlung auch offen auszusprechen, statt hinter eurem Rücken, was weitaus schwerer wiegen würde."
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

Beitrag von Avelina di Braida »

Nachdem ein paar vertrauliche Worte gewechselt wurden, und sie Galeno durchaus in manchem beipflichtete, nickte sie abermals zu seinen Worten.
„Da habt ihr nicht unrecht. Seresa tat auch sehr freundlich eine ganze Weile. Und auch jetzt verbirgt sie das Gift oft geradezu zwischen den Zeilen. Ich wünschte nach wie vor es wäre anders gekommen. Ich hatte viel Hoffnung in sie, zumal sie eine der wenigen in Genua war, die der Menschlichkeit folgten. Das ist die Krux am Weg der Menschlichkeit. Alle wandern auf ihm, wenn sie in die Welt der Nacht geholt werden, doch wie brüchig ist dieser Weg, und wer weiß, wo der nächste den man einschlägt endet...“ sie winkte ab, „Doch das ist nicht das Thema.“

Sie schritt am Schreibtisch vorbei und ließ die Finger in einem melodischen Akkord über die Saiten der Lyra gleiten, „Das ist ein durchaus logischer Gedankengang, den ihr da habt. Doch in unserer Welt dreht sich alles um Gefallen. Und schickt ihr einen Möglichen Freund, der ein Anliegen hat das ihr nicht lösen könnt, zu einem Feind...“ die nächsten Saiten an denen sie zupfte erschufen eine deutliche Disharmonie zu den vorhergegangenen, „...so mag es gut sein, je nachdem wie wichtig ihm die Sache ist, dass er zu eurem Feind wird um einen Gefallen zu bezahlen. Wie ein Schachspiel, bei dem man drei Züge voraus denken muss. Aber ja, ein solch starker Geist wie der Gasparos wird wohl solchen Händeln nicht zum Opfer fallen. Ich gehe davon aus, dass auch er ein Ehrenvoller Mann ist.“

Sie wandte sich wieder Galeno zu, „Vielen Dank für eure Offenheit. Eine Seite an euch, die ich stets zu schätzen wusste, und weshalb ich euch derart viel anvertraue. Wisset jedoch, dass dies mehr als üble Laune oder Verstimmung meinerseits ist. Wie ich erwähnte, mein Unleben hängt davon ab. Es mag viele geben, mit denen ich in Genua nicht d'accord gehe, allerdings hatte ich nie vor mit jemandem in einen offenen Krieg zu treten.“
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Nubis
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Re: [1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Das eine Thema war beendet, das andere eigentlich auch. Ob Avelinas Angst bezüglich der Gefallen seiner Meinung entsprach, oder nicht, teilte er nicht mit. Lediglich ein Nicken war zu erkennen.
"Mein Leben hängt teilweise von den Informationen ab, die Amalia über mich besitzt..." er seufzt. "Im Grunde müsste ich sie, wenn ich klug wäre, eigentlich ausschalten, aber ich bin eben nicht so jemand...und ich denke auch nicht, dass ihr beide in einen offenen Krieg geht... geht euch doch einfach mehr oder weniger aus dem Weg." Er schmunzelte.

Aber dann zuckte er mit der Schulter. "Aber noch einmal zurück zu meinem Weg...ich denke nicht, dass ihr euch Sorgen machen müsst. Tatsächlich lässt der Weg mehr zu von dem, was ich damals durchaus..mhh..."
Er wirkte wieder etwas ernster. "Wisst ihr, ich war nicht immer der vollkommen in sich zurückgezogene Mönch, still ja..aber in meiner Jugend hatte ich Freundschaften im Kloster und mochte die Gesellschaft durchaus...ab und an...und nicht von jedem, aber immerhin. Das hat sich nach einem Vorfall gewandelt und dann wurde ich gewandelt. Und das Unleben verblieb dann so, der Verlust der Menschlichkeit und so weiter. Es passte einfach gut zusammen, ging fliessen ineinander über. Aber ich hatte die Jahre auf meiner Reise auch viel zum Nachdenken und Überdenken. Ich denke, ich könnte wieder gesellschaftsfähiger werden. Ganz ist es nie weg gewesen, viele Werte hatte ich mir stets erhalten, nur die Gefühle nicht. Auch weil der alte Weg dies nicht zuliess, weil es abtrainiert wurde. Nur ich denke, man kann es auch wieder zurücktrainieren oder neu lernen."

Er wusste nicht ganz, ob sie verstand, was er damit meinte und wartete lieber erst einmal ab.
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie fixierte einen Punkt in der Leere, in ihren eigenen Gedanken versinkend bei den ersten Worten. Und ja, sie sah ein wenig besorgt dabei aus. Beim zweiten Satz wanderte der Blick zu ihm und sie schlang die Arme um den Körper, als würde sie frieren. Vorsichtig nickte sie.
„Ich... denke ich verstehe was ihr meint. Und so einfach ist das nicht. Ich möchte nicht schlecht von ihr denken, doch gemessen an ihrer Naivität weiß sie viel zu viel, auch über mich und meine Gewohnheiten. Ich unterstelle ihr da nicht einmal Böswilligkeit. Auch wenn ich das vielleicht sollte. So oder so scheint das Kind bereits in den Brunnen gefallen.“

Eine Weile schien sie diesen Gedanken noch Sorgenvoll hin und her zu wälzen, bevor sie den Kopf schüttelte, „Ich mache mir keine Sorgen um euch. Ihr wirkt... als hättet ihr euren Weg gefunden. Es steht euch. Es ist nur ein klein wenig... Gewöhnungsbedürftig.“ sie lächelte schwach, wobei ihr Blick doch etwas zweifelnd an ihm entlang ging, als er von Gesellschaftsfähigkeit sprach. Er hatte nach wie vor dieses kränkliche, hagere Aussehen, was es ihm sicher bei ernsthaften Verhandlungen nicht leicht machen würde, gerade im Umgang mit Sterblichen.
Ihr Zögern war deutlich zu bemerken, als sie versuchte die passenden Worte zu einer Antwort zu formen.
„Das Tier in uns... ist nie verlegen um seine negativen Gefühle. Für uns ist es jedoch viel schwerer uns an die positiven Gefühle im Ausgleich zu erinnern. Und sie machen uns verletzlich, etwas das viele der unsrigen nicht wollen. Es könnte Dinge... kompliziert machen. Und ja, das tut es. Aber was bleibt von uns, wenn wir uns nicht erinnern? Was nutzt uns der Segen der Unsterblichkeit – zumindest bis man uns tötet – wenn wir die guten Dinge die das Leben bietet vergessen?“ sie lachte leise, „Nun, ich bin kein Alain. Ich versuche nicht das Unleben in allen Zügen und Facetten zu genießen. Es gehört Fleiß dazu, eine Belohnung muss man sich verdienen. Aber ich bin dennoch der Meinung, dass es ein Segen ist, der uns zuteil geworden ist, und wir nur noch nicht gelernt haben entsprechend dankbar dafür zu sein. Allerdings sind Emotionen etwas sehr menschliches. Wie gedenkt ihr diese... wieder zu erlernen? Ein interessantes Unterfangen. Oder geht es euch darum Emotionen zu imitieren Aufgrund eurer Werte?“
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Re: [1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Also Gefühle waren auch auf meinem alten Weg nicht gänzlich verboten, werte Avelina. Man durfte sich von jenen nur nicht stetig beherrschen lassen, sondern musste sie beherrschen und das wird auch jetzt noch der Fall sein, aber in einem anderen Umfang. Ich habe ein wenig das Gefühl, dass ich so mehr das Unleben geniessen könnte, als vorher, zumindest in diesem Umfeld. Und bisher misse ich nichts. Mein altes Unleben ist vorbei gewesen, als ich Genua betrat und ein zweites, neues begann und somit bedurfte es auch eines Weges, der dazu passte. Nun muss ich entscheiden, was ich draus mache, denn die Richtung ist klar. Ich möchte einer jener sein, die man gern unterstütz und denen man gern folgt.
Mir geht es weniger Emotionen zu imitieren, sondern eher darum, sie wieder mehr zu verstehen und zu erzeugen. Natürlich werde ich selbst auch jene mir besser aneignen müssen, vor allem jene, die stark vernachlässigt wurden. Ich rede vor allem aber auch nicht von den Menschen, sondern eher den Kainiten, wenn ich von der Gesellschaft spreche. Die Menschen..nun, die werde ich irgendwann meiden müssen, denn ich muss doch jetzt schon aufpassen, dass die Stille nicht all zu sehr gebrochen wird. Und doch werde und kann ich natürlich Einfluss auch auf die menschliche Gesellschaft nehmen, durch andere Menschen, die mir stets treu ergeben sind."


Er räusperte sich wieder.

"Aber sprechen wir doch nicht weiter vom Weg, denn das wird sich entwickeln und ich denke, ihr habt vorerst auch genug Einblick erhalten. Sehen wir, was die Zukunft bringt.
Ausserdem gibt es da noch ein weiteres Thema, welches ich mit euch besprechen wollte. Nämlich das Ergebnis meiner Reise. Oder interessiert es euch nicht?"


Klar, war es eine rhetorische Frage und Galeno scherzte damit ein klein wenig. Wahrscheinlich war Avelina recht gespannt, was denn nun ihr Brief ergeben haben möge, oder was er generell erreicht hatte. Trotzdem wartete er ab, wollte etwas Spannung aufbauen.
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Avelina di Braida
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Re: [1031] Klopf, Klopf... Jemand zu Hause? [Avelina, Galeno]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie lauschte aufmerksam. Das Wissen über die Wege war interessant für sie. Er sprach von Beherrschung, während Arash von etwas völlig anderem sprach, wenn er von seinem Weg erzählte.
Mit zur Seite geneigtem Kopf schien sie dann doch etwas nachdenklich zu werden.
„Hm... Es gibt wohl nur wenige in unseren Reihen die es so sehen wie ihr. Aber ich bin froh, dass ihr das tut. Doch wie ihr wollt, sprechen wir nicht weiter von den Wegen, wenngleich ich es äußert spannend finde. Kaum jemand spricht gerne darüber, warum verstehe ich allerdings nicht.“ sie hob sacht die Schultern, „Vielleicht würde es uns helfen uns ein wenig besser zu verstehen. Zudem scheinen die meisten einen anderen Weg zu benötigen als die Menschlichkeit... auf lange Sicht. Und keiner von uns kann wollen, dass irgendwer der Raserei verfällt und die Stille dadurch gefährdet.“

Ein wenig mitleidig blickte sie ihn an, als er davon sprach die Sterblichen meiden zu müssen, „Wie soll das gehen? Ihr müsst euch nähren, und man sollte niemals ganz die Verbindung zu den Sterblichen verlieren. Ich meine... es braucht jene die am Tage auf euch achten und sich um eure Geschicke kümmern, wenn ihr es nicht könnt. Es sei denn.... oh.“ ihr kam wohl das erste mal der Gedanke, dass es im Bereich des Möglichen lag, dass die Kappadozianer sich deswegen zu ihrem eigenen Clan hin orientierten. Sie senkte verlegen für ein paar Momente ihren Blick.
„Vielleicht... ich meine... womöglich gibt es Wege dies zu umgehen? Ihr... solltet danach forschen. Das hört sich nach einer wirklich lohnenswerten Forschung an.“

Sie seufzte ein wenig, „Die Stille... ja... Nun, diese Brüche schaffen manche von uns noch auf ganz andere Weise. Und nach dem letzten Ereignis in dieser Richtung das ich erleben durfte...“ tatsächlich grummelte sie leise, als würde sie einen Fluch unterdrücken, „Ich habe immer noch Angst, dass sich daraus noch ein Fiasko entwickeln könnte.“
In dem Versuch auf andere Gedanken zu kommen blickte sie dann doch sehr neugierig zu ihm und hob überrascht die Brauen.
„Das Ergebnis eurer Reise? Ihr meint ihr habt jemanden... erreicht?“ sie wirkte tatsächlich überrascht, wenngleich auch etwas verhalten.
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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