[1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

[August '19]
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Angelique
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[1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Der kleine Harkekin kam tatsächlich drei Nächte später zu dem Gasthaus. Da die tollen Tage noch nicht zuende waren, fiel die kleine maskierte Gestalt kaum auf.

Auch der Gerüstete, der die kleine Gestalt begleitete, war maskiert, so man das Visier aus Kettengeflecht, das unter einem Tellerhelm das Gesicht verdeckte, als Maske bezeichnen mochte. Nur kalte Augen stachen daraus hervor.

Kettenrüstung, Drachenschild, Armbrust, Schwert und einer dieser neumodischen Dolche vervollständigten das Bild eines erfahrenen Söldners aus dem Herzogtum Franzien im Nordosten des Frankenlandes.
Der tropfenförmige Schild war mit Leder bezogen und man konnte keine Farben oder Bemalungen erkennnen.

So betrat das sehr ungleiche Paar die Gaststätte.
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Alain le Beau
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Re: [1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

Beitrag von Alain le Beau »

Das Gasthaus zu finden, stellt kein großes Problem dar. Es liegt günstig an der großen Straße durch Staglieno. Allerdings müssen Angelique und ihr Begleiter erst einmal um einen hölzernen Zaun herumwandern, der mit mehr als zwei Metern Höhe dem dahinter liegenden Gebäude Schutz bietet. Das Gasthaus an sich ist gebaut wie ein L, mit einer breiten Front, an der die Schankstube und die Ställe liegen, und einem Anbau jüngeren Datums, der sich in den hinteren Teil des Grundstückes erstreckt.

Am Eingang steht ein Kerl mit brutalen, wenngleich nicht unattraktiven Gesichtszügen, der die beiden mustert. Dann tritt er kommentarlos zur Seite und lässt sie eintreten.

Schon als sie über die Türschwelle tritt, hat die kleine Malkavianerin das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Das Gasthaus ist vergleichsweise leer - und die Gestalten, die an den Tischen sitzen, sind ausnahmslos Männer. So weit, so erklärbar. Doch als die beiden eintreten, verstummen für einen Moment alle Gespräche. Einige der Kerle richten sich auf, andere führen ihre Hände an ihre Hüftgegend. Auch tragen sie Lederrüstungen. Es ist beinahe so, als sei Angelique in eine Versammlung einer der Stadtwachen geplatzt. Aber welche Stadtwache trägt Türkis mit Wellenmustern? Und warum sprechen einige von ihnen solch fremde Zungen, welche die Malkavianerin eher im Nordwesten ihrer Heimat verortet hätte?

"Angelique", sagt eine leise Stimme. "Willkommen." Alain sitzt an einem Tisch in der Mitte, flankiert von zwei weiteren Gestalten. "Bitte, setzt euch." Die Hände des Tzimisce sind auf dem Tisch gefaltet und Angelique kann die weißen Stellen an der ansonsten rosigen Haut sehen, dort, wo er sie fest zusammenpresst.
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Angelique
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Re: [1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Ich bin die Pechmarie", erklang es unter der hölzernen Teufelsmaske. "Angelique ist ein Name, der in die Welt ohne Larve gehört. Ein langweiliger Name für die Fastenszeit. Ein Name für brave Kinder, die ihre Näschen in Bücher stecken und nicht in Bruchen und Kleider."

Sie schaute sich um, bevor sie sich sich auf die Bank am Tisch dem Gastgeber gegenüber setzte.
Hinter sie stellte sich der Gepanzerte, langsam die Blicke über die Horde der Gedungenen aus seiner Heimat wandern lassend. Mit dem Ortband seines Schwertgehänges zu er einen imaginären Halbkreis um sich und Angelique, den zu überschreiten, Tod bedeuten würde.
Ein gepanzerter, tollwütiger Wolf, aber sehr viele hungrige Hunde.

"Ich danke, Euch für die Einladung, wohlwerter Paradisier", sagte Pechmarie unbekümmert angesichts der Horde Bewaffneter.
"Ich hatte eigentlich auf eine ausgelassene Feier gehofft und nicht auf die Versammlung des Heerbanns von ganz Maine. Wenn ich mit all denen Spaß haben soll, fühle ich mich am Ende wie eine Scheune, bei der man die Tore vergessen hat einzubauen."

Sie schaute mit den ausdrucksstarken Augen aus den Löchern der Maske auf den steifen Drachen vor sich. Es lag eher Milde und Wärme darin, jedenfalls keine Angst oder gar Feindseligkeit.
"Ich verstehe, dass Ihr Probleme mit dieser frigiden und bigotten Angelique hattet. Aber das ist sehr lange her. Sie hat eine lange Nacht darüber geschlafen und will keinen Streit mehr. Sie will das Unleben genießen."
Bei diesen Worten war sie leise und ernst.

"Und was Pechmarie angeht", fuhr sie fröhlicher fort, "so freut sie sich über einen Drachen aus der Heimat, der das Leben wie sie zu genießen vermag."
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Alain le Beau
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Re: [1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ich hörte, ihr wäret verschwunden", erwidert der Drache leise. "Ich muss gestehen, dass mich die Vorstellung nicht gerade traurig gestimmt hat. Im Gegenteil. Aber dann taucht ihr wieder auf." Er kneift die Augen zusammen, skeptisch. "Zugegeben, ich hätte euch fast nicht wiedererkannt, wie ihr da herumgetollt seid. Und daher frage ich mich: Was ist der Sinn dieser Scharade?"

Seine Kiefer mahlen, während er die kleine Gauklerin studiert. "Bei unserem letzten Gespräch seid ihr in Raserei verfallen, bei der bloßen Andeutung, ich könne eure Schützlinge verführen. Und dann habt ihr die halbe Stadt auf Rothaarige gehetzt, auf Sünder und Teufel. Soll ich euch erzählen, was sie mit einem von ihnen im Hafen gemacht haben? Was ich beobachten konnte? Es war recht amüsant." Er lacht, aber es ist ein Lachen ohne Freude. "Und jetzt wollt ihr mir erzählen, dass ihr die Freuden des Unlebens für euch entdeckt habt. Pechmarie - dass ich nicht lache."

Alain beugt sich vor und sieht der Malkavianerin direkt in die Augen. "Ich bin dem Rat des wohlwerten Ilario gefolgt. Er hat mir nahegelegt, euch in Frieden zu lassen. Ihr wäret zu gefährlich." Er legt den Kopf leicht schief. "Ihr seht, ich suche ebenso wenig den Streit wie ihr, Gottesdienerin." Es klingt wie ein Fluch, dieses Wort. Alain spuckt es beinahe aus. "Ihr könnt also euer Schauspiel beenden. Denn dieses Publikum nimmt euch die Rolle der Sünderin nicht ab."
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Re: [1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique zuckte mit den Schultern. "Wir sind alle Sünder vor dem HErrn. Und wir Vampire sind auch noch von IHm verflucht. Ich bin nicht besser als Ihr, Ihr nicht schlechter als ich - vermutlich eher umkehrt. Ihr seid unschuldig wie der Wolf oder der Bär in Eurer Art und erfüllt Eure Aufgabe - und das wahrscheinlich viel besser als ich."

Sie lachte fröhlich. "Ihr denkt, dass das hier eine Scharade sei? Nun das kommt daher, dass wir einander aus dem Weg gingen, sonst wüsstet Ihr, dass ich meine Masken lebe und nicht spiele. Ich bin nicht nachtragend, aber könnte es verstehen, wenn Ihr es seid.

Das wäre allerdings schade, denn ich wäre wirklich interessiert, gute Beziehungen mit Euch zu haben. Ihr seid soviel zugänglicher als der wohlwerte Toma"
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Alain le Beau
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Re: [1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain sieht die kleine Gauklerin an, als habe sie ihm ins Gesicht geschlagen. "Ich erfülle meine Aufgabe?" Er erhebt sich langsam, stützt sich mit den Fäusten auf der Tischkante ab. "Meine... Aufgabe?" Ein wahnsinniges Grinsen, mit dem sich Angelique sicher gut identifizieren kann, erscheint auf seinem Gesicht. "Sagt mir, werte Angelique, wessen Aufgabe ich erfülle. Ich bitte euch."

Die Männer an den Tischen erheben sich. Einige greifen zu Speeren, die an der Wand lehnen.
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Re: [1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Ich... verstehe...", meinte Angelique und nahm die Maske ab. "Nur eine weitere Falle also. Ermüdend!"

Dann stand sie auf und wandte sich zum Gehen. "Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, Drache, selbst wenn sie nur kurz währte. Wir leben in hektischen Zeiten und ich will Euch nicht weiter von Euren Pflichten abhalten."

Sie begann zur Tür zu gehen. Der gepanzerte Krieger hatte nicht wie der disziplinlose Pöbel, der das uralte Gastrecht offen missachtete, seinerseits zur Waffe gegriffen, sondern stellte sich nur als Schutzschild zwischen seine Herrin und die Meute.
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Re: [1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ermüdend? Ermüdend sind eure Beleidigungen." Alain beißt die Zähne aufeinander und beherrscht sich mühsam. "Ihr gaukelt mir etwas vor, lasst euch einladen. Dann sprecht ihr von guten Beziehungen - und nennt mich im selben Atemzug als Aufgabenerfüller Gottes? Und nun behauptet ihr, ich - ich! - würde euch eine Falle stellen?"

Er hebt die Hand und die Wachen lassen die Waffen sinken. "Ich verstehe euer Spiel nur zu gut. Ihr werdet mich nicht... dazu bringen, die Kontrolle zu verlieren." Der Tzimisce kneift die Augen zusammen, dann lacht er leise. "Aber es wäre eine ganz herrliche Rache gewesen, für das Elysium damals. Ja. Ihr seid eine geschickte Fallenstellerin. Und eine, mh, passable Tänzerin." Für einen Moment lässt die Spannung im Raum nach. Nur ein wenig.

"Nun", fährt Alain fort, während er sich wieder setzt. Sein Gesichtsausdruck ist ausgesprochen freundlich - eine Maske, die der von Angelique kaum in etwas nachsteht. "Ihr wollt gute Beziehungen. Was schwebt euch vor?"
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Re: [1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique blieb stehen und drehte sich wieder um. "Als erstes wäre ein Waffenstillstand angemessen. Da ich gute Beziehungen mit anderen, die dem heidnischem Hedonismus frönen, unterhalte - bessere zumindest als zu manch Gläubigem- wollte ich auch mit Euch ein gutes Verhältnis anstreben - und sei es nur, damit meine Freunde nicht in Gewissensnöte kommen, zu wem sie halten sollen.

Ich hatte ehrlich gehofft, beim größten Feierdrachen in den tollen Tagen Entspannung zu finden und ungestört meinem Ahnherren zu huldigen, dem diese Tage geweiht sind. Aber wir können wohl beide aus unserer Haut. Keine Ruhe und Heiterkeit für die Verdammten. Wir starteten auf dem falschen Fuß und das ist wohl nun unser Schicksal.

Aber wir müssen unsere Zeit ja nicht damit vergeuden, uns gegenseitig das Unleben schwer zu machen. Zumindest können wir ja nebeneinander exstieren, wenn schon nicht miteinander."
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Re: [1031] Das Gasthaus vor den Toren [Alain, Angelique]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ein Waffenstillstand? Dafür müsste ich die Waffen erhoben haben." Alain verschränkt die Arme. "Ich habe jedenfalls keinen Mob auf teufelsdienende kleine Mädchen gehetzt. Wie viele Unschuldige dabei gestorben wären, ts-ts-ts..." Mit falschem Bedauern schüttelt er den Kopf. "Habt ihr euch jemals dafür verantwortet, Pechmarie, oder Angelique, oder wie auch immer ihr euch nennt? Vor eurem Gott? Vor der Herrscherin? Oder vor mir als Geschädigtem? Ich denke, eine formale Entschuldigung wäre ein guter Start für dieses... Miteinander, nicht wahr?" Er hebt die Hand. "Im geeigneten Rahmen, natürlich. Nicht hier und jetzt."

Dann denkt er nach und zuckt mit den Schultern. "Für Entspannung seid ihr jedenfalls an der richtigen Adresse und ich schätze eure, mh, Offenheit gegenüber Andersdenkenden. Vielleicht besteht Hoffnung für euch. An welche Art der Entspannung hattet ihr gedacht?"
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